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Eine Reise, die Spuren hinterlässt
Es war eine Dienstreise der anderen Art, zu der Auszubildende und Mitarbeiter*innen von DSW21, DEW21/DONETZ, EDG/DOGA, Borussia Dortmund und dem Deutschen Fußballmuseum im Mai aufbrachen. Sie führte nach Oświęcim – der polnische Name für Auschwitz. Und damit ist auch klar: Ein vergnüglicher Ausflug war das nicht, sondern einer, der tiefe Eindrücke hinterließ. Diese sieben Tage, darin waren sich alle einig, werden lange nachwirken.

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»Arbeit macht frei« – das zynische Motto der Nazis empfing die Häftlinge an der Eingangsschranke zum Stammlager Auschwitz 1.
Im »Buch der Namen« sind auf tausenden Seiten alle vier Millionen KZ-Opfer aufgeführt. Einige der Auszubildenden gingen auch auf die Suche nach dem eigenen Familiennamen.
Unter »Ausbildung« verstehen die kommunalen Unternehmen in Dortmund nicht nur, junge Menschen bestmöglich auf den Beruf vorzubereiten. Es geht ihnen auch darum, wichtige gesellschaftliche Themen zu vermitteln: Wertschätzung für das, was Demokratie ausmacht. Dass Freiheit und Meinungsfreiheit eben keine Selbstverständlichkeiten darstellen. Dass Offenheit und Toleranz die Grundvoraussetzungen für ein friedliches Miteinander sind. Dass Vielfalt bereichert. Und es geht darum, die Mitarbeitenden für Strömungen, Haltungen und Tendenzen zu sensibilisieren, die diesen gemeinsamen Wertekanon gefährden: Rassismus, Antisemitismus, Respektlosigkeit, Hass.
Über die enge Zusammenarbeit der 21-Gruppe mit dem BVB und dem Deutschen Fußballmuseum kam im vergangenen Jahr die Idee auf, für Auszubildende ein Bildungsangebot zum Thema Antisemitismus aufzulegen. Wichtig: auf freiwilliger Basis. Niemand sollte unter Druck gesetzt werden. Doch das Interesse war gleich im ersten Jahr groß. Dabei profitierten DSW21, DEW21/DONETZ und die EDG/DOGA von der langjährigen Erfahrung, die sowohl Borussia Dortmund als auch das Fußballmuseum mit solchen Programmen haben. Auch die städtische Mahn- und Gedenkstätte Steinwache und die Beratungsstelle gegen Antisemitismus ADIRA waren eingebunden. Ein starkes, kompetentes Team.
Die Bildungsreise nach Oświęcim war nur ein Modul, wenngleich das zentrale, auf das die mehrmonatige Arbeit zulief. Ihr gingen Workshops und Seminare voran – u. a. eine Spurensuche in Dortmund und eine intensive Befassung mit der Frage, was Antisemitismus eigentlich ist, wo er historisch wurzelt, woran man ihn heute erkennt und wie man sich ihm entgegenstellen kann.
Vor Ort in Auschwitz nahmen die Auszubildenden, ergänzt um eine Delegation aus den Personalabteilungen der Unternehmen, die Fäden wieder auf

Die Eindrücke der Bildungsreise nach Ausschwitz mit ihren Einblicken in den Abgrund der Menschlichkeit werden bei allen Beteiligten noch lange nachwirken.

Es gab viele bewegende Momente während der Führungen. Gesprochen wurde wenig. Zu bedrückend war die Atmosphäre. Zu erschütternd waren die Eindrücke von unmenschlichen Haftbedingungen. Von Strohmatratzenlagern in zugigen Baracken. Dunkelzellen, Todeswänden, Galgen, Gaskammern und Krematorien. Schweigend ging die Gruppe durch Räume, in denen die Koffer, die Kleidung, die Schuhe, die Brillen und sogar die abgeschorenen Haare der Opfer hinter Glas liegen. Durch lange Gänge, bis unter die Decke gesäumt von Porträtfotos, die bei der Registrierung der KZ-Insassen aufgenommen wurden. Durch den Raum mit dem »Buch der Namen«, in dem die vier Millionen KZ-Opfer alphabetisch geordnet auf tausenden Seiten aufgelistet sind.
An der alten Rampe in Birkenau, dort, wo die Deportationszüge ankamen, als die Gleise noch nicht bis ins Lager führten, legte die Gruppe aus Dortmund im Gedenken an die Opfer rote Rosen nieder. Es gab niemanden, der dabei nicht mindestens schwer schlucken musste.
Für die Personalverantwortlichen der beteiligten Unternehmen war noch vor Ort klar, dass dieses Bildungsprogramm kein einmaliges Angebot bleiben kann. Es wird künftig in jedem Jahr stattfinden. Und von den Azubis kam die ebenso eindeutige Rückmeldung: Das ist gut so!