Spektakel August/September 2018

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SPEKTAKEL

DIE THEATERSEITEN

SCHAUSPIEL · MUSIKTHEATER · KONZERT · BALLETT · PUPPENTHEATER

Ausgabe August / September 2018

PREMIERE

KOLUMNE Intendant Ansgar Haag präsentiert 2018/19 die szenische Uraufführung von Schoecks „Das Schloss Dürande“ (ab 08.03.) und Lessings „Minna von Barnhelm“ (ab 21.06.)

Liebes Publikum, seit 2005 darf ich das schöne Meininger Theater leiten – bis heute bin ich mit großer Freude und Verve dabei. Über die Jahre hinweg hat sich der Name unseres Theaters mehrfach geändert. Nach Rücksprache mit der Adelsfamilie SachsenMeiningen nennen wir uns jetzt Meininger Staatstheater. „Staatstheater“ deshalb, weil das Land Thüringen das Theater nun offiziell als Hauptträger unterstützt. Um der großen Tradition des Meininger Theaters treu zu bleiben, haben wir „Meiningen“ voran gestellt. Denn Thüringer Staatstheater gibt es jetzt immerhin zwei, die Tradition der Meininger ist jedoch einmalig. Berühmt wurden die Meininger mit ihren Gastspielen, die der Theaterherzog Georg II. durch ganz Europa veranstaltete. Der neue Stil, Theater mit einem Regisseur zu machen, und die Pflege noch unbekannter Autoren wie damals Henrik Ibsen, waren Errungenschaften unter der Theaterleitung, die das europäische Theater bis heute prägen. Um Meiningen wieder ins Zentrum Europas zu stellen ohne selbst zu reisen, darf ich die Idee der Internationalen Festwoche vorstellen: Vom 4. bis 14. April 2019 werden preisgekrönte Produktionen in Meiningen gastieren, um die Reichhaltigkeit des europäischen, zeitgenössischen Regietheaters zu präsentieren – erstmals werden diese Inszenierungen auch im Abonnement gegeben. Ein vielseitiges Rahmenprogramm mit einem Symposium, Publikumsdiskussionen und Ausstellungen runden das Festival ab. Die ganze Stadt soll für eine Woche im Flair der Reisen des Theaterherzogs aufleben. Selbstverständlich werden die fremdsprachigen Theaterstücke mit Übertiteln versehen. Die Vielfältigkeit europäischer Sprachen lässt sich an klassischen Theaterstücken besonders gut erkennen: Autoren wie Georg Büchner, William Shakespeare, Pierre Carlet de Marivaux oder Anton Tschechow stehen im Zentrum des Programms. So wie einst der Theaterherzog durch seine Shakespearepflege den fast schon vergessenen Klassiker in Deutschland wiederentdeckte und berühmt machte, soll die Festwoche die europäischen Klassiker durch die Augen junger Regisseure beleuchten. Der bulgarische Regisseur und Intendant des Nationaltheaters von Toulouse, Galin Stoev, wird mit unseren Schauspielern Büchners „Leonce und Lena“ auf Deutsch inszenieren. Mit dieser Produktion werden unsere Schauspieler später auch in Frankreich gastieren. Ich freue mich, dass ich meiner langwährenden Intendanz nun mit der Internationalen Festwoche einen Höhepunkt setzen kann. Sichern Sie sich rechtzeitig Karten für unser Spielzeit-Highlight. Mit herzlichen Grüßen Ihr Ansgar Haag

„Nehmt eure Seele, packt sie im Zuschauerraum aus und erlebt eine grandiose Show!“ „Blues Brothers“ nach dem Kultfilm von Dan Aykroyd und John Landis

