DBU Bauband 2: Zukunftsfähiger Schulbau

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Deutsche Bundesstiftung Umwelt Bauband 2

Zukunftsfähiger Schulbau 12 Schulen im Vergleich



DBU Bauband 2

Zukunftsfähiger Schulbau 12 Schulen im Vergleich Herausgegeben von Sabine Djahanschah, Deutsche Bundesstiftung Umwelt Thomas Auer, Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen Florian Nagler, Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren Fakultät für Architektur, Technische Universität München

Vorwort

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Forschungslayout und Resultate Kontext und Gebrauch Prozess und Planung Material und Konstruktion Raum und Komfort Technik und Energie Das richtige Maß an Technik

19 40 50 58 62 70 74

Thomas Auer und Florian Nagler im Gespräch mit Marko Sauer

79

Grundschule an der Haimhauserstraße 1898, München

90

Eerste Openluchtschool voor het Gezonde Kind 1930, Amsterdam

102

Schulanlage Wandermatte 1956, Köniz-Wabern bei Bern

114

Hohenstaufen-Gymnasium 1959, Göppingen

126

Gymnasium Sonthofen 1974, Sonthofen

138

Mittelschule Buchloe 1976, Buchloe

150

Gymnasium der Stadt Baesweiler 1978, Baesweiler

162

Schule im Park 2002, Ostfildern

176

Max-Born-Berufskolleg 2008, Recklinghausen

190

Berufliche Oberschule Erding 2011, Erding

204

Gymnasium Buchloe 2013, Buchloe

216

Schmuttertal-Gymnasium 2015, Diedorf

228

Autorinnen und Autoren 2 45 Impressum 2 46


Außenaufnahmen Fotografiert 2016

Grundschule an der Haimhauserstraße in München, 1898

Eerste Openluchtschool in Amsterdam, 1930

Gymnasium Sonthofen, 1974

Mittelschule Buchloe, 1976

Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen, 2008

Berufliche Oberschule Erding, 2011


Schulanlage Wandermatte in Wabern, 1956

Hohenstaufen-Gymnasium in Gรถppingen, 1959

Gymnasium der Stadt Baesweiler, 1978

Schule im Park in Ostfildern, 2002

Gymnasium Buchloe, 2013

Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf, 2015


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Zukunftsfähiger Schulbau – Lernen aus Modellprojekten Sabine Djahanschah, DBU

Warum zwölf Schulen im Vergleich? Modellprojekte sind naturgemäß davon getrieben, optimierte Lösungen zu entwickeln, umzusetzen und zu verbreiten. In diesem Kontext wurden durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt bereits einige beispielhafte Schul­bauten sowohl in der Sanierung als auch im Neubau gefördert. Diese Förderung bezieht sich in der Regel auf die integrale Planung, die beispielhafte Umsetzung, die Evaluation und die Dokumentation sowie die Verbreitung der Ergebnisse. Aufgrund der individuellen Bauaufgaben ergeben sich unterschiedliche nachhaltige Lösungsvarianten. Daher war die Fragestellung spannend, was diese Schulen im Vergleich leisten. Wie hoch ist der Komfort in diesen Schulen? Wie zufrieden sind die Nutzenden? Sind die prognostizierten Energieverbräuche eingetreten? Können im Vergleich dieser Schulen bestimmte räumliche, konstruktive oder technische Aspekte als klar überlegen herausgearbeitet werden? Wie verhalten sich diese Projekte zu Schulen aus anderen Baualtersklassen oder zu Schulbauten mit anderen Zielstellungen? Auf Basis dieses Interesses wurden drei Neubau- und drei Sanierungsprojekte der Deutschen Bundesstiftung Umwelt für den Vergleich aus­gewählt. Das Gymnasium Sonthofen (1974), die Mittelschule Buchloe (1976) und das Gymnasium Baesweiler (1978) als Sanierungsvorhaben sowie das Max-Born-­Berufs­kolleg in Recklinghausen (2008), die Berufliche Oberschule Erding (2011) und das SchmuttertalGymnasium in Diedorf (2015) als Neubauten. Sie wurden verglichen mit Schulen unterschiedlicher Baualtersklassen und Typologien, wie der Grundschule an der Haimhauserstraße in München (1898), der Eerste Openluchtschool in Amsterdam (1930), der Schulanlage Wandermatte in Wabern (1956), dem Hohenstaufen-Gymnasium in Göppingen (1959), der Schule im Park in Ostfildern (2002) sowie dem Gymnasium Buchloe (2013). Vielleicht stellt sich die Frage, ob aus diesem Vergleich eine Blaupause zu ziehen, eine Typenschule abzuleiten ist oder zumindest die erfolgreichsten Komponenten herausgefiltert werden können. Im Folgenden wird kurz

auf die Forderungen „Teilhabe“ und „Eigenart“ eingegangen, die der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltfragen (WBGU) 2016 im Hauptgutachten „Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte“ formuliert hat. 1 Übertragen auf den Schulbau unterstreichen sie, warum es sinnvoll ist, Bauten weiterhin als Prototypen zu errichten. Eigenart und Teilhabe Ohne Teilhabe werden bei der Errichtung und Erneuerung urbaner Strukturen keine stabilen gesellschaftlichen Strukturen erwartet, ohne bauliche Eigenart wird die kulturelle und individuelle Verwurzelung gestört. So wird laut WBGU-Gutachten eine zukunftsfähige urbane Entwicklung nicht nur von ökologischen Zielen, sondern auch von Teilhabe und Eigenart geprägt. Die Eigenart von Gebäuden entsteht durch die Antwort auf die Frage nach der spezifischen Nutzung und dem Kontext. Die besondere Qualität der europäischen gewachsenen Städte ist geprägt von dieser Kultur der ortsangepassten städtebaulichen Strukturen. Ein Gebäude ordnet sich in den Genius Loci ein und gestaltet lebenswerte Außenräume, neue Bezüge, Blick- und Sichtbeziehungen, Wege, Plätze, öffentliche Begegnungsräume oder eine Ergänzung des Landschaftsbildes. Wie soll in diesem räumlichen Beziehungsgeflecht ein Typengebäude als immer gleiches Infiltrat eine angemessene Antwort geben? Gebäude sind genauso vielgestaltig in ihrer Eigenart wie der Mensch, der in ihnen lebt. Auch wenn wir Teilhabe ernst nehmen, resultieren daraus individuelle Antworten und Gebäudestrukturen. Sinnvollerweise werden im Vorfeld des klassischen Planungsprozesses über die Integration der Schulgemeinschaft und des Nutzers pädagogische Konzepte und Leitideen entwickelt und als Grundlage für ein zukunftsfähiges Raumkonzept genutzt (Leistungsphase 0, Bauband 1). Daraus resultiert eine stärkere Identifikation und Durchdringung der geschaffenen Räume, was eine Kongruenz zwischen Bildungszielen und Bildungsräumen schafft.


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So machen die Begriffe der Eigenart und Teilhabe deutlich, dass Modellprojekte keine Blaupausen für das eine ideale Schulgebäude darstellen, jedoch wertvolle Hinweise zur Justierung der angemessenen Maßnahmen liefern können. Prozesswissen Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fokussiert daher neben den konkreten Umweltentlastungseffekten und innovativen technologischen Weiterentwicklungen durch Modellprojekte das Methodenwissen. Welche Prozesse führen zu optimierten Lösungen? Welche Denkkultur ermöglicht Optimierung, Entwicklung und Innovation? Offene Prozesse lassen das „Nicht-Wissen“ als relevante Ausgangsbasis zu. In Beteiligungsprozessen ist der Ausgang offen, Informationen, Ideen und Hemmnisse werden gesammelt und in kreativen Prozessen diskutiert, während das Expertenwissen auf dieser Basis neue Lösungswege und Perspektiven aufzeigen kann. Die entstehende Lösung ist ein gemeinsames Produkt, das möglichst alle integriert. Diese Prozesse orientieren sich am Leitbild einer ­lernen­den Gesellschaft. So skizziert der Begriff des Kaizen das Ideal ständiger Entwicklung. 2 Er kommt aus dem ­Japanischen und setzt sich zusammen aus Kai = Veränderung, Wandel und Zen = zum Besseren. Vater und Wegbereiter der Kaizen-Philosophie war Masaaki Imai. Er geht von der Idee aus, dass es kein Produkt und keinen Prozess gibt, die nicht verbessert werden können. Daher ist auch ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess gefordert und nicht die eingefrorene Bestlösung. Fehlerkultur Peter Diamandis vertritt als innovativer Entrepreneur ebenfalls die Kultur des Experiments.3 In seiner Philosophie wird der Wandel als die einzige Konstante gesehen. Daher sollte jede Unternehmenskultur nicht die Antworten, sondern intelligente Fragen in den Mittelpunkt stellen. Die Kultur des Experiments, der lebenslangen

Lernbereitschaft impliziert den offenen Ausgang und die interessierte Auswertung der Ergebnisse sowie die Bereitschaft, Fehler zuzulassen und daraus zu lernen. Wie sieht es derzeit mit unserer Fehlerkultur in Forschung und Entwicklung aus? Gibt es offengelegte „Fehler“ und daraus resultierende Lernprozesse? Auch Modellprojekten mit Forschungscharakter ist das mängelfreie Werk geschuldet. Forschungsberichte reflektieren jedoch eher Erfolge als Fehler. Doch ist das wirklich realistisch? Hätten wir in den 1970er-Jahren das Leitbild der vollklimatisierten Gebäude ernsthaft hinterfragt und evaluiert, wären vielleicht schneller Mängel wie das Sick-BuildingSyndrom und unverhältnismäßig hohe Betriebskosten an den Tag gekommen. Haben wir aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt? Die Haustechnikkosten sind im Verhältnis zu den Kosten der Baukonstruktion seit dieser Zeit kontinuierlich gestiegen. Auch heute wird komplexe Technik mit entsprechender Steuerung und hohen Investitionen über die Erwartung niedriger Betriebskosten verkauft. Doch geht die Rechnung auf? Wie ehrlich evaluieren, vergleichen und hinterfragen wir Konzepte und deren Erfolge? Vergleichende Evaluation Vor diesem Hintergrund sind die hier durchgeführten Untersuchungen von zwölf Schulen aus einer unabhängigen Forschungsperspektive besonders aufschlussreich. Angesichts stark gestiegener Technikkosten ermöglicht der Vergleich von Schulbauten unterschiedlicher Epochen die kritische Reflexion, wie die Ergebnisse mit Blick auf den Energieverbrauch und erzielten Komfort kon­ trastiv zu bewerten sind. Denn die erforderlichen Investitionen sollten in einem angemessenen Verhältnis zu den erreichten Effekten stehen. Anders als bei der Evaluation einzelner Objekte eröffnet ein Vergleich die Möglichkeit, die Qualitäten und Grenzen einer Gründerzeitschule, einer Nachkriegsschule und verschiedener moderner ­ Konzepte für Neubau und Sanierungsvorhaben nebenein­ ander zu stellen. Die Bandbreite der Baualtersklassen und


