SPEKTAKEL Januar

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SÜDTHÜRINGISCHES STAATSTHEATER

SCHAUSPIEL • MUSIKTHEATER • KONZERT • PUPPENTHEATER • BALLETT

DIE  THEATERSEITEN

Ausgabe Januar 2016 MT 1

KOLU MN E

O PE R N PR E M IER E IN D EN KA MMER SP IELEN

Ein Leben in Puder, Pelz und Perlen Britische Erfolgsoper „Powder Her Face“ erstmals in Meiningen Herbst 1991. Einer Einladung zum Vorsprechen folgend, fahre ich von Wien, der Stadt meiner Schauspielausbildung, nach Meiningen. Umsteigen in Schweinfurt. Ab jetzt ist in den Waggons alles deutsch-russisch beschriftet. Deutsche Reichsbahn. Wo komm ich denn da hin? Nie zuvor war ich in der DDR. Auch nicht in Berlin – weder Ost noch West. Als Badener hatte ich die französische Grenze vor der Tür. Das lag näher. Ankunft am Meininger Bahnhof. Nebel. Herbstlaub bedeckt den Bahnsteig. Keine Menschenseele. Nur eine Stationsvorsteherin. Sieht aus wie eine ehemalige russische Zehnkämpferin (der Herren), denke ich. Noch mehr Nebel. Kalt. Der Weg führt durch einen dunklen, gespenstischen Park zu einem großen Gebäude. „Bühneneingang“ ist da zu lesen. Daneben ein noch größeres Gebäude. Wow, das muss das Theater sein. Aber wo ist die Stadt? Dann das Vorsprechen: Im Foyer des Hauses! Bei Tageslicht! Keinerlei Proben­ raum­ a tmosphäre, geschweige denn Bühne. Aber die Menschen sind höflich, sogar nett. Und direkt im Anschluss erhalte ich die Mitteilung: Wir würden Sie engagieren! (Auweia!) Das Vorsprechen ist vorbei, ich muss zum Zug, sonst schaff ich´s nie rechtzeitig zurück. (Was war das denn?) Innerhalb der nächsten zwei Wochen soll ich mich entscheiden. (Was tun?) Ich sage zu! Frühsommer 1992. Wieder fahre ich von Wien nach Meiningen. Sonne. Umsteigen in Schweinfurt. Die Aufregung steigt. Ankunft am Bahnhof Meiningen. In dem Park blühen Sträucher, die Bäume sind grün. Immer noch Sonne! Jetzt sehe ich das Theater zum ersten Mal in seiner gesamten Größe. (Boah!) Erste Proben – „Nathan der Weise“. Die können ja ihren Text gar nicht. Natürlich hatte ich vorgelernt. Erste Erfahrung: Im Osten kommt man ungelernt zur Probe. (Erst mit der Zeit lerne ich die Vorzüge dieser „Arbeitsmethode“ kennen.) Erste Premiere! Größtes Lob für die Arbeit: ein grunzendes, anerkennendes Nicken des Schauspieldirektors Pasch und ein Schulterklopfen des Nathan-Darstellers Rodewald. Herbst 2015. Wieder Nebel. Diesmal die kurze Anreise mit dem Auto von Coburg. Es gibt eine Autobahn! Mir wurde angeboten, eine Neuauflage von „Liebesperlen“ unter dem Titel „Evergreen“ zu inszenieren. Was für ein Spaß. Bauprobe: die Kollegen der Technik sind versammelt. Ich erkenne viele Gesichter, nur die Haarfarbe hat sich bei allen geändert. Vorübergehend meide ich Spiegel. Nach und nach treffe ich viele alte Bekannte. Achim Rodewald strahlt noch immer die Souveränität und das Weltmännische des weisen Juden aus, Albert Pasch ist körperlich nicht mehr soo fit, grunzt aber noch immer. Und in der Produktion selbst: Michael Jeske schmeißt sich ins Zeug, auch wenn die Hüfte knirscht. Wunderbar. (Was hab ich mit ihm nicht alles gespielt!) Und die Kollegen: Nie konnte ich selbst so tanzen. Vom Singen wollen wir gar nicht erst reden. Das hat Niveau. Zur Premiere werde ich meine kleine Familie mitbringen. Ich freu mich drauf. Denn ich merke, Meiningen ist ein Teil meines Lebens.

