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Gemeinsam Schäden vermeiden
Ein Mitarbeiter von DONETZ bei seiner Arbeit im Dortmunder Gasnetz. Ein Mindestdruck muss darin immer aufrechterhalten werden.
Akribisch bereitet sich Gasnetzbetreiber DONETZ auf eine mögliche Mangellage vor. Da private Haushalte vom Gesetzgeber besonders geschützt sind, richtet sich der Blick dabei auf bestimmte Gewerbekund*innen.
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So etwas passiert nicht alle Tage: Wegen des Ukraine-Krieges und den möglichen Folgen hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Ende März die Frühwarnstufe aus dem nationalen Notfallplan Gas ausgerufen. Dies bedeutet nicht, dass eine akute Mangellage vorliegt. Aber die gesamte Branche ist aufgerufen worden, Vorsorgemaßnahmen für den Ernstfall zu ergreifen.
Der Dortmunder Versorger DEW21 und seine Tochter DONETZ, die das lokale Gasnetz betreibt, waren zu diesem Zeitpunkt bereits inmitten der Vorbereitungen für den Fall, dass irgendwann weniger Gas zur Verfügung stehen sollte als gebraucht wird. „Wenn es zu einem Engpass kommen sollte, sind private Haushalte und Einrichtungen wie Krankenhäuser, Pflegeheime, Schulen und Kindergärten gesetzlich besonders geschützt“, stellt René Kattein, Geschäftsführer des Ressorts Service und Netzsteuerung bei DONETZ, klar. Dies heißt im Umkehrschluss: Die Gas-Versorgung von Gewerbekund*innen wie etwa Versicherungen, Verwaltungen, Logistikbetrieben oder Baumärkten hätte in einer Mangellage nachrangige Priorität.
Enger Austausch mit dem Gewerbe
DONETZ hat Kontakt zu rund 160 Dortmunder Gewerbekund*innen aufgenommen, welche nicht in die besonders schützenswerte Kategorie fallen. „Wir wollen alles tun, um gemeinsam Schäden zu vermeiden – beispielsweise an Betriebsanlagen, an Produkten oder sonstigem Material. Auch das Zufrieren von Leitungen zu verhindern muss man im Blick haben“, betont Kattein. Die angeschriebenen Unternehmen, von denen sich drei Viertel zurückgemeldet haben, sollen prüfen, inwieweit sie auf andere Energieträger umsatteln können – oder ob sie im Mangel-Fall mit Teilstilllegungen zurechtkämen. Diese Einsparpotenziale werden im Rahmen einer Meldekette (Kaskade) vom Fernleitungsnetzbetreiber, der für die Systemstabilität verantwortlich ist, im Bedarfsfall angefordert. Seit Ausrufung der Frühwarnstufe durch das Bundeswirtschaftsministerium erfolgen diese Meldungen täglich.
„Unsere Fachleute sind mit allen Betrieben, die uns ein Feedback gegeben haben, im engen Austausch“, sagt Kattein und schränkt zu gleich ein: „Als Netzbetreiber können wir aber nur von draußen agieren. Im Innern, also in den Unternehmen selbst, müssen sich diese kümmern, verschiedene Szenarien durchspielen und im Anforderungsfall ihren Gasverbrauch reduzieren.“
Bei einem Versorgungsengpass sind private Haushalte besonders geschützt, betont DONETZ-Geschäftsführer René Kattein.
Grundrauschen im Netz
Netzbetreiber DONETZ steht bei einer möglichen Lieferreduzierung vor der Herausforderung, immer einen Mindestdruck – eine Art Grundrauschen – im Netz aufrechterhalten zu müssen. Sonst ist das reibungslose spätere Hochfahren gefährdet. Ganze Netzteile abzuklemmen kommt nicht in Frage, allenfalls das Sperren von einzelnen Anschlüssen. Auch vor diesem Hintergrund sieht Kattein Rufe, die bestehende Priorisierung zu ändern, kritisch. „Bei insgesamt rund 200.000 Privathaushalten könnten wir nicht mehr differenzieren. Wir wüssten nicht, wen wir in welcher Lebenslage damit treffen. Alle privaten Haushalte würden gleichbehandelt.“
Damit der Ernstfall nicht eintritt, laufen auch auf politischer Ebene die Bemühungen auf Hochtouren, die Gasabhängigkeit von Russland zu reduzieren. Aber auch alle Verbraucher*innen könnten mithelfen, so Kattein: „Wenn man seine Heiztemperatur um ein Grad absenkt, kann man rund 6 % seines Energieverbrauchs sparen. Jeder kann einen Beitrag leisten.“