Spektakel Februar 2018

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Ost-Legende Heinz Rennhack ab sofort in Meiningen (S. 2)

SPEKTAKEL DIE THEATERSEITEN

KOLUMNE

SCHAUSPIEL · MUSIKTHEATER · KONZERT · BALLETT · PUPPENTHEATER

PREMIERE

Mario Hartmuth, 2. Kapellmeister der Meininger Hofkapelle sowie künstlerischer Leiter des Orchesters der Konrad-AdenauerStiftung

Neue Musik ist immer schrill und laut? Keineswegs! Das Gegenteil wird derzeit mit Philippe Boesmans‘ „Julie“ in den Kammerspielen bewiesen. In den letzten Jahren ist hier eine eigene Reihe mit zeitgenössischen Opern entstanden, die alle unterschiedlicher nicht sein könnten. Mit manchen Werken habe ich mich sofort angefreundet, bei anderen brauchte ich manchmal etwas Zeit, um mich auf deren Tonsprache einzulassen. Fasziniert hat mich jedoch immer, wie Komponisten neue Klänge und Harmonien entwickeln, welche eine ganz individuelle Atmosphäre kreieren können. Denn das erweitert auch immer wieder meinen Blick auf die Klassiker wie Mozart oder Verdi, die für ihre Zeit auch oft völlig neue Klänge verwendeten. Manchmal können unsere heutigen Ohren deren ursprüngliche Wirkung gar nicht mehr wahrnehmen. Werke wie „Anya 17“ des englischen Komponisten Adam Gorb oder „Powder Her Face“ von Thomas Adès haben ihren ganz eigenen Stil, der sich aus der Handlung entwickelt. Letzterer lässt zum Beispiel viele Elemente aus dem Jazz und Tango in seine Musik einfließen, was die Zeit und die Erotik des Stückes wunderbar einfängt. Grigori Frids „Das Tagebuch der Anne Frank“ stand hingegen ganz in der Tradition Schostakowitschs mit einer erweiterten romantischen Harmonik, die oft an Gustav Mahler erinnert. Die Klangpalette, mit der Philippe Boesmans in „Julie“ die melancholische Stimmung der Mittsommernacht

Ausgabe Februar 2018

Carl Orffs „Carmina Burana“ Die Wanderung der Gleichgültigen durch das Einfallstor des Bösen

„Am Nullpunkt des Sozialen“ – so übertitelte im November 2007 die Neue Zürcher Zeitung ein Dossier des Soziologen und Essayisten Wolfgang Sofsky, der das Phänomen der Gleichgültigkeit untersuchte, dieses vom erwartungslosen Individuum bis hin zur funktionsuntüchtigen Kollektivgesellschaft analysierte und dabei durchaus mit warnender Geste ein dystopisches Bild von einem zukünftigen Sein malte. Das ist nun gute 10 Jahre her und man sollte sich die Frage stellen, ob er zu Recht die Leser, die Menschen, die Gesellschaft mahnte, gegen dieses „NichtLaster“ von Gleichgültigkeit anzukämpfen. Sofsky überschrieb seine Abhandlung mit den Worten: „Gleichgültigkeit schützt vor den Nachbarn, den Nächsten und anderen Zumutungen; sie schützt vor den Reizen des sozialen Lebens. Gleichgültigkeit schottet auch gegen Scham und Schuld ab. Darum ist sie, neben der Vulgarität, das breiteste Einfallstor für das Böse.“ Gefühlslosigkeit, das Ausbleiben von Affekten, Stumpfsinn und fehlende Einsichten kulminieren erst in der individuellen, später in der kollektiven Gleichgültigkeit, führen zur Entfremdung, man mag sagen zur Alexithymie des Ichs und des gelebten Miteinanders. Die „Carmina Burana“ von Carl Orff werden in der Inszenierung von Ivar van Urk jenen Ideen nachgehen – ein genaues Betrachten und kritisches wie auch augenzwinkerndes Befragen unserer heutigen Lebensweisen. Denn welches Werk der Musikgeschichte bietet mehr menschliche Masse, mehr kollektiven Gleichgesang und einen beinahe gleichgültigen Pomp an dionysischsatyrischem Treiben? Und einhergehend mit der scheinbar nie enden wollenden brachialen musikalischen Gewalt und sich stützend auf die 1847 von J. A. Schmeller publizierten Sammelarien der „buranischen“ (benediktbeurischen) Handschriften, mittelhochdeutschen Lyrik und romanischen Resten erheben sich die „Carmina Burana“ in der Orff’schen Vertonung zu einem nicht-theatralen und dennoch zwingend theatral-dramatisch zu befragenden Gebilde, welches in dieser Form kein zweites Mal in der Musikgeschichte aufzufinden ist. Man würde diesem bis heute heiß diskutierten Opus Unrecht tun – Perspektive Entstehungszeit und folgender Missbrauch (oder doch der bewusste Einsatz)

    SZENISCHE KANTATE Musikalische Leitung: GMD Philippe Bach Regie: Ivar Thomas van Urk Bühne & Kostüme: Anja Hertkorn Choreografie: Mara Kurotschka Chor: Martin Wettges Dramaturgie: Daniel Westen Solisten: Elif Aytekin (Sopran); Ondrej Šaling (Tenor), Dae-Hee Shin (Bariton) Mit: Chor, Extrachor und Statisterie des Meininger Staatstheaters, Meininger Hofkapelle, Suhler Knabenchor, Suhler Singakademie MATINEE: SO, 11.02., 11.15 Uhr, Foyer – Eintritt frei PREMIERE: FR, 23.02., 19.30 Uhr und SO, 25.02., 19.00 Uhr, Großes Haus WEITERE VORSTELLUNGEN: DO, 08.03., 19.30 Uhr, SA, 17.03., 19.30 Uhr, SO, 25.03., 19.00 Uhr, SA, 31.03., 19.30 Uhr, SO, 15.04., 15.00 Uhr, SA, 12.05., 19.30 Uhr, SA, 26.05. 19.30 Uhr und FR, 29.06., 19.30 Uhr, Großes Haus

©  Marie Liebig

durch den Führer und andere braune Fanatiker jener Epoche –, reduzierte man es auf jene popularisierende wie gleichgültige Formel, die später bekanntermaßen von der Bierreklame bis zur Boxkampfarena ihre Kreise zog: O Fortuna! Die „Carmina Burana“ sind mehr und können in einer bewusst theatralen und gleichsam nicht effekthaschenden Umsetzung viel Raum zum Nachdenken bieten, ohne dabei das ästhetische Grundgerüst zu negieren oder gar ins Lächerliche zu ziehen. Und wieder „O Fortuna!“ – diese berühmte Introduktion eröffnet mit lediglich zwei Worten den Abend; das flehende, das klagende, das anrufende „O“ und jenes „Schicksal“, dem es zu entrinnen gilt, dem man sich jedoch nicht entreißen kann … oder etwa doch? Und so gehen der Regisseur Ivar van Urk, seine Bühnen- und Kostümbildnerin Anja Hertkorn sowie die Choreografin Mara Kurotschka in eindrücklichen Bildern, die sich zu großen Teilen aus den Menschen selbst speisen, den

Ideen von Gleichgültigkeit und Widerspruch, von Ausbruch und innerer Gefangenschaft, von Vulgarität und Schönheit nach, befragen diese erneut, ohne Lösungen in parabelhafter Manier anbieten zu wollen. Spielerische wie tragische Momente unseres Lebens kommen zum Vorschein und bringen somit das große „Rad der Fortuna“ auf der Bühne des Staatstheaters zum Rollen. Vier Chöre, drei Solisten und die Meininger Hofkapelle werden Orffs „Carmina Burana“ die entsprechende musikalische Sprengkraft verleihen und auch damit das Werk und seine Ideen kohärierend mit dem szenischen Erlebnis in Widersprüche verwickeln, aber genauso für einen monumentalen Klang sorgen. Denn selbst Gleichgültigkeit, sollte sie denn wirklich am Ende des Abends Bestand haben, kann und muss im Musiktheater stets wunderbar und mit großem Klang das Einfallstor zum Bösen öffnen. Sofsky relativiert am Ende seiner Abhandlung eine dem Wort und der Sache der