Der Schauspieler und Regisseur Dietmar Horcicka eröffnet mit seiner Adaption des legendären Films „Blues Brothers“ die neue Spielzeit. Im Gespräch mit Dramaturgin Anna Katharina Setecki und Dramaturgiehospitantin Luise Curtius stellt er seine Produktion vor. Der Film „Blues Brothers“ von John Landis aus dem Jahr 1980 gilt heute als absoluter Kultfilm, der auch immer wieder als MusicalAdaption zu erleben ist. Was hat dich an dem Stoff so gereizt, dass du ihn nun selbst fürs Theater adaptiert hast? Dietmar Horcicka: Dieses Musical ist ein sehr untypisches Musical. Es wurde keine Musik dafür geschrieben, sondern die Songs des Films stammen aus dem Repertoire von verschiedenen Größen der Musikgeschichte. Und doch ist die Musik das zentrale Element des Films. Die Geschichte aus dem Genre des Road Movies bildet letztlich den Hintergrund, vor dem sich diese belebende Musik etabliert. Das zusammenzusetzen und auf die Bühne zu bringen, stellt den großen Reiz meiner Adaption und Inszenierung dar. Wie du sagst, steht die Musik im Film im Vordergrund und der Sprechtext ist relativ kurz gehalten. Wie gehst du damit um? Dietmar Horcicka: Es ist schon mehr Sprechtext als man denkt. Natürlich sollte bei meiner Inszenierung das Verständnis der Handlung im Vordergrund stehen, auch wenn sie noch so hanebüchen daherkommen mag. Es geht um zwei Brüder, die versuchen, das Waisenhaus ihrer Kindheit zu retten und sich in ihrem Drang, erstmalig in ihrem Leben etwas Gutes zu tun, auf einer „heiligen Mission“ sehen. Es sind Kleinganoven, die trotz allem versuchen, das wiederzubeleben, was eigentlich ihre Seele ausmacht: ihre Band wieder zusammenzubringen, um mit diesem Auftritt das marode Waisenhaus zu retten. Am Ende dürfen wir uns trotz aller Hindernisse auf ein Happy End freuen. Es gibt also viele Szenen, die aber filmisch gesehen so schnell abgehandelt werden, dass der Sprechtext uns als kurz erscheint. Diese schnellen Übergänge theatral umzusetzen, hat mich besonders interessiert. Die unzähligen Verfolgungsjagden der „Blues Brothers“, die das zentrale komische Element des Films ausmachen, lassen sich mit Theatermitteln nur begrenzt umsetzen. In welcher Form hast du intendiert, diese Komik auch dem Zuschauer erfolgreich zu vermitteln, ohne nur eine blanke Kopie der kinematographischen Vorlage aufzuführen? Dietmar Horcicka: Auf jeden Fall nicht mit Autos! In der Theaterwelt haben wir die Möglichkeit, mit diesen Spannungsmomenten

der Handlung anders umzugehen als der Film und müssen es auch tun. Wir setzen zwar ein Bluesmobil ein, aber das ist auch das einzige Auto, das es auf der Bühne geben wird. Alles andere werden wir mit unseren tollen talentierten Kollegen bewerkstelligen und unserer eigenen Kreativität. Im Film gibt es Nazi-Figuren – welche Funktion haben sie? Sind sie ein Bezug zu John Belushis linkspolitischer Ausrichtung in seiner Jugend? Und kommen sie auch in deiner Inszenierung vor? Dietmar Horcicka: Die Nazi-Bewegung im Stück beruht auf einer wahren Begebenheit. Es gab zur Zeit der Entstehung des Films Ende der 70er einen Naziaufmarsch, über den sich Dan Aykroyd entsetzte und diesen deshalb zum Bestandteil des Drehbuchs gemacht hat. In vielen Inszenierungen werden die Nazis herausgenommen, mit der Begründung einer fehlenden Relevanz für die Gesamthandlung. Ich bin jedoch vom Gegenteil überzeugt! Meiner Ansicht nach sind sie ein weiteres Beispiel für das moderne Potential des Stoffes und bilden ein gleichzeitig zeitkritisches und humorvolles Element unserer Inszenierung. Wir haben auch eine andere Szene, in der wir Mira mit einem Einkaufswagen voller Waffen auftreten lassen. Auf diese Weise erlauben wir uns einen kleinen Seitenhieb auf die amerikanische Waffenlobby NRA, die gerade so erfolgreich die Beschränkung des Waffenrechts nach den Amokläufen in den USA verhindert hat.

