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Viele Erwartungen

In einer neuen Reihe möchte die Domberg-Akademie den Stand der Islamischen Theologie in Deutschland untersuchen // von thomas steinforth

Die Islamische Theologie an deutschen Universitäten hat sich seit 2010 etabliert. Sieben Standorte mit heute über 2000 Studierenden (überwiegend Frauen) wurden oder werden staatlich gefördert: Frankfurt/ Gießen, Münster, Osnabrück, Tübingen, Erlangen-Nürnberg, Berlin und Paderborn. Bis heute sieht sich die Islamische Theologie unterschiedlichen Erwartungen und Zuschreibungen ausgesetzt:

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Seitens der Politik besteht nicht selten die Erwartung, mit der Einbindung in staatliche Universitäten die Entwicklung eines mit Demokratie und Grundgesetz verträglichen Islam zu fördern.

Für viele Muslime bieten die Studiengänge eine große Chance, den eigenen Glauben durch kritische Reflexion zu vertiefen, sich mit Fragen auseinanderzusetzen und anerkannte Gesprächspartner:innen im interdisziplinären und gesellschaftlichen Diskurs zu werden. Zudem sollen die Absolvent:innen an unterschiedlichen Orten von der Schule bis zu den Moscheegemeinden das Glaubensleben bereichern. Die praktische Ausbildung (etwa der Imame) ist zwar nicht originäre Aufgabe der Universitäten, kann aber durch eine wissenschaftliche Qualifikation fundiert werden.

Zugleich gibt es innerhalb der muslimischen Verbände und Gemeinden auch Vorbehalte: Wieviel kritische Reflexion verträgt der Glaube? Leidet die Verbindlichkeit heiliger Schriften, der Tradition und religiöser Autoritäten, wenn Glaubensinhalte auf den Prüfstand wissenschaftlicher Vernunft kommen? Wieviel Pluralität ist akzeptabel, und wie autonom darf eine wissenschaftliche Theologie sein? Fragen, die übrigens auch mit Blick auf christliche Theologie immer schon diskutiert worden sind.

Wir wollen in den Blick nehmen, wie sich die Islamische Theologie entwickelt hat, welche Themen in Forschung und Lehre besonders wichtig sind, welche (auch kontroversen) Debatten geführt werden und was davon für den interreligiösen Dialog, aber auch den gesellschaftlich-politischen Diskurs fruchtbar gemacht werden kann. Ebenso interessiert uns, wie ein Dialog christlicher und islamischer Theologie gestaltet werden kann und ob so etwas möglich ist wie „Intertheologie“ – so nennt es der Jesuit Tobias Specker, der laut Selbstbeschreibung zu einer „Theologie im Angesicht des Islam“ forscht und lehrt.

Für April 2023 planen wir in der Domberg-Akademie eine Veranstaltungsreihe zum aktuellen Stand der Islamischen Theologie in Deutschland – in interreligiöser Kooperation mit unseren Partnern, dem Muslimischen Bildungswerk Bayern, dem Münchner Forum für Islam sowie dem Fachbereich „Dialog der Religionen“ des Erzbischöflichen Ordinariats München und Freising. •

Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wie gelingt Leben? Wir beschäftigen uns mit den Antworten, die die Religionen auf zentrale Fragen des Lebens geben. Wir eröffnen Diskurse und Diskussionen, damit Sie mehr vom Glauben wissen und verstehen, damit Sie spirituelle Traditionen kennenlernen und einer persönlichen Antwort auf die großen Fragen näherkommen können.

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