UT Unterricht Interview

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In unserem Vademecum «ÜberUnterrichten» haben wir die Herausforderungen kompetenzorientierter Unterrichtsmethoden vorgestellt und ein Spektrum verschiedener Unterrichtsmethoden aufgezeigt, mit denen Sie Handlungskompetenz in Ihren Unterricht integrieren.

Im Fokus stehen dabei:

> Methoden, um Lernvoraussetzungen zu schaffen

> Methoden zur Vermittlung und Sicherung von berufsrelevantem Wissen und Verständnis

> Methoden zur Vermittlung, zur Anwendung und zur Wissenssicherung von Vorgehensweisen, Fertigkeiten und Techniken

> Methoden zur Förderung und Reflexion des persönlichen, berufsbezogenen Erfahrungswissens

> Methoden zur Festigung von beruflicher Erfahrung

> Methoden, um Auswertung und Abschluss zu gestalten

Die Umsetzungstipps knüpfen an das Vademecum an und vertiefen jeweils eine darin aufgeführte Unterrichtsmethode.

Fokus der Umsetzungstipps – sie tragen ihn bereits im Namen – ist die Umsetzung. Während im Vademecum vor allem das Was ins Zentrum gestellt wurde, so geht es in den Umsetzungstipps nun um das Wie der zentralen Unterrichtsmethoden.

Wir hoffen, Ihnen mit den Umsetzungstipps wertvolle, praxisnahe und vor allem hilfreiche Impulse für die Umsetzung der Unterrichtsmethoden geben zu können.

Das Interview ist eine Methode zur Wissenssicherung, die die Auseinandersetzung mit dem Lernstoff und die Kommunikationsfähigkeit der Teilnehmenden fördert. Die Methode kann immer dann angewendet werden, wenn Vorwissen aktiviert, Interessen abgefragt oder Inhalte reflektiert werden sollen.

Im Interview tauschen sich die Teilnehmenden im Tandem über das neu Gelernte aus. Sie befragen sich dabei gegenseitig zu einem oder mehreren Themen, die von der Lehrperson vorgegeben werden. Typischerweise geht es darum, dem Gegenüber die zentralen Themeninhalte auf verständliche Art und Weise zu erklären und dabei zu prüfen, ob man das Thema selbst verstanden hat. So findet eine aktive Auseinandersetzung mit Gelerntem, Vorwissen, Einstellungen, Erfahrungen oder Meinungen statt. Ausserdem können die Teilnehmenden das Interview auch als Selbstkontrolle nutzen.

Das Interview wirkt im Unterricht als Produkt, das die Teilnehmenden herstellen. Da die Teilnehmenden aktiv an der Unterrichtsgestaltung beteiligt sind und das fertige Interview als ihr Produkt und ihren Erfolg sehen können, entsteht eine motivierende Wirkung. Zudem können Misserfolge beim Lernprozess nicht auf andere Teilnehmende oder die Lehrperson abgeschoben werden. So wird den Teilnehmenden die Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess deutlich gemacht.

Die Interview­Methode unterstützt das forschende Lernen. Der Begriff des forschenden Lernens geht auf Huber (2009) zurück: «Forschendes Lernen zeichnet sich vor anderen Lernformen dadurch aus, dass die Lernenden den Prozess eines Forschungsvorhabens, das auf die Gewinnung von auch für Dritte interessanten Erkenntnissen gerichtet ist, in seinen wesentlichen Phasen […] (mit)gestalten, erfahren und reflektieren.» (Huber 2009)

Weiter fördert das Interview die Methodenkompetenz. So trainieren die Teilnehmenden nebst Fragetechniken und Zuhören auch das Planen, Durchführen und Auswerten ihrer Resultate sowie das verständliche Erklären von Konzepten und Themen (Böddicker et al. 2016).

Folgende Literatur ermöglicht einen theoretischen Einblick in die Unterrichtsmethode:

Böddicker, N., Hauch, H., Rubens­Laarmann, A., Wilhelm, S., Karsten, N., Hofer, M. & Prinz, J. M. (2016). Methodensammlung.

Universität Düsseldorf. Abgerufen am 27. Mai 2020 unter https://www.diversity.hhu.de/fileadmin/redaktion/ Diversity_Portal/Dateien/Methodenbuch_Stand151216.pdf

Bundeszentrale für politische Bildung (2004). Interview durchführen.

Abgerufen am 27. Mai 2020 unter https://www.bpb.de/lernen/formate/methoden/46884/ interview­durchfuehren­1

Huber, L. (2009).

Warum Forschendes Lernen nötig und möglich ist.