„Gleichgültigkeit“ innewohnende Bosheit, denn er sagt: „Gleichgültigkeit ist kein Laster, nicht einmal eine Untugend. (…) Sie gebiert Tochtersünden, mit denen sie sich zu einem Syndrom vereint. Ein finsterer Groll ergreift die Seele, Feigheit paart sich mit Gefühllosigkeit. Weil der Geist von nichts gefesselt wird, schweifen die Gedanken immerzu ab. Trägheit durchdringt den Körper und tilgt jeden Willen, zum Bösen wie zum Guten. Und dennoch bewegt sich der Gleichgültige noch im Vorfeld der Sünde. Die großen Übeltäter sind niemals gleichgültig. (…) So groß ist die Zahl der Gleichgültigen, dass der Ort ihrer Bestimmung schon jetzt übervölkert ist. In der Vorhölle trotten sie hinter einer Standarte einher – unablässig im Kreise. Sie bringen nichts zustande, sie sehen nichts, und sie kommen nirgendwo an.“ Wollen wir sehen, ob die Menschen in den „Carmina Burana“ den Absprung wagen, ob Neugier und Verstand sie von einer Gefühllosigkeit befreien und ob sie dem nimmermüden „Rad der Fortuna“ etwas entgegensetzen können. dw

zeichnet, wäre mit klassischen Kompositionsmitteln gar nicht möglich gewesen. Auch für unsere Spielenden war es anfangs schwierig, die Balance in den ständig wechselnden Emotionen zu finden. Doch macht genau das den Reiz zeitgenössischer Musik aus. Jeder Komponist hat eben seine eigene Sprache, die man nach und nach entschlüsseln muss. Boesmans‘ Komposition nährt sich von Sehnsucht, Melancholie sowie Verzweiflung und braucht die Handlung auf der Bühne, um ihre Kraft und ihre Authentizität zu entfalten. Mit einer Leitmotivtechnik wie bei Richard Wagner bildet er einen inneren Zusammenhang, und wie bei ihm, erklärt sich die Musik nur in Bezug auf die Charaktere des Schauspiels. Wer das Original kennt, wird begeistert sein, welchen Sog diese eben nur scheinbar zufällige Musik erzeugt. Wer es noch nicht kennt, dem empfehle ich entweder, es vorab zu lesen, oder die Oper einfach direkt und ungefiltert auf sich wirken zu lassen. Und wer beim ersten Mal keinen Zugang dazu findet, der darf gerne kritische Fragen stellen und sich das Stück dann vielleicht noch einmal ansehen. Denn manchmal braucht es einfach Zeit.

PREMIERE

„Der Junge mit dem Koffer“ Schauspiel von Mike Kenny ab 10 Jahren Der UNHCR registrierte für das Jahr 2016 weltweit 65,6 Millionen Flüchtlinge, so viele wie noch nie zuvor. Die Hälfte davon sind Kinder. Zuverlässige Zahlen für das Jahr 2017 liegen noch nicht vor. Sie werden nicht wesentlich darunter liegen. Mike Kennys Stück „Der Junge mit dem Koffer“ erzählt die Flucht eines Jungen aus einem fernen Kriegsgebiet bis nach London. Es kam bereits 2010 in Deutschland zur Erstaufführung, fünf Jahre bevor die Schicksale der Flüchtenden eindringlich auch in unseren Städten und Dörfern sichtbar wurden. Das Junge Schauspiel des Landestheaters Eisenach bringt nun die Geschichte von Naz, dem Jungen mit dem Koffer, für Kinder ab zehn Jahren auf die Bühne. In sieben Reisen beschreibt Naz seinen weiten Weg. Traumatische Erlebnisse erträgt er, weil er sich mit der Kraft der kindlichen Phantasie in die Märchenwelt Sindbads des Seefahrers flüchtet. Überstürzt muss Naz mit seiner Familie das Zuhause verlassen. Im Flüchtlingslager wird den Eltern schmerzhaft deutlich, dass ihr Geld nur reicht, um Naz alleine auf die Reise nach London zu schicken. Dort lebt der älteste Sohn, von dem sie eine Postkarte

erhielten, die von einem besseren Leben kündet – der einzige Hoffnungsschimmer in der ausweglosen Situation. Naz lernt unterwegs die ältere und lebenserfahrenere Krysia kennen. Gemeinsam meistern sie Gefahren und überleben zwei Jahre in der Sklaverei einer Textilfabrik, bis sie auf der Weiterreise über das Meer vom Boot fallen und sich aus den Augen verlieren. Naz schafft es alleine nach London. Der Inhalt seines Koffers, den er all die Zeit bei sich trug, ist verloren und der Start in ein neues Leben erfolgt nicht so, wie er es sich erträumte. Grundlegende Fragen nach dem Wert eines Zuhauses, nach Mitmenschlichkeit und der Verarbeitung traumatischer Erlebnisse werden in der Inszenierung von Gabriela Gillert für Kinder nachvollziehbar aufgegriffen. Syrische Lieder und die arabische Variante des Märchens von Sindbad werden in Naz‘ Erzählung eingewoben und geben einen Hinweis auf seine mögliche Herkunft. Die musikalische Leitung übernehmen Ibrahim Bajo und Fridtjof Bundel. Das Bühnenbild von Helge Ullmann greift Bilder aus „Tausendundeine Nacht“ auf und schafft so einen Assoziations-

raum, in den die Realität der Flucht einfällt – symbolisier durch zahllose Plastiktaschen. Das Kind Naz, gespielt von Farina Violetta Giesmann, erzählt für Kinder von seiner Flucht. Gehüllt in eine fast phantastisch anmutende Abenteuergeschichte verweist das Stück sensibel auf die Schicksale tausender unbegleiteter Kinder und Jugendlicher, die sich bis nach Europa durchschlagen und Hilfe benötigen. js     SCHAUSPIEL Regie: Gabriela Gillert Bühne & Kostüme: Helge Ullmann Musikalische Leitung: Ibrahim Bajo, Fridtjof Bundel Dramaturgie: Juliane Stückrad Mit: Farina Violetta Giesmann, Kristin Heil, Alexander Beisel, Roman Kimmich, Fridtjof Bundel PREMIERE: MI, 21.02., 20.00 Uhr, Kammerspiele WEITERE VORSTELLUNGEN: DO, 22.02., 10.00/20.00 Uhr (Restkarten), MI, 21.03., 10.00/14.00 Uhr, DO, 22.03., 10.00/14.00 Uhr, Kammerspiele

©  Marie Liebig


Februar 2018

T h e a t e r k a s s e 0  3 6  9 3  /  4 5 1  2 2 2 o. 1 3 7 w w w. m e i n i n g e r- s t a a t s t h e a t e r. d e

■ IM FOKUS

. . . und wieder mal HEINZ RENNHACK!

„Spuk im Hochhaus“ mit Katja Paryla (1981/82)

Mit den Tänzerinnen des Fernsehballetts 1979

„Sonny Boys“ ab 27. Januar in Meiningen zu erleben: Jan Krawczyk als Ben Silvermann, Heinz Rennhack als Willie Clark ©foto-ed

Der ausgebildete Tischler studierte Operngesang und ist bis heute vielen bekannt als Schauspieler und Komödiant – ein Mann mit vielen Talenten. Ob als aufgewecktes Mädchen, schusseliger Geist oder rebellischer Fallschirmspringer, Heinz Rennhack ist schon in viele Rollen geschlüpft. Ab dem 27. Januar ist er in Neil Simons Broadway-Hit „Sonny Boys“ als Willie Clark auf der Bühne des Großen Hauses zu erleben. Erzählt wird die Geschichte um das ehemals erfolgreiche, kongeniale Komiker-Paar, das nach einem Jahrzehnt völliger Funkstille wieder gemeinsam vor der Kamera stehen soll – seinen ehemaligen Bühnenpartner, Al Lewis, verkörpert Peter Bernhardt. In weiteren Rollen spielen Dagmar Poppy und Jan Krawczyk. Nach seinem 1964 erfolgreich abgeschlossenen Studium des Operngesangs an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden folgte ein Engagement an der dortigen Staatsoperette, wo der ausdrucksstarke Bariton mit seinen Auftritten in zahlreichen Musicals und Operetten große Erfolge feierte. Bereits 1969 wurde auch das Fernsehen auf ihn aufmerksam: Der damalige Regisseur des deutschen Fernsehfunks, Klaus Gendries, engagierte Rennhack in das populäre Ensemble des DFF. Zunächst mit kleineren Rollen, entwickelte sich Rennhack schnell zu einem der beliebtesten Komiker der DDR. In etlichen sehr unterhaltsamen Produktionen konnte Heinz Rennhack sein Talent ausleben. Bis heute sind seine vielseitigen Rollen legendär, so z. B. als Napoleon in der politischen Komödie „Karriere N“ (1974), als Eugen Rümpel in dem Schwank „Pension Schöller“ (1978), oder als Taxifahrer Engel in dem TV-Dreiteiler „Ein Engel im Taxi“ (1981). Auch den Freunden des Märchenfilms ist Heinz Rennhack bestens bekannt, etwa als „tapferes Schneiderlein“ (1981) oder als Hahn in „Die Bremer Stadtmusikanten“ (1979). Zahlreichen TV-Serien-Fans ist er bis heute in Erinnerung geblieben als habgieriger Wirt August Deibelschmidt in der beliebten Kinderserie

„Spuk im Hochhaus“ (1982) sowie in der Nachfolge-Serie „Spuk von draußen“ (1987) in der Rolle des Schauspielers Kallenbach. Auch im ernsten Rollenfach konnte Heinz Rennhack sein Können unter Beweis stellen, so wie in der Krimi-Reihe „Polizeiruf 110 – Doppeltes Spiel“ (1978). Neben seinen vielen Rollen auf der Bühne und im Fernsehen hat sich Rennhack auch als Moderator einen Namen gemacht: So leitete er an der Seite von Gerd E. Schäfer, Uta Schorn und Heidi Weigelt die Sendung „Der Wunschbriefkasten“ und war von 1977 bis 1984 Gastgeber seiner eigenen, humorvollen Fernsehshow „Wieder mal Heinz Rennhack“, die im 1. Programm des DDRFernsehens lief. Auch moderierte er die beliebte Unterhaltungssendung „Ein Kessel Buntes“ aus dem Berliner Palast der Republik und begrüßte regelmäßig prominente Gäste wie Schlager- und Chanson-Ikonen Milva, Katja Ebstein, Roland Kaiser oder Dalida. Nach der Wende konnte Rennhack seinen Erfolg weiter fortsetzen: Seine Rolle als Vater Trotzki in der ARD-Comedy-Serie „Die Trotzkis“ (1993 – 94) ist ebenso legendär wie sein Elmar Schindler, den er in der ZDF-Familienserie „Immer wieder Sonntag“ (1993 – 95) mimte.

