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SÜDTHÜRINGISCHES STAATSTHEATER
T h e a t e r k a s s e 0 3 6 9 3 / 4 5 1 2 2 2 o . 1 3 7
DIE THEATERSEITEN
SCHAUSPIEL • MUSIKTHEATER • KONZERT • PUPPENTHEATER • BALLETT
Ausgabe Februar 2016 MT 1
KOLU MN E
Wiedersehen mit Freunden August 2002. Ein erster flüchtiger Eindruck von Meiningen. Ein Freund holt mich in Weimar ab und wir fahren nach Meiningen, um ein Konzert des MDR-Kinderchores zu hören, für das er einige Stücke arrangiert hat. Mehr als die Stadtkirche und den Marktplatz habe ich damals wohl nicht gesehen, aber es machte schon Geschmack auf mehr. 1997 war ich nach Thüringen gekommen, um an der Weimarer Musikhochschule zu studieren. Wusste ich vor der Aufnahmeprüfung kaum, wo Thüringen auf der Landkarte liegt, so habe ich mich dort dann vom ersten Moment an sehr wohl gefühlt. In diesem Land der hübschen kleinen Städte, der Theater und der Kultur, in dem man auf Schritt und Tritt über Relikte deutscher Geschichte stolpert. Gerade auch der Musikgeschichte: Bach, Liszt, Strauss, Brahms, von Bülow – was für klangvolle Namen! Meine direkte Verbindung zu Meiningen hat aber einen „kleinen“ Umweg gemacht, nämlich über Manchester. Dort war ich zusammen mit Philippe Bach als Junior Fellow an der Musikhochschule beschäftigt, einer für uns beide prägenden Zeit. Auch als wir dann verschiedene Wege gingen, haben wir uns nicht aus den Augen verloren, und es war eine große Freude, als Philippe Bach mich 2012 für ein Sinfoniekonzert mit der wunderbaren Hofkapelle eingeladen hat, in der übrigens auch einige meiner Weimarer Kommilitonen spielen. Bei zwei Vorstellungen „Tannhäuser“ konnte ich dann auch schon etwas Meininger Opernluft schnuppern und das hervorragende Ensemble und den tollen Opernchor kennen lernen. Währenddessen traf ich auch Alan Buribayev wieder, der gerade zu Proben für die kasachische Oper „Abai“ an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt war. Ihm hatte ich Jahre zuvor in England assistiert, ein schönes Wiedersehen! Nun wartet in Meiningen eine sehr spannende Aufgabe auf mich, Lortzings Oper „Regina“. Was für ein außergewöhnliches Werk! Im Jahr der Revolution von 1848 eine Oper mit streikenden Fabrikarbeitern zu schreiben, das war unglaublich aktuell, höchst politisch und mutig. Kein Wunder, dass die Oper seinerzeit nicht aufgeführt werden konnte und später nur sinnentstellt gespielt wurde. Erst Peter Konwitschny hat sie 1998 in ihrer ursprünglichen Gestalt aus der Taufe gehoben. Zufall oder nicht: Direkt nach der Premiere von „Regina“ werde ich in Augsburg mit Peter Konwitschny an Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ arbeiten. Februar 2016. Probenbeginn von „Regina“ in Meiningen. Wiedersehen mit Freunden. Ich freue mich!
Lancelot Fuhry, 1. Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor am Theater Augsburg, wo er in der Saison 2014/15 kommissarisch die Position des Generalmusikdirektors innehatte. Der gebürtige Berliner studierte zunächst Musik und Geschichte und wurde 1997 in die Dirigierklasse von Prof. Nicolás Pasquet an der Weimarer Musikhochschule aufgenommen. Nach dem Diplom ging er für vier Jahre nach Großbritannien, wo er nach einer zweijährigen Tätigkeit in Manchester von 2005 bis 2007 als Assistenzdirigent beim Bournemouth Symphony Orchestra engagiert war. Anschließend ging er in gleicher Funktion zum Staatsorchester Rheinische Philharmonie in Koblenz und trat danach eine Stelle als 1. Kapellmeister und stellvertretender GMD am Theater Görlitz an. In gleicher Position war er von 2010 bis 2013 am Theater Dortmund tätig. Am Meininger Theater übernimmt er die musikalische Leitung von Albert Lortings Oper „Regina“, die am 18. und 20. März im Großen Haus Premiere hat.
