Der Homberger 2021 04

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04/2021 05/2021 Weiterentwicklung der Jugendarbeit in Homberg Unter dieser Überschrift steht die öffentliche Beschlussvorlage 7/2021 der Stadtverwaltung Ratingen, die im März vom Rat abgesegnet wurde. Damit geht eine schier unendlich anmutende Diskussion ihrem (vorläufigen?) Ende entgegen. Für mindestens 10 Jahre dürfte weder eine Umgestaltung des ehemaligen katholischen Gemeindezentrums in Homberg-Süd zu einem städtischen Jugendzentrum (JUZ) noch der Neubau eines JUZ an anderer Stelle Realität werden. Die gefundene Lösung hört sich keineswegs schlecht an: Die Stadt und die evangelische Kirchengemeinde wollen ihre erfolgreiche und schon mehrjährige Kooperation in der Jugendarbeit für Homberg fortsetzen, so ist es zu lesen. Die Kirchengemeinde bringt wie bisher Räume im Lutherhaus an der Dorfstraße für den Betrieb des 'Café du Nord' ein, die Stadt leistet personell und erhöht ihr finanzielles Engagement. Neu: Das Raumangebot für den Jugendtreff soll durch eine im Lutherhaus befindliche, seit längerem nicht vermietete Wohnung erweitert werden. Wohl damit es sich für beide Seiten lohnt, soll eine Nutzungsdauer aller Räumlichkeiten für die Jugendarbeit von mindestens 10 Jahren mit der Option der Verlängerung vereinbart werden. In der Beschlussvorlage ist zu lesen: "Für die Weiterführung der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Homberg besteht in den vorhandenen Räumen in der Dorfstraße 6 dringender Handlungsbedarf. Es ist erforderlich, den Treff, der von den Jugendlichen gut angenommen wird, umfassend zu sanieren, da ein hoher Renovierungsbedarf besteht. Auf die Vorlage 288/2017 wird grundsätzlich verwiesen. Die bestehenden räumlichen und technischen Mängel müssen zeitnah behoben werden, um die gegebenen Sicherheitsstandards zu erfüllen. Sowohl die Sanitäranlagen als auch Theke und Küche müssen saniert werden." Eine erste Kostenschätzung nennt rund 190.000,00 Euro. Weiter steht geschrieben: "Daneben ist beabsichtigt, auch das Außengelände des Treffs mit einer größeren Aufenthaltsqualität (Einrichtung eines Grillplatzes, Lärmschutz für die Nachbarschaft, verbesserte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder) zu optimieren." Wichtig in diesem Zusammenhang: "Aus der Befragung der Kinder und Jugendlichen ergibt sich der einmütig geäußerte Wunsch, die Offene Kinder- und Jugendarbeit im

Stadtteil Homberg weiterhin im 'Café du Nord' durchzuführen. Voraussetzung ist eine umfassende Sanierung der vorhandenen Räumlichkeiten einschließlich der Gestaltung des Außenbereichs. Die Erweiterung der Räumlichkeiten über die beabsichtigte Anmietung einer benachbarten Wohnung führt funktional zu erheblich verbesserten Rahmenbedingungen der Arbeit im 'Café du Nord'. Beobachter sprechen von einer Win-Win-Situation: sie bedeutet im Ergebnis, dass alle Betroffenen und Beteiligten einen Nutzen erzielen. Und danach sieht es bei der Weiterentwicklung der Jugendarbeit in Homberg jetzt tatsächlich aus! Schon heute heißt es auf der städtischen Website: "Im Café du Nord findest Du Räume, um Dich in Ruhe mit Deinen Freunden zu treffen, Billard, Kicker, Darts oder Gesellschaftsspiele zu zocken, oder um einfach nur mal abzuschalten und Deinen Alltag hinter Dir zu lassen. Dich erwartet ein offener und flexibler Jugendtreff; wenn Du eine coole Idee für eine Aktion hast, sag uns einfach Bescheid, wir können fast alle Wünsche umsetzen. Wenn Du nur mal wen zum Quatschen brauchst, sind wir auch gerne für Dich da. Schau mal vorbei und überzeug Dich selbst vom Café du Nord!" So bleibt zu wünschen, dass es mit den Arbeiten bald losgehen möge. Hermann Pöhling


Editorial Themen der Ausgabe 04/2021 - 05/2021 Aktuelles Informationen zu Vorgängen und Vorhaben 2 Fair Trade Verkauf 2021 2 Treffpunkte & Aktionen für Jugendliche 3 Brillen auf dem Weg in die weite Welt! 3 Nachtkönigin 3 Dorfleben - Aktuelles Fußball-Sommer - Camp beim TuS Homberg 4 Neues von den Schützen! 5 Was haut uns um? Was haut uns nicht um? Was stärkt uns? 6 Neues Leben in der Kita Mozartstraße 7 Homberger Hunde – Herzen auf vier Beinen 8 Bürgerverein Homberg Termine 10 Porträt Georg Wolkersdorfer 11 Clarissa Freudewald 12 Familie Versen 14 Eleonore Weinert 16 TuS Homberg TuS Homberg bringt Kinder in Bewegung 18 TuS Geschäftsstelle 20 Jugendfußballer unter 14 Jahren 21 Clubraum erscheint im neuen Glanz 22 Renovierung bei den Fußballern 22 Impressionen Homberger Bilder 23 Rückblick Requiem für einen Baum 24 Aus Ästen werden Hasen 27

Informationen zu Vorgängen und Vorhaben (Stand 12.04.2021) 1. A 44 Weiterbau Westabschnitt Die Fahrbahnbetonierung der einen Fahrspur der Brücke über die Anger ist abgeschlossen (386 m). Die Bauabnahme dafür wird vorbereitet Der Unterbau der Fahrspur (Gewicht nach DEGES 5000 t), die von Heiligenhauser Seite aus gebaut wurde, ist am 18.03.2021 bis zur anderen Seite vorgeschoben worden. Nach Verbund mit den Y-förmigen Stahlstützen, kann auch hier mit der Betonierung begonnen werden.

Zum Planungsstand des Regenrückhaltebeckens Brachter Straße gibt es zur Zeit keine neuen Informationen. 2. A 44 Ostabschnitt Hofermühle Die Verkehrslage bleibt unverändert schwierig. Beim Begegnungsverkehr zwischen LKW´s und Bussen auf der schmalen Durchfahrt vor der notdürftig renovierten Angerbrücke kommt es immer wieder zu kritischen Begegnungen, da die langen LKW in der Kurve mit dem Heck auf die andere Fahrbahn geraten. Außerdem ist die Lärmbelästigung für die Anwohner immens.

Fair Trade Verkauf 2021 Auf Grund der Corona bedingten Einschränkungen wird es in den folgenden Monaten wohl keinen Fair Trade Verkauf in den Homberger Kirchgemeinden geben. Als erstes wird voraussichtlich die Bücherei in der Jacobusgasse 3 wieder öffnen. Dort wird dann zu den normalen Öffnungszeiten eine kleine Auswahl an Fair gehandelten Produkten erhältlich sein. Redaktionsteam: Petra Baierl, Helmut Frericks, Hermann Pöhling, Heinz Schulze, Ulla Stahl Layout: Ellen Bosdorf-Schmidt Redaktionsschluss: 04.06.2021 - Erscheinen: zweimonatlich Druck: flyeralarm - Auflage: 2.500 Exemplare Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos sowie für deren Richtigkeit übernimmt der Herausgeber keine Haftung. Namentlich gekennzeichnete Texte spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Nicht gekennzeichnete Bilder wurden von der Redaktion gestellt. Impressum Herausgeber: Homberger Verein zur Förderung von Bürgerinteressen e. V. Anschrift der Redaktion: Ostring 2, 40882 Ratingen, Tel.: 02102 895161 E-Mail: homberger@gmx.de - Internet: www.derhomberger.de

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Außerdem gibt es weiterhin eine kleine Auswahl fair gehandelter Lebensmittel ständig im Hoflädchen Karpenhaus.


Aktuelles Treffpunkte & Aktionen für Jugendliche in Homberg Dienstag Jugendtreff ab 12 J. 15:00 - 20:00 Uhr Latin Dance/Fitness Workout ab 14 J. 18:00 Uhr Mittwoch Jugendtreff ab 12 J. 18:00 - 20:00 Uhr Theatergruppe ab 10 - 14 J. 16:00 - 17:00 Uhr Yoga ab 14 J. 17:00 - 18.00 Uhr

Donnerstag Theatergruppe ab 14 J. 17:30 - 19:00 Uhr Yoga ab 12 J. 18.00 – 19.00 Uhr Freitag Abendcafé ab 12 J. bzw. 16 J. ab 10 - 14 J. 18:00 - 22:00 Uhr ab 16 J. 18:00 - 01:00 Uhr

Donnerstag Jugendtreff ab 12 J 17:00 - 20:00 Uhr Kindergruppe (Zwackelclub) 6 bis 12 J. 15:00 - 17:00 Uhr 29.04. 06.05. 13.05. 20.05. 27.05. 03.06. 10.06. 17.06.

Weykickturnier Airbrush Tattoos Feiertag Cross Boule Queen Carroms Feiertag Schneppersdelle Marshmallows und Stockbrot über der Feuerschale 24.06. Kubb

Brillen auf dem Weg in die weite Welt! Jutta Deselaers und ihr Team sammeln seit vielen Jahren alte und ungetragene Brillen für bedürftige Menschen in fernen Ländern. Der Kooperationspartner Gudd-Zweck-UG reinigt und vermisst die Brillen und schickt sie aus dem Saarland weiter. Bitte werfen Sie Ihre alten Brillen nicht weg, sondern geben sie im Geschäft ab. Gebraucht werden komplette Brillen, Sonnenbrillen, aber auch nur Brillenfassungen ohne Gläser. Diese werden nach Gebrauchsfähigkeit aussortiert und verpackt. So können im Jahr einige Pakete ins Saarland geschickt werden um den Ärmsten der Armen auf der ganzen Welt zu helfen.

