Spektakel Mai 2016

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SCHAUSPIEL • MUSIKTHEATER • KONZERT • PUPPENTHEATER • BALLETT

Ausgabe Mai 2016 MT 1

KOLU MN E

Mein erstes Mal Das erste Mal von Meiningen gehört habe ich im Studium – als historischem Wirkungsort Hans von Bülows und seiner Hofkapelle, als Heimat der weitgereisten Schauspieltruppe um Theaterherzog Georg II. und Ludwig Chronegk. Das erste Mal den Fuß auf Meininger Boden gesetzt habe ich allerdings erst im Jahr 2012 – wenige Tage, nachdem mich ein unverhofftes Telefonat zu meinen neuen Aufgaben als Operndirektorin in die Stadt gerufen hat. Der Tag meines Umzugs war passenderweise ein 1. April, denn Meiningen war zum Scherzen aufgelegt: Als ich am Abend zu einem ersten Erkundungsgang aufbrach, brannte nicht eine Straßenlampe, und das einzige Licht drang aus den Fenstern der Marktkirche, so dass ich mich im Dunkeln zum Portal meiner neuen Wirkungsstätte durchkämpfte. Dieser erste Eindruck, dass man in Meiningen abends um acht alle Lichter ausschaltet, bestätigte sich aber glücklicherweise nicht. An allen Tagen ohne Stromausfall kann man Meiningen als offene Stadt erleben, deren Mischung aus historischen und modernen Elementen ein detailverliebtes Stadtbild ergibt, das zum Entdecken einlädt. Für Kulturschaffende ist es eine traumhafte Voraussetzung, wenn ein Ort sein Theater so selbstverständlich als sein Herzstück begreift, wie man es in Meiningen tut. Anonymität sucht man in dieser Stadt vergebens – aber wer will die schon, wenn man dafür die Chance bekommt, an jeder Ecke von der aktuellen Premiere, der letzten Vorstellung, den neu engagierten Sängern zu schwärmen? Bei aller Liebe zur Tradition lebt das flüchtige Medium Theater von Erfindung, von Experimenten und von stetiger Erneuerung. Und so habe auch ich mich nun nach zahllosen ersten Begegnungen, Erstaufführungen und Premieren ent­ schlossen, von Meiningen zu neuen Ufern aufzubrechen. Mein persönliches Highlight der vergangenen vier Jahre verdanke ich, wie so vieles, der Spürnase des GMD Philippe Bach, der die zündende Idee für eine brandaktuelle Uraufführung in den – von vielen Opernliebhabern zu Unrecht ignorierten – Kammerspielen hatte. Im Zuge der Produktion von „Anya 17“ konnte man erleben, wie groß die Sprengkraft einer Oper sein kann, wie sie aus Künstlern und Zuschauern eingeschworene Mitstreiter für ein wichtiges politisches Thema zu machen vermag! Es braucht mehr solcher Wagnisse, die den verständlichen Wunsch nach Unterhaltung bedienen, aber auch gleichzeitig das Kunstwerk Oper nicht zum Museum verkommen lassen. Meiner Erfahrung nach wird der Mut zu Neuem stets belohnt. Und daher wünsche ich meinen Meininger Weggefährten auch in Zukunft die Courage, dem berühmten Aufruf Richard Wagners zu folgen und Neues zu schaffen. Meiningen kann auf eine so stolze Tradition verweisen, Dinge zum ersten Mal zu zeigen, zum Klingen zu bringen, zu wagen. Das Wichtigste soll dabei natürlich nicht fehlen: ein aufgeschlossenes Publikum, das voller Neugier auch Unbekanntem eine Chance gibt – denn wer weiß, ob man nicht unversehens die nächste Meininger Sternstunde miterlebt. Eines ist jedenfalls sicher: Zum letzten Mal habe ich diese Stadt und dieses Theater nicht besucht. Mit besten Wünschen für aufregende „erste Male“ Diane Ackermann nach Stationen beim Rheingau Musikfestival, dem Theater Magdeburg und dem Theater Lübeck seit 2012 Operndirektorin und Dramaturgin für Musiktheater und Konzert am Meininger Theater. Zum Ende der Spielzeit 2015/16 verlässt sie das Haus.

M U S I K TH E ATER P R EMIER E

Liebe bis in den Wahnsinn Donizettis Meisterwerk „Lucia di Lammermoor“ in der Neuinszenierung von Ansgar Haag

Elif Aytekin gibt ihr Rollendebüt als Lucia Musikalische Leitung: GMD PHILIPPE BACH Regie: ANSGAR HAAG Bühnenbild: CHRISTIAN RINKE Kostüme: RENATE SCHMITZER Chor: MARTIN WETTGES Dramaturgie: DIANE ACKERMANN Es ist eine verbotene Leidenschaft, die das Liebespaar in Donizettis „Lucia di Lammermoor“ verbindet: Edgardo, letzter Nachfahre des Adelsgeschlechts der Ravenswood, hält sich im Gebiet der verfeindeten Ashtons auf, um heimlich seine geliebte Lucia treffen zu können. Doch als letzte Tochter der einst wohlhabenden Familie ist Lucia Ashton nicht Herrin über ihr Schicksal, sondern ist dazu bestimmt, durch die Heirat mit Lord Bucklaw ihrem Bruder Enrico wieder zu Geld und Ansehen zu verhelfen. Rücksichtslos setzt Enrico dafür eine Intrige in Gang, die die Liebenden entzweit. Als Edgardo, der Lucia für untreu hält, die junge Frau an ihrem Hochzeitstag konfrontiert und demütigt, zerbricht ihre Seele: Vor Verzweiflung wahnsinnig geworden, tötet sie ihren Bräutigam und stirbt. Edgardo kann ihr nur

