www.das-meininger-theater.de
facebook.com/dasmeiningertheater twitter.com/diemeininger instagram.com/dasmeiningertheater
T h e a t e r k a s s e 0 3 6 9 3 / 4 5 1 2 2 2 o . 1 3 7
MMERPAUSE
LETZTE AUSGABE VOR DER SO
bis 8. August Die Theaterkasse ist vom 4. Juli kauf läuft weiter. geschlossen. Der Online-Karten
DIE THEATERSEITEN
SC H AUSPI EL • M USI K T H E AT E R • KONZ E RT • P U P P EN T H E AT E R • BALLE T T
Ausgabe Juni / Juli 2016 MT 1
K OLU MN E
Clark Rundell dirigiert die „Very British“Konzerte im Dampflokwerk. Lesen Sie mehr dazu auf Seite 2.
Nächster Halt: Meiningen! Es ist kaum verwunderlich, dass sich seit Jahrhunderten Gastdirigenten in Meiningen verlieben! Gleichzuziehen mit der malerischen Schönheit der Stadt – oder sie womöglich noch zu übertreffen – vermag die fabelhafte Hofkapelle, der wunderschöne Konzertsaal und das Publikum, das so aufgeschlossen und begeisterungsfähig ist, wie man es sich nur wünschen kann. Das erste Programm, das ich in Meiningen dirigiert habe, beinhaltete zwei ameri kanische Werke: die Filmmusik-Suite „On the Waterfront“ von Leonard Bernstein und das aktuelle Doppelkonzert für Pauken von Philip Glass. Keines dieser Stücke wurde jemals auch nur in der Nähe von Meiningen aufgeführt, eines war sogar eine Deutsche Erstaufführung. In anderen Teilen der Welt hätte man das als großes Risiko empfunden. Nicht so in Meiningen: Der Saal war gut gefüllt und das Publikum war von den neuen Klängen begeistert. Ehrlich gesagt konnte ich es kaum glauben. Mein guter Freund und früherer Schüler GMD Philippe Bach hatte mich um eine mutige Programmauswahl gebeten, und ich hatte Sorge, wir seien zu weit gegangen. Er wusste aber, dass die Meininger Konzertbesucher diese neuen Klänge mit den offenen Ohren und dem fachkundigem Urteil aufnehmen würden, die einst im 19. Jahrhundert die neue Musik eines Johannes Brahms willkommen geheißen haben. Die Konzerte im Juli werden so viel Spaß machen! Wir haben wieder einmal einiges an Musik in das Programm aufgenommen, die das Publikum möglicherweise nicht kennt – hauptsächlich britische Werke mit diesem ganz speziellen britischen Sinn für Humor. Sir Malcolm Arnolds „Schottische Tänze“ zum Beispiel nehmen nicht nur die Ungeschliffenheit des Dudelsackklangs auf. Eines der Orchestermitglieder liefert außerdem eine ziemlich exakte Darstellung eines beschwipsten Zustandes. Wir spielen auch Ausschnitte aus Sir William Waltons „Façade“. Der Untertitel des Stücks lautet „an entertainment“, und die irrwitzigen, beinahe schon sinnlosen Gedichte Edith Sitwell hat Walton mit sehr viel Witz und Virtuosität in Musik umgesetzt. Und wir prosten der Queen zu mit dem Marsch „Crown Imperial“, 1937 für die Krönung von George VI. geschrieben. Wo wäre Großbritannien ohne seine geliebte königliche Familie – manchmal muss ich mich selbst daran erinnern, dass ich Amerikaner bin! Als Mann für Neue Musik trete ich häufig an ungewöhnlichen Orten auf – zum Beispiel in einer holländischen Fabrik, wo man früher Salbe für wunde Babypopos hergestellt hat. Aber in der Tat bin ich jetzt zum ersten Mal in einer Lokwerkstatt zu Gast. Ich finde es großartig, wenn solche majestätischen alten Räume auf derart kreative Weise genutzt werden. In Vorfreude auf Meiningen und unsere Konzerte, Ihr C. Rundell. Clark Rundell leitet das Ensemble 10/10 des Royal Liverpool Philharmonic Orchestra sowie das Chester Music Festival. Als Gastdirigent steht er u.a. am Pult des BBC Philharmonic Orchestra und London Symphony Orchestra. Er überschreitet Genregrenzen in Orchesterprojekten mit Künstlern wie Elvis Costello, Tim Garland und dem Wayne Shorter Quartet.