Typologien, die Mischung aus Neubauten und Sanierungsvorhaben dokumentiert dabei eine breite Variantenvielfalt an Antworten auf die Aufgabenstellung „Schulbau“. Doch was sind die Fragen, die einer solchen Evaluation zugrunde liegen? Offene Fragen Nach der Erfahrung aus jahrelanger Initiierung, Begleitung und Auswertung von Forschungsprojekten sind es nicht nur die Antworten, sondern gerade die intelligenten Fragen, die den Weg zu einem weiterführenden Innovationspotential weisen. Daher werden im Folgenden ohne Anspruch auf Vollständigkeit einige Fragen aufgelistet, die im Kontext dieses Forschungsvorhabens von Interesse sind. Struktur Welche verschiedenen Blickwinkel und Interessen begegnen sich im Schulbau und müssen abgewogen und ­beachtet werden? Wer sind die zentralen Akteure und wie sollten sie eingebunden werden? Welche Erwartungen knüpfen sich an Schulbauten als eine der zentralen öffentlichen Bauaufgaben? Was macht diese Gebäude zukunftsfähig? Kann Schule Mehrfachnutzungen abdecken wie Konzertsaal, Veranstaltungen, Flohmärkte, Stadtteiltreff, Bibliothek, Erwachsenensport und damit andere Gebäude ersetzen? Welche Schulen sollten erhalten und saniert, welche zusammengeführt und ersetzt werden? Pädagogik Welche pädagogischen Konzepte werden in Zukunft nötig sein, um Jugend auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten? Wie flexibel müssen Gebäude auf sich wandelnde pädagogische Anforderungen reagieren können? Wie bewähren sich die verschiedenen pädagogischen Ansätze in der Praxis? Können von verschiedenen Konzepten und damit zusammenhängenden Raumangeboten spezifische Lernerfolge abgeleitet werden? Wie

wichtig ist der Einfluss des Raums auf die Pädagogik? Brauchen neue pädagogische Konzepte mehr Platz und damit Ressourcen? Wie sieht die Zufriedenheit von Lehrern und Schülern bei unterschiedlichen Konzepten aus? Können neue pädagogische Konzepte die Anforderungen der Ganztagsschule unterstützen? Was heißt das für die angestrebte Inklusion? Haustechnik In Modellprojekten erfolgt in der Regel ein Monitoring, in dem zum Erreichen der ehrgeizigen Planungsziele die Mängel beseitigt und die Anlagen- und Steuerungstechnik optimiert werden. Doch selbst wenn die Effizienz des einzelnen Gebäudes dokumentiert werden kann, bleibt die spannende Frage, wie sich die verschiedenen Konzepte im Vergleich darstellen. Wie angemessen sind komplexe haustechnische Anlagen und hocheffiziente Gebäudehüllen wirklich? Wie viel Technik ist nötig, wie wenig ist möglich? Sind wir mit Passivhaus- und Plusenergiekonzepten auf dem richtigen Weg? Rechnen sich die Mehraufwendungen und wie bewähren sie sich in der Praxis? Wie kann mit minimalem Aufwand maximaler Komfort erreicht werden? Sommerfall Bei Schulen mit hocheffizienter Gebäudehülle müssen Überhitzungsprobleme beachtet werden. Durch die erwartete Erwärmung im Zuge des Klimawandels wird diesem Thema noch mehr Bedeutung zukommen. Reichen hier passive Maßnahmen wie Gebäudeausrichtung, maßvolle Fensterflächen, Verschattung, klimaaktive Masse und Nachtluftkühlung? Wie sind die konkreten Erfahrungswerte in der Nutzung? Welche aktiven Kühlmaßnahmen haben sich bewährt? Welche Betriebskosten und Komfortsteigerungen gehen damit einher? Luftqualität Die hohe Belegungsdichte verursacht in vielen Schulen erhöhte CO2-Werte. 4 Ist daher eine mechanische Lüftung


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zwingend erforderlich, um die gebotenen CO2-Werte laut Umweltbundesamt von unter 1.000 bis maximal 2.000 ppm zu erreichen? Wie viel Energie muss bei einer energieeffizienten Sanierung für die Lüftung eingeplant werden? In welchem Verhältnis steht dies zu den energetischen Einsparungen? Was sind die Alternativen? Welche Konzepte bieten guten Komfort bei niedrigen Investitions-, Wartungs- und Energiekosten? Wie viel schlechter schneidet eine Schule der Jahrhundertwende ab? Welchen Einfluss haben höhere Räume und schon um die Jahrhundertwende eingesetzte Lüftungskamine mit Zuluftvorwärmung über die Keller? Ressourcen Wie ist der gesamte Input an Energie und Ressourcen über die Lebenszeit eines Schulgebäudes zu bewerten? Kann man eindeutige Empfehlungen zu baulichen und haustechnischen Konzepten, Konstruktionen, Materialien, Typologien oder einzelnen haustechnischen Komponenten geben? Wie ist die Performance im Vergleich und über die verschiedenen Baualtersklassen hinweg? Wie viele Ressourcen spart eine grundlegende Sanierung im Vergleich zum Neubau? Kann die Ressourceneffizienz der Jahrhundertwende die Bauten der 1970er-Jahre übertreffen? Wie schneidet im Vergleich hierzu ein Plus­ energiegebäude ab? Wie ressourceneffizient lässt sich welcher Gebäudetyp sanieren? Welche Konzepte versprechen lange Lebensdauer? Wie wirkt sich ein Holzbau auf die Umwelt- und Ressourcenbilanz eines Gebäudes aus? Kosten Wie stellen sich bei den verschiedenen Konzepten die Investitions- und Folgekosten dar? Geht die These von mehr Investition zur Reduktion der Betriebskosten auf? Welchen Einfluss hat der Nutzer? Gibt es Konzepte, die den Nutzer besser abholen als andere? Welchen Einfluss haben verschiedene pädagogische Konzepte und Gebäudetypologien auf die Kosten? Rechnet sich die Passivhaushülle, die Lüftung mit Wärmerückgewinnung oder

auch ein Plusenergiekonzept? Welchen Einfluss hat die Materialität auf Kosten, Raumklima und Akzeptanz durch den Nutzer? Wie flexibel können Umnutzungen stattfinden? Gibt es überzeugende Lösungen mit weniger Fläche pro Schüler im Sinne des Suffizienzgedankens? Lernen aus den Ergebnissen? Sicher können nicht alle Fragen in diesem Forschungsprojekt beantwortet werden. So gibt es zum Beispiel deutlich weiter reichende Ansätze bei neuen Schulen in Däne­mark, die aufzeigen, dass Schulbauten nicht nur den Einstieg in eine Diskussion über neue individualisierte Lehr- und Lernformen bieten können, sondern ebenfalls ein neues Stadtteilzentrum bilden und die Verzahnung von Schule und Gesellschaft fördern können. In der sogenannten Leistungsphase 0 kann dieses Potential über den „Anlass Schulbau“ einen Beitrag zur Transformation der Gesellschaft über zukunftsfähige pädagogische Leitbilder und erweiterte Nutzungsmöglichkeiten leisten. Der Bauband 1 ist stärker auf dieses Thema eingegangen. Ein Vergleich und eine Evaluation der pädagogischen Konzepte und deren räumlicher Umsetzung sowie die Perspektive des gesellschaftlichen Potentials des Schulbaus wären sicher ebenso spannend, aber vom Umfang her ein weiteres Buch wert. Die Ergebnisse ermutigen zu weiterer Forschung. So leistet die Gründerzeitschule nach relativ geringfügigen Eingriffen bereits seit 120 Jahren beste Dienste. Nach der Dämmung des Dachs sind zwar die Energieverbräuche immer noch deutlich höher als bei optimierten Neubauten, jedoch steht dies in einem gesunden Verhältnis zu den Aufwendungen. Erstaunlich ist auch die Abweichung zwischen den Messwerten zur Luftqualität und der unerwartet hohen Unzufriedenheit bei den Nutzern in den zwei Berufsschulen, was zum Teil auf nicht zu öffnende Fenster zurückzuführen sein könnte. Haben wir hier vielleicht mit gut gemeintem Support den Nutzer entmündigt? Nachdenklich stimmt ebenfalls die bild­liche Nebeneinanderstellung der Technikzentralen. Wie viel Technik


ist wirklich angemessen? Gibt es einfachere ­Lösungen, die weniger Investitionen, Wartung und Betriebsenergie erfordern, um gute Luftqualität mit angemessenem Aufwand zu realisieren? Diese Fragen werden sicher in die Gestaltung weiterer Modellprojekte der Deutschen Bundesstiftung Umwelt einfließen, um die kontinuierliche Entwicklung fortzuschreiben. Daher bestätigt sich die praxisnahe Forschung und Entwicklung in konkreten Objekten, die alle das notwendige fortlaufende Lernen aus Forschung, Evaluation und Dokumentation von Modellprojekten unterstreichen. Warum Forschung in konkreten Bauprojekten? Theoretische Forschungsergebnisse und umweltrelevante Innovation in Bezug auf einzelne Bauprodukte und Produktionsprozesse sind wichtige Bausteine nachhaltigen Bauens. Da jedoch Gebäude eine individuelle Antwort auf die spezifische Nutzung und den Kontext, den Genius Loci, darstellen und daher neben technischen Daten und Fakten auch sozialen, kulturellen, emotionalen und wirtschaftlichen Anforderungen genügen müssen, sind die Lösungswege und -möglichkeiten komplex. Theoretische wissenschaftliche Grundlagen, optimierte Fassadenaufbauten, neue Baustoffe oder Komponenten regenerativer Energietechnik bedingen noch kein nachhaltiges Gebäude. Der Entwurfsprozess selbst stellt über Flächeneffizienz, Funktionalität, Kubatur, Ausrichtung, natürliche Klimatisierungsstrategien, Materialität, Flexibilität, Suffizienzstrategien, Mehrfachnutzung, intelligente Tragwerkskonzepte und nicht zuletzt eine zeitlose Gestaltqualität die entscheidenden Weichen für eine zukunftsfähige Gesamtlösung. Das methodische und systemische Wissen des Architekten und der Fachplaner sind gefragt, wissenschaftliche Erkenntnisse und neue Komponenten und Bauteile in konkreten Bauvorhaben optimal einzusetzen und so in die Praxis zu überzuführen. Nichts kann Dritte besser zum Nachahmen motivieren als ein überzeugendes Bauwerk und zufriedene Nutzer sowie die detaillierte Dokumen-

tation des Weges und der erreichten Ziele. Da im Bauwesen im Gegensatz zu anderen Produktionsbereichen immer wieder Prototypen entwickelt werden, steht das Pro­zesswissen neben dem beispielhaften Ergebnis im Fokus der Forschung. So arbeitet die Deutsche Bundessstiftung Umwelt in ihren Modellprojekten an der methodischen Weiterentwicklung einer Planungskultur, die der Herausforderung des Nachhaltigkeitsgedankens Rechnung trägt und sich an vorbildlichen Beispielen eines zukunftsfähigen Schulbaus messen lässt. Letztlich hat sich in einer Vielzahl von Projekten gezeigt, dass die Investition in kostenpflichtiges Nachdenken der zentrale Motor ist, um neue Entwicklungen auf den Weg zu bringen. In der Regel fehlt nicht das Geld für gute ­Lösungen, sondern es ist ein offener Geist gefragt, der mit Flexibilität, Kreativität und dem Mut zu neuen Wegen überzeugende Argumente und Beispiele erarbeitet. Wir freuen uns, wenn wir mit diesen Vordenkern in konkreten Projekten helfen können, den Stein für eine bessere Schullandschaft ins Rollen zu bringen. 1 www.wbgu.de/hauptgutachten/hg-2016-urbanisierung (23.4.2017) 2 www.hs-owl.de/fb7/fileadmin/download/labore/klose/pdf/Kaizen_ Text2_bearbeitet.pdf (23.4.2017) 3 www.diamandis.com/blog/success-experimentation www.peterdiamandis.tumblr.com/post/143536342573/how x-google-experiments (23.4.2017) 4 www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/ kohlendioxid_2008.pdf (23.4.2017)


Projektdetails

Grundschule an der HaimhauserstraĂ&#x;e in MĂźnchen, 1898

Eerste Openluchtschool in Amsterdam, 1930

Gymnasium Sonthofen, 1974

Mittelschule Buchloe, 1976

Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen, 2008

Berufliche Oberschule Erding, 2011


Schulanlage Wandermatte in Wabern, 1956

Hohenstaufen-Gymnasium in Gรถppingen, 1959

Gymnasium der Stadt Baesweiler, 1978

Schule im Park in Ostfildern, 2002

Gymnasium Buchloe, 2013

Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf, 2015


Projektdetails

Grundschule an der Haimhauserstraße Seite 90 Ort München, Bayern Bauherr Landeshauptstadt München Architekt Theodor Fischer Sanierende Architekten karlundp Architekten Erbaut 1897 / 1898 Saniert 2016 / 2017

Eerste Openluchtschool voor het Gezonde Kind Seite 102 Ort Amsterdam (NL) Bauherr Vorstandsgremium der Openluchtschool Architekten Jan Duiker und Bernard Bijvoet Sanierende Architekten wessel de jonge architecten bna bv Erbaut 1927 – 1930 Saniert 2010

Raumnummer untersuchtes Klassenzimmer 304 Größe untersuchtes Klassenzimmer 82,25 m2 Volumen untersuchtes Klassenzimmer 327,2 m3 Schultyp Grundschule Anzahl der Lehrer 25 Anzahl der Schüler 320 Durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse 23

