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SPEKTAKEL
DIE THEATERSEITEN
SCHAUSPIEL · MUSIKTHEATER · KONZERT · BALLETT · PUPPENTHEATER
PREMIERE
KOLUMNE
Ausgabe Juni / Juli 2018
„Die Piraten von Penzance“ Britischer Humor und herrliche Melodien zum Saisonabschluss
Jürgen Eichhorn, Werkleiter Dampflokwerk Meiningen
Konzert im Dampflokwerk Meiningen Erlebnis für Dampflokfans und Freunde der klassischen Musik Am 30. Juni und 1. Juli 2018 laden die Meininger Hofkapelle und das Dampflokwerk Meiningen zum inzwischen sechsten Konzert in die ehrwürdige 100 Jahre alte Lokhalle. Seit 2008 lockt dieses Ereignis, das im zweijährigen Rhythmus an zwei Abenden stattfindet, jeweils ca. 800 Besucher an. Anfänglichen Bedenken zur Akustik zum Trotz kommen hier auch erfahrene Konzertbesucher auf ihre Kosten und genießen die Vorträge der Meininger Hofkapelle gemeinsam mit „Pufferküssern“, die hier vielleicht ihr erstes klassisches Konzert besuchen. Genau diese Mischung unserer Besucher, die in ungezwungener Atmosphäre in Jeans und T-Shirt oder auch im feinen Zwirn, Musik gemeinsam genießen, macht den Reiz dieser Veranstaltung aus. Wenn wir in den vergangenen Jahren in den Gesichtern dieser Menschen das Lächeln bei den sachkundigen und unterhaltsamen Moderationen oder bei perfekt gespielter Musik sahen, dann störte es auch nicht, wenn irgendwo ein paar Regentropfen durch das altwürdige Dach rieselten, oder der Schweiß bei 30 Grad Lufttemperatur von der Stirn tropfte. Selbst der automatisch anspringende Kompressor einer technischen Anlage des Werkes bei Ravels „Bolero“ passte dazu und störte (fast) keinen Zuhörer. Die Instandsetzung historischer Dampfloks und anderer Bahntechnik ist die Marktnische unseres Werkes. Erfahrene Techniker und Handwerker erhalten hier Technikgeschichte, bieten ihr Können aber auch für die Instandhaltung moderner Bahnausrüstungen an. Ein Besuch in unserem Werk ist der Traum eines richtigen Eisenbahnfans. Denn hier bei uns gibt es noch jede Menge Bahnhistorie zum Anfassen. Das Werk ist spezialisiert auf die Erhaltung von Loks und historischen Wagen. Davon stehen einige in Deutschlands Museen und Sammlungen, aber es fahren aber auch noch viele bei Eisenbahnvereinen und auf Kleinbahnstrecken. Die Harzer Schmalspurbahn, die Mecklenburgische Bäderbahn „Molli“ oder der „Rasende Roland“ lassen ihre Züge in Meiningen instand setzen. Für die Deutsche Bahn sind wir für alle neunundvierzig Schneeräumfahrzeuge und fünf Kranzüge der Notfalltechnik zuständig. Als 2008 erstmals Musiker und Dirigenten zu uns kamen und die Idee eines Konzertes präsentierten, waren wir sofort Feuer und Flamme. Es ist bekannt, dass ca. 80 % der Meininger Besucher wegen des Theaters kommen. Wir wissen aber auch, dass ca. 20 % durch uns angezogen werden – außerdem fuhren ja die legendären Meininger nach Moskau, Petersburg oder Lissabon mit den Fortbewegungsmitteln, die wir heute noch am Leben erhalten. Ein gemeinsames Projekt war eigentlich nur eine logische Folge. Ich kann Ihnen bereits heute versprechen, dass wir auch im Jahr 2020 unsere Lokrichthalle wieder für ein Konzert zur Verfügung stellen werden. Die Signale des Theaters stehen ebenfalls wieder auf „Freie Fahrt“. Der nächste Höhepunkt in dieser Halle werden die 24. Meininger Dampfloktage am 1. und 2. September 2018 sein.