S C H AU S PI E L PR EMIER E
Gedanken zum „Kirschgarten“
Ulrike Walther
Regisseur Patric Seibert über Anton P. Tschechows Drama Regie: PATRIC SEIBERT Bühnenbild & Kostüme: HELGE ULLMANN Anton Pawlowitsch Tschechow ist ein Autor, der um seiner selbst und seiner Gesundheit willen vielleicht Arzt hätte bleiben sollen – der aber das Welttheater erobert hat. Er hat es erobert als der einzige große Autor, der realistische Stücke schreiben kann. Tschechow ist kein naturalistischer Autor, er ist ein Realist. Ein normaler Zuschauer wird, wenn er Tschechow sieht, nicht sagen: „Ach, guck mal, was für große Kunst“, sondern: „Ach, das ist ja ganz normal, das sind ja ganz normale Leute, die ganz normale Dinge machen.“ Im „Kirschgarten“ ist alles so simpel, dass man glaubt, das ganze Leben bestünde nur aus ganz einfachen Vorgängen. Die Banalität des Lebens besteht ja darin, dass die tollsten und die scheußlichsten Sachen eben immer im Zusammenhang mit sehr banalen Dingen passieren. Man kann die Banalitäten in ihrer Wirkung gar nicht einschätzen, bis es viel zu spät ist. Daran muss man sich im Leben gewöhnen. Tschechow hatte eine kühle, ironische, aber liebende oder freundliche Haltung zu den Idiotien der Menschen. Herr Pischtschik im „Kirschgarten“ z. B. pumpt alle Leute an; plötzlich kriegt er Geld. Was tut er? Er setzt sich auf sein Pferd und reitet durch die Steppe, um allen Leuten, die er angepumpt hat, das Geld zurückzugeben. Das ist komplett unerwartet, weil man bei einem ewigen Anpumper nicht erwartet, dass er überhaupt etwas zurückgibt, und wenn, dann nur unter Stress und Bedrohung. Aber natürlich ist es auch möglich, dass er sich so verhält.
So ist es eigentlich bei allen TschechowFiguren. Man hat gewisse Erwartungen, die dann aber nicht erfüllt werden, oder das Gegenteil davon wird erfüllt, oder es passieren vollkommen andere Dinge, und die hängen an so banalen Vorgängen wie dem Verkauf eines Kirschgartens. Viele Leute haben Kirschgärten. Dieser spezielle Kirschgarten ist f nanziell verloren. Die Kirschen werden nicht mehr verkauft, obwohl der alte Firs behauptet, dass es die tollsten Kirschen in der ganzen Welt sind, aber niemand will sie. Mit dem Verkauf bricht eine ganze Familie, eine ganze Welt zusammen. Der Kirschgarten wird abgeholzt, es werden darauf Häuschen gebaut, der Tourismus geht los. Das erwartet man nicht, und die Figuren im Stück erwarten es auch nicht – sie haben Angst davor. Der ganze Abend ist mit dieser Angst beschäftigt. Die Leute träumen schon, was für schreckliche Konsequenzen der Verkauf haben wird. Die Ranjewskaja sieht, wie ihr Leben verkauft, verschrottet und verramscht wird – aber sie macht keine Tragödie daraus, sondern lebt ihr Leben weiter. Wie es meistens ist, wenn man nicht gerade eine grauenhafte Krankheit hat: Es passiert etwas Furchtbares, man erholt sich und lebt weiter. Anders. Interessanterweise hat sich der Gedanke an Geld bei einigen Figuren in diesem Stück überhaupt nicht in den Köpfen festgesetzt, weswegen Lopachin sich ständig aufregt. Die Ranjewskaja und Gajew sind unpraktische Leute. Sie besitzen den Kirschgarten und müssten über Geld nachdenken, tun das aber nicht. Sie denken stattdessen über den wunderbaren Garten nach. Sie sind in ihrer Phantasie noch in derselben Welt wie der alte
Firs, der nicht über Geld nachdenkt, sondern darüber, was für wunderbare Kirschen dieser Kirschgarten geliefert hat. In dem Stück wird eine Zeit beschrieben, in der Geld noch nicht alles, sondern eher ein Störfaktor war. Die Art und Weise, wie die Ranjewskaja mit Geld um sich wirft, es verschenkt oder anderen Leuten pumpt, macht Lopachin wahnsinnig, weil sie das Geld gar nicht hat. Aber sie tut es, und sie wird es weiter tun. In unserer Welt, in der nur noch Geld zählt, ist das sehr sympathisch. Deswegen macht es viel Spaß, den „Kirschgarten“ und den ganzen Tschechow heute zu spielen. Gajew zum Beispiel ist ein Mensch, der andauernd über Geld redet: wo er es pumpen oder verdienen will. Man weiß ganz genau, der verdient überhaupt nichts, und pumpen wird er sich auch nichts können, weil ihm niemand etwas pumpen wird. Aber seine Anwesenheit, seine Phantasie, sein Humor und Charme genügen vollauf, um ihn zum Sympathieträger zu machen. Oder auch Jepichodow – jedes Mal wenn er durch die Tür kommt, fällt ein Stuhl um, weil er so unbeholfen ist. Er hat einen sinnlosen Charme – man wird ihn nie für irgendetwas engagieren oder benutzen, aber ohne ihn wäre alles nicht so schön. Tschechow fand, glaube ich, einen großen Genuss daran, die Menschen in ihrer Verschiedenheit zu zeichnen. Da steht der reiche Lopachin, der sich mühsam vom Bauern und Sklavenabkömmling zum Millionär emporgearbeitet hat. Er wurde zum Einzelkämpfer, hatte einen Vater, von dem er geschlagen wurde und den er nun verachtet. Lopachin war ein kleiner Junge, seine Liebe und seine Heimat waren die Ranjewskaja und ihr Zuhause – das Gut mit dem Kirschgarten. Nun nimmt
