UT Unterricht Advance Organizer

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Umsetzungstipp Advance Organizer

An das Vorwissen der Teilnehmenden anknüpfen

Publikationsreihe «Umsetzungstipps – Unterrichtsmethoden»

In unserem Vademecum «ÜberUnterrichten» haben wir die Herausforderungen kompetenzorientierter Unterrichtsmethoden vorgestellt und ein Spektrum verschiedener Unterrichtsmethoden aufgezeigt, mit denen Sie Handlungskompetenz in Ihren Unterricht integrieren.

Im Fokus stehen dabei:

> Methoden, um Lernvoraussetzungen zu schaffen

> Methoden zur Vermittlung und Sicherung von berufsrelevantem Wissen und Verständnis

> Methoden zur Vermittlung, zur Anwendung und zur Wissenssicherung von Vorgehensweisen, Fertigkeiten und Techniken

> Methoden zur Förderung und Reflexion des persönlichen, berufsbezogenen Erfahrungswissens

> Methoden zur Festigung von beruflicher Erfahrung

> Methoden, um Auswertung und Abschluss zu gestalten

Die Umsetzungstipps knüpfen an das Vademecum an und vertiefen jeweils eine darin aufgeführte Unterrichtsmethode.

Fokus der Umsetzungstipps – sie tragen ihn bereits im Namen – ist die Umsetzung. Während im Vademecum vor allem das Was ins Zentrum gestellt wurde, so geht es in den Umsetzungstipps nun um das Wie der zentralen Unterrichtsmethoden.

Wir hoffen, Ihnen mit den Umsetzungstipps wertvolle, praxisnahe und vor allem hilfreiche Impulse für die Umsetzung der Unterrichtsmethoden geben zu können.

Anhand des Advance Organizers führt die Lehrperson bzw. der/die Kursleiter/in die Teilnehmenden in das Thema ein, indem er/sie in wenigen Minuten die wichtigsten Begriffe, Konzepte, Aspekte oder spezielle Problemstellungen eines Themas aufzeigt.

Beim Advance Organizer handelt es sich um eine im Voraus (advance) gegebene Lernhilfe, die Fachinhalte strukturiert und sortiert (organizer). Der Advance Organizer ist somit eine geeignete Unterrichtsmethode, um das Vorwissen und die Erfahrungen der Teilnehmenden zu aktivieren und mit den neuen Inhalten zu vernetzen.

Die Idee des Advance Organizers stammt vom Psychiater David Ausubel (1974). Ausubel vertrat die Theorie, dass die Einführung in ein neues Thema nur dann einen Lernfortschritt für die Teilnehmenden bringt, wenn die neuen Inhalte passgenau an ihre Vorkenntnisse und Denkstrukturen andocken können. Gemäss Ausubel gelingt diese Vernetzung, wenn der Einstieg anhand von besonders klarem und verständlichem Unterrichtsmaterial gestaltet wird.

Der Advance Organizer nimmt damit eine zentrale Prämisse des konstruktivistischen Lernverständnisses auf – Neues wird mit Vorhandenem verknüpft. Mit diesem Vorgehen konstruiert sich jede Person ihren individuellen Wissensbestand.

Folgende Literatur ermöglicht einen theoretischen Einblick in die Unterrichtsmethode:

Frey, K. & Frey­Eiling, A. (2010).

Ausgewählte Methoden der Didaktik.

Zürich: vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich.

Ausubel, D. (1974).

Psychologie des Unterrichts. Band 1 und 2.

Stuttgart: Klett­Cotta.

anforderungen an die unterrichtsmethode

Für Teilnehmende ist es zentral, dass sie beim Einstieg in ein neues Thema an ihr persönliches Vorwissen und ihre individuellen Erfahrungen und Fertigkeiten anknüpfen können.

Denn dadurch …

> fühlen sich die Teilnehmenden sicherer im Thema, weil sie entscheidende Themenaspekte bereits kennengelernt haben,

> fällt den Teilnehmenden der Einstieg ins neue Thema leichter und dadurch

> sind sie eher motiviert, sich mit dem Thema zu beschäftigen,

> fühlen sich die Teilnehmenden ernst genommen und abgeholt von der Lehrperson,

> können allfällig vorhandene Missverständnisse frühzeitig geklärt werden.