Raumnummer untersuchtes Klassenzimmer 3. OG ost Größe untersuchtes Klassenzimmer 55,5 m2 Volumen untersuchtes Klassenzimmer 185,2 m3 Schultyp Grundschule Anzahl der Lehrer 15 Anzahl der Schüler 235 Durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse 30

Gymnasium Sonthofen Seite 138 Ort Sonthofen, Bayern Bauherr Stadt Sonthofen Architekt Max Speidel Sanierende Architekten LPH 1 – 6 Architekturbüro Werner Haase, LPH 7 – 9 Architektengemeinschaft Uhlemayr/Kroiss/Sodeur TGA Fachplaner GI Güttinger Ingenieure Erbaut 1973 / 1974 (Turnhalle 1959, Pavillon 2002) Saniert 2009 – 2011

Mittelschule Buchloe Seite 150 Ort Buchloe, Bayern Bauherr Stadt Buchloe Architekten Architekturbüro Lorenz, Ottobeuren Sanierende Architekten m2s müllerschurr.architekten TGA Fachplaner ingenieurbüro fink Erbaut 1974 – 1976 Saniert 2010 / 2011

14 15

Raumnummer untersuchtes Klassenzimmer H202 Größe untersuchtes Klassenzimmer 70,4 m2 Volumen untersuchtes Klassenzimmer 217,6 m3 Schultyp Gymnasium Anzahl der Lehrer 68 Anzahl der Schüler 734 Durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse 25

Max-Born-Berufskolleg Seite 190 Ort Recklinghausen, Nordrhein-Westfalen Bauherr Kreis Recklinghausen Architekten scholl architekten partnerschaft TGA Fachplaner ArGe Pfeil & Koch ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG und Müller & Bleher GmbH & Co. KG Erbaut 2005 – 2008 Raumnummer untersuchtes Klassenzimmer 3.01 Größe untersuchtes Klassenzimmer 65,5 m2 Volumen untersuchtes Klassenzimmer 207,6 m3 Schultyp Berufsschule Anzahl der Lehrer 110 Anzahl der Schüler 3.000, davon ca. 1.700 Schüler täglich anwesend Durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse variiert stark

Raumnummer untersuchtes Klassenzimmer 203 Größe untersuchtes Klassenzimmer 73,5 m2 Volumen untersuchtes Klassenzimmer 162,6 m3 Schultyp Mittelschule Anzahl der Lehrer 30 Anzahl der Schüler 350 Durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse 20

Berufliche Oberschule Erding Seite 204 Ort Erding, Bayern Bauherr Landkreis Erding mit Beteiligung des Landkreises Ebersberg Architekten kplan AG TGA Fachplaner mathias baumann ingenieurbüro Erbaut 2009 – 2011 Raumnummer untersuchtes Klassenzimmer 218 Größe untersuchtes Klassenzimmer 75,6 m2 Volumen untersuchtes Klassenzimmer 233,6 m3 Schultyp Berufsschule Anzahl der Lehrer 80 Anzahl der Schüler 1.035 Durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse 26


Schulanlage Wandermatte Seite 114 Ort Köniz-Wabern bei Bern (CH) Bauherr Gemeinde Köniz Architekten Emil Meyer und Fritz von Niederhäusern Sanierende Architekten Bienert Kintat Architekten GmbH TGA Fachplaner SSE Engineering AG und Marcel Rieben Ingenieure AG Erbaut 1955 / 1956 Saniert 2015 Erweitert 2015 Raumnummer untersuchtes Klassenzimmer 4 Größe untersuchtes Klassenzimmer 62,3 m2 Volumen untersuchtes Klassenzimmer 187,7 m3 Schultyp Grundschule Anzahl der Lehrer 39 Anzahl der Schüler 140 Durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse 21

Gymnasium der Stadt Baesweiler Seite 162 Ort Baesweiler, Nordrhein-Westfalen Bauherr Stadt Baesweiler Architekten Peter Hensen Architekten Sanierende Architekten RoA Rongen Architekten PartG mbB, Wassenberg TGA Fachplaner VIKA Ingenieur GmbH Erbaut 1970 – 1978 Saniert 2009 – 2014 Raumnummer untersuchtes Klassenzimmer 4.207 Größe untersuchtes Klassenzimmer 49,6 m2 Volumen untersuchtes Klassenzimmer 162,6 m3 Schultyp Gymnasium Anzahl der Lehrer 82 Anzahl der Schüler 930 Durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse 26

Gymnasium Buchloe Seite 216 Ort Buchloe, Bayern Bauherr Landkreis Ostallgäu Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei TGA Fachplaner K+P GmbH & Co. KG Erbaut 2012 / 2013 Raumnummer untersuchtes Klassenzimmer 003 Größe untersuchtes Klassenzimmer 66,0 m2 Volumen untersuchtes Klassenzimmer 162,6 m3 Schultyp Gymnasium Anzahl der Lehrer 60 Anzahl der Schüler 750 Durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse 27

Hohenstaufen-Gymnasium Seite 126 Ort Göppingen, Baden-Württemberg Bauherr Stadt Göppingen Architekten Günter Behnisch und Bruno Lambart Erweiterung Behnisch & Partner Erbaut 1957 – 1959 Erweitert 2000 – 2001 Raumnummer untersuchtes Klassenzimmer 304 Größe untersuchtes Klassenzimmer 67,0 m2 Volumen untersuchtes Klassenzimmer 226,1 m3 Schultyp Gymnasium Anzahl der Lehrer 60 Anzahl der Schüler 700 Durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse 26

Schule im Park Seite 176 Ort Ostfildern, Baden-Württemberg Bauherr SEG Sanierungs- und Entwicklungsgesellschaft Ostfildern mbH Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei TGA Fachplaner Ingenieurgesellschaft für Haustechnik Wetzstein Erbaut 1996 – 2002 Raumnummer untersuchtes Klassenzimmer 358 Größe untersuchtes Klassenzimmer 70,3 m2 Volumen untersuchtes Klassenzimmer 244,9 m3 Schultyp Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule Anzahl der Lehrer 30 Anzahl der Schüler 430 Durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse 23

Schmuttertal-Gymnasium Seite 228 Ort Diedorf, Bayern Bauherr Landkreis Augsburg Architekten Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH in ARGE mit Florian Nagler Architekten GmbH TGA Fachplaner Wimmer Ingenieure GmbH, Ingenieurbüro Herbert Mayr, ip5 Ingenieurpartnerschaft Erbaut 2013 – 2015 Raumnummer untersuchtes Klassenzimmer N.2.03 Größe untersuchtes Klassenzimmer 60,8 m2 Volumen untersuchtes Klassenzimmer 188,5 m3 Schultyp Gymnasium Anzahl der Lehrer 80 Anzahl der Schüler 875 Durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse 27


Repräsentative Woche kalt 4.000

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Grundschule an der Haimhauserstraße in München

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Eerste Openluchtschool in Amsterdam (07. – 11. 11. 2016)

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Gymnasium Sonthofen (29. 02. – 04. 03. 2016)

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Mittelschule Buchloe (29. 02. – 04. 03. 2016)

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Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen (29. 02. – 04. 03. 2016)

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Berufliche Oberschule Erding (29. 02. – 04. 03. 2016)


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Schulanlage Wandermatte in Wabern (07. – 11. 11. 2016)

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Hohenstaufen-Gymnasium in Göppingen (22. – 26. 02. 2016)

Temperatur [°C]

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10

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5

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0

Gymnasium der Stadt Baesweiler (25. – 29. 04. 2016)

0

8

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0

8

16

0

8

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8

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0   Uhrzeit

Schule im Park in Ostfildern (25. – 29. 04. 2016)

Temperatur [°C]

CO2 [ppm]

100

35

4.000

30

3.500

25

3.000

20

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5

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0

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8

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0

Gymnasium Buchloe (14. – 18. 03. 2016)

8

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0

8

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0

0

8

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0

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0

8

16

0

8

16

0

8

Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf (29. 02. – 04. 03. 2016)

16

0   Uhrzeit


Technik und Energie

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Regelung und Instandhaltung der Technik Hausmeister, Facility Manager oder Bridge Commander?

Einregulierung des Systems eine längere Monitoringphase. Ein manueller Eingriff wird vom Nutzer häufig als eine „Störung des Systems“ wahrgenommen. Sicherlich sollten sich die Planungsbeteiligten genau überlegen, welcher Grad der Automatisierung notwendig ist, sodass der Nutzer nicht das Gefühl der Bevormundung hat. Die Messungen und Umfragen z. B. in den Schulen in Recklinghausen und Erding zeigen, dass trotz objektiv sehr guter Luftqualität der Nutzer dies anders empfindet. Es scheint, als gäbe es ein gewisses Maß an Misstrauen gegenüber der Technik – wenn die Frischluft nicht über das Fenster kommt, wenn es keinen Schalter gibt für das Licht oder den Sonnenschutz etc. Zugleich ist im Sommer morgens um 5 niemand da, der den Sonnenschutz schließt, wenn die Sonne auf die Ostfassade scheint. In der Folge sind die Räume bereits bei Schulbeginn überhitzt. Es bedarf ­offensichtlich einer ausgewogenen Sowohl-als-auch-Stra­ tegie, wobei der Umgang mit natürlichen Ressourcen wie Tageslicht, natürliche Lüftung, Nacht­auskühlung durchaus als pädagogisch wertvolle Aufgabe betrachtet werden sollte. Dies entspricht der Theorie, w ­ onach das Gebäude, neben den Eltern und dem Lehrkörper, zur Bildung beiträgt.34

Der Grad der Technisierung hat das Berufsbild des Hausmeisters – oder besser gesagt des Facility Managers – grundlegend verändert. Tatsächlich geht es heute viel weniger um kleinere Reparaturen, sondern um das Management einer Immobilie bzw. auch um Mangelverwaltung, weil die Kommunen häufig zu geringe Mittel zur Verfügung stellen. Energieverbrauch und Komfort werden an einer Schaltstelle reguliert, die bei hoch technisierten Schulen einem Cockpit ähnelt. Nicht zuletzt diese Veränderung des Berufsbilds führt zu Überlegungen von Kommunen, das Facility Management aller kommunalen Gebäude in einem Pool von Fachkräften zu sammeln. Die einzelne Schule hat in Konsequenz gar keinen eigenen Hausmeister mehr. Diese Entwicklung ist einerseits verständlich, andererseits gehen zwangsläufig Wissen und die Identifikation mit dem Gebäude verloren. Eine Technisierung führt in der Regel auch zu einer Automatisierung. Dies betrifft die Regelung der Heizung, den Betrieb der Lüftung, Sonnenschutz, Kunstlicht etc. Planer neigen dazu, die eingesetzte Technik optimal zu nutzen. Im Umkehrschluss fühlen sich die Nutzer von der Anlagentechnik „entmündigt“ – ein Kommentar, den Von der Energieerzeugung zum Energiebedarf wir in vielen der untersuchten Schulen in Gesprächen Mehr Strom für weniger Wärmebedarf? hörten. „Wieso führt der Sonnenschutz ein Eigenleben?“ oder „Die Lichtsteuerung macht, was sie will, aber nicht das, was man möchte“. So gab es in Diedorf die ­Situation, Insgesamt zeigen die mechanisch belüfteten Schulen mit dass bei einer Aufführung der Eingriff in die Lichtsteue- Wärmerückgewinnung eine Verschiebung des Energierung nicht möglich war, was sowohl die Band als auch bedarfs von Wärme zu Strom. Wabern hat aufgrund der die Besucher empörte. Sondernutzungen sind häufig in Biomassefeuerung die geringsten CO2-Emissionen. der Automatisierung nicht abgebildet. Diese Betriebser- Aus energetischer Sicht resultiert daraus eine generelle fahrungen lassen sich natürlich in die Automatisierung Fragestellung: Ist es sinnvoll, für eine mechanische Lüfeinpflegen – es bedarf aber permanenter Bemühungen tungsanlage – die den Wärmebedarf reduziert – Strom der Betriebsoptimierung. Nicht umsonst durchlaufen aufzuwenden, der bei der Erzeugung gegebenenfalls mehr Schulen wie beispielsweise in Diedorf und Erding für die CO 2 emittiert, als die Wärmerückgewinnung einspart?