Lopachin es ihr weg. Er nimmt es ihr zwar mit gutem Grund weg, aber Lopachin begreift gar nicht, was wirklich passiert und was er da macht. Er begreift nur, dass er hilft. Aber was er nicht weiß, ist, dass die Ranjewskaja das alles wie Wasser abschüttelt und schnell nach Paris zurückfährt um dort vielleicht ein Bordell aufzumachen. Das ist das Tolle bei Tschechow, dass er eine Figur wie die Ranjewskaja nicht verrät oder ausstellt. Er zeigt alle ihre Nachteile und Vorteile, und am Ende gewinnt sie, weil sie sich unbescholten und unverletzt aus der Sache herauszieht und weiterlebt. Der arme Lopachin muss weiter Bäume fällen. Das sind wir, das ist unsere peinliche, Bäume fällende Gesellschaft. Die meisten Menschen können überhaupt nur noch Bäume fällen. Aber sie gucken sich gar nicht mehr die Bäume an, bevor sie sie fällen. Sie wissen nur, wieviel Holz in ihnen steckt und wie man es verkaufen kann. Und da zeigt Tschechow eine alternative Sicht auf die Dinge. Deshalb ist „Der Kirschgarten“ ein ganz wunderbares, optimistisches Stück. Mit: MERET ENGELHARDT, EVELYN FUCHS, ANNA KRESTEL, ULRIKE WALTHER, CARLA WITTE; HAGEN BÄHR, REINHARD BOCK, BJÖRN BORESCH, PETER BERNHARDT, VIVIAN FREY, MATTHIAS HEROLD, PETER LIEBAUG, HANS-JOACHIM RODEWALD
Matinee:
SO, 07.02., 11.15 Uhr, Foyer
Premieren:
FR, 19.02., 19.30 Uhr und SO, 21.02., 19.00 Uhr, Großes Haus
Weitere Vorstellung:
SA, 27.02., 19.30 Uhr, Großes Haus
BALLETTURAUFFÜHRUNG
„Der Glöckner von Notre Dame“ Andris Plucis choreograf ert mit Musik von Rudolf Hild Musikalische Leitung/Komposition: RUDOLF HILD Choreograf e: ANDRIS PLUCIS Bühnenbild: SUSANNE HARNISCH Kostüme & Dramaturgie: DANIELLE JOST Victor Hugos Geschichte um das missgestaltete Findelkind Quasimodo, das unter dem grausamen Diakon und heimlichen Hexenmeister Claude Frollo in den Türmen der Kathedrale Notre-Dame aufwächst und sich als deren Glöckner verdingen muss, ist die Vorlage für zahlreiche Film- und Bühnenadaptionen und Grundlage Andris Plucis‘ neues Handlungsballett. Die Handlung entführt den Zuschauer in das spätmittelalterliche Frankreich und entwirft ein vielfältiges Bild des damaligen Lebens in allen Bevölkerungsschichten – vom reichen Klerus bis hin zu den von der Gesellschaft Verstoßenen, zu denen auch das junge Zi-
geunermädchen Esmeralda zählt, in das sich Quasimodo verliebt. Doch auch der mächtige Frollo hat ein Auge auf die schöne junge Frau geworfen. Das von gesellschaftlichen und inneren Abgründen geprägte Hauptwerk Hugos setzte der Eisenacher Ballettdirektor Andris Plucis als Handlungsballett um, das Bühnenbild stammt von Susanne Harnisch, die Kostüme entwarf Danielle Jost. Die Musik für das Ballett komponierte Rudolf Hild, der bereits für den Ballettabend „E.T.A. Hoffmann – Eine Moritat“ erfolgreich mit der Eisenacher Ballettcompany zusammenarbeitete. Über die Eisenacher Premiere schrieb die Thüringer Landeszeitung: „Eine starke Ensembleleistung mit Spitzen-Solisten, dazu eine Bühnenmusik, die Bekanntes geschickt zu etwas Neuem, rundum Stimmigen verwebt.“ Und auch die Thüringer Allgemeine lobte: „Entstanden ist ein
formvollendetes Handlungsballett in klassischem Sinn, dessen Musik tänzerischen Schwung verleiht, fein zugeschnitten ist auf Soli und Ensembleszenen und auch den schwärmerischen Sound von Filmmusiken aufnimmt.“ Mit: Zanna Cornelis, Lucia Giarratana, Misako Kato, Mariuca Marzà / Nao Omi, Juliette Odiet, Sandra Schlecht, Amanda Schnettler-Fernández; Jesse Cornelis, Shuten Inada / Andrea Simeone, Luca Massidda, Rodrigo Juez Moral, Adrian Wanliss
Premieren:
FR, 05.02., 19.30 Uhr und SO, 07.02., 19.00 Uhr, Großes Haus
Weitere Vorstellungen:
SA, 20.02., 19.30 Uhr und SO, 28.02., 19.00 Uhr, Großes Haus
Andrea Simeone, MariucaJulia Marzà Steingaß