Kannst du uns einen Einblick in die Proben geben? Wie ist die Arbeit mit dem Ensemble? Dietmar Horcicka: Wir haben einen ganz tollen Cast! Unser musikalischer Leiter Thomas Kässens, die Choreografin Julia Grunwald, die Schauspieler*innen, die vier Backings und die Statist*innen leisten eine hervorragende Arbeit. Ich bin frohen Mutes für das Gelingen der Aufführung, auch wenn es ein Wahnsinnsaufwand ist, den wir hier betreiben – schon die Choreografien alleine sind sehr anspruchsvoll! Zu diesem Ensemble zählt ja auch der Amerikaner Melvin Edmondson, der in Springfield/

Sven Zinkan, Renatus Scheibe © Christian Rinke

Eröffnungsspektakel vom 7. –   9. September 2018

Zum Saisonauftakt wollen wir gemeinsam mit Abonnenten, Theaterneulingen, Interessierten und Freunden des Meininger Staatstheaters vom 7. bis 9. September 2018 die Puppen tanzen lassen:

Ausgelassene Heiterkeit und köstliches Amüsement stehen auch am Samstagabend, dem 8. September auf dem Programm: „Die Piraten von Penzance“ kapern um 19.30 Uhr die Bühne im Großen Haus und entfesseln mit

Dietmar Horcicka © Chrstian Rinke

Deine abschließenden Worte an unsere Leser*innen… Dietmar Horcicka: Kommt alle zu uns und habt Spaß! Es wird eine Show mit grandioser Musik und einem super Cast, dessen Mitglieder alle großartig singen und spielen werden. Nehmt eure Seele, packt sie im Zuschauerraum aus und geht mit einem Lächeln und einem wundervollen Lied auf den Lippen nach Hause!  SCHAUSPIEL

Musikalische Leitung: Thomas Kässens Regie: Dietmar Horcicka Bühne: Helge Ullmann Kostüme: Christian Rinke Choreografie: Julia Grunwald Dramaturgie: Anna Katharina Setecki Mit: Mira Elisa Goeres, Christine Zart; Björn Boresch, Melvin Edmondson, Vivian Frey, Georg Grohmann, Matthias Herold, Peter Liebaug, Renatus Scheibe, Sven Zinkan; Gastsängerinnen, Musikern der Blues-Band und Statisten MATINEE: SO, 02.09., 11.15 Uhr, Foyer Großes Haus – Eintritt frei PREMIEREN: FR, 07.09., 19.30 Uhr und SO, 09.09., 19.00 Uhr, Großes Haus WEITERE TERMINE: MI, 12.09., FR, 14.09., jeweils 19.30 Uhr, SO, 23.09., 15.00 Uhr und SA, 29.09., 19.30 Uhr – weitere Termine bis Juni 2019 unter www.meininger-staatstheater.de

Auf die Plätze – 2018/19 – los!

AKTUELLES

Das actiongeladene Musical „Blues Brothers“ mit Sven Zinkan und Renatus Scheibe in den Rollen der singenden Kultbrüder eröffnet am Freitag, dem 7. September um 19.30 Uhr den Premierenreigen im Großen Haus. Schwingen Sie im Anschluss an die Vorstellung selbst das Tanzbein und erleben Sie Ihre Sänger und Schauspieler hautnah auf der Premierenfeier im Theaterfoyer.

