Alnatura-Arbeitswelt – gedämmter Lehm für nachhaltiges Wirken Der Einsatz von gedämmten Bauteilen aus Stampflehm erlaubt es, die klimatischen Eigenschaften von Lehm zu nutzen und gleichzeitig zeitgemäße Dämmwerte zu erreichen. Die als Hypokausten genutz ten Außenwände und die hygrisch und thermisch aktive Oberfläche verbessern das Raumklima und binden Gerüche und Schadstoffe. Die Lehmwand zeigt auf ästhetisch ansprechende Weise, wie sich die Möglichkeiten einer nachhaltigen, ressourcenschonenden Bauweise umsetzen lassen.
Konzept Auf einem früher von amerikanischen Streitkräften genutzten Gelände ist der neue Unternehmenssitz des BioLebensmittelhändlers Alnatura entstanden – mit Nutzund Schulgärten und einem öffentlichen Kindergarten, der auf naturnaher Waldorfpädagogik basiert. Herzstück des 55.000 m2 großen Areals ist die Alnatura-Arbeitswelt, ein dreigeschossiges Bürogebäude mit zweischalig ausgeführter Stampflehmfassade. Die Vorgabe an die Planer war, ein ressourcenschonendes Gebäude zu erschaffen, das eine symbiotische Verbindung mit der Natur und der Umgebung eingeht und die nachhaltige Nutzung vorhandener Ressourcen beinhaltet. Zudem sollten eine schlichte, naturnahe Ästhetik und eine hohe Arbeitsqualität für die rund 500 Mitarbeitenden zentrale Elemente sein. In einem DBU-geförderten Forschungsprojekt wurde dieser Frage intensiv nachgegangen. 1 Dem Leitgedanken „einfach Bauen“ folgend, suchte das interdisziplinäre Team nach robusten Konstruktionen, reduzierten und möglichst passiven Technikkonzepten und ressourcenschonenden Lösungen für Baustoffe und Bauteile. Entwurf Der schlichte ost-westlich ausgerichtete Baukörper mit offenem, asymmetrischem Dachfirst wirkt hell und ein-
ladend. Entsprechend dem Leitgedanken des Unternehmens vermittelt die Lehmfassade eine bodenständige, naturnahe Ästhetik. Die verglasten Querseiten und die zahlreichen Fensterflächen auf der Längsseite ermöglichen eine optimale natürliche Belichtung der 10.000 m2 umfassenden Bürofläche, die als Großraum organisiert ist. Über das große, nach Norden ausgerichtete Oberlicht fällt das Tageslicht tief in das mittig angeordnete Atrium. Den Wunsch des Bauherrn nach einem transparenten Open-Space-Büro mit Werkstattcharakter erfüllt das Gebäude hervorragend. 1 Im Erdgeschoss befindet sich neben Besprechungs- und Konferenzräumen auch ein vegetarisches Restaurant, das fast ausschließlich Bio-Lebensmittel verarbeitet und auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Die Arbeitsplätze sind verteilt auf das Erdgeschoss und die geschwungenen Galerien in den beiden Obergeschossen, die durch Stege und Treppen miteinander verbunden sind. Auf Einzelbüros und Trennwände wurde verzichtet, weil ein Großteil der Mitarbeitenden mit Desksharing arbeitet, also ohne festen Arbeitsplatz. Besprechungen können in den sich auf allen Ebenen befindlichen Teeküchen stattfinden oder in Bereichen, die sich durch akustisch wirksame Vorhänge abtrennen lassen. Die Vielfalt der Räume, die flexiblen Nutzungsmöglichkeiten und die Offenheit tragen entscheidend zum besonderen Charakter des Hauses bei. Ort Darmstadt, DE Bauherr Campus 360, Darmstadt Architektur Haas Cook Zemmrich Studio 2050, Stuttgart Tragwerksplanung Knippers Helbig, Stuttgart Energiekonzept Transsolar Energietechnik, Stuttgart Lehmbau Lehm Ton Erde, Schlins Baujahr 2019 Besonderheit DGNB-Zertifizierung in Platin Heizen Wandheizung, Wärmepumpe, Erdkanal mit Vorkonditionierung durch Heizregister Kühlen Erdkanal Lüften Zuluftschächte, Quellluftauslässe, Atrium mit thermischem Auftrieb oder Lüfter