SPEKTAKEL Januar 2017

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Januar 2017

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■ TIPPS UND TERMINE ■

Der Traum geht weiter

Mit dem Unglück zum Mythos

„Die Legende von Paul und Paula“

„Illusionen – Alexandras Leben“

Als im Jahr 1973 Heiner Carows Film „Die Legende von Paul und Paula“ in den Kinos der DDR anlief, war nicht absehbar, dass es eine der erfolgreichsten Produktionen der DEFA werden würde. Millionen Menschen stürmten die Kinos. Angelica Domröse und Winfried Glatzeder wurden über Nacht zu Stars. Nicht unerheblichen Anteil am Erfolg des Streifens hatte auch die Musik der Puhdys, die mit „Geh zu ihr“ oder „Wenn ein Mensch“ nicht nur die Ost-Charts eroberte. Doch was machte diesen Film zum Kult? Wahrscheinlich die beiden Hauptfiguren, die so gar keine Helden sind, und denen ein Schicksal widerfährt, wie es viele Menschen im Osten mit ihnen teilten. Aber Beide hatten große Träume, denn träumen war ja erlaubt – und von diesem Recht wurde in der DDR rege Gebrauch gemacht. Paul, der im Staats-

    BÜRGERBÜHNE Regie: Gabriela Gillert Bühne & Kostüme: Helge Ullmann, Elena Vonderau Musikalische Leitung: Jan-Mathias Schamberger Musik: Jan-Mathias Schamberger, André Schwarze, Holger Mehl Dramaturgie: Christoph Sommerfeldt WIEDERAUFNAHME: FR, 27.01., 20.00 Uhr, Kammerspiele TERMINE: SA, 28.01. und DI, 31.01., jeweils 20.00 Uhr, Kammerspiele apparat arbeitete und eine Neubauwohnung samt der dazugehörigen Musterfamilie besaß

– und der so gar nicht mutig war – war einer, mit dem man sich identifizieren konnte, denn er war ja auch unglaublich verliebt, unglaublich romantisch und unglaublich gutaussehend. Und die schöne Paula, die sich als alleinerziehende Mutter durchschlug und nicht so viel Glück mit den Jungs von nebenan hatte, die kannte man auch – und man mochte sie. Die Probleme und die Träume von Paul und Paula waren die Probleme und Träume von Millionen DDR-Bürgern. Und in den 105 Minuten, die der Film dauerte, träumten alle gemeinsam. In unserer Bürgerbühneninszenierung „Die Legende von Paul und Paula“ gibt es sie auch, die Geschichten von Träumen, von Glück und von Tränen – die Helden des Alltags werden zu den Helden der Bühne. Sind wir nicht alle Paul oder Paula?

Jannike Schubert

Marion Krause, Hans-Peter Feix

■ RÜCKBLICK

Nachwuchs gesucht! Das Meininger Theater ist mit den Sparten Schauspiel, Musiktheater, Konzert und Puppentheater die größte Kultureinrichtung der Region. Die traditionsreiche Bühne wird unter dem Dach der Kulturstiftung Meiningen-Eisenach vom Land Thüringen, der Stadt Meiningen und dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen gemeinsam getragen und beschäftigt über dreihundert Mitarbeiter aus mehr als zwanzig Nationen. Für die Spielzeit 2017/18 bieten wir Ausbildungsplätze in interessanten Berufsbildern:      Ausbildung zum Bühnenmaler (m/w)      Ausbildung (m/w)

zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik

     Ausbildung zum Herrenmaßschneider (m/w)      Ausbildung zum Tischler (m/w)

Zeitraum: 01.08.2017 – 31.07.2020 Einsatzort: Das Meininger Theater, Bernhardstr. 5, 98617 Meiningen Bewerbungsfrist: 31.01.2017 Bewerbung mit den üblichen Unterlagen bitte an: Verwaltungsdirektor Ulrich Katzer entweder per E-Mail verwaltungsdirektion@das-meininger-theater.de oder postalisch.

■ IMPRESSUM Herausgeber: Das Meininger Theater Südthüringisches Staatstheater Bernhardstraße 5, 98617 Meiningen www.das-meininger-theater.de V.i.S.d.P.:

ANSGAR HAAG

´ Redaktion: DOMINIKA MITROVIC, Layout:

HCS Medienwerk GmbH

´ Texte: PHILLIP HENRY BREHL, GABRIELA GILLERT, DOMINIKA MITROVIC, PATRIC SEIBERT, ANNA KATHARINA SETECKI, SUSANNE TENNER-KETZER Fotos: A RI, THILO BEU, FOTO-ED, SILKE FÖRSTER, MICHAEL JESKE, MARIE LIEBIG, SCOT MACALLISTER, VALERIE SEUFERT, SEBASTIAN STOLZ / FILMWILD.DE, HELGE ULLMANN