O PE R E TTE N PR EMIER E
Heißer als Gulaschsaft Regisseur Wolfgang Dosch im Gespräch über Emmerich Kálmáns „Gräfin Mariza“ Musikalische Leitung: MARIO HARTMUTH Regie: WOLFGANG DOSCH Bühnenbild: HELGE ULLMANN Kostüme: ANNETTE MEY Chor: MARTIN WETTGES Choreografie: ANDRIS PLUCIS Dramaturgie: ANNA KATHARINA SETECKI Herr Dosch, Sie inszenieren seit Jahrzehnten Musiktheater, hauptsächlich Operetten, und gelten als Fachmann des musikalischen Unterhaltungstheaters. Warum Operette? Warum nicht? Die Kunstform ist ein integraler Bestandteil unserer Kultur. Sie bietet die Möglichkeit, Menschen große Gefühle vorzuleben. Sie macht das Leben leichter und lächelnde Menschen sind zweifellos die besseren. Wenn man erleichtert aus dem Theater hinausgeht, hat man eine positive Aura. Unterhaltung mit Haltung zu machen, ist mein Anliegen. Das kann die „Gräfin Mariza“ ,leisten‘ – auch heute noch? Auf jeden Fall. Auch wenn man bemerken kann, es gibt keine Grafen und Gräfinnen mehr, so gibt es aber trotzdem Unterschiede, wo Beziehungen in Frage gestellt werden: von der Gesellschaft, von mir selber. Deswegen bin ich davon überzeugt, aus diesem Stoff etwas rausholen zu können, ohne ihn plakativ zu gestalten. Ich bin auch der Meinung, dass die Geschichte nicht besser wird, indem man sie entzaubert und im Realismus spielt. Ich glaube, das halten die Stücke auch nicht aus, da sie anders intendiert sind. In diesem Fall müsste man die Operette anders bearbeiten und sie auch mit einem anderen Orchester realisieren. Dazu ist sie dann gesanglich aber doch zu sehr Große Oper. Für mich gehört „Gräfin Mariza“ zu den Meisterwerken des musikalischen Unterhaltungstheaters des 20. Jahrhunderts. Zum fünften Mal inszenieren Sie nun „Gräfin Mariza“. Wird sie Ihnen nicht langweilig?
Wolfgang Dosch
auch sehr überhöhten Gesang als auch Tanz ihre Anforderungen stellt.
Wie ist das bei unserem Ensemble? Gerade sind wir noch am Anfang, aber bisher ist mein Eindruck schauspielerisch als auch vokal sehr gut. Schauspielerisch wird viel angeboten, sie sind flexibel und sehr gut vorbereitet. Es ist ein junges Ensemble, was bei Operette auch wichtig ist. Die Darsteller müssen jung und attraktiv sein und gut singen können. Der Meininger Chor ist ein profundes Sänger-Darsteller-Ensemble, das so viel Potential hat, dass die Choristen die Charakterrollen mit großer Professionalität und Phantasie hervorragend umsetzen können.
Wie in einigen anderen Operetten auch, wird in „Gräfin Mariza“ von „Zigeunern“ gesprochen. Wie gehen Sie damit um? Wir kommen um das Wort „Zigeuner“ nicht herum. Ich kenne in Wien einen Roma, der ist Zymbal-Spieler in einem Restaurant und besteht darauf, „Zigeuner“ genannt zu werden. Ich kenne auch ganz viele, denen diese wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themas wahnsinnig auf die Nerven geht. Und natürlich macht der Ton die Musik! Das Bild der Zigeuner in „Gräfin Mariza“ finde ich insofern sehr moralisch, da sie hier die Gutmenschen darstellen.
