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HORIZONT hat dem vielfach ausgezeichneten Ex-Jung-von-Matt-Creative-Director Volkmar Weiss und seiner Partnerin Catharina Winding einen Besuch abgestattet
Natürlich Bureau Weiss vier verschiedene Sachen, oder wir präsentieren wirklich nur eine. Das wird aber vorher schon mit dem Kunden vereinbart. Manchmal weiß man halt, dass es das ist. Klar hätten wir dazu Alternativen gehabt oder herzeigen können, aber warum sollten wir?“
„Schönes Design mit Idee, das ist uns wichtig“, sagen Volkmar Weiss und Catharina Winding und setzen dies auch auf ganzer Linie um.
Ein Spaziergang durch die Liechtensteinstraße im neunten Wiener Gemeindebezirk bringt so manche Überraschung. Durch ein Schaufenster eines kleinen Geschäftslokals (Hausnummer 73) zum Beispiel kann man einem der meistdekorierten Kreativen Wiens, Volkmar Weiss, zusehen, wie er über einer Schale Weintrauben zusammen mit seiner Kollegin Catharina Winding an aktuellen Projekten tüftelt. Mit 2011 haben sich die beiden zusammengetan. Der Creative Director hat, alles zusammengezählt, in den letzten Jahren 150 Auszeichnungen erhalten: vom CCA, International Cannes Lions, LIAA, One Show, D&AD, Clio bis hin zum ADC New York, dem ADC Europe und ADC Deutschland – einer der letzten Preise war ein goldener Löwe für Design in Cannes, Gold für Design beim ADC Deutschland für Kunst- und Kulturplakate. Und dann kam der entscheidende Schritt. „Volkmar war am Schluss Kreativdirektor bei Jung von Matt an der Donau und ich in der Kundenberatung. Aber nach so langer Zeit war der Punkt erreicht, dass wir etwas verändern wollten. Klassisch ist es doch so: Entweder geht man in eine andere Agentur oder in die Selbstständigkeit“, sprudelt es aus Winding heraus. Warum auch nicht? „Beratung und Kreation passen doch perfekt zusammen, und so schnell ist es gegangen, dass wir das Bureau Weiss
Der Biohof Rohrauer im Burgenland hat seine Produktpallette erweitert. „dazu“ prägt nun das Logo, Folder, Etiketten und Poster. © Bureau Weiss (4)
gegründet haben.“ Weiss: „Die Selbstständigkeit war nicht zwingend, ich könnte mir auch wieder vorstellen, irgendwann in eine Agentur zu gehen. Aber zu dem Zeitpunkt war es notwendig für mich, etwas eigenes zu machen.“ Und: „Das ist jetzt auch gar nicht so eine dogmatische Selbstständigkeit, ich sehe es als laufenden Prozess.“ Nach einem Blickwechsel fügen Winding und Weiss entschieden an: „Der Schwerpunkt liegt natürlich bei Design, aber die Idee ist es, unseren Kunden ein Komplettpaket anzubieten. Das machen wir immer automatisch.“ Den Ausstieg aus der Werbung haben die beiden demnach nicht geschafft. Wollten sie auch nicht: „Im Endeffekt ist es genau wie bei Jung von Matt, nur sind wir eben geschrumpft. Wir haben hier dieselben Praktiken und dieselben Instrumente und wir denken immer noch gleich“, erzählt der 37-Jährige weiter. ‚Manchmal weiß man es halt‘ So einfach ist das also? Weiss schmunzelnd weiter: „Ja, wir haben festgestellt, dass es ganz viele Werbeagenturen gibt und ganz viele Designbüros, aber nichts dazwischen. Wir haben uns echt in eine Lücke gesetzt.“ Auf die Frage hin, wie viele Kunden beziehungsweise Projekte die beiden seit der Gründung umgesetzt haben, stellen sie selbst erstaunt fest: „Das sind Fragen. Das haben wir eigentlich noch nie nachgezählt, also das wissen wir nicht aus dem Effeff.“ Einige waren es folglich. Weiss nimmt einen heraus: „Die ‚Labstelle‘ (ein Restaurant mit kulinarisch bodenständigen Köstlichkeiten im urbanen Gewand, Anm.) wird super. Wir haben jetzt auch für die Motto Group eine klassische Kampagne gemacht. Es ist eine superschöne Biokampagne.“ Schön trifft’s, HORIZONT durfte vorab schon einmal einen Blick auf sie werfen. Präsentiert hatten die beiden dem Kunden übrigens nur ein Konzept, eine Herangehensweise, die fast schon zur Gewohnheit wurde: „Entweder wir haben