Nachtkönigin Bei der Entstehung meines Werkes kam mir zunächst die Idee eines Engels, der aus dem DUNKEL heraus tritt. Aus dem Dunkel sollte das GÖTTLICHE herausstrahlen: Mit hellem Körper, goldenem Heiligenschein und wo hinter einer rostigen Platte Gold hervorblitzt. Im Hintergrund ist eine angedeutete Leiter in verschiedenen Grau-Tönen zu erkennen. Es erinnert an die Geschichte im alten Testament, wo Jakob in einer nächtlichen Vision eine Himmelsleiter erblickt, auf der Engel auf und nieder steigen. Die nächste Inspiration kam mir aus dem Gedicht 'Der Engel in dir' von Rose Ausländer: "Der Engel in dir freut sich über dein Licht. Weint über deine Finsternis… Er bewacht deinen Weg." Meine Engel kennen die Welt und das Leben der Menschen, ihre Freude, ihr Leid, ihre Fragen, ihre Vergänglichkeit. Alles Sterbliche und Vergängliche wird durch ROST symbolisiert. Aus der ursprünglichen Idee eines Engels, ist eine weibliche, hell leuchtende Figur in der Dunkelheit geworden. Mit einer goldenen Krone, anstatt eines Nimbus auf dem Kopf. Da es eine starke, inspirierende Frau darstellen soll, eine Königin, an der man sich auch in der Not, in der Nacht festhalten kann, habe ich einen rostigen Griff angebracht. Die NACHTKÖNIGIN! Vielleicht haben meine Ideen und Gedanken neue Blickwinkel geöffnet und hoffentlich auf mein Bild neugierig gemacht: Mit eigenem Blick, mit eigenen Ansichten, mit eigenen Inspirationen! Andrea Weyergraf-Hahn Der Homberger 04-05/2021

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Aktuelles Drittes Fußball-Sommer - Camp beim TuS Homberg vom 10.08. bis 13.08.2021 In der Zeit vom 10.08. bis 13.08.2021 veranstaltet die Jugendfußballabteilung des TuS Homberg ihr drittes FußballSommer-Camp. Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr freuen wir uns, dass wir mit der Fußballschule Grenzland ins dritte Jahr der Zusammenarbeit gehen können und hoffen, dass sich die bereits große Resonanz noch einmal steigern wird. Das Trainerteam der Fußballschule Grenzland besteht aus Nachwuchstrainern aus Profivereinen sowie Ex-Profis. Trainiert wird täglich von 10:00 – 15:30 Uhr in 12er bis 14er Gruppen jeweils 4 Stunden pro Tag. In den Pausen erhalten die Kinder isotonische Getränke, frisches Obst und ein sportlergerechtes Mittagessen. Außerdem bekommen alle Kids eine eigene Trinkflasche sowie ein tolles Camp-Trikot. Auch für ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm ist gesorgt. So messen alle Kinder ihre Schussgeschwindigkeit und können ihr Fachwissen beim Fußballquiz unter Beweis stellen. Ebenfalls wieder dabei ist der spezielle Skill- Contest, der Fußballschule Grenzland, in dem die teilnehmenden Kinder Ihre Fähigkeiten in diversen fußballerischen Herausforderungen messen können. Zum Abschluss des Camps erhalten alle Teilnehmer, nach einem großen Abschlussturnier, ein von allen Trainern unterschriebene Teilnahmeurkunde. Anmelden können sich alle Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 13 Jahren, auch wenn sie nicht Mitglied beim TuS sind. Ansprechpartner für das Camp ist: Tobias (tobiasmertz@web.de) / Tel.: 0151 684 22052.

Mertz

Die Anmeldung sowie weitere Informationen zum Camp finden Sie über folgenden Link: www.fussballschule-grenzland.de Anzeigen

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Aktuelles Neues von den Schützen!

Liebe Homberger, unser letztes Maibaumfest sowie Schützenfest feierten wir Wiesnasen 2019. Dann kam leider Corona. Es gibt uns aber noch, auch wenn der Verein aktuell nicht so präsent in Homberg sein kann. Wir haben als Zeichen einer kleinen Normalität im Alltag den Maibaum 2021 mit einer kleinen Abordnung der Schützen (Stand der Planung 14.4.2021 und des Artikels) aufgestellt. Den Kuchen zum Kaffee am 1. Mai für die Bewohner des Haus Wichern haben die Wiesnasen wie bisher natürlich trotzdem gespendet. Die Bewohner und auch sie als Spaziergänger können sich so ein wenig an den Spaß und die Freude der vergangenen Maibaumfeste erinnern. Vielleicht ist dies ja auch für einige von ihnen wie auch für uns Schützen ein Zeichen der Hoffnung auf 2022. Leider müssen wir aber auch die schlechte Nachricht mitteilen, dass das Homberger Dorf- und Schützenfest am dritten Wochenende im Juni auch 2021 nicht stattfinden kann. Wir Wiesnasen bedauern dies natürlich sehr, aber die Auflagen und Vorgaben der Landesregierung sind für uns als kleiner Verein nicht zu erfüllen und selbstverständlich steht für uns als Wiesnasen bei allen eventuellen Festen die Gesundheit an erster Stelle. Auch hier bleibt nur die Hoffnung auf 2022. Bleiben Sie alle gesund, vergessen Sie uns nicht. Für den Homberger Schützenverein 1997 e. V., 'Die Wiesnasen' Doris Conrad Anzeigen

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Aktuelles Was haut uns um? Was haut uns nicht um? Was stärkt uns? Welche Auswirkungen hat diese Zeit auf uns, unsere Beziehungen, unseren Alltag und Umwelt? Unser Leben und unser Alltag haben sich stark verändert. Städte und Plätze sind leergefegt, Kontakte eingeschränkt, das öffentliche und kulturelle Leben liegt am Boden. Wie reagieren wir jetzt? Wer oder was gibt uns Hoffnung und Zuversicht? Mit diesen Fragen beschäftige ich mich schon länger. Antworten dazu gibt die Resilienzforschung. Resilienz ist zur Zeit in aller Munde. Fast täglich liest oder hört man etwas über diesem Begriff. Es ist Thema bei Ärzten, Therapeuten, Soziologen und wird auch thematisiert in zahlreichen Zeitschriften, Magazinen und öffentlichen Beiträgen. Was bedeutet Resilienz? Als Resilienz bezeichnet man die innere Widerstandskraft, die uns befähigt, Krisensituationen und Stress abzufedern. Also - was haut mich um oder was haut mich nicht um? Die Menschen suchen Kontakt. Sie wollen hören und wissen, dass alles wieder gut wird, dass bald alles vorbei ist. Sie wollen aus ihrer Einsamkeit. Die Frage lautet: "Was kann ich tun, um meine persönliche Situation positiv zu verändern." In diesem Zusammenhang spricht man von der Resilienz. Man könnte auch sagen: VERTRAUEN. Menschen verkraften Krisen und Schicksalsschläge sehr unterschiedlich. Einige können gut damit umgehen - andere zerbrechen fast daran. Es ist also eine Frage der persönlichen Resilienz – der inneren und äußeren Widerstandskraft. Die meisten Menschen überstehen Vieles ohne (psychisch) krank zu werden. Einige benötigen jedoch professionelle Hilfe, um aus ihrem Anzeigen

'schwarzen Loch' herauszufinden. Resilienz – vom lateinischen 'resilire' = 'abprallen' beschreibt es sehr gut: Eine innere Widerstandkraft, vereint mit einem Strauß positiver sozialer und psychischer Attribute, befähigt uns, Stress und belastende Situationen, Krisen und Schicksalsschläge abzufedern und Antworten in sich selbst finden. Dazu gehören u. a.: Vertrauen in die eigene Kompetenz - Vertrauen, dass man (zusammen mit anderen) durchkommt - Vertrauen, dass es besser wird Mit anderen Worten: Akzeptanz der bestehenden Krise und der damit zusammenhängenden Gefühle, die eine Krise oder Schicksalsschlag auslösen und die Suche bis hin zur Gewissheit, dass wir durch uns selbst mit den eigenen Fähigkeiten eine konkrete Lösung finden. Wer oder was entscheidet über die Resilienz eines Menschen? Das Gehirn? Resilienz ist nicht angeboren, sondern eine Kompetenz (Vertrauen), die wir im Verlauf unserer Entwicklung erlernen, und zwar allen ungünstigen Ausgangsbedingungen zum Trotz. Gerade dann, wenn die Bedingungen in der Kindheit und Jugend nicht so günstig waren, entwickelt sich eine hohe Resilienz. Das beweist uns täglich die Kriegsgeneration aufs Neue. Was wir brauchen ist das Gefühl von Sinnhaftigkeit bzw. Bedeutsamkeit. Man sollte zumindest das Leben als emotional sinnvoll empfinden und erkennen, dass die Energie, die man investiert, sich lohnt und damit das Leben nicht zur Last wird. Ein Mensch ohne Erleben von Sinnhaftigkeit wird

