12/2009 01/2010
Wie ein Fahrrad die Homberger sieben Jahre lang zum Lachen brachte Ein Weihnachtsmärchen
Es war einmal ein kleines Dorf, das lag weit hinter der Autobahn versteckt auf einem hohen Berg, weshalb es Homberg genannt wurde. Es war aber so klein, dass seine Geschicke längst von der Stadt auf der anderen Seite der Autobahn gelenkt wurden. Doch das störte die Dorfbewohner nicht. Sie gingen friedlich ihrer täglichen Arbeit nach und feierten zusammen viele Feste. Eines Tages nun dachte die Stadt auf der anderen Seite darüber nach, wie sie es der sich aufplusternden großen Stadt am Rhein, die sich mit Künstlern aller Art schmückt und sogar eine Kunsthochschule betreibt, gleich tun könnte, und lud Künstler ein, bei ihr zu wohnen. Und so begab es sich,
Ein Fahrrad auf dem Dach (Fotomontage)
dass Künstler in die alte Schule in Homberg einzogen. Das Gebäude zeigte zwar allerlei Schäden auf, die Fußböden marode, die Heizung rumpelte und pumpelte, aber die Künstler waren es zufrieden und richteten sich ein, so gut es eben ging. Das Märchen könnte hier zu Ende sein, wäre da nicht eine Leidenschaft, die einen Künstler erst auszeichnet: den Menschen einen Spiegel vorzuhalten, in dem sie das erkennen können, was sie immer so gern ausblenden. Und so kam es, dass einer der Künstler, wir nennen ihn Herrn D, über die Dorfbewohner nachsann. Sie wurden immer träger, jammerten über die hohen Spritpreise, klagten
über Diabetes und Bluthochdruck und verbrachten die meiste Zeit vor Fernseher und Computer. Viele kluge Ratschläge prasselten auf sie ein, doch nichts half. Sportvereine luden sie ein, sich mehr zu bewegen, ein Chor suchte mehr Sänger. Sie liefen zu den Ärzten, aßen Tabletten, aber nichts half, ihrer Trägheit zu begegnen. Da fiel unserem Künstler jene großartige Erfindung aus dem 19. Jahrhundert wieder ein, die ganze Völker, so lange sie noch auf das Auto warten müssen, in Bewegung hält. Mit der noch bis vor 50 Jahren auch bei uns ganze Warenströme hin und her transportiert wurden, und die nun irgendwo in den Kellern oder Garagen vor sich hinrostet – das Fahrrad -. Ja, dachte der Künstler D, würden die Menschen alle kurzen Strecken mit dem Fahrrad fahren, z.B. zum Einkaufen, die Kinder in den Kindergarten bringen, Oma und Opa besuchen, in der Bibliothek ein Buch abholen, ja dann – dann brauchten die Menschen nicht mehr so viel zu jammern. Die Spritpreise wären uninteressant, der Bluthochdruck würde sinken, die Diabetes zurückgehen, im Sportverein würde die Sparte der Radfahrer aus allen Nähten platzen, und auch das Thema Autobahn wäre erledigt, denn nun brauchten die Menschen statt der A44 eine umweltschonende Fahrradautobahn. Der Künstler dachte lange über all das nach, wägte alle Argumente hin und her. Da ist die Zeit, die die Menschen nicht mehr haben, weil sie nun viel Zeit zum Fernsehen brauchen, da sind die überflüssigen Pfunde, die das Fahr-