30 JahRe dRaUssenseiTeR
30 JahRe dRaUssenseiTeR
„Wir haben den Menschen etwas mitzuteilen“
Pfarrer Karl-Heinz Kreutzmann (Mitte): Obdachlosen-Seelsorger und Mitbegründer OASE-Benedikt-Labre e.V.
VOn CHrISTInA BACHEr
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m Juni 1992 wurde – übrigens nach der BIG ISSUE in London ein Jahr zuvor – in Köln die erste Straßenzeitung Deutschlands gegründet: Die BANK EXPRESS. Die Zeit war offenbar reif dafür, den Menschen auf der Straße eine Stimme zu geben. Nachdem man einen namenlosen Punk auf dem Südfriedhof beerdigt hatte, der in einem besetzten Haus an Unterkühlung verstorben war, fassten Pfarrer Karl-Heinz Kreutzmann, der damals obdachlose Rolf Bünger und seine Mitstreiter den Entschluss, in Zukunft in Heftform über die Situation und die Belange von obdachlosen Menschen zu informieren, um ihnen eine Lobby zu schaffen. „Wir sind doch Bürger, wie alle anderen“, fasste es der Kleine Günter, auch ein Mitarbeiter der ersten Stunde, schon damals zusammen. Heute feiert das Straßenmagazin, das von BANK EXPRESS zur BANK EXTRA und schließlich zum DRAUSSENSEITER avancierte, seinen 30. Geburtstag. Als „niedrigschwelliges Beschäftigungsprojekt“ mit der Einrichtung OASE – Benedikt Labre e.V. im Rücken garantiert es den Verkäufer*innen ein kleines Zubrot, eine sinnvolle Tagesstruktur und auf Wunsch auch eine wichtige Anlaufstelle für alle Belange. Und den geneigten Leser*innen gibt es einen wertvollen Einblick in Kölns doppelten Stadtplan.
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Christina Bacher (Hrsg.)
DIE LETZTEn HIEr
30
JAHRE
Fotos: Archiv DRAUSSENSEITER
Köln im sozialen Lockdown
Roland (li.), Straßenzeitungsverkäufer der ersten Stunde, mit Rolf Bünger – Mitgründer der BANK EXPRESS.
Wie erleben Obdachlose die Corona-Pandemie in Köln? Wie geht eine Großstadt mit dem Lockdown um, wenn nicht alle zu Hause bleiben können? Was, wenn Armut in einer Stadt plötzlich deutlich sichtbarer wird? Haben sich Strukturen des Hilfesystems verändert? Und: Hat sich durch die Krise vielleicht sogar etwas zum Guten gewandt für diejenigen, die sonst durchs Raster fallen? Mit eben diesen Fragen hat sich Deutschlands ältestes Straßenmagazin DRAUSSENSEITER beschäftigt und nun eine Auswahl an Texten und Fotos zusammengestellt, teilweise von Betroffenen selbst.
Daedalus Verlag 144 Seiten (mit zahlreichen Abbildungen) 12,- Euro, ISBN 978-3-89126-267-2 Erhältlich im Straßenverkauf oder im Buchhandel
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