Himmelhergott und dazu Interessanterweise hat es sich ergeben, dass im vergangenen Jahr vor allem junge Unternehmen vermehrt an der schöngeistigen Arbeit des Bureaus Weiss Gefallen gefunden haben. Auch der Schwerpunkt „Regionalität“ hat sich fast schon eingeschlichen. Unter den Kunden findet sich unter anderem der burgenländische Biobauernhof Rohrauer. Für die Produkterweitung konzipierten Weiss und Winding den Namen „dazu“ und gestalteten mit dem neuen Logo und Namen Etiketten, Folder, Visitenkarten, Poster und die Hompage. Und für die drei Fotografen Daniel Gebhart de Koekkoek, Clemens Fantur und Daniel Schreiber, die ihre Arbeiten demnächst als Fjords on Paper auf den Magazinmarkt bringen, setzten sie ihre kreativen Ideen um. Ein weiteres Beispiel? Das Lokal Himmelherrgott im Münchner Westend, das hat übrigens nur einen Tisch, sowie der Laden in der Liechtensteinstraße. sd
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HORIZONT No 36
LeuchtbuchstabenSymphonie in Linz
„Wir alle besitzen Laptops und Mobiltelefone, die Wi-Fi-fähig sind und sich miteinander verbinden können. Mit der Software, die wir open source anbieten, sollen Menschen ohne Kontrolle durch Regierungen kommunizieren können.“ Was die Organisatoren und Künstler der Klangwolke wieder auszeichnete, sind rund gedachte Strategien. Jedes Detail basiert auf einer Geschichte, einer Metapher, einem gesellschaftlichen Insight oder einfach dem Puls der Zeit. Der Buchstabe ist der kleinste Informationsträger der menschlichen Sprache und wurde zum visuellen Fokus der Klangwolke. Knapp einen halben Meter groß, aus Karton gebaut und mit einem Receiver, liebevoll „Linzerschnitte“ genannt, versehen. Ich habe mich natürlich zum Mitbasteln entschieden, ein „D“ ausgewählt, dieses im AEC-Bastelcorner personalisiert, und schon stand ich Samstagnacht unter 90.000 Menschen und 2.000 farbigen und individualisierten Buchstaben-Kunstwerken. Insgesamt waren es 5.000 Buchstaben, die gehalten, auf Brückenmasten montiert, in Auslagenschei-
Gastbeitrag von Daniela Krautsack, Cows in Jackets, zur Ars Electronica 2012 Die Ars Electronica versammelt seit über drei Jahrzehnten Künstler, Wissenschaftler, politische Aktivisten und Technologieexperten aus aller Welt in Linz. Die Ars ist jedes Jahr ideenreich, inspirierend, horizonterweiternd, einfach ein „brain adventure“. „The Big Picture“ hieß das diesjährige Motto des Festivals, das die Notwendigkeit für einen offenen Blick auf die Herausforderungen unserer Gesellschaft meint. Es ist ein großes Bild, das sich keiner zentralen Steuerung unterwirft, sondern ein Puzzle aus vielen Sichtweisen ist. In Symposien, Workshops und beim Besuch Hunderter Installationen machten wir uns auf die Suche nach möglichen Weltbildern von morgen. Immer wieder ist es die Wissenschaft,
Beeindruckend waren die Lotsen, die in Gewändern mit leuchtenden LEDLampen steckten. Die Ars war ein Spektakel aus Licht und Klang. © rubra
Fjords on Paper: Das neue FotografieMagazin, gegründet von drei Österreichern, umgesetzt vom Bureau Weiss, erscheint Anfang Oktober.
