Spektrum Frühling/Sommmer 2024

Page 1

Im Fokus

Der neue Lehrplan zur Wirtschaftskunde an Rudolf Steiner Schulen in der Schweiz

Spektrum

Die Mitteilungen der Rudolf Steiner Schule Zürich

Frühling/Sommer 24

Menschen an unserer Schule Im Gedenken an Nicolas Zbinden

Aus dem Schulleben Die individuelle Projektarbeit in der 9. Klasse

Innen und Aussen

Aus dem Atelierunterricht Bildnerisches Gestalten

Liebe Leserinnen und Leser !

In dieser Ausgabe des SPEKTRUM steht das Unterrichtsfach Wirtschaftskunde im Fokus: Fionn Meier, Mitglied der Wirtschaftskonferenz des Goetheanums und Autor des neuen Lehrplans für Wirtschaftskunde der Arbeitsgemeinschaft der Steinerschulen Schweiz und Liechtenstein, erläutert, was die Rudolf Steiner Schulen zum Verständnis und zur Mitgestaltung der Wirtschafts- und Finanzwelt durch ihre AbsolventInnen beitragen können.

Wie sich dieses Ziel konkret im Unterricht der Oberstufe durch die Gestaltung von Lerninhalten erreichen lässt und auf welche Resonanz das bei den SchülerInnen stösst, erfahren Sie im Interview mit den Lehrpersonen für Wirtschaftskunde Ivonne Schulz und Oliver van Ligten. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, bei ihren Schülerinnen und Schülern eine Verständnisgrundlage für wirtschaftliche Zusammenhänge aufzubauen, die diese sowohl individuell als auch aus gesellschaftlicher Perspektive gewinnbringend einsetzen können.

In der Rubrik «Aus dem Schulleben» berichtet Anja Tanner, Köchin und Lehrerin für Ernährungskunde, wie auch das praxisorientierte Fach Ernährungskunde erste Kenntnisse zu ökonomischen Hintergründen vermitteln kann.

Dass es im Wirtschaftsleben einer Privatschule immer wieder Höhen und Tiefen gibt und finanzielle Krisen bewältigt werden müssen, ist uns allen durchaus bewusst. Thomas Schmid und Stefan Eugster Stamm zeigen auf, wie unsere Schule aus diesen stürmischen Gewässern hoffentlich bald wieder in ruhigere Gefilde gelangen kann. An der Mitgliederversammlung am 10. April wurden wichtige erste Schritte für ihre finanzielle Sicherheit gemacht.

Anfang April feierte die Atelierschule Zürich mit einem wundervollen, kreativen und freudigen Fest ihr 20-JahrJubiläum. Michael Ottopal (Schulleitung Atelierschule) hat in der Rubrik Innen und Aussen einen «Rückblick auf die Zukunft der Atelierschule» verfasst. Wir gratulieren der Atelierschule Zürich herzlichst zu ihrem Geburtstag!

In der Rubrik «Menschen an unserer Schule» schenken uns die beiden Schwestern Elisabeth Bubloz und Marianne Zumbrunn einen wunderbar facettenreichen, fröhlichen und persönlichen Einblick in ihr Leben, das über viele Jahrzehnte eng mit unserer Schule verbunden war. Und Cornelius Bohlen würdigt das Lebenswerk unseres ehemaligen Kollegen Nicolas Zbinden, der im vergangenen Oktober verstorben ist.

Der Rückblick auf den Weihnachtsbazar ist gleichzeitig auch ein Ausblick auf den kommenden Bazar. Die Weihnachtszeit ist zwar gefühlt noch weit weg, trotzdem möchten wir heute schon darauf hinweisen, dass der Weihnachtsbazar 2024 eine Woche früher stattfinden wird. Viele Standverantwortliche, Eltern und Lehrpersonen haben den Wunsch geäussert, den 1. Advent in Ruhe und innerhalb der Familie zu begehen. Diesem Wunsch kommt das Bazarkomitee gerne nach: Der diesjährige Weihnachtsbazar wird also am 23. & 24. November stattfinden.

Nun wünsche ich Ihnen eine inspirierende und schöne Frühlingszeit sowie viel Freude beim Lesen dieser SPEKTRUM-Ausgabe!

Herzliche Grüsse

Birgit Purainer

Editorial
3

Inhalt

Aus dem Atelierunterricht Bildnerisches Gestalten

Spektrum
4
Rudolf Steiner Schule Zürich

06 Der neue Lehrplan zur Wirtschaftskunde an Rudolf Steiner Schulen in der Schweiz Fionn Meier erläutert, wie der neue Lehrplan SchülerInnen darin unterstützen kann, die heutige Wirtschafts- und Finanzwelt besser zu verstehen.

14 «Die Kinder bringen eine grosse Neugierde für die Welt und die wirtschaftlichen Zusammenhänge mit!»

Die Wirtschaftslehrpersonen Ivonne Schulz und Oliver van Ligten geben Einblicke in ihren Unterricht rund um Geld, Schulden und Inflation.

20 Stürmische Gewässer

Wie unsere Schule finanziell wieder auf Kurs kommen kann, schildern Stefan Eugster Stamm und Thomas Schmid.

Innen und Aussen

22 Hintergrundrauschen

Wer die Klarheit und Ruhe des Denkens in sich trägt, schreibt Urs Wiedenmann, kommt mit allem Neuen gut zurecht.

26 20 Jahre Atelierschule –ein Rückblick in die Zukunft

«Eine Schule muss stets in Bewegung bleiben!»

appelliert Michael Ottopal, Mitglied der Schulleitung, zum Jubiläum.

Menschen an unserer Schule

30 Schulleben als Lebensschule

Für die Schwestern Elisabeth Bubloz und Marianne Zumbrunn war unsere Schule während vieler Jahre ein wichtiger Lebensanker.

36 Auf Wiedersehen, liebe Jutta!

Das Kollegium verabschiedet sich von einer ganz besonderen Eurythmie-Lehrerin und Heileurythmistin.

38 Nicolas Zbinden (1935–2023)

Cornelius Bohlen erinnert an eine faszinierende und engagierte Persönlichkeit.

Aus dem Schulleben

46 Mit Neugierde und Experimentierfreude: Ernährungskunde und Kochunterricht in der 7. Klasse

Anja Tanner möchte in ihrem Unterricht Wertschätzung für Nahrungsmittel und gutes Essen vermitteln.

48 Ein fester Bestandteil der Waldorfpädagogik: Die individuelle Projektarbeit in der 9. Klasse

Sibylle Rohdich über einen wichtigen Meilenstein für die persönliche Entwicklung der Neuntklässler

50 Rückblick auf den Weihnachtsbazar am 2. und 3. Dezember 2023

Gabi Perels sagt im Namen des engagierten Bazarteams «Danke» an alle, die zum Gelingen beigetragen haben.

Aus dem Vorstand

52 Uns erwarten spannende, zukunftsweisende Aufgaben

Yvonne Stemmle skizziert die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen für den Vorstand.

360 o um die Schule 54 Ihr Partner für erfolgreiche

Marketingprojekte

Die Prowema GmbH – seit vielen Jahren zuverlässiger Druckpartner und grosszügiger Gönner des SPEKTRUM – stellt sich vor.

Impressum

Im Fokus
5

Der neue Lehrplan zur Wirtschaftskunde an Rudolf Steiner Schulen in der Schweiz

Text: Fionn Meier (Mitglied der Wirtschaftskonferenz des Goetheanums, Geschäftsführer des Vereins «Dreigliederung Schweiz – Bewegung für soziale Erneuerung»)

Was können die Rudolf Steiner Schulen dazu beitragen, damit ihre AbsolventInnen die heutige Wirtschaftsund Finanzwelt verstehen und mitgestalten können?

Die Arbeitsgemeinschaft der Rudolf Steiner Schulen in der Schweiz und Lichtenstein hat im Frühling 2023 einen Lehrplan mit Anregungen für eine Wirtschaftskunde veröffentlicht.

Die Pädagogik Rudolf Steiners ist bekannt für ihre vielen künstlerischen Fächer. Die musischen Fächer nehmen einen mindestens so grossen Raum ein wie die naturwissenschaftlichen Fächer. Dies wird bei vielen Eltern geschätzt und ist nicht selten ein Grund, ihr Kind an eine Rudolf Steiner Schule zu schicken: Hier wird die ganze Persönlichkeit gebildet!

Als Kritik hingegen ist teilweise zu hören, dass in der Steiner Schule die Kinder nicht für die Welt «da draussen» vorbereitet werden. Da weht ein rauer Wind. Da gibt es einen Arbeitsmarkt. Die jungen Erwachsenen müssen ihr Geld verdienen, ihre Steuererklärung ausfüllen, heikle Verträge unterschreiben, Finanzen verwalten, etc.

Wirtschaftskunde in der öffentlichen Diskussion

Die Kritik, dass die Schülerinnen und Schüler in den Rudolf Steiner Schulen schlechter auf die «Welt da draussen» vorbereitet werden, ist jedoch ein Klischee, wie beispielsweise die NZZ schreibt1. Ob die Kinder und Jugendlichen in der Schule genügend wirtschaftliches Wissen und Kompetenz vermittelt erhalten, ist heute vielmehr eine allgemein-öffentliche Frage.

Ein Blick in die öffentliche Debatte zeigt, dass die Frage vielfach negativ beantwortet wird. In immer mehr Kreisen taucht der Wunsch auf, den Kindern und Jugendlichen ein besseres Grundlagenwissen über das Funktionieren der Wirtschaft zu vermitteln. Dies einerseits, weil man dadurch die finanzielle Selbstständigkeit fördern möchte. Anderseits hofft man, dass Finanzkrisen weniger häufiger auftreten, wenn die Menschen die Finanzwelt und die damit verbundenen Chancen und Risiken verstehen.

Auch in der Schweiz taucht die Forderung nach einem allgemeinbildenden Wirtschaftsunterricht immer mehr auf. Eine Umfrage während der Ausarbeitung des Lehrplanes 21 ergab zum Beispiel, dass alle Parteien (mit Ausnahme der SVP) mehr Finanz- und Wirtschaftsthemen im Unterricht befürworten2. Zugleich wird von vielen Institutionen daran gearbeitet, den Lehrkräften Unterrichtsmaterial zur Verfügung zu stellen.

Literatur:

1 Siehe https://www.nzz.ch/auch-steiner-schulen-brauchen-eine-prise-management-ld.631230

2 Siehe https://www.nzz.ch/ein_mauerbluemchen_namens_oekonomie-ld.572444

Im Fokus
6
Rudolf Steiner Schule Zürich
7

eine Publikation mit Unterrichtsbeispielen zur Wirtschafts- und Sozialkunde von der 1. bis zur 13. Klasse erstellte.3

Rudolf Steiner zum Thema Wirtschaftskunde

Königreich Lydien, Krösus (560–546 v. Chr.), leichte Trite (1/3 Stater), ca. 546 v.Chr.

Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) und das Syndicat des Enseignants Romands (SER) gründeten zum Beispiel zusammen mit dem Verband Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB) den Verein «FinanceMission». Dieser entwickelte ein Computerspiel (inkl. Arbeitsblättern), mit dem Kinder den Umgang mit Geld erlernen können. Sie lernen beispielsweise, ein Budget zu erstellen, ihre Kaufentscheide miteinander zu reflektieren, Investitionen zu tätigen u.a.m.

Ein weiteres Beispiel ist der Lehrmittelverlag des Kantons St. Gallen: Er entwickelte mit der Hochschule St. Gallen (HSG) ein Lehrbuch (WAHandeln), in dem gemäss den neuen Anforderungen des Lehrplanes 21 der Umgang mit Geld geübt und das Funktionieren der Märkte erklärt wird.

Wo stehen die Steiner Schulen diesbezüglich?

In der Vergangenheit wurden immer wieder Versuche unternommen, mittels Arbeitsgruppen und Publikationen den Wirtschaftskunde-Unterricht zu fördern. So gab es zum Beispiel eine von Thomas Stöckli geleitete Arbeitsgruppe, die 2006

Literatur:

Auch die Pädagogische Forschungsstelle Kassel gab Publikationen für den Oberstufen-Unterricht und eine grössere Publikation über «Perspektiven der Sozialkunde: Plädoyer für ein unentdecktes Kernfach der Waldorfpädagogik» (2017) heraus. Eine Untersuchung des Autors dieses Buches ergab dabei, dass in Deutschland nur ein Drittel der Waldorf-Schulen dem SozialkundeUnterricht genügend Unterrichtsstunden zur Verfügung stellen, so dass substanziell gearbeitet werden kann.4

Für die Schweiz gibt es dazu keine statistische Untersuchung. Der Austausch mit den Lehrkräften aus den verschiedenen Schulen und der Pädagogischen Sektion macht jedoch deutlich, dass auch hier in den meisten Schulen die Wirtschaftskunde (noch) ein Mauerblümchen-Dasein fristet.

Die Erkundung der pädagogischen Vorträge von Rudolf Steiner zum Thema Wirtschaftskunde im Rahmen der Erarbeitung des Lehrplanes brachte hervor, wie weit Steiner seiner Zeit damals voraus war. In einem Vortrag 1919 in Bern über die soziale Dreigliederung sagte er zum Beispiel Folgendes:

«Mit Bezug auf unsere Gegenwart und Zukunft muss gesagt werden: In früheren Zeiten lebte sich der Mensch instinktiv in das Wirtschaftsleben hinein. Jetzt muss das Hineinleben in die Wirtschaft immer bewusster und bewusster werden. So wie der Mensch – ich sagte es schon – schulmässig das Einmaleins lernt, wie er andere Dinge schulmässig

Silberdenar, geprägt für Julius

Um in der Schweiz den Wirtschaftsunterricht zu fördern, hatte die Arbeitsgemeinschaft der Rudolf Steiner Schulen Schweiz 2020 einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Vanessa Pohl und Fionn Meier den Auftrag erteilt, einen Rahmenlehrplan Wirtschaftskunde zu erarbeiten. Dieser wurde im Frühling 2023 publiziert und am 13. Mai 2023 an der Delegiertenversammlung der Steiner Schulen Schweiz vorgestellt.

lernt, so muss er schulmässig in Zukunft die Dinge lernen, die sich auf das Leben in dem sozialen Organismus, auf das wirtschaftliche Leben beziehen.»

Steiner, 8. Februar 1919, Bern (GA 193)

Wie weitgehend diese Allgemeinbildung zu gehen hat, machte er gleich darauf deutlich: Wenn heute einer als ungebildeter Mensch gilt, weil er nicht weiss, wer Raffael oder Leonardo ist, so wird es in Zukunft notwendig, dass jemand als ungebildet angesehen wird, wenn er die elementaren wirtschaftlichen Zusammenhänge von Kapital, Produktion, Konsumtion und der Kreditgeldschöpfung nicht kennt.

3 Stöckli, T. et al. Ideen und Beispiele für eine Curriculumsentwicklung «Wirtschaftskunde und soziale Dreigliederung». Erhältlich auf: https://www.institut-praxisforschung.com/publikationen-und-downloads/#gsc.tab=0 4 Ungefug, T. (2017). Perspektive der Sozialkunde. Pädagogische Forschungsstelle Kassel. S. 54.

Caesar im ersten Monat des Jahres 44 v. Chr. Tetradrachme der Stadt Athen, geprägt ca. 45 v. Chr.
8
Rudolf Steiner Schule Zürich

Weiter wies er in seinen Vorträgen darauf hin, dass tiefgreifende gesellschaftliche Erschütterungen darauf zurückzuführen sind, dass die Schulen es damals versäumt hatten, den Kindern ein Verständnis zu vermitteln, wie die Wirtschaft funktioniert und was der Übergang von der Volkswirtschaft zur Weltwirtschaft bedeutet.5

Konkrete pädagogische Anregungen

In Rudolf Steiners pädagogischen Vorträgen lassen sich dementsprechend auch viele Hinweise und Anregungen finden, wie das Wirtschaftsverständnis und die damit verbundenen lebenspraktischen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler gefördert werden könnten. Eine kleine Auswahl:

«Vom allem aber wird geisteswissenschaftliche Durchdringung diese Erziehungskunst so zu gestalten versuchen, dass das Kind in der Zeit vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife mit Berücksichtigung all dessen, was wir über die Lebensepochen und das Her-

Literatur:

5 Rudolf Steiner, 15.8.1923, GA 307

vortreten der Fähigkeiten in den Lebensepochen gesagt haben, dazu kommt, eine Vorstellung vom dem praktischen Leben zu haben. [...]. Wir werden auch im Rechenunterricht um diese Zeit oder vielleicht schon um das 11. Jahr herum so gestalten, dass er nunmehr schon etwas enthält, was aller mineralische, aller physikalische, aller chemische Unterricht an Charakter annehmen soll: die Richtung aufs Praktische. Im Rechnen sollte das Kind durchaus eine Vorstellung davon bekommen, wie man Bücher anlegt, wie man Briefe, die über geschäftliche, rechnerische und sonstigen Verhältnisse sich ergeben, von einem Geschäft an das andere richtet. (Steiner, 11.05.1920, GA 301)

«Man beginnt [in der 5. Klasse] in der Geographie damit [...], Bodenkonfigurationen, und was in wirtschaftlicher Beziehung damit zusammenhängt, für einen gewissen Teil der Erden, den mehr naheliegenden, dem Kinde beizubringen». (Steiner, 6.9.1919, GA 295).

«Und so sollten die Grundsätze der Grammatik und der Sprachlehre in die sen Jahren weniger in jene Aufsatzform eingeführt werden, die gewissermassen das menschliche Innenleben überall durchspült von Gerstenschleimsaft darstellt – denn das sind meistens die Aufsätze, die man die Kinder pflegen lässt in diesem 13. bis 16. Jahre, so als besserer Aufguss von dem, was beim Dämmerschoppen und bei den Kaffeeklatschgesellschaften als Geist herrscht –, es sollte vielmehr darauf gesehen werden, dass die Sprachlehre einläuft in den geschäftlichen Aufsatz, in den Geschäftsbrief.» (GA 294, 3.9.1919).

Aus dieser kleinen Zusammenstellung wird deutlich, dass Rudolf Steiner mit seiner Pädagogik nicht nur mit der Kunst einer einseitigen Intellektualisierung entgegenarbeiten wollte, sondern wie elementar er darauf hingearbeitet hat, dass die jungen Erwachsenen die praktischen wirtschaftlichen Zusammenhänge durchschauen und gestalten können.

9

Ideologisierung der Kinder?

Das Anliegen, einen allgemeinbildenden Unterricht über wirtschaftliche Themen einzuführen, stösst in der öffentlichen Diskussion teilweise auch auf Skepsis und Kritik. Verschiedene Menschen befürchten, dass die Kinder mit dem neu geschaffenen Unterrichtsfach bloss in eine Ideologie eingeführt werden könnten.

Silja Graupe, Professorin für Ökonomie und Philosophie an der Cusanus Hochschule, weist zum Beispiel darauf hin, dass in der heutigen Wirtschaftswissenschaft weltweit fast nur noch ein Paradigma gelehrt wird: die neoklassische Theorie. Diese geht von der Annahme aus, dass jeder Mensch bestimmte, relativ stabile Präferenzen hat und seinen Nutzen maximieren möchte. Aufbauend auf diesen Annahmen werden dann alle wirtschaftlichen Fragestellungen behandelt.