In: Huber, L., Hellmer, J. & Schneider, F. (Hrsg.): Forschendes Lernen im Studium. Aktuelle Konzepte und Erfahrungen.

Bielefeld: Universitätsverlag Webler, S. 9–35.

Huber, L. (2020).

Forschendes Lernen: Begriff, Begründungen und Herausforderungen.

Abgerufen am 16. Februar 2022 unter https://dbs­lin.ruhr­uni­bochum.de/lehreladen/lehrformatemethoden/forschendes­lernen/begriff­begruendungen­undherausforderungen/

Rüegsegger, R. (o. J.).

Kooperatives Lernen.

Fachhochschule Nordwestschweiz.

Abgerufen am 27. Mai 2020 unter http://imedias.fhnw.educanet2.ch/kooperatives.lernen/ .ws_gen/18/drei_schritt_interview.pdf

anforderungen an die unterrichtsmethode

Die Interview­Methode nimmt relativ viel Zeit in Anspruch (ca. 45–75 Minuten). Dem sollte bei der Durchführung der Methode Rechnung getragen werden.

Die Teilnehmenden brauchen für die Durchführung des Interviews ein gewisses Mass an Vorwissen zum behandelten Thema. Die Methode eignet sich deshalb nicht als Einstieg in ein Thema, sondern vielmehr als Wissenssicherung zum Abschluss oder Zwischenfazit, bevor neuer Stoff zum Thema behandelt wird.

tipps für die entwicklung des unterrichtsmaterials

Die Lehrperson verfasst eine schriftliche Aufgabenstellung.

Die Aufgabenstellung muss das Thema für das Interview inkl. Stichworte vorgeben, zu welchen sich die Teilnehmenden gegenseitig interviewen sollen. Sie erklären sich entweder gegenseitig die Stichworte oder tauschen ihre Meinungen dazu aus.

Zudem sollte die Lehrperson klare Rahmenbedingungen wie die verfügbare Zeit, Hinweise auf allfällige Hilfsmittel und zur Auswertung der Interview­Ergebnisse vorgeben.

Musterlösung

Es ist von Vorteil, wenn die Lehrperson für die Auswertung des Interviews eine Musterlösung entwickelt und den Teilnehmenden zur Verfügung stellt. So kann sichergestellt werden, dass sich keine falschen Erklärungen der Stichworte im Gedächtnis der Teilnehmenden festigen.

Die Lehrperson verteilt den Arbeitsauftrag oder schreibt ihn auf ein Flipchart. Die Lehrperson teilt die Paare zu oder lässt die Teilnehmenden selbst Paare bilden.

Interview in Tandems

Die Teilnehmenden befragen sich gegenseitig und tauschen nach der Hälfte der Zeit ihre Rollen (Interviewer/in und Befragte/r). Sie erklären sich dabei gegenseitig die von der Lehrperson vorgegebenen Stichworte oder beantworten die von dem/der Interviewer/in gestellten Fragen. Je nach Arbeitsauftrag geben sich die Personen gegenseitig ein Feedback zur Verständlichkeit sowie zur fachlichen Korrektheit ihrer Erklärungen im Interview. Der Zeitbedarf beträgt ungefähr 45 Minuten.

Varianten

Für die Interviewfragen kann die Lehrperson den Teilnehmenden Stichworte vorgeben. Die Teilnehmenden formulieren ihre Fragen an ihr Gegenüber anhand der Stichworte (pro Stichwort eine Frage). Eine andere Variante ist, dass die Lehrperson den Teilnehmenden eine Beilage verteilt, zu welcher sie sich interviewen sollen. Das kann beispielsweise ein Text sein.

Interview mit drei Teilnehmenden

Das Interview kann auch mit drei Teilnehmenden durchgeführt werden. Dabei interviewt immer eine Person die andere Person, die rechts von ihr sitzt. Die dritte Person kann die Ergebnisse protokollieren und die Erklärung beurteilen.

Auswertung

Nachdem sich die Paare gegenseitig interviewt haben, kehren alle zurück ins Plenum. Die Paare stellen ihre Ergebnisse kurz (max. 2 Minuten pro Paar) im Plenum vor. Zudem können im Plenum Fragen zu Unklarheiten geklärt werden. Die Auswertung ist nicht zwingend erforderlich.

Herausgeberin

Ectaveo AG

Riedtlistrasse 15a CH-8006 Zürich info@ectaveo.ch www.ectaveo.ch

Autorin

Ectaveo AG

Gestaltung und Satz dezember und juli gmbh www.dezemberundjuli.ch

Auflage 2. Auflage, 2025

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