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Gutes Projekt
Die Freikonzerte des Vereins „Yehudi Menuhin Live Music Now“ finden in sozialen Einrichtungen wie Seniorenhäusern, Hospizen, Haftanstalten oder Krankenhäusern statt.
„Jacques Offenbach“ im Haus
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Stipendiaten des Vereins „Yehudi Menuhin Live Music Now“ spielten für Bewohner des Johanniter-Stift
VON THOMAS DAHL
Javier Huerta Gimeno (l.) und Roger Morelló Ros spielten für die Bewohner des Johanniter-Stift auf.

Die stadtweiten Feierlichkeiten anlässlich des letztjährigen Jacques Offenbach-Jahres machten neben den großen Hallen und Konzertsälen auch in kleineren Locations halt, so etwa im Poller Johanniter-Stift. Stipendiaten des gemeinnützigen Vereins „Yehudi Menuhi Live Music Now“ präsentierten auf zwei Celli im Rahmen des 45-minütigen Auftritts Auszüge aus dem Schaffen des Operetten-Erfinders, darunter die „Barcarolle“ aus dem weltberühmten Tanz „Cancan“. Darüber hinaus boten die Studenten der Musikhochschule Köln ihren Zuhörern Melodien von George Bizet, Franz Haydn und Felix Mendelsohn. Die eintrittslosen Konzerte in verschiedensten sozialen Einrichtungen ermöglichen seit 18 Jahren Konzerterlebnisse für Menschen, die öffentliche Veranstaltungen, etwa in der Philharmonie oder im Gürzenich, aufgrund der Lebensumstände nicht mehr besuchen können. Die Künstler treten ohne Gage auf. Für die geförderten Nachwuchstalente ergibt sich die Chance, regelmäßig vor Publikum auftreten zu können. Die Finanzierung der Tätigkeiten erfolgt durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. Jährlich organisiert der Verein in Köln und Region 120 bis 150 Konzerte. „Das ist eine wichtige Gelegenheit für unsere Bewohner, Unterhaltung mit Emotionen zu vereinen. Durch die bekannten Klänge der klassischen Werke werden nicht selten lang verschüttete Erinnerungen freigelegt, beispielsweise an einen Tanzabend in der Jugend oder einen Opernbesuch“, erklärte Haus-Mitarbeiterin Kathrin Kaczmarzyk. „Die Auseinandersetzung mit biographischen Erfahrungen ist ein wertvoller Prozess, der durch solche Aktionen gefördert wird“, sagte die Leiterin des Sozialdienstes.
Musik, die bewegt „Oh, ich liebe Musik. Vor allem, wenn es heitere Klänge sind. Das Konzert ist eine willkommene Abwechslung, da ich und auch viele meiner Mitbewohner nicht mehr so gut zu Fuß sind“, berichtete Erika Zomm. Die 84-Jährige lebt seit 2013 in der Stätte auf der Jakob-Kneip-Straße und begrüßte das Engagement der Musiker sowie des Vereins: „Klasse, dass es so was gibt! Ich bin sicher nicht die Einzige hier, die sich auf solche Veranstaltungen schon Tage vorher freut. Früher bin ich auch gerne in die Oper gegangen. Heute dudelt dafür bei mir das Radio jeden Tag vom Morgen bis in den Abend“, sagt die Rentnerin lachend.
Nach einer kurzen Vorstellung des Projekts durch Live Music Now-Koordinatorin Barbara Molineus-Gallhöfer gewannen Roger Morelló Ros und Javier Huerta Gimeno an den Violincelli schnell die Sympathien der mehr als 40 Zuhörer im Saal. Das aus Spanien stammende „Offenbach Cello-Duo“ äußerte sich vor dem Auftritt über die Besonderheit der Konzertreihe: „Es ist sehr bereichernd für uns als Künstler, solch eine Nähe und eine Direktheit zum Publikum zu erleben. In den großen Konzertsälen ist das kaum möglich. Man spürt auch förmlich, wie die Musik die Menschen bewegt und Gefühle freisetzt. Das ist unbeschreiblich und unglaublich motivierend auch für uns Musiker“, so Roger Morelló Ros. www.livemusicnow-koeln.de