In der Unterrichtspraxis besteht dies beispielsweise darin, dass zuerst Angebot- und Nachfragekurven erklärt werden. Dieses Modell ist der eigentliche Stoff. Welches Wirtschaftsgeschehen dann mit diesem Modell erklärt wird, ist sekundär. Es kann der Rohstoffhandel sein, der Arbeitsmarkt oder der Finanzmarkt – das Erklärungsmuster ist jeweils dasselbe. Welches die Annahmen und weltanschaulichen Hintergründe dieser Theorie sind (der Mensch als rationales, nutzenmaximierendes Wesen mit relativ stabilen Präferenzen), wird jedoch in der Regel nicht hinterfragt. Es wird als vermeintlich objektive Tatsache hingestellt, obwohl es nur eine mögliche Betrachtungsweise ist.

Professorin Graupe fordert deswegen, dass in der ökonomischen Bildung verschiedene Wirtschaftstheorien gelehrt werden, so dass die jungen Erwachsenen lernen, die Annahmen der jeweiligen Theorie zu durchschauen und damit eigenständig zu reflektieren.

Würde damit die Wirtschaftskunde jedoch nicht zu einem ideengeschichtlichen Fach, das für eine Universität sinnvoll und geeignet ist, aber kaum für Kinder und Jugendliche, die die heutige Welt entdecken und für sich erobern möchten? Ist es nicht möglich, den jungen Erwachsenen ein echtes Verständnis der von uns Menschen geschaffenen sozialen Welt zu vermitteln?

Charakterisieren anstatt Definieren Der neue «Lehrplan für Wirtschafskunde» folgt einem methodischen Hinweis, den Rudolf Steiner in einem Kurs für angehende Wirtschaftsstudenten im Sommer 1922 gegeben hatte.6 Kurz gefasst lässt sich dieser wie folgt beschreiben: Charakterisieren anstatt definieren. Steiner erläuterte den Teilnehmern dieses Kurses, dass die moderne Wirtschaftswissenschaft deshalb nicht wei-

terkommt, weil sie in den Definitionen steckenbleibt. Erst durch das Charakterisieren des wirtschaftlichen Geschehens von verschiedenen Gesichtspunkten wird es möglich, sich von den wirkenden Kräften im Wirtschaftsleben – wie zum Beispiel der Ware, der Arbeit und dem Kapital – lebendige Begriffe zu erarbeiten, die den Anforderungen des Lebens gewachsen sind.

Betrachtet man Rudolf Steiners Anregungen für den Wirtschaftskundeunterricht, so sieht man, dass er nie theoretische, sondern immer erfahrungsgeleitete Ausgangspunkte anregt. Geschäftsbriefe, doppelte Buchhaltung, Kenntnis der geographischen Bedingungen der Wirtschaft etc. sind keine theoretischen Modelle, sondern vermitteln jeweils konkrete Sachkenntnisse und praktische Fähigkeiten.

Ein Wirtschaftsunterricht, der auf einer solchen methodischen Vorgehensweise fusst, kann den Kindern und Jugendlichen einen Zugang zur heutigen Wirtschaft vermitteln, der frei von ideologischen Hintergründen ist.

Literatur: 6 GA 340 und GA 341
10
Rudolf Steiner Schule Zürich
11

Inhalte und Schwerpunkte des neuen Lehrplanes Der neue Lehrplan vermittelt eine Übersicht, welche wirtschaftlichen Themen von der 1. bis zur 9. Klasse in den verschiedenen Fächern einfliessen können. Während der Arbeit am Lehrplan zeigte sich dabei, dass vor allem in der 7. und 8. Klasse grosses Potenzial vorhanden ist, den Wirtschaftsunterricht auszubauen. Deshalb liegt der Fokus der gegebenen Unterrichtsbeispiele des neuen Lehrplanes auch auf dieser Klassenstufe.

Ein wichtiger Bestandteil ist die Einführung in die doppelte Buchführung. Diese Technik entstand im 13./14. Jahrhundert im Norden von Italien und ist ein Zeichen für einen tiefgreifenden Bewusstseinswandel. Bei den Griechen und Römern wurde das Wirtschaftsleben noch von den Sklaven besorgt. Es war ein blosses Anhängsel der Politik sowie der Religion und für die gebildeten Menschen nicht von Interesse. Erst am Ende des Mittelalters begann das Wirtschaftsleben, sich als ein eigenes Gebiet innerhalb der Gesellschaft zu etablieren.

Um dieses eigenständige Wirtschaftsleben zu organisieren, entwickelten die Unternehmer die doppelte Buchführung. Diese Technik ermöglichte es ihnen, die immer komplexer werdenden wirtschaftlichen Vorgänge mit Bewusstsein zu durchdringen und damit gestaltbar zu machen. Damit gingen zwei Veränderungen einher, die heute noch von fundamentaler Bedeutung sind:

Erstens begann das Kapital, sich vom Erbstrom zu lösen. Die ältesten Söhne übernahmen nicht mehr automatisch den Betrieb der Eltern. Die jungen Erwachsenen hatten ihre eigenen Ziele, für deren Verwirklichung sie sich das notwendige Kapital beschafften. Anstelle der Erbstroms trat der «Kredit», d.h. der Glaube an die Kreditnehmende Persönlichkeit. Die Doppelte Buchhal-

tung ermöglichte es dabei, die damit einhergehenden sozialen Prozesse zu objektivieren. Der Steuerberater Dr. Benediktus Hardorp nannte sie deshalb auch «Schulungsinstrument der Bewusstseinsseele.»7

Weiter wurde damals mit Hilfe der doppelten Buchhaltung die Grundlage des heutigen Bank- und Geldsystems geschaffen. Das Geld hat sich heute im Wesentlichen zu einer reinen Buchhaltung metamorphosiert. Weltweit funktioniert unser Geldsystem gegenwärtig auf Grundlage dieser Technik, d.h. dem buchhalterischen Erfassen von Guthaben und Schulden.

Der Lehrplan zeigt anhand von einfachen Unterrichtsbeispielen, wie die doppelte Buchhaltung – verbunden mit diesen beiden Themen – in der 7. und 8. Klasse unterrichtet werden kann. Ein kleines Schülerunternehmen bietet sich dabei an, diese Technik gleich durch die Lebenspraxis zu vertiefen.

Die Erfahrungen, die mittlerweile verschiedene Lehrpersonen damit gemacht haben, zeigen, dass in diesem Alter die Kinder einerseits ein grosses Interesse für diese Themen haben, andererseits auch die kognitiven Fähigkeiten in diesem Alter vorhanden sind, sie zu verstehen.

Idealismus als Seelenbedürfnis Zu bedenken könnte zuletzt noch geben, dass durch einen Wirtschaftsunterricht die Kinder zwar zu tüchtigen Geschäftsleuten heranwachsen können, aber in ihrem Idealismus verkümmern. Können diese lebenspraktischen Dinge nicht auch später als Erwachsener gelernt werden?

Aus der anthroposophischen Menschenkunde ergibt sich, dass das Gegenteil der Fall ist. Im ersten pädagogischen Kurs bemerkte Rudolf Steiner zu den angehenden Lehrerinnen und Lehrer:

«Hat man das Kind vorzugsweise mit sentimentalem Idealismus übersättigt im 13. bis 15. Jahr, so wird ihm später der Idealismus zum Ekel, und es wird ein materialistischer Mensch. Führt man das Kind in diesen Jahren schon in die Praxis des Lebens ein, dann behält das Kind auch ein gesundes Verhältnis zu den idealistischen Bedürfnissen der Seele, die nur ausgelöscht werden können, wenn man ihnen in früher Jugend auf eine unsinnige Weise frönt.» (Rudolf Steiner, 3.9.1919, GA 294)

Der heute vielfach verschwundene Idealismus wird nicht dadurch geweckt, indem Ethik oder der deutsche Idealismus Pflichtfach wird. Hingegen, wenn der Unterricht in die praktische Wirtschaftswelt hineinführt, wenn die Kinder und Jugendlichen lernen, wie ein Geschäft geführt wird, wie eine Fabrik funktioniert, woher die Rohstoffe kommen etc., kann – als Gegenpol –ein tief empfundenes Bedürfnis nach Geist entstehen.

Literatur:

7 Hardorp B. (1986) Die doppelte Buchführung als Schulungsinstrument der Bewusstseinsseele. Das Goetheanum, 65 Jg. Nr. 25.

12
Rudolf Steiner Schule Zürich
13

Im Fokus

«Die Kinder bringen eine grosse Neugierde für die Welt und die wirtschaftlichen Zusammenhänge mit!»

Interview & Text: Stefanie Wolff-Heinze und Birgit Purainer

Stimmt es eigentlich, dass Steinerschulen dem Thema «Wirtschaft» nur ein Mauerblümchen-Dasein zugestehen und es seitens der Schülerschaft kaum Interesse an diesem Thema gibt? Wir haben zwei Lehrpersonen gebeten, uns einen Einblick in ihren Unterricht rund um Geld, Schulden und Inflation zu gewähren.

Ivonne Schulz ist seit sieben Jahren an unserer Schule tätig – als Lehrkraft und Mitglied der Schulführung. Zu ihren Unterrichtsfächern gehören neben Mathematik, Deutsch, Geschichte, Chemie, Physik, Religion und Kultur auch Staatsund Wirtschaftskunde sowie Geografie. «Das Schöne an meiner Fächervielfalt ist, dass ich die Wirtschaftskunde fast überall mit einbeziehen kann.» Oliver van Ligten unterrichtet seit fast zwei Jahren über 300 SchülerInnen in den Klassen 10 bis 13 an der Atelierschule in Informatik sowie Wirtschaft & Recht: «Das Spannende an der Wirtschaft ist für die Schülerinnen und Schüler, dass sie mit dem aktuellen Weltgeschehen zu tun hat und zum vernetzten Denken anregt.» Beide erzählen im Interview, mit welchen Themen sie ihre Klassen begeistern können.

Birgit Purainer (BP): Es wird oft gesagt, dass Kinder und Jugendliche über wenig ökonomische Kenntnisse verfügen. Wie baut ihr die Brücke in euren Klassen in das Fach Wirtschaft?

Ivonne Schulz (IS): Ich starte in der siebten Klasse immer in der Mathematik mit der Epoche «Negative Zahlen» und gestalte den Einstieg mit dem Thema «Schulden und Guthaben». Damit kann ich die Schülerinnen und Schüler sehr gut abholen, denn alle können sich unter diesem Thema

etwas vorstellen. Ich erkläre das Thema anhand kleiner, humorvoller Geschichten und frage beispielsweise einen Schüler: «Du wolltest gerade im Laden etwas kaufen, aber hattest nicht so viel Geld dabei. Wieviel hast du dir jetzt bei deiner Banknachbarin leihen müssen?» So wird das Thema «Schulden» für die Klasse emotional erleb- und nachvollziehbar. Ich stelle immer wieder fest, dass Mathematik am einfachsten funktioniert, wenn ich in Geld rechne. Auch wenn sie in der neunten Klasse Mühe haben mit dem Addieren negativer Zahlen, dann erinnere ich sie wieder an den Spruch der siebten Klasse: «Was kommt heraus, wenn man Schulden und Schulden zusammenrechnet? Genau: «Noch mehr Schulden.» Ich fange bei kleinen Beträgen an und nehme Bezug zu ihrem Alltagsleben, und bei Interesse nehmen wir dann auch einmal grössere Zahlen. So überlegen wir zum Beispiel in der Berufskunde, wenn es um Löhne geht: Was kostet denn die Miete pro Monat, wie teuer sind die Krankenversicherungen, wie hoch ist ein durchschnittliches Gehalt? Hier können dann die Jugendlichen ihre Erfahrungen aus dem Elternhaus mit einbringen. Es ist sehr spannend, dass es immer ein paar Jugendliche in der Klasse gibt, die von diesen Einnahmen und Ausgaben im Familienbudget schon etwas mitbe-

14
Rudolf Steiner Schule Zürich

kommen haben – und somit das Interesse der ganzen Klasse steigern. Was wiederum dazu führt, dass die Jugendlichen darüber mit ihren Eltern sprechen möchten. Insgesamt kann ich also sagen: Das Interesse an der Wirtschaft, also vor allem an diesen Zusammenhängen, ist sehr gross. Die SchülerInnen sind so neugierig auf die Welt und die ganzen Zusammenhänge – erst neulich in der AfrikaEpoche haben wir auch über wirtschaftliche Themen gesprochen, das Interesse blühte wunderbar auf. Und ich werde dieses Thema nächstes Jahr in der Asien-Epoche wieder aufgreifen. Das macht mir ganz viel Freude, weil die Kinder voll dabei sind!

«Es ist sehr spannend, dass es immer ein paar Jugendliche in der Klasse gibt, die von Einnahmen und Ausgaben im Familienbudget schon etwas mitbekommen – und somit das Interesse der ganzen Klasse steigern.»

Stefanie Wolff-Heinze (SWH): Wie ist das bei den Älteren, also bei den 16- bis 17-Jährigen?

Oliver van Ligten (OvL): Ich fange in der zehnten Klasse auch mit dem Themenbereich «Du und das Geld» an. Was kostet wie viel? Warum gibt es Inflation? Und was will überhaupt ein Staat? Was würden die SchülerInnen wollen, wenn sie einen Staat führen würden? Und bei diesen Überlegungen kommt man ziemlich schnell auf das Thema «Wirtschaftspolitik» und die SchülerInnen leiten Ziele einer sozialen Marktwirtschaft quasi selbst ab. Da viele unserer SchülerInnen sich für Ethik und Nachhaltigkeit interessieren, kommen in diesem Zusammenhang die Themen Wirtschaftswachstum und Wachstumspolitik gut an.

Im Bereich «Geldpolitik» gibt es komplexe Aspekte, auf die die Jugendlichen nicht von selbst kommen: Zum

Beispiel müssen die Zusammenhänge zwischen Zinsen, Konjunktursteuerung, Inflation, Wechselkurse etc. von mir erläutert werden.

Beim Themenblock «Finanzkompetenz» geht es um den Umgang mit Geld und Schulden – Budgetierung, Finanzierung –, aber auch um rechtliche Aspekte. Beim Thema «Rechnungswesen» kann im verfügbaren Zeitrahmen leider nur ansatzweise auf die Materie eingegangen werden. Trotzdem habe ich mir das Ziel gesetzt, dass den Jugendlichen Elemente eines Geschäftsberichtes bekannt sind.

Kreativ werden SchülerInnen, wenn sie in die Rolle von UnternehmerInnen schlüpfen und betriebswirtschaftliche Aspekte in Form von kleinen Fallstudien bearbeiten. Es ist schön zu sehen, wie sie dann mit eigenen Businessideen ins Arbeiten kommen und lernen, wozu Businesspläne gebraucht werden und was diese beinhalten.

Um eine angemessene Breite und Tiefe im Fachunterricht möglich zu machen, bräuchte es mehr Lektionen – das sagt vermutlich jede Fachlehrperson! Trotzdem freut es mich zu sehen, wie sich SchülerInnen für Fragestellungen in meinem Fachunterricht begeistern und engagieren wollen.

BP: Lernen die SchülerInnen bei euch lebenspraktische Kompetenzen wie beispielsweise: Wie sieht mein persönliches Budget aus, wie wirtschafte ich mit meinem Geld?

IS: Das holen wir zum Beispiel in der Berufskunde ab, wenn ich die Frage stelle: «Was möchtet ihr eigentlich einmal werden?» Da sagen dann viele: «Ist mir egal. Hauptsache, ich verdiene viel Geld.» Und dann schauen wir uns das konkret an. Manche SchülerInnen haben keine klare Vorstellung, was eigentlich der Lebensunterhalt kostet. Da bekommen viele dicke Backen (lacht). In welchen Berufen kann man denn viel Geld erarbeiten, und was heisst das? Was muss man tun, um

diese Berufe zu erlernen? Heisst also: Die Wirtschaft steht nicht im Vordergrund, aber ich kann den wirtschaftlichen Aspekt immer koppeln an die anderen Themen.

«Wir sind als Lehrpersonen gefordert, das Thema ‹Jugendverschuldung› aufzugreifen!»

OvL: Zum Thema «Budgetberatung»: In meinem Unterricht gibt es beispielsweise das Lernziel «Umgang mit Geld und Schulden». In diesem Zusammenhang thematisieren wir das Problem Jugendverschuldung, Schwierigkeiten beim Budgetieren, Rückstellungen etc.; wir als Lehrpersonen sind gefordert, dieses Thema zu behandeln – dazu gehört auch die Schuldbetreibung.

SWH: Welchen Umgang hat die Schülerschaft aus eurer Sicht mit Geld?

OvL: Sobald sie selbst über entsprechende Erfahrungen verfügen, sind SchülerInnen eher bereit, sich auf die Thematik einzulassen. Zum Beispiel merke ich beim aktuellen Thema «Vorsorgesystem, Pension und Versicherungen», dass sie in der 10. Klasse eher wenig Bezug haben, weil ihr Fokus anderswo liegt. In der 13. Klasse ändert sich das – es interessiert sie dann schon, weil sie wissen: Jetzt muss ich mich bald selbst darum kümmern, und ich möchte dazu abstimmen.

IS: Für die SchülerInnen in den unteren Klassen ist das Thema einfach noch ganz weit weg; ausser sie leben in Familien, in denen Geld ein existenzielles Thema ist. Da spüre ich zum Teil schon aus den jeweiligen Äusserungen, welche Familien mit weniger Geld zurechtkommen müssen und wo sich die elterlichen Sorgen auch auf die Kinder übertragen. Ich bringe das Thema «Budget» auch zur Sprache, wenn die SchülerInnen an Festen und Veranstaltungen selbstständig ihre Verkaufsstände haben und Dienstleistungen anbieten, Waren

15

verkaufen und eine Kasse führen müssen: Wie viel haben wir eingenommen? Was ist Umsatz oder was ist Gewinn? Ich erinnere mich gut, wie enttäuscht sie waren, als ich ihnen erklärt habe, wie teuer Kinderschminke ist, und dass wir mit unserem Gewinn quasi nicht einmal die Kosten der Kinderschminke reingeholt haben. Der Umsatz war super, aber der Gewinn war ein Minus-Gewinn.

BP: Dieses Thema taucht auch in Klassenlagern oft auf, wenn es um die Verpflegung geht und der Wunsch nach Steaks und Biofleisch aufkommt. Wenn man da ein Menü und das entsprechende Budget erstellt, finden die Klassen sehr schnell heraus, dass sich diese Wünsche nicht erfüllen lassen, da sie das Budget pro Kind und Tag übersteigen.

SWH: Ist das Fach «Wirtschaft» an der Atelierschule prüfungsrelevant?

OvL: Es ist kein Matura-Prüfungsfach bei uns; die Erfahrungsnote zählt, und es ist keine Note, die man verwenden kann, um zu kompensieren. In den unteren Klassen ist es natürlich promotionsrelevant.

BP: Es gibt im Waldorfbereich verschiedene Publikationen zur Wirtschaftskunde. Trotzdem wird es von der Elternschaft oft so wahrgenommen, dass die Steinerschulen dieses Fach vernachlässigen.