Matthias Straub war von 1992 bis 1995 als Schauspieler am Meininger Theater engagiert. Als freier Regisseur hat er an den Theatern Detmold, Aachen und Zwickau/Plauen inszeniert. Seit der Spielzeit 2011/12 ist er Schauspieldirektor am Landestheater Coburg.

Anne Ellersiek Musikalische Leitung: GMD PHILIPPE BACH Regie: LARS WERNECKE Bühnenbild: CHRISTIAN RINKE Kostüme: KERSTIN JACOBSSEN Dramaturgie: DIANE ACKERMANN „Immer ein Pudel, nichts anderes als einen Pudel! Das und drei Reihen Perlen! Zusammen sind sie absolut die unverzichtbaren Dinge des Lebens.” Genau so extravagant wie dieses Zitat klingt, lebte Margaret Campbell – Herzogin von Argyll, geborene Whigham, geschiedene Sweeney – ihr Leben in der britischen High Society. 1930 betrat sie das Parkett des internationalen Adels und wurde bald als „Debütantin des Jahres“ gehandelt. In erster Ehe mit dem Golfchampion Charles Sweeney verheiratet und in der Folge mit illustren Persönlichkeiten liiert, heiratete sie schließlich den 11. Duke of Argyll. Margaret avancierte zur Stilikone und zu einer der meistfotografierten Frauen jener Jahre und hatte sich zwischen sozialen Zwängen, einem glamourösen Luxusleben und dem Wunsch nach sexueller Erfüllung zurechtzufinden. Die schmutzigen Details, die sich dabei ansammelten, zerrte die bri-

tische Presse beim Prozess um ihre spektakuläre zweite Scheidung gnadenlos an die Öffentlichkeit. Wenn sich auch die Grenzen des Schamgefühls seit den 1960er Jahren verschoben haben, zeugen auch heute noch Boulevardjournalismus und Reality-TV-Formate von der ewig gleichen Lust am Spektakel: vom Prickeln des Blicks in die Schlafzimmer der Reichen und Schönen und von der heimlichen Lust am tiefen Fall der Idole. „Ich hatte Reichtum, ich hatte gutes Aussehen. Als junge Frau hat man mich ständig fotografiert, über mich geschrieben, mich umschmeichelt, bewundert; ich stand auf der Liste der ‚Zehn Bestgekleideten Frauen der Welt‘ und wurde von Cole Porter im Text seines Hit-Songs ‚You‘re the Top‘ erwähnt. Ich war dazu bestimmt, an der Spitze zu sein”, resümierte Margaret in ihren Memoiren. Doch gegen Ende ihres Lebens zeichneten die Umstände ein anderes Bild: Entfremdet von ihren Kindern und hoch verschuldet zog die einstige Herzogin vom Familienanwesen in immer kleinere Hotelsuites und verstarb schließlich 1993 nahezu mittellos – doch immer noch eine perfekte Inszenierung ihrer selbst.