Zum Spielzeitende heißt es ausgelassene Heiterkeit und köstliches Amüsement auf der Bühne im Großen Haus: „Die Piraten von Penzance“ sind mit einer absurd-witzigen Geschichte und Ohrwurm-Musik ein wahrer Leckerbissen für alle Liebhaber des musikalischen Unterhaltungstheaters. Regie führt Lars Wernecke, der sich mit dieser Inszenierung als Oberspielleiter aus Meiningen verabschiedet. Mit Dramaturgin Anna Katharina Setecki sprach er über die komische Oper des britischen Autoren-Komponisten-Duos Arthur Sullivan und William Schwenck Gilbert, die am 15. Juni Premiere feiert.
Gilbert-&-Sullivan-Inszenierung des Jahres streiten.
Werbefoto © Marie Liebig
Die Handlung von „Die Piraten von Penzance“ ist vollkommen absurd. Großer Klamauk oder niveauvolle Unterhaltung? Lars Wernecke: Der britische Humor lebt von intelligentem absurden Sprachwitz, von erfrischendem Nonsens und von satirischem Biss; wobei nicht die Satire gemeint ist, die Ungeliebtes herabwürdigt und demütigt, sondern im Gegenteil, die besonders Geliebtes aufs Korn nimmt und damit quasi adelt. Ausgangspunkt dieser komischen Oper ist, dass Frederic seine Volljährigkeit und damit auch die Beendigung seiner Piratenlehre feiert … Seine schwerhörige Amme hatte einst auf dem Sterbebett von Frederics Vater fälschlicherweise dessen letzte Worte missverstanden. Statt: „Mein Sohn soll eine private Lehre machen!“ verstand sie: „Mein Sohn soll eine Piratenlehre machen!“ Ein kurioses Missverständnis mit höchst amüsanten Folgen. Während Gilbert & Sullivan im englischsprachigen Raum ein Hit sind, sind sie in Deutschland (noch) relativ unbekannt. Woran liegt das? Lars Wernecke: Bislang gab es noch keine kongenialen Übersetzungen von Gilberts Libretti. Sullivans wunderbare Kompositionen sind direkt auf den Text gemünzt. Auf Englisch sind der Zusammenhang von Musik und Wort und der enorme Sprachwitz der Text-
PREMIERE
vorlagen, ein wichtiger Motor der Werke, in Deutschland nicht unmittelbar verständlich. Erst im Jahr 2004, also 125 Jahre nach der Uraufführung, gelang es den Übersetzerinnen Inge Greiffenhagen und Bettina von Leoprechting, endlich eine adäquate Umsetzung von den „Piraten von Penzance“ ins Deutsche zu gestalten. Seitdem ist diese komische Oper auch immer öfter auf deutschen Spielplänen zu sehen. Zu hoffen ist, dass es bald auch für die weiteren Werke solch gelungene deutschen Textfassungen geben wird. Womit könnte man die Werke von Gilbert & Sullivan vergleichen? Kommen auch die Operettenliebhaber auf ihre Kosten? Lars Wernecke: Die komischen Opern von Gilbert & Sullivan sind Satiren auf die Musikwerke des ausgehenden 19. Jahrhunderts und eine ganz eigenständige Gattung. Zitate aus Verdis und Rossinis Opern, Schuberts Liedern oder französischen Operetten sind nicht zufällig und im Zusammenhang der Handlung urkomisch. Gilbert & Sullivan haben keine ihrer 14 gemeinsamen komischen Opern ‚Operette’ genannt und suchten immer die Nähe zur großen Oper. Aber Operettenliebhaber werden Dank der Fülle von wirklich herrlichen, eingängigen Melodien und der außergewöhnlich verrückten Handlung sehr viel Spaß haben. Nicht ohne Grund lief die letzte Inszenierung am Broadway fast 800 Mal!