IS: Es gibt zwar kein explizites Fach Wirtschaftskunde und im Fach Staatsund Wirtschaftskunde in der achten Klasse kann man meist aus Zeitgründen nur die Staatskunde durchnehmen, die ein sehr spannendes Feld ist. Das Schöne ist aber, dass man

eigentlich in jeder anderen Epoche das Thema «Wirtschaft» aufgreifen kann. Ich fände es – ehrlich gesagt –sehr schade, wenn man eine extra Epoche Wirtschaft machen würde, weil diese dann sehr isoliert stehen würde, und die ganzen Verbindungen zu all den anderen Themenbereichen verloren gehen würden. Man müsste das Thema dann «künstlich» noch einmal aufwärmen. Wenn ich aber zum Beispiel in der siebten Klasse das Thema «Afrika» behandle, und dann die geniale Frage eines Schülers kommt: Warum sind die Menschen dort so arm, obwohl sie so reich sind? Dann befassen wir uns mit den Bodenschätzen, mit Import und Export. Das sind Themen, die ich vielleicht explizit erst in der achten oder neunten Klasse unterrichtet hätte. Aber an diesem Punkt konnte ich die Kinder abholen; sie haben sich mit Tabellen befasst und im Atlas die Zahlen der Wirtschaftsseite sehr intensiv angeschaut. Das hätten sie in einer Epoche Wirtschaft vielleicht wahnsinnig langweilig gefunden. Auf diesen Erkenntnissen können wir dann zum Beispiel im nächsten Jahr aufbauen, wenn wir Geografie-Unterricht zum Thema «Asien» haben. Ich schaue mir dann auch gemeinsam mit der Klasse Wirtschaftskreisläufe an. Wie sieht der Weg einer Jeans aus, die dort produziert wird und dann bei uns auf dem Ladentisch landet?

«Das Interesse ist bei den älteren SchülerInnen durchaus vorhanden, weil sie selbst merken: Jetzt betrifft mich das Thema bald direkt!»

SWH: Hast du die Möglichkeit, den Wirtschafts-Unterricht projekthaft zu erarbeiten?

OvL: Ja, durchaus. Ich verwende sehr viel Bildungsmaterial von der Nationalbank; «iconomix» ist speziell für Schulen und verschiedene Stufen konzipiert, vieles davon ist auf schülerzentrierten Unterricht ausgerichtet. In der 13. Klasse kommt dann

16
Rudolf Steiner Schule Zürich

Aus dem Unterricht der 7. Klasse

17

zusätzlich das Thema «Rechtskunde»:

Nachdem die SchülerInnen Grundlagen der Rechtskunde beherrschen, ist es auch sinnvoll, brennende Fragestellungen im Bereich «Arbeitsrecht und Mietrecht» anzuschauen – sie wollen ja bald in eine Wohnung ziehen und arbeiten. Das Interesse ist dann bei den SchülerInnen durchaus vorhanden, weil sie selbst merken: «Jetzt betrifft mich das Thema direkt!»

IS: Ich arbeite in der achten Klasse auch projektorientiert und lasse die SchülerInnen zum Beispiel gegenseitig Shirt-Labels dahingehend anschauen, wo das jeweilige Shirt gefertigt wurde. Dann machen wir eine Strichliste: In welchen Ländern wird diese Kleidung produziert?

OvL: Ein gutes Stichwort: Globalisierung ist auch so ein Thema, das wir in der Geografie behandeln.

BP: Die Arbeitsgemeinschaft der Steinerschulen hat nun einen Lehrplan zur Wirtschaftskunde entworfen, an dem Fionn Meier sowie Oliver van der Weerden und Vanessa Pohl gearbeitet haben. Sie schreiben, dass wir eigentlich als Gesellschaft generell zu wenig ausgebildet sind, das Wirtschaftsleben zugleich immer komplizierter wird und wir uns oftmals auch gar nicht so bewusst sind, in welchen Zusammenhängen wir stecken. Daher haben wir Schulen mehr Verantwortung, die Kinder und Jugendlichen darauf vorzubereiten. Dient euch dieser Lehrplan als Orientierungshilfe oder seid ihr eher kritisch?

IS: Ich finde den Lehrplan sehr unterstützend. Ich merke, dass ich viele Aspekte in den Klassen bereits aufgreife. Aber der Lehrplan hilft mir, nochmals konkreter den roten Faden zu entwickeln und meinen Unterricht bewusster wahrzunehmen. Ich würde genau gleich unterrichten, wenn ich den Lehrplan nicht hätte. Aber ein Stück weit ist es auch gut, zu wissen, dass man ja doch eigentlich recht professionell unterwegs ist und diese Zusammenhänge aufzeigen kann. Und das ist das Schöne an unseren

Epochen: Wir können Zusammenhänge herstellen!

«Ich finde den Lehrplan sehr unterstützend: Er hilft mir, nochmals konkreter den roten Faden zu entwickeln und meinen Unterricht bewusster wahrzunehmen.»

BP: Es scheint mir für die Eltern wichtig, zu sehen, dass die Steinerschule bei diesem Thema einen Lehrplan hat. Und für die Lehrpersonen bietet der Lehrplan eine sehr gute Grundlage für die Unterrichtsplanung.

IS: Wenn man selbst ein bisschen Interesse hat am Weltgeschehen, dann kommt man um das Thema Wirtschaft schlicht nicht herum. Und dann schaue ich: Was brauchen meine Schülerinnen und Schüler, wenn sie nach der neunten Klasse die Schule verlassen? Nicht für die nächste Schule, sondern fürs Leben! Und dann versuche ich, dahingehend auch ein Stück weit zu steuern: Was gebe ich euch mit, damit ihr fit seid nach der neunten Klasse? Hier hilft dieser neue Lehrplan enorm!

BP: Genau das ist die Grundintention dieses Lehrplanes: Ebenso wie der Medienlehrplan soll er eine Orientierungshilfe und Inspiration sein. IS: Und genau das leistet der Lehrplan meiner Meinung nach sehr gut.

SWH: Welcher Impuls wurde bei der Konzeptionierung des Lehrplanes aufgegriffen?

BP: Die pädagogische Forschungsstelle in Kassel hat vor kurzem die Publikation «Perspektiven der Sozialkunde zum Oberstufenunterricht» veröffentlicht; darin werden die Ergebnisse einer Untersuchung vorgestellt, dergemäss nur ein Drittel der Waldorfschulen dem Sozialkundeund Wirtschaftskundeunterricht genügend Zeit zur Verfügung stellt. Die Arbeitsgemeinschaft der Rudolf Steiner Schulen Schweiz und Liech-

tenstein (ARGE) wollte daraufhin den Lehrpersonen eine Handreichung im Form eines Lehrplanes geben, um sie anzuregen, die wirtschaftlichen Zusammenhänge mehr im Unterricht zu integrieren und die SchülerInnen dafür zu interessieren. Rudolf Steiner hat bereits 1920 darauf hingewiesen, dass in den früheren Zeiten der Mensch instinktiv die Wirtschaftszusammenhänge gelernt hat. Aber dadurch, dass die Wirtschaftssysteme immer komplexer werden, müsse jetzt bewusst gelehrt werden, weil man es eigentlich gar nicht mehr nur instinktiv und vom Gefühl her bewältigen und durchschauen kann.

IS: In früheren Zeiten kannten sich Schuldner und Gläubiger. Es gab den Schuldturm oder auch die SchuldKnechtschaft. Heute kann man quasi anonym Schulden machen.

BP: Ich habe bei unserem Gespräch ein bisschen herausgehört, dass eigentlich viel zu wenig Zeit bleibt, um den Schülerinnen und Schüler wirtschaftliche Themen näherzubringen.

OvL: Das stimmt teilweise! Ich bin nun am Schluss der 13. Klasse und ähnlich wie Ivonne denke ich oft: Ich kann sie nicht gehen lassen, ohne dass sie dieses und jenes noch mitnehmen. Trotzdem sehe ich auch die gewonnene Reife und Kraft, mit vielfältigen Herausforderungen umzugehen. Das ist schön.

SWH: Aber beim Thema «Budget» können ja auch die Eltern viel Aufklärung leisten …

IS: Wenn Eltern unternehmerisch aktiv sind, dann haben sie das nötige Hintergrundwissen. Aber manche haben es nicht oder sie thematisieren es nicht, weil genügend Geld vorhanden ist. Dann müssen sich die Kinder und Jugendlichen gar keinen Kopf darum machen. Aber wir als Schule sehen es als unsere Aufgabe, sie möglichst gut auf ein selbstständiges Leben vorzubereiten!

18 Rudolf Steiner Schule Zürich

Berufsbegleitender Kurs zur Vertiefung in Grundlagen und Methodik der Rudolf Steiner Pädagogik für Lehrpersonen der oberen Schulstufen (7.–13. Klasse). Entwicklung pädagogischer Impulse in freiem Tun und gemeinsamen Austausch.

Tel. 076 516 41 22 (Henrik Löning, Leitung Seminar) E-Mail: seminar@atelierschule.ch

Plattenstrasse 37, 8032 Zürich

Aktivierung der individuellen Gesundheit und Entwicklung

durch liebevolle Hände erleben!»

Kurhaus im sonnigen Tessin am Lago Maggiore

Erleben Sie das Gleichgewicht von Körper und Seele inmitten einer mediterranen Gartenumgebung am Lago Maggiore in der Casa Andrea Cristoforo. Gegründet von der Ärztin Ita Wegman, bietet unser einzigartiges anthroposophisches Kurhaus in der Schweiz, Raum und Zeit für Gesundheit und Erholung nach Krankheit, Operation oder Erschöpfung an. Geniessen Sie unsere biologische mediterrane Küche und nehmen Sie an kulturellen Veranstaltungen teil, welche zu Denkanstösse anregen und Momente der Inspiration bieten.

Strada Collinetta 25 · CH-6612 Ascona · Telefon: +41 91 786 96

seminar atelierschule seminarkurs
2024–2026
weiterbildung für anthroposophische jugendpädagogik
jugendpädagogik seminar atelierschule zweiter
seminarkurs von september 2024 bis februar 2026
Casa Andrea Cristoforo
www.casa-ac.ch «Heilung
(B.
19
00 ·
S., Gast)

Im Fokus

Stürmische Gewässer

Text: Stefan Eugster Stamm (Schulführungsmitglied) und Thomas Schmid (Quästor Freie Schulvereinigung FSV)

Die Rudolf Steiner Schule Zürich navigiert seit einigen Jahren in wirtschaftlich stürmischen Gewässern. Wie kamen wir da hinein und vor allem, wie segeln wir aus dieser beunruhigenden Situation schnellstmöglich wieder heraus?

Eine eingehende Analyse der Abschlüsse der letzten vier Jahre verdeutlicht, dass sich die negative Entwicklung bereits vor den Corona-Massnahmen abzeichnete. Obwohl der Betrieb im Schuljahr 2019/2020 noch mit einem positiven Ergebnis abschloss, war dieses bereits deutlich schwächer als in den Vorjahren. Wesentliche Faktoren wie Einnahmen aus Elternbeiträgen, Personal- und Liegenschaftskosten zeigten bereits damals subtile Veränderungen, die dann im ersten Jahr der Corona-Pandemie – es muss so deutlich gesagt werden – ausser Kontrolle gerieten. Das negative Momentum erreichte seinen Höhepunkt dann Ende des Schuljahres 2021/2022 mit einem Betriebsverlust von deutlich über einer Million Franken. Das heisst konkret, über CHF 500’000 höhere Personalkosten und über CHF 500’000 weniger Erträge als 2018/2019.

In den eigentlichen Corona-Jahren hat die Schule auf die herausfordernden Umstände operativ angemessen reagiert, indem das Personal verstärkt und eine längst überfällige Lohnerhöhung gewährt wurde, um qualifizierte

Lehrkräfte zu halten. Gleichzeitig führte jedoch der teilweise Rückgang der Schülerzahlen während der verordneten Einschränkungen zu einer logischen Verringerung der Schulbeiträge. Zugleich stiegen die Anforderungen an Unterhalt und Sicherheit bei den Räumlichkeiten sowie der IT-Infrastruktur kontinuierlich an. Und schliesslich wurden die Schulbeiträge seit über acht Jahren den stetig steigenden Kosten nie angepasst. Kausal führten all diese teils unbeachteten Trends zu dieser historischen Schlagseite.

Trends sind oft schwer zu beeinflussen. Wie der Wind das Segel bestimmt, so beeinflussten diese teils unbemerkten Tendenzen auch unseren Kurs. Entscheidend ist immer, wie und wann darauf reagiert wird. Leider gelang es uns im Schuljahr 2022/2023 noch nicht, den bedrohlichen Abwärtstrend zu durchbrechen. Zwar war einhellig klar, dass wir es uns nicht leisten können, über einen längeren Zeithorizont hinaus unterbelegte Klassen zu führen. Es ist jedoch nicht einfach, diese Probleme linear anzugehen, und deshalb gibt es psychosozial und pädagogisch gute Gründe, warum das Ruder nicht sofort herumgerissen werden konnte.

Stefan Eugster Stamm
20
Thomas Schmid Rudolf Steiner Schule Zürich

«Den Gürtel enger schnallen» ist in der Politik ein geflügeltes Wort. Doch wenn eine solche Forderung einen selbst betrifft, fällt man oft eher in die Starre als ins Handeln. Dann wird eher über Nebensächlichkeiten oder Details debattiert, die vom eigentlichen Problem ablenken –eine Art von Übersprungshandlung. So wurde zum Beispiel die Meinungsverschiedenheit um die Anwendung eines Legats unter den strategischen Verantwortlichen von FSV und Kollegium zum zentralen moralischen Diskussionsthema. Sicherlich war das innenpolitisch eine wichtige Angelegenheit, doch wurde dabei das bedrohliche Ungleichgewicht von Einnahmen und Ausgaben nicht notwendigerweise ins Zentrum gerückt. Es geht nicht darum, hier nun zu urteilen, und es ist immer leicht, im Nachhinein klug zu sein. Auch gilt es zu berücksichtigen, dass unsere aktuelle Finanzkrise zu einer epochal ungewöhnlichen Zeit (Pandemie) über uns hereingebrochen ist. Doch müssen wir jetzt aktiv handeln, um sofort und nachhaltig aus diesen unsicheren Gewässern herauszukommen. Nebst einer Fehleinschätzung der Nachfrage entstehen finanzielle Probleme in Organisationen grundsätzlich aus mangelnder Kooperation und wegen unterschiedlicher Prioritäten. Solche Entwicklungen wiederholen sich seit Menschengedenken. Wenn sich in unserem Fall der Freie Schulverein und der neu gegründete Kollegiumsverein jetzt gemeinsam auf denselben Kurs einigen, können wir die

Brisanz unserer hausgemachten Probleme sogar kurzfristig mildern. Denn die beiden Trägerschaften bilden eine Symbiose, in der wir Einnahmen und Ausgaben aufeinander abstimmen sollen. Finanziell dringt nur wenig Aussenwirkung ein, darum ist es – salopp gesagt - eigentlich einfach. Konkret müssen wir ab Schuljahr 2024/2025 durch höhere Klassenauslastungen und Schulbeiträge mehr verdienen und durch einen post-Corona angepassten Personalaufwand weniger verteilen. Dadurch wird unser Schiff wieder in ruhiges Fahrwasser gelangen. Sobald diese angepeilte Ruhe eingekehrt ist, können auch weitere strategische Pläne ins Auge gefasst werden.

Am Abend des 10. April trafen sich Mitglieder des Schulvereins und Schuleltern, um über eine neue Elternbeitragsordnung zu befinden. Eine Arbeitsgruppe, die sich seit Herbst 2023 mit dem Thema intensiv befasste, arbeitete die Grundlagen aus, über die an der ausserordentlichen Mitgliederversammlung (MV) abgestimmt werden sollte. Zwei weitere Anträge wurden im Vorfeld der Versammlung von Schuleltern eingereicht; diese wurden ebenfalls vorgestellt.

Der Vorstand präsentierte zudem den von der AG ausgearbeiteten Sanierungsplan, der in Teilen bereits umgesetzt wird. In den Gesprächen wurden darüber hinaus mögliche alternative Finanzierungsformen diskutiert. Diese werden weiterverfolgt und auf ihre Machbarkeit hin überprüft. Die AG Elternbeitragsordnung wird sich weiterhin mit dem

Thema «Schulgeld» befassen. Allen Anwesenden war jedoch auch klar, dass Themen wie Lehrerlöhne, Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit in Zukunft ebenfalls im Fokus stehen müssen.

Nach intensiven und langen Diskussionen hat eine Mehrheit der Anwesenden dem Antrag des Vorstandes zur Erhöhung der Elternbeiträge in zwei Schritten über die nächsten zwei Jahre unter dem Vorbehalt zugestimmt, dass eine Option auf Aussetzen des zweiten Erhöhungsschrittes mittels Antrag an der nächsten ordentlichen MV besteht. Das heisst, dass es ab dem kommenden Schuljahr bereits eine erste moderate Erhöhung des Schulbeitrages gemäss den versendeten Elternbeitragslisten geben wird.

Ebenfalls angenommen wurde der Antrag 2 aus der Gruppe Berger. Dieser fordert eine gründliche Analyse der Gründe für das entstandene Defizit bis Sommer 2025 und daraus resultierend ein Konzept zur Neubemessung und Modernisierung der Elternbeiträge ab dem Schuljahr 26/27.

Unterstützen Sie die Initiativen und beteiligen Sie sich aktiv in den Arbeitsgruppen oder im Vorstand. Sie können jederzeit mit den aktuellen Vorstandsmitgliedern über fsv@steinerschulezuerich.ch in Kontakt treten. Herzlichen Dank für Ihr Engagement und Ihren wichtigen Beitrag zum Bestehen unserer Schule.

21

Die Meinungen, wie andere Menschen in einer pädagogischen Situation handeln würden oder was diese empfehlen oder möchten, kann mein Handeln immer wieder blockieren oder hemmen. Ich habe mir im Idealfall ja mit meinem eigenen Denken die Gründe für mein Tun und Wirken gut untermauert. Jeder Mensch erhält mit seiner eigenen Denktätigkeit diejenige Rolle im Alltag, die einen Beitrag leistet, indem der Mensch seine Erkenntnis (Gedanken) und die daraus strömenden Taten, die ohne ihn nicht da wären, in die Welt fliessen lässt. Dies ist in obigem Sinne seine eigene Natur. Nur am Rande bemerkt: Eine solche Weltanschauung ist wohl nicht jene, die Greenpeace oder der WWF dem Menschen im Naturganzen zugesteht. Für solche Anschauungen ist der Mensch lediglich Konsument oder Naturschützer. Natürlich denke auch ich, dass hinsichtlich der Ausbeutung der Natur solche Ideen als naheliegend erlebt werden.

Hintergrundrauschen

Text: Urs Wiedenmann (Klassenlehrer 3. Klasse)

Einer meiner liebsten Sätze von Steiner ist der folgende: «Der Menschenleib hat einen dem Denken entsprechenden Bau.» (R. Steiner GA 9, S. 34) Als Waldorflehrer gehe ich tatsächlich von diesem Grundsatz aus, dass das Menschenwesen mit seiner Fähigkeit zur Reflexion, also zum Denken, seinen wesentlichen Beitrag im ganzheitlichen Naturgeschehen leistet – nämlich seine geistigen Aspekte zu ergründen und in der Wahrnehmung der Sinneswelt seine geistige Tätigkeit und somit auch seinen Willen an die Umgebung weiterzugeben. Wer die Meditation oder das «beschauliche Nachdenken» kennt, weiss, dass ein summender Kühlschrank, ein Pieps vom Handy oder auch aufsteigende Assoziationen wie ein Hintergrundrauschen eine konzentrierte Gedankenarbeit stören und von der gedanklichen Tätigkeit ablenken können. Insofern möchte ich erörtern, welche Geräusche störend die Arbeit eines pädagogisch arbeitenden Menschen beeinträchtigen können – der letztendlich doch jeder von uns in unserem Zusammenhang ist.

Was der Satz zur Bedeutung des Denkens jedoch für mich heisst und was er für die Waldorfpädagogik oder für die seelische Selbst-Beobachtung bedeutet, sei hier erläutert:

Wenn ich manchmal gemütlich und in gemässigtem Tempo im ZürichbergWald jogge, begegnen mir vereinzelt spazierende oder andere joggende Menschen. Wenn ich dann jeweils freundlich grüsse, kommt oft kein Gruss zurück. Meine unmittelbare Reaktion darauf ist ein Urteil wie: «Unfreundlich!»