Mit feinem Gespür für die Brisanz des pikanten Themas nahmen sich kurz nach Margarets Tod zwei junge Briten des Lebens der „Dirty Duchess“ an. Schriftsteller Philip Hensher schuf mit „Powder Her Face“ sein einziges Opernlibretto, einen genialen Wurf voller Wortwitz und bissigem Humor, der das Leben der Herzogin in alptraumhaft changierenden Rückblenden beleuchtet. Sein Kollaborateur Thomas Adès – heute einer der begehrtesten zeitgenössischen Tonschöpfer – war damals vor allem als virtuoser Pianist gefragt; mit ersten eigenen Werken hatte er auch als Komponist auf sich aufmerksam gemacht, als ihn die Almeida Opera für ein Festival mit einer originellen Kammeroper beauftragte. Passend zum skandalösen Sujet platzierten Adès und Hensher darin eine wohlkalkulierte Provokation durch eine auskomponierte Oralsex-Szene, die bis heute ein mindestens ebenso lustiges wie lustvolles Unikat in der Opernliteratur darstellt. Die musikalische Sprache von Thomas Adès folgt dabei dem Leitsatz „erlaubt ist, was gefällt“: In fröhlichem Eklektizismus bedient er sich am Soundtrack der Lebenszeit von Margaret of Argyll, mischt Elemente von Jazz

und Swing in seine anspruchsvolle Partitur ebenso wie Versatzstücke im Stile von Tango Nuevo, Igor Strawinsky und Kurt Weill. Heute ist „Powder Her Face” ein viel gespielter Klassiker des modernen Opernrepertoires und in der Regie des Oberspielleiters Lars Wernecke erstmals am Meininger Theater zu erleben. Mit: ANNE ELLERSIEK, MONIKA REINHARD; MIKKO JÄRVILUOTO, SIYABONGA MAQUNGO Es spielen Mitglieder der MEININGER HOFKAPELLE

Kostprobe:

DO, 07.01., 19.00 Uhr, Kammerspiele

Premiere:

DO, 14.01., 20.00 Uhr, Kammerspiele

Weitere Vorstellungen:

SA, 17.01., 20.00 Uhr, Kammerspiele

PREMIERE

„Evergreen“ – ein neues Spektakel 50 Jahre Hits – gesungen, gespielt und getanzt Musikalische Leitung: RUDOLF HILD Regie: MATTHIAS STRAUB Bühnenbild: HELGE ULLMANN Kostüme: CAROLA VOLLES Choreografie: JULIA GRUNWALD Dramaturgie: DR. PATRIC SEIBERT Erinnern Sie sich noch? Na klar! Die „Liebesperlen“ hatten am Meininger Theater vor 23 Jahren Premiere – oder waren es nur 22 oder gar 24 Jahre? So ganz genau weiß es dann eigentlich doch niemand mehr – aber alle erinnern sich daran, wie toll und wie legendär es war . . . Nun ist es ja mit der Wiederholung solcher Legenden immer schwierig . . .  man kennt das von Filmen, bei denen die Remakes in den allerwenigsten Fällen dem Original das Wasser reichen können. Deshalb wollen wir die „Liebesperlen“ auch nicht wiederholen, sondern haben uns etwas ganz Neues für Sie ausgedacht, das das gleiche Potential zur Legende hat wie die „Liebesperlen“: „Evergreen“! Matthias Straub und Rudolf Hild

haben einen Abend zusammengestellt, der es in sich hat – und sie sind schon seit einigen Wochen dabei, sich mit dem Meininger Schauspielensemble durch die größten Hits der letzten 50 Jahre zu singen, zu spielen und zu tanzen. Mit frechen Choreografien von Julia Grunwald und in einem farbenfrohen und überraschend wandlungsfähigen Bühnenbild von Helge Ullmann. Am 15. Januar ist Premiere – und bis dahin werden noch fleißig glitzernde Kostüme genäht, Lichteffekte gesetzt und Tanzschritte eingeübt. Freuen Sie sich auf ein Meininger Original! Mit: ANJA LENSSEN, JULIA STEINGASS, KRISTIN SCHULZE; PHILLIP HENRY BREHL, MICHAEL JESKE, RENATUS SCHEIBE, SVEN ZINKAN

Premieren:

FR, 15.01., 19.30 Uhr und SO, 17.01. 19.00 Uhr, Großes Haus

Julia Steingaß


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