Heizen – spez. Raumbedarf [kWh/m²a] Grundschule an der Haimhauserstraße in München, 1898

Haimhauserstraße, saniert

Eerste Openluchtschool in Amsterdam, 1930

Schulanlage Wandermatte in Wabern, 1956

Hohenstaufen-Gymnasium in Göppingen, 1959

Gymnasium Sonthofen, 1974

Mittelschule Buchloe, 1976

Gymnasium der Stadt Baesweiler, 1978

Schule im Park in Ostfildern, 2002

Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen, 2008

Berufliche Oberschule Erding, 2011

Gymnasium Buchloe, 2013

Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf, 2015 0

20

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60

80

100

120

140

160

180

200

220

Kühlen spez. Raumbedarf [kWh/m²a]

Gymnasium Sonthofen, 1974

Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen, 2008

Berufliche Oberschule Erding, 2011

Gymnasium Buchloe, 2013

Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf, 2015 0

5

10

15

20

0

5

10

15

20

0

5

10

15

20

Hilfsenergie spez. Raumbedarf [kWh/m²a] Grundschule an der Haimhauserstraße in München, 1898

Haimhauserstraße, saniert Eerste Openluchtschool in Amsterdam, 1930

Schulanlage Wandermatte in Wabern, 1956

Hohenstaufen-Gymnasium in Göppingen, 1959

Gymnasium Sonthofen, 1974

Mittelschule Buchloe, 1976

Gymnasium der Stadt Baesweiler, 1978

Schule im Park in Ostfildern, 2002

Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen, 2008

Berufliche Oberschule Erding, 2011

Gymnasium Buchloe, 2013

Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf, 2015

Kunstlicht spez. Raumbedarf [kWh/m²a] Grundschule an der Haimhauserstraße in München, 1898

Haimhauserstraße, saniert Eerste Openluchtschool in Amsterdam, 1930

Schulanlage Wandermatte in Wabern, 1956

Hohenstaufen-Gymnasium in Göppingen, 1959

Gymnasium Sonthofen, 1974

Mittelschule Buchloe, 1976

Gymnasium der Stadt Baesweiler, 1978

Schule im Park in Ostfildern, 2002

Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen, 2008

Berufliche Oberschule Erding, 2011

Gymnasium Buchloe, 2013

Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf, 2015


spez. Energiekosten [Euro/m²a]

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Grundschule an der Haimhauserstraße in München, 1898

Haimhauserstraße, saniert Eerste Openluchtschool in Amsterdam, 1930

Schulanlage Wandermatte in Wabern, 1956

Hohenstaufen-Gymnasium in Göppingen, 1959

Gymnasium Sonthofen, 1974

Mittelschule Buchloe, 1976

Gymnasium der Stadt Baesweiler, 1978

Schule im Park in Ostfildern, 2002

Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen, 2008

Berufliche Oberschule Erding, 2011

Gymnasium Buchloe, 2013

Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf, 2015 0

5

Kunstlicht

10

Hilfsenergie

15

Kühlen

20

Wärmepumpe

25

Wärme

CO2-Äquivalent [kg/kWh spez. Endenergie] Grundschule an der Haimhauserstraße in München, 1898

Haimhauserstraße, saniert Eerste Openluchtschool in Amsterdam, 1930

Schulanlage Wandermatte in Wabern, 1956

Hohenstaufen-Gymnasium in Göppingen, 1959

Gymnasium Sonthofen, 1974

Mittelschule Buchloe, 1976

Gymnasium der Stadt Baesweiler, 1978

Schule im Park in Ostfildern, 2002

Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen, 2008

Berufliche Oberschule Erding, 2011

Gymnasium Buchloe, 2013

Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf, 2015 0

10

Strom

20

Gas-BHKW

30

Fernwärme

40

Wärme Pellets

50

Wärme Gas

60


Ein Beispiel hierfür ist die Schule in Ostfildern. Sie verzichtet auf eine mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung, schneidet jedoch energetisch sehr gut ab, weil sie an eine CO2-arme Fernwärme angeschlossen ist. Noch deutlicher zeigt sich dies bei der Schule in Wabern: Trotz eines erhöhten Wärmebedarfs aufgrund hoher Transmissions- und Lüftungswärmeverluste weist sie wegen der Biomassefeuerung die geringsten CO2-Emissionen aller zwölf Schulen auf. Die technisch sehr modernen Schulen wie das Gymnasium Buchloe, in Diedorf, Erding, Baesweiler und Sonthofen zeigen allesamt ein ähnliches, sehr gutes Ergebnis mit geringen CO2-Emissionen. Interessant dabei ist, dass die technisch anspruchsvollen Schulen wie in Diedorf und Recklinghausen „nur“ ca. 30 % geringere CO2-äquivalente Emissionen haben als die Theodor-Fischer-Schule in München – gerechnet nach der bevorstehenden Sanierung. Diese Größenordnung wird ohne mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung sowie mit einer weiterhin ungedämmten Fassade erzielt. Hier ein Vergleich, um die Differenz zu verdeutlichen: Dieser Wert entspricht etwa der Nutzung eines Whiteboards mit dazugehörigem Desktop-Computer inklusive Standby-Verlusten bei einer täglichen Betriebszeit von 8 Stunden in 42 Wochen pro Jahr. Betrachtet man die Energiekosten, nähert sich die Schule München im sanierten Zustand sogar noch weiter den technologisch modernen und anspruchsvollen Schulen an. Nimmt man die Schulen in München und Göppingen im unsanierten Zustand aus dem Vergleich heraus, zeigt sich, dass die Energie­kosten für den Gebäudebetrieb aller Schulen – unabhängig von der technischen Ausstattung – zwischen ca. 4 und 8 Euro je m2 und Jahr liegen. Bei den Simulationen sind wir – wie auf Seite 22 im Unterkapitel ­Methodik der Simulation beschrieben – vom idealen Nutzer sowie von einer idealen MSR-Technik (Mess-, Steuer-, Regeltechnik) und auch von einem einwandfreien Zustand der Anlagen ausgegangen. Dinge wie ein erhöhter Druckverlust und damit einhergehend

ein erhöhter Lüfterstrom, wenn die Filter nicht rechtzeitig gereinigt werden, wurden genauso wenig berücksichtigt wie die Tatsache, dass es den idealen Nutzer nicht gibt. So wird vor allem der Strombedarf für Kunstlicht in allen Schulen stärker ins Gewicht fallen. In der Realität wird der Wärmebedarf in den natürlich belüfteten Schulen aufgrund eines unzureichenden Lüftungsverhaltens geringer sein – auf Kosten der Luftqualität. Der Energiebedarf der technisch anspruchsvollen Schulen wird tendenziell ebenfalls größer sein, weil erfahrungsgemäß MSR-Technik höchst selten „optimal“ funktioniert. Dadurch wird sich der Energiebedarf der natürlich belüfteten und der mechanisch belüfteten Schulen weiter annähern. Der dominierende Energiebedarf in Schulen ist dem energetischen Aufwand für die Luftkonditionierung, vor allem die winterliche Lufterwärmung, zuzuweisen. Trotzdem zeigt sich, dass sich aus einer rein energetischen Betrachtung eine maschinelle Lüftung nicht rechtfertigen lässt. Ebenfalls zeigt sich, dass Transmissionswärmeverluste im Schulbau eine untergeordnete Rolle spielen, weswegen man das Sanierungsziel „Passivhaus“ generell infrage stellen muss. Die wichtigsten Parameter für eine energieeffiziente Schule sind (in dieser Reihenfolge): 1 2 3 4

Die Minimierung des Strombedarfs für Kunstlicht durch die Wahl eines geeigneten Leuchtmittels sowie einer optimierten Tageslichtnutzung Der Einsatz einer CO2-armen Wärmeerzeugung Die Minimierung des Hilfsenergiebedarfs beim Einsatz einer maschinellen Lüftung. Dies lässt sich zum Beispiel durch eine Minimierung der Druckverluste durch großzügig dimensionierte Geräte und Kanalnetze zur Luftverteilung oder durch die Wahl einer dezentralen Lüftung erreichen. Ein optimaler baulicher sommerlicher Wärmeschutz, um Kühlbedarf zu vermeiden


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Zwei Lehrstühle, ein gemeinsamer Untersuchungsgegenstand. Wie ergänzt sich die Forschung der beiden Fachrichtungen und ­ elche Erkenntnisse ergeben sich in der Gesamtschau? Prof. Thomas Auer vom Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klima­gerechtes w Bauen und Prof. Florian Nagler vom Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren werfen im Gespräch mit Schriftleiter Marko Sauer einen Blick zurück auf ihre Untersuchungen zum Schulhausbau. Marko Sauer

Thomas Auer und Florian Nagler im Gespräch mit Marko Sauer

Was können Sie denn aus Ihrer Forschung ableiten?

Technische Universität München, 4. April 2017

TA_ Unsere Erkenntnis ist, dass es nicht die richtige oder die falsche Schule gibt. Es gibt in jedem Haus Aspekte, die gut sind, und solche, die zu hinterfragen sind. Diese wollten wir untersuchen. Und aus dem Resultat kann man sich dann sein Puzzle zusammensetzen.

MS_ Sie haben mit Ihren Lehrstühlen Schulgebäude von Ihrer Warte aus untersucht. Was kann der Architekt von der Gebäudetechnik lernen und umgekehrt? TA_ Architektur beschäftigt sich spätestens seit der Moderne mit Minimierung. Um es mit Mies van der Rohe zu sagen: „Weniger ist mehr.“ Weniger Elemente, weniger Material etc. Leider hat man das Gefühl, dass dieser Ansatz bei der technischen Gebäudeausrüstung noch nicht angekommen ist. FN_ Voneinander lernen ist immer gut. Wichtig scheint mir aber vor allem die Offenheit für eine intensive Zusammenarbeit und ein gemeinsames Interesse an einem ganzheitlichen Ergebnis. Die Trennung von Architektur und Haustechnik sollte es eigentlich gar nicht geben. Gibt es aus der Gesamtsicht nun eine Blaupause für die Schule des 21. Jahrhunderts? FN_ Nein. Die kann es nicht geben. Es gibt natürlich eine Richtung, was das Bauliche und die Technik betrifft. Aber es gibt keine Blaupause. Auf die Architektur haben ja viele unterschiedliche Parameter Einfluss – beispielsweise immer wieder eine neue städtebauliche Situation oder aber auch ein neues Team – wenn bei einem Projekt zehn andere Leute am Tisch sitzen, dann sieht das Ergebnis auch wieder anders aus. TA_ Und es gibt zudem Standortfaktoren, die den Entwurf beeinflussen: Schallemissionen, städtebauliche Situationen, man ist nicht immer frei in der Orientierung. Selbst für die Gebäudetechnik kann es deshalb keine Blaupause geben.

