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Aus der Praxis
THE FEMALE COMPANY: NACHHALTIGKEIT UND AUFKLäRUNG
Gründerin Ann-Sophie Claus von The Female Company hat eine Vision: den Aufbau einer Female-Health-Plattform. Seit Gründung ihres Unternehmens im Jahr 2018 ist sie diesem Ziel schon ein ganzes Stück nähergekommen. Denn: Nachhaltige Frauenprodukte von der ersten Periode bis zur Menopause werden immer gefragter und auch der Aufklärungsbedarf steigt stetig. creditshelf konnte dem jungen Unternehmen bei der Wachstumsfinanzierung unter die Arme greifen.
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Angefangen als einfacher Versand für Periodenprodukte entwickelte sich The Female Company dank Finanzierung durch Wagniskapital rasch weiter. Heute zählt der Standort in Berlin 18 Mitarbeitende und mittlerweile vier verschiedene Produktkategorien: Periode, Schwangerschaft, Frauengesundheit und Sexual Wellness. Neben der nachhaltigen Produktion und der Offenlegung der verwendeten Materialien sticht das Unternehmen auch durch die Interaktion mit seiner Community heraus. Statt willkürlich Produkte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, wird hier im Vorfeld mit den Kundinnen abgestimmt, welche Herausforderungen und Bedürfnisse derzeit bestehen. Auf dieser Grundlage werden dann neue Artikel entworfen und mithilfe des Netzwerks verbessert: „Wir bringen nur Produkte auf den Markt, die ein echtes Problem erfüllen. Von unserer Community gewünscht und getestet“, verrät Ann-Sophie Claus. Dabei liegt dem Team von The Female Company auch die Enttabuisierung schambehafteter Themen am Herzen.

Ann-Sophie Claus, Gründerin, The Female Company GmbH
How to: The Female Company als Problemlöser Das ambitionierte Ziel des Unternehmens, eine „Full-Service-Solution“ für die Frau zu sein, wartet allerdings mit einigen Herausforderungen auf. „Besonders dann, wenn man eine Female-Health-Plattform aufbauen möchte, die alle Bedürfnisse einer Frau abbildet, gibt es eine Komplexität in der Wertschöpfungskette – einerseits in Bezug auf die Vorfinanzierung, andererseits ist ein gutes Verkaufsmanagement nötig“, so Claus. Nachhaltigkeit ist der Unternehmerin im Herstellungsprozess dabei besonders wichtig: Für die Produkte werden Rohstoffe auf einer natürlichen Basis und aus biologischem Anbau verwendet und hierzulande verarbeitet. Gekoppelt mit der Abstimmung innerhalb der Community in Fokusgruppengesprächen ergibt sich, der Unternehmerin zufolge, ein aufwendiger Entwicklungsprozess von sechs bis neun Monaten: „Es gibt Zeiten, in denen sich fast das ganze Team nur auf Produkte und deren Aufbau, also die Produktpalette, fokussiert.“ Doch die Mühe zahlt sich aus und gibt dem Unternehmen Sicherheit, dass das Produkt auch funktionieren wird. Ein weiterer Aspekt des ganzheitlichen Geschäftsmodells von The Female Company ist der Aufklärungsansatz. Er trägt auf der Plattform bereits Früchte und sorgt für entsprechend gute Bewertungen. „Wir wollen ein nachhaltiges und langlebiges Unternehmen aufbauen, das wirklich Probleme löst. Dazu gehört neben den Produkten auch das Informieren über unangenehme Themen im Leben einer Frau. Das beste Beispiel ist unser ChlamydienTest: Wir wollen vermitteln, dass solche Themen normal sind und eben zum Leben dazugehören“, erläutert Claus.
Verantwortung über die Landesgrenzen hinaus Das verantwortungsbewusste Handeln des Unternehmens lässt sich auch in der Zusammenarbeit mit einer indischen Frauenhilfsorganisation erkennen, der bei jedem Verkauf eine Spende zukommt. „Wir haben in Indien außerdem unsere eigene kleine Nähwerkstatt inklusive Büro. Dort werden waschbare Stoffbinden genäht und anschließend kostenlos verteilt“, erklärt Claus. Die Organisation ermöglicht Frauen, die der Prostitution und dem Menschenhandel entkommen sind, eine Ausbildung zur Näherin zu machen. Außerdem ergibt sich durch die eigene Nähwerkstatt vor Ort die Möglichkeit, die Arbeitsbedingungen mitzubestimmen.
Erfolg durch Hingabe Bei so viel Engagement freut sich die Gründerin umso mehr über die kürzlich erreichten Meilensteine: „Wir haben eine neue, sehr erfolgreiche Produktkategorie im Periodenbereich auf den Markt gebracht, die innerhalb kürzester Zeit unser Geschäftsmodell vorangetrieben hat. Das heißt, wir haben ungefähr fünf Monate von der Produktkreation bis zum Verkauf gebraucht. Das ist für uns sehr schnell, gerade weil wir die Community so stark mitnehmen und es ein aufwendiges Produkt ist.“ Für das Team gibt es noch mehr Anlass zur Freude: „Wir sind jetzt seit zwei Jahren ohne Wagniskapitalfinanzierung unterwegs. Das bedeutet, das Unternehmen ist dieses Jahr zum größten Teil profitabel – das ist ein großer Meilenstein für uns.“ Dabei lässt sich die Unternehmerin ganz bewusst Zeit, um ihre Vision wahrzumachen: „Es ist äußerst wichtig, zu lernen, dass Produkte und Prozesse mit etwas Zeitaufwand gut funktionierend und nachhaltig aufgebaut werden können. Denn am Ende ist es das Ziel, eine Full-ServiceSolution für die Frau zu sein.“ →


