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Zuverlässig aufgefangen
Die Preisexplosion auf den Energiemärkten stellt auch DEW21 vor Herausforderungen. Dennoch fängt der kommunale Versorger mehr als 8.000 Kund*innen von insolventen Konkurrenten auf.
Bei der Frage nach vergleichbaren Situationen auf dem Energiemarkt schüttelt Jennifer Lemke den Kopf: „So krasse Entwicklungen wie in den vergangenen Monaten kannte man in dieser Form bislang nicht. Niemand hat dies so kommen sehen“, betont die Leiterin Marktbearbeitung bei DEW21. Im vergangenen Jahr stiegen die Erdgas-Preise teilweise um satte 400 %, in der langfristigen Strombeschaffung verdoppelten sich die Preise nahezu. Die Börse verzeichnete an manchen Tagen rekordverdächtige Preissprünge. In der zweiten Hälfte des Jahres erreichten die Gaspreise Rekordwerte von mehr als 180 € je Megawattstunde (MWh) bzw. beim Strom von 315 € je MWh. Das
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entspricht gut 18 bzw. 31,5 Cent je Kilowattstunde (kWh) nur für die Beschaffung. „Hinzu kamen extreme Schwankungen innerhalb kürzester Zeit“, ergänzt Thomas Schönhoff, Leiter Privatkundenvertrieb bei DEW21.
Die Folge der massiven Preisexplosion: Mehrere Anbieter gingen in die Knie, mussten Insolvenz anmelden oder kündigten ihren Kund*innen Strom und Gas und stellten die Belieferung kurzfristig ein. „Es gibt Akteure am Markt, deren Kalkulation völlig auf Kante genäht ist und die mit allen Tricks versuchen, in den Vergleichsportalen vorn zu landen und den billigsten Tarif anzubieten.
Gleichzeitig locken sie die Kund*innen mit außergewöhnlich hohen Wechsel-Boni, die je nach Verbrauch mehrere Hundert Euro betragen können", erläutert Lemke. Dabei seien etwa Steuern, Abgaben, Umlagen und Netzentgelte, die mehr als 60 % des Strompreises für private Haushalte ausmachen, für alle Anbieter gleich. „Wir raten daher bei aufgeblasenen Werbeversprechen immer zur erhöhten Vorsicht“, so Schönhoff. „Denn das Modell kann nur aufgehen, wenn genügend Kund*innen davon überzeugt werden, nach einer sensationell günstigen Mindestlaufzeit zu wesent lich höheren Preisen in der Folgezeit zu bleiben.“
Verantwortungsvoller Versorger Wirkliche Sorgen müssen sich diejenigen, die bei weniger seriösen Angeboten zugegriffen haben, aber nicht machen. Denn im Falle des Falles ist DEW21 als Grund- und Ersatzversorger zur Stelle und fängt alle auf, die über keinen aktiven Energieliefervertrag verfügen. „Niemand ist auch nur eine Sekunde ohne Strom oder Gas. Wir stellen eine lückenlose Versorgung sicher“, betont Lemke. Rund 8.100 Kund*innen, die von der Insolvenz oder dem Lieferstopp ihres vorherigen Versorgers betroffen waren, hat das kommunale Unternehmen seit vergangenem November aufgefangen. Schönhoff dazu: „Wir hatten in wenigen Wochen einen Neukunden-Zuwachs, der andere Versorger vielleicht innerhalb eines Jahres trifft.“
Diese unerwartete Ballung stellt aber auch den kommunalen Versorger vor Herausforderungen: Denn während er Strom und Gas für die Bestandskund*innen in unterschiedlichen Tranchen über verschiedene Zeithorizonte verteilt einkauft, um die Risiken von Preissteigerungen zu streuen, ist der Handlungsspielraum nun arg begrenzt. „Wir müssen zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt Energie einkaufen, um die Versorgungssicherheit der Neuen zu gewährleisten“, so Schönhoff. Erschwerend komme hinzu, dass einige der Aufgefangenen bereits nach wenigen Tagen wieder zum nächsten Discount-Anbieter wechselten.
DEW21 gibt Entlastungen weiter Dass DEW21 die zusätzlichen Beschaffungskosten nicht auf die treuen Bestandskund*innen umlegt, gebietet die Fairness. „Dementsprechend spielt die Marktlage für die neuen Kund*innen in der Grund- und Ersatzversorgung eine größere
Rolle. Sie haben aber auch immer die Wahl, in einen günstigeren Wahltarif bei uns zu wechseln“, sagt Jennifer Lemke. Aktuell sieht sie zwar erste Anzeichen für eine leichte Entspannung auf dem Markt, „wobei wir uns immer noch auf einem sehr hohen Gesamtniveau befinden“. Und Schönhoff fügt an: „Wir sondieren permanent die Lage und geben mögliche Entlastungen weiter.“ Gesagt, getan: Für diejenigen Kund*innen, die zwischen Mitte Dezember und Februar neu in die Grund- und Ersatzversorgung kamen, hat DEW21 die Preise proaktiv gesenkt und betroffene Kund*innen entsprechend schriftlich informiert.

Gründe für die Preis-Explosion Die Hintergründe für die extremen Preisentwicklungen auf den Energiemärkten sind vielfältig und komplex: Hohe CO2-Preise in der EU, der angespannte Flüssiggas-Markt und die Lieferengpässe aus Russland spielen dabei genauso eine Rolle wie der Ukraine- Konflikt. Übergeordnet sind die hohen Strompreise vor allem in Folge hoher Gaspreise entstanden. Bei beiden Energiearten spielen neben Wetterprognosen auch der gestiegene Energiebedarf aufgrund des zügigen Hochfahrens der Wirtschaft nach den pandemischen Lockerungen hinein.