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einundzwanzig Ausgabe 1/16
Hafen Hamburg zeigt Flagge in Dortmund
Schon vor Hans Albers war die Verbindung Hafen gleich Hamburg gesetzt. Das Tor zur Welt, der große Seehafen mit all seinen Sehnsüchten, Geschichten und seiner Bedeutung für den Welthandel, ist jedem Kind bekannt – eine echte Marke eben. Wer Hamburg besucht, sieht aber auch, dass in der Speicherstadt nun schöne Büros zu finden sind statt Kaffeesäcke. Der weltweite Handel läuft heute über Container und die Reise der genormten Seekisten beginnt eben nicht in Hamburg. Volker Hahn hat deshalb die Hamburger Flagge in Dortmund gehisst und leitet die noch recht frische Niederlassung der Hafen Hamburg Marketing e. V.
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Herr Hahn, neben Hafenvertretungen u. a. in Indien, Hongkong und Russland jetzt eine Dependance in Dortmund, was ist der Sinn? Volker Hahn: Das Ruhrgebiet ist enorm wichtig für den Hamburger Hafen, hier gibt es viele Unternehmen, die im Weltmarkt aktiv sind. Ich sage immer, alles östlich von Wuppertal wird zentral in Dortmund gehandelt. Hier hat sich tatsächlich seit der Hanse eine Handelsregion entwickelt und der Dortmunder Hafen, insbesondere das Container Terminal und auch die neue KV-Anlage, sind für Hamburg wichtige Partner.
Der Hamburger Hafen geht also in die Fläche? Volker Hahn: Wir waren immer schon im Binnenland unterwegs, um die Inlandsverkehre auf die deutschen Seehäfen zu lenken. Weil Hamburg nicht direkt am Meer liegt und wir die sogenannte Revierfahrt von zehn bis zwölf Stunden benötigen, bis die großen Schiffe dann am Umschlagterminal
im Hafen liegen, müssen wir gegenüber den anderen Seehäfen eben Vorteile generieren und kommunizieren.
Und die sind? Volker Hahn: Service, Service, Service. Kapazität und die Verlässlichkeit bei der Zeitplanung und den zu erbringenden vielfältigen Dienstleistungen rund um Importe und Exporte. Wir kommen im Nachtsprung mit den Containerganzzügen hier nach Dortmund und auch zurück nach Hamburg. Das heißt, nach dem Löschen der Ladung am Seeschiff im Hamburger Hafen ist die Ware bereits einen Tag später im Lager. Das ist heute sehr wichtig, denn zum Beispiel Unternehmen der Bekleidungsbranche benötigen zum Teil alle sechs bis acht Wochen neue Ware, die nicht mehr gelagert, sondern ebenfalls sofort in die Verteilung in Richtung Handel und Konsument geht. Das bedeutet für
uns, die Zeitfenster der Transportkette im Interesse unserer Hafenkunden im Auge zu behalten und einzuhalten. Dies ist eine der Stärken Hamburgs. Da sind wir nahezu unschlagbar.
Und Dortmund braucht das? Volker Hahn: Wir haben hier IKEA mit dem Europazentrallager und TEDI – das sind Handelsunternehmen mit einer kompletten internationalen Warenlogistik. Das sind ganz große Player und die sind hier in Dortmund. Aber es gibt auch viele andere Hersteller im Sauerland, im Münsterland – das sind zumeist auch Firmen mit Weltrang, die ihre Produktion internationalisiert haben – und die ihre Exporte via Hamburg in die Welt verschiffen. Wenn da Transporte nicht funktionieren, steht die Produktion, sind die Läden leer, entstehen enorme Kosten. Alle Firmen sind heute bemüht, die Ausschläge nach oben oder unten so gering wie möglich zu halten – das Geschäft ist immer aktiv, immer wird produziert, geliefert. Und hier auch neue Wege und Ideen vorzustellen ist auch eine der Aufgaben der Hafen-Repräsentanz in Dortmund.
Sie kennen also Ihre Kunden genau? Volker Hahn: Ich besuche sehr viele Unternehmen. Wir veranstalten selbst Thementage und laden ein zum Hafenabend. Auf unseren Veranstaltungen präsentieren und stellen sich dann die Vertreter der Hamburger Hafenwirtschaft den Unternehmen und beantworten alle Fragen. Die Kommunikationswege sind sehr direkt, erprobt und funktionieren. Aber manchmal muss es eben noch einen Tick schneller und/ oder besser gehen und dann müssen wir bereit stehen und Lösungen präsentieren. Die Branche ist so beschäftigt und ausgelastet, dass Sie sich schon wirklich die Zeit nehmen müssen, um dann gut vorbereitet mit Ideen zur richtigen Zeit zu punkten. Unsere Kunden sollen am Ende einen Nutzen für sich generieren. Dazu tragen wir gerne bei.
Und alles wird größer? Volker Hahn: Ja, wir sprechen bei Seeschiffen mittlerweile von Dimensionen mit 400 Metern Länge. Das sind vier Fußballfelder voll mit Containern in vielen Etagen gestapelt. Alles wird transportiert und eben nicht nur als fertiges Produkt. In Containern werden Teile importiert,
die dann nach der Montage als Geräte wieder in den Export gehen. Die ganze Bandbreite der weltweiten Produktion und Distribution stützt sich auf den Container und die Schifffahrt. Größer, schneller, besser – das sind unsere Ziele im Hamburger Hafen. Da kommen wir zusammen.
Thema »Zusammen«. Sie sind mit Ihrer Frau nach Dortmund gezogen. Heimweh? Volker Hahn: Heimweh nicht, hier in Dortmund ist jetzt unsere Heimat, wir wohnen hier und es gefällt uns gut. Dortmund, die Region, ist grün, sehr grün sogar. Es sind spannende Städte ringsum und die Kulturangebote sind hier ebenso vielfältig, wenn nicht sogar geballter. Wasser habe ich auch, denn ich wohne nicht unweit vom Phoenixsee. Also, das ist schon ganz prima hier. Ich würde aber sagen, ich habe Hamburgweh. Denn die Speicherstadt und der Hafen, das sind schon immer noch besondere Plätze für mich – aber ich bin ja auch oft da. Das ist ja das Gute an der Dependance. Wir arbeiten eng mit Hamburg zusammen und sind eigentlich an beiden Standorten für die Kunden präsent.
Und der Dortmunder Hafen ist Hafenliebe light? Volker Hahn: Der Dortmunder Hafen ist prima. Klar denken viele an den Rhein, wenn sie Binnenschiff sagen, aber wir sind hier in Europas größtem Kanalhafen. Und Seehäfen brauchen Binnenhäfen. Containerbrücken in Aktion, diese Geschäftigkeit rund um die Uhr – auch an den Wochenenden – das findet man auch hier im Dortmunder Hafen. Häfen sind heute eine Schnittstelle, ein Vordenker in der Logistik für die Unternehmen, das ist nie langweilig. Jede Autobahn, jede Schiene hat eine Bedeutung für die Logistik und damit für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Da ist die Mitte Europas – und das ist Dortmund – genau so interessant wie die Seehäfen selbst. Denn die Transportkette ist das Geschäft.
Und Dortmund hat Sie gut aufgenommen? Volker Hahn: Ja, wir haben zur Begrüßung BVB-Trikots erhalten, sowie einen BVB-Aufkleber für das Auto und waren auch schon im Stadion. Ich habe viele interessante Menschen kennen gelernt und bin hier quasi im Nachtsprung akzeptiert und integriert worden. Ich sage mal: das passt.