Geschlechterkampf in den Kammerspielen Strindbergs „Fräulein Julie“ als zeitgenössische Oper

Carolina Krogius, Marián Krejčík. ©Marie Liebig

Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Frauenbewegung mit der Diskussion um berufliche und juristische Gleichstellung, Erziehung, Versorgungsehe, Sexualmoral und Prostitution aufkam, war die moderne patriarchale Gesellschaft verunsichert. Die Geschlechterdebatte, die nun geführt wurde, stand in einem engen Wechselverhältnis zur Literatur der Zeit. Der schwedische Schriftsteller August Strindberg, der in seinen Werken aktuelle Diskurse und Trends aufspürte, nahm in diesem Streitfeld um Geschlecht und Macht die Position der Männlichkeit ein. Er übte Kritik am „Halbweib“, das gegen die Natur sei. Eine Frau habe Sexualität ausschließlich zum Zweck der Fortpflanzung auszuüben – was andernfalls passiert, wollte er in seinem 1888 geschriebenen naturalistischen Trauerspiel „Fräulein Julie“ demonstrieren. Dieses fußt auf einer Zeitungsnotiz über die Affäre einer Adligen mit einem Knecht, die er mehrere Jahre zuvor gelesen hatte. Fräulein Julie ist eine junge Adelige, die von ihrer Mutter wie ein Mann erzogen wurde. In der Mittsommernacht verführt Julie den Diener Jean – die Machtverhältnisse verschieben sich. Wäre Julie ein Mann, hätte die erotische Begegnung keinerlei Konsequenz gehabt. Als Frau aber hat sie ihre Ehre verloren; es gibt für sie keinen anderen Weg als den Suizid. Auch wenn Strindbergs Intention eine andere war, wurde „Fräulein Julie“ als präfeministisches Manifest gefeiert. Die Frage der „Gleichstellung“ ist heute immer noch aktuell – gehen doch gerade Menschen in den USA für Frauenrechte auf die Straße und macht sich mit dem Aufkommen neuer rechter Parteien in Europa ein neuer Antisemitismus breit. Auch heute gilt im deutschen Hochadel immer noch das Mannesstammprinzip: Eine Frau heiratet aus ihrer Herkunftsfamilie aus und in die Familie ihres Gatten hinein. Eine bürgerliche Frau wird durch die Heirat mit einem

Trotz seiner zahlreichen Fernsehrollen und Moderationen, blieb die Arbeit am Theater stets eine wichtige Säule in Rennhacks künstlerischer Karriere. Regelmäßig war er zu Gast im Theater des Westens in Berlin, dem Theater am Kurfürstendamm in Berlin, den Festspielen im Schlossgarten in Neustrelitz, der Comödie Dresden oder der Komödie Winterhuder Fährhaus in Hamburg.1992 erhielt er die Auszeichnung „Goldener Vorhang“ als beliebtester Theaterschauspieler. Am Landestheater Eisenach feierte er als Harpagon am 4. Oktober 2014 eine fulminante Premiere in Molières „Der Geizige“: „Heinz Rennhack ist großartig in seiner Rolle. (…) Rennhack verleiht dem Geizigen eine ganz eigene Melodie, ein schnarrendes Legato, das klingt wie mühsam gedämpfter Kasernenhofton. Dieser Mann steht permanent kurz vor dem Wutausbruch – oder kurz vor dem Wahnsinn. Rennhack leistet vollen Körpereinsatz. Harpagon hinkt wie der Satan selbst, er wirft sich zu Boden, um in Staub und totem Laub nach seiner einzig geliebten Geldkassette zu wühlen, er beweint auf Knien seinen Verlust, als sie ihm gestohlen wird; und da, im vierten Akt, schafft Rennhack es tatsächlich, ei-

adeligen Mann in den Adelstand aufgenommen. Heiratet eine adelige Frau einen bürgerlichen Mann verhält es sich genau umgekehrt: Sie wird aus der Familie und der Adelsvereinigung ausgeschlossen. Als Auftrag für die Königliche Oper La Monnaie Brüssel komponierte Philippe Boesmans 2004 die Kammeroper „Julie“ auf Grundlage von Strindbergs Drama. 1936 im belgischen Tongres geboren, begann Boesmans seine musikalische Laufbahn als Pianist, wendete sich dann aber mehr oder weniger autodidaktisch der Komposition zu. Zunächst war er vom Serialismus beeinflusst, doch hatte er bald das Bedürfnis, die darin gebotenen Zwänge und Ausschlüsse zu überwinden. Also arbeitete er stärker die lyrischen Aspekte der Musik heraus; Konsonanz, periodische Strukturen und metrischer Rhythmus fanden Eingang in seine Kompositionen. Er entwickelte seine eigene musikalische Sprache, bei der die Kommunikation mit dem Zuschauer zentral ist.

Carolina Krogius als Julie. ©Marie Liebig

Als Harpagon in Molières „Der Geizige“ (2014)

nen Hauch von Mitleid für den Geizigen zu erregen, Mitleid mit dessen armseliger, argwöhnischer Existenz. Das schafft nur ein wirklich guter Schauspieler“, schrieb nachtkritik. de. Auch die Thüringer Allgemeine sprach von einem „Schauspielergeschenk“. Peter Bernhardt, Regisseur dieser Eisenacher Inszenierung, ist in „Sonny Boys“ in der Rolle des Al Lewis zu erleben – ehemaliger Showpartner des grimmigen Willie Clarks. So erfährt die erfolgreiche Zusammenarbeit in Meiningen in der Inszenierung von Intendant Ansgar Haag ihre Fortsetzung. bh     SCHAUSPIEL Regie: Ansgar Haag Bühne & Kostüme: Kerstin Jacobssen Dramaturgie: Bernhard Henning Mit: Dagmar Poppy, Peter Bernhardt, Jan Krawczyk, Heinz Rennhack PREMIERE: SA, 27.01., 19.30 Uhr, Großes Haus WEITERE VORSTELLUNGEN: SA, 03.02., FR, 09.02., FR, 09.03., FR, 23.03., DO, 12.04., MI, 09.05. und FR, 08.06., jeweils 19.30 Uhr, Großes Haus

Zu Beginn jeder Vorstellung wird es eine kurze Einführung zur Musik mit dem musikalischen Leiter, Mario Hartmuth, geben. aks     OPER Musikalische Leitung: Mario Hartmuth Regie: Lars Wernecke Bühne & Kostüme: Helge Ullmann Dramaturgie: Anna Katharina Setecki Mit: Carolina Krogius, Monika Reinhard, Marián Krejcˇík PREMIERE: DO, 25.01., 20.00 Uhr, Kammerspiele WEITERE VORSTELLUNGEN: SA, 27.01., SO, 18.02., FR, 09.03. und SA, 24.03., jeweils 20.00 Uhr, Kammerspiele


Februar 2018

FEBRUAR 2018 DO

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2. JUGENDKONZERT: BEGEGNUNGEN VON ORIENT UND OKZIDENT

Kammerspiele 09.30–10.30 UHR 11.30–12.30 UHR

JIM KNOPF UND LUKAS DER LOKOMOTIVFÜHRER

Großes Haus 10.00–11.30 UHR

Mit Musik von Mozart, Süßmayr, Prokofjew, Nielsen u.a. Dirigent: Chin-Chao Lin, Moderator: Alexander John Meininger Hofkapelle

Märchen nach Michael Ende Regie: Mareike Zimmermann, Bühne: Helge Ullmann, Kostüme: Anke Pradel-Schönknecht Mit: Mira Elisa Goeres, Mandy Rudski; Phillip Henry Brehl, Vivian Frey, Michael Jeske, Peter Liebaug

FR

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SA

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TOSCA

Oper von Giacomo Puccini Musikalische Leitung: Chin-Chao Lin, Regie: Ansgar Haag, Bühne: Dieter Richter, Kostüme: Renate Schmitzer, Chor: Martin Wettges, Choreografie: Zenta Haerter Mit: Camila Ribero-Souza, Marian,ne Schechtel; Leonard Berrad, Marián Krejcˇík, Stan Meus, Mikko Järviluoto, Dae-Hee Shin, Nutthoporn Thammathi, Chor und Extrachor des Meininger Staatstheaters, Kinderchor der Meininger Kantorei, Meininger Hofkapelle, Statisterie

