Spektakel April 2018

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SPEKTAKEL DIE THEATERSEITEN

KOLUMNE

PREMIERE

SCHAUSPIEL · MUSIKTHEATER · KONZERT · BALLETT · PUPPENTHEATER

Ausgabe April 2018

Mehr als nur warten

oder Das Aufeinanderprallen von Kunst und Geld | „Ariadne auf Naxos“ ab 13. April

Fabian Giesder ist Bürgermeister der Stadt Meinigen

Bürger auf der Bühne – mehr Wirklichkeit wagen Bekanntheit erlangten die „Meininger“ mit der Erfindung des Regietheaters. Es wird heute auf der ganzen Welt praktiziert. Die Meininger Prinzipien werden an den Schauspielschulen gelehrt. Die Erneuerung des Theaters hat in Meiningen seither Tradition. Heute ist es vor allem gefordert, anderes Publikum als das bereits bestehende für sich zu begeistern. Auf diese Herausforderung reagiert das Meininger Staatstheater unter anderem mit seiner Bürgerbühne. Vor nunmehr drei Jahren haben wir sie als eine neue Sparte eröffnet. Die Bürgerschaft entsendet Spieler aus seiner Mitte auf die Bühne und sorgt so für eine besondere Verbindung zwischen Stadt und Theater. Gerne habe ich dafür die Schirmherrschaft übernommen. Denn Bürgerinnen und Bürger sollen auch als Teilhaber Interesse für unser Theater haben, nicht nur als Zuschauer. Die persönliche Erfahrung zeigt mir, dass die Bürgerbühne dazu beitragen kann, neues Publikum für das Theater zu gewinnen. Meine erste Theatererfahrung sammelte ich bei einer Aufführung unseres Kinder- und Jugendtheaters Tohuwabohu mit dem Stück „Das Märchen von der verlorenen Zeit“. Natürlich fehlte mir das Handwerkzeug eines Schauspielers. Die Darbietung vor Publikum war ungewohnt. Aber ich erfuhr, dass der Auftritt auf einer Bühne viel mit Überwindung, mit Angst und Mut zu tun hat. Ich begann, Dinge anders wahrzunehmen und mich kritischer und intensiver mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen. Mit der Inszenierung „Spur der Steine“ geht die Meininger Bürgerbühne nun in ihr drittes Jahr. Wieder wagt unser Theater mit dieser Produktion einen besonderen Blick. Es zwingt sich, regional zu denken. Menschen vor Ort müssen für die Auseinandersetzung mit einem Thema begeistert werden. Sie werden ihre Sicht auf das, was tatsächlich existiert bzw. auf das, was existiert hat, einbringen. Ich freue mich sehr, dass ehemalige Robotroner an der diesjährigen Aufführung beteiligt sind. Über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ehemaligen VEB Robotron-Elektronik trafen sich erst kürzlich, ein Vierteljahrhundert nachdem ihr Betrieb in Folge der deutschen Einheit abgewickelt wurde. Ich bin mir sicher, die Robotroner werden ihre Sicht der Dinge, ihre Erfahrungen und ihre Haltungen über die Arbeit und das Leben in der DDR und über die Entwicklung nach der Wende in das Stück einbringen. Unser Theater wird erneut mehr Wirklichkeit wagen. Darauf freue ich mich.

Ich wollte, dass der Mann außer seinem Geld noch ein wenig Geschmack hätte. – Ja, was hier der Tanzmeister in Molières „Le Bourgeois gentilhomme“ über seinen Auftraggeber konstatiert, der unbedingt vom Geschäftsmann zum Adligen avancieren will, wirft kein gutes Licht auf das Kulturverständnis des wohlhabenden Mannes. Obwohl von Molières Komödie in der 1916 uraufgeführten zweiten Fassung der „Ariadne“ kein Wort mehr übrig blieb – nach ausbleibendem Erfolg der 1912er-Paarung von Molière (comédie ballet), Zwischenspiel, Ouvertüre und der heroischen (eigentlichen) Oper von Strauss –, geistert dieser Grundgedanke weiterhin durch das Werk. Ist es beim Franzosen noch der Mann, der sich unbedingt in die vornehmen Kreise emporschwingen möchte, so ist der interessanterweise nicht weiter bestimmte Auftraggeber in Hofmannsthals „Ariadne“ auf Unterhaltung aus, wobei vornehmlich ein Feuerwerk den glanzvollen Höhepunkt des bevorstehenden „Kulturabends“ bilden soll. Aus einer Laune heraus und eher unbeabsichtigt bringt jener Anonymus eine Welle ins Rollen, die alle Künstler vom Komponisten bis zu den Sängern in ihren Grundfesten erschüttert: Ad hoc soll die Oper kombiniert werden mit den Darbietungen einer burlesken Truppe von Improvisationskünstlern und deren ganz eigenen Talenten – eine Unmöglichkeit für die Vertreter der „ernsten“ Kunst! Doch wie in der Molière’schen Komödie regiert auch hier das Geld und bestimmt die Wege. Der Weg des Geldes, der sich heutzutage weg vom aristokratischen Wohlwollen hin zu einem gütlichen staatlichen Subventionsmechanismus verlagert hat,     MUSIKTHEATER Musikalische Leitung: GMD Philippe Bach Regie: Aldona Farrgugia Bühne & Kostüme: Anja Hertkorn Choreografie: Axel Carle Dramaturgie: Daniel Westen Mit: Deirdre Angenent, Elif Aytekin/Monika Reinhard, Anne Ellersiek, Brit-Tone Müllertz, Marianne Schechtel, Mikko Järviluoto, Jacob Kincaide, Marián Krejčík, Siyabonga Maqungo, Stan Meus, Gregor Nöllen, Daniel Pannermayr, Ondrej Šaling, Dae-Hee Shin, Michael Siemon; Statisterie des Meininger Staatstheaters; Meininger Hofkapelle MATINEE: SO, 08.04., 11.15 Uhr, Foyer – Eintritt frei PREMIEREN: FR, 13.04., 19.30 Uhr und SO, 22.04., 19.00 Uhr, Großes Haus WEITERE VORSTELLUNGEN: SO, 29.04., 19.00 Uhr, MI, 30.05., 19.30 Uhr, SO, 10.06., 15.00 Uhr und DO, 05.07., 19.30 Uhr

scheint in erster Linie einen Affront zu bilden, ein Belächeln der Kunst, der Oper, der Historie. Doch unbeabsichtigt löst diese Konfrontation der verschiedenen Kunstverständnisse bei den Beteiligten eine Woge der Erneuerung, ein Reflektieren des eigenen Tuns und schlussendlich sogar ein Hinterfragen der eigenen Persönlichkeit aus. Das heißt nicht, dass der finanzielle Druck auf die Kulturschaffenden in dieser Form erstrebenswert wäre, doch stößt er bei Strauss und Hofmannsthal – auch vor dem Hintergrund der damaligen Zeit – eine generelle Debatte um die Flexibilität und das Werden des Theaterbegriffes an. Die genuinen Mittel der Oper müssen sich nun einer Befragung durch die eher anarchisch daherkommenden Improvisationskünste stellen, welche in Form der Commedia dell’arte ja bereits Geburtshelfer der Oper gewesen waren. So raufen sich im Vorspiel die Künstler widerwillig zusammen und führen schließlich eine Oper auf, die ihresgleichen sucht und die sich aus ihrem Sujet heraus bestens eignet für dieses „Experiment“: „Ariadne auf Naxos“. Hier sitzt die Dame Ariadne auf einer einsamen Insel, nachdem ihr Faden den geliebten Theseus aus dem Labyrinth des Minotaurus geleitete und er sie (je nach Überlieferung) aus diversen Gründen auf Naxos deponierte … um zu warten. Neben dieser Urzeichnung einer sowohl kämpferischen als auch zum Nichtstun verdammten Frau ist es der eigentliche „Erlöser“, der sich hierher verirrt: Dionysos. Kein strahlender Gott, kein heldenhafter Theseus und keine Flotte von Kämpfern erlösen Ariadne von ihrem Sein, sondern der Gott der Triebhaftigkeit, des Rausches und des Andersartigen. Dieser „fremde“ Gott – übrigens tatsächlich ein „Überläufer“ aus dem phrygischen Mythenkreis – katalysiert nicht nur das Wesen der Ariadne, sondern mag gleichbedeutend für die gesamte Form der Oper stehen. Ein Blick in die hellenistische Zeit verdeutlicht, dass sich das Dionysische immer als ein Zusammenschluss und -wirken unterschiedlicher Gestaltungsformen präsentierte, sei es im Charakter der Dionysien oder in den älteren Riten, die bis hin zur ekstatischen Grenzerfahrung die Menschen verzückten. Und genau jenes Entgrenzen von Formen, aber auch von der eigenen Persönlichkeit ist es, was die „Ariadne auf Naxos“ zu einer wahrhaftig vielfältig befragbaren Oper macht. Welche Fesseln muss die Kunst lösen, um innovativ zu bleiben und um nicht als ein in wunderbare Musik gegossenes Historienspektakel wahrgenommen zu werden? Was löst diese Änderung, dieses Spiel mit den Formen bei den Darstellern aus? Erkennt oder (er-) findet Ariadne bzw. deren Darstellerin neue Ideen des Spiels und des Seins auf der Bühne oder gar für sich selbst? Letztere Frage provoziert natürlich auch das Frauenbild in dieser Oper, das durch das Aufeinanderprallen zweier unterschiedlicher Frauenpersönlichkeiten fast nebenbei zur Diskussion gestellt

