concerti - Das Hamburger Musikleben April 2013

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Von nymphen und zauberinnen

einer kam durch

Wozu dirigenten?

enchanted forest Arien von Vivaldi, Händel, purcell u.a. Anna prohaska (Sopran), Arcangelo, Jonathan Cohen (leitung) Archiv produktion

Lutosławski: sinfonien nr. 1-4 los Angeles philharmonic orchestra Esa-pekka Salonen (leitung) Sony Classical (2 Cds)

der taktstock dokumentar- und Animationsfilm von michael Wende Herbert Feuerstein (Sprecher) BelAir

ihr debüt-recital war von Nixen und meerjungfrauen bevölkert, für das zweite Album begibt sich Anna prohaska in den „Enchanted forest“, schlüpft in die rolle von Nymphen und Zauberinnen. So rundum begeisternd wie ihre erste Solo-Cd fällt die Nachfolgerin zwar nicht aus, ein schönes programm ist es aber trotzdem geworden, auch wenn die Abfolge nicht ideal ist, weil in der durchgehend ruhigen zweiten Hälfte ein dramaturgisches gegenstück fehlt. Anna prohaska erzählt mit ihrem schlanken Sopran sehr lebendig. langweilig wird es bei ihr nie, dafür sorgt auch ihre kreative phrasierung. mitunter führt sie ihre Stimme allerdings allzu gerade, im gegensatz zur renaissancemusik sollte man im Barock der vokalen geschmeidigkeit wegen schon ein sparsames Vibrato einsetzen. Ansonsten gibt es nur bei Extremkoloraturen leichte defizite anzumerken. Arcangelo überzeugt durch gespanntes, federndes Spiel. (mB)

Salonen ist der neben rattle namhafteste musikanwalt von Witold lutosławski (1913-1994). Er dirigiert im Jubiläumsjahr zahlreiche Werke des polnischen großmeisters der moderne, außerdem hat er durch eine live-Aufnahme der Ersten den Zyklus der vier Sinfonien nunmehr vervollständigt. Seine interpretationen begeistern durch ihr Einfühlungsvermögen in die kammermusikalische Kasuistik dieser partituren, durch die knisternde Stille, die freilich in der 1. Sinfonie noch nicht so dominiert wie in den letzten beiden gattungsbeiträgen. Unter den genialen Sinfonikern des späten 20. Jahrhunderts eroberte allein lutosławski einen repertoireplatz; er verstand es wie sonst nur noch per Nørgård, die Avantgarde mit einer Ästhetik auszusöhnen, die durchaus klangliche Schönheit erstrebt. damit hat lutosławski der gegenwartsmusik einen größeren dienst erwiesen als die meisten promis dieses Fachs. (Vt)

Würden Sie einen diplom-Abschlussfilm über einen dirigentenwettbewerb auf dVd kaufen? Nein? Sollten Sie aber, zumindest diesen. denn eine unterhaltsamere und kurzweiligere dokumentation dürfte ihnen noch nicht untergekommen sein. michael Wende hat sich als verbindendes Element einen animierten taktstockbauer einfallen lassen, der nicht nur ganz hinreißend von Herbert Feuerstein gesprochen wird, sondern auch mit amüsanten Kommentaren und provokanten Fragen wie „Wozu braucht man eigentlich dirigenten?“ durch den Film führt. Von der Vorstellung der teilnehmer bis zum Abschlusskonzert durfte er den gustav-mahlerWettbewerb 2010 in Bamberg hinter den Kulissen mit der Kamera begleiten, das entstandene Filmmaterial setzt er einfallsreich und liebevoll zu einer meisterhaften Collage zusammen. Weshalb man dem anregenden Endergebnis gerne länger als nur eine Stunde widmen würde. (mB)

Amsterdam Sinfonietta am 21. April zu Gast im Berliner Konzerthaus BRITTEN Amsterdam Sinfonietta Candida Thompson Barbara Hannigan James Gilchrist Jasper de Waal CCS SA 32213

Fulminante Neuerscheinung zum Britten-Jahr Vertrieb für den deutschen Fachhandel: New Arts International - a Codaex & Challenge partnership Tel.: 0821-660 144 64 / Fax 0821-660 144 65

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