Wenn ich nun rückwirkend beobachte, wie mein Urteil zustande gekommen ist, merke ich erst bei diesem Akt, dass mein Gruss mit der Erwartung des «Zurückgrüssens» verbunden war. Wenn ich mich jedoch auf die Idee des «Grusses» an sich besinne, merke ich gleich, dass die Idee des Grusses bei mir mit reiner Freude an der Begegnung verbunden sein müsste und dass ich mich meiner Idee gemäss nicht korrekt verhalte. Denn meinem Denken gemäss müsste mein Gruss einer reinen Freude

an einer Begegnung entspringen (dies, weil ich durch mein Denken die Grussgeste so charakterisiere) – völlig unabhängig davon, ob ein Gruss zurückkommt.

Aus einem solchen Erlebnis ziehe ich den Schluss, dass es sehr fruchtbar sein kann, wenn man sich auf das Zustandekommen eines Urteils besinnt und das eigene Urteilen überprüft. Dass Erwartungen stets die Tendenz haben, ein Erlebnis zu überformen, und somit unfrei lassende Energien freisetzen, die mächtig mitbestimmen wollen, deutet im Ansatz auf ein kriegerisches Szenario. Im alltäglichen Schulleben sehe ich mich oft mit allerlei inneren oder äusseren Erwartungen konfrontiert und leide an diesen.

Um nicht lange theoretisch zu bleiben, möchte ich nun versuchen zu beschreiben, was für mich Denken, Denkenlernen oder Denkenlehren bedeutet und welchen Hindernissen man auf diesem «steinigen» Weg von innen und aussen begegnet.

Innen
Ausssen
und
22
Rudolf Steiner Schule Zürich

Wissen ist nicht Denken

Allzu oft und allzu gerne ergeht man sich in Urteilen mit gleichgesinnten Menschen und ebenso oft streitet man über verschiedene Urteile zu einer Sache.

«Mit

Worten lässt sich trefflich streiten, Mit Worten ein System bereiten, An Worte lässt sich trefflich glauben, Von einem Wort lässt sich kein Jota rauben.»

(J. W. Goethe: Faust I)

Gerade wenn ich mich über etwas ärgere, stehen Negativ-Urteile geradezu Schlange und ich beende das Denken schnell – beispielsweise im Strassenverkehr mit Urteilen wie: «So’nen Tubel!»

Dies ist aber gerade nicht der Ausdruck meines Denkens, sondern meines Bedürfnisses, mein Denken raschestmöglich in einem Urteil zu beenden. Würde ich im Denken verbleiben, würde ich eventuell Empathie entwickeln können mit einem ratlosen Touristen am anderen Steuer und würde nicht mehr so recht an mein Wort vom «Tubel» glauben können.

Beobachten des Denkens Wenn ich also meinen Denkvorgang betrachte, kann ich erfahren, ob einfach ein Sympathie- oder ein AntipathieGefühl meinen Denkvorgang unterwandert und «abwürgt» und wie ich zu meinem Urteil gekommen bin. Marshall Rosenberg analysiert in seinem Buch zur «Gewaltfreien Kommunikation» unzählige solcher Urteile, die letztendlich eben zu Streit und Gewalt führen können und gerade nichts mehr mit Denken, sondern eben mit «Urteilen» oder «Wissen» zu tun haben. Die grössten Feinde des Denkens finden sich somit in meinem Inneren, und ich trage stets die Verantwortung, wie lange ich ein Urteil hinauszögern kann oder will.

Fertigen Urteilen oder Erwartungen begegne ich aber auch im Äusseren einer Schul- oder Klassengemeinschaft, und nicht selten beruhen Forderungen auf diametral verschiedenen Voraussetzungen. Leider mache ich dann immer wieder die Erfahrung, dass man sich selbst in Gesprächen nicht annähert oder sich die Differenzen bis hin zur Trennung steigern.

Autonomie und Gemeinschaft

Steiner sprach einmal zur damaligen Elternschaft der ersten Waldorfschule von der individuellen Autonomie der Lehrperson und dass in verschiedenen Klassen dasselbe auf ganz verschiedene Art geschehe: «Es geschieht dasselbe, aber auf ganz verschiedene Art. Eine frei schaffende Phantasie waltet da. Es gibt keine Vorschrift, sondern es gibt nur einen Geist der Waldorfschule. Das ist sehr wichtig, dass man das erfasst. Der Lehrer ist autonom. Der Lehrer kann innerhalb dieses Geistes durchaus dasjenige tun, was er für richtig hält.» (R. Steiner, GA 311, S. 36)

Es wird folglich damit gerechnet, dass die Lehrkraft allein bestimmen soll, was und warum sie etwas tut – ziemlich radikal! Dieser Autonomie trotzen jedoch längst nicht nur Wünsche von Eltern, sondern auch kollegiumsinterne Wünsche: So wird man immer mal wieder darauf hingewiesen, was und wie man es zu machen hat; es werden Papiere verfasst, auf denen Regeln stehen, denen man sich «der Ordnung halber» unterwerfen soll – auch in der Tradierung «alter Waldorfzöpfe» nach dem Schema «So und so wird’s gemacht». Oder es stellen sich einem in «Schultraditionen» manchmal unüberwindbare «Brocken» in den Weg, um der eigenen Intention zu folgen.

23

Gerade in der «freischaffenden Phantasie» befürchtet man dann wohl ein Chaos, das sich ausbreiten könnte. Ich führe dies nicht selten darauf zurück, dass man kein gemeinschaftliches Gefäss eines freilassenden Geistes mehr findet und so wiederum kollegiumsintern oder zwischen Lehrer- und Elternschaft sehr gerne zu Regulatorien greift. Dies hat für mich jedoch nichts mit der Zukunftsfähigkeit eines freien Geisteslebens zu tun, sondern fusst eher in einem Ordnungsbedürfnis nach verwaltbaren Kriterien. Für die «anthroposophische Grundlagenarbeit» im Kollegium ginge es darum, ein geistiges Gefäss zu bilden, um Strahlkraft nach innen und aussen zu entwickeln. Auch hier findet man oft schwer zusammen und eigene Bedürfnisse werden oft lautstark vertreten, oder es gibt «wichtigere» Dinge im Tagesgeschäft – und manchmal scheint auch das Interesse an dieser Arbeit zu fehlen.

Leben aus dem Chaos «Im Leben hat nicht das fertige Wissen einen Wert, sondern die Arbeit, die zu dem fertigen Wissen hinführt; und insbesondere bei der pädagogischen Kunst hat diese Arbeit ihren ganz besonderen Wert.» (R. Steiner, GA 302a, S. 19) Dieser Grundsatz rechnet beim Lernprozess mit dem werdenden Kind und baut nicht auf einem Dogma des «abrufbaren Wissens» auf, sondern zielt auf den Willen, der im Lernprozess wirksam ist und die Grundlage für alles Weltinteresse und Erkenntnis bildet.

So freue ich mich immer, wenn ich Lerninhalte nach einer Epochenpause wieder aus der «Versenkung» hole und staune, dass die Kinder mit ganz neuen Fähigkeiten aufwarten und die «gleichen» Inhalte sich nochmals neu und auf einem neuen Level verinnerlichen. Auch wir erleben ja immer wieder –beispielsweise nach der Versöhnung nach einem Streit – im Verständnis für das Gegenüber ein neues Level, das uns unter Umständen bis in unser Willensleben hinein berührt.

gegenüber einem Phänomen eine Einsicht schenkt, die nicht von einem materialistischen Dogma blockiert wurde.

Wenn ich also das innere und äussere Hintergrundrauschen im Denkprozess weitgehend ausblende, lerne und innerlich still werde in der Wahrnehmung der Welt, kann ich tatsächlich mein freies Geistesleben realisieren. Dann erst habe ich auch das Gefühl, wirklicher Waldorflehrer zu sein und für die Kinder so zu wirken, dass sie später nicht dem Wissen den Vorzug geben. Sondern dass sie lebendige, interessierte Denkkraft und freie Wandlungsfähigkeit als eigentliche Fähigkeit in sich tragen. Denn wer die Klarheit und Ruhe des Denkens in sich trägt, kommt auch mit allem Neuen gut zurecht und verwandelt sich von Stufe zu Stufe an jedem Tag. Und so sei auch einem weit verbreiteten Vorurteil begegnet mit der Frage: «Sind denn die Kinder nach der Steinzgi dem Leben gewachsen?»

Jedoch: Wer solch einen pädagogischen Ansatz nicht unterstützen kann, wird an einer Steinerschule wohl nie recht glücklich und wird auch eher zum allgemeinen Hintergrundrauschen beitragen mit Meinungen, Tipps, Wünschen oder Forderungen. Oder um wiederum Steiner zu zitieren: «Die guten Ratschläge anderer, die – zumeist ungefragt –jedem zukommen, sind in der Regel ganz überflüssig. Ein jeder muss sich bestreben, selbst auf sich zu achten.»

(GA 10, S. 104)

Denn für die erwähnten Ziele der Pädagogik brennt die Waldorfpädagogik (die mir auch nach 100 Jahren Waldorfschule moderner und notwendiger denn je erscheint). Diese Ziele, die uns fordern und miteinbeziehen, scheinen mir damit auch geeignet, viel Freude an unserer Schule zu verbreiten. Damit können wir diese mit unserem Tun und Wirken auch in vielerlei Hinsicht wunderbar unterstützen. Oder in Steiners Worten:

«Dann wird auch das Fühlen von Mensch zu Mensch ein ganz anderes werden, als es sich herausgebildet hat von älteren Zusammenhängen her, durch die Zeiten, die in den letzten Jahrhunderten abgelaufen sind, zu den neueren Zuständen, wo der Mensch jeden andern Menschen eigentlich mehr oder weniger

Oder mit anderen Worten von Rudolf Steiner: «Leben in der Liebe zum Handeln und Lebenlassen im Verständnisse des fremden Wollens ist die Grundmaxime der freien Menschen.» (GA 4, S. 166)

Gleichermassen freue ich mich, wenn ich als Lehrperson genug beweglich bin, dass ich als Resonanz und in meiner Beziehung zu einem Kind oder der Klasse mein Verhalten anzupassen lerne. Oder mir eine goetheanistische Haltung als etwas Fremdes empfindet und nur sich selber vor allen Dingen wichtig nimmt, trotzdem er sich ja gar nicht kennt, trotzdem er eigentlich nur sagen kann, wenn er es sich auch natürlich nicht gesteht: Ach, ich habe eigentlich mich am allerliebsten. – Man kann fragen: Nun, was hast du denn da am allerliebsten? – Ja, das muss mir erst der Naturforscher sagen oder der Arzt erklären, was das eigentlich ist, was ich da am allerliebsten habe. — Aber der Mensch ist unbewußt gefühlsmässig eigentlich nur in sich selber lebend.» (GA 220, S. 132)

24
Rudolf Steiner Schule Zürich
25

20 Jahre Atelierschule –ein Rückblick in die Zukunft

Text: Michael Ottopal (Lehrer für Bildnerisches und Dreidimensionales Gestalten, Mitglied der Schulleitung, Atelierschule Zürich)

Die Schulzeit an einer regulären Rudolf Steiner Schule ist nach dem 12. Jahr vorbei. Da kommen die Abschlussarbeiten und ihre Präsentationen, der Eurythmieabschluss und zuletzt das 12. Klass-Theater – und damit ist die Schulzeit an einer Steinerschule eigentlich zu Ende. So war es vor 20 Jahren an der Rudolf Steiner Schule an der Plattenstrasse in Zürich und ist es auch heute noch an vielen Steinerschulen.

Um den Anschluss an Höhere Fachschulen und Fachhochschulen zu ermöglichen, wurden unter der Mitarbeit unserer Schule schweizweit IMS-Schulabschlüsse eingeführt, die weiterführende Bildungs- und Berufswege nach der Sekundarstufe vor allem in den Bereichen Kunst, Soziales und Gesundheit eröffneten. Ab 2003 wollten die Steinerschulen Zürich, Sihlau und später Winterthur auch die Matura ermöglichen. In einem anspruchsvollen, sechs Jahre dauernden Aufbauprozess des Bildungsganges Maturität und der praktischen Umsetzung von neuen Lehrplänen, Stundentafeln, Reglementen und Abschlussprüfungen erreichte die Atelierschule (konstruktiv begleitet von einer Anerkennungskommission der Bildungsdirektion des Kantons Zürich) die Anerkennung der schuleigenen Hausmatura. Inzwischen haben mehr als 1200 AbsolventInnen unsere Schule durchlaufen, 719 mit Matura und 513 mit IMS-Abschlüssen.

«Wir sind keine Schule für Sonderlinge. Wir sind ganz normal.»

Die Schulzeit in der Atelierschule beginnt also mit der zehnten Klasse. Wer den IMS-Abschluss macht, bleibt bis zum Ende der 12. Klasse, und wer Matura macht, bleibt bis zum Ende der 13. Klasse bei uns. Es war damals eine geniale Idee, die Schule «Atelierschule» zu nennen! Das prägt sich ein und jede/r kann

Ausssen
Innen und
26
Rudolf Steiner Schule Zürich

sich vorstellen, was da wohl passiert an dieser Schule. Wir haben Ateliers und der Gedanke, dass in allen Fächern wie in Ateliers gelernt werden soll – nämlich in freier, eigenständiger Übung – war die Gründungsidee unserer Schule. Dass Matura und IMS am Ende zu erreichen sind, war eher eine Begleiterscheinung. Der entscheidende Antrieb war und ist es bis heute: Wir orientieren uns an der Steiner-Pädagogik. Und alles andere ist wie an anderen Schulen: Fächerkanon und Abschlussprüfungen sind vergleichbar wie an Kantonsschulen, und gute Noten oder gar die Matura bekommt man nicht geschenkt. Das scheint unse-

ren SchülerInnen wichtig zu betonen: Wir sind keine Schule für Sonderlinge. Wir sind ganz normal.

Warum kommen unsere SchülerInnen seit 20 Jahren zu uns? Lange Zeit waren das vor allem die drei Trägerschulen und daneben die Netzwerkschulen – allesamt Rudolf Steiner Schulen, die uns kontinuierlich mit ihren SchülerInnen versorgt haben. Wachstum erfuhr die Schule, weil vermehrt auch von anderen Schulen Jugendliche zu uns kamen, die es entweder dort, wo sie herkamen, nicht gut aushielten. Oder von der Atelierschule gehört hatten, dass da etwas

Anderes, etwas Besonderes läuft. Im nächsten Schuljahr wird dieser Anteil immerhin 40 Prozent betragen.

«Eine Schule, die in die Vergangenheit blickt, läuft Gefahr, unbeweglich zu werden. Alles, was lebt, ist aber in Bewegung.»

Die Atelierschule befindet sich in ihrem 21. Lebensjahr. Jetzt ist sie also erwachsen. Es gibt nicht mehr viele LehrerInnen,

27

die seit dem Anfang dabei sind, die noch etwas von der Aufbau- und Pionierzeit in sich haben. Wir sind etabliert und vieles von unserer Kraft geht in den Erhalt dessen, was in den zwanzig Jahren davor entwickelt wurde. Es gibt wie in jedem mittelständischen Betrieb mit vielen Angestellten viel Verwaltungsarbeit. Die Frage, was für eine Schule wir sein wollen, tritt gegenüber der Frage, was für eine Schule wir denn überhaupt sind, in den Hintergrund. Wir haben viel aufgebaut und viel zu verlieren, scheint es. Dabei übersehen wir womöglich, dass eine Schule, die in die Vergangenheit blickt, Gefahr läuft, unbeweglich zu werden. Alles, was lebt, ist aber in Bewegung. Wir müssen uns fragen, welche Traditionen wir an unserer Schule lebendig halten und welche Rituale uns helfen, unseren pädagogischen Auftrag zu erfüllen.

Die SchülerInnen, für die wir vor zwanzig Jahren die Atelierschule erfunden haben, sind nicht mehr die gleichen, wie wir sie jetzt haben. Was wissen LehrerInnen vom Leben ihrer SchülerInnen? Was können wir sehen oder gar voraussehen? Wie offen bleiben wir und wie interessiert sind wir an dem, was da auf uns zukommt? Übernehmen wir Verantwortung für steinerpädagogische Ansätze, ohne die Vergangenheit zu verleugnen, aber mit dem Blick auf eine Zukunft, die meines Erachtens viel zu wenige SteinerschülerInnen hat? Denn an Steinerschulen sollte es im Kern

nur um das Menschwerden gehen – und unsere Welt und Zeit braucht Menschlichkeit.

An der Atelierschule haben wir ab nächstem Jahr die vier Schwerpunktfächer, wie wir sie uns von Anfang gewünscht hatten. Neben musischen, künstlerischen und naturwissenschaftlichen Schwerpunktfächern gibt es ab nächstem Jahr Philosophie, Psychologie und Pädagogik (PPP). Zudem erproben wir im laufenden Schuljahr in einer 11. Klasse offene Lernformen. Wir haben ein Lehrerseminar gegründet – schweizweit das erste für die obere Schulstufe –, wo wir in die Aus- und Weiterbildung gehen, was befruchtend wirkt auf die ganze Schule. Und wir befinden uns mitten in der Planung des Baues eines neuen Schulgebäudes, wo Leben und Begegnung von Menschen in bestmöglicher Form gewährleistet sind.

Wenn IMS- und Matura-Abschlüsse eine der Hauptanlässe für die Gründung der Atelierschule waren und gleichfalls die Ateliers und Schwerpunktfächer die geeigneten Gefässe zur Bildung und Entwicklung unserer SchülerInnen, so sind es doch immer die Menschen, die bei uns sind, die wir eine Zeit lang in unsere Gemeinschaft aufnehmen, sie mitgestalten und unsere Schule prägen lassen. Wie viele LehrerInnen es insgesamt waren, kann ich nur schätzen. Derzeit sind wir 65 Lehrpersonen und 310 SchülerInnen.

«Unsere SchülerInnen achten in einer Art aufeinander, die mich immer wieder verblüfft.»

Ich wünsche mir und ich sehe es immer wieder, dass unsere SchülerInnen zugeneigter, behutsamer und auch liebevoller miteinander umgehen, als wüssten sie um die Zerbrechlichkeit von allem. Sie achten in einer Art aufeinander, die mich immer wieder verblüfft. Ich wünsche mir, dass wir LehrerInnen uns nicht auf den ersten Blick, auf das erste Urteil verlassen; dass wir zuhören und voneinander lernen, besonders von unseren SchülerInnen. Dass wir uns trauen, Neues auszuprobieren und dabei auch scheitern und Fehler zulassen können, um aus ihnen zu lernen. Ich kenne sonst keine Schule, an der sich SchülerInnen in den Ferien im Schulgebäude treffen, um zu arbeiten, zu malen oder zu werken – um miteinander zu sein. Als würde da ein besonderer Geist wehen.

Am 5. und 6. April, an den Tagen des Festes zum 20-jährigen Bestehen konnte man diesen besonderen Geist spüren, wo sich alte Freunde treffen, mit offenen Herzen und dem Staunen, das sich alle SteinerschülerInnen bewahren. Die Welt könnte, wie angedeutet, noch viel mehr SteinerschülerInnen gebrauchen. Menschen mit Mut und Neugier aufs Leben und auf alles, was kommt!