FN_ Wir hatten eine konkrete Ausgangsfrage, die wir beantworten wollten. Nach der Arbeit am SchmuttertalGymnasium in Diedorf waren wir erschlagen von der Unmenge an Technik, die wir in dieses Haus hineinpacken mussten. Wenn wir so weitermachen, dann bauen wir am Schluss lauter Gebäude, die keiner mehr bedienen kann. Dann braucht es zwei diplomierte Haustechniker, und wenn einer nicht da ist, kollabiert das System. In dieser Situation haben wir uns gefragt: Geht es nicht auch einfacher? Deswegen haben wir auch ein Gebäude wie die Theodor-Fischer-Schule für die Untersuchung gewählt. TA_ Das Problem ist, dass man unweigerlich bei einer hochgerüsteten Schule landet, wenn man die Vorgaben zum Komfort eins zu eins übersetzt. Wir haben da eine Kettenreaktion losgetreten: Zunächst machen wir die Fenster dicht, deshalb müssen wir die Luft austauschen. Als nächstes stellen wir fest: Das funktioniert nicht, indem wir einfach die Fenster auf- und zumachen. Wir müssen das dann mechanisch unterstützen und die Luft wird zu trocken, also müssen wir sie befeuchten. Dann tauschen wir zu viel Luft aus und müssen das wieder regeln. Und so weiter. Wer kontrolliert diese Systeme? Und wer stellt sicher, dass diese Systeme über einen Zeitraum von Jahrzehnten funktionieren? Wir bewegen uns auf einem Weg, der uns ständig an neue Herausforderungen führt. FN_ Genau das ist der Punkt: Erzielen wir mit unseren technischen Möglichkeiten wirklich so viel bessere Resultate


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oder ist es den ganzen Aufwand am Schluss doch nicht wert? Kann man nicht auch mit einem bedeutend geringeren Aufwand ähnliche Resultate erreichen? Deshalb wollten wir ein breites Spannungsfeld untersuchen: Von einer simplen, 80 cm starken Ziegelwand in München bis hin zum sehr komplexen Holzbau in Diedorf. Die Untersuchung sah vor, dass der Lehrstuhl Auer die physikalischen Größen der Behaglichkeit misst und dass der Lehrstuhl Nagler die Gebrauchstauglichkeit unter architektonischen Aspekten untersucht. Weshalb wurden neben den Messungen auch noch Simulationen durchgeführt? TA_ Wir wissen, dass wir ohne aufwändiges Monitoring keinen Vergleich von Messdaten herstellen können, denn jede Schule hat eine spezifische Nutzung. Die eine hat eine Kantine, die andere nicht usw. Das hat zur Folge, dass die am Zähler abgelesenen Zahlen sich leider kaum vergleichen lassen. Deswegen haben wir mit Simulationen und der Normierung von einzelnen Räumen gearbeitet. Wir nehmen die gleiche Schülerzahl, dieselben Randbedingungen und auch einen idealen Nutzer, der im Winter immer lüftet. Damit erhalten wir vergleichbare Bedingungen. Interessant wird es auch bei der Interpretation der Resultate: Es gibt einige Relativierungen im Kommentar zu den Messungen. TA_ Das ist unumgänglich. Nehmen wir zum Beispiel das Thema Akustik. Die Norm fordert die Einhaltung der Nachhallzeit in besetztem Zustand. Jetzt kommen wir und der Raum ist leer. Das wird dann rechnerisch korrigiert, aber natürlich ist dieses Ergebnis dann verzerrt. Das ist ein Problem. Man denkt immer, dass die Zahlen und die Ergebnisse Fakten seien, aber im End­ effekt steckt wahnsinnig viel Interpretationsspielraum darin.

Sind die Messwerte für sich genommen denn nicht belastbar? TA_ Ich versuche es am Beispiel des CO2-Werts zu erklären und darzustellen. Wir messen CO2, obwohl dessen Konzentration für den Menschen bezüglich seiner toxischen Wirkung völlig irrelevant ist. Es ist nur ein Indikator. Wir wissen aber, dass die Konzentration des CO2 mit anderen Emissionen korrespondiert, insbesondere mit Geruchsbelastungen. Jetzt ist es natürlich so, dass in einer Grundschule die Geruchsemission bei gleichem CO2-Pegel eine völlig andere ist als in einer Schule mit 16-jährigen Jungs. Diese Korrelation stimmt gewiss in der Tendenz, aber nicht eins zu eins. Wir kennen die Belastung nicht. Wir haben nur diesen Wert, der eigentlich zu wenig aussagt. Daneben haben wir zusätzlich noch die Raumluftfeuchte und Temperatur gemessen und eine subjektive Befragung durchgeführt. Und wir haben bei allen Kriterien unterschiedliche Ergebnisse. Und genau deswegen ist es so schwer zu sagen: Das ist richtig und das ist falsch. Was bedeutet diese Unsicherheit in der Auslegung für die tägliche Arbeit? TA_ Wir sind natürlich Ingenieure und wir versuchen, aus diesen Daten Fakten herauszulesen. Aber am Schluss ist es oft eine Frage der Interpretation. Verunsichert Sie diese Bandbreite der Interpretation nicht? TA_ Nein, überhaupt nicht – das liegt für mich in der Natur der Sache. Zudem betreiben wir hier ja Forschung: Je tiefer man in eine Materie einsteigt, desto mehr Fragen tauchen auf. Und neben den neuen Fragen erhalten wir ja immer auch Antworten. Ich finde, dass wir aus den Untersuchungen der zwölf Schulen sehr wohl Strategien für neue Gebäude ableiten können.


Prof. Thomas Auer und Prof. Florian Nagler

Die architektonischen Untersuchungen hingegen fallen eindeutiger und sehr präzise aus. Das erstaunt, denn die Wertung von architektonischen Kriterien scheint a priori mehr Spielraum zuzulassen als die Erhebung von Daten. FN_ Wir haben natürlich versucht, die Dinge zu benennen und klar zu beschreiben, was wir kritisieren und was wir gut finden. Unsere Präzision kommt wohl daher, dass sie subjektiv ist. Es gibt natürlich Kollegen, die diese Schulen ganz anders beurteilen würden. Wir schauen selbstverständlich mit unserem eigenen Blick darauf. Diesen geben wir jedoch präzise wieder und meistens waren wir uns in der Gruppe einig. Wenn hier eine andere Wertung dazukäme, dann könnte man das nicht mehr so klar und eindeutig formulieren. Wenn Sie die Beurteilung der Häuser betrachten: Hat die architektonische Qualität denn auch eine Wirkung? FN_ Das ist natürlich ein vielschichtiges Thema. Ich glaube aber, dass gute Architektur da etwas leisten kann. Es erzeugt eine positive Grundstimmung, wenn die Nutzer ihr Haus aufgrund seiner architektonischen Qualität mögen. Und wenn ein grundsätzlich positives Gefühl dem Haus gegenüber vorhanden ist, dann nimmt man vieles in Kauf, weil man es mag. Das geht mir selber genauso. Wir hatten zehn Jahre lang ein Büro, in dem die Eingangstüre nur 180 cm hoch war, und ich musste mich ­jedes Mal bücken, wenn ich durch die Türe ging. Ich konnte damit leben, weil ich das Haus mochte. Das geht viel einfacher, als wenn man das Haus schon prinzipiell ablehnt. Das heißt, dass die Toleranz bezüglich der Behaglichkeit steigt, wenn die Nutzer das Haus mögen? TA_ Genau dies zeigen unsere Befragungen. Nehmen wir das Beispiel Schulanlage Wandermatte: Die CO2-Werte sind nicht gut, und trotzdem sind die Schüler total zufrie-

den. Was sagt uns das? Sie sind ihrem Haus gegenüber positiv eingestellt, und das schlägt sich in der Bewertung nieder. Da geht es um die Frage, wie man die Schule allgemein bewertet. Es gibt eine Korrelation zwischen der Frage, ob man gerne in diese Schule geht, und der Bewertung der anderen Faktoren. Wenn die Schüler nicht gerne in die Schule gehen, dann bewerten sie alle Faktoren kritischer. Gilt dies auch für die Gebäudetechnik? TA_ Die Nutzerbefragung zeigt eine Korrelation zwischen der CO2-Konzentration und der subjektiven Zurückhaltung bezüglich mechanischer Lüftung. Luft, die aus einem Rohr kommt, wird per se als verbraucht bewertet. Man sieht ganz klar, dass Schulen, deren Fenster sich nicht öffnen lassen, ein Problem haben. Dieser psychologische Effekt ist schon lange bekannt, ist aber kaum wissenschaftlich belegbar. Wir können aus der Kombination von Messdaten und Befragung genau dies zeigen. Was leiten Sie aus dieser Erkenntnis ab? TA_ Wir sollten keine Schulen bauen, bei denen die natürliche Lüftung keine Rolle mehr spielt. Natürliche Lüftung sollte immer Teil des Konzepts sein. Jetzt kann man sich überlegen: Mache ich diese Lüftung ausschließlich auf natürlicher Basis oder unterstütze ich dies maschinell? Aber es darf nicht eine ausschließliche mechanische Lüftung geben. Ich glaube, das ist ein klares Resultat. Dies hieße dann aber, die Verantwortung wieder vermehrt dem Nutzer zu übergeben. TA_ Ich finde, dass man das unbedingt machen sollte! Dies ist auch eine gesellschaftliche Frage. Seit unserer Büro­ gründung machen wir Schulbauten und in den 25 Jahren hatten wir mit solchen Konzepten immer Erfolg, wenn wir Waldorf-Schulen geplant hatten. Wenn wir für öffentliche



Berufliche Oberschule Erding Das 2009 bis 2011 erbaute Niedrigstenergiehaus entstand in einem umfangreichen Abstimmungsprozess und musste vielen Vorgaben genügen. Der klar strukturierte Schulbau fasst zwischen zwei Klassenraum-Riegeln ein Atrium, welches als Haupterschließung, Pausenhalle, Klimapufferzone und Veranstaltungshalle zugleich dient. Anika Gründer und Christine Zettelmeier

Relevanz Die Bauherren der staatlichen Fachober- und Berufsober­ schule Erding formulierten von Anfang an Gesundheit, Komfort und Nachhaltigkeit im Sinne von Energieeffi­ zienz, Ressourcenschonung, Klimaschutz und Wirtschaft­ lichkeit als oberste Ziele des Neubaus – ein Leuchtturmprojekt sollte es werden, eines der ersten ö ­ ffentlichen Gebäude als Niedrigstenergiehaus in Deutschland. Insbesondere die Betrachtung des Lebenszyklus und der Umweltbelastung sollte berücksichtigt werden. Deshalb beschlossen die Beteiligten, erhöhte Investitionen zugunsten des energetischen Standards einzusetzen, um dies dann mit niedrigeren B ­ etriebskosten auszugleichen. Ebenso formulierte das Team aus Architekten, Bauherren und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt das Ziel, den technischen Aufwand für einen wartungsarmen Betrieb

so weit wie möglich zu reduzieren. Zugleich war das Budget für den Neubau gering. Auf diesem Wege ist die Schule Ergebnis eines umfangreichen Abstimmungsprozesses zwischen diversen Vorgaben und höchstmöglicher Energieeffizienz. Was für ein Haus entsteht bei diesen Grundvoraussetzungen und gleichzeitigen Ansprüchen? Und welche Rolle spielt in dieser Gemengelage die architektonische Qualität? Ort Erding, Bayern Bauherr Landkreis Erding mit Beteiligung des Landkreises Ebersberg Architekten kplan AG TGA Fachplaner mathias baumann ingenieurbüro Erbaut 2009 – 2011 Größe untersuchtes Klassenzimmer 75,6 m2 Volumen untersuchtes Klassenzimmer 233,6 m3 Schultyp Berufsschule Anzahl der Lehrer 80 Anzahl der Schüler 1.035 Durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse 26


206 207

Städtebau Die FOS/BOS Erding liegt am nördlichen Rande der etwa 35.000 Einwohner zählenden Kreisstadt Erding. Sie bildet zusammen mit den im Osten anschließenden Berufsschulen ein städtebaulich zusammenhängendes Band. Im Süden schließt eine niedrige Wohnbebauung an das Grundstück an, im Norden ein Feld, im Westen eine Straße und ein Supermarkt. Die Architekten waren aus Überlegungen der Nachhaltigkeit, aber auch aufgrund des eher kleinen Baugrundstücks gezwungen, ein kompaktes Gebäude zu entwerfen. Die vorgegebene Parkplatzbereithaltung nahm mit 208 Stellplätzen viel Raum in Anspruch. Die meisten Lehrer und viele Schüler kommen mit dem Auto zur Schule. ­Zugleich durfte die Schule nicht zu massiv wirken, denn ihre Nachbarbauten im Süden sind ein- bis zwei­ ge­ schossige Einfamilienhäuser. Dies war dann auch der Grund, den gesamten Schulbaukörper um ein Geschoss ins Untergeschoss abzusenken und zum Erd­geschoss hin abzugraben. Der Neubau verzahnt sich eng mit den im Osten anschließenden Berufsschulen. Mit der benachbarten Schule für Gastronomie bildet sie einen gemeinsamen Platz. Die Schule selbst besteht aus zwei länglichen Gebäudeteilen, dem dreigeschossigen Nordkörper und dem zweigeschossigen Südkörper, die leicht zueinander verschoben durch eine transparente Eingangshalle verbunden sind. Kubatur und äußere Erscheinung Die Schule macht von außen einen schlichten, unaufgeregten, allerdings auch etwas unbelebten Eindruck. Bei der Beschreibung der äußeren Erscheinung muss mit den Balkonen begonnen werden: Entlang der beiden Längsfassaden im Norden und Süden ziehen sich Balkone aus grau lackiertem Stahl über alle Geschossebenen. Anund Austritt befinden sich über Eck an den Querseiten. Die Lichtgräben in den Untergeschossen überspannen großzügige Brücken des gleichen Materials. Schilder an jedem Treppenaufgang und jeder Brücke weisen darauf hin, dass es sich ausschließlich um Fluchtbalkone handelt, die nicht für den Aufenthalt vorgesehen sind. Hinter dieser so prägenden Balkonschicht befindet sich die eigentliche Fassade aus gebrochen weiß lackierter, horizontalverlegter Holzschalung. Bei schnellem Hin­ sehen kann der gesamte Baukörper für einen Holzbau ­gehalten werden. Die dunkelgrauen Fensterrahmen formen gemeinsam mit den zwischen ihnen liegenden ­Faserzementplatten im gleichen Farbton durchgängige dunkle Bänder in der Fassade. Als Eingänge in das Gebäude dienen die beiden trans­ parenten Fassadenabschnitte des Atriums an der Westund Ostseite.

