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„Wir haben frühzeitig Vorsorge getroffen“

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"Umso dankbarer bin ich für die Treue unserer Stammkundinnen und -kunden, die zwar im Frühjahr deutlich weniger gefahren sind, aber ihrem Abonnement treu geblieben sind", so DSW21-Verkehrsvorstand Hubert Jung. „Sie sind eine echte Stütze für uns!“

Corona bestimmt das Jahr 2020 in allen Lebensbereichen, auch DSW21 ist davon betroffen. Wie hat sich das Unternehmen vorbereitet? Und wie seine Belegschaft und die Fahrgäste geschützt? Und wer bezahlt das eigentlich alles? »einundzwanzig« im Gespräch mit DSW21-Verkehrsvorstand Hubert Jung über vergangene und aktuelle Herausforderungen.

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Herr Jung, wie ist DSW21 bisher durch die Pandemie gekommen? Bei unserer Belegschaft ist es bisher sehr glimpflich abgelaufen. Die spürbarsten Einschnitte gab es sicherlich bei den Fahrgastzahlen, die mit dem Lockdown Mitte März sprunghaft zurückgegangen sind. Das hat sich besonders auf der Einnahmenseite niedergeschlagen: Gegen Ende November werden wir allein bei den Bartickets, wie z. B. EinzelTickets, 12 bis 13 Mio. € weniger als im Jahr zuvor eingenommen haben. Umso dankbarer bin ich für die Treue unserer Stammkundinnen und kunden, die zwar im Frühjahr deutlich weniger gefahren sind, aber ihrem Abonnement treu geblieben sind. Mittlerweile sind die allermeisten Fahrgäste zurückgekommen, und wir liegen wieder bei rund 80 bis 90 % Auslastung der Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahr.

Wie kann sich ein Verkehrsunternehmen eigentlich auf eine Pandemie vorbereiten? Epidemiewellen hat es schon mehrfach gegeben oder sie drohten zumindest. Deshalb hatten wir bereits mit der Erstellung von Pandemieplänen in denen etwa Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeitenden getroffen werden, Vorsorge getroffen. Ausgehend von diesen Plänen sind wir früh in diesem Jahr tätig geworden und haben noch im Januar begonnen, z. B. Masken und Schutzanzüge zu beschaffen.

Das war aber erst der Anfang… Nachdem die Pandemie auf Deutschland übergegriffen hat, haben wir vieles im Unternehmen umorganisiert und vorbereitet. Wir haben Fahrpläne für verschiedene Szenarien erstellt. Das Thema wird uns weiterhin beschäftigen.

Richtig herausfordernd war es bei unseren fast 2.000 Mitarbeitenden: In der Verwaltung haben wir diejenigen, bei denen es möglich war, kurzfristig ins Homeoffice geschickt. In der Werkstatt haben wir durch einen Schichtbetrieb mit festen Gruppen eine Entzerrung erreicht, um nicht die ganze Mannschaft nach Hause schicken zu müssen, wenn es einen Infektionsfall geben sollte.

In der Werkstatt kann man gut mit getrennten Teams und Schichten arbeiten. Im Fahrdienst, der fast die Hälfte der Belegschaft ausmacht, geht das nicht. Wir haben den Fahrdienst mit Masken und Desinfektionsmitteln ausgestattet, wir reinigen die Fahrerkabinen besonders gründlich und wir haben im Bus die vordere Tür geschlossen und den Bereich dahinter abgesperrt. Und die Maßnahmen greifen: Es gibt bisher keinen Corona Fall im Fahrdienst, der aus dem Fahrdienstbetrieb oder der Arbeit auf dem Betriebshof resultiert.

Mit dem dauerhaften Einbau von Infektionsschutzscheiben entfällt die provisorische Absperrung im Bus. Das hat nun ein wenig gedauert, weil es diese Lösungen nicht von der Stange gibt. Da wir jedes Jahr neue Busse beschaffen, haben wir ein Dutzend verschiedene Bustypen und jahrgänge. Die unterscheiden sich in klei

nen Details, weshalb bei jedem Modell eine individuelle Lösung gefunden werden musste. Gegen Ende November wollen wir aber alle Scheiben eingebaut haben.

DSW21 hat viel Geld investiert, z.B. in zusätzliche Angebote oder technische Lösungen. Gleichzeitig sind Einnahmen ausgeblieben. Wer bezahlt das alles? Wir gehen davon aus, dass wir die Leistungsausweitungen im Schulverkehr aus Landesmitteln erstattet bekommen. Die Einnahmeausfälle werden in diesem Jahr über den ÖPNVRettungsschirm des Bundes abgefedert. Es gibt eine Absichtserklärung, uns auch 2021 nicht im Regen stehen zu lassen. Wir werden wohl auch im nächsten Jahr noch große Einnahmeverluste haben. Ich erhoffe mir vom Land zumindest einen Teilausgleich unserer Verluste. Denn wir wollen unseren Fahrgästen stets ein verlässliches Angebot machen. Dies ist auch ein Beitrag zu den klimapolitischen Zielen Deutschlands, den wir nur leisten können, wenn unser Aufwand auch finanziert wird.

Die Verkehrswende hat sich schließlich wegen der Pandemie nicht in Luft aufgelöst. Wir werden für die Verkehrswende zur Verfügung stehen, wir erwarten aber auch, dass Bund, Länder und Gemeinden weiterhin ihren Beitrag leisten. Wenn man bundesweit bis 2030 den CO2Ausstoß von 160 auf 100 Mio. t reduzieren will, muss da etwas geschehen. Das ist eine große Aufgabenstellung für die nächsten Jahre, an der geduldig und mit konzeptionell untermauerten Zielen gearbeitet werden muss. In Dortmund werden wir zu den Zielen für das nächste Jahrzehnt demnächst mit dem neu gewählten Rat ins Gespräch kommen.

Letztendlich liegt es an den Fahrgästen, weiterhin Bus und Bahn zu nutzen… Wir arbeiten bereits an neuen tariflichen Angeboten, um den geänderten Mobilitätsbedürfnissen, die z. B. aus dem vermehrten Arbeiten im Homeoffice resultieren, Rechnung zu tragen. Wo die Reise genau hingeht, kann ich noch nicht sagen. Es sind Modelle denkbar, bei denen einzelne Tage im Abo frei wählbar sind oder Rabattierungen auf einzelne Fahrten bei einem Grundbetrag erfolgen, wie etwa bei der BahnCard.

Eins ist mir zum Schluss noch wichtig: Mein herzlicher Dank an die Fahrgäste, besonders an die Abonnentinnen und Abonnenten, dass Sie uns in der Krise treu geblieben sind. Sie sind eine echte Stütze für uns!

DSW21 sorgt mit vielerlei Maßnahmen dafür, dass die Mitarbeitenden gesund bleiben und der Betrieb aufrecht erhalten werden kann. So wurden z. B. in der Werkstatt die Mitarbeitenden in feste SchichtGruppen eingeteilt.

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