28
Rudolf Steiner Schule Zürich
29

Menschen an unserer Schule

Schulleben als Lebensschule

Interview & Text: Stefanie Wolff-Heinze und Birgit Purainer

Die Schwestern Elisabeth Bubloz und Marianne Zumbrunn sind der Rudolf Steiner Schule an der Plattenstrasse seit über 70 Jahren eng verbunden: Neben vielen schönen Kindheits- und Jugendjahren war unsere Schule auch im Erwachsenenalter ein wichtiger Anker, ja fast der Lebensmittelpunkt für sie, wie es Marianne Zumbrunn, die ältere der beiden Schwestern, formuliert: «Für mich war die Schule so wertvoll, weil ich mich an ihr festhalten konnte.»

30
Rudolf Steiner Schule Zürich
31

Wie seid ihr an unsere Schule gekommen?

Elisabeth Bubloz (EB): Eigentlich bin nicht ich zur Schule gekommen, sondern die Schule zu mir! Nachdem meine Eltern sich für einen Schulwechsel für mich entschieden hatten, kam ich mitten im 4. Schuljahr an die Steinerschule. Das war im Herbst 1950 – sozusagen pünktlich zu den Vorbereitungen für das Weihnachtsspiel, wo ich ein Engeli sein durfte, was für die Integration in die Klasse eine grosse Hilfe war. An der Schule waren noch wahre pädagogische

Urgesteine tätig. Unsere Klasse wurde von Max Schenk geführt und in der 9. und 10. Klasse von Otto Fischer. Beide wurden für mich zu Leitfiguren, für die ich grosse Achtung und Sympathie entwickelte. Eurythmie hatten wir bei Marguerite Lobeck, eine heute noch durch die Weihnachtsspiele und das Sommerspiel bekannte Persönlichkeit!

Wie viele Kinder wart ihr damals in der Klasse?

EB: Wir waren über 40 Kinder –heutzutage unvorstellbar.

Und wie hast du deinen Übergang von der städtischen Schule in die Steinerschule erlebt?

EB: Ich hatte von Anfang an einen guten Kontakt zu den anderen Kindern und fühlte mich willkommen und sehr wohl. Die Schulwoche dauerte damals noch bis Samstagmittag. Ganz neu war für mich die sogenannte Samstagsmusik. Diese fand jeden Samstag um 11.00 Uhr statt. Alle Klassen versammelten sich im grossen Saal, wo Persönlichkeiten aus Lehrer- oder Elternschaft Musikstücke präsentierten mit entspre -

«Es gab zu dieser Zeit in der Elternschaft so viel Idealismus, so viel Freiwilligenarbeit – das war unglaublich!»
Marianne Zumbrunn im Sekretariat unserer Schule, das sie von 1986 bis 2003 betreute. Marianne Zumbrunn
32
Rudolf Steiner Schule Zürich

chenden Einführungen. Unsere Eltern haben als Pianistin und Cellist manche dieser musikalischen Wochenabschlüsse gestaltet.

Marianne Zumbrunn (MZ): Als Elisabeth an diese Schule kam, war ich von Anfang an hell begeistert –vom Theater, vom Malen und von der Musik. Ich besuchte jede Aufführung. Für mich war dann, als ich selbst drei Kinder hatte, sonnenklar, dass diese auch die Steinerschule besuchen werden. Sehr belustigend war damals die Reaktion aus unserem Umfeld: Dass unsere beiden Mädchen die Steinerschule besuchten, fanden viele noch in Ordnung. Aber bei der Einschulung unseres Buben sagten manche: «Warum soll der in die Steinerschule – der ist doch blitzgescheit.» (lacht) Dabei hat es ihm bestimmt gutgetan. Selbstverständlich gab es auch mal die eine oder andere Schwierigkeit, aber für mich war diese Schule DIE Schule für meine Kinder – und für mich als Mutter eine Lebensschule.

Und als Mutter hast du dich ja auch sehr engagiert!

MZ: Bei mir drehte sich wirklich sehr vieles um die Schule: Bazar, Lagerund Theaterbegleitung, das Nähen von Fahnen und Kostümen, Aufführungen betreuen und so weiter. Und wie habe ich es auch geliebt, die Epochenhefte meiner Kinder anzuschauen!

Du hast gerade den Bazar erwähnt: Ich erinnere mich, du hast mir einmal erzählt, wie das bei euch in der Stube immer ausgesehen hat in der Bazar-Phase!

MZ: Unser Haushalt war zu Bazarzeiten jeweils sozusagen in die Steinerschule umgezogen: alle Brotmesser, alle Brettli, Geschirr, Tischtücher etc. Ich habe pro Jahr hunderte Konfitöpfli produziert und dann am Bazar verkauft. Zudem habe ich unzählige Brote gebacken und eine Saftbar angeboten.

So ein grosses Engagement war damals fast selbstverständlich, nicht wahr?

MZ: Ja, das war so. Man wurde als Eltern gefragt, wie viel Schulgeld man zahlen kann. Ich wollte damals als alleinerziehende Mutter von drei

kleinen Kindern nicht beruflich auswärts arbeiten und sie allein lassen. Also habe ich gesagt: «Ich kann nicht viel zahlen, aber ich kann für die Schule arbeiten und Aufgaben übernehmen.» Andere Mütter haben zum Beispiel regelmässig das Treppenhaus geputzt.

Birgit Purainer (BP): Heutzutage haben wir es ja sehr luxuriös, das Putzen erledigt der Hausdienst. Früher gehörte es dazu, dass Eltern und teilweise auch die grösseren Kinder mitgeholfen haben.

MZ: Es gab zu dieser Zeit in der Elternschaft so viel Idealismus, so viel Freiwilligenarbeit – das war unglaublich. Damals gab es ja auch noch keinen Mittagstisch; also haben meine Kinder sehr oft Gspänli zum Essen mitgebracht.

Blickst du gerne auf diese Zeit zurück?

MZ: Oh ja, sehr gerne! Für mich war die Schule auch darum so wertvoll, weil ich mich an ihr festhalten konnte, nachdem uns mein Ex-Mann verlassen hatte.

Waren die Klassen zu dieser Zeit auch noch so gross?

MZ: Nein, es waren «nur» circa 28 Kinder in einer Klasse; aber es gab teilweise drei Klassenzüge.

Elisabeth, wie ist es dir nach deiner Schulzeit ergangen? Hattest du auch Anknüpfungspunkte?

EB: Ich bin erst 35 Jahre später wieder in Kontakt mit der Schule gekommen. Ich habe nach meinem Abschluss hier zunächst die «Höhere Töchter Schule» besucht, und dann wusste ich nicht, was ich werden möchte. Ich habe auf einer Schaffarm in England gearbeitet und anschliessend einen dreisprachigen Sekretärinnen-Kurs absolviert. Schliesslich beschloss ich, mich in der Pflege ausbilden zu lassen. Dann habe ich meinen Mann kennengelernt und bin mit ihm nach Paris gezogen, als er dort eine Stelle als Buchhändler fand.

Und was hat dich dann wieder zurück an die Schule gebracht?

EB: Es gab zwei ausschlaggebende Faktoren: Zum einen eine Krise in meiner beruflichen Tätigkeit. Ich arbeitete in Paris auf der Intensivstation einer chirurgischen Klinik für Lungen- und Herzchirurgie. Diese Klinik hat damals als Pionier angefangen, Lungen-Transplantationen durchzuführen – ein sehr heikles Gebiet. Ich merkte bald, dass ich nicht mehr hinter dem stehen konnte, was dort geschah. Ich habe Spender gepflegt, die sogenannt hirntot waren, aber künstlich am Leben erhalten wurden. Diese Patienten sind warm, wenn man sie berührt, und sie sind nicht wirklich tot. Nach den erforderlichen Tests, die circa 48 Stunden in Anspruch nahmen, wurden sie dann zur Organentnahme in den OP-Saal geschoben.

MZ: Du hast mir einmal gesagt: «Diese Menschen dürfen nicht ihren eigenen Tod sterben.» Dieser Satz hat mich sehr beeindruckt.

EB: Genau. Und dann gab es noch die Patienten, die die Organe empfangen haben und bei denen oft die Frage aufkam: Wer hat mir diese Organe gegeben? Das ist eine erhebliche psychische Belastung für die Patientinnen und Patienten. Ich fing an, mir ethische Fragen zu stellen. Mehr und mehr konnte mein Herz nicht hinter dem stehen, was die Hände tun mussten. Dann kam als zweiter Faktor noch eine Ehekrise hinzu. So entschloss ich mich zur Rückkehr in die Schweiz. Ich wollte eigentlich im Gesundheitsbereich bleiben und hätte mich für Geriatrie interessiert. Aber ich war damals schon 50 Jahre alt und hätte die körperliche Belastung wohl nicht mehr tragen können. Und dann entstand der Wunsch, mit Kindern zu arbeiten. Kontakt mit Kindern war ein Aspekt, der in meinem Leben bisher gefehlt hatte. So kam ich zurück an die Schule, wo ich als Lehrkraft für Fremdsprachen aufgenommen wurde. Parallel zu meiner Arbeit an der Schule habe ich das berufsbegleitende pädagogische Seminar in Dornach absolviert.

33

MZ: Elisabeth wohnte nach ihrer Rückkehr von Paris bei uns. Wir lebten zusammen mit meinem Lebenspartner, der Klassenlehrer an der Schule war, zu dritt in unserem ehemaligen Elternhaus. Das war eine wunderschöne Zeit. Ich habe damals im Schulsekretariat an der Plattenstrasse gearbeitet – es war so anregend, wenn wir abends zuhause nochmals gemeinsam den Tag in der Schule reflektierten und zum Beispiel den Verlauf einer Konferenz nachklingen liessen.

Das waren noch sehr lange Konferenzen – ich habe gehört, es dauerte oft sogar bis 23 Uhr!

EB: Es konnte durchaus auch mal bis gegen Mitternacht dauern.

MZ: Meine Kollegin und ich waren als Sekretärinnen voll integriert in die Lehrerkonferenz, an der damals über 80 Lehrpersonen teilnahmen. Eine riesige Gruppe! Ich hatte das Glück, mit der erfahrenen, wunderbaren Renate Mauerhofer zusammenarbeiten und die hundertprozentige Verantwortung für das Sekretariat mit ihr teilen zu dürfen. Für uns war es äusserst hilfreich, bei der Konferenz dabei zu sein und alles mitzuhören; selbstverständlich gab es eine Schweigepflicht. Miterleben zu können, was da an Knochenarbeit geleistet wurde über so viele Stunden, war wirklich eindrücklich. Dieses manchmal harte gemeinsame Ringen um Problemlösungen war auch eine Lebensschule.

EB: Es gab damals keine Schulleitung; jeder war im Rahmen der Selbstverwaltung verantwortlich für alles. Die Konferenzleitung hatte mehr ausführende Funktionen inne.

Welche Aufgaben hattest du an der Schule?

EB: Ich habe Französisch und Englisch in der Unterstufe unterrichtet, etwa zehn Stunden pro Woche. Als ich an die Schule kam, begann gerade ein neuer Schularzt seine Tätigkeit. Mit Dr. med. Martin Fischinger habe ich mich als Arzthelferin für die Vorbereitung seiner Sprechstunde an der Schule engagiert. Das war eine sehr schöne Zusammenarbeit. Zudem

habe ich mich parallel um die LehrerBibliothek gekümmert und diese auf das internationale System umgestellt. Auch übernahm ich die Verantwortung für die Bühne, die damals etwas verwahrlost war, und habe viele interne und auswärtige Aufführungen beleuchtet.

Dein Aufgabenbereich war äusserst vielfältig …

EB: Ja, das stimmt. Später durfte ich auch noch einige Jahre, zusammen mit zwei Kollegen, die wöchentliche Lehrerkonferenz leiten und lernte dabei sehr viel.

Gab es damals in der Lehrerschaft viel Fluktuation?

MZ: Vor allem bei den jüngeren Lehrkräften gab es eher Wechsel, bei der älteren Generation jedoch grosse Kontinuität.

War aus eurer Sicht früher «alles besser»?

MZ: Wir haben uns gefragt, wie sich die Schule entwickelt hat. Und da sind wir fast in eine Art Nostalgie geraten. Früher waren die Eltern sehr engagiert, es herrschte ein Idealismus und es gab Freiwilligenarbeit noch und noch. Aber man darf nicht sagen, dass es früher besser war, sondern muss anerkennen, dass dieses Engagement der Eltern in der Gegenwart nicht mehr möglich ist. Viele Mütter sind heute berufstätig.

Inwiefern hat es denn in bzw. gegenüber der Elternschaft auch einen Wandel gegeben?

MZ: Als ich im Sekretariat anfing, gab es für jedes Kind eine vorgedruckte Karteikarte. Diese wurde vom Lehrer handschriftlich, zum Teil in schönster Kalligraphie, ausgefüllt. Dort stand der Name des Kindes, dann der Name der Eltern, zum Beispiel: Robert Kaufmann. Beruf: Ingenieur. Von Frauen stand da nie etwas, die Mütter wurden gar nicht erwähnt. Diese haben wohl derweil in der Schule geschuftet (lacht) 1991 wurde dann die gesamte Schulkartei digitalisiert.

BP: Ihr habt lange an der Schule gearbeitet, und habt uns danach, als ihr euren Ruhestand antreten durftet,

immer noch ehrenamtlich unterstützt. Elisabeth, du hast immer noch sehr lange die Lehrer-Bibliothek betreut. Du, Marianne, hast mich lange bei der Mittwochspost unterstützt. Du hattest immer den Überblick, wenn etwas vergessen wurde. Du warst so unglaublich hilfreich. Du hast ja auch noch lange lektoriert. Ich finde euch eine unglaubliche Bereicherung und schätze sehr, dass ihr dieses Engagement so lange durchgeführt habt. Noch heute, Elisabeth, hilfst du in der Atelierschule bei der Erstellung der Zeugnisse.

Das ist so ein herausragendes Engagement, das man nach aussen hin gar nicht sieht, das aber nach innen unglaublich bereichernd wirkt. Dieses Interview mit euch soll euer Engagement und eure helfenden Hände nun endlich sichtbar machen!

MZ: Aber zugleich hat die Schule unseren «helfenden Händen» sehr viel geschenkt für das ganze Leben. Wir sind noch jetzt der Schule sehr verbunden.

Wie nehmt ihr die Schule heute wahr? Ihr habt ja auch die Selbstverwaltung gelebt und gestaltet, und wie erlebt ihr sie jetzt?

MZ: Ich bin mittlerweile schon etwas entfernt, obwohl ich immer noch mit grossem Interesse das SPEKTRUM lese. Vom Gefühl würde ich meinen, dass sie «elitärer» geworden ist. Vielleicht gibt es auch seitens der Eltern mehr Mitsprache-Ansprüche; ich fand als Schulmutter damals immer alles wunderbar (lacht)

SWH: Das mag natürlich auch damit zusammenhängen, dass die Eltern aus ihrer Sicht für eine bestimmte Leistung zahlen. Zu dieser Entwicklung ist es sicherlich auch mit der Umstellung von freiwilliger Beitragszahlung zu den je nach Einkommen festgelegten Beiträgen gekommen.

BP: Zugleich gab es damals noch die Bedarfslöhne. Das heisst, jede Lehrperson musste frei darlegen und sagen, was sie benötigt, damit sie überleben kann.

34
Rudolf Steiner Schule Zürich

EB: Und das hat damals niemand kontrolliert. Man hatte das Vertrauen, dass jede und jeder ehrlich sagt, was er braucht.

MZ: Wir haben oft das Minimum angegeben. Es gab auch einige, die gar nichts verlangten, weil der Partner bzw. die Partnerin gut verdiente. Man konnte auch, wenn es mal eng war, beispielsweise eine hohe Zahnarztrechnung einreichen, deren Begleichung die Schule übernahm.

Gibt es für euch in dieser Zeit einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte unserer Schule?

EB: Aus meiner Sicht war das die Gründung der Atelierschule; das war ein längerer, durchaus schmerzhafter Prozess. Ich bin heute noch dankbar, dass sie am selben Ort ist wie die Steinerschule: Die Kleinen erleben immer noch die Grossen auf dem Pausenplatz. Und nun feiert sie bereits das 20-jährige Jubiläum.

MZ: Für uns beide war die Schule immer ein wichtiger Lebensmittelpunkt – in privaten und beruflichen Krisenzeiten auch ein rettender Anker!

«Ich habe sehr viel gelernt, als ich mit zwei Kollegen die wöchentlichen Lehrerkonferenzen leiten durfte. Die dauerten seinerzeit manchmal bis gegen Mitternacht!»
Klassenfoto der 7. Klasse von Elisabeth Bubloz aus dem Jahr 1954; sie sitzt rechts neben dem Klassenlehrer Max Schenk.
35
Elisabeth Bubloz

Auf Wiedersehen,

liebe Jutta!

Vor den Sportferien haben wir unsere liebe Kollegin Jutta Dolderer in ihren verdienten Ruhestand verabschiedet. Jutta Dolderer ist vor zwölf Jahren als Eurythmie-Lehrerin für die Kindergärten und die 1. Klasse sowie als Heileurythmistin an unsere Schule gekommen und hat die Nachfolge von Rita Roschi (ehemalige Heileurythmistin) angetreten. In den letzten Jahren hat Jutta ihre Aufgaben als Heileurythmistin ausgebaut und den Eurythmie-Unterricht abgegeben.

Mit ihrer fröhlichen, liebevollen und zugewandten Art war sie sehr beliebt –bei den Kindern wie auch im Kollegium. Unermüdlich, stets mit einem freundlichen Lächeln ist sie beschwingt die vielen Stufen unter das Dach zu ihrem Heileurythmie-Zimmer hochgestiegen und wieder hinunter – und die Kinder mit ihr.

Das Kind frei lassen, um Eigeninitiative zu fördern, individuelle Wege für die Kinder zu finden, für sie verlässlich zu sein, tiefes Interesse an deren Entwicklungsprozessen zu zeigen, ihnen einen Vertrauensraum und Beziehung zu bieten sowie stetig forschend den sich ändernden Bedürfnissen der Kinder zu widmen – das waren wichtige Grundmotive in der Heileurythmie bei Jutta.

Es war ihr sehr wichtig, dass sie im engen Kontakt mit den Eltern und Lehrpersonen arbeitete. So durften jederzeit Besuche in der Heileurythmie-Stunde gemacht werden; zusätzlich informierte Jutta Dolderer stets umfassend über die Ziele und den Verlauf der Therapie.

Das grosse Fachwissen von Jutta war in den Konferenzen und in der Zusammenarbeit mit dem Kollegium ein Quell der Bereicherung sowie eine enorme Hilfe bei pädagogischen Fragestellungen oder Zweifeln. Jutta war immer hilfreich zur Seite und jederzeit bereit für einen fachlichen Austausch oder eine kollegiale Hospitation. Kritik äusserte sie stets sehr durchdacht und ausgereift und war darum bemüht, direkte Lösungswege zu finden, so dass die Kritik in eine positive und zielführende Richtung geführt werden konnte.

Jutta Dolderer war eine zuverlässige, interessierte und hilfsbereite Kollegin. Mit ihren Mandatsaufgaben hat sie viel Verantwortung übernommen und ein enormes Engagement gezeigt. Sie hat sich immer intensiver mit unserem Qualitätsverfahren «Wege zur Qualität» (WzQ) auseinandergesetzt und sich tief in die Materie eingearbeitet; zehn Jahre lang war sie Mitglied dieser Mandatsgruppe. Der Organisationsentwicklungsprozess

an unserer Schule konnte auch deshalb so zügig vonstattengehen, weil Jutta in einer unglaublich akribischen und aufwendigen Arbeit die zugrundeliegenden Mandatsaufgaben und -beschreibungen durchgearbeitet und aktualisiert hat.