Freiflächen Den größten Raum der Außenanlagen nehmen die vielen Stellplätze ein, die im Westen des Grundstücks angeordnet sind. Das ost-west-ausgerichtete Grundstück schließt im Norden unmittelbar mit einem Feld ab, sodass hier kaum Raum für Freiflächen blieb. Im Süden, zur Wohnbebauung hin, spannt sich der Pausenhof auf. Durch seine Keilform und das anschließende Quartier besitzt er nicht die typischen Charakterzüge eines Schulhofs, sondern wirkt eher wie eine Platzaufweitung in einer Parkanlage. Schlichtes Sichtbetonmobiliar und hüfthohe Stand-Außenleuchten strukturieren die betonsteingepflasterte Platzfläche. Entstehungsgeschichte Die FOS/ BOS Erding besteht seit 2003, jedoch fand das Lehrangebot in den ersten Jahren verteilt auf mehrere Orte statt, z. B. in der benachbarten Berufsschule für Gas­­ tronomie oder dem Korbinian-Aigner-Gymnasium. 2005 wurde das Planungsbüro kplan AG aus Abensberg mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Rund eineinhalb Jahre später konnte die Gemeinde das zu bebauende Grundstück erwerben und schrieb Architekten- sowie Ingenieursleistungen EU-weit aus. Gesucht wurde ein Generalplaner. Nach einem VOF-Verfahren fiel die Wahl erneut auf das Planungsbüro kplan AG. Dieses gaben in seinem Leistungsbild auch an, die „Leistungsphase 0 bei Schulen“ mitzusteuern. Von März 2009 bis März 2011 fanden die Bauarbeiten statt. Typologie, Anordnung, Nutzung Die Schule orientiert sich an der klassischen Schultypologie der einhüftigen Gangschule, modifiziert diese jedoch durch die Verschiebung zweier Riegel zueinander und fügt einen zusätzlichen Raumbaustein ein, das zwischengelagerte Atrium. Das neue Haus wurde für 750 Personen (70 Personal, 680 Schüler) erstellt. Der stetige Zuwachs konnte durch Änderungen der Lüftungsanlage und abwechselnde Belegungen abgefangen werden. Ab 930 Personen musste ­jedoch wieder auf Räume anderer Gebäude zurückgegriffen werden. Mittlerweile ist ein Teil der 1.035 Schüler bereits wieder in Nachbarhäuser ausgelagert. Alle Räume, die in den ersten Jahren noch als Reserve zur Verfügung standen und in denen informeller Unterricht stattfinden konnte, wurden mittlerweile durch reguläre Klassen in Betrieb genommen. Sogar der Kunstraum wurde zum normalen Klassenraum umfunktioniert. Mit dem Raum E105 gibt es heute einen einzigen Gruppenraum, den Lehrer zusätzlich zum Unterricht oder für eine gesonderte Veranstaltung buchen können. Für spontanes Ausgliedern in Kleingruppen ist jedoch kein Platz vorhanden.


Die Schule von Norden

Die Schule ist einfach zu verstehen. Die Klassenräume liegen jeweils an den Außenseiten der Gebäuderiegel und die Flure am transparenten Atrium. Während der südliche Riegel etwas schmaler ausfällt, liegt im nördlichen zwischen Flur und Klassenzimmer eine Spange aus Nebenfunktionen wie Lagerräumen, Vorbereitungsräumen und Toiletten. Die Haupterschließung erfolgt über eine offene und lichtdurchflutete Treppenanlage im Atrium. Weitere Treppenhäuser befinden sich jeweils an den Enden der zwei Hauptflure. Das Atrium kann als Herzstück des Hauses bezeichnet werden und erfüllt gleich mehrere Funktionen. Es ist zentraler Verteiler, Pausenhalle, Klimapufferzone und Veranstaltungshalle. Verwaltung und Lehrerzimmer liegen im östlichen Teil des Nordflügels. Konferenzen finden in der Aula oder im Raum E105 statt. In der südwestlichen Ecke des Erdgeschosses sollte ein Schülercafé betrieben werden – so kündet es die durchgängige Typografie in den Fluren an. Dies hat jedoch organisatorisch nicht geklappt. Heute befindet sich hier die Schülerbibliothek.

Im Untergeschoss sind die Flure ausschließlich künstlich beleuchtet. Die Klassenzimmer bekommen jedoch durch die flachgeneigten Hänge und die großen Fensterflächen ausreichend Tageslicht. Die Stimmung in diesen Räumen ist sogar äußerst angenehm. Bodendecker in unterschiedlichen Grüntönen sorgen für eine ruhige Atmosphäre, die dem Ausblick auf Feld, Straße und Parkplatz aus den oberen Geschossen in nichts nachsteht. Hier im Untergeschoss, das sich auch im Sommer weniger aufheizt, sind bewusst die drei Informatikschulungsräume untergebracht. Zusätzlich haben die mit 30 bis 40 Computern ausgestatteten Räume eine spezielle Kühldecke erhalten. Auch Hausmeisterraum und Technikzentrale sind im Untergeschoss untergebracht. Raumkonzept und Raumwirkung Der von außen eher geschlossene Baukörper zeigt von innen ein ganz anderes Gesicht. Das Atrium ist hell und freundlich und sorgt für Übersichtlichkeit im gesamten Gebäude. Während der Pausen ist es gleichmäßig gefüllt.


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Blick in das zentral gelegene Atrium


Offene Flure zwischen Atrium und Klassenzimmern

Typischer Klassenraum mit rotem Linoleumboden

Die Schüler verteilen sich auf alle Ebenen und essen ihre Pausenbrote in den großzügigen Gängen rund um das Treppenhaus. Das Leben, das angesichts der markanten Fluchtbalkone von außen nicht sichtbar ist, findet hier im Atrium mit seinen vertikalen und horizontalen Blickbeziehungen statt. Die Aula ist limitiert auf Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Personen. Aufgrund der großen Schülerzahlen finden Abschlussveranstaltungen vier Mal hintereinander mit jeweils nur einem Viertel der Schüler statt. Die Bühne wird dann an der Längsseite des Südriegels platziert, die Gäste gruppieren sich darum herum, während die hinteren Reihen die Treppe als Sichthilfe nutzen. Abschlussprüfungen finden in der Sporthalle einer benachbarten Berufsschule statt. Erwähnenswert sind die vier markanten Axialventilatoren, die an der Decke des Atriums platziert sind. Sie dienen im Kühlbetrieb als Abluftöffnungen für die Nacht­ auskühlung. In ihrer Mitte sitzen große Leuchten, sodass sie zusätzlich große Lampenschirme bilden. Die Klassenräume sind mit durchschnittlich 75 m2 großzügig bemessen und durch die großen Fenster ausrei-

chend mit Tageslicht versorgt. In der Tageslichtsimulation ergibt sich ein sehr guter cDA-Wert von annähernd 100 %. Die Schule verfügt über einen außenliegenden Sonnenschutz, der selbstständig auf den Lauf der Sonneneinstrahlung reagiert, indem der Neigungswinkel der Lamellen automatisch dem Sonnenstand nachfährt. So werden im Sommer die solaren Lasten im Gebäude gesenkt und zugleich ein größtmöglicher Anteil an Tageslicht in die Klassenräume gebracht. Zusätzlich wird eine Blendung vermieden. In den Ferien, während der Kühlperiode, schließen sich die Lamellen dauerhaft und komplett, um das Gebäude nicht unnötig zu erwärmen. Während der Heiz­periode ist die automatisierte Regelung des Sonnenschutzes deaktiviert, sodass die solaren Gewinne der Sonnenstrahlung genutzt werden können. Bei der Befragung der Schüler wiederum wurde dem Sonnenschutz oft eine nicht nachvollziehbare Steuerung attestiert. Zudem gab es Stimmen, dass die Schüler manchmal geblendet werden bzw. das Beamerbild wegen Sonneneinstrahlung schwer lesbar ist. In diesem Fall lässt sich der Sonnenschutz auch manuell nachjustieren. Windsen­ soren fahren bei einer erhöhten Windgeschwindigkeit


Die drei Lichtbänder sind präsenzgesteuert und passen sich in ihrer Helligkeit ebenfalls automatisch dem Bedarf an. Das Licht kann manuell an- und ausgeschaltet werden und wird nach 15 Minuten fehlender Präsenz abgeschaltet. Diese Präsenzsteuerung des Kunstlichts zeigt sich auch im Rest des Schulgebäudes: Bei der Begehung des Untergeschosses war es, als würden wir von einem Lichtband begleitet werden, das beim Zurückblicken wieder verschwunden war.

210 211

Technikraum mit Hohlraumboden

den Sonnenschutz nach oben. In die Wand zum Flur ist eine Schicht aus Einbaumöbeln eingelassen, die in manchen Räumen weiß, in anderen Zimmern in Holzfarben furniert ist und jeweils Stauraum, Kleiderhaken und Sani­ täreinrichtungen bereithält, passend zu dem in der Klasse vorgesehenen Unterricht. Streifen aus Akustikpaneelen mit integrierten Langfeldleuchten, die von der Sichtbetondecke abgehängt sind, sorgen für ein wenig Unruhe im Raum. Energetisch betrachtet sind die nicht flächigen Akustikpaneele sinnvoll, weil so weiterhin ein Teil der massiven Betondecken als thermische Speichermasse zur Verfügung steht und zur Nachtauskühlung nutzbar ist. Die Deckenelemente sind als Holzwollleichtbauplatten ausgeführt, zusätzlich sind an den Rückwänden der Klassenzimmer Pinnwände mit schallabsorbierender Oberfläche zur Regelung der Akustik eingesetzt. Die Nachhallzeitmessung ergab, dass sich die Werte meist im empfohlenen Bereich befinden. Auch über 70 % der Schüler bewerten die Akustik in der durchgeführten Befragung mit sehr gut und gut.

Schultyp und Pädagogisches Konzept An der Berufsoberschule (BOS) werden die Ausbildungsrichtungen Sozialwesen, Technik und Wirtschaft, Verwaltung und Rechtspflege angeboten. Die Fachoberschule (FOS) baut auf einen mittleren Schulabschluss auf. Ihr wesentliches Merkmal ist die fachpraktische Ausbildung in Klasse 11, welche die Hälfte der Unterrichtszeit umfasst. Dabei werden in Blöcken berufliche Ausbildungsinhalte in Betrieben, der Verwaltung und sozialen Einrichtungen vermittelt. In der Fachoberschule (FOS) und der Berufsoberschule (BOS) kann das Fachabitur (Fachhochschulreife) oder das Abitur (fachgebundene oder allgemeine Hochschulreife) erworben werden. Während die Schüler der Fachoberschule mit 16 oder 17 Jahren die Schule besuchen, verfügen die Schüler der Berufsoberschule bereits über eine Berufsausbildung und sind meist Anfang 20. Pädagogische Vergleiche mit Grundschulen sind somit wenig sinnvoll. Interessant ist, dass der Unterricht im 90-Minuten-Rhythmus stattfindet und in verschiedene Phasen gegliedert ist. Besonders wichtig ist an der FOS/BOS Erding das Präsentieren. Fächerübergreifend nimmt es einen großen Stellenwert im Unterricht ein und wird regelmäßig geprobt. Material und Konstruktion Konstruktionsweise und Materialien wurden in einem Optimierungsprozess erarbeitet, der auf energetischen, funktionalen und wirtschaftlichen Erwägungen basiert. Wichtig war auch der Einsatz von ökologischen Materialien, die auf potentielle Risiken geprüft sind. Alles in ­allem liest sich das Ergebnis als eine Vielzahl einzelner Abwägungsergebnisse, aus denen gemeinsam das Gebäude entstanden ist. Durch diesen logischen Prozess rückt ein übergreifendes architektonisches und damit auch ein übergreifendes Konstruktions- und Materialkonzept in den Hintergrund. Für die Konstruktions- und Gründungsweise spielte eine Rolle, dass der tragfähige Boden erst ab einer Tiefe von 3 m beginnt. Außerdem lag der Grundwasserhöchststand über der Kellersohle und auch darauf musste reagiert werden. Letztendlich endschieden sich Bauherren und Architekten – unter Einbeziehung der Energieplaner – für eine komplett monolithische Bauweise in Stahlbeton ebenso wie den Bau des abgegrabenen Untergeschosses. Die 30 cm