das Leben in allen Bereichen nur als Last empfinden und jede weitere sich stellende Aufgabe als zusätzliche Qual ansehen. Ein stark ausgeprägtes Kohärenzgefühl/Resilienz führt dazu, dass ein Mensch flexibel auf Anforderungen reagieren kann. Er aktiviert die in für diese spezifischen Situationen angemessenen Ressourcen. Auch traumatische Erlebnisse können genutzt werden, um gestärkt und mutiger aus Krisen hervorzugehen. Wir sind häufig nicht dafür verantwortlich, was eingetreten ist oder was uns angetan wurde. Wir sind keine Opfer – auch wenn wir manchmal das Gefühl haben zu ertrinken. Die Frage ist aber bevor ich drohe zu ertrinken: "Wie bin ich überhaupt in das Wasser hineingekommen?" Vielleicht versuche ich aber auch, bevor ich drohe zu ertrinken, besser zu schwimmen. Ich habe immer die Wahl besser zu schwimmen, auch wenn ich zuerst noch eine Schwimmhilfe brauche. Was kann ich also selbst tun, um die Corona-Zeit nicht mehr so problematisch, bedrohlich oder als ausweglos zu sehen, um mich vor Stressoren und psychischen Erkrankungen zu schützen? • Ich lasse mich nicht von negativen Gefühlen und Nachrichten überwältigen. • Ich vertraue in meine Stärke und Kompetenz. • Ich schaffe mir Netzwerke – soziale Beziehungen, auch via Medien. • Ich pflege meine Kontakte. • Ich bewege mich viel, mache Übungen zu Hause oder in der Natur, stärke so meinen Geist, Muskeln und Kreislauf und atme ganz bewusst mehr Sauerstoff ein, um mich zu 'erfrischen'. • Ich bin dankbar, dass ich hier lebe. • Ich glaube nicht an 'Schicksal', sondern gestalte mein Leben selber gut und schön. • Ich beschäftige mich mit positiven Dingen, die Freude und Spaß machen, probiere neue Dinge aus und stärke so mein Immunsystem und meine Widerstandskraft. • Ich schäme mich nicht, andere um Hilfe zu bitten oder mir professionelle Unterstützung zu suchen, wenn ich drohe zu 'ertrinken'. Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Elisabeth Stox

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Dorfleben Neues Leben in der Kindertageseinrichtung Mozartstraße

Endlich ist es soweit. Seit dem 24.3. schallen Kinderstimmen aus den aufwendig renovierten Räumlichkeiten der Kindertageseinrichtung an der Mozartstraße in Homberg Nord. Die Kinder der Evangelischen Kindertageseinrichtung an der Dorfstraße haben hier eine vorübergehende Bleibe gefunden. Das Gebäude wird noch in diesem Jahr abgerissen und anschließend neu aufgebaut. Die Mitarbeiter und die Kinder der Evangelischen Tageseinrichtung sind sehr froh, für die Neubauphase ein so schönes Ausweichquartier gefunden zu haben, und möchten sich bei der Stadt Ratingen herzlich für diese Möglichkeit bedanken. Ein besonderer Dank geht auch an die Umzugsspedition Stefan Blanke. "Die Männer des Umzugsunternehmens haben uns toll geholfen und sind uns in allen Dingen sehr entgegengekommen", schwärmt Frau Baums, die Leiterin der Kita. Der Umzug einer Tageseinrichtung für Kinder ist eine Besonderheit, für die auch eine pädagogische Begleitung notwendig ist, damit die Kinder von ihrer alten 'Wirkungsstätte' Abschied nehmen und in der Neuen heimisch werden kön-

nen. Deshalb wurden die Kinder über einen längeren Zeitraum hin projektorientiert mit in das Umzugsgeschehen einbezogen. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie lange es noch dauert, wurde jeden Tag ein Feld auf dem 'Umzugskalender' abgestrichen. Für das Portfolio ('Ich-Ordner'), das die Kindergartenzeit begleitet, entstand eine Umzugsseite. Auch beim Packen der Umzugskartons halfen die Kinder fleißig mit ebenso wie bei der Planung und Einrichtung der Bildungsbereiche z. B. die Bauecke, der Rollenspielbereich, das Atelier. Am meisten Spaß aber machte es selber Umzugsunternehmer zu spielen. So wurden die persönlichen Dinge gruppenweise in einen Bollerwagen gepackt und in das neue Heim gebracht. Kindergartenumzug in Pandemiezeiten ist keine einfache Sache, weil viele Regeln beachtet werden müssen. Trotzdem wurde es den Eltern ermöglicht, während eines Rundgangs die neuen Räumlichkeiten kennenzulernen. Eine Einweihungsfeier war natürlich coronabedingt nicht möglich. Aber etwas gefeiert werden sollte doch, deshalb

bekamen die Kinder am ersten Kindergartentag in der neuen Umgebung Willkommensgeschenke. Hoffentlich kann die Einweihungsfeier in nicht allzu ferner Zukunft nachgeholt werden. Nun heißt es, das neue Umfeld zu entdecken und heimisch zu werden, bevor in eineinhalb bis zwei Jahren ein neuer Umzug ansteht, zurück in die neuerbaute Kita an der Dorfstraße. Die Mitarbeiter, Kinder und Eltern hoffen auch auf ein gutes Miteinander mit den Anwohnern der Mozartstraße, die vorab durch einen liebevoll bemalten Informationszettel von dem bevorstehenden Umzug informiert wurden. Wenn alle mithelfen, lassen sich die Probleme aus der schwierigen Verkehrssituation an der Mozartstraße sicherlich lösen. So wurden die Eltern gebeten, nicht über die Mozartstraße zu fahren, sondern die Parkplätze an der Ringstraße zu benutzen. An alle Autofahrer geht die Bitte besonders langsam und vorsichtig zu fahren, da sich kein Bürgersteig an der Mozartstraße befindet und so die Fußgänger und Kinder auf der Straße laufen müssen. Petra Baierl

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Der Homberger 04-05/2021

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Dorfleben Homberger Hunde – Herzen auf vier Beinen Die Redaktion des Hombergers ist immer auf der Jagd nach interessanten Menschen, über die es sich zu schreiben lohnt und manchmal staunen wir als Redakteure selber wie breit das Spektrum an Persönlichkeiten ist. In Coronazeiten ist die Anzahl an Porträts im Homberger noch einmal gestiegen, über was soll man auch schreiben, wenn überall der Hund begraben ist. Trotzdem weisen wir den Verdacht, endgültig auf den Hund gekommen zu sein, nachdrücklich zurück, wenn wir uns jetzt dem Thema Hund widmen. In Anlehnung an Vicco von Bülows, alias Lorios Ausspruch "Ein Leben ohne Mops ist möglich – aber sinnlos", behaupte ich: Leben ohne Hunde in Homberg ist möglich – aber langweilig. Wir selber haben keinen Hund und das ist auch gut so - für beide Seiten. Uns morgens früh (vor 9 Uhr) aus dem Bett zu quälen, weil der Hund Pippi muss und bei Hundswetter lange Hunderunden zu drehen, nicht unser Ding und bei unserer Art zu verreisen, täte mir jeder Hund leid. Trotzdem empfinden auch wir manchmal Hundefreuden. Die Nachbarhunde kann ich zum Beispiel am Gebell unterscheiden. Da ist Flocke, ein niedlicher Malteser Havaneser Mix. Ihr Bellen ist freundlich kommunikativ und wenn sie sich besonders freut, legt sie den Kopf in den Nacken und heult wie ein kleiner Wolf. Lucy von gegenüber bellt eine Tonlage höher und ihr Bellen hört sich immer etwas aufgeregt an.

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Hundepsychologisch gut zu erklären, auch Hunde sind menschlich. Flocke kenne ich schon vom Bild aus der Welpenkinderstube. Mit großer Freude und Ungeduld wurde sie von meiner Nachbarin erwartet und auch ich erinnere mich noch gerne an das kleine weiße Wollknäuel, das durch den Garten wuselte. Lucy kommt aus einer Rettungsstation für Hunde aus Rumänien und ist noch immer ein wenig ängstlich, während Flocke voller Selbstvertrauen durch die Hundewelt läuft. Flocke ist sozusagen Einzelkind und hat die volle Beachtung von ihrem Frauchen, während Lucy sich in der Hektik eines Haushalts mit drei Kindern behaupten muss, was sie übrigens schon ihren angestammten Namen gekostet hat, denn ursprünglich hieß sie Mina, ähnlich wie Nina, die jüngste Tochter des Hauses. Da wollte man Verwechselungen doch ausschließen. Als Welpe war Lucy häufig unterwegs. Immer wieder gelang es ihr ein Loch im Zaun zu finden und auszubüxen. Meistens konnte sie aber schnell wiedergefunden werden oder kam freiwillig zurück. Einmal war sie jedoch fast einen Tag lang verschwunden und es musste eine Ultraschalluntersuchung anberaumt werden, um ungewollten Familienzuwachs auszuschließen. Flockes Lieblingsplatz ist das Sofa. Wenn die Sonne scheint, schafft sie es immer, als Erste vor ihrem Frauchen im Liegestuhl zu sitzen. Klar verbindet Flocke und Lucy eine Hundefreundschaft. Warum allerdings Flocke zum Mann mutiert, wenn sie Lucy begegnet, kann sich keiner so recht erklären. Sollte sie klarstellen wollen, dass sie der Chef ist? Durch Flocke und Lucy wird meine These voll bestätigt und auch der 'Hundegünter', der mindestens einmal am Tag mit seiner Lussie an unserem Haus vorbeikommt, kann sich ein Leben ohne Hund nur schwer vorstellen. Immerhin kennen wir seinen Vornamen, während Hundebesitzer normalerweise nur die Namen der Hunde und nicht die der Besitzer kennen. Beim größten Hundenarr der Welt, wie es auf einem Schild am Gartenzaun in der Rosenstraße zu lesen steht, sind es sogar drei Hunde: Axel, ein 17 Jahre alter Dackel, Bo, ein riesiger Bluthund

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Dorfleben Homberger Hunde – Herzen auf vier Beinen und Chara, ein 'AllesMögliche' aus Sardinien. Während Axel nur noch kurze Strecken spazieren gehen kann und ansonsten im Bollerwagen gezogen wird, machen die anderen große Runden in Homberg und Umgebung. Bo ist übrigens ein Fernsehstar. Als er vor einigen Jahren in die Familie kam, war er einer von 14 Welpen aus einem Wurf. Dieses ungewöhnliche Ereignis war dem WDR Fernsehen einen Beitrag wert und auch später wurde Bo noch einmal mit der Kamera besucht. Die Hundepopulation in Homberg hat in den letzen Jahren stark zugenommen, wie Bo‘s Herrchen erzählt: "Als wir vor 16 Jahren in die Rosendahlstraße zogen, waren wir mit zwei Hunden Exoten. Jetzt hat jeder Dritte in der Straße einen Hund." In Zeiten von COVID-19 ist die Anzahl der Hundebesitzer noch einmal angestiegen und auch in Homberg hat vielleicht der ein oder andere seinen Wunsch nach einem Hund wahr gemacht. Gut so, denn Hunde sind nicht nur selber beste Freunde, sie locken auch Menschen hinter dem Ofen hervor, bringen sie in Bewegung und sorgen für emotionales Gleichgewicht. In einsamen Pandemiezeiten ist der erlaubte und gefahrlose Kurzkontakt im Freien mit anderen Hundebesitzern auf der Gassirunde zudem Gold wert. Abschließend bittet die Verfasserin alle nicht erwähnten Homberger Hunde um Entschuldigung. Ihr alle seid die Besten.