Thomas Hahn stattete dem Duo vor Weihnachten einen Besuch ab und erhielt für sein Lokal in der Wiener Innenstadt eine Corporate Identity.
die neue Weltbilder prägt. Vertreter der Organisation für Kernforschung Cern und der Ars Eletronica entschieden sich vor Kurzem, Kernphysik durch Kunst erlebbar zu machen. Julius von Bismarck wurde als erster „Artist in Residence“ und Bildbotschafter der Forschung für drei Monate ans Cern entsandt: „Die neue Welt, die ich kennenlernen durfte, habe ich in meine Arbeit eingebaut.“ In seiner Installation „Versuch unter Kreisen“ lässt er vier Hängelampen in mathematisch berechneten zyklischen Kreisen schwingen. Jedes Licht folgt dabei einer bestimmten Choreografie. Vernetzung ohne Kontrolle liegt der Innovation des Schweizer Künstlerteams Mathias Jud und Christoph Wachter zugrunde, die mit qual.net ein Programm entwickelten, das ohne Internetverbindung ein Kommunikationssystem aufbauen kann. Jud meint:
ben positioniert und über Radiowellen mit dem Internet verbunden waren und auf Knopfdruck von zentraler Stelle in einer Leuchtbuchstaben-Symphonie im Linzer Zentrum dirigiert wurden. Gute Neuigkeit: Auch diese Entwicklung ist „open source“ und in einigen Monaten zur Adaption verfügbar. Umwerfend fand ich die über Lichtprojektion gesteuerte visuelle Verwandlung der Wohnhauszeile an der Donau in eine Klaviatur, die die Töne einer Sonate spielt. Ein Wow den LED-Lotsen. Einfach unfassbar cool war der weltweit erste Quadrokopter(Minihubschrauber, Anm.)-Formationsflug, der 50 Lichtpunkte in ein Auge und 3D-Figuren am Himmel verwandelte. Ausführliches über Mondgänse, Joe Davis’ „Bacterial Radio“, eine 19-Jährige, die in den arabischen Frühling stürmte auf horizont.at und cowsinjackets.com/ blog. Daniela Krautsack
Highlights: Der Flug von Minihubschraubern malt Lichtpunkte in den Linzer Nachthimmel und eine Symphonie lässt 5.000 Buchstaben erklingen.© R. Winkler, CIJ
HORIZONT Impressum: Firma des Medieninhabers: Manstein Zeitschriftenverlagsges.m.b.H., Brunner Feldstraße 45, 2380 Perchtoldsdorf Internet: www.manstein.at Tel.: +43/1/866 48-0 Fax: +43/1/866 48-100 E-Mail: office@manstein.at Firmenbuchnummer: FN 62661 z Firmenbuchgericht: Landesgericht Wiener Neustadt UID-Nummer: ATU14936907 Berufsverband: Österreichischer Zeitschriften- und Fachmedienverband Berufsbezeichnung: Zeitschriftenverlag Zugang: entfällt Aufsichtsbehörde: keine Mitgliedstaat: Österreich Unternehmensgegenstand: Gegenstand des Unternehmens ist die Ausübung des Verlagsgeschäftes, die Herausgabe und Verlag von periodischen Druckschriften, die Herstellung von Reproduktionen, der Handel mit Waren aller Art, die Beteiligung am oder Pachtung von Unternehmen gleicher oder ähnlicher Unternehmenszwecke sowie von Unternehmen jedweder Art, die geeignet sind, dem Geschäftsgegenstand förderlich zu sein, ausgenommen Bankgeschäfte im Sinne des Bankwesengesetzes. Sitz: Perchtoldsdorf Vertretungsbefugte Organe: Mag. Birgit Gasser, Geschäftsführerin, Mag. Dagmar