SONNY BOYS

Komödie von Neil Simon Regie: Ansgar Haag, Bühne & Kostüme: Kerstin Jacobssen Mit: Dagmar Poppy; Peter Bernhardt, Jan Krawczyk, Heinz Rennhack

URFAUST

Schauspiel von Johann Wolfgang von Goethe Regie: Gabriela Gillert, Bühne & Kostüme: Helge Ullmann Mit: Meret Engelhardt, Christine Zart; Phillip Henry Brehl, Vivian Frey

SO

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DO

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Ballett von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky Musikalische Leitung: Chin-Chao Lin, Choreographie: Andris Plucis, Bühne: Susanne Harnisch, Kostüme: Danielle Jost Mit: Zanna Cornelis, Lucia Giarratana, Karin Honda, Danielle Jost, Mariuca Marzà, Juliette Odiet, Sandra Schlecht, Amanda SchnettlerFernández, Gaia Zanirato, Viviana Jakolevski, Filip Clefos, Jesse Cornelis, Jack Bannerman, Davide D'Elia, Douglas Evangelista, Shuten Inada, Andrea De Marzo, Balazs Szijarto, Meininger Hofkapelle

DER STURM

Komödie von William Shakespeare Regie: Andreas Morell, Bühne & Kostüme: Daria Kornysheva, Christian Rinke Musik & Sound: Caroline Siegers, Choreografie: Axel Carle Mit: Michael Kind, Meret Engelhardt, Carla Witte; Reinhard Bock, Yannick Fischer, Vivian Frey, Matthias Herold, Renatus Scheibe Kammerspiel von Theodor Holmann nach dem Film von Theo van Gogh Regie: Roland Silbernagel, Bühne & Kostüme: Roland Silbernagel Mit: Dagmar Poppy; Gregor Nöllen

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SO

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© Paul Philipp Braun

Großes Haus 19.30–22.00 UHR

SONNY BOYS

Komödie von Neil Simon

KLEINER MANN – WAS NUN?

Eine Revue von Tankred Dorst und Peter Zadek nach dem Roman von Hans Fallada Regie: Yvonne Groneberg, Bühne & Kostüme: Kerstin Jacobssen Mit: Meret Engelhardt, Julia Steingaß, Ulrike Walther, Carla Witte, Christine Zart; Peter Bernhardt, Reinhard Bock, Björn Boresch, Matthias Herold, Hans-Joachim Rodewald, Renatus Scheibe, Sven Zinkan, Statisterie des Meininger Staatstheaters

MATINEE CARMINA BURANA EVERGREEN

Spektakel von Rudolf Hild Musikalische Leitung: Rudolf Hild, Regie: Matthias Straub, Bühne: Helge Ullmann, Kostüme: Carola Volles, Choreografie: Julia Grunwald Mit: Meret Engelhardt, Kristin Schulze, Julia Steingaß; Phillip Henry Brehl, Michael Jeske, Renatus Scheibe, Sven Zinkan; Band: Rudi and the All-Time-Rock-and-Blues-Band

Großes Haus 19.30–22.00 UHR

Großes Haus

Großes Haus 19.30–22.00 UHR RD

DORNRÖSCHEN

Großes Haus 19.30–21.45 UHR RF

DIE BESSERE HÄLFTE

Kammerspiele 20.00–22.15 UHR

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Kammerspiele 20.00–22.00 UHR

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Ballett von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky

ABENTEUER MIT DER MAUS NO 5

Kammerspiele 11.00–12.00 UHR

Theaterexpedition für Kinder ab 4 Jahren Mit: Künstlern und Mitarbeitern des Meininger Staatstheaters und der Meininger Museen

3. FOYERKONZERT GUSTAV MAHLER: LIED VON DER ERDE

Foyer 11.15–12.30 UHR

KLEINER MANN – WAS NUN?

Großes Haus 19.00–21.45 UHR RG

JULIE

Kammerspiele 20.00–21.15 UHR

MO

FOYER UM DREI

Foyer 15.00–16.00 UHR

MI

DER JUNGE MIT DEM KOFFER

Kammerspiele 20.00–22.00 UHR

SA

DER JUNGE MIT DEM KOFFER

Kammerspiele 10.00-12.00 UHR 20.00–22.00 UHR

FR

DAS KATZENHAUS

Kammerspiele 10.00–11.00 UHR

Mit: Siyabonga Maqungo, Tenor; Elisabeth Stützer, Alt Dirigent: Chin-Chao Lin, Mitglieder der Meininger Hofkapelle

Eine Revue von Tankred Dorst und Peter Zadek nach dem Roman von Hans Fallada

Oper in einem Aufzug von Philippe Boesmans Musikalische Leitung: Mario Hartmuth, Regie: Lars Wernecke, Bühne & Kostüme: Helge Ullmann Mit: Carolina Krogius, Monika Reinhard; Marián Krejcˇík, Meininger Hofkapelle

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Großes Haus 19.30–22.00 UHR Großes Haus 19.30–22.15 UHR RE

Kammerspiel von Theodor Holmann nach dem Film von Theo van Gogh

Komödie von Alan Ayckbourn Regie: Tobias Rott, Bühne & Kostüme: Kerstin Jacobssen Mit: Evelyn Fuchs, Julia Steingaß, Ulrike Walther; Björn Boresch, Hans-Joachim Rodewald, Sven Zinkan

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Theaternachmittag für alle Interessierten

Schauspiel von Mike Kenny Premiere Regie: Gabriela Gillert, Bühne & Kostüme: Helge Ullmann, Musik: Fridtjof Bundel/Ibrahim Bajo Mit: Farina Violetta Giesmann, Kristin Heil; Ibrahim Bajo, Alexander Beisel, Fridtjof Bundel, Roman Kimmich Schauspiel von Mike Kenny

Puppenspiel von Samuil Marschak für Zuschauer ab 4 Jahren Regie: Maria C. Zoppeck, Ausstattung: Christian Schweiger Mit: Falk P. Ulke, Elisabeth Schröder

CARMINA BURANA

von Carl Orff, szenische Aufführung Premiere Musikalische Leitung: GMD Philippe Bach, Regie: Ivar Thomas van Urk, Bühne & Kostüme: Anja Hertkorn, Chor: Martin Wettges, Choreografie: Mara Kurotschka Mit: Elif Aytekin, Ondrej Šaling, Dae-Hee Shin, Chor und Extrachor des Meininger Staatstheaters, Suhler Knabenchor, Suhler Singakademie, Meininger Hofkapelle

Foyer 11.15–12.30 UHR Freier Eintritt Großes Haus 15.00–17.30 UHR

DO

URFAUST

Kammerspiele 11.00–12.45 UHR

Schauspiel von Johann Wolfgang von Goethe

SA

Großes Haus 19.30–21.45 UHR RB

Kammerspiele 11.00–12.45 UHR

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Kammerspiele 20.00–22.00 UHR

SO

URFAUST

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DAS INTERVIEW

Kammerspiele 20.00–21.45 UHR

MI

Schauspiel von Johann Wolfgang von Goethe

FR

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19.00–22.20 UHR Dramma giocoso von Wolfgang Amadeus Mozart Musikalische Leitung: Mario Hartmuth, Regie: Anthony Pilavachi, Bühne & Kostüme: Christian Rinke, Chor: Martin Wettges Mit: Elif Aytekin, Carolina Krogius, Monika Reinhard; Marián Krejcˇík, Siyabonga Maqungo, Daniel Pannermayr, Chor des Meininger Staatsheaters; Meininger Hofkapelle

DAS INTERVIEW

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Das Interview: Dagmar Poppy, Gregor Nöllen

COSÌ FAN TUTTE

DORNRÖSCHEN

T h e a t e r k a s s e 0  3 6  9 3  /  4 5 1  2 2 2 o. 1 3 7 w w w. m e i n i n g e r- s t a a t s t h e a t e r. d e

SA

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Kammerspiele

THE ROCKY HORROR SHOW

Großes Haus 19.30–22.00 UHR

DER KLEINE ERZIEHUNGSBERATER

Kammerspiele 20.00–21.30 UHR

DAS KATZENHAUS

Kammerspiele 15.00–16.00 UHR

Musical von Richard O’Brien Wiederaufnahme Musik. Leitung: Rudolf Hild, Regie: Lars Wernecke, Bühne: Christian Rinke, Kostüme: Danielle Jost, Choreografie: Andris Plucis/Julia Grunwald Mit: Viola Friese, Ekaterina Ivanova, Kristin Schulze, Julia Steingaß, Juliane Voigt, Antje Vollstädt; Reinhard Bock, Björn Boresch, Phillip Henry Brehl, Yannick Fischer, Wolfram Hofmann, Renatus Scheibe, Sven Zinkan u.a., Ballett des Landestheaters Eisenach

Puppenspiel für Erwachsene nach Axel Hacke Buch & Bühne: Falk P. Ulke, Regie: Maria C. Zoppeck, Figuren: Franziska Schmidt, Mit: Falk P. Ulke