©Sebastian Stolz, filmwild.de

wird. Wie weit kann eine Zerbinetta, die im Prinzip Inbegriff eines dionysischen „Lustbildes“ ist, mit der Ariadne zu einer Einheit im Spiel gelangen, wenn doch die Selbstverständnisse der beiden in Kunst und Leben so different sind? „Ariadne auf Naxos“ verhandelt in kurzer Zeit eine Vielzahl von Themen, die sich schlussendlich immer wieder auf den Erfahrungsbereich (und die hieraus resultierenden Folgeerscheinungen) beziehen. Und so liegt es nahe, dass Regisseurin Aldona Farrugia und ihre Ausstatterin Anja Hertkorn die Oper mit ihren genuinen theatralen Mitteln befragen, dass Theaterprozesse als solche entzaubert werden, um hierdurch wieder einen ganz eigenen, neuen Zauber zu erfahren. Die „Ariadne“ wird somit zu einem irrsinnigen wie be- und verzaubernden Abend, der mit den Eigenheiten der Bühne und ihrer Geschichte das Illusionswesen des Theaters karikiert und zugleich behauptet, Entgrenzung erfahrbar macht und doch immer wieder zu einem Punkt zurückführt – nämlich zu der Verbindung von Darstellerpersönlichkeit und Bühnenfigur als Teil eines Ganzen, die final (und dies trotz der großen Themen und Probleme, die es verhandelt) nur eines will: unterhalten.

PREMIERE

„Die Leiden des jungen Werther“ einem integralen Bestandteil unserer Kultur, der Leistung höher als Lust, Status höher als Liebe, den äußeren Schein höher als die Wirklichkeit bewerten lässt. „Die Leiden des jungen Werther“ entstammt einer Zeit großer sozialer, wirtschaftlicher und geopolitischer Umbrüche und ist einerseits als Kritik an den Auswüchsen des damals noch herrschenden feudalen Systems zu sehen, andererseits steht auch die klare unabdingbare Forderung nach der Befreiung der Leidenschaften von der konventionellen Moral im Fokus. Goethes Idealismus, dass „Gefühle frei sein“ und losgelöst werden können von Autoritäten, Religion, gesellschaftlichen Konventionen und Traditionen, macht seinen Roman heute aktueller denn je.

stehenden Verhältnisse und gesellschaftlichen Strukturen Auflehnende, in den Vordergrund. Dessen Leidenschaft, seine unstillbaren Gefühlsschwankungen, seine Wut und seine chaotischen Sichtweisen, lassen ihn auch zu einem Rebell unserer Zeit werden. Da seine Leidenschaft größer ist als sein Verstand, verliebt er sich unsterblich in die bereits vergebene Lotte. Albert wird zwangsläufig zum Gegenspieler. Die so entstehende „Ménage à trois“ wird für Werther zur unerfüllbaren Liebe. Albert personifiziert hierbei den heutigen Zeitgeist mit all seinen Vor- und Nachteilen. Er ist der überall herrschende Materialismus, der „coole Lifestyle“, der Arbeit und Konsum, also den ökonomischen Erfolg, über das persönliche Glück stellt. Zwischen den extremen Positionen dieser beiden Männer wird die Dritte im Bunde zerrieben: Lotte, die doch so sehr für die humanistischen Grundwerte steht.

Der Titelheld befindet sich dabei in einer konstanten Selbstdokumentation seiner Erlebnisse, Gedanken und Gefühlswelten. Zwar werden heute kaum mehr Briefe oder Tagebuch geschrieben, doch die kontinuierliche Selbstdarstellung des heutigen Menschen in sozialen Netzwerken lässt Werther aktuell scheinen. In der extremen Beschreibung der eigenen Gefühlswelt erscheint Werther gleichsam als Narzisst: „Und wie wert ich mir selbst werde, wie ich mich selber anbete, seitdem sie mich liebt“. Zudem rückt der „junge Wilde“, der sich – wie im Sturm und Drang – gegen die be-

    SCHAUSPIEL Regie: Gabriela Gillert Bühne & Kostüme: Helge Ullmann Video: Peter Hollek Dramaturgie: Stephan Rumphorst Mit: Kristin Heil, Fridtjof Matti Bundel, Michael Johannes Mayer PREMIERE: DI, 10.04., 20.00 Uhr, Kammerspiele WEITERE VORSTELLUNGEN: MI, 11.04., 10.00/20.00 Uhr, FR, 25.05., 10.00 Uhr, SA, 26.05., 20.00 Uhr und MO, 28.05., 11.00 Uhr, Kammerspiele

Eisenacher Inszenierung feiert Premiere in Meiningen In „Die Leiden des jungen Werther“ verarbeitete Johann Wolfgang von Goethe Erlebnisse, die ihn zwischen 1772 und 1774 umtrieben. Sein eigenes Leben nutzte er als Quelle literarischen Schaffens und dennoch entstand mit dem Briefroman ein Kunstwerk, das über die persönlichen Erfahrungen des Autors hinausweist. Nach dessen Erscheinen auf der Leipziger Buchmesse im September 1774 wurde dieser zu einem riesigen Erfolg, nicht zuletzt deshalb, weil er dem Lebensgefühl der jungen Generation Ausdruck verlieh. Für das Landestheater Eisenach entstand ausgehend von Goethes Briefroman eine Spielfassung, die die Geschichte aus der Perspektive der drei Hauptfiguren erzählt und nicht nur die Gefühlswelt Werthers spiegelt. Jung, sensibel und melancholisch schildern

die Schauspieler in den Rollen von Werther (Fridtjof Matti Bundel), Albert (Michael Johannes Mayer) und Lotte (Kristin Heil) die Geschichte einer Liebe gegen jede Vernunft. Der Liebesrausch der drei Figuren endet erst in dem Moment, als sie erkennen, dass man die Realität nicht wegträumen kann. Die Inszenierung verwebt die Sprache Goethes mit gegenwärtiger Ausdruckssprache junger Menschen. Zeilen und Textfragmente, dem Briefroman entnommen, werden durch eine heutige Gedankenwelt kontrastiert und zeigen so das Universelle, das der Geschichte unterliegt. Wir leben in einer Zeit, in der sich ein individueller Narzissmus bereits zur Normalität verwandelt hat. Aber auch ein derzeitiger gesellschaftlicher Narzissmus wurde zu

Ihr Fabian Giesder Fridtjof Matti Bundel, Kristin Heil ©Sebastian Stolz, filmwild.de


April 2018

T h e a t e r k a s s e 0  3 6  9 3  /  4 5 1  2 2 2 o. 1 3 7 w w w. m e i n i n g e r- s t a a t s t h e a t e r. d e

IM FOKUS

Erik Neutschs „Spur der Steine“ ab 26. April auf der Kammerspielbühne

Werbefoto ©Marie Liebig

Das WIR-Gefühl Regisseurin Gabriela Gillert und Ausstatter Helge Ullmann im Gespräch mit Dramaturg Bernhard Henning „Spur der Steine“ wurde 1964 veröffentlicht, ein Jahr zuvor war Autor Erik Neutsch in die SED-Bezirksleitung Halle eingetreten. Der Roman zeigt die Wandlung der Hauptfigur Hannes Balla von dem „anarchischen Glücksucher“ zu einer „verantwortungsbewussten Arbeiterpersönlichkeit“. 1965/67 kam der Roman mit Manfred Krug als Balla auf die Filmleinwand und erregte großes Aufsehen, insbesondere wegen der kritischen Sichtweise auf die DDR. Die Folge: Er wurde zensiert und erst 1990 wieder freigegeben. Was steckt mehr in deiner Inszenierung: Balla – der Anarchist, der Systemkritiker oder der verantwortungsbewusste Arbeiter? Gabriela Gillert: In unserer Inszenierung ist Balla sozusagen das Kraftzentrum auf der sozialistischen Großbaustelle Schkona. Von den bürokratischen Regeln der Planwirtschaft hält er nicht viel. Konflikte auf der Baustelle löst er auf unkonventionelle Art und Weise; so kapert er Transporte beim Vorherrschen eines Materialmangels. Er provoziert. Und er bricht sämtliche Tabus. Wenn die Missstände zu groß werden, ruft er sogar zum Streik auf. Balla handelt sicherlich anarchistisch, und dennoch versucht er das System von Innen heraus zu verbessern. Das heißt, du siehst Balla als positive Figur, der diesem System oder dieser Gesellschaft einen Spiegel vorhalten will, um etwas zu verändern? Gabriela Gillert: Ich glaube, dass es der Figur gar nicht darum geht, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten; auf den Sozialismus ist Balla gar nicht angewiesen, sondern er handelt für seine Arbeiter, die Gemeinschaft. So entwirft er ein neues Bild vom Arbeiter und macht diesen zur „herrschenden Klasse“ – und sich selbst zum Eroberer, ohne Angst. Er wird zum Helden auf der Baustelle und kämpft gegen alle Schönredner, Bürokraten und Lügner. Helge Ullmann: … genau, wie im wilden Westen! Balla hat schon etwas von einem Westernhelden – also jemand, der „sein Ding“ macht, seine Aufgaben erledigt und am Ende des Films/Romans in den „Sonnenuntergang“ reitet. Gabriela Gillert: Im Monolog von Balla gibt es ein schönes Zitat: „Da ist noch ein Stern am östlichen Himmel, der anfängt zu leuchten.“ Helge Ullmann: Diese Stelle gefällt mir, denn sie ist fast wie ein Schlusswort. Im Stück geht es auch um zwei Männer und eine Frau, also eine klassische Dreiecksbeziehung. Was für ein Frauenund Männerbild sehen wir? Gabriela Gillert: Katrin Klee ist eine junge Ingenieurin. Sie hat gerade ihr Studium abgeschlossen und beginnt jetzt auf der Großbaustelle Schkona zu arbeiten. Wir sehen eine junge Frau, die sich in einer Männerdomäne behaup-

