Beton
B 3.2 Kloster Sainte-Marie-de-la-Tourette, Éveux (F) 1960, Le Corbusier B 3.3 Wallfahrtskirche, Neviges (D) 1968, Gottfried Böhm B 3.4 Architekturfakultät TU Berlin (D) 1967, Bernhard Hermkes B 3.5 Vodafone Headquarters, Porto (P) 2009, Barbosa & Guimarães B 3.6 John Storer Haus, Hollywood (USA) 1924, Frank Lloyd Wright B 3.7 Bürogebäude Centraal Beheer, Apeldoorn (NL) 1972, Herman Hertzberger B 3.8 Schaulager, Basel (CH) 2003, Herzog & de Meuron
B 3.6
fakultät der Technischen Universität Berlin, 1968, Abb. B 3.4), Gottfried Böhm oder Eckhard Gerber. Böhms Verwaltungsgebäude der Züblin AG in Stuttgart (1984) zeigt einen formal wie farblich differenzierten Umgang mit Fertigteilen. Gerber setzte indes vorgesetzte, orthogonale flächige Stahlbeton-Fassaden elemente bei einem Verwaltungsgebäude in Dortmund (1994) in strukturell klarer Weise zur Bekleidung der Stützen und Brüstungs felder ein. Auch die »schwere Vorfabrikation« stellt heute sowohl unter technischen als auch gestalterischen Gesichtspunkten wieder eine Optionen dar. Architekten wie Thomas von Ballmoos und Bruno Krucker (Wohnsiedlung Stöckenacker in Zürich, 2002), oder Léon Wohlhage Wernik (Hauptverwaltung des Sozial verbandes in Berlin, 2003) planten geschoss hohe, mehrschichtige Fertigteilelemente so, dass bereits durch moderate Variationen der Abmessungen ein stimmiges Resultat gelingt. Eine Form nicht bewehrter Fassadenbekleidung stellen kleinformatigen Betonwerksteinplatten dar. Angemörtelte Platten finden seit mehr als 100 Jahren im Bauen Verwendung, insbesondere im Sockelbereich als widerstandsfähiger, leicht zu verarbeitender Baustoff. Eines der frühesten Beispiele in Deutschland stellt das Rathaus in Trossingen (1904) dar, bei dem Betonwerksteinplatten als Sockelbekleidung und Gewände eingesetzt wurden. Besonders die vielfältigen Möglichkeiten der Bearbeitung, Formbarkeit sowie der Kombi nation mit unterschiedlichen Gesteinskörnungen führen zur Herstellung von bauornamentalen Elementen wie (Halb-)Säulen, Baluster, Giebel, Rosetten und Ähnlichem. Weitverbreitet ist der Einsatz von Betonwerksteinplatten als vorgehängtes, hinterlüftetes, kleinforma tiges Bekleidungsmaterial, wie z. B. in der rot eingefärbten Fassade der Deutschen Botschaftsschule in Peking (2001) von Gerkan Marg + Partner.
Frank Lloyd Wright beschäftigte sich ab 1914 mit unterschiedlichen Ansätzen. In seinem »Textile-Block«-System suchte er eine Alter native zu großformatigen Plattenbauweisen. Basierend auf einem quadratischen Ausgangsmodul, arbeitete er mit einer Vielzahl von Formsteinen. Bauten wie das John Storer Haus in Hollywood (1923) zeigen reich ornamentierte Fassadenflächen mit einem Wechsel unterschiedlicher Muster glatter und strukturierter Steine (Abb. B 3.6) [3]. Egon Eiermann thematisierte das Motiv einer lichtdurchlässigen Wand durch Einsatz von Betongittersteinen mit (farbigen) Glasfüllungen sowohl bei der Matthäus-Kirche in Pforzheim (1956), als auch bei der Kaiser-WilhelmGedächtnis-Kirche in Berlin (1963). Eine weitere Verwendung von Sichtmauersteinen stellt die Ausmauerung opaker Flächen in einem Stahlbetontragwerk dar, die sich insbesondere im Werk von Herman Hertzberger findet. In Bauten wie dem Bürogebäude Centraal Beheer in Apeldoorn (1972, Abb. B 3.7), dem Musikzentrum Vredenburg in Utrecht (1978) oder den Apollo-Schulen in Amsterdam (1983) bildet das außen wie innen sichtbar und unbehandelt belassene Sichtmauerwerk durch die
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leicht porösen Oberflächen und die unterschiedlichen farbigen Strukturen einen wirkungsvollen Kontrast zu den glatten Sicht beton- und Glas(baustein)flächen [4]. Der Tessiner Architekt Mario Botta verwen dete in einer Reihe von Einfamilienhäusern ebenfalls Betonsteine, deren Kleinteiligkeit und Farbigkeit eine bewusste Referenz zum regionalen Bauen mit Bruchsteinen aus Granit darstellen. Zementgebundene Plattenwerkstoffe
Ein gänzlich anderer Bereich der Verwendung von mineralisch gebundenden Baustoffen sind Faserzementplatten. Bereits um 1900 wird Asbestzement – ein Komposit aus Asbest fasern und Zement – in Österrreich zum Patent angemeldet, und seit 1903 vertreibt die Firma Eternit die gleichnamigen Platten [5]. In den 1970er-Jahren werden Asbestfasern als krebserregend eingestuft. 1979 erfolgt das Verbot von Spritzasbest, bevor Ende 1990 auch der Einsatz von Asbestzementplatten (Faser anteil ca. 10 %) ausläuft. Nachdem Asbest als Material ersetzt werden muss, sind im Handel zementgebundene Platten mit gesundheitlich unbedenklichem Fasermaterial als neuem
Betonsteine
Mauersteine aus Beton bieten die Vorteile einer kleinteiligen und leichten Bauweise mit der Option einer breiten Farbvielfalt sowie der Oberflächenbearbeitung.
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