SO

25 Theaterkasse 03693-451-222 oder -137 www.meininger-staatstheater.de · facebook.com/meiningerstaatstheater twitter.com/diemeininger · instagram.com/meiningerstaatstheater

THEATER, TOD UND TEUFEL

20.00–22.30 UHR Bühnensaga von Aron Craemer/Mandy Rudski Uraufführung Regie: Aron Craemer, Mandy Rudski, Bühne: Helge Ullmann, Kostüme: Christian Rinke, Komposition/Liedertexte: Aron Craemer, Rudolf Hild Mit: Evelyn Fuchs, Mira Elisa Goeres, Mandy Rudski; Phillip Henry Brehl, Yannick Fischer, Vivian Frey, Peter Liebaug, Statisterie des Meininger Staatstheaters

MEININGER STAATSTHEATER

Bernhardstr. 5 · 98617 Meiningen Intendant Ansgar Haag · Verwaltungsdirektor Ulrich Katzer

Großes Haus 19.30 UHR PF

Puppenspiel von Samuil Marschak für Zuschauer ab 4 Jahren Regie: Maria C. Zoppeck, Ausstattung: Christian Schweiger Mit: Falk P. Ulke, Elisabeth Schröder

CARMINA BURANA

von Carl Orff, szenische Aufführung

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Premiere

KOSTPROBE DIE SCHMUTZIGEN HÄNDE

Großes Haus 19.00 UHR PS Kammerspiele 19.00–19.45 UHR Freier Eintritt Änderungen vorbehalten!


F Ü R J U N G E Z U S C H AU E R ■ AKTUELLES

Auf Gastspielreisen durch Mitteldeutschland Puppentheater unterwegs

Puppenspieler Falk P. Ulke gastierte Ende Januar mit seiner Adaption von Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ im Landestheater Eisenach, einem langjährigen und regelmäßigem Kooperationspartner des Meininger Puppentheaters. Vom 6. bis 8. Februar, in den Winterferien, ist die Inszenierung erstmals am Theater Rudolstadt zu erleben. Wir

hoffen, dass sich auch dort das Publikum für unsere Produktion begeistert und weitere Einladungen folgen. Am 6. April 1943 veröffentlichte der französische Schriftsteller und Pilot Antoine de Saint-Exupéry seine märchenhafte Erzählung „Der kleine Prinz“ erstmals in New

York. Damals hätte er kaum zu träumen gewagt, dass seine eigenwillige Geschichte von dem kleinen, blonden Lockenkopf, der wegen eines Streits mit einer Blume seine Heimat verlässt, um die Welt zu erkunden, einmal zum Weltbestseller avanciert. Heute, 75 Jahre nach seinem Tod, gehört es zu den meistverkauften Büchern überhaupt und hat zahlreiche Neuauflagen, Übersetzungen und Adaptionen in andere Medien erlebt. Falk P. Ulke erarbeitete seine eigene Fassung der Geschichte, die ihren Zauber märchenhaft und wunderschön entfaltet. Mit den Puppen von Franziska Schmidt und den Harfenklängen von Jessyca Flemming dürfen sich kleine und große Zuschauer auf ein Stück über Freundschaft und Liebe, Fernweh und Poesie freuen. Vom 13. bis 15. Februar gastiert unser Puppentheater dann zum wiederholten Male im Theater Naumburg – einer Spielstätte, die seit vielen Jahren die Tradition des Puppentheaters pflegt. Auf Grundlage des Kinderbuches von Munro Leaf erarbeitete das Meininger Puppentheater eine Inszenierung von „Ferdinand der Stier“. Die Geschichte, in der es v.  a. um das „Anderssein“ geht, wurde in 60 Sprachen übersetzt, 1938 von Walt Disney verfilmt und allein in Amerika mehr als 2,5 Millionen Mal als Buch verkauft. In Meinin-

„Ferdinand der Stier“ © foto-ed

■ TIPPS UND TERMINE

Falk P. Ulke in „Der kleine Prinz“ © foto-ed

gen tritt nun an Stelle des Stierkämpfers (Inszenierung von 2004, mit Michael Bringezu) eine schöne Spanierin, die dem Publikum die Geschichte vom Stier, der nicht kämpfen, sondern lieber den Duft der Blumen genie-

ßen möchte, erzählt. Gespielt wird sie von der Weimarer Schau- und Puppenspielerin Anna Fülle, die bereits 1996 in der „Pinocchio“-Inszenierung in Meiningen zu erleben war. stk

■ JUNGES THEATER

Begegnungen von Orient bis Okzident 2. Jugendkonzert ab 10 Jahren „‚Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen!’ – diese, von Johann Wolfgang von Goethe 1826 ebenso kühn wie prophetisch formulierte vorgelebte Einsicht, erscheint angesichts unserer globalisierten Gegenwart geradezu zwingend. Goethes Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Kulturen, seine Gabe, sich ihnen anzuvertrauen und sie sich produktiv anzuverwandeln, hat der Verständigung zwischen den Völkern neue Wege gebahnt und dem Dichter in aller Welt Sympathie und Bewunderung eingetragen. Sie verdient heute größere Beachtung denn je.“ Katharina Mommsen Goethe erwies sich als geistiger Dolmetscher und echter Brückenbauer zwischen den Kulturen. Unter dem programmatischen Titel

„Begegnungen aus Orient und Okzident“ geht die Junge Musik im 2. Jugendkonzert auf kulturelle Entdeckungsreise. Orchestermusiker und Gäste stellen ihre Instrumente vor. Moderator Alexander John weiß zudem Antwort auf allerlei spannende Fragen, u. a. woher Mozart und Beethoven ihre Inspiration nahmen, welche Studienreisen ihr kompositorisches Werk beflügelten und wie die Beziehungen fernöstlicher Art Goethes im Detail aussahen. In den Kammerspielen erklingen an diesem Februarmorgen fernöstliche und mitteleuropäische Melodien – so stehen auf dem einstündigen Programm „Türkischer Marsch“ von Beethoven, „Persischer Marsch“ von Strauss, „Kaffee – arabischer Tanz“ von Tschaikowsky, die Mozarts Ouvertüren zu

„Die Entführung aus dem Serail“ und „Così fan tutte“ sowie Rimski-Korsakows „Scheherazade“. Am Dirigentenpult ist der 1. Kapellmeister Chin-Chao Lin zu erleben. stk

    JUNGE MUSIK ab 10 Jahren Dirigent: Chin-Chao Lin Mit: Meininger Hofkapelle Spieldauer: ca. 60 Minuten TERMINE: DO, 01.02., 9.30/11.30 Uhr, Kammerspiele

■ TIPPS UND TERMINE

Samuil Marschaks „Das Katzenhaus“ Puppenspieladaption feiert 5-jähriges Jubiläum Seit fünf Jahren ist die Puppenspieladaption „Das Katzenhaus“ nun auf dem Meininger Spielplan – und die Begeisterung an der

Ausstattung: Christian Schweiger. © foto-ed

Inszenierung für Kinder ab 4 Jahren ist bis heute ungebrochen! In der Regie von Puppentheaterdirektorin Maria C. Zoppeck, der Ausstattung von Christian Schweiger und dem Spiel von Elisabeth Schröder und Falk P. Ulke entstand eine temporeiche Inszenierung um Hochmut und Fall, wahre Freundschaft, Zusammenhalt, Hoffnung, Not und Verzweiflung. „Also hört: es war einmal eine Katze. Höchst feudal war ihr Stammbaum, ohne Tadel, ältester Angora-Adel. Sie besaß ein großes Haus, wie ein Prunkschloss sah es aus. Eines Abends, maunzen, kratzen, am Portal zwei kleine Katzen.“ Die Katzenfürstin Koschka lässt zwei verwaiste Katzenkinder, die um Aufnahme in ihr Haus bitten, von ihrem Hausdiener, dem Kater Wassja, davonjagen. Im Anschluss gibt sie für ihre vornehmen Freunde ein rauschendes Fest. Als die Gäste gegangen sind, fallen aus dem Kamin bren-

nende Holzscheite, das Haus fängt Feuer und brennt vollkommen ab. Nun sind die Katze Koschka und der Kater Wassja selbst obdachlos. Von ihren reichen Freunden will sie aber keiner aufnehmen, erst bei den beiden Waisenkindern finden sie einen Unterschlupf. stk „Menschliche Verhaltensweisen und Charakterzüge werden in diesem Stück überzeugend auf das Verhalten der Tiere übertragen. Durch den Bezug zu grundlegenden Normen des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft wie Hilfsbereitschaft, Achtung und Respekt gegenüber den Mitmenschen, hat dieses Puppenspiel nichts von seiner Aktualität, auch für ältere Grundschulkinder, eingebüßt. Dem Ensemble des Meininger Puppentheaters gelingt es überzeugend durch ihre Erzählweise, menschliche Stärken und Schwächen für Zuschauer jeden Alters erlebbar zu machen.“ Schüler und Lehrer des Förderzentrums „Anne Frank“ Meiningen     PUPPENTHEATER ab 4 Jahren Spieldauer: ca. 60 Minuten TERMINE: Für Kindergartenkinder und Grundschüler am FR, 23.02., 10.00 Uhr, Kammerspiele Für Familien am SO, 25.03., 15.00 Uhr, Kammerspiele