ten muss. Denn sie hat durch Balla nicht nur einen Gegenspieler, sondern anfangs eine ganze Brigade gegen sich. Ihr persönlicher Idealismus und ihr Elan scheitern immer wieder an der Bürokratie oder dem Dogmatismus des Systems. Doch dann verlieben sich sowohl Balla als auch der verheiratete Parteisekretär Horrath in Katrin. Sie beginnt eine Liebesbeziehung mit Horrath und wird schwanger. Für Horrath war dies damals natürlich ein eklatanter Verstoß gegen seine „Parteimoral“, doch auch die anderen Figuren geraten nun in viele persönliche Konflikte. Horrath, der Vater des ungeborenen Kindes, bekennt sich nicht zu ihr. Wie seht ihr seine Figur? Helge Ullmann: Er ist ständig hin- und hergerissen. Auf der einen Seite liebt er Klee, doch auf der anderen ist er der Partei verpflichtet. Außerdem hat er bereits eine Frau und ein Kind. Das heißt, er liebt zwar Klee, aber ist dennoch nicht bereit, sein Leben zu verändern, aus dem System auszubrechen? Gabriela Gillert: Horrath kann sich nicht von seiner Familie trennen. Und er kann sich nicht zwischen seiner Verantwortung und seiner Liebe zu Katrin Klee entscheiden. Doch ich glaube, dass dieser moralische Konflikt für ihn noch schmerzhafter durch das „nicht dürfen“ gegenüber seiner Partei wird. Mit dieser identifiziert er sich und alle seine Ideale und Werte hängen daran. Helge Ullmann: Er ist echt mutig: Er setzt sich sogar an die Spitze des Betriebes und trifft unpopuläre Entscheidungen, nimmt Strafen in Kauf. Er kämpft für seine Ideale, kommt aber aus der Schachtel nicht raus, in die er sich selbst sortiert hat. Was ist denn mit seiner Frau Marianne? Er hat sie betrogen und es gibt Szenen, in denen die beiden völlig kalt miteinander umgehen. Diese Liebe hat offenbar keine Chance mehr. Aber warum trennt er sich nicht von ihr, um sich zu Klee und deren Kind zu bekennen? Gabriela Gillert: Horrath ist verheiratet und hat ein kleines Kind. Er trägt somit eine Verantwortung und fühlt sich ständig innerlich zerrissen. Als Katrin Klee schwanger wird, verheimlicht sie der Partei, dass Horrath der Vater ist und schützt ihn dadurch. Doch erst als auch Katrin Klee ihn verlassen will, bekennt er sich öffentlich zu ihr. Er verliert seinen Parteiposten und Marianne trennt sich von ihm. Diese Zerrissenheit Horraths macht die Figur unsagbar spannend. Erik Neutsch hat allen Figuren diese Konflikte auf mehreren Ebenen gegeben. Horraths Konflikt ist ein täglich gefühlter Widerspruch: „Morgen verlasse ich meine Frau, fange ein neues Leben an – für mein persönliches Glück.“ Im nächsten Gedanken jedoch fühlt er die Verantwortung an ein System, welches auch er nicht verlassen kann.

Helge Ullmann: Es ist auch eine Erwartungshaltung, die er erfüllen will, auch sich selbst gegenüber. Der Roman wurde 1964, während der Zeiten der DDR, geschrieben. Ist er dennoch aktuell? Gabriela Gillert: Ich denke, dass wir noch immer in einer konstanten Auseinandersetzung mit dieser Zeit sind. Immer wieder beschäftigen wir uns mit einer Unterteilung zwischen „vor 89“ und „nach 89“. Egal ob wir es wollen oder nicht, erfolgt eine Unterteilung zwischen „hüben und drüben“. Soziologisch betrachtet wird dies wohl auch noch bis 2060 andauern. Helge Ullmann: Unsere heutige Welt ist sehr stark industrialisiert. Sehr oft geht es um den Einzelnen, um einen selbst, nicht mehr um alle. Bei Balla und der Brigade geht es um die Guppe, um ein „Wir“-Gefühl. Dieses Gefühl macht den Umstand aus, dass die Leute den Stoff auch heute noch mögen. Der Osten – trotz aller seiner Widersprüche – zeigt auch hier positive Momente, die dazu führen, dass die „Ostalgiewelle“ nicht abgeklungen ist. Die Leute erinnern sich gerne an den einstigen Zusammenhalt, den man in dieser Form nur selten vorfindet. Gabriela Gillert: In unserer kapitalistischen Welt besteht eine Sehnsucht nach diesem „Wir“-Gefühl, diesem Zusammenhalt, nach der Verantwortung füreinander, die exemplarisch in Ballas Brigade geherrscht hat. Deshalb bin ich überzeugt – auch, wenn der Roman aus der Vergangenheit kommt – ist er umso aktueller und kann heute fast einem „Sehnsuchtsort“ dienen. Helge, du bist in der DDR geboren. Spielte der Roman eine besondere Rolle in deiner Jugend? Helge Ullmann: Das Lustige ist, auf mich hatte er keine Auswirkungen, denn zu dieser Zeit war ich zu klein und einer Woche nach der Veröffentlichung war er schon wieder verschwunden, aufgrund der Zensur. Der Roman gehörte bei mir auch nicht zum Schulstoff und so kannte ich ihn nicht und las auch Erik Neutsch nicht. Zu meinen Lektüren zählten eher „Die drei Musketiere“, und viel lieber als das, sah ich Autorennen. Der Roman spielt hauptsächlich auf einer Baustelle. Wie ist dein szenographischer Ansatz eine Baustelle für das Theater umzusetzen? Helge Ullmann: Auch bei uns findet sich das typische Material einer Baustelle wieder, wie z. B. Betonplatten. Auch Zugstangen und Technik sind immer wieder zu sehen. Ein konstant arbeitender Raum. Dahinter finden sich kleine DDR-Buchten, die ebenfalls in die Handlung eingebunden werden können.

    SCHAUSPIEL Eine Koproduktion des Schauspiels Meiningen und Eisenach sowie der Bürgerbühne Meiningen Regie: Gabriela Gillert Bühne & Kostüme: Helge Ullmann Dramaturgie: Bernhard Henning Mit: Meret Engelhardt, Farina Violetta Giesmann, Kristin Heil, Fridtjof Matti Bundel, Yannick Fischer, Roman Kimmich, Peter Liebaug, Gideon Maoz; Bürgerbühne Meiningen KOST-PROBE: DI, 17.04., 19.00 Uhr, Kammerspiele – Eintritt frei PREMIERE: DO, 26.04., 20.00 Uhr, Kammerspiele WEITERE VORSTELLUNGEN: SO, 29.04., DI, 29.05., MI, 30.05. und DO, 07.06., jeweils 20.00 Uhr, Kammerspiele

Das Ensemble ist eine besondere Konstellation: auf der Bühne stehen SchauspielerInnen aus Meiningen und Eisenach, Ballas Brigade bildet die Bürgerbühne Meiningen. Premiere für eine solche „Dreier-Konstellation“! Wie gehst du als Regisseurin damit um? Gabriela Gillert: Für mich persönlich ist diese neue Konstellation sehr spannend. In einem alltäglichen Theaterprozess ist die Situation meist anders: ein Dramaturg recherchiert zu Beginn die Materialen, z. B. zu den Arbeitsbedingungen in der DDR um 1965. In dieser Inszenierung wirken nun Bürger mit, die genau in dieser Zeit gelebt haben, dort groß geworden sind, Bauleiter und Brigadier waren oder bei „Robotron“ gearbeitet haben. Niemand kann die Zusammenhänge dieser Zeit besser beschreiben als Bürger, die diese Zeit erlebt haben. Das Theaterkollektiv „Rimini Protokoll“ hat eine gute Bezeichnung für das Fachwissen der Bürger etabliert: Experten des Alltags. Wie genau eine Inszenierung am Ende aussehen wird, weiß man bei dieser Arbeitsweise vorab nie. Aber genau das macht es so reizvoll. Ich hoffe, dass durch diese Vermischung der eigenen Biografien der Bürger und der Geschichte, die die Schauspieler erzählen werden, Synergieeffekte entstehen. Helge Ullmann: Das Ganze hat in der Bürgerbühne schon ein paar Mal sehr gut funktioniert, zuletzt bei „Paul und Paula“. Ohne die Bürger hätten wir das gar nicht in diese enorm authentische Richtung treiben können. Das ging wirklich nur mit den Meininger Frauen, mit diesen älteren Paulas, die das alles irgendwo in ihrer Jugend erlebt hatten. Ich muss sagen, dass mich das Stück sehr stark berührt hat und offensichtlich auch das Publikum. Diese Authentizität werden wir auch in dieser Produktion vorfinden können. Gabriela Gillert: Noch wissen wir nicht, wohin es uns treiben wird. Helge Ullmann: Es ist aber eine Chance, dass sowas hier auch wieder eine Rolle spielen kann. Gabriela Gillert: „Robotron“ war vor der Wende der größte Arbeitgeber in der Region und ist auch heute noch in keiner Weise in Vergessenheit geraten.