Ohio geboren wurde und seit 34 Jahren in Deutschland wohnt. Als ausgebildeter Sänger trat er bereits in zahlreichen Musicals auf und sang sogar als Chorsänger bei Quincy Jones im Film „The Wiz“ an der Seite von Michael Jackson und Diana Ross. In welcher Form darf er nun in Meiningen begeistern? Dietmar Horcicka: Melvins Karriere begann als Backgroundsänger bei Harry Belafonte in den 70er Jahren, mit dem er dann auf Welttournee gegangen ist. Er hat so viele Menschen kennen gelernt und mit so vielen Menschen gearbeitet, dass es einen vor Ehrfurcht erstarren lässt, aber trotz seiner bemerkenswerten Vita ist er immer ein demutsvoller, herzensguter Mensch geblieben. Ich habe mich unheimlich gefreut, als er mir seine Mitarbeit in unserer Produktion in den Rollen von Curtis und Reverend Brown zugesichert hat und es ist toll, zu erleben, mit welcher Lust und Laune sich Melvin auf der Bühne bewegt und mit welcher Liebe er an seine Rolle herangeht. Davor kann ich nur den Hut ziehen und bin sehr dankbar für seine Kooperation.

an diesem Abend feierlich eingeweiht werden. Lassen Sie sich überraschen!

© foto-ed

einer ordentlich Portion britischem Humor Melodien, die Sie so schnell nicht mehr loslassen werden. Nach der Wiederaufnahme laden wir Premierenbesucher, aber auch alle Nachtschwärmer, dazu ein, bei schmissigen Beats, Partygetränken sowie kulinarischen Schmankerln mit uns im Theaterfoyer bis in den neuen Tag hineinzutanzen. Auch unser neu gestaltetes Foyer der Kammerspiele soll

Theater bedeutet auch, sich immer wieder von der Kunst führen zu lassen – und hier ist nicht immer klar, wohin die Reise geht. Die ganze Vielfalt unseres Angebotes, das wir 2018 – 2019 für Sie bereithalten, sollen Sie am Sonntagvormittag, dem 9. September ab 11.15 Uhr kennenlernen. Der Eintritt zur Matinee ist frei. „Man sagt, Meiningen sei eigentlich keine Stadt mit Theater, sondern ein Theater mit Stadt – oder anders: Die Stadt spiegelt sich im Theater, von wo aus die europäische Theaterlandschaft erneuert wurde.“ Am

9. September begehen wir auch den Tag des offenen Denkmals und bieten von 13 bis 15 Uhr einen spannenden Rundgang durch unser Haus. Entdecken Sie Geschichten hinter der neoklassizistischen Fassade, erleben Sie die Arbeitsbereiche der Künstler, Maskenbildner und Kostümschneider sowie anderer Gewerke und seien Sie live dabei, wenn die Bühnentechniker die Kulissen der „Blues Brothers“ aufbauen. Am Sonntagnachmittag, um 15 Uhr, erwartet auch die jüngsten Gäste Spiel und Spaß im Theaterfoyer: Das Meininger Puppentheater wird seinen Zauber entfesseln, zudem gibt es Kostproben aus dem diesjährigen Weihnachtsmärchen „Die Schneekönigin“. Bevor sich am Sonntagabend um 19 Uhr der Vorhang für die B-Premiere der „Blues Brothers“ im Großen Haus öffnet, haben Sie

die Chance gegen 18 Uhr im Theaterfoyer mit dem künstlerischen Stab der Produktion in ausgelassener Atmosphäre ins Gespräch zu kommen.

Gute Unterhaltung und intelligente Anregung sind unser Anliegen. Herzlichst laden wir Sie ein, das Eröffnungswochenende mit und bei uns zu verbringen. Gemeinsam mit Ihnen freuen wir uns auf eine interessante Reise durch die kommende Spielzeit 2018 – 2019.

 EXTRA

MATINEE: SO, 09.09., 11.15 Uhr, Foyer Großes Haus; im Anschluss: Führung anlässlich des Tages des offenen Denkmals von 13.00 bis 15.00 Uhr; danach: Familienprogramm ab 15.00 Uhr im Foyer Großes Haus


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