Meldet euch doch, wenn ihr etwas Besonderes zu berichten habt. Wau, ich habe gesprochen. Petra Baierl

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Bürgerverein Ratingen-Homberg Frühling im Homberger Treff

Liebe Hombergerinnen und Homberger, es ist Frühling im Homberger Treff. Aber wir haben weiterhin geschlossen und so kann leider niemand die Blütenpracht auf unserer Terrasse bewundern. Ich gehe aber fest davon aus, dass sich im nächsten Jahr wieder viele unserer Besucher an diesem schönen Ausblick erfreuen können, denn unser Mitglied des Vorstands, Hubert Gamsjäger sorgt mit seinem unermüdlichen Einsatz - auch in Corona-Zeiten - für diesen wunderschönen Blickfang auf der Terrasse des Homberger Treffs. Dass wir ein Jahr nach dem Beginn der Pandemie das heimtückische Virus immer noch nicht bekämpft haben, konnte sich zu Anfang der Corona-Krise keiner vorstellen. Trotz inzwischen mehrerer Impfstoffe, ist die Pandemie leider immer noch nicht besiegt. Aktuell mussten nun auch folgende Veranstaltungen verschoben werden: • 08.05.2021 – neuer Termin 14.05.2022 "Emma´s Glück“ Solo-Theaterstück mit Andrea Trude • 04.06.2021 – neuer Termin 11.06.2022 "Country-Special im Homberger Treff" mit Voices of Sunrise Bitte schauen Sie auf unsere Website und in unsere Schaukästen. Dort informieren wir Sie, sobald wir wieder öffnen dürfen. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Kraft, Gesundheit und Durchhaltevermögen für die kommenden Wochen. Bleiben Sie positiv und passen Sie gut auf sich auf! Herzliche Grüße Ingeborg Komossa stellv. Vorsitzende verantwortlich für das Programm des Bürgerverein Ratingen-Homberg e. V.

Bürgerverein Ratingen-Homberg e. V. Homberger Treff, Herrnhuter Str. 4, 40882 Ratingen www.buergerverein-ratingen-homberg.de Programminfos: Ingeborg Komossa: Tel.:02102 51366, E-Mail: komossa@bv-homberg.de Sprechzeiten: Mo.-Sa. 10.00-18.00 Uhr, E-Mail jederzeit

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Porträt Georg Wolkersdorfer - Ein junger Homberger erhält die Priesterweihe im Kölner Dom Georg Wolkersdorfer ist in Homberg aufgewachsen. Wie viele andere ging er in Homberg-Süd zur Grundschule und dann später auf das HHG in Metzkausen. Sein Vater war bis zu seiner Pensionierung Chirurg, seine Mutter Rechtsanwältin. Außer Georg gib es in der Familie noch zwei Töchter. Zu erwähnen ist auch, dass Georg der Enkel des gleichnamigen Georg Wolkersdorfer ist, der als Dorfpolizist für Ordnung gesorgt hat und vielen älteren Hombergern noch in guter Erinnerung ist. Die Familie Wolkersdorfer ist katholisch. Dazu gehört der regelmäßige sonntägliche Kirchgang in die schöne alte Kirche St. Jacobus. Dies beeindruckte Georg schon in jungen Jahren. Getauft hatte ihn Pfarrer Dr. Gertz. Nach Dr. Gertz führte Pfarrer Ormann die Gemeinde, das war zur Zeit seiner Erstkommunion. Nach dessen plötzlichen Tod unterstütze Pfarrer Beckers dessen Nachfolger Pfarrer Bünnagel. Seit 2014 ist Pfarrer Schilling in der Gemeinde. Auch die Minoriten-Patres wirkten und wirken in der Gemeinde. Georg Wolkersdorfer wurde Messdiener. Er fand Gefallen an den Riten in der katholischen Kirche. Auf die Fragen nach dem Universum und der Faszination an der Schöpfung gab es für ihn hier eine Antwort. Es war ein Raum der Stille, in dem schon Generationen vorher sich zusammengefunden haben. Ein Gefühl hier zu sein und angenommen zu werden, festigte das Gefühl der Gemeinsamkeit und Verbundenheit. Bis zum Abitur blieb Georg Wolkersdorfer Messdiener. Später betreute er die Gruppen, der jungen Messdiener, organisierte deren Aktionen mit. Höhe-

den jungen Studenten den Einblick in die seelischen und psychischen Probleme der Menschen vermittelt. Das Verständnis dafür, wie die Menschen denken ist entscheidend später für die Seelsorge, in der positive menschliche Hilfe mit der Führung durch den Glauben geleistet wird. Als ein Leitfaden gilt Georg dabei ein Ausspruch von Aurelius Augustinus: "denn auf Dich hin hast Du uns gemacht, und unruhig ist nur unser Herz, bis es ruht in Dir."

punkt war auch die jährliche Prozession zu Fronleichnam. Das nicht alle seiner Schulfreunde so dachten, wie er, störte ihn nicht. Warum auch? Für ihn ist und bleibt Gott ein Geheimnis, das immer offene Fragen unbeantwortet lässt. Jeder, wenn er möchte, kann versuchen seinen eigenen Zugang zu ihm zu finden. Es geht letztlich nicht darum, etwas wissenschaftlich zu beweisen und es muss auch nicht alles zerredet werden. Entscheidend sind für Georg Wolkersdorfer sehr persönliche einschneidende Erfahrungen in seinem Leben, wo er im Glauben Unterstützung gefunden hat, die für ihn prägend sind. Nach dem Abitur entschied er sich Theologie zu studieren. Das Studium verbrachte er in Bonn unter anderem im Ausbildungshaus für Priesteramtskandidaten in der Nähe der Universität. Zu den Ausbildungsinhalten gehörte auch die Pastoralpsychologie, die

Im Priesterseminar geht es auch um die Prüfung der Entscheidung des eigenen Berufsweges, ob das Ziel der Entscheidung zum Priesterseminar in Köln oder zu einem anderen Lebensweg getroffen wird. Georg Wolkersdorfer entschied sich für den ersten Weg und wurde nach erfolgreicher Absolvierung des Studiums und einem Praktikum in den USA, gemeinsam mit Immanuel Renz, der in der Pfarrei, zu der auch St. Jacobus in Homberg gehört, seinen Dienst tut, zum Diakon geweiht. In Köln-Chorweiler wirkt er unter Coronaverhältnissen in einer Gemeinde. Nun steht die Weihe zum Priester am 11. Juni 2021 um 16:00 Uhr an. Die Priesterweihe wird im Internet Domradio.de übertragen. Im letzten Jahr konnten wegen Corona nur wenige teilnehmen. Die Regelung für dieses Jahr steht noch nicht fest. Am 13. Juni 2021 findet dann auf seinen Wunsch hin in seiner Heimatgemeinde in Homberg mit ihm als Priester ein Gottesdienst statt. Hierzu sind, wenn möglich, alle herzlich eingeladen. Heinz Schulze

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Porträt Leben unter der Brückenbaustelle – Clarissa Freudewald Seit vielen Jahren berichtet der Homberger in fast jeder Ausgabe über den Weiterbau des Westabschnitts der A44 und insbesondere über die Probleme und Einwendungen, die sich im Zusammenhang mit der Brücke über die Anger ergeben. Für den Normalhomberger ist es trotzdem schwierig, die politische und technische Entwicklung im Blick zu behalten, auch für mich, die ich teilweise mehrmals in der Woche auf Joggingschuhen oder mit dem Fahrrad im schönen Angertal unterwegs bin. Mich interessiert, wie geht es den Menschen, die im unmittelbaren Umfeld der neuen Brücke wohnen. Was macht es mit ihnen, wenn sich ihre Umgebung so gravierend verändert und was haben sie in der langen Bauzeit erlebt? Frau Clarissa Freudewald lebt quasi unter der neugebauten Brücke über die Anger in einem idyllischen Haus eingebettet in die Natur. Im Garten Spielgeräte und Hühner. Hier ist die Welt noch in Ordnung, denkt man, aber wenn Anzeige

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man den Blick nach oben richtet kommen einem Zweifel. Frau Freudewald wohnt seit 23 Jahren mit ihrer Familie in ihrem Haus in der Hofermühle. Damals waren sie und ihr Mann eigentlich auf der Suche nach einem Bauernhof.