© Helge Ullmann

Die Maus geht auf Reisen Abenteuer mit der Maus N°5 Die kleine Theatermaus hat genug von Eis und Schnee. Sie beschließt, dass dieses schrecklich rutschige Glatteis ab sofort ein Ende haben muss, und hängt ihre Skier wütend an die Wand. Sie will einfach Urlaub machen. Auch Ibrahim lässt sich überreden, der eisigen Kälte zu entkommen, und die Maus in seinem Koffer mitzunehmen – und ebenso ihr Bett. So beginnt für die beiden eine Expedition der besonderen Art. Die abenteuerliche Reise, die die beiden durch Wälder, über Gebirge und Meere führt, verbindet Ibrahim mit den Ge-

schichten von Sindbad, dem Seefahrer – ob die zwei Suchenden am Ende auf einer wunderschönen unbekannten Insel stranden? gg

    JUNGES THEATER Leitung: Gabriela Gillert Mit: Mitarbeitern/Künstlern des Meininger Staatstheaters TERMIN: SO, 18.02., 11.00 Uhr, Kammer­spiele


Februar 2018

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■ KONZERT

■ TIPPS UND TERMINE

Ein in Musik gegossenes Leid

„Das Interview“ – Kammerspiel von Theodor Holman

3. Foyerkonzert „Lied von der Erde“

nach dem Film von Theo van Gogh

Jetzt nehmt den Wein! Jetzt ist es Zeit, Genossen! Leert eure gold’nen Becher zu Grund! Dunkel ist das Leben, ist der Tod!

Diese letzten Zeilen aus „Das Trinklied vom Jammer der Erde“, welches das „Lied von der Erde“ einleitet, markieren das Leben Gustav Mahlers im Jahr 1907: Zuerst starb sein ältestes Kind Maria Anna, kurz danach wurde eine schwere Herzkrankheit diagnostiziert und er verlor nach zehn Jahren seine Anstellung an der Wiener Hofoper. Jene Schicksalsschläge spiegeln sich unweigerlich im kompositorischen Schaffen Mahlers wider und mit dem „Lied von der Erde“ gab er seinen Empfindungen und seinem Leid ein musikalisches Gewand. Die lyrischen Verse aus der Sammlung „Die chinesische Flöte“ – eine sehr freie Übertragung ins Deutsche von 1907, die sich allein auf ältere, fremdsprachige Übersetzungen beruft – zielten mit ihren Abschiedsgedanken und übermäßig negativ konnotierten Themen direkt in Mahlers düsteres Sein, gaben vielleicht nsogar die eigenen Todesahnungen preis, die nden Komponisten zu dieser Zeit umtrieben. rAus dieser Dunkelheit heraus erschuf Mahler ueine Sinfonie, die ein wahres Kaleidoskop der musikalischen Vielfalt, aber auch der Gegensätze und Ideen offeriert: Von aufwallenden Klangstürmen über sanfte, melancholische, ja beinahe zerbrechliche Töne bis hin zu grotesk anmutenden Marschrhythmen und burlesken Virtuosenspielereien zieht der Komponist alle Register seines kompositorischen Könnens und erschafft mit dieser Kombination aus exotischem Kolorit, seelischer Verzweiflung und zuweilen archaischer Klangkraft ein sinfonisches Konstrukt, das den Hörer durchaus intim berühren mag. Selten erscheint Musik so echt, so wahrhaftig, da sie aus jeder Pore Authentizität versprüht, ein in Musik gegossenes, wunderbares Leid. Die reduzierte Fassung von Arnold Schönberg und Rainer Riehn verstärkt diesen Wirkungsgrad noch. Schönberg stellte die Bearbeitung aufgrund finanzieller Engpässe nicht fertig; erst in den frühen 1980er-Jahren vollendete Riehn das Arrangement, behutsam und ganz der Intention Mahlers und Schönbergs folgend, mit großem Respekt vor besagter Authentizität des Origi-

Gustav Mahler

nals. Riehn beschrieb die Bearbeitung Schönbergs – besonders vor dem Hintergrund einer gewissen Ehrfurcht vor dem Projekt – als sensitive, den ursprünglichen Gedanken forcierende und mit reduzierten Mitteln fokussierende Erweiterung des Mahler’schen Werkes, da „Schönbergs Ambition vorab nicht auf eine ‚neue Deutung‘ zielte, sondern auf den demütig respektvollen, jedoch überaus schwierigen technischen Versuch, den Originalklang mit unvergleichlich ökonomischeren, ja drastisch reduzierten Mitteln ohne Verlust zu retten. Dass ihm dies in geradezu unglaublichem Maße gelang, macht seine Bearbeitung zu einem Meisterwerk eigener Art, das gerade wegen seiner Pietät dem Original gegenüber in eine neue Qualität umschlägt.“ dw

    FOYERKONZERT Dirigent: Chin-Chao Lin Mit: Elisabeth Stützer (Alt), Siyabonga Maqungo (Tenor); Meininger Hofkapelle TERMIN: SO, 18.02., 11.15 Uhr, Foyer Großes Haus

■ RÜCKBLICK

„Così fan tutte“ begeistert in Gütersloh Die Meininger unterwegs

„Die Meininger kommen“, hieß es im Januar in Gütersloh. Mit Bühnenbild, Instrumenten, Kostümen, Requisiten und allem, was für die Vorstellung von „Così fan tutte“ gebraucht wird, reisten die Gesangssolisten, der Chor des Meininger Staatstheaters, die Meininger Hofkapelle, Cembalist, Dirigent, Souffleuse, Regieassistent, Inspizientin und zahlreiche weitere Mitarbeiter*innen aus Technik, Licht, Ton, Maske, Garderobe zum knapp 300km entfernten Gastspielort. Seit 2010 hat Gütersloh ein neues Theatergebäude – entworfen hat es Architekt Jörg Friedrich, der auch das Theater in Erfurt baute. Erstmals in Europa wurde hier die Idee des „vertikalen“, in die Höhe strebenden Theaters verwirklicht. Mit der vollverglasten Fassade und der weißen, offen gestalteten Innenarchitektur samt Wendeltreppe gehört das Haus zu den spektakulärsten Theaterneubauten Deutschlands. Vor ausverkauftem Haus und in Anwesenheit des Regisseurs Anthony Pilavachi präsentierten die „Meininger“ erfolgreich ihre „Così“. Ein „durch und durch bgenussvoller Opernabend“, schrieb Die -Glocke und lobte die Regie als „große Kunst – leichtfüßig und erfrischend präsentiert“ ebenso wie Solisten, Chor und Hofkapelle unter der Leitung von Mario Hartmuth: „Jubelnder Applaus für alle Beteiligten“. aks

© Marie Liebig

© aks

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    OPER TERMINE: SO, 28.01., 19.00 Uhr, SO, 04.02., 19.00 Uhr und SA, 03.03., 19.30 Uhr, Großes Haus – nur noch drei Mal in dieser Spielzeit!

Pierre Peters, ein politischer Journalist und erfahrener Kriegsberichterstatter, soll ein Interview mit der populären Soap-Darstellerin Katja Schuurman führen, und das zum Zeitpunkt einer schwierigen Regierungskrise. Nachdem er über eine Stunde auf die attraktive Schauspielerin gewartet hat, ist seine Stimmung auf dem Nullpunkt. Als sich die beiden schließlich in ihrer Wohnung gegenübersitzen, kommen sie ins Gespräch. Dabei entsteht ein spannendes Vexierspiel, ein Katzund Mausspiel, das zwischen Psychothriller und makabrer Komödie hin- und herpen­delt … „Das Interview“, auch bekannt als „Interview – Nächtliche Geständnisse“, ist ein niederländisches Filmdrama von Theo van Gogh aus dem Jahr 2003. Der niederländische Filmregisseur und Publizist war der Urenkel des Kunsthändlers und -sammlers Theo van Gogh, Vincent van Goghs jüngerer Bruder, und fiel insbesondere durch provokative Ausführungen in Debatten und in seinen Kolumnen auf, in denen er sich häufig gegen die gesellschaftliche multikulturelle Situation in den Niederlanden positionierte und den Islam stark kritisierte – 2004 kam der Künstler auf tragische Weise ums Leben, indem er auf offener Straße von einem Salafisten ermordet wurde. Für sein Werk „Das Interview” plante van Gogh trotz geringer Kinobesucherzahl eine US- und Indien-Variante des Stoffes. Die