Beim Erstellen eines Advance Organizers sollte nach folgenden Merkmalen vorgegangen werden:

> Nur bekannte Begriffe, Überlegungen, Modelle usw. verwenden

> Neues mit Bekanntem erklären

> Die neuen Inhalte allgemein und anschaulich (z. B. anhand bildlicher Analogien) darstellen, dabei nicht ins Detail gehen

> Sich auf eine Aussage beschränken

> Das Gesagte anhand von Bildern, Grafiken und Illustrationen plastisch machen

Der Advance Organizer lässt sich in unterschiedlichen Formen erstellen. Möglich sind die folgenden Varianten:

> Als mündlicher oder schriftlicher (kurzer) Lehrtext oder Zusammenfassung

> Eine Illustration, ein Bild, ein Foto

> Eine Übersichtsgrafik

> Eine Concept Map

> Das Schildern einer Alltagssituation, einer Geschichte

Den Kern des Themas treffen Trotz aller Allgemeinheit und Anschaulichkeit: Der Advance Organizer sollte das Thema konkret aufzeigen: Lehrpersonen bzw. Kursleitende sollten sich nicht scheuen, den wirklichen Kern des Themas (des Problems) im Advance Organizer zu benennen. Hier liegt auch die eigentliche Schwierigkeit für die Lehrenden: in eigenen Worten den zentralen Aspekt eines Themas kurz und präzise zu erläutern.

Der Advance Organizer sollte nicht bereits alle Facetten eines Themas aufzeigen. Vielmehr sollte vorgängig eine Auswahl an Begriffen festgelegt werden, die beim Advance Organizer thematisiert werden.

Auf eine gute Vorbereitung kommt es an Ein paar lockere Stichworte und Begrifflichkeiten für den Advance Organizer aneinanderzureihen genügt nicht. Mündlich formulierte Sätze sollten vorgängig sorgfältig überlegt, grafische Darstellungen oder Gegenstände genau geplant werden. Dabei sollten Substantivierungen möglichst vermieden und Metaphern nur dann eingesetzt werden, wenn sie auch einen Mehrwert für die Lernenden bringen.

Im Gegensatz zu einer chronologischen Darstellung des Themas, wie man sie in einem Fachbuch vermutet, stellt ein Advance Organizer inhaltliche Strukturen und Zusammenhänge des Themas dar. Ziel jedes guten Advance Organizers ist es, dass die Lehrperson bzw. der/die Kursleiter/in das neue Thema in einer klaren und verständlichen Form erläutert. Die Lehrperson benutzt dabei (Umgangs­)Sprache, bei der sie ausschliesslich Begriffe verwendet, die die Teilnehmenden verstehen. Durch diese Vernetzung von Vorkenntnissen und neuen Fachinhalten können die Teilnehmenden bereits früh im Lernprozess ein Grundverständnis für das Thema entwickeln.

Immer wieder auf den Advance Organizer zurückgreifen Der Advance Organizer ist eine Unterrichtsmethode, die sich insbesondere für den Einstieg in ein neues Thema eignet. Nichtsdestotrotz können Lehrende und Teilnehmende während des Lernprozesses immer wieder auf den Advance Organizer zurückgreifen. So haben sich die Teilnehmenden vielleicht zu Beginn des Themas anhand eines grafisch gestalteten Advance Organizers ein Bild des Inhalts gemacht. Dieses Bild kann die Lehrperson im fortlaufenden Lernprozess laufend differenzieren und die Inhalte vertiefen.

Herausgeberin

Ectaveo AG

Riedtlistrasse 15a CH-8006 Zürich info@ectaveo.ch www.ectaveo.ch

Autorin

Ectaveo AG

Gestaltung und Satz dezember und juli gmbh www.dezemberundjuli.ch

Auflage 2. Auflage, 2025

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