April 2018

APRIL 2018 SO

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MO

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EVITA

Großes Haus 19.00–21.15 UHR

LAUF DOCH NICHT IMMER WEG!

Großes Haus 15.00–17.35 UHR

Musical von Andrew Lloyd Webber Musikalische Leitung: Martin Wettges/Mario Hartmuth, Regie: Kurt Josef Schildknecht, Bühne: Helge Ullmann, Kostüme: Annette Mey, Choreografie: Julia Grunwald, Chor: Martin Wettges Mit: Monika Reinhard/Carolina Krogius, Julia Steingaß; Michael Jeske, Stan Meus, Sven Zinkan, Chor des Meininger Staatstheaters, Kinderchor der Meininger Kantorei, Ballett des Landestheaters Eisenach, Statisterie des Meininger Staatstheaters, Meininger Hofkapelle Eine Farce von Philip King Regie: Lars Wernecke, Bühne: Bernd Dieter Müller, Kostüme: Annette Zepperitz Mit: Evelyn Fuchs, Ulrike Walther, Carla Witte; Reinhard Bock, Yannick Fischer, Michael Jeske, Peter Liebaug, Renatus Scheibe, Sven Zinkan

DER LIEDERBIBER

von Luc Hutter für Zuschauer ab 3 Jahren Regie: Maria C. Zoppeck, Bühne & Figuren: Janine Hoffmann Mit: Roland Klappstein, Bettina Langmann

06

Kammerspiele 20.00–22.15 UHR

DI

DER STURM

von William Shakespeare Regie: Andreas Morell, Bühne & Kostüme: Daria Kornysheva, Christian Rinke Musik & Sound: Caroline Siegers, Choreografie: Axel Carle Mit: Michael Kind, Meret Engelhardt, Carla Witte; Reinhard Bock, Yannick Fischer, Vivian Frey, Matthias Herold, Renatus Scheibe

MATINEE ARIADNE AUF NAXOS NILS LANDGREN (POSAUNE)

Großes Haus 19.30–22.00 UHR RF

DIE SCHMUTZIGEN HÄNDE

Drama von Jean-Paul Sartre Regie: Jasmina Hadziahmetovic, Bühne & Kostüme: Christian R. Müller, Musik: Virginia Breitenstein Krejčík Mit: Meret Engelhardt, Mira Elisa Goeres; Björn Boresch, Phillip Henry Brehl, Vivian Frey, Matthias Herold, Hans-Joachim Rodewald

Kammerspiele 20.00–22.15 UHR Foyer 11.15–12.30 UHR Freier Eintritt Großes Haus 19.30 UHR

Nach einem Briefroman von Johann Wolfgang von Goethe Regie: Gabriela Gillert, Bühne & Kostüme: Helge Ullmann Mit: Kristin Heil; Fridtjof Bundel, Michael Johannes Mayer

MI

DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER

Kammerspiele 10.00–12.50 UHR 20.00–22.50 UHR

SONNY BOYS

Großes Haus 19.30–22.00 UHR

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FR

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Komödie von Neil Simon Regie: Ansgar Haag, Bühne & Kostüme: Kerstin Jacobssen Mit: Dagmar Poppy; Peter Bernhardt, Jan Krawczyk, Heinz Rennhack

ARIADNE AUF NAXOS

Gastspiel des Puppentheaters Magdeburg ab 16 Jahren

SA

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EVERGREEN

Spektakel von Rudolf Hild Musikalische Leitung: Rudolf Hild, Regie: Matthias Straub, Bühne: Helge Ullmann, Kostüme: Carola Volles, Choreografie: Julia Grunwald Mit: Meret Engelhardt, Kristin Schulze, Julia Steingaß; Phillip Henry Brehl, Michael Jeske, Renatus Scheibe, Sven Zinkan; Band: Rudi and the All-Time-Rock-and-Blues-Band

M – EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER

Gastspiel des Puppentheaters Magdeburg ab 16 Jahren

FR

SA

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SEBASTIAN FITZEK: FLUGANGST 7A

KOSTPROBE SPUR DER STEINE DER STURM

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5. FOYERKONZERT: TRIOSONATEN

Werke von F. Couperin, J. Dismas Zelenka, G. F. Händel und A. Vivaldis Mit: Christine Leipold, Friedrike Kayser, Oboe; Johannes Himmler, Fagott; Kana Shirao, Violoncello; Robert Jacob, Cembalo

Kammerspiele 19.00–19.45 UHR Freier Eintritt Großes Haus 19.30–22.00 UHR RB

von William Shakespeare

3. KINDERKONZERT: PETER UND DER WOLF

Kammerspiele 09.00–09.45 UHR 11.00–11.45 UHR

Sinfonisches Märchen von Sergej Prokofjew ab 4 Jahren Dirigent: Chin-Chao Lin, Erzähler: Ulrich Kunze; Meininger Hofkapelle

ITALIENISCHE GALA

Großes Haus 19.30–03.00 UHR

Musikprogramm mit anschließendem Tanz bei Cocktails und Häppchen Musikalische Leitung: GMD Philippe Bach, Solisten: Brit-Tone Müllertz (Sopran), Dovlet Nurgeldiyev (Tenor), KS Andrzej Dobber (Bariton), Meininger Hofkapelle; im Anschluß: italienische Livemusik der Band Honey & Soul und ein DJ-Set im Vestibül

ABENTEUER MIT DER MAUS NO 7

Kammerspiele 11.00–12.00 UHR

Theaterexpedition für Kinder ab 4 Jahren

DER LIEDERBIBER

MO

Kammerspiele 16.00–16.45 UHR

Großes Haus 19.00 UHR PS

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DO

26

Foyer 15.00–16.00 UHR

EVITA

Großes Haus 14.30–16.45 UHR

DORNRÖSCHEN

Großes Haus 19.30–21.45 UHR RD

Musical von Andrew Lloyd Webber

Ballett von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky Musikalische Leitung: Chin-Chao Lin, Choreographie: Andris Plucis, Bühne: Susanne Harnisch, Kostüme: Danielle Jost Mit: Ballett des Landestheaters Eisenach, Meininger Hofkapelle

SPUR DER STEINE

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DIE GEBURTSTAGSTORTE ODER KASPERS GROSSE JAGD

SA

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EVERGREEN

Großes Haus 19.30–22.00 UHR

LAUF DOCH NICHT IMMER WEG!

Großes Haus 19.30–22.05 UHR RE

DIE SCHMUTZIGEN HÄNDE

Kammerspiele 20.00–22.45 UHR

4. FAMILIENKONZERT: KÖNIG KAROTTE

Kammerspiele 11.00–12.00 UHR

Eine Farce von Philip King

Drama von Jean-Paul Sartre

MEININGER STAATSTHEATER SO

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nach Jacques Offenbach Dirigent: Mario Hartmuth, Erzähler: Ulrich Kunze, Moderation: Alexander John, Arrangement: Andreas N. Tarkmann; Meininger Hofkapelle

ARIADNE AUF NAXOS Oper von Richard Strauss

Theaterkasse 03693-451-222 oder -137 www.meininger-staatstheater.de · facebook.com/meiningerstaatstheater twitter.com/diemeininger · instagram.com/meiningerstaatstheater

Wartburg 18.30–22.30 UHR Kartenverkauf www.wartburg.de

Oper von Richard Wagner Musikalische Leitung: GMD Philippe Bach, Szenische Einrichtung: Ansgar Haag/Kerstin Jacobssen, Kostüme: Stephanie Geiger, Chor: Martin Wettges Mit: Deirdre Angenent, Sonja Freitag, Camila Ribero-Souza; Ernst Garstenauer, Mikko Järviluoto, Scott MacAllister, Siyabonga Maqungo, Stan Meus, Daniel Pannermayr, Dae-Hee Shin, Chor und Extrachor, Meininger Hofkapelle

Kammerspiele 20.00 UHR

Bernhardstr. 5 · 98617 Meiningen Intendant Ansgar Haag · Verwaltungsdirektor Ulrich Katzer

Kammerspiele 10.00–11.00 UHR

Puppenspiel von Sebastian Putz für Zuschauer ab 4 Jahren Regie: Jürgen Maaßen, Ausstattung: Sebastian Putz Mit: Sebastian Putz