Dieser unfassbar schnelle Patter-Song von General Stanley ist ziemlich bekannt, erst letztens kam er im neuen „Minions“-Film vor. Kennt man sonst die Musik? Lars Wernecke: Ein Patter-Song ist ein möglichst rasant geplapperter Song. Gerade das Lied des Generalmajors ist im englischsprachigen Raum allseits bekannt und taucht immer wieder in Filmen, Serien oder auch bei der „Last Night of the Proms“ auf. Auch der Chor singt mehrere solcher rasenden Stücke. Alle Melodien dieser Oper haben den Charakter von Ohrwürmern, die sich auch beim Meininger Publikum festsetzen werden.
Mit der Inszenierung dieses heiteren Werks verabschiedest du dich nach fünf Jahren als Oberspielleiter aus Meiningen. Das richtige Stück zur richtigen Zeit? Lars Wernecke: Alles hat seine Zeit. Es war eine sehr schöne Wegstrecke in Meiningen. Stadt und Theater sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich habe versucht, in den vergangen Jahren auf immer wieder neue Art das Publikum zu unterhalten und das hervorragende Ensemble des Meininger Theaters zum Leuchten zu bringen. Vor vier Jahren habe ich im Rahmen der Winterball-Gala Ausschnitte aus verschiedenen komischen Opern von Gilbert & Sullivan inszeniert. Der Chor war damals davon so begeistert und auch viele Zuschauer haben mich immer wieder darauf angesprochen, dass das Meininger Staatstheater sich nun auf die illustre Reise zu den Piraten begibt.
Du hast die Oper schon einmal inszeniert. Was gefällt dir besonders gut daran? Lars Wernecke: Ich habe die erste deutsche Aufführung der vorliegenden Fassung in Berlin inszeniert. Mir ist es wichtig, dass die zu den weltweit meistgespielten komischen Opern/Operetten zählenden Werke von Gilbert & Sullivan auch in Deutschland Einzug in die Spielpläne der Musiktheater erhalten, denn die Werke sind für mich Diamanten der komischen Musikliteratur. Man bekommt wunderbare schwungvolle Melodien mit einer herrlich überraschenden urkomischen Handlung serviert. Nicht ohne Grund gibt es in Großbritannien allerorts Gilbert&-Sullivan-Societies und ein jährliches Festival, bei dem viele Theater um die beste
KOMISCHE OPER Musikalische Leitung: Chin-Chao Lin Regie: Lars Wernecke Bühne & Kostüme: Christian Rinke Chor: Martin Wettges Dramaturgie: Anna Katharina Setecki Mit: Sonja Freitag/Kylee Slee, Carolina Krogius/Marianne Schechtel, Monika Reinhard/ Anne Ellersiek, Kati Rücker/Cordula Rochler, Christiane Schröter/Sylvia Hofmann, Marián Krejčík, Thomas Lüllig/Horst Arnold, Stan Meus, Ondrej Šaling/Robert Bartneck, Daniel Pannermayr/Mikko Järviluoto; Chor des Meininger Staatstheaters; Meininger Hofkapelle MATINEE: SO, 03.06., 11.15 Uhr, Foyer – Eintritt frei PREMIERE: FR, 15.06., 19.30 Uhr und SO, 17.06., 19.00 Uhr, Großes Haus WEITERE VORSTELLUNG: MI, 27.06., 19.30 Uhr, Großes Haus; mehr Termine in der Spielzeit 2018/19
O. Henrys „Die Gabe der Weisen“ Als sinnlich-poetisches Puppenspiel für Erwachsene
