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Weiter Wärmewende
Fernwärme gilt als ein Schlüsselfaktor für die Energiewende. Warum auch DEW21 in diesem Bereich weiter massiv investiert, erklärt Bastian Stegemann, bei DEW21 verantwortlich für den Bereich Wärme. Ein Interview.
Herr Stegemann, eigentlich war DEW21 mit dem Ausbau der klimafreundlichen Fernwärme 2022 doch schon fertig, oder?
Ein klares Jein. Richtig ist: Wir haben für mehr als 120 Mio. € eine klimafreundliche Wärmeversorgung in der Innenstadt aufgebaut. Die Privathaushalte und Betriebe in der City werden nicht mehr mit Fernwärme aus dem alten Gas-Kraftwerk Dortmund, sondern zu einem Großteil mit klimafreundlicher industrieller Abwärme der Deutschen Gasrußwerke mit Sitz am Dortmunder Hafen versorgt. Diese Umstellung haben wir Anfang 2023 planmäßig abgeschlossen. Jetzt sparen wir im Jahr 45.000 t CO2 Das entspricht dem Ausstoß von ca. 30.000 Pkw.
Eine beachtliche Bilanz. Kann man damit nicht zufrieden sein?
Das war in der Tat ein Meilenstein. Bereits heute erfüllen wir damit die bundesweiten Vorgaben in Sachen Klimaschutz. Denn der regenerative Anteil unserer Fernwärme liegt bereits bei etwa 80 %. Analog zur Stadt Dortmund haben wir bei DEW21 aber weitaus ambitioniertere Vorstellungen: Bis 2035 wollen wir klimaneutral sein – das schließt auch unsere Fernwärme mit ein.
Und wie kann das gehen?
Wir wollen vor allem auf die Erzeugungsstruktur gucken und diese weiterentwickeln sowie ergänzen: Welche Quellen kommen für eine klimafreundliche Fernwärme noch in Frage? Da hat Dortmund grundsätzlich gute Voraussetzungen. Beispielsweise möchten wir durch den Bau eines Biomasseheizkraftwerks vor Ort anfallende Biomasse energetisch verwerten. Darüber hinaus planen wir mittelfristig die Erkundung und Erschließung von Tiefengeothermie voranzutreiben. Als weiterer wichtiger Baustein für eine zukunftsfähige, klimaneutrale Erzeugungsstruktur werden auch Großwärmepumpen in das Dortmunder Fernwärmesystem eingebunden.
Es wird auch das Versorgungsnetz weiter ausgebaut?
Ja, definitiv. Bislang decken wir etwa 12 % des Dortmunder Wärmebedarfs mit Fernwärme. Das reicht uns aber noch nicht. Wir möchten, dass noch mehr Bürgerinnen und Bürger von der klimafreundlichen Wärme profitieren. Deshalb werden wir sukzessive weitere, innenstadtnahe Quartiere erschließen. Unter anderem werden wir bis Ende 2024 die drei Quartiere Tremonia-Nord, Tremonia-Süd und das Unionviertel an das hochmoderne Fernwärmenetz anschließen. Das Investitionsvolumen hierfür beträgt rund 40 Mio. €.
Wie gehen Sie konkret vor?
Wir verlegen neue Fernwärmeleitungen von der Lindemann- über die Kreuz- bis zur Metzerstraße. Von da aus geht es bis zur Sonnenstraße sowie von der Sonnen- über die Lange Straße bis zum Westpark. Hinzu kommt ein weiteres Projekt im Bereich der Bülowstraße im Nordwesten Dortmunds.
Müssen die Anwohner*innen mit Einschränkungen rechnen?
Durch die notwendigen Tiefbauarbeiten wird auch der Straßenverkehr berührt und es entfallen Parkplätze. Wir halten diese Einschränkungen so gering wie nur möglich. Und wir bemühen uns, so frühzeitig wie möglich und auch so umfassend wie möglich zu kommunizieren und aufzuklären. Ich möchte an dieser Stelle auch nochmal auf die übergeordneten Klimaschutzziele verweisen, für die es ja einen breiten gesellschaftlichen Konsens gibt: Unser nächstes Teilziel mit diesem Projekt ist es, jährlich dann insgesamt über 60.000 t CO2 – das entspricht dem Ausstoß von 86.000 Pkw – einzusparen. Das ist ein beachtlicher Beitrag für eine umweltschonendere Zukunft.
Förderung vom Land NRW
Für die Umsetzung der aktuellen Fernwärme-Projekte hat DEW21 nun den Zuschlag für eine Förderung in Höhe von insgesamt 12,9 Mio. € erhalten. Das Geld kommt aus dem »Programm Rationelle Energieverwendung, Regenerative Energien und Energiesparen (progres.nrw)« vom Land Nordrhein-Westfalen.
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Bastian Stegemann, Leiter des Bereichs Wärme bei DEW21, Daniela Nowack und Benjamin Dudler (Bereich Energiewirtschaft und Wärmeinfrastruktur) und Peter Flosbach, technischer Geschäftsführer von DEW21 (v. l.), mit den Förderbescheiden.