TANNHÄUSER UND DER SÄNGERKRIEG AUF WARTBURG

Großes Haus 19.30–22.00 UHR

Foyer 11.15–12.45 UHR

Kammerspiele 20.00 UHR PK I

Schauspiel nach dem Roman von Erik Neutsch Premiere Regie: Gabriela Gillert, Bühne & Kostüme: Helge Ullmann Mit: Meret Engelhardt, Farina Violetta Giesmann, Kristin Heil, Fridtjof Matti Bundel, Yannick Fischer, Roman Kimmich, Peter Liebaug, Gideon Maoz; Bürgerbühne Meiningen

FR Kammerspiele 20.00 UHR

FOYER UM DREI

Theaternachmittag für alle Interessierten

Spektakel von Rudolf Hild

SO

Großes Haus 19.30 UHR

Meininger Frühlingslese Tickets unter: www.mkgd.de

ARIADNE AUF NAXOS

Großes Haus 19.30 UHR PF

Oper von Richard Strauss Premiere Musikalische Leitung: GMD Philippe Bach, Regie: Aldona Farrugia, Bühne & Kostüme: Anja Hertkorn, Chorografie: Axel Carle Mit: Deirdre Angenent, Elif Aytekin, Anne Ellersiek, Brit-Tone Müllertz, Monika Reinhard, Marianne Schechtel; Mikko Järviluoto, Jacob Kincaide, Marián Krejčík, Siyabonga Maqungo, Stan Meus, Gregor Nöllen, Daniel Pannermayr, Ondrej Šaling, Dae-Hee Shin, Michael Siemon, Meininger Hofkapelle

M – EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER

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Großes Haus 15.00–16.10 UHR RSen

Oper von Richard Strauss Premiere

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MI

Kammerspiele 20.00–22.45 UHR

Kammerspiele 20.00–22.50 UHR

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CARMINA BURANA

von Carl Orff, szenische Aufführung Musikalische Leitung: GMD Philippe Bach, Regie: Ivar Thomas van Urk, Bühne & Kostüme: Anja Hertkorn, Chor: Martin Wettges, Choreografie: Mara Kurotschka Mit: Elif Aytekin, Ondrej Šaling, Dae-Hee Shin, Chor und Extrachor des Meininger Staatstheaters, Suhler Knabenchor, Suhler Singakademie, Meininger Hofkapelle

von Luc Hutter für Zuschauer ab 3 Jahren

DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER

Nach einem Briefroman von Johann Wolfgang von Goethe

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New Eyes on Bach & Baroque Veranstaltung des Thüringer Bachwochen e. V. Posaune: Nils Landgren, Gesang: Jeannette Köhn, Bass: Eva Kruse Gitarre: Johann Norberg, Saxophon & Flöte: Jonas Knutsson

DI

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MO

DIE BESSERE HÄLFTE

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SO

Kammerspiele 10.00–10.40 UHR

Komödie von Alan Ayckbourn

SO

Kammerspiele 15.00–15.45 UHR

SCHNEEWITTCHEN UND DIE SIEBEN ZWERGE

Puppenspiel nach den Brüder Grimm ab 4 Jahren Regie, Bühne & Kostüme: Falk P. Ulke Mit: Falk P. Ulke

Komödie von Alan Ayckbourn Regie: Tobias Rott, Bühne & Kostüme: Kerstin Jacobssen Mit: Evelyn Fuchs, Julia Steingaß, Ulrike Walther; Björn Boresch, Hans-Joachim Rodewald, Sven Zinkan

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©Marie Liebig

Kammerspiele 20.00–21.30 UHR

DIE BESSERE HÄLFTE

SA

Vivian Frey, Der Sturm

DER KLEINE ERZIEHUNGSBERATER

Puppenspiel für Erwachsene von Axel Hacke Regie: Maria C. Zoppeck, Figuren: Franziska Schmidt Buch, Bühne & Spiel: Falk P. Ulke

FR

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SPUR DER STEINE

Schauspiel Bürgerbühne nach dem Roman von Erik Neutsch

MO

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THE ROCKY HORROR SHOW

Großes Haus 19.00 UHR RG Kammerspiele 20.00 UHR PK II Großes Haus

Musical von Richard O’Brien 19.30–22.00 UHR Musik. Leitung: Rudolf Hild, Regie: Lars Wernecke, Bühne: Christian Rinke, Kostüme: Danielle Jost, Choreografie: Andris Plucis/Julia Grunwald Änderungen vorbehalten!


F Ü R J U N G E Z U S C H AU E R TIPPS UND TERMINE

AKTUELLES

Jetzt bewerben für die Südthüringischen Schultheatertage 2018 Es ist kaum zu glauben, aber wahr! Aufgrund der großen Nachfrage werden die Südthüringischen Schultheatertage 2018 erstmalig im Großen Haus des Meininger Staatstheaters stattfinden. Das viertägige Festival Mitte Juni ist somit eines der abschließenden Höhepunkte der Spielzeit 2017/18. Mit einem neuen Konzept wollen wir Theatergruppen aus Südthüringen begrüßen, die sich ab sofort für die Schultheatertage bewerben können. Der vergrößerte Zuschauerraum ermöglicht erstmals noch mehr Schülern, die unterschiedlichen Vorstellungen zu besuchen. Die 18. Südthüringischen Schultheatertage finden vom 18. Juni bis zum 21. Juni 2018 statt. Die teilnehmenden Gruppen erhalten neben der Möglichkeit ihre eigene Produktion unter professionellen Bedingungen zu zeigen auch die Möglichkeit,

Konkurrenzinszenierungen zu sehen und in den Austausch mit anderen Gruppen zu kommen. So lernen die Teilnehmer unterschiedliche Arbeitsweisen kennen, schulen ihr ästhetisches Urteilsvermögen und entwickeln es weiter. Zudem nehmen die Schüler kostenlos an unterschiedlichen Workshops teil, leben im Theatercamp und werden von professionellen Theatermachern über den Zeitraum begleitet. Einen Bewerbungsbogen erhalten interessierte Schultheatergruppen unter: jungestheater@meininger-staatstheater.de

  JUNGES THEATER ZEITRAUM: MO, 18.06. bis DO, 21.06.2018

TIPPS UND TERMINE

Der Liederbiber ist wieder im Dornröschenfieber! Vier Zusatztermine für Luc Hutters Puppensingspiel Auch im April können Kinder ab drei Jahren das mitreißende Puppensingspiel, inszeniert von Puppentheaterdirektorin Maria C. Zoppeck, erleben. In die Welt des singenden Bibers entführen die Spieler Roland Klappstein und Bettina Langmann. Das Abenteuer beginnt als der Liederbiber seine elterliche Burg verlässt und sich auf Wanderschaft begibt. Doch was treibt ihn in die weite Welt hinaus? Es ist die Geschichte von Dornröschen, die ihn nicht mehr loslässt. Und mutig, wie unser Biber nun ist, will er sie finden und befreien. Musikalisch eindrücklich und vom klassischen Singspiel inspiriert, erfahren die jüngsten Zuschauer was es heißt, für sich und andere einzustehen. Die Musikerin/Sopranistin Bettina Langmann und der Bariton/Puppenspieler Roland

Klappstein singen und musizieren dabei live mit den jungen Zuschauern. Kinder und Erwachsene dürfen sich auf Lieder und Volksweisen wie „Das Wandern ist des Bibers Lust”, „Brüderchen, komm tanz‘ mit mir”, „Es tanzt ein Bibabutzemann” oder „Dornröschen war ein schönes Kind” freuen und erleben, dass Musik zum eigenen Ich, aber auch zur Begegnung und Beziehung mit anderen führt.

Kaspertheater als turbulenter Krimispaß „Die Geburtstagstorte oder Kaspers große Jagd“

    PUPPENTHEATER ab 3 Jahren Spieldauer ca. 50 Minuten Spielform: offene Spielweise TERMINE: Ostermontag, 02.04., 15.00 Uhr, SO, 22.04., 16.00 Uhr, DO, 10.05., 11.00/15.00 Uhr, Kammerspiele Sebastian Putz ©foto-ed

Das Puppenspiel von Sebastian Putz, für Kinder ab 4 Jahren, ist ein wahres Erlebnis für alle Kindergarten- und Grundschulkinder. Regisseur Jürgen Maaßen und Puppenspieler Sebastian Putz, der neben dem Text auch die Ausstattung entwarf, bieten ihrem Publikum ein ca. 50-minütiges Vergnügen. Die Großmutter will Geburtstag feiern, doch müssen der Kasper und seine Freunde erst noch jede Menge Schwierigkeiten bewältigen, bevor sich alle an den Kaffeetisch setzen können.