Tragische, um sich ringende und glückliche Paare erleben wir in diesem Jahr in vielen Produktionen und allen Sparten unseres Hauses. Ferdinand und Miranda in „Der Sturm“, Julie und Jean in „Fräulein Julie“, Räuberhauptmann und Gräfin von Sandau in „Das Wirtshaus im Spessart“. Das Puppentheater beschließt seine diesjährigen Inszenierungen mit dem Sinnbild der perfekten Liebe: Della und Jim in „Die Gabe der Weisen“. Die Kurzgeschichte des amerikanischen Autors O. Henry inszeniert die Direktorin des Puppentheaters Maria C. Zoppeck mit ihrem Team Marian Dijkhuizen (Mezzosopran), Jessyca Flemming (Harfe), Julia Beyer (Ausstattung und Puppenbau) und Roland Klappstein (Puppenspiel). In der ersten Probenwoche trafen wir die niederländische Mezzosopranistin Marian Dijkhuizen zum Gespräch. Marian, du wirkst als Sängerin bei der nächsten Premiere vom Puppentheater „Die Gabe der Weisen“ mit. Was genau ist deine Aufgabe? Marian Dijkhuizen: Die Idee war, O. Henrys schöne Geschichte mit Liedern aus seiner Zeit zu schmücken. So habe ich nach Stücken gesucht, die die Gefühle der Charaktere wiederspiegeln. Das Resultat: Lieder von Schubert bis Strauss, die auch gut zur Kombination
Harfe und Gesang passen. Vor einer Woche begannen die Proben und ich wollte unbedingt erfahren, wie es ist, mit einer Puppe zu singen – es stellte sich heraus, dass das sehr gut funktioniert! Jetzt ist meine Aufgabe zu lernen, wie man eine Puppe führt. Wie ist es zu singen und gleichzeitig eine Puppe zu führen? Marian Dijkhuizen: Toll! Ich muss auf die Puppe übertragen, was ich sonst selbst an Bewegungen machen würde. Ich hoffe, am Ende gelingt es mir als Künstlerin so in den Hintergrund zu treten, dass der Zuschauer an die Puppe als Charakter glaubt und die Musik direkt in sich aufnimmt. Es ist schön, dass wir bei dieser Produktion drei Kunstformen zusammenfügen, die sich alle aufs Wesentliche konzentrieren – Lied, Puppe und Kurzgeschichte.
Gibt es diese „weise“ Liebe im echten Leben? Marian Dijkhuizen: Ja, natürlich!
Wovon handelt diese Geschichte? Marian Dijkhuizen: Die Hauptpersonen sind Jim und Della, ein Pärchen, das in Armut lebt. Trotzdem wollen sie einander unbedingt etwas Besonderes schenken. Aber was, wenn das mühsam Ersparte nicht mehr als einen Dollar und siebenundachtzig Cent beträgt? Die Geschichte nimmt in ihrem Verlauf eine unerwartete Wendung, die ich an der Stelle nicht verraten will. Aber im Kern geht es darum, dass die wirkliche Gabe die Liebe ist. Und diese schenken beide einander immerzu. Sie sind somit in sich reich.
Kanntest du die Geschichte? Marian Dijkhuizen: Nein, die Geschichte und auch O. Henry als Schriftsteller waren mir neu. Ich war selbst verwundert, da sein Schaffen als Schriftsteller große Auswirkungen auf die Literatur hatte. Ich bin sehr dankbar, dass ich durch diese Produktion auf ihn aufmerksam wurde. Die Kurzgeschichten sind sehr lesenswert und man hat eigentlich immer ein Schmunzeln im Gesicht, weil wieder etwas total Unerwartetes passiert oder der Autor trockene, humoristische Zwischenkommentare gibt.
Mezzosopranistin Marian Dijkhuizen © Anaïs-López
PUPPENTHEATER Buch: Team Regie: Maria C. Zoppeck Figuren und Ausstattung: Julia E. Beyer Gesang & Spiel: Marian Dijkhuizen Harfe & Spiel: Jessyca Flemming Gesang & Spiel: Roland Klappstein PREMIERE: DO, 28.06., 20.00 Uhr, Kammerspiele; weitere Termine in der Spielzeit 2018/19