Dr. Rath Gesundheitsbrief Ausg. 16 – Aug. 2023 - Schulkantine muss nachsitzen! Japan machts richtig.

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DR. RATH GESUNDHEITSBRIEF

Laut Kultusministerium sind Ganztagsschulen dazu verpflichtet, ihren Schülern ein hausinternes Mittagessen zu ermöglichen. Bundesweit gehören knapp 3,5 Millionen Schülerinnen und Schüler zu dieser Gruppe. Heranwachsende in Ganztagsschulen müssen sich jedoch meist mit einem mäßigen Angebot an vitaminreichen Speisen in den Kantinen begnügen. Die dadurch bedingt verbreitete Unterversorgung mit Nährstoffen kann sich mit man -

gelnder Konzentrationsfähigkeit, schlechter Schlafqualität, neurologischen Beeinträchtigungen, chronischen Erkrankungen, Allergien, Stoffwechselstörungen, eingeschränkter kognitiver Leistung, psychischen Beschwerden und Wachstumsverzögerungen bemerkbar machen. Auch Übergewicht kommt aufgrund der Fehlernährung häufiger vor. Bereits sechs Prozent der unter 18-Jährigen leiden an Adipositas.

SCHULKANTINE muss nachsitzen!

1,9 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland bringen zu viele Kilos auf die Waage. Ein hoher Fett- und Zuckerkonsum (Transfette!), Snacks und Fast Food plündern das Vitamin-Konto der Schüler und lassen die Fettzellen wachsen. Fatal, denn gerade Kids und Teens haben einen erhöhten Nährstoffbedarf. Wird dieser nicht ausreichend abgedeckt, haben freie Radikale (oxidative Stressoren) leichtes Spiel. In deutschen Schulen besteht also dringender Aufklärungsbedarf, verbunden mit einem generalüberholten Schulessen 2.0. Es gibt andere Länder, von denen wir lernen können, wie man das Thema Schulspeisung besser angehen kann. Ein Paradebeispiel ist Japan.

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Ausgabe 16 – August 2023

SCHULESSEN FÄLLT INS GEWICHT

Die Schulverpflegung hat eine hohe Relevanz, in Bezug auf das NährstoffSoll nimmt das Schulessen ein Drittel der täglichen Nutrition ein. Wird hier eine solide Qualität geliefert, stellt die Schulkantinenverpflegung eine gute Präventivmaßnahme dar. Im Idealfall könnten so 40 Prozent des täglichen Energiebedarfs von Kindern und Jugendlichen gedeckt werden.

Monotonie ist der Feind der Freude am Essen, Vielfalt der Appetizer. Leider wird auch heute noch zu oft die Schulverpflegung als lästiges Anhängsel der Ganztagsschule betrachtet. Häufig bleibt es bei lappigen Sandwiches und schnell zubereiteten Speisen mit Vitamin-Defizit. Als Orientierungshilfe im Schulkantinen-Dschungel gibt es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE), deren Qualitätsstandard bildet die Basis für eine ausgewogene und umweltkonforme Schulverpflegung. Die DGE hält Handlungsempfehlungen bereit, einheitliche Vorschriften für alle Bundesländer existieren allerdings nicht. Die DGE-Standards sind lediglich Richtlinien, die flexibel in den Schulen umgesetzt werden können.

VIELSEITIG UND BUNT

Sechs- bis achtmal muss eine neue Geschmackskomponente auf den Teller, damit Kinder dieses kulinarische Neuland verinnerlichen. Strenge ist hier fehl am Platz und Geduld gefragt. Übung macht ja bekanntlich den Meister. Ein fantasievoller Teller mit Kartoffelpüreebergen, Brokkolibäumen, und Radieschenmäuschen bringt den Kleinen das gesunde Essen näher als ein tadelnder Fingerzeig. Man kennt auch hier zu Lande die japanische Bentobox, in der Speisen kreativ und bunt dargereicht werden. Aber auch das japanische Schulessen ist einen Exkurs wert.