Als Mitglied der Personalgruppe hat Jutta auch die personellen Entwicklungen der letzten Jahre mitgestaltet. Hier zeigte sich ihr ausserordentliches Talent, auch schwierige Gespräche mitfühlend, zugleich sachlich und zielgerichtet führen zu können. Sie hat grossen Wert darauf gelegt, dass nicht geurteilt oder verurteilt wird, sondern dass die Ansicht aller Beteiligten gleichermassen gewürdigt und gemeinsam nach einer Lösung gesucht wurde.

Ihr Interesse an anthroposophischen Themen und Arbeiten sowie an gesellschaftlichen Entwicklungen wird Jutta sicherlich im Ruhestand weiterhin pflegen. Wir wünschen ihr, dass sie die weiteren Stufen ihres Lebensweges so beschwingt und kraftvoll wie eh und je nehmen und einen erfüllten, schönen Ruhestand geniessen kann.

Jutta, wir danken dir von Herzen! Birgit Purainer im Namen des Kollegiums

-
36
Rudolf Steiner Schule Zürich

Als Mitglied oder GönnerIn unterstützen Sie unsere Projekte nachhaltig.

Pflegeschulung Therapien Forschung

Gemeinsam für ganzheitliche Medizin

Förderverein Anthroposophische Medizin

Bergstrasse 7 | 8805 Richterswil | Tel. 044 251 51 35 info@foerderverein-anthromedizin.ch www.foerderverein-anthromedizin.ch

Wo sich auch ehemalige Steiner Schüler wohlfühlen.

Anthroposophische Pflege, ein vielseitiges Kulturprogramm und eine, von Bio Suisse ausgezeichnete Küche, das Alters ­ und Pflegeheim Birkenrain hat Ihnen viel zu bieten. Die Ruhe im Einzelzimmer oder das Miteinander in der Wohngruppe, hier leben Sie in familiärer Gemeinschaft, liebevoll gepflegt in einem rundum erneuerten Haus, im grünen Zürcher Quartier Enge.

Alters- und Pf legeheim

Birkenrain Ein Zuhause für sinnerfülltes Leben im Alter Bellariastrasse 21 8002 Zürich sekretariat@birkenrain.ch 044 206 47 00 www.birkenrain.ch

37

Menschen an unserer Schule

Nicolas Zbinden (1935–2023)

Text: Cornelius Bohlen (Lehrer für Deutsch und Geschichte Rudolf Steiner Schule Zürich seit 1991, Schulleitung Atelierschule 2003–2023, Dozent am Seminar Atelierschule)

So nimmt er lächelnd Abschied vom geheimnisvollen Haus, das in den hohen Schattenhallen einen spätgeborenen Prinzen hütet, welcher kaum, mit seinen blassen Knabenaugen diese dunkle Lehre noch verstehen kann

Doch einmal, wenn er wiederkehret dieser Gast, und jener blasse Knabe wuchs zum Mann, dann weiset dieser lächelnd seinem Freund die Zeichen, die das Leben selbst erfand

Denn kein Geheimnis bleibt verschlossen in dem dunklen Raum, wenn sich der Mensch des Lebens Bilder deuten kann.1

Nicolas Zbinden wurde am 2. November 1935 nach der Schwester Nadja als zweites Kind des Maler-Ehepaares Fritz Zbinden und Hélene Amande-Zbinden geboren. Er wuchs auf dem Horgenberg auf, dem abgeschieden und reizvoll gelegenen Bauerngebiet zwischen Sihltal und Zürichsee mit Blick in die Alpen. Hier hatten die Eltern, die aus Basel mit Wurzeln im Bernbiet, Frankreich und Basel stammten und auf ihrem Lebensweg als freie Künstler vorher in Paris gelebt hatten, sich gerade mit bescheidenen Mitteln ein kleines, modernes Atelier- und Wohnhaus in kubischen Formen erbaut. Viele Jahrzehnte später wird das Leben Nicolas Zbinden wieder in dieses Atelierhaus führen. So manches in diesem besonderen Lebensgeschick verläuft zyklisch und wird auf neuen Bewusstseinsstufen wieder ergriffen.

38
Nicolas Zbinden beim Lithografieren Rudolf Steiner Schule Zürich

Der Bub besuchte die dörfliche Primarschule im nahe gelegenen Schulhaus Wührenbach auf dem Horgenberg. Anschliessend kam er von der 6. bis zur 10. Klasse an die Rudolf Steiner Schule Zürich, mit der die Familie in Verbindung stand. Der Vater hatte als junger Mann noch Vorträge von Rudolf Steiner gehört und 1921 in seinen Werdejahren als junger Maler zusammen mit dem 22-jährigen Curt Englert-Faye eine Fussreise quer durch Mittelitalien von Florenz nach Rom unternommen. Er lebte dann meist in Paris, Englert-Faye in Norwegen. Was da noch niemand wissen konnte, war, dass der junge Pädagoge und Historiker Englert-Faye wenige Jahre später nach Zürich kommen sollte, um hier 1926/27 zusammen mit dem Rechtsanwalt Hans Jenny und dem anthroposophischen Arzt Hans Werner Zbinden, dem Onkel von Nicolas Zbinden, die Rudolf Steiner Schule Zürich als freie Schule zu gründen, aufzubauen und zu leiten. Von 1933 bis in die 40er-Jahre unterrichtete der Vater auch einmal wöchentlich als Mal-, Zeichen- und Kunstlehrer an der Schule. So ging der junge Nicolas jeden Schultag zu Fuss allein die Hügel durch den Wald herunter nach Horgen und fuhr dann mit der Bahn nach Zürich, um an der Plattenstrasse die Rudolf Steiner Schule zu besuchen. An der Steinerschule beeindruckten ihn vor allem die Eurythmie bei Marguerite Lobeck und die Sprachgestaltung bei Berta Tappolet, die die meisten anderen Schüler einfach blöd fanden. Zugleich las er sich schon in diesen jungen Jahren mit grossem Interesse durch die Weltliteratur.

Im Anschluss besuchte er die Evangelische Lehranstalt Schiers im Prättigau. Von einem grossgewachsenen, emeritierten Lateinlehrer, der auf ihn wie ein «Riese» oder «Vulkan» wirkte, den er in einem kleinen Holzhäuschen aufzusuchen hatte und der in militärischer Haltung ankommende «Nichtskönner» musterte, wurde er eingeteilt:

«Vor dem Haus klemmte der Riese mich gewissermassen unter den Arm und führte mich den Hügel hinunter zur ‹Anstalt›. Dort stieg er, ohne ein Wort zu sagen, drei Treppen hoch bis zur Direktionsetage. Vor der Tür der Direktion drückte er auf einen Knopf und öffnete die Tür. Der Direktor sass an seinem Pult und schrieb, er hob den Kopf, als er uns eintreten hörte. Der Vulkan schob mich vor sich her, bis ich in der Mitte des Büros stand und sagte laut und deutlich: ‹Herr Direktor, ein Grieche!› Das also ist der wahre Anfang meiner griechischen Laufbahn.»

Er machte in Schiers die altsprachliche Matura. Auf seine Initiative hin belebte er hier das humanistische Schultheater, indem er den «Berner Totentanz» von Niklaus Manuel Deutsch und das Satyrspiel «Der Kyklop» von Euripides in eigener Bearbeitung als Regisseur zur Aufführung brachte. Erste Schultheaterspiele, denen in seinem Leben viele weitere folgen sollten.

In Nicolas Zbinden lebten sowohl ein starker malerisch-zeichnerischer Impuls, den er aus dem Elternhaus aufnehmen konnte und lebenslang ausübte, wie auch eine sprachlich-dichterische Ader, die sich im Theaterspielen, Unterrichten, in Rezitationen, Vorträgen und mannigfaltigen schriftlichen Arbeiten, Aufzeichnungen und Versuchen äusserte. Seine Persönlichkeit lebte in dem Element, dass die Steigerung der Materie zur Kunst uns zu wahren seelisch-geistigen Gehalten und moralisch-sozialem Wirken führt.

Nach der Matura brach er, wohl 1956, mit einer Freundin und einem Freund per Autofahrt quer durch den Balkan zu einer ersten Griechenlandreise auf. Hier begegnete er nicht nur der Antike des alten Hellas und den mystischen Geheimnissen des byzantinischen Christentums, sondern vor allem auch der heutigen griechischen Sprache und dem

mannigfaltigen Völkergemisch der Levante, dem er sich lebenslang verbunden fühlen sollte. Er studierte Geschichte, Germanistik, Byzantinistik und Archäologie in Zürich und Athen, u.a. bei dem streitbaren Historiker Marcel Beck und dem bekannten Literaturwissenschaftler Max Wehrli. Daneben erwarb er eine gründliche volkskundliche Bildung und wurde dabei von Arnold Niederer, der moderne Ansätze einer europäischen Ethnologie vertrat, gefördert. Hinzu kamen immer ein tiefes Interesse und intensives eigenständiges Studium der anthroposophischen Geisteswissenschaft Rudolf Steiners, insbesondere der Gebiete Pädagogik, Anthropologie, Christologie, Geschichte und Soziales. Hiermit war er in die Spannung zwischen einer weitgehend materialistischen Wissenschaft und den Anfängen des Bewusstseinsweges einer zukünftigen Geisteswissenschaft gestellt, die beide wiederum die Spannungen verschiedenster Denkrichtungen enthielten. Zbinden wollte beide Wege gehen, die äussere Tatsachenwelt, aber auch das Nichts des blossen Intellektualismus und den Inhaltsreichtum des anthroposophisch-geisteswissenschaftlichen Erkenntnisweges erfahren. Beide enthalten viele Anschlusswege –und ebenso viele Einsamkeiten.

Den Studienaufenthalt in Athen in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre finanzierte er erst durch Reiseführungen und später auch durch eine private Unterstützung von Max Iklé, Direktor bei der Schweizerischen Nationalbank, der bei diesem besonderen Schweizer Reiseführer – dem Studenten, der ungeahnte Dinge über geistige Realitäten der Tempelstätten, Mysterien und Götterwelten des antiken Hellas zu erzählen wusste –ein Buch darüber in Auftrag gab, das zudem mit Illustrationen des Vaters Fritz Zbinden zu versehen war. Es entstand 1959 als privates Exemplar und wurde dann erst mehr als drei Jahrzehnte später als Buch und eine Art

Literatur:

1 Aus dem Gedicht «Besuch in einem halbverlassenen Drusenpalast» von Nicolas Zbinden, Rhythmische Prosa.

In Memoriam Dr. Guido Mark-Roemer, 1965. – Der Verfasser konnte für diesen Nachruf verschiedene autobiografische Aufzeichnungen von Zbinden einsehen.

39

«Jugendsünde» publiziert2. Das Studium schloss er mit einer quellenreichen Dissertation über das Problem der Begegnungen von Franken, Griechen und Türken im ersten Kreuzzug ab, die 1975 publiziert wurde 3. Immer wieder beschäftigte ihn das Thema vom Verständnis und Unverständnis des westlichen und östlichen Europas, das die ganze Geschichte bis heute durchzieht.

Zugleich interessierte er sich weiter lebhaft vor allem für die Menschen im heutigen Griechenland und erlernte fliessend die neugriechische Sprache. Zwischen 1969 bis 1980 sammelte er mit seinem Studienfreund aus Athen, dem Philologen und Philosophen Vassilis Noulas, Volkserzählungen von Geistern und Schicksalsdämonen bei den Hirtenfamilien der unterdrückten lateinischen Sprachminderheit der Aromunen oder Kutzovlachen im thessalischen Dorf Gardiki und seiner

Umgebung. Sie wurden in einer philologisch und volkskundlich vorzüglichen und schönen Ausgabe, die getreulich die reale Erzählsituation dokumentiert, publiziert 4. Schon zuvor hatte Zbinden Sagen einer Erzählerin aus Danis in der Surselva Graubündens gesammelt und auf Deutsch und Romanisch ediert – ebenfalls mit Lithografien von Marianne Spälty versehen5

Ab 1960 begann Zbinden seine berufliche Tätigkeit als Mittelschullehrer. Er unterrichtete zunächst am Kantonalen Lehrerseminar Küsnacht in der Abteilung Oerlikon. In Freiheit gefördert unter anderen von dem Mathematiker Felix Kollä und dem Germanisten Hannes Maeder, erarbeitete er sich eigenständig aus seinen Studien und den pädagogischen Anregungen Rudolf Steiners eine Unterrichtspraxis im Sinne der ästhetischen Erziehung Schillers, die den Schülerinnen und Schülern tiefere

geistige Impulse in den geschichtlichen Tatsachen und literarischen Stoffen nahebrachte. Daneben führte er auch Reisegruppen des Schweizerischen Lehrervereins in Griechenland. 1971 holte ihn der Gründungsrektor Philipp Haerle an die im Vorjahr gegründete Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene (KME) auf den Schanzenberg bei den Hochschulen, an der er Hauptlehrer und Professor für Geschichte wurde und bis 2000 fast drei Jahrzehnte im Teilpensum unterrichtete. Als einzige Zürcher Schule für den zweiten Bildungsweg ermöglicht diese Schule vielen jungen Erwachsenen, die keinen Zugang zu einer höheren Schulbildung hatten, den Weg vom Berufsleben zur Matura und Hochschulbildung.

Überall, wo Zbinden studierte und unterrichtete, wurde Theater gespielt, immer mit künstlerischen Arbeitsgemeinschaften, musikalischen Kompo-

40
Fritz Zbinden, Bildnis Nicolas Zbinden, Öl auf Leinwand, um 1950 Rudolf Steiner Schule Zürich

sitionen, durchgestalteten Bühnenbildern und Kostümierungen. Mit der Neuen Studentenbühne Zürich inszenierte er u.a. das «Osterspiel von Muri», das «St. Galler Weihnachtsspiel» oder Marlowes «Tragische Historia von Doctor Faustus» mit viel beachteten Aufführungen im Grossmünster, Fraumünster oder am Theater am Neumarkt. Am Seminar Küsnacht u.a. einen mittelhochdeutschen «Parzival» und Stücke von Shakespeare, Lessing, Goldoni, Kazantzakis, Wilder, Mrozek oder auch ein von einem Schüler verfasstes Spiel. An der Kantonalen Maturitätsschule für Erwachsene u.a. das Marionettentheater-Projekt «Gilgamesch». Von den zahlreichen freundschaftlichen Beziehungen zu Künstlerinnen und Künstlern, die dabei entstanden, seien hier beispielsweise diejenigen mit der Musikpädagogin und Komponistin Maria Porten, dem Historiker und Lyriker Walter Studer oder dem Komponisten Ueli Stoller erwähnt. Viele Rezensionen der Zeit heben die besondere Leistung und eigentümlich berührende Ausstrahlung hervor, die Zbinden gerade mit dem Laientheater hervorbrachte, wenn es mit Spielfreude und strengem Ernst um die Darstellung überindividueller geistiger Inhalte rang.

Als Lehrer ging es Zbinden im Unterricht nie um das Wissen des bloss Literarischen oder einer toten Vergangenheit. Er ging von den Schülerinnen und Schülern als Menschen aus und wollte ihnen höhere Wahrbilder das menschlichen Lebens vermitteln, wie sie die Geschichte in ihren Ereignissen hervorbringt sowie Dichtung und Mythologie enthalten.

Er war überzeugt davon, «… dass die Zeugnisse der Vergangenheit und Zukunft im geistigen Sinne immer Gegenwart bleiben, weil wir alle diese verschiedenen Stufen der Vergangenheit und Zukunft in uns tragen. Erst wenn Geschichte wieder zur Vision, zur Sichtbarmachung der geistigen Kräfte wird, kann sie wieder eine moralische und menschenbildende Kraft werden, von der Begeisterung im wörtlichen Sinne ausgeht.»6

Nach seinem 35. Lebensjahr verinnerlichte und erweiterte der junge Mittelschullehrer seinen Wirkenskreis im Laufe der 70er-Jahre gleich um mehrere Schauplätze. Hinzugezogen von seinen Schulfreunden aus der Steinerschule, dem Physiker und Patentanwalt Reinhard Salgo und dem Geigenbauer Peter Wirth, begründete er 1972 mit ihnen die Freie Schulvereinigung Zürcher Oberland, die zum Träger des Aufbaues der selbstständigen neuen Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland in Wetzikon wurde. Die Schule wurde 1976 eröffnet und wuchs zur grössten freien und privaten Schule in Wetzikon heran. Hier wirkte er 25 Jahre im Vorstand des Schulvereines, begleitete den entstehenden Bau des beeindruckenden Bühnensaales und des Klassenzimmertraktes des mit ihm freundschaftlich verbundenen Architekten Walter Känel und impulsierte die entstehende Schulgemeinschaft mit Vorträgen, Lesegruppen und Theateraufführungen, u.a. das «St. Galler Weihnachtsspiel» und 1986 zur Eröffnung des Saales den Shakespeare’schen «Sommernachtstraum».

Dazu übernahm er ab 1974, als dringend Lehrer gesucht wurden, auch Unterricht an der Rudolf Steiner Schule Zürich in

Geschichte, Deutsch, im freien Religionsunterricht und als Klassenbetreuer an der oberen Stufe (9.–12. Klasse), aus der inzwischen die Atelierschule Zürich geworden ist. Für bescheidenes Entgelt, das sich heutige Lehrkräfte gar nicht mehr vorstellen können, unterrichtete er hier 21 Jahre lang bis 1995 neben zahlreichen originellen Lehrerpersönlichkeiten dieser Zeit wie Thomas Homberger, Robert Thomas, Junta Schütze, Werner Spalinger, Andreas Suchantke, Dorothee Waeger-Gossweiler und Helmut von Wartburg, um nur wenige zu nennen. An den Sonntagen praktizierte er in den damals noch gehaltenen Handlungen des freien, christlichen Religionsunterrichtes. Als Besonderheit unterrichtete er oft auch eine lebendige Epoche in altund neugriechischer Sprache mit den Klassenlehrpersonen in der 5. Klasse, die wenig mit den gewohnten waldorfpädagogischen Mustern für diesen Unterricht zu tun hatte.

Als Ende der 70er-Jahre Lehrerbildungskurse und ab 1980 ein berufsbegleitendes Lehrerseminar mit jeweils dreijährigen Kursen für die Rudolf Steiner Pädagogik an der Zürcher Steinerschule ins Leben gerufen wurden, wirkte er hier 25 Jahre als Dozent in der Lehrerbildung und Leitung dieses Seminars, das von vielen künftigen Lehrkräften von Steinerschulen besucht wurde. Jahrzehntelang arbeitete er in dieser Weise zugleich für drei Schulen und in der Lehrerbildung. Daneben hielt er Vorträge in anthroposophischen und öffentlichen Einrichtungen, beteiligte sich am Leben des inzwischen aufgelösten Pestalozzi-Zweiges der Anthroposophischen Vereinigung Schweiz und pflegte Beziehungen zu Persönlichkeiten der von Marie Steiner gegründeten Rudolf

Literatur:

2 Nicolas Zbinden, Griechenlandfahrt. Gedanken und Erinnerungen an klassische Stätten. Illustrationen von Fritz Zbinden, Zürich 1993.

3 Nicolas Zbinden, Abendländische Ritter, Griechen und Türken im ersten Kreuzzug (Zur Problematik ihrer Begegnung), Athen 1975.

4 Aromunische Hirtenerzählungen aus dem Pindusgebirge. Von Neraïden, Moïren, Dämonen, Drachen, Toten und Träumen. In Griechenland gesammelt, herausgegeben und übersetzt von Vassilis Noulas und Nicolas Zbinden. Mit Aquatinta-Radierungen von Marianne Spälty, Zürich 1981.