Bei der ersten Besichtigung wollte der Makler gar nicht erst mitkommen. "Das ist eine Bruchbude, die will sowieso keiner," lautete die Auskunft. Familie Freudewald verliebte sich aber auf den ersten Blick in das kleine Anwesen an der Eisenbahnstrecke. Die Liebe hatte auch noch Bestand, als man nach der Innenbesichtigung die Äußerungen des Maklers durchaus nachvollziehen konnte. In dieses stinkende Loch wollten auch sie nicht einziehen. Da war Handeln gefragt. Fast ein Jahr lang wurde renoviert. Im Prinzip blieben nur die Außenwände und das Dach erhalten. Bis heute hat Frau Feudewald ihren Entschluss in die Hofermühle zu ziehen nicht bereut, trotz der Veränderungen, die sich durch den Bau der A44 ergeben haben. "Unser Haus unter der Brücke ist zur Zeit bestimmt das am meisten fotografierte Haus in NRW," lacht sie, "schauen sie mal ins Internet." Dass sich ihre Idylle eines Tages verändern würde, war ihr schon beim Kauf des Hauses klar, schreckte sie aber


Porträt Leben unter der Brückenbaustelle – Clarissa Freudewald nicht davon ab, ihren Traum vom naturnahen Wohnen an der Eisenbahnstrecke zu verwirklichen. Im Einklang mit der Natur nachhaltig zu leben ist das Ziel von Frau Freudewald, so gesehen ist ihr Name Programm. Dort wo heute der zweite Brückenpfeiler steht, war früher ein 500 Quadratmeter großer Gemüsegarten, der dem Bau der Brücke weichen musste. Gott sei Dank ließ sich Ersatz am Haus finden und es eröffneten sich sogar neue Perspektiven, denn für den Verlust des Gartenlandes wurde ihr als Ersatz Weideland angeboten. Frau Freudewald griff zu, trat einem Schafzüchterverein bei und hält seitdem auf dem Weideland verschiedene Schafrassen und Ziegen. Ihr Ziel ist es möglichst viele Dinge, die man braucht selber zu erzeugen und so wenig wie möglich einzukaufen. So backt sie natürlich auch ihr Brot seit vielen Jahren selber. Schafe und Hühner werden auch gegessen. Mehr Bio geht nicht. Das Vermeiden von Verpackungsmüll ist ein weiteres großes Thema für sie. Da schmerzt es sie besonders, wenn Wanderer ihren Abfall in die Natur werfen, ein Trend, der mit dem 'Coronawandern' zugenommen hat. Inzwischen sammelt sie jede Woche kiloweise Müll im Wald ein und wirft ihn in ihre eigene Mülltonne, in der ja Platz ist, weil sie selber nur wenig Müll verursacht, aber das ist natürlich nicht

der Sinn der Sache. Bei der Müllsuche wird die fleißig unterstützt. Neben fünf eigenen Kindern, von denen noch drei im Haus wohnen ist sie seit vielen Jahren qualifizierte Tagesmutter für jeweils fünf ein- bis dreijährige Kinder. Die WaWieKis, Wald und Wiesen Kinder, können bei ihr Natur pur erleben. Man spielt im naturnahen Garten und entdeckt den Wald im Angertal. Die Umwelterziehung trägt Früchte. Ein Kind hat sich zu Weihnachten eine Müllsammelzange gewünscht. Dass sich Frau Freudewald für ihren Lebensraum verantwortlich fühlt, zeigt sich auch darin, dass sie die erste Vorsitzende des Bürgervereins Hofermühle ist. Offiziell ist Hofermühle kein Ortsteil, sondern eine Streusiedlung, die zu Heiligenhaus gehört. Ca. 300 Einwohner verteilen sich auf 150 Haushalte. Mit dem Weiterbau der A44 und insbesondere mit dem Brückenbau ergeben sich immer wieder neue Probleme für die Einwohner um die sie sich kümmert. Kein leichtes Unterfangen, da ein Zuständigkeitschaos herrscht und sich niemand für die kleine Streusiedlung verantwortlich fühlt. So erfährt sie beispielsweise Anfang März zufällig, dass die angelieferten Absperrbaken dazu bestimmt sind wegen Umbauarbeiten an der Baustelle den gesamten Bereich am Rondell in der Hofermühle zu sperren. Dass die Bewohner nach dem

Haus 29 dann nicht mehr zur Arbeit fahren bzw. nicht mehr erreicht werden können war der Bauleitung entgangen. "Die hatten gar nicht auf dem Schirm, dass hier auch Menschen wohnen", wundert sich Frau Freudewald. Der neue Bauleiter allerdings gelobte Besserung und die Zusammenarbeit macht Fortschritte. Während der Bauzeit haben die Anwohner so einiges erlebt. Der Höhepunkt war, als die schweren LKWs mit den Brückenbauteilen nicht um die Kurven fahren konnten und unter der Eisenbahnbrücke vor ihrer Haustüre stecken blieben. Die Straße musste ausgebaut und tiefer gelegt werden. Heute passen die LKWs knapp vorbei, aber die Fahrer gucken direkt auf ihren Frühstückstisch. Frau Freudewald hofft darauf, dass die Belästigungen abnehmen, wenn die Brücke Mitte 2021 fertiggestellt sein wird. Dann läuft das Wasser von der Brücke nicht mehr quasi in ihren Garten und auch die Lärmbelästigung wird - so hofft sie erträglicher sein als der Baulärm auch wenn, so die Prognose 30 000 Autos täglich über die Brücke fahren werden. Auch Herr Freudewald hat einen Traum für die Zukunft. Wenn seine Tochter auszieht, kann er in ihrem Zimmer endlich eine Modelleisenbahn aufbauen mit direktem Blick auf die Gleise der Eisenbahnbrücke. Darauf freut er sich schon lange. Petra Baierl

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Porträt Homberger mit Leib und Seele - Familie Versen Jeder, der sich mit dem Auto zu Feierabend im Stau hinter dem Ortseingangsschild in Richtung Homberg bewegt, lässt zwangsläufig seinen Blick nach rechts entlang dem historischen Backsteingebäude der alten Genossenschaft streifen. Hier stehen die Montagewagen der Fa. Versen und des Malerbetriebs Berger. Oft kann man beobachten, wie die Mitarbeiter die Fahrzeuge verlassen, Material ausräumen und über die Rampe in das Gebäude eintreten. Hinter der Tür geht es eine steile Holztreppe nach oben zum Dachboden. Wenn man das Büro betritt, sitzt links neben der Tür der Chef des Unternehmens Norbert Versen. Noch bevor man ihn begrüßt hat, wird man von dem Mittfünfziger mit einem markanten Spruch willkommen geheißen. Nicht 'drumrumreden' ist seine Mentalität. Er liebt es im Leben aus dem Vollen zu schöpfen. Man selbst, eher ein wenig zartbesaitet veranlagt, sucht die passende Erwiderung, die dann egal in welcher Schärfe formuliert mit einem breiten humorvollen Lächeln entgegen genommen wird. Dann ist man auf Augenhöhe und kann sein eigentliches Anliegen hervorbringen. Norbert Versen ist lebensfroh und er genießt es seinen Sanitärbetrieb zu führen. Er ist ein kompetenter Ansprechpartner für alles was mit Heizung und Sanitärtechnik im und um das Haus zu tun hat. Da hat er Erfahrung und weiß bei einem fairen Preis, wie er seine Kunden zufrieden stellt. Er hat sich einen Namen gemacht, denn wenn er im Dorf seine Aufträge abwickelt, muss alles passen. Da ist keine Werbung notwendig, dafür sorgen die Kunden, die immer erst nach anspruchsvoller Beurteilung Empfehlungen aussprechen. Natürlich ist er auch der Mann vor Ort, der in Notfällen schnell zur Stelle sein kann, um bei plötzlichem Wasserschaden anzurücken. Vor dem Genossenschaftsgebäude konnte man mit wachsendem Interesse beobachten, dass auch freizeitmäßig Veränderungen umgesetzt wurden. Es wurde einiges gebaut, was nach einem kleinen Freizeitpark aussah. Zuerst eine Holzhütte, dann ein Pool. Manch einer denkt daran nach der Arbeit heranzufahren und ein Bad zu nehmen, bevor zu Hause das lästige Rasenmähen auf einen wartet. Anzeigen

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Norbert Versen weiß zu leben. Dafür sorgt schon seine Frau Annette. Er selbst ist ja, wie viele Homberger ein Zugezogener. Geboren ist er in Düsseldorf, aufgewachsen in Kappes Hamm. Sein Vater war Installateur bei der Stadt Düsseldorf. Dem Vorbild des Vaters nacheifernd, erhielt der junge Norbert eine Lehrstelle bei der renommierten Firma Lindemann in Ratingen und fuhr jeden Tag mit der Linie 712 von Endstation zu Endstation, von Volmerswerth nach Ratingen Mitte. Nur durch einen Zufall, in Person eines Freundes, lernte er seine jetzige Frau Annette kennen. Damals war er schon von kräftiger Statur. Für einen Umzug war er genau der Richtige. Es ging nach Homberg, ein Ort in der Nähe von Ratingen, und die Möbel standen mit seiner Hilfe bald in der neuen Wohnung, wie gewünscht an Ort und Stelle. Das war aber nicht alles. Die Tätigkeit lies auch noch einen Blick auf die sympathische Wohnungseignerin zu und es entwickelte sich eine zwischenmenschliche Annäherung. Irgendwie gab es Gemeinsamkeiten. Norbert mit seinem tiefen Sinn für Humor, gewann schnell das Herz von Annette und alles ging seinen Lauf.