Mit ihrem Song „Mein Freund, der Baum ist tot“ sang sich Alexandra, die unter dem Namen Doris Treitz im Jahr 1942 geboren wurde, 1968 in die Herzen der Deutschen. Das Lied wurde zu einer Art Hymne der späten 60er und frühen 70er Jahre und stürmte die Charts. Mit jedoch nur 27 Jahren starb Alexandra am 31. Juli 1969 bei einem Autounfall – sie hatte zwei Stoppschilder nicht beachtet und ihr Mercedes kollidierte mit einem Lastzug. Nach ihrem tragischen Tot bildete sich sofort ein Mythos um die junge Frau, die mit einem 30 Jahre älteren russischen Mann verheiratet war und sich aus dem Rotlichtmilieu bis ganz nach oben gearbeitet hatte: In die Leichenhalle, in der sie aufgebahrt war, wurde eingebrochen. Gerüchte um Geheimdienstmitarbeiter und Spione in ihrem Verwandtenkreis machten die Runde. Das Unfallauto verschwand, noch bevor eine Untersuchung stattfinden konnte und weitere Ungereimtheiten traten auf. Bis heute sind die Rätsel um die charismatische Sängerin

nicht gelöst. Aus den Stationen ihres kurzen, aber intensiven Lebens hat Lars Wernecke ein Theaterstück mit Musik gemacht. Im neuen Jahr haben Sie wieder die Möglichkeit diese Produktion des Landestheaters Eisenach mit Jannike Schubert in der Titelrolle in den Kammerspielen zu erleben. Sichern Sie sich jetzt noch die letzten Karten!  CHANSON-SCHAUSPIEL Regie & Bühne: Marie Helene Anschütz Musikalische Leitung & Klavier: Franz Fischer Kostüme: Martina Tornow Dramaturgie: Sophie Oldenstein Mit: Jannike Schubert WIEDERAUFNAHME: SA, 21.01., 20.00 Uhr, Kammerspiele WEITERE TERMINE: SA, 18.02., SA, 25.02. und SA, 11.03., jeweils 20.00 Uhr, Kammerspiele

Selbstbestimmt und stark Frauenfiguren im Mittelpunkt der Spielzeit 2016/17

Ein Jahreswechsel bietet immer einen guten Anlass zu einer Rückschau, bevor wir uns mit voller Kraft in die zweite Hälfte der Spielzeit aufmachen. Starke Frauenfiguren standen im Mittelpunkt vieler Inszenierungen des letzten halben Jahres. Wir eröffneten im September mit einer Neuproduktion von Brechts „Mutter Courage“. Ein Theaterstück, das eine Familie in der Extremsituation des Krieges zeigt und in das die bosnisch-deutsche Regisseurin Jasmina Hadžiahmetovic´ ihre eigene Erfahrung mit Krieg und Gewalt eingebracht hat. Sie hat damit ein aktuelles und packendes Stück Theater geschaffen, das klarmacht, wie heutig, frisch und ergreifend die Texte des Erfinders des Epischen Theaters noch immer sein können. Christine Zart, Meret Engelhardt und Anna Krestel zeigen in ihren Rollen auf völlig verschieden Art, wie sie versuchen in einer von einem männlichen Krieg dominierten Welt zu überleben. Die Inszenierungen „Medea“ in den Kammerspielen und „Nora“ im Großen Haus legen den Fokus auf zwei Frauen, die den Versuch wagen aus ihrer Welt auszubrechen und sich nicht mehr weiter unterzuordnen. Medea ist verleumdet und verlassen – sie weiß selbst nicht mehr so genau, was nun Wahrheit und was Lüge in ihrem Leben ist – und Nora erkennt, dass ihre heimelige Welt nichts außer Lüge ist: Sie geht fort, um sich selbst zu verwirklichen. Jedoch zeigt der in das Ibsendrama hineincollagierte Text von Elfriede Jelinek, dass all ihre Emanzipationsbestrebungen doch nur wieder in neue Abhängigkeiten führen. Auch Rosina in Rossinis „Barbier von Sevilla“ ist eine starke Frau, die nach Unabhängigkeit strebt und aus der Bevormundung des Don Bartolo ausbrechen möchte. Sie geht lieber mit dem (vermeintlich) mittelosen jungen Mann, den sie kaum kennt, als in der Langeweile im Haus ihres Vormundes zu verschmachten. Emanzipation kann auch sehr unterhaltsam sein – jedenfalls zeigt das die turbulente und bunte Inszenierung von Lars Wernecke mit Carolina Krogius und Elif Aytekin als Rosina. Und schließlich ist

Anna Krestel

da noch Martha. Martha ist Anfang fünfzig und mit George verheiratet. Und beide empfinden große Lust daran, sich bis aufs Messer zu bekämpfen. In dem Stück „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“, das Peter Bernhardt in den Kammerspielen inszenierte, stellt dieses Durchschnittsehepaar den „American Way of Life“ in Frage. Das ist manchmal komisch, manchmal irritierend und erschreckend – aber auf jeden Fall sehr unterhaltsam! Alles in allem bis hierhin eine starke Spielzeit mit faszinierenden und starken Frauen. Und im Januar geht es gleich weiter: In Offen-

bachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“ gibt es davon nämlich gleich vier an der Zahl: Olympia, Antonia, Giulietta und Stella. Und der Dichter Hoffmann ist in alle vier verliebt… Aber es wird dann auch Zeit den einen oder anderen starken Mann im Spielplan auftauchen zu lassen. Da kommt Michael Jeske in Gestalt des Poeten Cyrano de Bergerac doch gerade recht. Genau wie Faust und Mephistopheles in Goethes „Urfaust“. Also, egal ob Sie nun starke Frauen oder starke Männer auf der Bühne sehen möchten – ein Besuch im Meininger Theater lohnt sich auf jeden Fall!


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