Was wird das Publikum erwarten? Große Gefühle, große Leidenschaft, Sehnsucht nach Glück, Lebenserleichterung, Beglückung – und einen schönen Theaterabend, bei dem hoffentlich möglichst viel von der Lust, die wir haben, auf das Publikum überspringt. Mit Charles Kálmán verbindet mich eine jahrelange Freundschaft. Er sagte immer: „Papi wollte die Menschen glücklich machen!“ Genau das möchte ich auch!
Wie gefällt Ihnen Meiningen? Es ist eine Oase! Ich fühle mich wie auf Kur: eine Kuranstalt, in der ich Operette machen darf. Das Großartige ist natürlich, dass es so eine theaterverrückte Stadt ist. Vorabwerbemotiv: M. Reinhard und C. Ribero-Souza bereiten das ungarische Nationalgericht zu.
Ich habe das Stück oft inszeniert, habe es oft gespielt – da ist man natürlich fixiert und in einem Tunnel drin. Aber dadurch, dass ich es selber sehr unterschiedlich gespielt habe und durch die Ausstattungsteams oder dramaturgischen Denkfabriken, mit denen man zusammenarbeitet, habe ich es immer wieder anderes gestaltet. Es ist ein Stück, das ich immer machen kann und mir wirklich nie langweilig wird. Witz, Leichtigkeit und Natürlichkeit Kálmáns, seine musikalische Kraft und sein musikalischer Einfallsreichtum sind großartig. Und fast alle Gesangsnummern sind Hits – mindestens jede zweite Nummer nimmst du mit nach Haus. Es ist eine große Qualität des Komponisten, nicht billigen Schlager zu schreiben, sondern Melodien.
Sie sind selbst ausgebildeter Schauspieler und Sänger – hilft das bei Ihrer Arbeit als Regisseur? Es kann vorteilhaft sein, wenn man selber mehrere Abende auf der Bühne gestanden hat und weiß, wie man sich da draußen fühlt. Wenn man weiß, wann man sich vielleicht schämt, wenn etwas missglückt, aber auch, wenn man irrsinnig glücklich ist und dieses Glücksgefühl auf andere überspringen lassen möchte. Ich kann erkennen, wenn sich jemand nicht wohlfühlt oder nicht wohlfühlen kann. Wenn man sängerisch atmen muss, weil da ein großes Orchester ist, ist die Natürlichkeit eine andere – als wenn man einen Schauspielton hat. Operette hat diesbezüglich schon ihren eigenen Stil und ihre eigenen Gesetze, da sie sowohl an Schauspiel als
Mit: SYLVIA HOFMANN, CAROLINA KROGIUS/SONJA FREITAG, MONIKA REINHARD, CAMILA RIBERO-SOUZA/SONJA FREITAG, KATI RÜCKER; STEFFEN KÖLLNER, LARS KRETZER, THOMAS LÜLLIG, STAN MEUS, ERNST VOLKER SCHWARZ, DANIEL SZEILI; Ballett Eisenach; Chor des Meininger Theaters; Meininger Hofkapelle
Matinee:
SO, 12.06., 11.15 Uhr, Foyer, Eintritt frei
Premieren:
FR, 24.06., 19.30 Uhr, Großes Haus SO, 26.06., 19.00 Uhr, Großes Haus
Weitere Vorstellungen:
FR, 01.07., 19.30 Uhr, Großes Haus; weitere Termine in der Spielzeit 2016/17
SCHAUSPIELPREMIERE
Verführung der Jugend
Kost-Probe:
Ödön von Horváths „Jugend ohne Gott“ in den Kammerspielen Regie: MARTINA GREDLER Bühne & Kostüme: ANNELIESE NEUDECKER Dramaturgie: ANNA KATHARINA SETECKI 1934: Das erste „Hochland-Lager“ der Hitlerjugend findet in der Nähe von Murnau statt. Auf dem „Thing-Platz“ des Zeltlagers, in dem 6.000 Jungen in 320 Zelten den Sommer verbringen, steht eine schwarze Wand mit dem Schriftzug „Wir sind zum Sterben für Deutschland geboren“. 2014: Die Bundeswehr schaltet in der Teen ager-Zeitschrift Bravo eine Anzeige: „Du hast Lust auf Action? Du möchtest dir dein eigenes Bild von der Bundeswehr und dem Soldatenberuf machen? Dann haben wir genau das Richtige für dich! Melde dich jetzt an und mach bei den Bw-Adventure Camps 2014 mit. Auf die Plätze, fertig, Abenteuer!“ 2015: Verschiedene Medien berichten, dass Jugendliche aus Deutschland und Österreich in den Dschihad ziehen, rekrutiert vom IS über soziale Netzwerke, ohne jemals vorher Kontakt mit dem Islam gehabt zu haben. Immer wieder sind es gerade Jugendliche, die von Ideologien verführt, von Machtha-
bern für kriegerische Zwecke und Interessen missbraucht werden. Die Jugend in Ödön von Horváths „Jugend ohne Gott“ ist eine manipulierte Jugend in einem faschistischen Staat. Zum Militarismus, zum Krieg erzogen, wirken die Schüler auf ihren Lehrer verroht, kalt und verachtenswert. Im Unterricht geben sie das wieder, was ihnen die Propaganda gelehrt hat: „Alle Neger sind hinterlistig, feig und faul.“ Sie rütteln an den humanistischen Grundwerten ihres Lehrers – aber nur kurz, denn schließlich möchte dieser nicht seinen Broterwerb verlieren, indem er etwas gegen die Äußerungen der Schüler und damit gegen den Staat sagt. Oder hätte er vielleicht doch dagegen handeln müssen? Noch einmal wird er mit seinem Opportunismus konfrontiert. Als sich die Klasse zur „vormilitärischen Ausbildung“ im Zeltlager befindet, wird ein Schüler ermordet. Der tote Schüler ist der N, den man zuvor beschuldigt hatte, das Tagebuch des Z gelesen zu haben. In jenem Tagebuch, das Z in einem Kästchen aufbewahrt, steht geschrieben: „Jeder, der mein Kästchen anrührt, stirbt!“ So wird der Z des Mordes verdächtigt. Doch nicht der N war es, der das
Kästchen aufbrach, sondern der Lehrer. Wieder muss sich der Lehrer fragen, wie sehr er sich schuldig macht, wenn er schweigt. Mit erschreckender Voraussicht schildert Ödön von Horváth in seinem vorletzten Roman „Jugend ohne Gott“ Ereignisse, die erst nach seinem Tod 1938 Wirklichkeit wurden. Er verfasste ihn innerhalb von zwei Wochen im Sommer 1937; mit den Vorarbeiten hatte er bereits 1933/34 begonnen, darunter das Dramenfragment „Der Lenz ist da! Ein Frühlingserwachen in unserer Zeit“, mit dem er in der Tradition Wedekinds die Sexualisierung und Brutalisierung der Jugend auf die Bühne bringen wollte. Direkt nach seiner Veröffentlichung im Oktober 1937 wurde der Roman in acht Sprachen übersetzt. Im Frühjahr 1938 wurde der Roman aufgrund seiner „pazifistischen Tendenzen“ auf die Liste des „schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ gesetzt. Seit seiner Neuauflage 1948 zählt er zu den wichtigsten Büchern im Kanon der antifaschistischen Literatur. Mit: MERET ENGELHARDT, KATHRIN HORODYNSKI, ANNA KRESTEL, CARLA WITTE; HAGEN BÄHR, VIVIAN FREY, PETER LIEBAUG
DI, 31.05., 19.00 Uhr, Kammerspiele Eintritt frei
Premiere:
DO, 09.06., 20.00 Uhr, Kammerspiele
Weitere Vorstellungen:
SO 12.06., SA 18.06. und FR 24.06., jeweils 20.00 Uhr, Kammerspiele; weitere Termine in der Spielzeit 2016/17
Björn Boresch, Hagen Bähr, Vivian Frey