starken Stahlbetonwände sind mit knapp 30 cm Mineralwolldämmung bekleidet und etwa doppelt so dick eingepackt wie üblich. Welche Außenverkleidung diese Kon­ struk­tion bekommen sollte, entschieden die Beteiligten ebenfalls im Abwägverfahren. Die Wahl fiel auf eine hori­ zontal verlegte Verschalung aus Nadelholz. Diese ist sehr leicht und benötigt somit keine massiven Befestigungselemente, die Wärmebrückenprobleme mit sich bringen würden. Die Architekten machten sich Gedanken, wie die Holzverschalung ohne Wärmebrückenverluste bestmöglich an der massiven Konstruktion befestigt werden könne. Die Wahl fiel auf eine einfache Holzbefestigungskon­ struktion, bei der zwei Latten mit einem sehr dünnen Steg aus Sperrholz mit der massiven Konstruktion verschraubt werden. Zwischen diese Stege konnte die Wärme­ dämmung geklemmt und alles mit einem Windpapier überzogen werden. Eine dünne vertikale Holzlattung ist mit der oberen Sperrholzlatte verschraubt. Diese dient als Unterkonstruktion für die mit je 1 cm Abstand verschraubten, 9 cm breiten und weiß lackierten Schalungsbretter. Der Fußbodenaufbau ist konventionell: Auf die massive Konstruktion folgen eine Trittschalldämmung, Estrich und dann Linoleum. Nur im Untergeschoss gibt es eine Sondersituation. Hier wurde auf dem gesamten Geschoss ein 1 m tiefer Hohlraumboden verlegt, in dem alle Installationen geführt sind. Die Flachdächer der beiden Betonriegel sind mit einer Wärmedämmung mit Gefälle verlegt und werden nach oben hin mit einer Kiesschicht abgeschlossen. Auch beim Fenstersystem wurden verschiedene Systeme gegeneinander abgewogen. Die Entscheidung fiel auf eine Pfostenriegelkonstruktion aus Aluminium mit einer dreifachen Wärmeschutzverglasung. Beim Sonnenschutz entschied man sich bewusst gegen Lamellen im Scheibenzwischenraum und für außenliegende Raffstoren aus Aluminium, weil Erstere nicht sehr reparaturfreundlich sind und als Produkt noch nicht ausgereift scheinen. Aus wirtschaftlichen Gründen kommt anstelle eines schienengeführten ein seilgeführtes System zum Einsatz. Selbstverständlich waren auch die Fluchtbalkone Ergebnis eines intensiven Abwägungsprozesses verschiedener Konstruktionen. In ihrem Fazit räumen die Architekten ein, dass aus architektonischen Gründen zwar eine direkt am Gebäude befestigte Konstruktion wünschenswert gewesen wäre, aus Energiegründen jedoch auf ISO-Körbe und Stahlkonsolen verzichtet wurde. Die umgesetzte Variante steht somit auf eigenen Füßen: Runde Stahlstützen tragen die Last der Fluchtbalkone ab. Die Balkone sind nur an wenigen Stellen mit dem Gebäude verbunden, um die Anzahl der Wärmebrücken gering zu halten. Der Innenraum der Schule wird durch die Farben Weiß und Rot bestimmt: Die Betonwände wurden gespachtelt und weiß gestrichen. Einzelne Innenwände, insbesondere im Verwaltungsbereich, bestehen aus Gipskarton. Der

Verwaltungsbereich hebt sich auch dadurch ab, dass hier im Gegensatz zu dem sonst überall verlegten roten Linoleumfußboden ein grauer Nadelfilz verwendet wurde. Auch die als Speichermasse wirkenden Betondecken sind gespachtelt und weiß gestrichen. Die Decken in den Flurbereichen sind aus Akustikgründen vollständig mit gelochten Gipskartonplatten verkleidet. Auch in den Pausenzeiten, in denen sich das Atrium füllt, ist die Akustik hier sehr angenehm. Die Sanitärkerne, ebenso wie die Küchen und auch die Treppen sind mit einfachem grauen Steinzeug belegt. Die Ausstattung ist durchweg neu und hochwertig. Fast schon als Besonderheit zu erwähnen ist, dass sich die – durchaus sehr junge – Lehrerschaft der FOS/BOS Erding bewusst gegen Whiteboards und für traditionelle Kreidetafeln entschied. Technikkonzept Wie einleitend erwähnt, hat sich die Planung das Ziel gesetzt, den Primärenergieverbrauch so niedrig wie möglich zu halten und Passivhausstandard zu erreichen. In der Realisierung wurde der maximale Heizwärme­bedarf des Passivhausstandards von 15 kWh/m2a sogar noch unterschritten. Dazu tragen sowohl die passiven Maßnahmen wie der kompakte, gut gedämmte Baukörper und die hohe Luftdichtheit der Gebäudehülle bei als auch die aktiven, gut durchdachten technischen Anlagen und Systeme. Für eine gleichbleibend hohe Luftqualität sorgt die mechanische Lüftungsanlage mit Wärme-/Kälte- und Feuchterückgewinnung. Die frische Außenluft wird angesaugt und während der Heizperiode über Rotationswärmeübertrager von der Abluft vorerwärmt und in den Sommermonaten gekühlt. Sollte dies nicht ausreichen, wird zusätzlich nachkonditioniert. Die Luft wird über Kanäle horizontal im aufgeständerten Boden des Untergeschosses verteilt und durch vertikale Schächte an den Fassaden zu den jeweiligen Klassenzimmern geführt, wo sie im Brüstungsbereich im Quellluftprinzip bodennah langsam einströmt. Auf der gegenüberliegenden Seite strömt die Luft durch Überströmöffnungen in das Atrium weiter, das als Abluftplenum genutzt wird. Von dort wird sie zentral abgesaugt. In Kombination mit hocheffizienten Ventilatoren führt die großzügige Dimensionierung der Kanäle und Lüftungsgeräte – dank geringer Strömungsgeschwindigkeiten und minimierter Druckverluste – zu einem geringen Strombedarf. Außerdem wurde das Kanalsystem großzügig dimensioniert und die Luftmenge der RLT-Anlagen auf unter die Hälfte der rechnerisch ermittelten benötigten Luftmenge ausgelegt, weil man davon ausgeht, dass die Schule nie voll belegt ist. Die Datenauswertung der untersuchten Klassenzimmer bestätigt die effiziente Wirkungsweise der Lüftungsanlage:


212 213

Schnitt und Grundriss M 1:1.000

Bei Außentemperaturen unter 12 °C steigt die CO2-Konzentration in nur 5,7 % der Fälle über 1.400 ppm, ein Wert über 1.600 ppm wird gar nie erreicht. Auch die Feuchterückgewinnung scheint zu wirken: Die Messdaten in der FOS/BOS Erding zeigen, dass die relative Luftfeuchte lediglich in 7 % der Nutzungszeit unter den empfohlenen 30 % liegt. In der Nutzerbefragung wird die Raumluftfeuchte mit der Durchschnittsnote von 2,9 bewertet, nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich gut. Deutlicher fällt hingegen die Beurteilung der Luftqualität bei den Schülern aus: Obwohl die Messdaten durchwegs gute Werte aufzeigen, ist bei der subjektiven Wahrnehmung die mit 37 % am häufigsten vergebene Note mangelhaft, die Durchschnittsnote beträgt 3,9. Die am häufigsten verwendeten Schlagwörter sind „verbraucht, stickig und riecht schlecht“. Immerhin haben Schüler und Lehrer

die Möglichkeit, die Fenster zu öffnen, sodass der psychologische Aspekt, bei Unzufriedenheit selber für frische Luft zu sorgen, sichergestellt ist. Für die thermische Raumkonditionierung sind im Brüstungsbereich wassergeführte Wandheizelemente verbaut. Die benötigte Wärme stammt aus dem Fernwärmerücklauf der benachbarten Berufsschule. Diese wiederum bezieht ihre Fernwärme aus der Geothermie Erding. Für die Sicherstellung des sommerlichen Komforts stellt die wichtigste Maßnahme eine mechanisch unterstützte Nachtauskühlung unter Einbeziehung der massiven Bauteile dar. Nachts strömt frische, kühle Luft durch ein ­automatisch öffnendes Oberlicht oberhalb der Balkontür in die Klassenzimmer. Die Betonspeichermassen, die tagsüber die solaren und internen Wärmelasten aufnehmen, kühlen dadurch nachts ab und geben die Wärme zurück an den Raum. Die Luft strömt über Durchlässe ins Atrium über. Dort öffnen sich vier große Dachkuppeln mit integrierten Ventilatoren und geben die Wärme an die Außenluft ab. Die Nachtlüftung schaltet sich ­jedoch nur ein, wenn ein Kühlbedarf im Tagesverlauf ­bemerkt wird, also die Betonkerntemperatur bei Schulbetrieb größer war als 23 °C, und findet zwischen 23 Uhr und 7 Uhr statt. Voraussetzungen sind, dass die Außentemperatur 2 K unter der Raumtemperatur liegt, kein Niederschlag vorliegt und die Raumlufttemperatur des anfordernden Raums größer als 23 °C ist. Die Nachtlüftung stoppt, wenn die B ­ etonkerntemperatur weniger als 22 °C erreicht hat. Neben der Nachtauskühlung gibt es zusätzlich die Möglichkeit der Zuluftvorkonditionierung. Als Kältequelle wird Grundwasser verwendet, das über einen Förderbrunnen auf dem Grundstück gewonnen wird. Mit diesem werden außerdem die IT-Schulungsräume sowie der Serverraum gekühlt. Die Datenauswertung zeigt, dass die gemessenen Innenraumtemperaturen während der Nutzungszeit so gut wie immer im definierten Komfortbereich lagen. Auch in den Grafiken des Wochenverlaufs kann man die sehr konstanten Temperaturverläufe erkennen. Die subjektiven Empfindungen aus der Nutzerbefragung zeigen eine große Bandbreite bei der Bewertung des thermischen Komforts: So bewerten die Schüler die Temperatur im Winter zu jeweils ca. 20 % mit gut, befriedigend, ausreichend und mangelhaft. Etwas besser fällt die Notenvergabe bei den sommerlichen Temperaturen aus: 30 % vergeben die Note befriedigend, 22,6 % gut und 20,7 % ausreichend. Die restlichen 25 % verteilen sich auf die übrigen Noten. Äußerst hilfreich stellt sich auch die dreijährige Monitoringphase dar, die vom ZAE Bayern (Bayerisches Zentrum für Angewandte Energieforschung e. V.) durchgeführt wurde. So konnten Defizite in der Startphase analysiert und verbessert werden, um die Energieeffizienz zu steigern und dabei einen hohen Raumkomfort zu erreichen.


Brandschutz Die bereits erwähnten außenliegenden Fluchtbalkone, -brücken und -treppen bilden den zweiten unabhängigen Fluchtweg, weil dieser im offenen Atrium im Inneren nicht geschaffen werden kann. In jedem Klassenraum gibt es eine Balkontür, über die die Schüler und Lehrer im Brandfall auf die Balkone flüchten können. Die Balkonanlagen dienen zugleich als Wartungs-, Reparatur- und Reinigungsbalkone. Zustand Der Zustand des 2011 fertiggestellten Schulhauses ist exzellent. Im Inneren wie im Äußeren wirkt es gepflegt und sauber. Auch an den weißen Wänden sind kaum Nutzungsspuren zu erkennen. Schmierereien, zu welchen ja gerade die hier beschulte Altersklasse neigt, gibt es nicht.