JUNGE MUSIK

Familienkonzert „König Karotte“ Nur noch ein Mal in dieser Spielzeit! Die Meininger Hofkapelle, geleitet vom 2. Kapellmeister Mario Hartmuth und das Team der Jungen Musik mit Susanne Tenner-Ketzer und Alexander John haben in Zusammenarbeit mit Katrin Jäger und Ulrich Kunze Jacques Offenbachs Orchestermärchen am 13. März erfolgreich auf die Kammerspielbühne gebracht. Text und Geschichte sind von Jörg Schade, die Bearbeitung stammt von Andreas N. Tarkmann. Erzählt wird die Geschichte von König Karotte, der in Madame Bollieaus Gemüsegarten aufwächst, zum König aller dort lebenden Gemüsepflanzen gekrönt wird und sein Land gegen etliche Angriffe von außen und innen verteidigen muss. Zu dieser Mitmachgeschichte sind Kinder ab 5 Jahren und Familien mit Oma, Opa, Tante und Onkel herzlichst eingeladen. Bereits zu der Premiere im März war die Resonanz groß und die Schweizer Kammer-

philharmonie Graubünden hat ihr Interesse für mehrere Termine zum Jahresbeginn 2019 signalisiert. „Eine Stunde lang verfolgte das begeisterte Publikum die Geschichte des selbst ernannten Herrschers im Gartenreich mit Musik von Jacques Offenbach. (…) Um die Geschichte um ‚König Karotte’ zum Leben zu erwecken, wurden einige Kinder aus dem Publikum auf die Bühne geholt. Begeistert meldeten sich mehr Freiwillige, als es Rollen zu verteilen gab. (…) Ohne Scheu folgten sie den Anweisungen des Moderators, tauschten spontan die Kostüme oder blieben einfach mal sitzen, um das Orchester zu beobachten.“ MEININGER TAGEBLATT, Ulrike Scherzer     JUNGE MUSIK TERMIN: SO, 29.04., 11.00 Uhr, Kammerspiele

    PUPPENTHEATER TERMIN: FR, 27.04., 10.00 Uhr, Kammerspiele

Bettina Langmann, Roland Klappstein © foto-ed

JUNGE MUSIK

„Peter und der Wolf“ ab 4 Jahren Nur noch ein Mal in dieser Spielzeit! Mit DEM Klassiker von Sergej Prokofjew begegnet der große und kleine Konzertbesucher dem Glück. Die Meininger Hofkapelle unter dem Dirigat von Chin-Chao Lin möchte die Kinder mit den Instrumenten des Orchesters vertraut machen. Jede Figur in der Geschichte ist einem bestimmten Instrument zugeordnet und hat ein eigenes musikalisches Thema. Ein spannendes Erlebnis mit Peter (Violine), Vogel (Querflöte), Ente (Oboe), Katze (Klarinette), Großvater (Fagott), Wolf (Hörner)

und Jäger (Pauken) erwartet die Zuhörer. Die Geschichte wird erzählt von Schauspieler Ullrich Kunze in der Bühnengestaltung von Susanne Tenner-Ketzer; es moderiert Alexander John.     JUNGE MUSIK TERMIN: SO, 20.04., 9.00/11.00 Uhr, Kammerspiele

Die Theatermaus wünscht allen Kindern und ihren Familien fröhliche Ostern und viel Spaß beim Eiersuchen! Die kleine Theatermaus lebt nun schon seit vielen Jahren im Meininger Staatstheater. In verschiedenen Episoden erlebt sie unvergessliche Abenteuer. Die jüngsten Zuschauer begleiten sie auf ihren Theaterexpeditionen, blicken durch die Augen der Maus hinter die Bühnenkulissen und lernen mit ihr und dem Mäuse­ expertenteam das Theater kennen. Erzähler Ulrich Kunze ©Mitrovic

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April 2018

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TIPPS UND TERMINE

TIPPS UND TERMINE

KONZERT

Von Räubern und Menschen

„M – eine Stadt sucht einen Mörder“

5. Foyerkonzert

Sonderkonzert Brass Band München anlässlich Puppentheater-Premiere

Magdeburger Puppentheater zu Gast mit fesselnder Inszenierung

Triosonaten

Eine Stadt im Ausnahmezustand: An jedem Ort, zu jeder Zeit kann er wieder zuschlagen, der Kindermörder. Die fieberhafte Fahndung der Polizei läuft ins Leere; alle Sicherheitsvorkehrungen erweisen sich als nutzlos. Ein gefundenes Fressen für Lokalpresse und sensationsgeiles Publikum. Eine Tragödie hingegen für alle „anständigen“ Verbrecher der Stadt. Diese mobilisieren sich, um dem Mörder in Selbstjustiz beizukommen. Ein rasantes Katzund-Maus-Spiel zwischen Mörder, Polizei und Untergrund beginnt. Fritz Langs Stummfilmklassiker aus dem Jahre 1931 ist in seiner schneidenden Analyse der Mechanismen von Angst und Terror, Meinungsmache und Massenhysterie aktuell wie je. Roscha A. Säidow, derzeit Mitglied im AUTORENstudio am Schauspiel Frankfurt, hat den Stoff auf diese Bezüge hin abgeklopft und eine Bühnenfassung geschrieben, welche Klassiker und Gegenwart subtil und eindringlich verbindet. Im Verbund mit Andres Böhmer hat sie eigens für die Inszenierung markante Songs im Big‐Band‐Stil komponiert. „M – eine Stadt sucht einen Mörder“ wird damit zur Wiederbelebung und Weiterentwicklung des traditionsreichen Genres Singspiel. Figuren wie aus dem Jenseits bewohnen das von Julia Plickat auf die Bühne gestellte

verfallene Haus mit Dachterrasse, Steg bis in die Zuschauerreihen und ausklappbaren Projektionsflächen. Knallig, schamlos und bisweilen brutal erzählen sie die Geschichte der Verfolgungsjagd. Wer sind sie? Und: Dürfen die das? Die Schauspieler nutzen alles, was sie in die Hände kriegen: Musikinstrumente, Projektionen, Objekte und Puppen – letztere aus Fundstücken zusammengesetzt, von riesengroß bis minimalistisch, von Handpuppe bis Marionette bis Tischfigur. Schauspiel verbindet sich mit Figurentheater, Konzert mit Show zu einem interdisziplinären Gesamtkunstwerk. Unter dem verschwörerischen Deckmantel der Farce wird so freigelegt, was unsere Gesellschaft mit Mördern und Mörder mit unserer Gesellschaft machen. Die gefeierte Inszenierung gastiert für zwei Termine in Meiningen. „Säidow versteht es auf meisterhafte Weise, Szenen filmisch aneinander zu schneiden, und zwar mit einer so extremen Fallhöhe, die atemlos macht. (…) Großes Kino, großer Applaus. Hingehen!“ (VOLKSSTIMME, Kathrin Singer)     PUPPENTHEATER/GASTSPIEL SPIELDAUER: 140 Minuten (ohne Pause) TERMINE: FR, 13.04. und SA, 14.04., jeweils 20.00 Uhr, Kammerspiele

Solistenensemble Brass Band München ©bbb

In der außergewöhnlichen Besetzung und mit ihrem unverwechselbaren Sound – von mittelalterlichen Klängen über sakrale Musik bis hin zur klassischen Moderne gehobener Unterhaltung – begeistert die „Brass Band München“, unter der Leitung von Hofkapellen-Musiker Ekkehard Hauenstein, bei zahlreichen Konzerten im In- und Ausland. Jetzt ist das Solistenensemble für drei Termine in Meiningen zu erleben: Für die Neuproduktion des Meininger Puppentheaters „Das Wirtshaus im Spessart“, einer Räuberkomödie für Erwachsene nach der Erzählung von Wilhelm Hauff, arrangierten die Blechbläser die Musik und treten als Darsteller bei der Premiere am 4. und der Folgevorstellung am 6. Mai auf der Kammerspielbühne in Erscheinung. Am 5. Mai geben die Musiker ein Sonderkonzert in der Schlosskirche und ergründen das Räuberphänomen: Der Mensch

– gut, naiv, genial oder wahnsinnig? Und die Räuber, einfach nur böse? Wieviel „Räuber" steckt ins uns allen – und sind Räuber auch nur Menschen? Und was sagt die Musik dazu? Freuen Sie sich auf ein mitreißendes Konzertprogramm mit Werken von Johann Sebastian Bach, Dmitri Schostakowitsch, Aram Khatchaturjan, Edvard Grieg, Benjamin Britten und Gustav Mahler und seien Sie jetzt schon gespannt auf den Auftritt eines einmaligen Räubertrios aus dem „Wirtshaus im Spessart“.     EXTRA Musikalische Leitung: Ekkehard Hauenstein Mit: Solistenensemble Brass Band München, Maria Adriana Albu, Roland Klappstein, Falk P. Ulke TERMIN: SA, 05.05., 19.30 Uhr, Schlosskirche