Mirjam Güler, Senior Relationship Managerin, creditshelf AG
Nachhaltigkeit über Finanzierung Zum Kontakt zwischen The Female Company und creditshelf kam es im September 2021 über eine Social-Media-Ansprache auf LinkedIn – danach ging alles Schlag auf Schlag. Das Start-up hatte Finanzierungsbedarf, erinnert sich Frau Claus: „Wir standen vor der Herausforderung, unsere Wachstumsambitionen weiterhin mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell in Einklang zu bringen. Gerade die Themen Warenfinanzierung und CashFlow-Optimierung waren so die Kerngründe für das Gespräch mit creditshelf.“ Dabei schaffte es die Gründerin, ihre Ansprechpartnerinnen und -partner bei creditshelf mit der Begeisterung für ihr Geschäftsmodell anzustecken, weiß Mirjam Güler, Senior Relationship Managerin: „In diesem Fall muss ich sagen, dass die Gründerin eines der besten Erstgespräche mit uns geführt hat, das ich je erlebt habe. Frau Claus hat eine klare Strategie und eine Vision im Kopf und die werden mit ganz viel Know-how umgesetzt. So schaffte sie es, uns von ihrem Geschäftskonzept zu überzeugen. Auch der CFO Johannes Diederichsen agiert äußerst professionell und reaktionsschnell. Die Kooperation mit The Female Company verlief überaus angenehm und reibungslos.“ Im Vorfeld der Finanzierung musste bei creditshelf ein wenig interne Überzeugungsarbeit geleistet werden, verrät sie weiter: „Es gab da etwas Diskussionsbedarf. Bei geschlechtsspezifischen Produkten ist es manchmal schwieriger zu beurteilen, wieso die Artikel von The Female Company gekauft werden, wenn derartige Produkte auch im Drogeriemarkt erhältlich sind. Schließlich konnten wir die Unklarheiten dahingehend beseitigen.“ Letztendlich kam die Finanzierung für das junge Unternehmen zustande – nur knapp zwei Monate nach dem Erstkontakt: „Die Kollaboration war fachgerecht, transparent und schnell, die Kundin hat zügig zugearbeitet. Das war alles sehr positiv“, erinnert sich die Senior Relationship Managerin von creditshelf.
Wachstum und Horizonterweiterung creditshelf arrangierte für The Female Company schließlich einen Kredit über eine Million Euro mit einer Laufzeit von 36 Monaten – und kurbelte damit das Wachstum des Unternehmens an. „Es ging hier um eine klassische Betriebsmittelfinanzierung, also für Personal, Lieferungen und Ähnliches“, weiß Güler. Die bereitgestellten Mittel werden von Ann-Sophie Claus direkt für den Betriebsaufbau genutzt: „Ich finde gut, dass creditshelf ihre Investments zu Beginn sehr genau dahingehend prüft, ob sich eine Finanzierung lohnt und ich dafür im Nachhinein die Freiheit habe, mich auf den weiteren Aufbau der Firma zu konzentrieren, statt monatliche Reportings vorzubereiten.“ Auch Mirjam Güler und ihr Team freuen sich, dass der Betrieb durch das Investment besser arbeiten kann: „Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Produkte einen reichhaltigen Mehrwert mit sich bringen. Es macht Freude, zu sehen, wie sich ein Unternehmen entwickelt und entfaltet, wenn junge Menschen auch mal Alternativen aufzeigen und sagen: ‚Das ist nicht nachhaltig, da müssen wir uns drum kümmern!‘ Dass wir hier durch unseren arrangierten Kredit mithelfen können, ist eine Horizonterweiterung.“
Bei der weiteren Finanzierung sind die Gründerin und ihr Unternehmen offen für verschiedene Ansätze, die sich gegenseitig nicht ausschließen müssen: „Anfangs haben wir zwei größere Finanzierungsrunden für Wagniskapital gemacht, um beispielsweise den Personalaufbau zu stemmen. Mittlerweile haben wir den größten Finanzierungsbedarf bei Waren und Cash-Flow, da eignet sich ein Kredit besser. Daher finde ich die Kombination, je nach Anlass, sehr, sehr smart.“ Künftig wird es bei The Female Company also einen Mix aus jeweils passenden Finanzierungsmodellen geben: „Wir werden immer das Thema Warenfinanzierung haben, wofür wir auf Fintech-Kredite oder Warenvorfinanzierung zurückkommen könnten. Also mal sehen, in welche Richtung es gehen wird. Auch interessant ist das Thema Internationalisierung, vielleicht wäre Risikokapital hier ein guter Ansatz. Gerade bei diesen Anlässen werden wir aber gern wieder mit creditshelf sprechen.“

Weitere Infos: www.thefemalecompany.com