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KULTUR & KREATIVITÄT

kommentar politisches theater oder:

Kulturelle Bildung findet nie im luftleeren Raum statt, sondern immer im Kontext einer Gesellschaft. Für viele macht das die kulturelle Bildung per se politisch. Blickt man auf die Prinzipien beider Disziplinen, lassen sich jedoch durchaus Unterschiede identifizieren: Während bei der politischen Bildung die Befähigung zur politischen Urteils­ und Handlungsfähigkeit mit Fokus auf das Gemeinwohl im Zentrum steht, geht es der kulturellen Bildung primär um die Stärkung des Individuums in der Auseinandersetzung mit den Künsten.

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In der politischen Bildung findet zudem eine zielgerichtete Wertevermittlung statt. Im Medium der Künste entfallen hingegen Kategorien wie „richtig“ und „falsch“ und eröffnen einen Raum für individuelle Aushandlungsprozesse. Eine Verbindung der beiden Bildungsdisziplinen birgt außerdem eine erhöhte Gefahr für ideologische Manipulation. Das Dritte Reich ist hier ein mahnendes Beispiel.

Dennoch liegen in der Verbindung von politischer und kultureller Bildung große Potenziale für beide Seiten, insbesondere hinsichtlich Methoden und der Reflexion der damit einhergehenden Erfahrungen. Statt eine Trennung oder eine vollkommene Verschmelzung der beiden Bildungsfelder zu verfolgen, könnte gerade die Reibung interessante Fragen aufwerfen: Wann wird eine ästhetische Erfahrung oder künstlerische Auseinandersetzung für die politische Bildung fruchtbar? Wann wird die politische Dimension der kulturellen Bildung relevant? •

Magdalena Falkenhahn ist stellvertretende Direktorin und Referentin für (Inter-) Kulturelle Bildung

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