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Cool und nah

Auf Tuchfühlung mit Giraffe Zikomo: Annika Kiko (l.) von DEW21 und Gabriele Kilian vom Dortmunder Zoo.

Cool und nah

Das Dortmunder Energieunternehmen DEW21 konzipiert für den Zoo ein zukunftsweisendes Wärme-Konzept, das auf kalter Nahwärme basiert. Mit diesem klimafreundlichen Ansatz könnten künftig ganze Quartiere beheizt werden.

Wenn sie genüsslich auf ihren Blättern herumkaut, benötigt die Giraffe im Winter Temperaturen von rund 15 °C Ihr diesen Komfort im ganzen Giraffenhaus garantieren zu können, stellt eine Herausforderung für die Wärmeversorgung dar – erst recht, wenn es komplett klimafreundlich erfolgen soll. Der Dortmunder Zoo hat sich daher das lokale Energieunternehmen DEW21 als Partner mit ins Boot geholt, um das Wärmekonzept für Giraffenhaus und Co. auf ein zukunftsfähiges Niveau zu hieven. Spätestens 2030 soll der Betrieb des Dortmunder Zoos komplett klimaneutral laufen. „Um dieses Ziel erreichen zu können, müssen wir jetzt hier vor Ort eine Wärmewende vollziehen“, sagt Gabriele Killian, Verwaltungsleiterin des Zoos. Die ältesten Gebäude stammten noch aus den 50er Jahren, würden derzeit saniert oder durch Neubauten ersetzt. Entsprechend breitgefächert zeige sich das aktuelle Wärmekonzept. „Wir haben einen bunten und uneinheitlichen Mix. Hier eine Ölheizung, dort Erdgas und an anderer

Stelle heizen wir mit Strom – leider basiert alles im Wesentlichen auf fossilen Energien“, so Kilian.

Spannendes Zukunftsfeld

Mit Hilfe von DEW21 soll sich dies jedoch alsbald ändern. Schon mittelfristig sollen mehr als 50 % der Wärme aus regenerativen Quellen gewonnen werden. Kalte Nahwärme ist dabei das Zauberwort (siehe Infokasten). „Für uns ist dieses Projekt eine Premiere. Wir sehen in der kalten Nahwärme ein Zukunfts und Wachstumsfeld und möchten in diesem Bereich unser Wissen gezielt vertiefen“, skizziert Thomas Kleff, Leiter Vertrieb Energielösungen bei DEW21, die strategische Dimension. „Es geht um ökologisch sinnvolle Konzepte, die bei den Beteiligten keine Kostenexplosionen verursachen, sondern einen soliden wirtschaftlichen Rahmen bieten.“

Basierend auf der Vorarbeit, die der Zoo mit Partnern wie dem ÖkoZentrum NRW in Hamm geleistet hat, erarbeitet der heimische Versorger bis zum nächsten Frühjahr eine Machbarkeitsstudie. Die gesamte mögliche Energieeinsparung wird darin beziffert. Neben dem Zoo betrachtet die Studie die Wärmeversorgung der Pflanzenschauhäuser im Botanischen Garten Rombergpark sowie die des örtlichen Berufsförderungswerkes in unmittelbarer Nachbarschaft.

Blick auf das ganze Quartier

„Ähnlich wie bei der Stadtentwicklung wollen wir auch bei der Energieversorgung in ganzen Quartieren denken“, erläutert Annika Kiko aus dem Bereich Vertrieb Energielösungen bei DEW21. „Durch diesen ganzheitlichen Blick ergeben sich spannende Synergieeffekte und eine ganze Reihe von Vorteilen.“ So könne etwa überschüssige Wärme, die an der einen Stelle des NahwärmeNetzes entstehe, an anderer Stelle direkt genutzt werden.

Gabriele Kilian (l.) und Annika Kiko beim Füttern der Erdmännchen. Auch sie werden vom neuen Wärme-Konzept profitieren.

Zentraler Bestandteil des Nahwärmenetzes werden demnach unterschiedlichste Arten von Wärmespeichern wie zum Beispiel unterirdische Eisspeicher sein, die zusammen dafür Sorge tragen, dass zu jeder Zeit die erforderliche Energie abgerufen werden kann. Hinzu kommen verschiedene Heizungssysteme wie etwa dezentrale Wärmepumpen oder BiomasseKessel. „So entsteht ein ganz neuartiges Netzdesign, das auf einer Kombination unterschiedlichster Technologien basiert“, sagt Kiko.

Das neue Nahwärmenetz soll dabei auch digitalen Ansprüchen genügen und entsprechend per Fernwartung und steuerung handelbar sein. Kiko: „Läuft alles nach Plan, könnten wir im Frühjahr 2022 mit dem Bau beginnen.“ Dieser würde genauso wie die Machbarkeitsstudie mit Hilfe öffentlicher Fördergelder gestemmt und im laufenden Betrieb vollzogen. Die Zoobesucher*innen können somit die Turnkünste des OrangUtans auch während der Umbauphase nahezu jederzeit beobachten.

Kalte Nahwärme

Wie es der Name schon vermuten lässt, wird in NahwärmeNetzen die Wärme nur über vergleichsweise kurze Strecken von meist wenigen Kilometern befördert. Bei der kalten Nahwärme liegt die Vorlauftemperatur anders als bei der Fernwärme in der Regel deutlich unter 90 °C. Die Übertragungstemperatur im Netz selbst beträgt üblicherweise 10 bis 25 °C und befindet sich damit nahe bei der Umgebungstemperatur. Ein großer Vorteil der kalten Nahwärme ist, dass ganz unterschiedliche Wärmequellen wie Erdwärme, industrielle Abwärme oder auch Solarthermie genutzt werden können.