Ensemble Magdeburger Puppentheater ©Jesko Döring

AKTUELLES

Ein Pionier der Friedensforschung und Intellektueller mit Weitblick Zum Tode von Ekkehart Krippendorff „Zu erleben ist Theater von großer Authentizität“ (Aus „Wer ist da?“, geschrieben über die Meininger-„Hamlet“-Inszenierung vom 24. Oktober 2013, veröffentlicht in der Süddeutschen Zeitung) Ekkehart Krippendorff, einer der profiliertesten Politikwissenschaftler, ist am 27. Februar 2018 im Alter von 83 Jahren in Berlin gestorben. Geboren mitten in der Nazizeit, erlebte Krippendorff die Kriegsjahre direkt mit. So verwundert es wenig, dass es den gebürtigen Eisenacher bereits früh in die Politik trieb. Nach seinen Anfangsstudienjahren in Deutschland ging er mit einem Stipendium in die USA. Das amerikanische Hochschulsystem und die Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg veränderten Krippendorffs Weltbild und er kehrte als radikaler Pazifist, der er zeitlebens geblieben ist, nach Deutschland zurück. 1965 verlor er im Zuge der öffentlichen Kritik an dem Hochschulrektorat seinen Assistenzvertrag an der Freien Universität Berlin – seine Nicht-Verlängerung löste bei der Studentenschaft eine heftige Protestwelle aus, die den Auftakt für die sogenannten Studenten-Unruhen markierte. Ab 1968 bekleidete Krippendorff Gastprofessuren für Politologie in New York, Siena, Bologna, Sussex und Urbino, bis er 1978 an die FU Berlin zurückkehrte, wo er bis zu seiner Emeritierung 1999 verblieb. Krippendorff war ein „widerspenstiger Geist“, „ein rhetorisch begabter, wacher Kopf“, „ein Intellektueller mit weitem Blickfeld“. Sein Forschungsinteresse galt den Internationalen Beziehungen und der Friedensforschung. In

der letzten Phase seiner universitären Laufbahn widmete er sich verstärkt der Literatur und dem Theater zu – insbesondere Shakespeares Komödien und Goethes „Faust“ waren ihm Muster politischer Analyse. Ab Mitte der neunziger Jahre schrieb Krippendorff Theaterkritiken für die Süddeutsche Zeitung, den Freitag und andere Organe. „Als Intendant habe ich und das Meininger Staatstheater Herrn Krippendorff viel zu verdanken. Er hat dem Ansehen des Hauses in vielfältiger Weise gedient.“ „Haben Sie lange das Gefühl entbehrt, mit erhobenem Haupt, freudig erregt und zugleich intellektuell gefordert aus einer Vorstellung zu kommen? Dann planen Sie zwei Tage im südthüringischen Meiningen: Unter seinem Herzog Georg II. war es Ende des 19. Jahrhunderts so etwas wie die Theaterhauptstadt Europas. Hier wurde das Regietheater erfunden und revolutionierte auf Tourneen von St. Petersburg bis London, von Stockholm bis Budapest das europäische Theater. Die Engländer ließen sich von den Deutschen zeigen, wie man Shakespeare textgetreu und zugleich spannend in bis dahin unerhörten, ungesehenen Bühnendekorationen zeigen konnte, Max Reinhardt und Stanislawski sind ohne die Meininger nicht zu denken. (…) diesen Faust, der seit Ende Mai 2007 dort zu sehen und mit von Akt zu Akt steigender Spannung bis zum Bergschluchtenfinale mitzuerleben ist, diesen vom Premierenpublikum mit langem, ste-

hendem Applaus gefeierten Triumph, den kann dem ‚Südthüringischen Staatstheater’ niemand mehr nehmen. Beide Teile an zwei aufeinander folgenden Abenden. (…) Zu denken, daß die beschränkten Mittel eines kleinen Theaters mit nur neunzehn Darstellern das Unzulängliche zum Ereignis werden lassen, weil alle spürbar von Spielfreude und Leidenschaft beflügelt sind, daß so etwas in einer kleinen Stadt von kaum mehr als zwanzig tausend Menschen möglich ist, das ermutigt und beglückt. Dort ist Kultur, wo eine junge Hotelbedienung sich bei ihren Gästen nach ihren Eindrücken von Faust erkundigt, von

dem sie nur einige Proben hat sehen können, die sich aber dann intelligent und scharfsinnig über das Verhältnis Goethes zu Schiller ausläßt, und wo die Rezeptionsdame ungefragt erklärt, sie werde sich natürlich auch den Faust ansehen, sobald der Andrang etwas nachgelassen habe.“ (Aus „Sehr ernste Scherze“, geschrieben über die Meininger „Faust I und II“Inszenierungen vom 17. und 18. Mai 2007, veröffentlicht in der Süddeutsche Zeitung/in der vollständigen Fassung in der Berliner Wochenzeitung Freitag)

Robert Jacob, Friedrike Kayser, Kana Shirao, Christine Leipold, Johannes Himmler ©Mitrovic

Zu wunderbaren Klängen des Barock laden fünf Musiker der Meininger Hofkapelle im 5. Foyerkonzert der Saison. Die Triosonate erlebte um 1700 den Höhepunkt ihrer Beliebtheit und ist eine der wichtigsten Gattungen barocker Kammermusik. Zwei gleichwertige Melodielinien entfalten sich im Gleichgewicht zu einem harmonisch stützenden Basso continuo. Georg Friedrich Händels erstmals um 1731 in Amsterdam erschienene sechs Triosonaten op. 2 gehören heute zu den beliebtesten und im Repertoire festverankerten Werken dieser Gattung überhaupt. Der französische Organist, Cembalist und Komponist François Couperin setzte sich für die Vereinigung des französischen und italienischen Geschmacks ein, weswegen seine ästhetische Position unter seinen Zeitgenossen durchaus umstritten war. Mit seiner Vorliebe für die italienische Musik schrieb er Triosonaten in der Art Corellis, die er zunächst als Werke eines italienischen Komponisten ausgab. Später überarbeitete er sie und veröffentlichte sie unter dem Namen „Les Nations“. Es sind insgesamt vier Sonaten mit einer anschließenden Suite aus verschiedenen Tänzen. „L’Impériale“ ist die dritte Sonate des Zyklus. Einer der eigenwilligsten und ungewöhnlichsten Komponisten des 18. Jahrhunderts ist Jan Dismas Zelenka. Er arbeitete 20 Jahre lang unscheinbar als Kontrabassist an der Desdener Hofkapelle, bevor er 1735 zum „Kirchen-Compositeur“ ernannt wurde. Folglich komponierte er vor allem Kirchenmusik – seine einzige Kammermusik sind sechs Triosonaten, die zu den originellsten Kompositionen des Barock gehören. Antonio Vivaldi komponierte drei Varianten eines klangmalerischen Seesturms: „La tempesta di mare“ RV 570 in F-Dur ist ein Concerto grosso, der aus der Triosonate entstandenen Gattung. Im Foyerkonzert erklingt das berühmte Werk in einem Arrangement von Robert Jacob.     PROGRAMM FRANÇOIS COUPERIN (1668–1733) Les Nations. III. L’Impériale ANTONIO VIVALDI (1678–1741) La tempesta di mare RV 570, Arr. Robert Jacob JAN DISMAS ZELENKA (1679–1745) Triosonate Nr. 5 in F-Dur ZWV 181 GEORG FRIEDRICH HÄNDEL (1685–1759) Triosonate in g-moll op. 2 Nr. 5 HWV 390

    FOYERKONZERT Mit: Christine Leipold, Friedrike Kayser (Oboe); Johannes Himmler (Fagott); Kana Shirao (Violoncello), Robert Jacob (Cembalo) TERMIN: SO, 15.04., 11.15 Uhr, Foyer Großes Haus

Intendant Ansgar Haag mit Ekkehart Krippendorff im Foyer des Großen Hauses.


April 2018

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TIPPS UND TERMINE

DAS SAGT DIE PRESSE

Carl Orffs „Carmina Burana“

Neil Simons „Sonny Boys“ Nur noch drei Mal in dieser Spielzeit!

Heinz Rennhack, Peter Bernhardt ©foto-ed

Bademantel, Pantoffeln und Schnulzen aus dem immer laufenden Fernseher: das ist Willie Clark. Der grimmige 70-Jährige war in seinen jungen Jahren ein erfolgreicher Schauspieler und Komiker; jetzt wohnt er zurückgezogen in einem kleinen Hotelzimmer. Jeden Mittwoch besucht ihn sein Neffe und Agent Ben, der ihm das Essen, die Zeitung und die Zigarren bringt. An diesem Mittwoch hat Ben jedoch eine besondere Neuigkeit: Er hat Willie einen Auftritt als Star einer Fernsehshow verschafft. Die Sache hat nur einen Haken: sein Show-Partner soll niemand geringerer sein als sein ehemaliger Bühnenkollege Al Lewis. Er und Al waren 43 Jahre lang Varieté-Partner, bis Al die Nase vom Show-Business voll hatte

und ihn alleine ließ. Dazu kommt Als äußerst „feuchte Aussprache“ und seine Angewohnheit, Willie immer mit dem Finger zwischen die Rippen zu pieken. Eine Wiederaufnahme der gemeinsamen Arbeit kommt für Willie also überhaupt nicht infrage! Willie willigt schließlich doch ein, die Show mit Al zu machen. Seine Bedingung: Ben soll Al mitteilen, dass Willie grundsätzlich „dagegen“ ist, mit ihm aufzutreten und Willie es sowieso „nur für seinen Neffen tut“. Für ihren berühmten „Doktorsketch“ muss vor der Aufführung als erstes einmal geprobt werden und die zerstrittenen Komiker treffen wieder aufeinander. Nutzen Sie die letzten drei Termine in dieser Spielzeit, um den legendären TV- und Fernsehstar Heinz Rennhack in der Rolle des Willie Clark zu erleben! Der gebürtige Danziger, der seine Karriere als Operetten- und Musicaldarsteller in Dresden begonnen hatte, gehörte zu den beliebtesten Fernsehschauspielern und Entertainern der DDR. Ein Ende seiner Bühnenkarriere ist auch mit 81 Jahren noch lange nicht in Sicht und so begeistert Rennhack mit seiner jungenhaften Art und dem verschmitzten Augenaufschlag bis heute auf den Theaterbühnen. Seinen ehemaligen Komikerpartner in „Sonny Boys“, Al Lewis, verkörpert Peter Bernhardt. „Die Zuschauer werden in den nächsten zweieinhalb Stunden viel zu lachen haben über das, was ihnen der beliebte Schauspieler und Komödiant Heinz Rennhack (…) und sein Spielpartner Peter Bernhardt an Situationskomik, Slapstick, Klamauk, Wortwitz und hintersinnigem Humor bieten.“ (MAIN-POST, Siggi Seuß)