Tageslichtsimulation cDA %

sDA Ø: 99,8 %

100 < =

50

<=0 M 1:250

M 1:50


Berufliche Oberschule Erding Raum 218

CO2 [ppm]

CO2-Konzentration

4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 Kategorie 4

1.500

3 1.000

2 1

500 0 -10

0

10

20

30

Kategorien: Empfohlene CO2-Konzentration nach DIN EN 13779

40

Außenlufttemperatur [°C]

214 215

Raumlufttemperatur [°C]

Verhältnis der Raumlufttemperatur im Verhältnis zur Außenlufttemperatur

30 28 26 24 22 20 18 16 -10

-5

0

5

10

15

20

25

Komfortraumtemperatur nach DIN EN 15251

35

40

Außenlufttemperatur [°C]

h,x-Diagramm 100 %

Absolute Feuchte [g/kg]

30

90 %

80 %

70 %

60 %

50 %

16 40 %

14 12

30 % 10 8

20 %

6 4

10 %

2 0 10

15

Behaglichkeitsbereich nach DIN 1946-6

20

25

30

35

Raumlufttemperatur [°C]


Nachhallzeit

Nachhallzeit [s] 1,0

0,8

0,6

0,4

0,2

0 125

250

500

1.000

2.000

4.000

Empfohlene Nachhallzeiten nach DIN 18041 „Unterricht“

Frequenz [Hz] Temperatur [°C] CO2 [ppm]

Repräsentative Woche kalt (29. 02. – 04. 03. 2016) 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 % 0:00

8:00

16:00

0:00

8:00

16:00

Außenlufttemperatur [°C]

0:00

8:00

16:00

0:00

8:00

Raumlufttemperatur [°C]

16:00

0:00

8:00

16:00

CO2-Konzentration [ppm]

80 70 60 50 40 30 20 10 0 % 0:00

8:00

Außenlufttemperatur [°C]

16:00

0:00

8:00

16:00

3.500

25

3.000

20

2.500

15

2.000

10

1.500

5

1.000

0

500

-5

0

Temperatur [°C] CO2 [ppm]

90

16:00

30

Relative Raumluftfeuchte innen [%]

100

8:00

4.000

0:00  Uhrzeit

Repräsentative Woche warm (30. 05. – 03. 06. 2016)

0:00

35

0:00

Raumlufttemperatur [°C]

8:00

16:00

0:00

8:00

16:00

CO2-Konzentration [ppm]

35

4.000

30

3.500

25

3.000

20

2.500

15

2.000

10

1.500

5

1.000

0

500

-5

0

0:00  Uhrzeit

Relative Raumluftfeuchte innen [%]



Autorinnen und Autoren

Thomas Auer Geboren 1965, Studium der Verfahrenstechnik an der Universität Stuttgart. Seit 1994 bei Transsolar Energietechnik GmbH und seit 2000 einer der geschäftsführenden Gesellschafter. Seit 2014 Professor für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen an der TU München. Verantwortlich für die Entwicklung von integralen Energie- und Komfortkonzepten für Gebäude und Stadtquartiere auf der ganzen Welt, die sich durch Energieeffizienz und Innovation auszeichnen und hierfür zahlreiche Preise erhalten haben.

Marko Sauer Geboren 1974, Studium der Pädagogik und Architektur. Drei Jahre Projektarchitekt bei Staufer & Hasler, Frauenfeld. Anschließend Leiter Assistenz im Hochbauamt der Stadt St. Gallen und von 2013 bis 2016 Redaktor bei TEC21, seither ebenda als Korrespondent tätig. Daneben seit 2013 selbstständiger Publizist, Artikel in verschiedenen Fachzeitschriften und Tageszeitungen sowie diverse Buchprojekte. Lehrtätigkeit und Gastkritiken an verschiedenen Hochschulen, Engagements für die Vermittlung von Baukultur.

Martin Baur Geboren 1981, Studium der Architektur, Darmstadt und Montpellier. Sieben Jahre Mitarbeit bei Burger Rudacs Architekten, München. Seit 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren von Prof. Florian Nagler an der TU München. Seit 2017 gemeinsames Büro mit Florian Latsch, Baur & Latsch Architekten, München.

Philipp Vohlidka Geboren 1982, Studium der Architektur. Seit 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen an der TU München. Projektleitung und Projektmitarbeit in unterschiedlichen Forschungsprojekten von der Gebäude- bis zur Quartiers­ebene. Betreuung und Organisation von studentischen Seminaren, Abschlussarbeiten und Vorlesungen.

Sabine Djahanschah Leitung Projektgruppe „Bauen, Quartiersentwicklung, Kulturgüterschutz“, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Architekturstudium RWTH Aachen, 1993 – 1995 Mitarbeit gmp, 1996 staatliche Anerkennung Sach­ ver­­ständige für Schall- und Wärmeschutz. Seit 1996 Initiierung und Begleitung von Förderprojekten, Vortrags-, Jury- und Beiratstätigkeit. Mitglied: seit 2003 Jury Deutscher Holzbaupreis, seit 2010 International Advisory Board TU Stuttgart, seit 2012 Expertengruppe Städtebaulicher Denkmalschutz BMUB, seit 2012 Stiftungsrat Bundesstiftung Baukultur und seit 2014 Kuratorium Fraunhofer IBP. Anika Günder Geboren 1982, Studium der Architektur und Kunst. 2010 Gründung des Studio Günder Kirfel gemeinsam mit Florian Kirfel. Seither Projekte in den Sparten Bauen im Bestand, Denkmalpflege, G ­ emeindebauten, gebaute Kunst. Seit 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren an der TU München. Seit 2014 freies Lehrformat „Bauwerkstatt Schloss Bedheim“ für Studierende der Bauhaus-Universität Weimar. Seit 2015 Organisation und Konzeption der „Bedheimer Kamingespräche“. Div. Stipendien und Residenzen im In- und Ausland. Sebastian Kofink Geboren 1984, Ausbildung zum Zimmerer, Architektur­ studium in Liechtenstein und Prag. Freie Mitarbeit bei Martin Bühler Zürich, Bundschuh Architekten Berlin, Carsten Nicolai Berlin, Rudolf Finsterwalder in Rom und Regional Associates in Uganda. 2014 Gründung Büro Kofink Schels in München zusammen mit Simon Jüttner. Seit 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren an der TU München. 2016 ausgezeichnet mit dem Förderpreis für Architektur der Landeshauptstadt München. Florian Nagler Geboren 1967, Lehre als Zimmermann, Studium der Architektur. Seit 1996 Arbeit als selbständiger Architekt. Seit 2001 gemeinsames Büro mit Barbara Nagler in München. Umsetzung zahlreicher Bauprojekte von der Kirche bis zum Kuhstall. 2000 bis 2006 Gast- und Vertretungsprofessuren an der Bergischen Universität Wuppertal, der „Royal Danish Academy“ in Kopenhagen und der Hochschule für Technik in Stuttgart. Seit 2010 Professur für Entwerfen und Konstruieren an der TU München. Mitglied in zahlreichen Jurys und Gestaltungsbeiräten. Gründungsmitglied der Stiftung Baukultur. Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

Christine Zettelmeier Geboren 1982, Studium der Architektur und Mathematikund Kunstpädagogik. Seit 2014 tätig als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU München, am Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen bei Prof. Auer, davor ab 2011 am Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik bei Prof. Hausladen. Tätig im Bereich der Forschung sowie Organisation, Verwaltung und Betreuung der Lehre.

Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren Der Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren an der Technischen Universität München beschäftigt sich in Forschung und Lehre vor allem mit der Kernkompetenz der Architekten, dem Entwerfen. Hierbei wird Wert darauf gelegt, die wesentlichen Parameter von Architektur, nämlich Funktion, Konstruktion und Ästhetik zusammenzudenken und zusammenzuführen. Dabei sind auch typologische Fragestellungen ein Fokus des Lehrstuhls. Entwurfsprojekte beschäftigen sich beispielsweise mit landwirtschaftlichen Großbauten, Gebäuden zur Lagerung, neuen Wohntypologien und Schulbauten, wobei dem Entwerfen stets ein analytischer Prozess, eine intensive Beschäftigung mit dem Ort und eine Auseinandersetzung mit beispielhaften Typologien vorausgehen. Gelehrt werden vertiefte Kenntnisse über Material, Bausysteme, K ­ onstruktionstypologien, Baumethoden, Detailentwicklungen, B ­ auphysik und Brandschutz. Besondere Beachtung erlangt das über­geordnete Thema des ressourcenschonenden, nachhaltigen Bauens mit nachwachsenden Rohstoffen. Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen Der Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen ist Teil der Fakultät für Architektur der Technischen Universität München. Ordinarius des Lehrstuhls ist Professor Thomas Auer. Fachliche Schwerpunkte des Lehrstuhls sind energieoptimiertes und klimagerechtes Bauen, Aufenthaltsqualität, ganzheitliches Planen, passive Gebäudekonzepte, innovative Gebäudetechnik, Nachhaltigkeit sowie städtische Energiekonzepte im gesamtenergiewirtschaftlichen Kontext. Am Lehrstuhl beschäftigt sind ca. 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachrichtungen Architektur, Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen und Umweltwissenschaften. Dieses, entsprechend dem ganzheitlichen Ansatz, äußerst interdisziplinäre Team verfügt über langjährige Forschungs­ erfahrung, wobei die zahlreichen durchgeführten Projekte stets von großen Praxisbezug geprägt waren. Die in den letzten Jahren abgeschlossenen und laufenden Projekte umfassen sowohl Forschungsaufträge von Bundes- und Staatsministerien als auch Kooperationen mit großen Industrieunternehmen, Mittelständlern und Planungsbüros.


Impressum

Die langfristig angelegte Buchreihe „Bauband“ gibt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) heraus in Zusammenarbeit mit universitären Lehr­ stühlen, wissenschaftlichen Forschungsstellen und verschiedenen Autoren über zukunftsfähiges Bauen und DBU-geförderte Modellprojekte. DBU Bauband 2 Zukunftsfähiger Schulbau – 12 Schulen im Vergleich Sabine Djahanschah, Deutschen Bundes­stiftung Umwelt Thomas Auer, Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen Florian Nagler, Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren Fakultät für Architektur, Technische Universität München

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Herausgeberin: Sabine Djahanschah Autoren: Thomas Auer, Florian Nagler Mitautorinnen und -autoren: Martin Baur, Anika Gründer, Sebastian Kofink, Philipp Vohlidka, Christine Zettelmeier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Technischen Universität München am Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen: Cécile Bonnet, Marta Brkovi´c Dodig, Ata Chokhachian, Laura Franke, Christoph Henig Redaktion: Marko Sauer Gestaltung: Atelier Gassner, Schlins Andrea Gassner, Reinhard Gassner, Marcel Bachmann Planerstellung und Überarbeitung: Julian Kerkhoff, Meike Kohler Bilder: The Pk. Odessa Co. Simon Jüttner, Markus Lanz, Sebastian Schels Lithografie, Druck: Eberl Print Bindung: Josef Spinner Großbuchbinderei Koordination im Verlag: Steffi Lenzen Lektorat: Esther Pirchner Das Copyright für die Texte liegt bei den Autoren. Das Copyright für die Abbildungen liegt bei den Fotografen bzw. Inhabern der Bildrechte. © 2017, erste Auflage DETAIL Business Information GmbH, München/Munich www.detail.de ISBN 978-3-95553-365-6  (Print) ISBN 978-3-95553-366-3 (E-Book) ISBN 978-3-95553-367-0 (Bundle) Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http:  ⁄⁄dnb.d-nb.de abrufbar. Gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)



Das Schulhaus wird schon lange nicht mehr nur als ein Gebäude definiert, in dem Wissen vermittelt wird. Vielmehr ist es ein Ort, der zum Lernen, Lehren, Spielen, Kommunizieren und Verweilen einlädt und mit dem die Nutzer Gefühle und Lebensabschnitte verbinden. In einer vergleichenden Evaluation geht dieses Buch der Frage nach, was einen angemessenen Schulbau heute ausmacht. Ausgewählte Beispiele, ­d arunter Neubau-, Altbau- und Sanierungsprojekte aus verschiedenen Baualtersklassen, werden durch Messreihen, Simulationen, Befra­ gungen und Beobachtungen analysiert und verglichen. Die Analyse der Ergebnisse zeigt auf, wie positive Lösungen aussehen und wie ­Probleme entstehen können. Auch die architektonische Qualität wird als ein wichtiges Nachhaltigkeitskriterium untersucht und beurteilt, denn schließlich sorgt sie für Akzeptanz und somit für Dauerhaftigkeit.


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