Lang, MBA, Geschäftsführerin Mitglieder des Aufsichtsrats: Prof. Hans-Jörgen Manstein, Klaus Kottmeier, Peter Kley, Peter Ruß Gesellschafter der Manstein Zeitschriftenverlagsgesellschaft m.b.H.: Deutscher Fachverlag GmbH, Mainzer Landstraße 251, D-60326 Frankfurt am Main Gesellschafter der Deutscher Fachverlag GmbH: Andreas Lorch, Catrin Lorch, Anette Lorch, Britta Lorch Stimmrechtsverhältnisse: Das Stimmrecht richtet sich nach der übernommenen Stammeinlage stille Beteiligungen: keine Treuhandverhältnisse: keine Beteiligungen an anderen Medienunternehmen: specialmedia.com GmbH Unternehmensgegenstand: Gegenstand des Unternehmens ist a) das Verlagswesen (Herausgabe von periodischen Druckschriften), b) der Anzeigenverkauf, c) sämtliche Tätigkeiten, die zur Erreichung der unter a) und b) genannten Zwecke dienlich und/oder notwendig sind. Sitz: Wien Firma des Herstellers: Holzhausen Druck GmbH, 1140 Wien, Holzhausenplatz 1 Verlagsort: Perchtoldsdorf Herstellungsort: 1140 Wien, Holzhausenplatz 1 Anschrift des Medieninhabers: 2380 Perchtoldsdorf, Brunner Feldstraße 45 Anschrift der Redaktion: 2380 Perchtoldsdorf, Brunner Feldstraße 45 Herausgeber: Mag. Dagmar Lang, MBA, Sebastian Loudon Anschrift des Herausgebers: 2380 Perchtoldsdorf, Brunner Feldstraße 45 Grundlegende Richtung: Umfassende Information über die österreichische und internationale Kommunikationswirtschaft. Chefredakteur: Sebastian Loudon (sl, DW 601), Rainer Seebacher (rs, DW 613) Chefredakteur-Stellvertreter: Philipp Wilhelmer, MA (pwi, DW 612) Redaktion: Mag. Julia Drazdil-Eder (jed), Dkfm. Milan Frühbauer (üh), Elisabeth K. Fürst (ef, DW 609), Sophie Degenfeld, BA (sd, DW 610), Gerlinde Giesinger (gg), Lana Gricenko (lg, DW 606), Lisa Mang (lm), Julia Olach (jo), Dipl.-BW Doris Raßhofer (dodo, DW 602), Mag. Birgit Schaller (bis, DW 628), Herwig Stindl (hs), Martin Unger (mau, DW 229) Redaktionsassistenz: Carolin Daiker (DW 607) Ständige freie Mitarbeiter: Dr. Walter Braun (br) Verlagsleitung: Ralph Meier-Tanos Anzeigenberatung: Martin Kaindel (DW 625) Barbara Lindenberger (DW 623) Anzeigen-Sekretariat: Ariane Schlosser (DW 626), Nicole Kovatschich (DW 622) Vertrieb: Gertrude Mayer (DW 511) Lektorat: Angelika Hierzenberger, Rocco Prumer Grafisches Konzept: section.d/Albert Exergian Layout: Jürgen Wazek, Edith Zöhrer Elektronische Produktion: DTP-Abteilung Manstein Verlag Anschrift: Verlagssitz, Geschäftsführung, Verwaltung Redaktion: Brunner Feldstraße 45, 2380 Perchtoldsdorf, Tel.: +43/1/866 48-0, Fax: +43/1/866 48-600, E-Mail: horizont@manstein.at Druck: Holzhausen Druck GmbH, Holzhausenplatz 1, 1140 Wien Erscheinungsweise: wöchentlich, mindestens 46 Mal im Jahr Einzelpreis: € 2,80 Jahresabo Inland: € 95,– (exkl. MwSt.) Jahresabo Ausland: € 150,– (exkl. MwSt.) Studentenermäßigung: 50% Aboservice: Brigitte Lentsch (DW 930), E-Mail: vertrieb@manstein.at Auflage: 14.400 Stück, DVR-Nr. GZ 02Z031577 W, Mediadaten auch unter www.horizont.at Web: www.manstein.at