„(…) der gewaltige Klang, an dem Wettges detailversessen an Tempi, Volumini und an den Betonungen gefeilt hat, macht die Inszenierung zu einem Erlebnis. (…) Und auch die Hofkapelle unter GMD Philippe Bach lässt sich feurig und leidenschaftlich auf Orffs Werk ein.“ FREIES WORT, Peter Lauterbach „Ein bemerkenswerter Abend“, so urteilte Thüringen Ministerpräsident Bodo Ramelow, der der Premierenvorstellung am 23. Februar 2018 beiwohnte.

    SZENISCHE KANTATE TERMINE: SA, 31.03., 19.30 Uhr, SO, 15.04., 15.00 Uhr, SA, 12.05., 19.30 Uhr, SA, 26.05., 19.30 Uhr und FR, 29.06., 19.30 Uhr, Großes Haus

Elif Aytekin, Ondrej Šaling, Chöre ©Sebastian Stolz

DAS SAGT DIE PRESSE

Jean-Paul Sartres „Die schmutzigen Hände“

„Neben der in sich stimmigen Dramaturgie der Inszenierung, die die inneren Kämpfe der Hauptfigur immer im Fokus hat und gleichzeitig fast naturalistisch erzählt, beeindruckt, mit welcher Leidenschaft die Darsteller, vor allem Phillip Henry Brehl, Mira Elisa Goeres und Hans-Joachim Rodewald, ihren Charakteren glaubwürdiges Leben einhauchen. Ein Abend, der das ewige Dilemma politischen Handelns zwischen Freiheit der Entscheidung und der Verantwortung für die Taten schmerzhaft konkret seziert.“ MAIN POST, Siggi Seuß

    SCHAUSPIEL TERMINE: DO, 12.04., MI, 09.05. und FR, 08.06., jeweils 19.30 Uhr, Großes Haus Hans-Joachim Rodewald, Phillip Henry Brehl, Mira Elisa Goeres ©Marie Liebig

TIPPS UND TERMINE

    SCHAUSPIEL TERMINE: SO, 08.04., SA, 28.04., SA, 12.05. und FR, 15.06., jeweils 20.00 Uhr, Kammerspiele

TIPPS UND TERMINE

Abwechslungsreiches Osterprogramm zu den Feiertagen Sichern Sie sich noch heute Ihre Karten! KARFREITAG: „DER STURM“ Alleine auf einer Insel, gestrandet, gedemütigt, verlassen: So findet sich der ehemalige Herzog von Mailand, Prospero, nach seinem Sturz und seiner Verbannung wieder. Doch da sind Geister auf der Insel, die er zu bannen und instrumentalisieren versteht, da ist seine Tochter Miranda, die von nichts weiß und zum Unterpfand der Humanität wird. Und da ist ein Schiff, das die Insel zufällig passiert, beladen mit seinem Rivalen und Erzfeind, dessen Sohn. Prospero sinnt auf Rache. Er lässt durch Magie einen Sturm aufleben, der das Schiff zum Kentern bringt und seine Feinde ans Ufer schwemmt. In einem Irr- und Verwirrspiel lässt Prospero seine Welt neu erstehen. Filmregisseur Andreas Morell brachte Shakespeares faszinierendes Werk bildgewaltig auf die Meininger Bühne. Einen Prospero, dem die Stürme seines Lebens gewissermaßen ins Gesicht geschrieben sind, fand Morell in dem Berliner Schauspieler Michael Kind, einem breiterem Publikum u. a. bekannt als Einsatzleiter Hermann Gruber in der beliebten ZDF-Serie „Küstenwache“. TERMIN: FR, 30.03., 19.00 Uhr, Großes Haus

© Thron Ullberg

New Eyes on Bach & Baroque Star-Posaunist Nils Landgren im Rahmen der Thüringer Bachwochen in Meiningen

OSTERMONTAG: „LAUF DOCH NICHT IMMER WEG!“ Hier rennen die Leute kopflos durch den Raum, da fliegen die Türen auf und zu, dort werden Menschen im Wandschrank versteckt und dazu fallen auch noch Frauen effektvoll in Ohnmacht. Die 1945 uraufgeführte Farce des britischen Autors Philip King spielt in einer kleinen englischen idyllischen Ortschaft während des Zweiten Weltkriegs. Ein entflohener, vermeintlich nazideutscher Soldat findet Zuflucht und tarnende Verkleidung im Hause des verklemmten Pfarrers Lionel Toop. Dieser ist mit der unangepassten ehemaligen Schauspielerin Penelope verheiratet, die der braven Kirchenvorstandsdame Miss Skillon ein Dorn im Auge ist. Für urkomische Irrungen und Wirrungen sorgen das kecke Dienstmädchen Ida, Penelopes Ex-Kollege Clive, der als Soldat eigentlich gar keinen Ausgang hat, Penelopes zu früh erscheinender Onkel, niemand Geringeres als der Bischof von Lax, sowie der als Urlaubsvertretung eigentlich erst später erwartete Ersatzpfarrer Arthur Humphrey. In Gottes Namen: „Amen”! TERMIN: MO, 02.04., 15.00 Uhr, Großes Haus

OSTERMONTAG: „DER KLEINE ERZIEHUNGSBERATER“ Im Puppenspiel für Erwachsene nach Axel Hacke heißt Sie Referent Heinrich Schreck alias Puppenspieler Falk P. Ulke herzlich willkommen! Thema des Vortrags: „Überleben trotz Kindern oder: Wie bekommt man die süßen Kleinen in den Griff!“ Anhand anschaulicher wie verstörender Beispiele zeigt er Bewältigungsstrategien auf: Wie geht man mit herumfliegenden Schleimbatzen, Legosteininduzierten Fußschmerzen oder mitleidvollen Blicken anderer um – gerade, wenn die Kleinen mal wieder schreiend am Rad drehen? Humorvoll beantwortet Heinrich Schreck diese und viele weitere Fragen und stellt dabei die wichtigsten Erziehungsprobleme mit kunstvoll gestalteten Tischfiguren nach. Mit stoischer Gelassenheit und gleichzeitig beißender Ironie spielt Falk P. Ulke den liebenswerten Wahnsinn der Elternschaft. Wir versprechen Wiedererkennungswert und Kicherattacken! TERMIN: MO, 02.04., 20.00 Uhr, Großes Haus – Zum letzten Mal in dieser Spielzeit!

Mit „neuen Augen“ auf die Musik der Barockzeit blicken, dazu lädt im Rahmen der Thüringer Bachwochen der legendäre schwedische Posaunist Nils Landgren in Begleitung der Sopranistin Jeannette Köhn, der Bassistin Eva Kruse, des Gitarristen Johann Norberg und des Saxophonisten Jonas Knutsson. Johann

Sebastian Bachs Musik hat Generationen von Musikern beeinflusst – und kaum jemand hat sich nicht von ihm, seinen Techniken und seiner Meisterschaft in Kontrapunkt und Harmonik prägen lassen. Dies gilt bis heute und gerade auch für den Jazz. Ohne den Ursprung zu verschleiern, eröffnet das Jazzquintett sei-

nen Zuhörern neue Perspektiven und Klang­ erlebnisse.     KONZERT TERMIN: So, 08.04., 19.30 Uhr, Großes Haus

■ IMPRESSUM Herausgeber:

Meininger Staatstheater

Bernhardstraße 5, 98617 Meiningen

www.meininger-staatstheater.de

V.i.S.d.P.:

ANSGAR HAAG

Redaktion:

DOMINIKA MITROVIĆ

Layout:

HCS Medienwerk GmbH

Texte: DOROTHEA BRANDT, KATRIN GELLRICH, FABIAN GIESDER, GARBIELA GILLERT, EKKEHARD HAUENSTEIN, BERNHARD HENNING, DOMINIKA MITROVIĆ, RALF-MICHAEL SEELE, ANNA KATHARINA SETECKI, SUSANNE TENNER-KETZER, DANIEL WESTEN Fotos/Grafiken: JESKO DÖRING, FOTO-ED, DR. FALK FRIEMEL, MARIE LIEBIG, EBERHARD F. LORENZ, DOMINIKA MITROVIĆ, TORSTEN RöSSE, SEBASTIAN STOLZ/FILMWILD.DE, THRON ULLBERG, HELGE ULLMANN

Änderungen vorbehalten


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