noch in den Tod folgen. Basierend auf einem Roman des epochemachenden Modedichters Walter Scott schuf Salvadore Cammarano einen Operntext, in dem Gaetano Donizetti das wiederfand, was ihn an dramatischen Stoffen besonders faszinierte: jene „zerstörerisch-heftige Liebe, ohne die jede Oper kalt bleiben muss“. Die historischen und politischen Dimensionen von Walter Scotts romantischem Roman treten dabei in den Hintergrund zugunsten einer kammerspielartigen Zuspitzung auf die zentralen Charaktere und die fatale Wucht ihrer Leidenschaften. Natürlich nutzte der Komponist dies zur Präsentation höchster gesanglicher Kunstfertigkeit, die aber nie Selbstzweck ist, sondern im Dienst der berührenden Geschichte steht. Binnen fünf Jahren nach der Uraufführung 1835 in Neapel wurde „Lucia di Lammermoor“ an jedem italienischen Opernhaus aufgeführt; seither behauptet sich das Werk auf den Spielplänen der internationalen Theater. Ehen, die im Hinblick auf Wohlstand und sozialen Status geschlossen werden und in denen das Lebensglück von Menschen

zur Verhandlungsmasse wird, gibt es bis in unsere Zeit. Mühelos fügt sich daher die tragische Geschichte auch in andere Epochen als das schottische Mittelalter. Und so taucht Ansgar Haags Meininger Neuinszenierung ein in die Zeit nach dem 1. Weltkrieg, wobei die stilvolle Eleganz des einstmals reichen Ashton-Clans als Inspiration für Kostümbildnerin Renate Schmitzer dient. Der verblassende Prunk des Familienanwesens, den Christian Rinkes Bühnenbild einfängt, ist mit seiner Atmosphäre der stimmige Hintergrund insbesondere für Lucias große Wahnsinnsszene. In Walter Scotts Roman findet Lucias Abgleiten in geistige Umnachtung fast völlig tonlos statt; nur einen einzigen Satz äußert das verwirrte Mädchen. In Donizettis Oper jedoch wird Lucias Wahnsinnsszene zum elaborierten Höhepunkt des Dramas, in dem die Titelheldin zwischen Halluzinationen und Momenten der Klarheit oszilliert. Wahnsinn und Tod werden dabei zu einem Befreiungsschlag, durch den die junge Frau sich endlich der Männerwelt entziehen kann, welche sie ins Unglück getrieben

BALLETTPREMIERE

„Broken Dreams“ Andris Plucis‘ surrealer Ballettabend voller Poesie Auf der Rückseite eines Filmsets begegnen sich Figuren und interagieren miteinander. Sie scheinen wie auf einer einsamen Insel gestrandet zu sein. Sie treffen in verschiedensten Beziehungskonstellationen aufeinander und werden von einem Mann mit Hut, der aus einer anderen Zeit zu stammen scheint, beobachtet. Es entsteht ein Reigen aus den unterschiedlichsten Tänzen: Soli über Gruppentänze und Pas de deux. Es wird die gesamte choreographische Vielfalt ausgereizt, von großen, dynamischen Bewegungen, hin zu intimen Augenblicken. Wie im Leben so spielt hier auch auf der Bühne der Zufall oft die Hauptrolle. Lässt man der Phantasie freien Lauf, entsteht ein Ballett, das sein Publikum auf eine surreale Entdeckungsreise einlädt, voller Poesie und assoziativer Momente. „Broken Dreams” ist eine Phantasiewelt zwischen Anarchie und Melancholie, zwischen Traum und Wirklichkeit.

Mit: ZANNA CORNELIS, LUCIA GIARRATANA, MISAKO KATO, MARIUCA MARZÀ, JULIETTE ODIET, NAO OMI, SANDRA SCHLECHT, AMANDA SCHNETTLERFERNÁNDEZ; JESSE CORNELIS, SHUTEN INADA, YUSUKE INOUE, LUCA MASSIDDA, RODRIGO JUEZ MORAL, FREDERIC SCHÖTSCHEL, ANDREA SIMEONE, MACIEJ SZYMCZAK, ADRIAN WANLISS

Premiere:

DO, 12.05., 20.00 Uhr, Kammerspiele

Weitere Vorstellungen:

SA, 14.05.; DO, 19.05. und FR, 10.06., jeweils 20.00 Uhr, Kammerspiele

Adrian Wanliss, Zanna Cornelis

hat. Bekannt ist diese Szene als Dialog der Sängerin mit einer solistischen Querflöte. Doch ursprünglich hatte der Komponist ein Instrument im Sinn, das auch in der Meininger Neuproduktion erklingen wird: die Glasharmonika mit ihrem ätherischen, körperlos schwebenden Klang. Mit: ELIF AYTEKIN, CAROLINA KROGIUS; XU CHANG, MIKKO JÄRVILUOTO, SIYABONGA MAQUNGO, DAE-HEE SHIN, DANIEL SZEILI; CHOR DES MEININGER THEATERS, MEININGER HOFKAPELLE

Premieren:

FR, 06.05., 19.30 Uhr und SO, 08.05., 19.00 Uhr, Großes Haus

Weitere Vorstellungen:

SO, 15.05., 19.00 Uhr; MI, 08.06., 19.30 Uhr; SO, 12.06., 19.00 Uhr und SO, 19.06., 15.00 Uhr, Großes Haus; weitere Termine in der Spielzeit 2016/17


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