Porträt Homberger mit Leib und Seele - Familie Versen Aber es war nicht irgendeine Hombergerin, sondern Annette war in Homberg geboren und die Tochter des früheren Lebensmittelhändlers Willi Rasp von der Dorfstraße. Somit war und ist sie ein Homberger Urgestein. In Homberg aufgewachsen, zur Grundschule gegangen und so gab es niemanden, der sie nicht kannte. Ihre Großeltern, väterlicherseits, hatten den Lebensmittelladen, Haus Kemperdick übernommen. Es war das Geschäft, in dem jeder zu dieser Zeit im Dorf einkaufte. Es war der absolute Kommunikationsmittelpunkt, der Umschlagsplatz für die neusten Nachrichten. Man war darauf angewiesen hier einkaufen zu gehen, sonst gehörte man nicht dazu. Und es war alles da, was man brauchte: Eier, Gurken, Brot. Schinken, usw. Wurst und Fleisch bekam man in der Metzgerei beim Kempken ein paar Häuser weiter. Natürlich war die kleine Annette hier voll eingespannt. Das war damals ganz natürlich. Bei der Inventur war sie für das Zählen der Süßigkeiten zuständig. Oma Martha hatte sie immer im Blick. Dem Kind sollte es an nichts fehlen. Im Sommer ging es an den Timmendorfer Strand und im Winter nach Seeg im Allgäu. Zu Weihnachten wurde der Laden dann vom 1. Weihnachtstag bis zum 6. Januar geschlossen. Auch sonst hatte Annette eine abwechslungsreiche und schöne Jugendzeit. Mit der evangelischen Kirche ging es nach Winningen an die Mosel, aber auch nach Holland, Schweden und Norwegen. Ihr fehlte es an nichts.

Privat und geschäftlich ging es immer bergauf. Man entschloss sich 1999, in Homberg selbstständig zu machen. Schon seit 1996 hat er mit der Firma Küster und Neumann einen Betrieb in Ratingen geführt, nun hier mit dem Partner Lingweiler. Seit 5 Jahren betreibt er die Firma alleine.

Dies war nun der neue Lebensbereich für den Sanitärmeister Norbert Versen. Seine Frau Annette war tief in Homberg verwurzelt. Aber es gefiel ihm. Das Dörfliche entspricht auch seinem Naturell. Mithelfen, mitmachen, wo man gebraucht wird, da ist er immer dabei. Nur als Geschäftsmann fehlt dazu manchmal die Zeit. Beim Seifenkistenrennen hat er unermüdlich die Karren wieder nach oben gefahren und auch bei Veranstaltungen, bei denen seine Frau tätig ist, packt er immer mit an. Da mag auch ein Fass Bier danebenstehen, denn es ist fürs gemütliche Zusammensein nicht hinderlich.

Seit Monaten wird nun hier umgebaut und modernisiert. Im westlichen Teil entsteht eine Wohnung für Annette und Norbert und natürlich abgetrennt für den Sohn Julian, der auch in der Firma arbeitet und sie in der nächsten Generation übernehmen wird. Der Weg entlang dem Gebäude nach Homberg Süd lässt jetzt schon viele Freunde und Bekannte an dem Haus verweilen. Man kennt sich und Norbert überlegt schon, wie man bei schönem Wetter ein Bierchen durch das Fenster reichen kann. Das Leben auf dem Land hat einen Reiz, den die Stadt nicht bieten kann und Dank Familie Versen bleibt dieser auch in Homberg für uns erhalten. Heinz Schulze

Drei Kinder haben Norbert und Annette zusammen: Julian, Leonie und Franziska. Der alte Genossenschaftsbau hat es der Familie angetan. Er gehört zu Homberg, ist wie die Krone und die Kirchtürme ein Wahrzeichen und steht für die Durchfahrenden für die Identität des Dorfes.

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Porträt Kreativ bis ins hohe Alter – Eleonore Weinert Man kann lange und kluge Texte schreiben, um auszudrücken, was Menschen bewegt, aber oft sind es kurze Sprüche, die die Sache auf den Punkt bringen. "Ein Leben ohne Feste ist wie ein langer Weg ohne Einkehr" schrieb Demokrit vor etwa 2400 Jahren. Ja, genau so fühlen sich viele in Zeiten von COVID-19 und warten immer ungeduldiger auf Lockerungen und ein Ende der Pandemie. Auch ich. Ich finde diesen Spruch neben vielen anderen Sprüchen und Gedichtzeilen auf einem kleinen Kunstwerk bei Frau Eleonore Weinert. Auch wenn es sich ein wenig kitschig und übertrieben anhört, war mein Besuch bei ihr so etwas wie eine Einkehr. Ihre kleinen Kunstwerke genauer zu betrachten und die lebendigen Erzählungen aus ihren inzwischen 93 jährigen Leben zu hören ist eine Freude und öffnet neue Sichtweisen auf eigene Befindlichkeiten. Die Kunstwerke von Frau Weinert sind bemalte Eier. Es gibt verschiedene 'Kollektionen'. Schmetterlinge, Blumen, Vögel und vieles mehr sind wunderschön detailreich auf die Vorderseite von Hühnereiern gemalt. Auf Gänseeiern findet man sogar Homberger Kirchen und Landschaften. Auf die Rückseite der Eier schreibt Frau Weinert Sprüche, Gedichtzeilen, kurze Gebete, kleine Weisheiten, aber oft auch Texte, die einen zum Schmunzeln bringen. Kein Ei ist wie das andere. Man muss genau hinsehen und es kostet etwas Mühe, die Texte zu entziffern, denn Frau Weinert schreibt in Sütterlin, einer alten Schrift, die sie in der Schule gelernt hat, das aber macht ihre Kunstwerke besonders und interessant. Tagelang stöbert sie in Büchern um Texte zu finden, die sie ansprechen, denn jedes Jahr sollen ihre Eier anders aussehen. Oft schon im Herbst aber spätestens nach Weihnachten beginnt sie dann seit vielen Jahren mit ihrer Eierwerkstatt. Manchmal malt sie den ganzen Tag, aber schafft trotzdem höchstens fünf Eier. Der Höhepunkt der Eiersaison ist seit sieben Jahren im Frühjahr ihre Ausstellung im Museum Abtsküche in Heiligenhaus, wo sie mehr als 250 Eier ausstellt und verkauft. In diesem Jahr musste die Ausstellung coronabedingt ausfallen und Frau Weinert befürchtete auf ihren Eiern sitzen zu bleiben. Aber viele treue Kunden wollten nicht auf neue Impulse verzichten. Also stellte sie einfach einen Korb mit ihren Kunstwerken vor die Türe. Viele kamen, suchten sich etwas aus und legten das Geld in das Körbchen. Anzeigen

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© pixabay, cocoparisienne

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Porträt Kreativ bis ins hohe Alter – Eleonore Weinert Frau Weinert wurde 1927 in der Ukraine geboren. Als sie zwei Jahre alt war, wurde die Familie ausgewiesen und kam nach Münster, weil dort Verwandte wohnten. Dort füllte sich das Haus, Frau Weinert hatte noch sieben Geschwister und zusätzlich nahm die Familie junge Männer als Kostgänger auf. Ein Glücksfall, denn in einen dieser Kostgänger verliebte sich Frau Weinert und man heiratete später. Zunächst führte sie ihr Weg nach Neuss. Dort wohnte eine Tante, die ihr eine Geige versprochen hatte und die einen schönen Garten mit einem Gartenhaus besaß. Kurzentschlossen fuhr sie mit einer Freundin dorthin und fragte an, ob sie nicht in dem Gartenhaus wohnen könne. Der Garten war inzwischen verkauft, doch es fanden sich andere Möglichkeiten, auch für ihren Mann, der ihr folgte und zunächst mit fünf anderen Männern in einem Keller wohnen musste. Aber es ging aufwärts. Man lebte in Düsseldorf. Als das dritte Kind unterwegs war wurde es auch dort zu eng und die junge Familie machte sich auf die Suche nach einem bezahlbaren Haus - auch zur damaligen Zeit kein leichtes Unterfangen. 1960 las man in einer Zeitung, dass in Homberg neue Häuser gebaut werden sollten. Damals gab es neben dem alten Ortskern nur wenig Bebauung. Man besichtigte das Umfeld, ein Kind an der Hand, ein Kind im Kinderwagen und ein Kind im Bauch und wurde direkt freundlich angesprochen. Schnell war der Entschluss gefasst, Homberg wird unsere neue Heimat, ein Entschluss, den Frau Weinert bis ins hohe Alter nicht bereut hat, denn sie hat sich in der Dorfgemeinschaft immer aufgehoben gefühlt. In Homberg wird noch ein viertes Kind geboren. Kreativ zu sein und Dinge selber zu machen war immer wichtig für Frau Weinert. Irgendwann reichte es ihr aber nicht mehr aus, 'nur' die Kleidung für die ganze Familie selber zu nähen, und sie schloss sich einem von Frau Diez gegründeten Töpferkreis an. Neben 'normalen Dingen', die viele Menschen zur damaligen Zeit töpferten, entstanden Figuren und hohe bunte Säulen aus aufeinandergestapelten geometrischen Körpern. Ihre Passion aber wird die Batik, ein kompliziertes Verfahren, bei dem man viel Geduld haben und genau arbeiten muss, weil man keine Fehler machen darf. Im Laufe der Jahre entstehen große wunderschöne farbenfrohe Wandbilder oft mit religiösen Themen etwa zu dem

Sonnengesang von Franz von Assisi. Doch wie kam es, dass Frau Weinert zu einer Eierkünstlerin wurde? Am Anfang stand vor über 20 Jahren die Porzellanmalerei. Sie gestaltete große schwarz-weiße Schalen mit filigranen Mustern. Diese Schalen wollten gefüllt werden und so malte sie die Muster auch auf Eier und gestaltete erste Texteier, die man gebetsmühlenartig drehen muss, um die Texte zu lesen. Eines Tages fiel ihr der Spruch von Walter Gropius "Bunt ist meine Lieblingsfarbe" in die Hand. Das war die Motivation ihr Spektrum zu erweitern. Zunächst entstanden Eier mit bunten Mustern, später mit unterschiedlichen Motiven. "Mir ist nie langweilig", betont Frau Weinert, die auch mit 93 Jahren alleine in ihrem Haus in der Ringstraße lebt. Inzwischen hat sie 5 Enkelkinder und 3 Urenkel. Ihre Lebensfreude und ihre positive Sicht auch in Coronazeiten wirken anregend. Frohgestimmt komme ich nach meinem Besuch bei ihr nach Hause, noch den Spruch von einem ihrer Eier im Ohr, den ich mir für die Zukunft hinter die Ohren schreiben werde: „Fange nie an aufzuhören und höre nie auf anzufangen." - Das passt genau, zu Frau Weinert und zu Zeiten von COVID-19. Petra Baierl