5 Geschichten aus dem Bündner Oberland. Deutsch und romanisch. Mitgeteilt von Rosalia Capaul. Mit zehn Original AquatintaRadierungen von Marianne Spälty. Herausgegeben von Nicolas Zbinden und Hans Caprez. Weiningen 1969.

6 Siehe Griechenlandfahrt, Vorwort, S. V.

41
Fritz Zbinden, Das Atelierhaus, Öl auf Pavatex, 1940

Steiner Nachlassverwaltung, die – ausgestossen und unabhängig von der organisierten Anthroposophie – die Aufgabe verfolgte, mit der Gesamtausgabe das geistige Vermächtnis Rudolf Steiners herauszugeben. Und er zeichnete und malte unaufhörlich: Landschaften, Figuren oder mythische Szenen, vor allem in Aquarell und Tempera, von kleinen Formaten bis hin zu manchen grossen Wandbildern. Oder er arbeitete an schriftlichen Ausführungen. Eine reiche und staunenswerte geistige und soziale Wirkensfülle ging von ihm aus.

1983 zog er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Renate Mauerhofer in das elterliche Haus auf dem Horgenberg. Sie stammte aus Wald im Zürcher Oberland, hatte bis 1977 21 Jahre in der Arzt-

praxis des Onkels Hans Werner Zbinden an der Plattenstrasse als Praxisassistentin gearbeitet und arbeitete sodann 23 Jahre als Sekretärin an der Zürcher Steinerschule. Mit ihrer aufrechten Ruhe war sie ihm der wichtigste und liebste Mensch: «Renate hat fast alles im zweiten Teil meines Lebens erst möglich gemacht. Ohne sie wäre ich wohl jämmerlich unter die Räder gekommen mit meinen Eigenheiten und Spezialitäten.» Das Atelierhaus auf dem Horgenberg beherbergte den künstlerischen Nachlass der Eltern. Zbinden veranstaltete hier nun viele Jahre lang, mit der Unterstützung von Renate Mauerhofer und dem Buchhändler und Antiquar Leonidas Sakellaridis, gastfreundliche Ausstellungen von Künstlern aus der Region Zimmerberg und Zürichsee. Für Leonidas

Sakellaridis, dessen Eltern als Migranten aus dem griechischen Thessalien in Zürich arbeiteten und der mit zwanzig Jahren nach seiner Berufslehre um 1980 orientierungslos in der Welt stand, wurde er eine Art freundschaftlicher Ziehvater. Diese neben den beruflichen Aufgaben an mehreren Schulen betriebene Ausstellungsaktivität mündete 1990 in die Gründung der heutigen Kunststiftung Zürichsee und ihren Ausstellungen in der Villa Seerose in Horgen, für die er zwölf Jahre das Präsidium ausübte.

Ab 1990 engagierte sich Zbinden zugleich für ein neues Wirkensfeld wiederum in Griechenland. Mit Kursen und Hilfen unterstützte er in Athen, Galaxidi und bei Pylos ein Jahrzehnt lang heil-

44
Nicolas Zbinden, Serkan, Aquarell, 1991 Rudolf Steiner Schule Zürich

pädagogische und sozialtherapeutische Initiativen für Menschen mit Beeinträchtigungen im Sinne der anthroposophischen Sozialtherapie, mit der Zeit besonders in Zusammenarbeit mit der aus der Schweiz stammenden und in Dänemark lebenden Sozialpädagogin Elsa Wohlwend. Auch wenn deren letztere Initiative trotz tatkräftigem Engagement zum Aufbau einer Pflegestätte an familiären Wirren und den herrschenden sozialen Verhältnissen in Griechenland scheitern sollte, wurde gewiss ein Keim für die Zukunft gelegt.

Nach seiner stufenweise um das Jahr 2000 angetretenen Pensionierung ordnete er neben anderen Aktivitäten vor allem den Nachlass des Vaters. Er sorgte dafür, dass dessen Leben und Werk 2010 in einem schönen Bildband von Mathias Fischer publiziert wurde, wobei er selbst einen Beitrag mit Erinnerungen zum künstlerischen Weg der beiden Eltern verfasste 7

Ich erlebte Nicolas Zbinden in zahllosen vielstündigen Lehrerkonferenzen in der Zürcher Steinerschule, beteiligte mich mit ihm an Kursen über Goethes Farbenlehre und Erkenntnistheorie im Lehrerseminar oder an der KME, besuchte Vorträge und durfte oft bei dem Freund und Renate Mauerhofer auf dem Horgenberg zu Gast sein. In den Konferenzen zeichnete und malte er fast immer, während andere redeten. An

den Menschen, ob SchülerInnen aus dem Unterricht oder im Kollegium, nahm er starken seelischen Anteil. Bei manchen Spaziergängen auf dem Horgenberg erörterte man öfter die merkwürdigen Geschicke des Werkes und Nachlasses von Rudolf Steiner. Über Schule, Geschichte oder Anthroposophie kam man immer direkt mitten in die Tiefen und Untiefen der Sache, jenseits des üblichen oberflächlichen Geredes. Zbinden hatte ein scharfes Urteilsvermögen, das er direkt und pointiert äussern konnte, seine Betrachtungen waren immer erlebt, wurzelten in menschlichen Begegnungen, Studien und Lebenserfahrungen und waren in ein breites, humorvolles Betrachten des menschlichen Lebens getaucht.

Ob er studierte, unterrichtete, Reisen führte, Theaterspiele leitete, lehrte, malte, Volkssagen hörte, publizierte, sich in die Forschungen Steiners über den Christus-Geist und die Evangelien oder Schicksalsprüfungen des Odysseus in griechischer Sprache vertiefte, Reiseschilderungen verfasste – immer wogten Bilderwelten in ihm und immer erstrebte die Individualität von Zbinden in ihrem Lebensweg in freier Menschlichkeit das Erkennen, Ausdrücken, Deuten, Erschaffen von Wahrbildern, das bewusste und aktive Anschauen des höheren Geistigen, dessen Präsenz uns Menschen Welt und Leben erst verständlich werden lässt.

Literatur:

7 Mathias Fischer, Fritz Zbinden. Ein Malerleben 1896–1968, Zürich 2010.

Seit 2018 lebten Nicolas Zbinden und Renate Mauerhofer im Altersheim Sonnengarten in Hombrechtikon. Am 20. Oktober 2023 besuchte Zbinden voller Vorfreude eine grosse Eurythmieaufführung des «Sommernachtstraums» vom Schweizer Jugend Eurythmie Festival im Saal der Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland, dessen Aufführung er 1986 an demselben Ort zur Eröffnung des Saales geleitet hatte. Kurz darauf fiel er schlagartig um und starb später noch an demselben Abend, um in jene Welten einzugehen, die in anderer Weise auf dem Erdenplan immer gegenwärtig sind und von denen Schillers Verse sprechen:

Dein Wissen teilest du mit vorgezognen Geistern,

Die Kunst, o Mensch, hast du allein. Nur durch das Morgentor des Schönen Drangst du in der Erkenntnis Land.

Unter Anteilnahme vieler Freunde aus Nicolas Zbindens weiten Lebenskreisen fand am 26. Oktober die Abdankungsfeier im Krematorium Rüti statt. Einige Tage später wurde die Urne bei strahlender Novembersonne auf dem Friedhof im Dorfzentrum von Horgen in die Erde gesetzt.

45

Mit Neugierde und Experimentier-

Ernährungskunde und Kochunterricht in der 7. Klasse

Text: Anja Tanner (Biologin, Köchin und Lehrperson für Kochunterricht und Ernährungskunde)

Nach der Gesamtprobe des Weihnachtsoratoriums schlendere ich zur Tramstation und treffe auf Oberstufenschüler, die sich gerade ihr Mittagessen gekauft haben: Red Bull und Gummifröschli! Ich mache eine Bemerkung darüber, wie gut sie in der Ernährungslehre aufgepasst haben; wir lachen und ich gehe weiter, innerlich bin ich sehr gespalten: Einerseits sollen sie selbstverständlich ihre Zuckermahlzeit geniessen – kein Problem! Die jungen Körper stecken vieles weg, vor allem solange es Ausnahmen bleiben. Andererseits ist der Konsum von übermässigem Zucker und schnell verfügbaren Kohlenhydraten (wie Weissbrot, weissen Teigwaren, weissem Reis etc.) ein weit verbreitetes Problem, das zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen kann: darunter Übergewicht, Typ-2Diabetes, Herzkrankheiten und nicht zuletzt Karies. Die meisten Krankheiten treten erst mit zunehmendem Alter auf (wobei sich die Altersgrenze immer weiter nach unten verschiebt), aber halt vom Lebensalter und damit der Wahrnehmung der Jugendlichen unendlich weit entfernt.

Die Bewusstseinsbildung darüber, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung ist, sollte mit der ersten Mahlzeit des Tages beginnen: dem Frühstück. Ein ausgewogenes, zuckerarmes Frühstück mit (Vollkorn-)Brot oder Frühstücksflocken, Milchprodukten und Früchten liefert die nötige Energie, ohne den Körper mit leeren Kalorien zu belasten. Untersuchungen zeigen, dass NichtFrühstückerInnen eher zu Übergewicht neigen und dass Schulkinder sich deutlich besser konzentrieren können, wenn sie gefrühstückt haben. Dabei scheint es gar nicht so wichtig zu sein, wie gross das Frühstück ausfällt. Hauptsache ist, dass man nicht mit leerem Magen in den Tag startet. Schade, dass etwa die Hälfte unserer OberstufenschülerInnen ohne Frühstück das Haus verlässt.

Aus dem Schulleben
freude:
46
Rudolf Steiner Schule Zürich

Den SchülerInnen solche Zusammenhänge aufzuzeigen, ohne dabei zu sehr mit dem warnendem Zeigefinder zu wedeln, ist eine Gratwanderung – möchte ich doch im Kochunterricht gleichzeitig die Neugierde und die Experimentierfreude wecken. Die Freude am Kochen zu entdecken, ist nicht nur ein Weg zu einer gesünderen Ernährung, sondern kann auch dazu beitragen, das Bewusstsein für den Umweltschutz zu schärfen. Durch die Auswahl von Zutaten, die umweltfreundlich produziert werden bzw. möglichst regional angebaut werden, und durch die Reduzierung von Lebensmittelabfällen kann jeder Einzelne einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Die Wahl von saisonalen und regionalen Produkten unterstützt nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern trägt auch zum Umweltschutz bei. Produkte, die ausserhalb ihrer natürlichen Wachstumsperiode oder aus entfernten Ländern importiert werden, haben oft eine höhere ökologische Belastung. Durch die Bevorzugung von Lebensmitteln, die in der Nähe angebaut werden und deren Anbauzeiten entsprechen, lassen sich der Transportaufwand und damit

die Umweltbelastung minimieren. Zudem ermöglicht das Kochen zu Hause, genau zu kontrollieren, was auf den Teller kommt, und fördert die Verwendung von frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln.

Zurück in der Schule wartet eine Gruppe von 7.-KlässlerInnen auf mich. Heute steht anstelle von «trockener» Ernährungslehre Kochen für die Schulgemeinschaft auf dem Unterrichtsplan. Begeistert werden Äpfel in kleine Stückchen geschnitten. Es soll Apfelkuchen zum Dessert für alle 120 EsserInnen der Schulgemeinschaft geben. Immer wieder wandern Stückchen in den Mund anstatt in die Schüssel ... aber auch das ist gewollt. Denn das Naschen ist ansteckend, und plötzlich werden neue Obst- und Gemüsesorten probiert und teilweise sogar als gut empfunden!

Die Rückmeldung einer 7.-Klässlerin, sie esse jetzt zur Freude ihrer Eltern mehr Äpfel als früher, freut natürlich auch mich.

Eine andere Gruppe schneidet Zwiebeln in Ringe. Sie leiden zwar und tauschen eifrig Tipps gegen tränende Augen aus (Taucherbrillen, Nasenklammern, Schluck Wasser im Mund), aber an Aufgeben denkt niemand! Im Nu ist die Zeit verflogen: Äpfel, Kartoffeln, Zwiebeln und Salat für das Mittagessen sind gerüstet, und die SchülerInnen gehen zufrieden in den Unterricht zurück. Später wartet ein Blech warmer Apfelkuchen auf sie.

Die Flut an Informationen über Ernährung ist überwältigend, und widersprüchliche Ratschläge können Verwirrung stiften über das, was wirklich gesund ist. Umso wichtiger ist es, bei den Jugendlichen Interesse an der Thematik zu wecken und ihnen gleichzeitig einige Fakten mit auf den Weg zu geben – und nicht zu vergessen: Freude an schönen Nahrungsmitteln und gutem Essen zu vermitteln. Denn was gibt es Schöneres, als gemeinsam ein feines Essen zu kochen und dann in geselliger Runde zu geniessen? Manchmal gelingt das sogar im Kochunterricht: Wenn beim Essen die Zeit keine Rolle mehr spielt und die Gesprächsthemen immer spannender werden.

Hier noch zwei Lesevorschläge für Interessierte zum Thema Ernährung:

«Der Ernährungskompass» von Bas Kast

Bas Kast ist ein bekannter Autor und Wissenschaftsjournalist. Sein Buch bietet wissenschaftlich fundierte Einblicke in die Auswirkungen unserer Ernährungsgewohnheiten auf Gesundheit und Umwelt.

«Ist essen gesund? Dichtung und Wahrheit – leicht verdaulich» von Beatrice Conrad Frey & Hugo Saner

Wer weniger Zeit oder Lust zu lesen hat, erhält mit diesem dünnen Bändchen eine kurze, wissenschaftlich verankerte Zusammenfassung zum Thema «Gesunde Ernährung».

47

Ein fester Bestandteil der

in der 9. Klasse

Text: Sibylle Rohdich (Fachlehrerin für Deutsch und Kunstgeschichte)

Die SchülerInnen der 9. Klasse geben mit ihrer Abschlussarbeit einen Beweis für ihre Kompetenzen ab und dokumentieren, dass sie unter Begleitung durch eine Betreuerin oder einen Betreuer eine eigenständige Projektarbeit mit einem theoretischen und einem praktischen Teil gestalten können. Die SchülerInnen bestimmen ein Thema und suchen sich im Kollegium der RSS Zürich eine Betreuerin oder einen Betreuer aus. SchülerIn und BetreuerIn vereinbaren gemeinsam den Verlauf der Zusammenarbeit. Die mündliche Präsentation der Abschlussarbeit vor den Eltern, MitschülerInnen und BetreuerInnen ist der Abschluss der Projektarbeit. Die Dokumentationen und praktischen Arbeiten werden ausgestellt. Arbeiten in Form künstlerischer Darbietungen werden an der Präsentation zur Aufführung gebracht.

«Eine sehr anspruchsvolle und stressige Zeit» – so fasst ein Schüler seine Erfahrung mit der 9. Klass-Arbeit zusammen. Tatsächlich erfordert dieses Projekt Eigeninitiative und Selbstständigkeit, sowohl bei der Wahl des Themas als auch beim Schreiben und Präsentieren der Arbeit. Da es dabei einen theoretischen und einen praktischen Teil gibt, werden bei den SchülerInnen unterschiedliche Kompetenzen abgeholt. Dem einen Schüler fällt der praktische Teil leicht, einer anderen Schülerin eher der theoretische Teil.

Wer als Elternteil oder Lehrperson einmal einem Präsentationsabend beiwohnen durfte, erlebt die SchülerInnen als sehr eigenständige Persönlichkeiten mit beeindruckenden Fähigkeiten, die sie selten so im Unterricht zeigen können. Die eigenständige Wahl eines Themas ist eine neue Freiheit, die die Jugendlichen gerne ergreifen. Dies zeigt sich auch in den folgenden, von SchülerInnen verfassten Texten. Die verfügbare Zeit von circa zwei Monaten unterschätzen die Jugendlichen oft, sodass es gerade zum Ende hin stressig wird. Insgesamt wird die selbstständige Arbeit unter der

Leitung eines Mentors bzw. einer Mentorin als sehr erfüllend erlebt.

Als Lehrperson möchte ich die Präsentationsabende nicht missen, an denen die SchülerInnen dem Publikum einen wunderbaren, kurzweiligen Einblick in ihre noch wachsenden Fähigkeiten bieten.

Eine Auswahl an persönlichen Erfahrungsberichten:

«Als ich das Thema meiner 9. KlassArbeit wählen musste, wollte ich anfangs ein Experiment machen, wozu ich vorhatte, vier oder fünf Nächte nicht zu schlafen. Doch daraufhin haben mir viele gesagt, dass ich das besser lassen solle. Es sei für die Gesundheit nicht gut. Also musste ich ein neues Thema finden. Ich habe mich dann ziemlich schnell für den Tanz entschieden. Als ich das meiner Mutter erzählte, fand sie es eine gute Idee und meinte, unsere Nachbarin, die eine Tanzausbildung hat, könne meine Betreuerin sein.

Ich hatte wirklich Probleme, mit der Arbeit zu beginnen. Es schien so viel Arbeit zu sein. Ich wusste nicht, wie ich

Die individuelle
Aus dem Schulleben
Waldorfpädagogik:
Projektarbeit
48
Zürich
Rudolf Steiner Schule

anfangen sollte. Dazu kam noch, dass ich nicht mit einem Computer umgehen, geschweige denn tippen konnte. Die Choreographien meiner Tänze für den praktischen Teil waren hingegen kein Problem für mich. Ich hatte mir schon ziemlich genau vorgestellt, wie alles werden sollte. Es machte mir viel Spass. Den Teil, den ich jedoch am meisten unterschätzt hatte, war die Präsentation. Ich dachte mir, dass das doch nicht so schwierig sein könne: Ich stelle mich einfach dort vorne hin und rede ein bisschen über meine Arbeit. Es stellte sich doch heraus, dass alle anderen ihre Präsentation voll professionell gemacht hatten und ich mit meinen last minute gekrakelten Kärtchen ziemlich dumm dastand. Zudem funktionierte auch die Technik nicht. Es war mir in dem Moment unendlich peinlich, und ich hätte das Ganze am liebsten abgebrochen. Ich habe es aber überlebt. Das war eine interessante Erfahrung für mich.»

Janina, 9. Klasse

«Eines der prägendsten Ereignisse dieses Jahres war die 9. Klass-Arbeit. Glücklicherweise war es für mich aus verschiedenen Gründen ein sehr positives Erlebnis. Ich habe mich in meiner theoretischen Arbeit den neuro- und verhaltenspsychologischen Phänomenen gewidmet, die aus den klugen Strategien der Softwareentwickler entstehen. So habe ich zum Beispiel erfahren, dass die sogenannten «Snapchatstreaks», die auch zu meinem Alltag gehören, mit einem Grundinstinkt aus alten Zeiten zusammenhängen. Bei der praktischen Arbeit wollte ich mir mein Wissen zunutze machen, das ich mir durch meine Faszination für das Programmieren erarbeitet habe, und eine eigene App programmieren. Dies war eine tolle Erfahrung, weil sich mir ein gänzlich neues Feld eröffnete und ich eine neue Programmiersprache lernte. Mit den Mitteln des Internets gelang mir dies ohne externe Hilfe. Auch dies war ein positiver Aspekt dieses Projektes: So selbstständig und frei zu arbeiten, hat mir Spass gemacht. Und ich hoffe, es noch oft an dieser Schule tun zu können.»

Ruben, 9. Klasse

«Die 9. Klass-Arbeit fand ich sehr lehrreich, da man sehr selbstständig arbeiten musste. Man überwindet seine Ängste, da man vor vielen Eltern die Arbeit präsentieren muss.