PARADEBEISPIEL JAPAN

In japanischen Schulen wird auf ein reichhaltiges Angebot an ausgewogenen und frischen Mahlzeiten geachtet, um heranwachsenden Kindern in Grund-, Mittel- und Oberschule ein gesundes Wachstum für Körper und Geist zu ermöglichen. Das nennt sich kyūshoku, „Schulspeisung“. Diese dient nicht nur dazu, den Hunger zu stillen. Sie soll bei den Kindern auch ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung ist, um ihnen ein gesundes und geistig erfülltes Leben zu ermöglichen. Für Mahlzeiten an öffentlichen Schulen erhalten die Kommunen staatliche Fördergelder. Meistens teilen sie sich die Kosten mit den Eltern, sodass diese an über 90 Prozent der japanischen Grund- und Mittelschulen angeboten werden können. Die Tradition der japanischen Schulspeisung geht auf eine Grundschule in der Präfektur Yamagata zurück. Dort soll bereits 1889 Essen an Bedürftige verteilt worden sein. Seit 1946 ist die japanische Schulverpflegung durch die Maßnahme zur „Förderung und Durchführung von Mahlzeiten an Schulen“ Teil des pädagogischen Konzeptes. Später folgte das „Schulspeisungsgesetz“.

Ein Ernährungsberater oder -beraterin der Schule erarbeitet monatlich ein neues Menü in Bezug auf das Alter der Schulkinder und unter Beachtung einer ausgewogenen Nährstoffzufuhr. Berücksichtigt werden außerdem eine gute Balance zwischen japanischen, westlichen und chinesischen Zutaten und Kochmethoden, Geschmäcker und die Farbgestaltung der Menüs. Die Heranwachsenden werden angeleitet, sich das nötige Wissen zum Thema „ausgewogene Ernährung“ anzueignen und zu lernen, Nahrungsmittel gezielt auszuwählen, um einen gesunden Lebensstil zu entwickeln.

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Darüber hinaus soll durch das Angebot von regionalen Produkten mehr Interesse und Verständnis für die regionale Kultur und Tradition vermittelt werden.

Dadurch, dass die Kinder im wöchentlichen Wechsel die Aufgaben der sogenannten „Mittagessen-Aufsicht“ übernehmen, werden ihnen praktische Tätigkeiten, von der Vorbereitung bis zum abschließenden Aufräumen, wünschenswerte Gewohnheiten und Fertigkeiten rund um das Thema Ernährung vermittelt.

Statt „Guten Appetit“ heißt es in Japan Itadakimasu, wörtlich „Ich empfange es“, und betont so das Bewusstsein darüber, Leben eines anderen Lebewesens zu nehmen, um sein eigenes zu ernähren. Gleichzeitig wird von klein auf gelernt, dass die Verschwendung von Essen auch die Verschwendung von Leben bedeutet.

REFORM MUSS HER

Die Schulverpflegung in Deutschland braucht also dringend neue Reformen. Eine vorbildliche Verpflegung in der Schulkantine trägt zu einer positiven Esskultur und einem frühzeitigen Ernährungsbewusstsein in der Jugend bei. Qualitätvolle, abwechslungsreiche Mahlzeiten sind also eine lohnende Investition in die Zukunft. Eine Initiative, die sich rund um das Thema Ernährung dreht, ist das von der Dr. Rath Health Foundation ins Leben gerufene "Movement of Life"-Schulgartenprojekt, von dem wir in der nächsten Ausgabe berichten werden.

QUELLEN:

Okishima, K. (15. September 2021). Kyūshoku –Verpflegung an japanischen Schulen. JAPANDIGEST. www.japandigest.de

M. A. Martins et al. School lunch nutritional adequacy: what is served, consumed and wasted. Public Health Nutr. 2021 Sep;24(13):4277-4285. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33183385/ DGE-Qualitätsstandards. (n.d.). DGE. https://www.dge.de

Ausgabe 16 – August 2023 #1217/01-210823/DE/
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