■ AKTUELLES

Dagmar Poppy, Gregor Nöllen © Paul Philipp Braun

amerikanische Adaption des Films wurde erst nach van Goghs Tod umgesetzt und erschien 2007 unter der Regie von Steve Buscemi mit Sienna Miller und Steve Buscemi in den Hauptrollen. Die Bühnenfassung „Das Interview” wurde am 28. Mai 2003 am Tuschinski-Theater in Amsterdam uraufgeführt. Die deutschsprachige Erstaufführung des Stückes fand am 17. Februar 2006 im Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt statt. Der Stoff wurde von zahlreichen deutschen Bühnen ebenfalls adaptiert. Im Juni 2017 inszenierte der österreichische Schauspieler, Regisseur und Festivalleiter Roland Silbernagl, dessen kraftvolle Inszenierungen beim Festival „Stummer Schrei“ im Tiroler Zillertal über zehn Jahre lang das Publikum begeisterten, dieses fesselnde Kam-

merstück am Landestheater Eisenach. Jetzt ist es an fünf Abenden in den Kammerspielen am Meininger Staatstheater zu erleben. „Das Interview” ist ein packendes Kammerspiel, bei dem die Grenzen von Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen. bcm/so

    SCHAUSPIEL Regie & Bühne: Roland Silbernagl Kostüme: Martina Tornow Musik/Komposition: Christoph Stock Dramaturgie: Boris C. Motzki, Sophie Oldenstein Mit: Dagmar Poppy, Gregor Nöllen TERMINE: DO, 08.02., FR, 16.02., FR, 11.05., SO, 20.05. und SA, 02.06., jeweils 20.00 Uhr, Kammerspiele

Danke, Camila! Abschied von Sopranistin Ribero-Souza

Liebe Camila, in das Ensemble unseres Theaters kamst du kurz nachdem ich hier im Dezember 2010 als GMD angefangen hatte, im Frühjahr 2011. Ich erinnere mich noch sehr genau an unser erstes Treffen in England: Es war in einem Restaurant in der Deansgate in Manchester und wir unterhielten uns über Meiningen. Empfohlen wurdest du von Clark Rundell, meinem ehemaligen Lehrer am Royal Northern College of Music in Manchester. Seine Bemerkungen über dich: „unglaublich schöne und warme Stimme“, „großartige Musikerin“, „sehr intelligent“, „arbeitet unglaublich hart“ – all dies hat sich mehr als bestätigt! Gleich im Sommer ging es für dich los mit der ersten großen Wagner-Partie: Irene in „Rienzi“. Es folgte die Baronin in Lortzings „Der Wildschütz“ beim OpenAir-Sommertheater während der Umbauphase, danach im Herbst die Gräfin in Mozarts „Figaros Hochzeit“, schließlich im Dezember 2011 die © Marie Liebig Mariana in Wagners „Das Liebesverbot“ zur großen Wiedereröffnung nach dem Umbau. Schon nach kurzer Zeit hatte das Meininger Publikum dich ins Herz geschlossen. Schlag auf Schlag ging es für dich weiter: Es folgten die Sylva Varescu in Kálmáns „Die Csárdásfürstin“, die Amelia in Verdis „Ein Maskenball“ und am Schluss der Spielzeit die Erzählerin in Brittens „The Rape of Lucretia“. Dies alles in der ersten Spielzeit – Wahnsinn! Ab jetzt erwähne ich nur noch die großen Partien: Im Herbst 2012 folgte ein weiterer Höhepunkt als Azar in der kasachische Nationaloper „Abai“. Im Wagnerjahr 2013 dann dein Debüt als Elisabeth in Wagners „Tannhäuser“ auf der Wartburg in Eisenach. Im Frühjahr 2014 der nächste Meilenstein: Mit der Marschallin in „Der Rosenkavalier“ wurdest du mit deiner ersten Partie von Richard Strauss gleich in der Fachzeitschrift „Opernwelt“ vom englischen Kritiker Tom Sutcliffe zur „Sängerin des Jahres“ nominiert. Im Herbst 2014 bei „Katja Kabanova“ die nächste Herausforderung: nebst den großen sänge-

sicherlich weinen müssen! Es folgte die Csárdásfürstin und mit der Eva in Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ eine weitere bravouröse Wagner-Partie, bevor du letzten Herbst mit „Tosca“ auch endlich mal eine PucciniPartie singen konntest. Und auch dieser Komponist liegt dir besonders gut. Was man an dieser Aufzählung unschwer bemerken kann: Du bist eine unglaublich vielseitige Sängerin, du bist in enorm vielen verschiedenen Stilen und Sprachen zu Hause. Alle Dirigentenkollegen kommen ins Schwärmen, wenn man über dich redet. Wenn Panik in einer Aufführung ausbricht, kann man sich zu hundert Prozent auf dich verlassen, denn du bist der ruhende Pol im Ensemble. Neben deiner Partie und den Partien der anderen Sänger kennst du auch die gesamte Partitur vom Orchester genauestens – und dies können gewiss nicht viele Sänger.

rischen und darstellerischen Anforderungen musstest du bei Katjas Selbstmord am Schluss der Oper in der Wolga sogar richtig tauchen – dies kann man sicherlich nicht von vielen Sängerinnen verlangen! Im Frühjahr 2015 folgte die nächste wichtige Operettenpartie mit der Rosalinde in Strauss‘ „Die Fledermaus“. Zum 325-jährigen Jubiläum der Meininger Hofkapelle kam eine weitere, vielleicht eine der größten Sopranpartien überhaupt von Strauss dazu, die Gräfin Madeleine in „Capriccio“. Auch mit dieser Oper gab es eine Nominierung in der „Opernwelt“ für die „Aufführung des Jahres“ und diese spezielle Oper wurde zum Publikumserfolg. Daran hattest du sicherlich einen sehr großen Anteil – ich bekomme noch heute Gänsehaut, wenn ich an deinen Schlussgesang denke; für mich: einer der schönsten Momente der Opernliteratur überhaupt! Als Strauss selber diesen Schluss zum ersten Mal gehört hatte, war sein kurzer Kommentar mit Tränen in den Augen: „Besser kann ich’s nicht!“. Auch bei dir hätte Strauss

Ich wünsche dir für deine Karriere nur das Beste! Ich bin sicher, dass du es mit deinem großen Talent, und deinem unglaublichen Fleiß, noch sehr weit bringen wirst. Vielen Dank, liebe Camila, für die zahlreichen wunderbaren Opernabende, die wir hier in Meiningen mit dir erleben durften – ich hoffe, es werden noch sehr viele als Gast hinzukommen! Herzlichen Dank für alles! GMD Philippe Bach

    OPER/OPERETTE „Tosca“– Oper von Giacomo Puccini TERMINE: FR, 02.02., 19.30 Uhr, SA, 10.03., 19.30 Uhr, SO, 06.05., 15.00 Uhr und SO, 20.05., 19.00 Uhr, Großes Haus „Gräfin Mariza“– Operette von Emmerich Kálmán TERMINE: DI, 20.03., 14.30 Uhr und DI, 01.05., 15.00 Uhr, Großes Haus


Februar 2018

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■ DAS SAGT DIE PRESSE

■ WISSENSWERTES

Fantasieoffensive

Über den Brauch des „Toi, toi, toi!“

Shakespeares „Der Sturm“

„O Fortuna velut Luna statu variabilis (…)“  oder „Oh Schicksal, veränderlich wie der Mond (…)“ Carl Orffs Meisterwerk zählt zu den berühmtesten Chorwerken der Welt. Doch auch abseits der Theaterbühne ist „Carmina Burana“ als mystischer, eindringlicher und kraftvoller Soundtrack populär – ob in Film, Fernsehen oder Werbung, fast jeder hat diese Musik schon einmal gehört. Nach Händels „Messias“, das im Rahmen des letzten Weihnachtskonzertes in der Fassung von Mozart zur Aufführung kam und vom Publikum mit viel Beifall bedacht wurde, folgt jetzt die nächste große Musiktheaterproduktion für unseren Chor. Die Besonderheit und zugleich auch Herausforderung der Meininger Inszenierung: Das Werk erlebt eine szenische Darstellung und kommt nicht, wie oft üblich, konzertant zur Aufführung. Für die etwa 120 Beteiligten bedeutet das: Nach den musikalischen Vorbereitungsproben, die viel Mühe beim Auswendig-Lernen der lateinischen und mittelhochdeutschen Texte erfordern, wird sechs Wochen lang szenisch geprobt. Bis sich dann am Premierenabend alle ein kräftiges „Toi, toi, toi!“ vor der Vorstellung über die linke Schulter spucken. Eine geheime Verschwörung oder ein Aberglaube gegen böse Mächte? Vielleicht. Jedoch ist es insbesondere auch eine nette Geste gegenüber den Mitsängern. Man wünscht viel Glück und drückt die Daumen, dass bei der Premiere nichts schiefgeht. Dass bloß niemand einen verkehrten Schritt macht oder den Text vergisst (denn da wird eine Sekunde zur Ewigkeit), einen Schuh oder Hut verliert oder bei einem schnellen Umzug das verkehrte Kostüm

anzieht. Doch woher kommt dieser Brauch und was bedeutet er? Der Ausspruch „Toi, toi, toi!“, zunächst Norddeutsch, seit dem 19. Jahrhundert belegt, der heute meist als Glückwunsch im Sinne von „Es möge gelingen“ verstanden wird, soll den Neid böser Geister vertreiben. Um sie durch einen Glückwunsch nicht herbeizurufen, war es üblich, die Formel „unberufen“ hinzuzufügen und durch dreimaliges Ausspucken die Schutzwirkung zu bekräftigen. Der Ausspruch „Toi, toi, toi!“ entstand als lautmalerischer Ersatz für das Anspucken, das seit dem 18. Jahrhundert zunehmend als unanständig empfunden wurde. Doch besonders im Theater wird der Brauch heute noch gelebt. Traditionell soll das jeweils über die linke Schulter geschehen, und der Darsteller darf sich dafür nicht bedanken, weil das Unglück bringe. Auch wenn dieser heidnische Brauch in unserer aufgeklärten Welt überholt zu sein scheint, ist es für viele eine schöne Geste, wenn sich alle nach anstrengender Zusammenarbeit so viel Glück wünschen. Vielleicht selbst diejenigen, die sich privat ansonsten nicht so mögen ... Immerhin wurde die Tradition des Spuckens abgeschafft, denn bei so vielen Menschen auf der Bühne wie bei „Carmina Burana“ mit Solisten, Opernchor, Extrachor, Suhler Kinderchor und Suhler Singakademie bliebe einem wahrscheinlich die Spucke weg . . . O Fortuna – das Glück möge uns hold sein, dass dieses Werk gelingen werde! Allen ein kräftiges „Toi, toi, toi!”. Horst Arnold, Tenorsänger im Hauschor

