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LANDKREIS-ANZEIGER
AKTUELLES
Samstag, 23. Oktober 2021
Unterschleißheim plant neues Wohnviertel am Furtweg Der Grundstücks- und Bauausschuss des Stadtrats Unterschleißheim hat das Konzept für ein neues Wohnviertel zwischen Furtweg und den Parkplätzen des Ballhaus-Forums einstimmig verabschiedet. Denn grundsätzlich sind sich alle einig, dass neuer Wohnraum in Unterschleißheim dringend benötigt wird. Dennoch gibt es in Bezug auf den Ort und die Planungen einige Bedenken, die künftig noch zu Diskussionen führen könnten. Grundsätzlich wird mit dem jetzt von der Stadtverwaltung dem Bauausschuss vorgelegten und damit der Öffentlichkeit bekannt gemachten Plänen eine Idee aus dem Jahr 2013 aufgegriffen. Damals wurde ein Entwurf für ein Bebauungsplanverfahren vorgelegt. Allerdings herrschte Uneinigkeit unter den Eigentümern der Grundstücke. Mehrere Gespräche konnten die nicht ausräumen. Inzwischen ist es jedoch einem Investor gelungen, alle erforderlichen Grundstücke zu erwerben. Er hat ein Bebauungskonzept erstellt und der Stadt vorgelegt. Dabei handelt es sich laut Stadtverwaltung nur „um ein grobes Planungskonzept“. Allerdings befürchten einige Stadträte, dass die vorgelegten Planungen sich wie bei anderen Projekten in der jüngeren Vergangenheit im weiteren Verlauf kaum noch ändern lassen und mahnen die mangelnde Bürgerbeteiligung im Vorfeld an. Beispielsweise kritisierte Tino Schlagintweit (Bündnis 90 / Die Grünen): „Wie so oft wurde vorab schon ein städtebauliches Konzept entworfen, auf das es dann am Ende wohl auch hinauslaufen wird. Denn ich kann mir kaum vorstellen, dass von dem vorliegenden Konzept noch einmal abgerückt wird.“ Die Verwal-
tung bestritt das. Sie erklärte, Bauausschuss und Stadtrat seien in ihrer Entscheidung frei und könnten „die Planungen auf den Kopf stellen“. Bürgermeister Christoph Böck schränkte aber ein, dass dies zwar möglich, aber nicht sinnvoll sei: „Grundsätzlich ist es schon sinnvoll, am Konzept festzuhalten“, mahnte Böck an. Der Entwurf des Bebauungsplanes aus dem Jahr 2013 sah insgesamt eine Geschossfläche
von 3.812 m2 vor. Nach dem nun vorliegenden Konzept könnten es zwischen 12.047 und 13.322 m2 werden. Dafür soll einen Teil der zusätzlichen Geschossfläche die Stadt erhalten. Stichwort hier ist die „Sozialgerechte Bodennutzung“ (Sobon), ein in den Neunziger Jahren in München entwickeltes und umgesetztes Konzept. Es sieht vor, dass Investoren und Bauträger nicht nur einen gewissen Anteil an bezahlbaren Wohnungen schaffen, sondern sich auch an den Infrastrukturkosten beteiligen. Das soll die Stadtkasse entlasten und sicherstellen, dass nicht nur hochpreisige und hochprofitable Wohnungen entstehen, sondern Angebote für alle Einkommensklassen. Der städtische Anteil könnte am Furtweg zwischen 30 und 47 Wohnungen ausmachen. Bedenken wegen der Verkehrsanbindung brachte Brigitte Weinzierl (CSU) vor. „Mehr Bebauung bedeutet auch mehr Verkehr auf dem Furtweg.“ Schon jetzt sei die Straße den Anforderungen kaum gewachsen und seien die Radwege eigentlich zu knapp bemessen.
Insbesondere im Sommer sei es oft sehr eng, schließlich ist der Furtweg auch der Weg zum See. Sie bat die Verwaltung daher darum, gründlich zu prüfen, ob die verkehrliche Situation die Umsetzung der Pläne zulässt. Das ist laut Stadtverwaltung aber im weiteren Verlauf ohnehin geplant. Ähnliche Bedenken in Bezug auf die Belastbarkeit des Furtwegs äußerte auch Bernd Knatz (ÖDP). Er schlug als Alternative eine Anbindung der neuen Wohngebäude über die AnnaWimschneider-Straße und die Parkplätze hinter dem Ballhaus-Forum vor. Die ist aber laut Verwaltung so nicht möglich, weil die Parkplätze keine öffentliche Verkehrsfläche mehr sind und nicht für eine Straße genutzt werden dürfen. Bürgermeister Böck verwies zudem darauf hin, dass die Stadt langfristig einen Ausbau des derzeit nur für Anlieger freigegeben Andreas-Danzer-Wegs anstrebt. Autofahrer aus dem Neubaugebiet könnten dann zwischen Kaufland und Infinitiy-Hotel auf die Landshuter Straße gelangen und müssten nicht erst den gesamten Furtweg benutzen. Mit dem Beschluss des Bauausschusses kann die Verwaltung nun das Planungskonzept weiterverfolgen. Ob anschließend tatsächlich ein Bauleitplanverfahren eingeleitet wird, muss nach Prüfung sämtlicher öffentlicher und privater Belange durch einen weiteren Beschluss festgelegt werden. Sofern Bürger Einwände oder Änderungswünsche haben, müssten sie die jetzt gegenüber der Stadt oder den Stadträten vorbringen. Ganz umgeworfen werden die Pläne aber wohl nicht mehr. Denn neuer Wohnraum ist ein mächtiges Argument. Und auch aufgrund der Lage der Fläche, die auf drei Seiten von bebautem Gebiet umgeben ist – zwischen BRK-Bereitschaft, Burgweg und Ballhausforum – gibt es kaum Argumente gegen eine Bebauung. Peter Marwan
Eine möglich Variante für die Neubauten am Furtweg: Links in Grau die BRK-Bereitschaft, Parkplätze hinter dem Ballhaus-Forum, rechts die Wohnhäuser oben westlich der Straße „An der Burg“ Grafik: immosens GmbH / Zeitler und Blaimberger Architekten