Zelte, Membranen Mit dem Begriff ›Membran‹ werden allgemein ›dünne, gespannte Häute‹ bezeichnet. An einfachen Traggerüsten aufgespannt, entstehen aus diesen Häuten Zelte, die als zerlegbare und transportable Gebäude zu den ursprünglichsten Behausungen des Menschen zählen. In seiner Dissertation ›Das hängende Dach‹ hat Frei Otto Anfang der 1950er-Jahre das Zelt – bis dahin als kurzlebig, ärmlich und wenig stabil angesehen – für die Architektur völlig neu entdeckt. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte er den Membranbau zu einer anerkannten Bauform und leistungsfähigen Konstruktionsart von hoher formaler Qualität. Er stellte dabei fest, dass sich Membranen nicht frei entwerfen lassen, vielmehr entfalten sie ihre Formen innerhalb eines vorgegebenen Rahmens in einem natürlichen Selbstbildungsprozess. Heute bestehen Membranen meist aus beschichteten Geweben oder Folien, die in einzelnen Bahnen mit jeweils speziellem Zuschnitt hergestellt und dann zu großen Flächen vernäht oder verschweißt werden. Die erforderliche Vorspannung wird häufig über die Ränder der Haut mithilfe von Seilen, Gurten oder gekrümmten Stäben aufgebracht, wobei eine sattelförmige Krümmung die Tragfähigkeit der Membran erhöht. Frei Otto hat die Formensprache und Nutzungsmöglichkeiten des Zeltbaus nicht nur durch seine eleganten Vierpunktsegel, sondern auch durch seine zahlreichen Wellen-, Bogen-, Spitz- und Buckelzelte umfassend erweitert.
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