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TuS Homberg

© Collage: Michael Kroll, Fotos: Finnja Wegner, Ursula Willems, Michael Kroll, Sebastian Kaske, Martin Klöckner und Sonja Lauf

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TuS Homberg Neubesetzung und geänderte Öffnungszeiten in der TuS Geschäftsstelle Ende April verlässt Ilona Jondral nach mehr als 25 Jahren als Geschäftsstellenmitarbeiterin den TuS. Der Vorstand hatte aufgrund des absehbaren Ruhestandes mittelfristig einen guten Übergang angestrebt. Nun geht es auf Wunsch von Frau Jondral und der raschen Einarbeitung von Anja Neumann als Nachfolgerin recht schnell. Die Verabschiedung fiel Corona bedingt zunächst sehr klein aus und soll bei einer Mitgliederversammlung im Sommer einen würdigen Rahmen bekommen. Im Bild der Vorsitzende Gereon Becker mit Ilona Jondral und Anja Neumann. Frau Jondral begann ihre Tätigkeit 1993 unter dem Vorsitz von Erich Lomoth. Mit im Vorstand war damals als Kassierer ihr Vater Karl Kanngießer. In der Anfangsphase war sie maßgeblich an der Umstellung der Mitgliederverwaltung auf ein EDV-System beteiligt. In den darauffolgenden Jahren passte sie das EDV-System auf die Bedürfnisse des Vereins an. Dem Vorstand gegenüber war sie stets loyal, auch wenn es die Charaktere der verschiedenen, gewählten Vorstände in dieser Zeit, ihr nicht immer einfach machten. Ihre fachliche Kompetenz kam ihr bei so manchen Diskussionen zu Hilfe. So war sie eine Konstante über Jahrzehnte und als Ansprechpartnerin bei vielen Mitgliedern und Übungsleitenden geschätzt. Frau Jondral setzte die Beschlüsse des Vorstandes oder der Mitgliederversammlung in die Praxis um. Hier sei nur die Umstellung auf ein neues Beitragssystem erwähnt, die Frau Jondral mit viel Fleiß und mancher Nachtschicht bewältigte. Unklarheiten wurden von ihr unverzüglich angesprochen und eine Klärung herbeigeführt. Dabei konnte sie auch schon mal energisch werden. Die Belange der Mitglieder in dieser Phase hat sie mit Bravour gemeistert.

© H. Waldminghaus

Mit Anja Neumann haben wir eine engagierte Übungsleiterin, die im Verein gut vernetzt und Hombergerin ist, als Nachfolgerin gewinnen können. Wir versprechen uns davon noch mehr Nähe zu den Sporttreibenden und gute Unterstützung für die anderen Übungsleitenden. Es wird einige Änderungen geben.

Die verwaltungstechnischen Ansprüche an Frau Jondral wurden mit den Jahren immer größer, sodass sie in den Jahren ihrer Tätigkeit mehr Aufgaben übernehmen musste. So wuchs die Zahl der Wochenstunden, von anfangs 4 Stunden pro Woche auf später 12 bis 14 Stunden. Frau Jondral zeigte sich hier kooperativ und engagiert zum Wohle des Vereins. Auch die Öffnung der Geschäftsstelle an Samstagen über einen langen Zeitraum waren Beleg ihrer Bereitschaft, private Belange hinten anzustellen. Wir wünschen Ilona Jondral in Ihrem Hauptberuf in der Beratungsstelle für Psychotherapie in Düsseldorf weiterhin viel Erfolg und privat im Kreise ihrer Lieben viel Glück und Gesundheit. 20

© H. Waldminghaus

Die zurzeit nach Außen sichtbarste sind die neuen Öffnungszeiten der Geschäftsstelle: Mittwoch Samstag

18:00 - 20:00 Uhr 10:00 - 12:00 Uhr

Anja Neumann wünschen wir einen fröhlichen Start als Leiterin der Geschäftsstelle.


TuS Homberg TuS Homberg - Die Jugendfußballer unter 14 Jahren dürfen wieder auf den Platz Mit großer Erleichterung verfolgten wir die Ergebnisse der Ministerkonferenz Anfang März 2021. Insbesondere der Beschluss das die Kinder unter 14 Jahren in Gruppen von maximal 20 Kindern wieder in Fußballtraining einsteigen dürfen sorgte in der Jugendfußballabteilung des TuS Homberg für Begeisterung. Umso wichtiger war es dann auch für Abteilungsleiter Tobias Mertz die Abstimmung mit den Trainern in Angriff zu nehmen und die Informationen zum Hygienekonzept auf der Sportanlage in Erinnerung zu rufen. So konnten wir direkt in der ersten Woche ab dem 08.03.2021 wieder fast alle Mannschaften ins Training zurückholen und die ersten Einheiten mit den Kindern durchführen. Selbstverständlich war für uns, dass die Kinder und die Eltern wie immer freiwillig entscheiden konnten, ob eine Teilnahme am Training erfolgt oder nicht.

Neben der Freude überhaupt wieder auf dem Platz zu stehen, stand für die Trainer natürlich auch erst mal wieder die Gewöhnung an den Ball im Vordergrund. Sehr schön war zu sehen, dass die Kinder es sichtlich genossen haben wieder auf dem Platz kommen zu dürfen und dass sie mit sehr viel Freude und Einsatz ihrem Sport nachgegangen sind.

Aktuell stehen wir leider wohl erneut vor einer Rückkehr in den Lockdown. Hoffen wir, dass die Öffnung für die Kinder und der Sport im Freien nicht zurückgenommen wird. Jedoch haben wir es nicht in der Hand diese Entscheidung zu treffen. Wir müssen hier abwarten, was die Regierung uns für Regeln für einen Trainingsbetrieb zur Verfügung stellt. Solange es möglich und erlaubt ist, werden wir das Training weiter anbieten. Wie immer ist das Wichtigste, dass alle gesund bleiben!

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TuS Homberg TuS Homberg- Unser Clubraum erscheint im neuen Glanz Bereits im Oktober 2019 fasste der Gesamtvorstand des TuS Homberg den Beschluss, dass der Clubraum umfangreich neugestaltet werden soll. Da die Fußballer die Hauptnutzer des Raumes sind, wurde die Umgestaltung in die Verantwortung der Fußballabteilung übergeben. In der Vorstandssitzung wurde von Schatzmeister Holger Waldminghaus das Budget für die notwendigen Arbeiten vor- und freigegeben. Die ersten Ideen was verändert werden sollte waren schnell gefunden. Neben einer neuen Theke sollten auch die Stahlschränke, in welchen die einzelnen Sportsparten das Material für Spieltage/ Sportfest/ Wandertag usw. gelagert hatten, aus dem Clubraum entfernt werden. Der Starttermin war für das Frühjahr 2020 geplant. Zu Beginn der Arbeiten wurde dann hinter den Stahlschränken leider ein Wasserschaden festgestellt, der zuerst durch die Stadt Ratingen begutachtet und im Nachgang behoben werden musste. Das Ganze zog sich durch den ersten Corona-Lockdown und die entsprechenden Arbeitsschritte zur Behebung eines solchen Wasserschadens dauerten bis in den Herbst 2020 an, ehe dann die finalen Planungen in Angriff genommen wurden. Vorstandsmitglied Sybille Mertz nahm sich dem Bauprojekt als „Bauherrin“ an und legte die tatsächliche Priorisierung der zu erledigenden Arbeiten fest. Danach ging es dann Schlag auf Schlag. Am 06.01.2021 wurde über die geplante Küche entschieden und die Bestellung aufgegeben. Die Lieferung wurde für den 22.02. bestätigt. Somit war das Zieldatum gesetzt, bis zu welchem die restlichen Arbeiten erledigt sein mussten. Der alte Tresen sowie die Schränke und Regale dahinter mussten komplett aus- und zur Seite geräumt werden, um Platz für die neue Küche zu schaffen. Die alten, teilweise defekten Lampen wurden demontiert, die Kreidetafeln von den Wänden abgehängt, die Stahlschränke ausgeräumt und aus dem Clubraum entfernt. Danach wurden noch einmal die Wände gestrichen und der Raum für den Küchenaufbau vorbereitet.

TuS Homberg- Renovierung bei den Fußballern Neben den umfangreichen Arbeiten im Clubraum hatte sich die Bauleiterin Sybille Mertz auch die Neugestaltung des Fußballerbüros auf die Fahne geschrieben. Der vergleichsweise kleine Raum bedurfte ebenfalls einer Generalüberholung. Zu Beginn wurde der Raum komplett ausgeräumt. Hierbei wurde entschieden, dass die Stahlspinde keine Verwendung mehr finden sollten. Ebenfalls wurde schnell klar, dass der alte Schreibtisch gegen einen Neuen getauscht werden sollte und dass ein oder andere Regal und Schränkchen aus dem alten Clubraum für die Neugestaltung verwendet werden könnte. Nachdem der Raum ausgeräumt war, wurde zuerst neu gestrichen und eine neue Lampe montiert. Anschließend wurde fleißig geputzt und der neue Schreibtisch montiert und das Regal sowie die Schränkchen wieder gefüllt. Auch hier ist mal so ganz nebenbei ein völlig neuer und ansehnlicher Raum/ Büro für die Fußballer entstanden. 22

Die Montage der Küche am 23. und 24.02. war der Beginn der Neugestaltung des Clubraums. Die neuen LED- Decken- und Wandlampen wurden montiert. Zwischenzeitlich wurde beschlossen, dass auch die Stühle und Tische gegen neue ersetzt werden sollten. Diese wurden nach der Lieferung ebenfalls direkt aufgebaut. Zum Abschluss wurde noch das neue Highlight des Raumes, ein 150 cm großes Vereinslogo, an der Wand angebracht. Ein sehr großes Dankeschön geht an dieser Stelle an Sybille Mertz. Vielen Dank für die Planung, die Koordination und teilweise eigenständige Durchführung der Maßnahmen. Weiter möchten wir uns Bedanken bei Maria und Philipp Leopold für die tatkräftige Unterstützung bei der Demontage des alten Clubraums sowie für die Hilfe bei den Malerarbeiten. Ebenso bei Frank „Leo“ Mayer für die Elektroarbeiten. Wir freuen uns sehr, dass wir nun einen ansprechenden funktionalen Clubraum haben, und hoffen das wir bald unserer Fans wieder am Platz begrüßen und im neuen Raum herzlich willkommen, heißen zu dürfen.