Die Schwierigkeit bei meiner Arbeit war das Schneidern des Kleides, das ich allein genäht habe. Ich war sehr froh, dass ich bei meinem schriftlichen Teil eine Betreuerin hatte, die mir sehr geholfen hat – sowohl bei der Arbeit als auch bei der Präsentation.

Ich bin sehr zufrieden mit dem Endprodukt und werde mich sicher noch mehr mit dem Thema befassen.»

Riva, 9. Klasse

«Bei meiner 9. Klass-Arbeit habe ich ein Kochbuch gestaltet, für das ich Rezepte aus aller Welt gekocht habe. Ich habe so das Kochen noch besser kennengelernt. Auch fände ich es toll, wenn wir öfters solche Projekte wie die 9. Klass-Arbeit machen könnten. Es war zwar sehr anstrengend, hat mir aber auch viel Spass gemacht. Es war ausserdem toll zu sehen, wie ich immer weiter vorangekommen bin. Beim Schreiben der Arbeit hat mich meine Betreuerin sehr unterstützt.»

Lucas, 9. Klasse

49

Aus

Rückblick auf den Weihnachtsbazar am 2. und 3. Dezember 2023

Text: Gabi Perels (Mitglied des Bazarkomitees)

Pünktlich zu unserem Weihnachtsbazar begann es, zu schneien, und verpasste so unserem Schulareal die perfekte Weihnachtskulisse! Das Schulhaus wurde am Freitagnachmittag durch die SchülerInnen beider Schulen (ATS und RSSZ), die Eltern, die Lehrpersonen und den Hausdienst in einen wunderschönen Weihnachtsbazar verwandelt.

Am Samstag und Sonntag gab es dann wie immer ein sehr breites Angebot für die kleinen und grossen BesucherInnen des Weihnachtsbazars. Für die Kleinen wurden die Tischpuppenspiele «Der süsse Brei» und «Die Prinzessin aus der Flammenburg» aufgeführt. Sehr beliebt war auch der dunkle Hexenwald der 4. Klasse, in dem die Kinder von Gretel und Hänsel zum Hexenhaus geführt werden. Dann konnten aber die Kinder auch selbst aktiv werden: im Spielzimmer, am Basteltisch, beim Glasperlenstand, beim Lebkuchenverzieren oder beim Kerzenziehen! Sehr begehrt war das Kinderschminken, das dieses Jahr neu angeboten und aufgrund der wunderschönen Motive auch rege genutzt wurde. Und wie immer überaus beliebt bei den Kindern war die Tombola der 6. Klasse, die dank grosszügiger Spenden aus dem Einzelhandel einen gefüllten Gewinntisch anbieten konnte.

Die schon etwas grösseren Kinder und erwachsenen Besucher konnten im Kranzatelier ihre Adventskränze selbst binden und in eine wunderbar stille und stimmungsvolle Atmosphäre eintauchen. Wie im letzten Jahr gab es auch die Möglichkeit, sich professionell fotografieren zu lassen oder eine Weihnachtswelt selber zu kreieren.

Für alle Besucher gab es ein vielfältiges Angebot an den Marktständen mit Handarbeiten: selbstgenähte Puppen und Stofftiere, Weihnachtsschmuck, verschiedenste gefilzte Werke, Strickwaren für Gross und Klein, handgefertigte Seifen, verschiedene Duftprodukte,

genähte Accessoires, handgezogene Bienenwachskerzen, Adventskränze und Misteln, selbstkreierten Schmuck, Upcycling-Kinderkleider sowie Hübsches und Nützliches aus Ton.

Traditionell gab es wieder ein riesiges Angebot an Mineralien, Schulmaterial, Alles zu Musik im Musikantiquariat, Verschiedenes aus Torffasern, neue Bücher, alte Bücher im Bücherantiquariat, Secondhand-Kleider in der Kleiderbörse und alles nur Erdenkliche im Flohmarkt.

dem Schulleben
50
Rudolf Steiner Schule Zürich

Darüber hinaus gab es noch viele kulinarische Stände, an denen man Guetzli, Konfitüren, Honig, Tomatensaucen, Brot und vieles mehr einkaufen konnte. Auch für das leibliche Wohl am Bazar war ausreichend gesorgt: Es wurden Raclettebrote, Pizza, Crêpes, Pilze, Berliner, Würste, Waffeln, Hotdog, ein warmes Menu im Restaurant und viele leckere Kuchen und Kaffee im «Kaffistübli» angeboten.

Obwohl unzählige Hände unermüdlich mitangepackt haben, um den Bazar zu realisieren, fehlten da und dort Menschen, die unterstützten. Der Bazar ist ein sehr grosser Anlass für unsere Schule, weshalb er viel Mithilfe erfordert. Es sind alle (ehemalige Schüler, ehemalige Eltern, Freunde der Schule etc.) herzlich eingeladen, mitzuhelfen.

Wenn jemand gerne Hand- oder Holzarbeiten oder Anderes für den Bazar herstellen oder sich anderweitig für den Bazar engagieren möchte, kann er bzw. sie sehr gerne per Mail über bpurainer@ steinerschule-zuerich.ch mit dem Bazarteam Kontakt aufnehmen.

Ein grosses Dankeschön allen Helfenden, den Mitgliedern des Bazarteams, den SchülerInnen beider Schulen, der Schulleitung der Atelierschule Zürich und den MitarbeiterInnen der ImmoRSS, die dieses kleine Wunder möglich gemacht haben, und selbstverständlich auch allen BazarbesucherInnen!

Bis zum nächsten Bazar! Euer Bazarteam

Termin: 23. & 24. November 2024

2024
Bazar
Neuer
51

Uns erwarten spannende, zukunftsweisende Aufgaben Aus

Text: Yvonne Stemmle (Leitung Öffentlichkeitsarbeit Schulverein, Mitglied des Vorstandes)

An der letzten ordentlichen Mitgliederversammlung am 22. November 2023 standen die Finanzen unserer Schule, die Schulraumentwicklung und die Wahlen des Vorstandes im Zentrum.

Othmar Schäublin, Mitglied des Vorstandes und Delegierter des Vorstandes im Stiftungsrat der Immobilienstiftung (ImmoRSS), informierte über den aktuellen Stand der Schulraumentwicklung mit Bezug auf seine Ausführungen im Rechenschaftsbericht 2022/23. So wird das Kinderspital Zürich 2025 beginnen, seine Tätigkeiten in den Neubau im Balgrist-Quartier zu verlegen. Das Grundstück an der Ecke Bungertwies und Dolderstrasse, auf dem sich das Kinderspital heute befindet, gehört dem Kanton Zürich und konnte von der ImmoRSS im Baurecht von der EleonorenStiftung übernommen werden. Die denkmalgeschützte Villa auf diesem Grundstück, in der sich heute Schulungsräume befinden, ist ebenfalls 2025 verfügbar. Das heutige psychosomatische Therapiezentrum, das Gebäude in L-Form, kommt im Jahr 2030 dazu.

Aufgrund dieser Ausgangslage wurden die beiden Schulen (Rudolf Steiner Schule Zürich und Atelierschule) aufgefordert, konkret ihre Bedürfnisse zu formulieren und die entsprechenden Schulräume zu definieren. Das Kollegium der RSS Zürich

hat in einer Klausurtagung Zukunftsarbeit geleistet, die pädagogischen Konzepte und Visionen überarbeitet sowie entwickelt und aufgrund der Ergebnisse einen Raumplan erstellt. In beiden Schulen wurden Gremien gebildet, die sich mit Unterstützung von Architekten aus dem Vorstand und der Elternschaft weiter mit diesem Thema auseinandersetzen. Acht Workshops unter Beteiligung der Verantwortlichen beider Schulen und Vorstände sowie den Stiftungsratsmitgliedern der ImmoRSS fanden zum Thema Raumnutzung bisher statt.

Nach dem Bericht von Othmar Schäublin gaben Thomas Schmid (Quästor) und Stefan Eugster Stamm (Schulleitung) Einblick in die finanzielle Situation der Schule (siehe hierzu den Artikel «Stürmische Gewässer» in der Rubrik «Im Fokus»).

Nach den Finanzberichten wurden die Engagements im Vorstand von Clea Gross, Lukas Schwaiger und Matthias Jordi gewürdigt. Mit Clea Gross, Matthias Jordi und Lukas Schwaiger sind drei

dem Vorstand
Carmelo Schumacher, Beisitzer Othmar Schäublin, Beisitzer Thomas Schmid, Quästor
52
Philipp Boenigk, Beisitzer Rudolf Steiner Schule Zürich

langjährige Vorstandsmitglieder zurückgetreten. Das über 17 Jahre andauernde Engagement von Clea Gross wurde besonders gewürdigt.

Zur grossen Freude des Vorstandes konnten drei neue Kandidaten gewonnen werden: So wurden Yvonne Stemmle, Philipp Boenigk und Carmelo Schumacher neu in den Vorstand gewählt. Othmar Schäublin, Thomas Schmid und Jon Turnes stellten sich zur Wiederwahl und wurden bestätigt. Othmar Schäublin

und Jon Turnes stehen so für eine letzte Amtsperiode zur Einarbeitung der neuen Vorstandsmitglieder zur Verfügung; sie werden allerdings, wie bereits mitgeteilt, auf Ende des neuen Amtsjahres zurücktreten. Hier müssen somit zwei weitere Personen für den Vorstand gefunden werden.

Für das Mandat der Elternbeitragskommission (EBK) stellten sich Matthias Jordi und Flavio Battaini zur Wiederwahl und wurden im Wahlgang bestätigt.

Thomas Schmid, Quästor des Schulvereines, stellte sich zur Neuwahl als Mitglied der EBK und wurde für diese Aufgabe gewählt.

Es stehen – nicht nur mit der Schulraumentwicklung – weitreichende und wichtige Entscheidungen bevor, und es bleibt weiterhin sehr wichtig, dass sich sowohl die Eltern der Schule als auch die Mitglieder des Schulvereines in der Gemeinschaft engagieren.

Du kannst uns ganz konkret dabei unterstützen:

Kontakt: ebk@steinerschule-zuerich.ch

Werde
Öffentlichkeitsarbeit! Werde
Mitglied in der AG Kommunikation &
Mitglied in der AG Fundraising! Werde Mitglied im Vorstand!
Jon Turnes, Präsident
53
Yvonne Stemmle, Aktuarin

Ihr Partner für erfolgreiche Marketingprojekte

Die Leserinnen und Leser von SPEKTRUM kennen uns – die Prowema GmbH – seit vielen Jahren als Druck- und Distributionspartner «nur» aus dem Impressum. In dieser Ausgabe möchten wir uns Ihnen gerne mit all unseren Facetten vorstellen: Unsere Kernkompetenz ist die Produktion von Werbemitteln, Textilien und Mailings. Dabei haben wir nur ein Ziel vor Augen: Ihren Projekten zum Erfolg zu verhelfen. Als Ihre rechte Hand stehen wir Ihnen bei der Beratung und Realisation mit langjähriger Erfahrung und einem dichten Netzwerk an kompetenten Spezialisten zur Seite. Unser modulares Konzept ermöglicht es Ihnen, genau die Leistungen auszuwählen, die für Ihre Projekte relevant sind.

WAS ZEICHNET UNS AUS?

Wir sind Produktionsdienstleister, Berater, Coaches und Datenmanager. Picken Sie aus unserem breiten Leistungsspektrum genau jene Kompetenzen heraus, die auf Ihr Projekt zugeschnitten sind. So bezahlen Sie nur für das, was Sie wirklich benötigen und haben die Sicherheit, dass Ihr Projekt schlank und rank vorangetrieben wird.

WAS BIETEN WIR?

Von der Recherche über die Entwicklung bis hin zur Realisation: Wir bieten Ihnen ein umfassendes und integriertes Leistungsspektrum aus einer Hand.

BERATUNG

Profitieren Sie von unserer profunden Marktkenntnis und lassen Sie sich von unserem Expertenteam beraten. Wir unterstützen Sie bei der Marktanalyse, weisen auf relevante Entwicklungen hin, evaluieren Optionen und Alternativen, klären Machbarkeiten und helfen, die besten Lösungen zu finden. Unser Ziel ist es, selbst aussergewöhnliche Projekte innerhalb Ihres Budgets und Zeitrahmens zu realisieren.

REALISATION

An der Schnittstelle zwischen Auftraggeber und Druckerei bieten wir umfassende Kompetenzen in Offset-, Digital- und Siebdruck, spezielle Verarbeitungstechniken sowie Aufgaben im Bereich Lettershop. Dabei koordinieren wir alle Aspekte Ihres Projekts und optimieren die Zusammenarbeit zwischen Spezialisten wie Reinzeichnungs- und Bildbearbeitern, Kundenberatung und Etat-Verantwortlichen. Professionelles Time-Management, akribische Qualitätsüberwachung und laufende Budgetkontrollen sind für uns das A und O, um den Bedürfnissen von heute und morgen gerecht zu werden.

DATEN & SICHERHEIT

Die Digitalisierung ermöglicht eine individuelle Gestaltung der Werbemittel, die vor kurzem noch undenkbar war. Dabei gewinnt die Integration sensibler Daten, sei es für Adressaufdrucke, Logos, Brieftexte oder QR-Codes zunehmend an Bedeutung. Mit unserer umfangreichen Erfahrung navigieren wir Sie sicher durch den Datendschungel und bestimmen die passenden Formate für Ihre Werbemittel. Vertraulich bereiten wir Ihre Daten für die Produktionsschritte auf und unterstützen Sie aktiv bei der Realisation Ihrer Projekte.

360° um die Schule
54
Rudolf Steiner Schule Zürich

SIE ANPACKEN?

Die nebenstehende Übersicht vermittelt Ihnen einen ersten Eindruck über unser breites Kompetenzspektrum. Gerne stellen wir Ihnen unsere Produktpalette Punkt für Punkt persönlich vor und zeigen Ihnen anhand konkreter Beispiele, wie Sie von unserer Vielseitigkeit profitieren.

WAS SAGEN UNSERE KUND:INNEN?

«Ich arbeite seit 2017 mit Prowema, fühle mich durch ihre Unterstützung sehr gut aufgehoben und kann mich voll und ganz auf meine Kernaufgaben konzentrieren. Prowema sucht für unsere Projekte aus ihrem grossen Netzwerk den optimalen Produktionspartner, sei es in der klassischen Printpro duktion oder auch crossmedial (wie z.B. Print in Kombination mit Landingpage).»

René Hofmann, Head of Marketing,

PACKAGING MAGAZINE,

MAILINGS, LETTERSHOP

BRIEFSCHAFTEN

KUNDENKARTEN

DIE CLIMATEPARTNERZERTIFIZIERUNG: EIN NEUES LEVEL IM KLIMASCHUTZ

Klimaschutz liegt uns am Herzen, da wir Verantwortung dafür tragen, unseren Planeten auch für gende Generationen bewohnbar zu halten.

Prowema ist ClimpatePartner-zertifiziert, das bedeutet: Wir haben unsere Treibhausgasemissionen berechnet, Reduktionsziele definiert, setzen Reduktionen kontinuierlich um und finanzieren Klimaschutzprojekte.

Mit dem Label ClimatePartnerzertifiziert und der zugehörigen Climate-ID-Webseite kommunizieren wir transparent über diese Schritte im Klimaschutz.

WAS
DÜRFEN WIR FÜR
PROFIT ORGANISATIONEN AKTIV FÜR GUTE ZWECKE POS GESCHÄFTSBERICHTE
NON
PLAKATE, OUT OF HOME
BR O SCHÜREN, FLYER 56
Rudolf Steiner Schule Zürich

TEXTILIEN

VEREDELUNGEN

WAS DÜRFEN WIR FÜR SIE EINPACKEN?

Auch für ungewöhnliche Anliegen und Projekte haben wir ein offenes Ohr. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und lassen Sie sich unverbindlich beraten. Gerne beantworten wir Ihre Fragen im persönlichen Gespräch und präsentieren Ihnen unsere Leistungen.

Urs Häfliger, Stephanie Büsser, Mario Holenstein

Prowema GmbH

Girenbadstrasse 4

CH-8418 Schlatt ZH

T: +41 (0)44 950 28 21 info@prowema.ch

57

Spirituelle Biographiearbeit

Einführungskurse

Grundkurse

Ausbildung

biographiearbeit-zuerich.ch

grundsätzlich ganzheitlich

365 Tage offen von 8-20 Uhr

St. Peterstr. 16 | 8001 Zürich | 044 211 44 77 www.stpeter-apotheke.com

ANTHRO ZÜRICH

Netzwerk anthroposophischer Arbeitsfelder im Raum Zürich

Der Marktplatz für anthroposophische Initiativen und Organisationen

→ Veranstaltungskalender

→ Anbieter finden

→ eigene Angebote aufschalten

Auf dem Laufenden bleiben? Newsletter abonnieren!

www.anthrozuerich.ch/newsletter

Vertraue deinem Lebensweg
Wir sind für Sie da.

Impressum

Spektrum

Die Mitteilungen der Rudolf

Steiner Schule Zürich Frühling / Sommer 2024

Herausgeber

Rudolf Steiner Schule Zürich & Freie Schulvereinigung In Memoriam Walter Wyssling

Plattenstrasse 37, 8032 Zürich

Telefon 043 268 20 40 info@steinerschule-zuerich.ch www.steinerschule-zuerich.ch

Inserate

Carmen Silbermann

ebk@steinerschule-zuerich.ch

Unterstützen Siedas

Spekttrum um

Das Spektrum sind die Mitteilungen der Rudolf Steiner Schule Zürich; es wird weiterhin kostenlos an alle InteressentInnen und Organisationen verteilt.

Gerne können Sie uns jederzeit eine Spende zur Unterstützung unserer Arbeit zukommen lassen.

Bitte geben Sie als Verwendungszweck «Spektrum» an. Um Ihnen eine Spenden bescheinigung ausstellen zu können, benötigen wir Ihre Anschrift.

Unsere Kontoverbindung: Freie Schulvereinigung

In Memoriam Walter Wyssling

8032 Zürich

Vermerk «Spektrum»

Postfinance

IBAN: CH91 0900 0000 8001 3055 6

QR-Code für Bankeinzahlung

QR-Code für Twint-Überweisung

Druck

Prowema GmbH CH-8418 Schlatt © April 2024

Die Verantwortung für die einzelnen Beiträge und die Rechte daran liegen bei den jeweiligen Autorinnen und Autoren.

Redaktion

Birgit Purainer (verantwortlich)

Stefanie Wolff-Heinze

Weitere Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe

Cornelius Bohlen

Stefan Eugster Stamm

Fionn Meier

Michael Ottopal

Gabi Perels

Sibylle Rohdich

Thomas Schmid

Yvonne Stemmle

Anja Tanner

Urs Wiedenmann

Konzeption und Lektorat

Stefanie Wolff-Heinze

Fotokreation

Werner Eschmann

Birgit Purainer

Riva Koller

Henrik Löning

Lucas Staehle

Yvonne Stemmle

Zeichnungen

Atelierunterricht Bildnerisches

Gestalten

Kreation und Produktion

DD COM AG

Seefeldstrasse 301 CH-8008 Zürich www.ddcom.ch

Design Daniel Müri

Maximilian von Baussnern

Druckvorstufe Andreas Laub

SPEKTRUM wird mit grosszügiger Unterstützung der Prowema GmbH produziert.

VIER LINDEN für‘s Dörfli:

• • • Geschenke • Spielwaren • Bücher vierlinden.ch Spektrum Die Mitteilungen der Rudolf Steiner Schule Zürich Herbst/ Winter 24 Nächste Ausgabe:

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.