■ VORSCHAU

„Die schmutzigen Hände“ ab 8. März

„Und jetzt entfacht Andreas Morell im neuen Meininger ‚Sturm’ den Illusionszauber mit einer Fantasieoffensive, die einem ein wohlig-ängstliches Bauchkribbeln beschert. (…) Die Magier hinter den Kulissen (…) und die wie von Zauberhand geführten Schauspieler scheinen sich mit großem Vergnügen gegenseitig in der Kreation von Fantasie und Illusion zu überbieten.“ MAIN-POST, Siggi Seuß

Vivian Frey als Ariel, Michael Kind als Prospero © Marie Liebig

■ TIPPS UND TERMINE

„Der kleine Erziehungsberater“ Puppenspiel für Erwachsene nach Axel Hacke Referent Heinrich Schreck heißt Sie herzlich willkommen! Thema des Vortrags: „Überleben trotz Kindern oder: Wie bekommt man die süßen Kleinen in den Griff!“ Anhand anschaulicher wie verstörender Beispiele zeigt er Bewältigungsstrategien auf: Wie geht man mit herumfliegenden Schleimbatzen, Legosteininduzierten Fußschmerzen oder mitleidvollen Blicken anderer um – gerade, wenn die Kleinen mal wieder schreiend am Rad drehen? Humorvoll beantwortet Heinrich Schreck diese und viele weitere Fragen und stellt

dabei die wichtigsten Erziehungsprobleme mit kunstvoll gestalteten Tischfiguren nach. Mit stoischer Gelassenheit und gleichzeitig beißender Ironie spielt Falk P. Ulke den liebenswerten Wahnsinn der Elternschaft. Wir versprechen Wiedererkennungswert und Kicherattacken!

  PUPPENTHEATER TERMIN: SA, 24.02., SA, 17.03. und MO, 02.04., jeweils 20.00 Uhr, Kammerspiele – nur noch drei Mal in dieser Spielzeit!

■ AKTUELLES

Graue Kleidung für „Carmina Burana“ Für die Neuproduktion von „Carmina Burana“ wurden graue Herrenanzüge und Damenkostüme gesucht. Unzählige Kleiderspenden sind bei uns eingetroffen. Mit Ihrer großzügigen Unterstützung konnten die Ausstattungsideen, wie geplant, verwirklicht werden. So können Sie jetzt schon gespannt sein,

wenn am 23. Februar der Premierenvorhang im Großen Haus hochgeht und die aussortierten Kleidungsstücke, getragen von rund 120 Sängern, eine Renaissance erfahren. Allen Spendern einen herzlichen Dank!

© Marie Liebig

zungszeit und der politischen Kämpfe im Frankreich der Nachkriegszeit ist sein 1948 fertiggestelltes Schauspiel entstanden. Dabei ist das Schicksal Hugos dem Leo Trotzkis in seinem mexikanischen Exil bis in Einzelheiten hinein nachgebildet, was den Zorn Stalins und der Stalinisten hervorrief. Andererseits begünstigten diese politischen Hintergründe und Ambivalenzen die Aufnahme des Stücks im Westen, das eines der erfolgreichsten Stücke überhaupt wurde. Regie führt Jasmina Hadziahmetovic, die sich in ihrer Arbeit vor allem mit politischen Themen der Gegenwart auseinandersetzt. Zuletzt inszenierte sie in Meiningen Brechts „Mutter Courage“. aks   SCHAUSPIEL Regie: Jasmina Hadziahmetovic Bühne & Kostüme: Christian Müller Musik: Virginia Breitenstein Krejcˇík Dramaturgie: Anna Katharina Setecki Mit: Meret Engelhardt, Mira Elisa Goeres; Björn Boresch, Phillip Henry Brehl, Vivian Frey, Matthias Herold, Hans-Joachim Rodewald KOST-PROBE: DI, 27.02., 19.00 Uhr, Kammerspiele – Eintritt frei PREMIERE: DO, 08.03., 20.00 Uhr, Kammerspiele

Falk P. Ulke © foto-ed

■ TIPPS UND TERMINE

Danke an alle Spender!

Drama von Jean-Paul Sartre

Wie „schmutzig“ darf man sich die Hände machen, um eine politische Theorie in die Praxis umzusetzen? Jean-Paul Sartres „Die schmutzigen Hände“ spielt im fiktiven Balkanstaat Illyrien zur konkreten Zeit des Zweiten Weltkriegs. Hugo, ein junger Intellektueller, war zu Kriegsbeginn der kommunistischen Partei beigetreten. Um seiner bürgerlichen Herkunft zu entfliehen, will er einen besonderen Auftrag im Dienste der Partei ausführen: „Ich bin es satt, Maschine zu schreiben, während die Kameraden sich umbringen lassen.“ Die Linke ist gespalten und so hat Louis, der Kopf der Radikalen, tatsächlich einen besonderen Auftrag für Hugo: Er soll Hoederer, Anführer der realpolitischen Seite, beseitigen. Nachdem Hugo als dessen neuer Sekretär mit seiner Frau Jessica bei ihm einzieht, bekommt er mehr und mehr Skrupel. Als Anhänger der „reinen Revolution“ ist Hugo nicht bereit mit dem Feind zu kooperieren. Doch der charismatische Hoederer, der eine Zusammenarbeit mit den Liberalen und den Monarchisten befürwortet, hat eine unglaubliche Wirkung auf ihn. Ein verbal geführtes Spiel beginnt, zu dem Jessica als unkontrollierbarer dritter Spieler hinzukommt … Sartre, der vorläufig letzte „totale Intellektuelle“, der „Anarchist im Establishments“, stellt die Frage nach den Prinzipien (nicht nur) politischen Handelns. Unter den Eindrücken des Zweiten Weltkriegs, der Besat-

  SCHAUSPIEL TERMINE: DO, 08.02., 19.30 Uhr, SO, 04.03., 15.00 Uhr und FR, 30.03., 19.00 Uhr, Großes Haus; weitere Termine im April, Mai und Juni

Jetzt Karten sichern! Große italienische Gala am 21. April Sichern Sie sich noch heute die letzten Karten für die große italienische Gala am 21. April. Um 19.30 Uhr stehen im Großen Haus mit Sopranistin Brit-Tone Müllertz, Tenor Dovlet Nurgeldiyev und Bariton KS Andrzej Dobber drei Ausnahmekünstler auf der Bühne, die u. a. Werke von Giuseppe Verdi, Giacomo Puccini, Pietro Mascagni und Gaetano Donizetti darbieten werden. Im Anschluss an das Konzert öffnen ab 22 Uhr die Cocktaillounge und das Tanzparkett, es gibt italienische Häppchen, Livemusik im Foyer und ein DJ-Set im Vestibül zu entdecken.

  EXTRA TERMIN: SA, 21.04., 19.30 Uhr, Großes Haus

© dm

■ IMPRESSUM Herausgeber:

Meininger Staatstheater

Bernhardstraße 5, 98617 Meiningen

www.meininger-staatstheater.de

V.i.S.d.P.:

ANSGAR HAAG

Redaktion:

DOMINIKA MITROVIC´

Layout:

HCS Medienwerk GmbH

Texte:

´ HORST ARNOLD, PHILIPPE BACH, GABRIELA GILLERT, MARIO HARTMUTH, BERNHARD HENNING, DOMINIKA MITROVIC,

BORIS C. MOTZKI/SOPHIE OLDENSTEIN, ANNA KATHARINA SETECKI, JULIANE STÜCKRAD, SUSANNE TENNER-KETZER, DANIEL WESTEN

´ TORSTEN RÖSSE, Fotos/Grafiken: PAUL PHILIPP BRAUN, FOTO-ED, IMAGO, MARIE LIEBIG, INKA LOTZ, DOMINIKA MITROVIC,

SEBASTIAN STOLZ/FILMWILD.DE, HELGE ULLMANN

Änderungen vorbehalten


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