Impressionen

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Rückblick Requiem für einen Baum 1781 In Preußen erholt sich Friedrich II. von den Folgen des Kartoffelkrieges. Maria Theresia, genannt Sissi, ist gerade verstorben. Mozarts Oper 'Idomeneo' wird uraufgeführt und für Schillers Drama „Die Räuber“ laufen die letzten Proben. Goethe leitet in Weimar das Hoftheater und leidet. Als Ausweg aus seiner persönlichen Krise begibt er sich 1786 auf Italienreise. Anlässlich der Grundsteinlegung des Wohnhauses „Gut Grashof“ wird in Homberg eine Blutbuche gepflanzt. 1881 Bismark ist Reichskanzler des Deutschen Reiches. Der amerikanische Präsident James A. Garfield und der russische Zar Alexander II. versterben nach Attentaten. Uraufführungen von Opern von Offenbach und von Tschaikowski. Edison baut das erste Elektrizitätswerk der Welt. Louis Pasteur verabreicht erste Schutzimpfungen gegen Tollwut. 1891 kauft der Urgroßvater von Karl Wilhelm Schulze-Weddige 'Gut Grashof.'Die Blutbuche ist 110 Jahre alt. 1981 Helmut Schmidt ist Bundeskanzler und wird von Erich Honecker zu einem Staatsbesuch empfangen. Ronald Reagan wird als 40. Präsident der USA in sein Amt eingeführt. AIDS wird zum ersten Mal als Krankheit erkannt. Große Demonstrationen gegen die Kernenergie und für den Frieden finden statt. Prinz Charles und Lady Diana heiraten. Karl Wilhelm Schulze-Weddige ist 19 Jahre alt und hat gerade sein Abitur in der Tasche. Nach dem Wehrdienst wird er Agrarwissenschaften studieren. 2021 Angela Merkel steuert das Land mit fester Hand durch die Corona-Krise. Donald Trump ist abgewählt. Theateraufführungen, Italienreisen und Hochzeitsfeiern können nicht stattfinden. Viele Menschen warten mit Ungeduld auf eine Schutzimpfung gegen COVID-19 während Coronaleugner gegen die Schutzmaßnahmen demonstrieren. An 'Gut Grashof' wird eine 240 Jahre alte Blutbuche gefällt. 24

3. März 2021 Es ist ein wunderschöner Tag. Die Sonne lacht vom Himmel, der Frühling liegt in der Luft. Viele Bäume treiben erste Knospen. Die 240 Jahre alte Blutbuche an Gut Grashof wird diesen Frühling nicht mehr erleben. Mit ihrer ausladenden Krone von 17 Metern und einer Höhe von ca. 24 Metern war sie nicht nur das Kennzeichen von Gut Hof, sondern prägte auch, direkt hinter der Jacobuskirche gelegen, den Kern unseres Dorfes. Jetzt sind die Baumfällmaschinen an der Arbeit. Ein riesiger Kran mit einer Ketten-

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säge am Ausleger und ein schwerer LKW. Baumkletterer warten auf ihren Einsatz. Immer wieder bleiben Fußgänger, die jetzt den Weg über den Kirchhof nehmen müssen, betroffen stehen und beobachten, wie die großen Äste abgesägt und direkt vor ihrer Nase auf den LKW geladen werden. Hier steht auch Herr Schulze-Weddige, der Eigentümer von Gut Grashof. Er ist sehr traurig. Eigentlich will er sich das Ende des Baumes, der ihn sein Leben lang begleitet hat, gar nicht ansehen. Als Kind hat er unter dem Baum ge-


Rückblick Requiem für einen Baum

Herr Schulze-Weddige hätte sich noch gerne länger an der Buche, die ja auch ein Wahrzeichen für seinen Hof ist, erfreut. Da kränkt es zusätzlich, wenn böse Zungen im Dorf behaupten, er wolle den Baum ja nur loswerden, weil er so viel Arbeit mache.

spielt, später im Schatten des Baumes im Garten gesessen. Der Baum war einfach immer da, zu jeder Jahreszeit sah er anders aus, aber immer war er, auch als Buche, eine Augenweide. Bis zuletzt hatte er gehofft, ihn retten zu können, aber am 8. Februar kam das Todesurteil in Form eines Baumgutachtens. Handlungsempfehlung: Fällung innerhalb von 3 Wochen. Wegen Rissbildung im Seitenstamm besteht akute Verkehrsgefahr. Mehrere dicke Äste, insbesondere ein Ast, der über den Weg bis fast zur Kirche reicht, sind morsch. Nur diese Äste zu entfernen macht keinen Sinn, da es den Baum nach Aussage des Baumgutachters zu sehr verstümmeln würde und er zudem im Wurzelbereich und im Stamm durch Pilzbefall stark geschädigt ist.

Vor neun Jahren, als am Stamm ein großer Baumpilz wuchs und die Krone erste Auffälligkeiten zeigte, hatte Herr Schulze-Weddige ein erstes Baumgutachten erstellen lassen. Schon damals bestand Therapiebedarf, aber man gab dem Patienten noch eine Chance. Eine Kronensicherung wurde eingebaut und eine Wurzelbehandlung durchgeführt. Außerdem sollte der Baum regelmäßig gewässert werden, da Trockenheit gerade Buchen besonders gefährdet. Bei einem so großen Baum ist es aber mit einer Gießkanne nicht getan, einmal gießen bedeutet 10.000 Liter Wasser. Da sind 60 bis 80 Kubikmeter Wasser im Jahr schnell verbraucht. Nun zeigt sich, dass alle Mühe vergeblich war das Unfallrisiko durch abbrechende Äste ist zu hoch.

Lange hat er überlegt, wie er dem Baum so etwas wie eine letzte Ehre erweisen könne, bis ihm ein wunderbarer Gedanke kam. Der untere Teil des Stammes soll stehen bleiben und Basis für ein Baumhaus werden. Außerdem soll, wenn möglich aus einem Teil des Holzes eine neue Treppe für sein Wohnhaus entstehen. Aus den Ästen soll Brennholz gesägt werden, das zugunsten der beiden Homberger Kindergärten verkauft werden soll. Schließlich sind die Kindergärten ja sozusagen Baumanlieger und trauern auf ihre Weise. Der Homberger berichtet darüber an anderer Stelle in dieser Ausgabe. Auch ich habe jetzt eine besondere Erinnerung an die Rotbuche. Einer der Baumkletterer schenkt mir ein aus einem Ast gesägtes großes Herz. Welche Freude, in meinem Alter ein so besonderes Herz geschenkt zu bekommen. Petra Baierl

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Rückblick Aus Ästen werden Hasen Ein weiterer 'Nachbar' der Blutbuche an Gut Grashof ist die Katholische Kindertagesstätte Sankt Jacobus. Seit Generationen spielen Homberger Kinder mit Blick auf den Baum. Auch meine Tochter hat dort gespielt. Irgendwie gehörte der Baum immer dazu als Teil des heilen dörflichen Umfelds des Kindergartens. Groß war die Aufregung unter den Kindern, als am 3. März die Baumfällmaschinen anrückten und direkt am Kindergartenzaun mit ihrer Arbeit begannen. Klar beeindruckten die technischen Abläufe, aber vor allen Dingen machte es viele Kinder traurig, dass der Baum jetzt gefällt wurde. Beinah philosophisch die Äußerungen der Kinder: "Auch Bäume müssen sterben." – "Aber der Bauer entscheidet, wann ein Baum stirbt". Auch die Kinder der unteren Kindergartengruppe sollten die Gelegenheit erhalten von dem Baum Abschied zu nehmen. Eine Herausforderung in Zeiten von COVID-19, wo Kindergartenarbeit in streng getrennten Gruppen

stattfinden muss, insbesondere dann wenn Räume und Konzept eigentlich auf eine offene Arbeit hin angelegt sind. So mussten, um dies zu ermöglichen, Wege abgesperrt und Gruppenräume verschlossen werden. Zum Abschied nehmen gehört Erinnerung. Teile der Buche sollten erhalten bleiben. Aus dem Abgeschlagenen sollte etwas Neues entstehen. Schon fast ein österlicher Gedanke. Können aus toten Ästen Osterhasen werden? Dass das mit Fantasie, Kreativität und

dem richtigen Blick gelingen kann, beweisen die Bastelarbeiten der Kindergartenkinder. Man muss schon genau hinschauen, um geeignete Astteile zu finden, und wie befestigt man Märchenwolle oder Moos als Hasenbäuche. Wichtig auch die Hasennase und die Augen. Die Eltern der Kinder werden sich über die Ostergeschenke gefreut haben und auch der 'Geist des Baumes' hätte, falls es ihn gäbe, sicherlich zufrieden geschmunzelt. Petra Baierl

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