1 minute read

Cartoon | Kolumne

Next Article
In eigener Sache

In eigener Sache

VON HEIKO SAKURAI

Liebe Freunde,

Advertisement

oft werden Frauchen und ich auf Vorträge eingeladen. Da steht sie dann an so einem langen Stiel – Mikrofon heißt das wohl – und spricht vor anderen Menschen. Ich liege meist daneben, passe auf sie auf und höre zu. So weit so gut. Aber wegen dieser Vorträge müssen wir oft mit der Bahn fahren. Und dafür wiederum sehr früh aufstehen. Das mag ich gar nicht. Aber der Zug wartet ja nicht, sagt Frauchen. Auch doof: Auf dem Gleis ist es total laut, überall sind Menschen. So ein Gewusel. Wenn der Zug kommt, hilft mein Dosenöffner mir die Stufen hoch, oder sie hebt mich einfach gleich ganz rein. Drinnen laufen wir durch die engen Gänge bis sie einen Platz für gut befindet, wo auch ich mich lang machen kann. Meistens ist es so ein Vierertisch. Da mache ich es mir unter dem Sitz gemütlich. Manchmal kommen Leute zu uns und beschweren sich. Eigentlich müsste ich wohl im Zug einen Maulkorb tragen, weil ich eine bestimmte Größe habe. Frauchen nimmt mir meist eine Maulschlaufe mit. Auch sonst ist sie gut vorbereitet. Wenn ich Durst habe, schaue ich sie an und sie weiß, dass ich Wasser haben möchte. Für sich selbst hat sie natürlich Kaffee mit. Sie sagt, im Zug will sie auf nichts verzichten. Wenn sie mal zur Toilette muss, fragt sie immer einen netten Menschen in der Nähe, ob er auf mich aufpasst. Sie hat große Angst, jemand könnte mich klauen. Das ist ja schon einmal passiert und sie will das nie wieder erleben. Deshalb ist sie auch immer schnell wieder zurück. Wenn der Zug länger an einem Bahnhof hält, geht sie mit mir kurz raus. Das klappt alles schon ganz gut. Aber am Schönsten ist immer die Ankunft. Da geht es nämlich meistens mit dem Auto weiter. Im Auto kann ich wenigstens aus dem Fenster schauen. Im Zug geht das nicht so einfach. Und für den Schoß bin ich zu groß. Darum fahre ich lieber mit dem Auto – stressfrei, mit schön vielen Pausen.

Von unterwegs grüßt euer Clayd

l l l Hallo, ich bin Clayd aus Rumänien. Von dort bin ich zu meinem Frauchen, der DRAUSSENSEITER-Verkäuferin Kölsche Linda, gezogen. In meiner Kolumne erzähle ich, was ich so alles in meinem Alltag erlebe.

This article is from: