SPEKTAKEL SCHAUSPIEL · MUSIKTHEATER · KONZERT · BALLETT · PUPPENTHEATER
DIE THEATERSEITEN
KOLUMNE
Festwoche
Vom 2. bis zu m 9.10. feiert das Meininger Puppentheate r seinen 30. Geb urtstag. Mehr dazu auf Seite 6
Ausgabe Oktober 2016
PREMIERE: OPER Dr. Jörg Tasler,
Präsident der Meininger Theaterstiftung
„Die schönste opera buffa, die es gibt“
Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ feiert 200. Geburtstag mit einer Inszenierung
Bewunderung, Dank und Glückwünsche dem Meininger Puppentheater Am 2.Oktober 1986 gegründet, mit „Faust“ als erster Inszenierung, war das Meininger Puppentheater zunächst hier und in der Region unterwegs. Große Beachtung fand 1989 die Stefan-HeymInszenierung „Der kleine König, der ein Kind kriegen sollte“. Nach der Wiedervereinigung reiste das Ensemble durch ganz Deutschland. 1990 folgten erste Aufführungen im deutschsprachigen Ausland. 1992 wurde das Puppentheater mit dem Klassiker „Rumpelstilzchen“ Kulturbotschafter bei der Expo in Sevilla. Am 8. November 1998 feierte „Der standhafte Zinnsoldat“ Premiere in Meiningen. Diese phantastische Adaption des Märchen von Hans Christian Andersen, als Inszenierung von Theater-im-Theater, die Geschichte des einbeinigen Zinnsoldaten, der sich in eine Balletttänzerin verliebt, Schattenspiel und Lichteffekten in drei Sprachen zu erleben, begeistert und verzaubert seither Groß und Klein. Puppentheater – also nicht nur ein Spiel mit Puppen. Und nicht nur für Kinder. „Lasst die Puppen wieder tanzen“, so lautete der Slogan auf vielen Plakaten während der Demonstrationen in Meiningen im Oktober 2002. 2002 beschloss der Stiftungsrat als Träger des Meininger Theaters die Kündigung von Puppentheater und Ballett. Nach vielen Gesprächen und Aktionen konnte das Puppentheater überleben, das Ballett verschwand. Und aus den Unruhen heraus entstand die Meininger Theaterstiftung als Ausdruck eines Bürgerengagements für das ganze Meininger Theater. „Das Meininger Puppentheater soll zuhause spielen – frei zitiert: Frau Prof. Dr. Dagmar Schipanski, damals Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Thüringen (Beitrag in der Presse zur Theaterdiskussion 2002/2003) – um Geld zu sparen?“ Zu diesem Zeitpunkt war das Puppentheater bereits europaweit unterwegs und gastierte sogar in Nordamerika; erste nationale und internationale Preise und Auszeichnungen folgten. Das Meininger Puppentheater trug und trägt den Namen „Meininger Theater“ seit 30 Jahren in die Welt. Etwa 500.000 Zuschauer besuchten in diesen drei Jahrzehnten ca. 7000 Vorstellungen und Veranstaltungen zu Festivals, Gastspielreisen, Märchentagen, Schul-, Kindergarten- und Gemeindefesten. In den Meininger Kammerspielen ist die Sparte Puppentheater kontinuierlich vor heimischem Publikum präsent. Und hier zeigt sich die noch größere Bedeutung von „Puppentheater“: Es bereitet Kindern den Weg, später in der Welt der Jugendlichen und Erwachsenen einen Zugang zu Schauspiel, Konzert und Oper zu finden – zu Theater und Kunst und damit letzthin: volles spannendes Leben im Theater… mit Wünschen, Verzauberung und gelebten Träumen. „Lasst die Puppen, Figuren und Objekte weiter tanzen!“ Bewunderung, Dank und Glückwünsche zum 30-jährigen Jubiläum! Dr. Jörg Tasler
Musikalische Leitung: STEFANO SEGHEDONI Regie: LARS WERNECKE Bühne & Kostüme: HELGE ULLMANN Chor: MARTIN WETTGES Dramaturgie: ANNA KATHARINA SETECKI
deren zweiter Teil „Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit” die Grundlage für Da Pontes und Mozarts 1786 uraufgeführte Oper „Le nozze di Figaro“ bildet. Der Stoff der Vorgeschichte „Der Barbier von Sevilla oder die nutzlose Vorsicht“ diente Giovanni Paisiello 1782 zu seiner erfolgreichen Oper gleichen Titels. Zu dieser Zeit entstanden mindestens vier weitere „Barbier“-Opern. Die Entstehung von Rossinis Meisterwerk war ein Zusammentreffen von vielerlei Umständen. Und so ragen bis heute Legenden um das Werk und seine Uraufführung am 20. Februar 1816 im Teatro Argentina in Rom, die ein nicht mehr zu ergründendes Fiasko war. Seit ihrer zweiten Aufführung aber ist „die schönste opera buffa, die es gibt“ (Verdi) ein absoluter Renner auf den Opernbühnen, die seit ihrer Entstehung niemals von den Spielplänen verschwunden ist.
Gleich beim allerersten Anblick hat sich Graf Almaviva so sehr in die hübsche Rosina verliebt, dass er ihr und ihrem vermeintlichen Vater, Dr. Bartolo, aus Madrid nach Sevilla gefolgt ist. Verkleidet als Student – damit er nicht seines Standes oder Geldes wegen geliebt wird – singt er nun jeden Morgen unter dem Balkon von Bartolos Haus ein Lied, um von seiner Angebeteten erhört zu werden. Zufällig trifft er auf seinen alten Bekannten Figaro, der neuerdings in Sevilla einen Barbiersalon betreibt. Figaro hat eine gute Nachricht für Almaviva: Bartolo ist gar nicht der Vater, sondern nur ihr Vormund. Allerdings folgt die schlechte Nachricht auf den Fuß: Bartolo hat es auf Rosinas Mitgift abgesehen, weswegen er sie selbst heiraten will – und zwar noch morgen. Almaviva konnte mit seinen Liedern Rosinas Interesse wecken. Sie ist zu allem bereit, um endlich frei zu sein. Aber wie soll Almaviva es anstellen, Rosina unter den wachsamen Augen Bartolos zu entführen? Gut, dass Tausendsassa Figaro nicht nur als Barbier arbeitet, sondern auch als Botaniker, Chirurg, Veterinär etc. pp. – hauptsache es lässt sich Geld damit machen, und je mehr Geld, desto besser. Aus der Not verspricht Almaviva ihm so viel Geld wie er will, damit er ihm Zutritt zu Bartolos Haus verschafft. Die Aussicht auf schnellen Reichtum lässt Figaros Ideen sprudeln: Zunächst soll Almaviva als betrunkener Soldat mit einem Einquartierungsschein bei Bartolo erscheinen und sein Quartier verlangen. Als dieser Plan misslingt, soll er es als Vertretung für den angeblich erkrankten Musiklehrer Don Basilio versuchen. Der misstrauische Bartolo, der erfahren hat, dass Rosinas Verehrer in der Stadt ist, versucht zu verhindern, was nicht aufzuhalten. Am Ende finden Rosina und Almaviva zusammen, Bartolos „Vorsicht“ war „nutzlos“. Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais (1732-1799) ist der Autor der Figaro-Trilogie,
Zum 200. Geburtstag wird „Der Barbier von Sevilla“ von Oberspielleiter Lars Wernecke für das Meininger Theater neu inszeniert. Ausstattungsleiter Helge Ullmann hat einen gigantischen Barbiersalon geschaffen, in dem Dae-Hee Shin als Figaro, Siyabonga Maqungo als Graf Almaviva, Elif Aytekin und Carolina Krogius als Rosina, Marián Krejcˇík als Dr. Bartolo und Mikko Järviluoto als Don Basilio für ausgelassene Stimmung sorgen. Die musikalische Leitung hat der italienische Gastdirigent Stefano Seghedoni, der „Il barbiere di Siviglia“ bereits im Teatro Carcano in Mailand, am Opernhaus Varna (Bulgarien), auf einer Tour durch die Niederlande und Belgien, im Seoul Opera House und beim Perugia Music Fest 2014 dirigiert hat.
Matinee:
SO, 02.10., 11.15 Uhr, Foyer Eintritt frei
Premieren:
FR, 14.10., 19.30 Uhr und SO, 16.10., 19.00 Uhr, Großes Haus Vorabwerbe-Motiv: Elif Aytekin und Siyabonga Maqungo
Weitere Vorstellung:
SA, 22.10., 19.30 Uhr, Großes Haus
PREMIERE: PUPPENTHEATER
„Ronja Räubertochter“ nach Astrid Lindgren Im Gespräch mit Regisseur Dietmar Horcicka und Komponist Ludger Nowak Buch und Regie: DIETMAR HORCICKA Komposition: LUDGER NOWAK Figuren: UDO SCHNEEWEISS Bühne: JANINE HOFFMANN „Ronja Räubertochter“ ist Deine sechste Regiearbeit am Meininger Theater, Dietmar. Du bist selbst ausgebildeter Schauspieler und Sänger. Hilft das bei Deiner Arbeit als Regisseur? Dietmar: Mir hilft es sehr. Man entwickelt eine Einfühlsamkeit, man kann mitatmen und den Kollegen den Druck nehmen. Wichtig ist, dass man das Gesamte – Darsteller, Regie, Abteilungen – mit einbringt, um gemeinsam etwas zu schaffen. Nur so kann man Sinnlichkeit entstehen lassen, aus dem Miteinander und nicht durch einen strikten Fahrplan.
fen lassen. Jeder soll seinen eigenen Graugnom in sich entdecken. Ludger: Man muss aber auch balancieren, denn man will die Kinder ja nicht komplett verschrecken. Gleichzeitig sind alle Märchen so gebaut, dass man z.B. den Drachen besiegen oder über einen Höllenschlund springen muss. Ängste sind nur dazu da, um diese zu bewältigen. Das „Mutmach“-Lied in unserer Inszenierung handelt davon, gemeinsam stark zu sein, sich zusammen seinen Ängsten zu stellen – so wie es Ronja und Birk auch tun. Dietmar, welche Form hast Du für die unterschiedlichen Spielräume, z.B. die Mattisburg oder die Bärenhöhle, gefunden? Dietmar: Wie bereits in der Puppenspiel-Produktion „Krabat“, will ich nicht zu sehr 1-zu-1Räume bauen, sondern in der abstrakten Form bleiben, um die Phantasie anzuregen. Ich setze eher auf viele kleinere Attribute. So bleibt man immer neugierig, was als Nächstes kommt.
„Ronja“ ist auch ein Räubermärchen mit zahlreichen phantastischen Elementen, z.B. dem „Dunkelvolk“. Was aber ist das? Wie sehen Graugnome oder Rumpelwichte für Euch aus? Dietmar: Für mich sind es Urängste, die sich in jedem Menschen verbergen. Es sind nicht nur Puppen, sondern können auch mal Lichter sein, die aber trotzdem etwas Bedrohliches bringen. Die Phantasie eines jeden ist viel stärker, als wenn man alles immer erklärt. Wir wollen es
Was reizt Dich an der Vertonung von „Ronja Räubertochter“, Ludger?
Räuber of-© J. Hoffmann
Ludger: Musik vergrößert den Raum und die Emotionen. Ein Geigenstrich und ich erzeuge den gleichen emotionalen Gehalt, für den ein Dichter viele Worte anein-
anderreihen muss. Wir sind dankbar, bei dieser Produktion mit einem extra geschriebenen Soundtrack arbeiten zu können. So haben wir die Möglichkeit, an ganz vielen Ecken und Enden das Stück nochmal auszudeuten und tiefer greifbar zu machen. Agieren wirklich nur Puppen miteinander?
Dietmar: Nein. Bei uns agieren alle miteinander: die Spieler als Menschen, die gleichzeitig mit den Puppen spielen und die Puppen miteinander. So verschwimmen Grenzen völlig, die Puppe erwacht zum Leben und wird mit dem Menschen eins. Ludger: Ein Korpus, der alleine aus einem Stück Holz heraus gestaltet ist, gibt uns die Möglichkeit, unsere Phantasie darauf zu projizieren. So kann eine Puppe mit nur einem Gesichtsausdruck in einem Moment fröhlich und im nächsten traurig sein. „Ronja Räubertochter“ wird von vielen Kindern im Grundschulalter gelesen, erfreut sich aber auch Beliebtheit bei Jugendlichen und Erwachsenen. An wen richtet sich Eure Fassung? Dietmar: Wir wollen das Publikum verzaubern. Astrid Lindgrens Roman beinhaltet so viel: Freundschaft, Liebe, Respekt, Demut. Was bedeutet es heutzutage, unseren Kindern etwas mitzugeben? Die Medienlandschaft prasselt auf uns ein, Meinungen werden wie Maschinengewehr-Feuer über uns hinweggefegt. Man weiß schon gar nicht mehr, was man denken darf. „Ronja Räubertochter“ bietet eine ganz klare Struktur und alles verpackt in einem Märchen. Das ist toll! Mit: ROLAND KLAPPSTEIN, SEBASTIAN PUTZ UND FALK P. ULKE
Rumpelwicht © J. Hoffmann
Premiere:
DO, 20.10., 19.00 Uhr, Kammerspiele
Weitere Vorstellung: SO, 23.10., 15.00 Uhr, Kammerspiele