concerti - Das Berliner Musikleben Mai 2010

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Erträumtes Spanien Zum 150. Geburtstag von Isaac Albéniz von Eckhard Weber

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durch Südspanien hatte Albéniz früh diese Musik wahrgenommen. Nach einer Laufbahn als Wunderkind am Klavier, die ihn als Zehnjährigen auch in die Neue Welt führte, war er als Erwachsener einer der bedeutendsten Pianisten seiner Zeit. Was für Albéniz‘ Vortragsstil gilt, Leidenschaft, starke Emotionen, rhythmische Prägnanz und Farbreichtum, ist auch in seinen Kompositionen zu entdecken. Charakteristische Elemente spanischer Folklore setzt er zu bezwingenden musikalischen Stimmungsbildern zusammen. Dabei ist es nebensächlich, ob die Orte, auf die sich die einzelnen Titel etwa seines Opus summum Iberia beziehen, ethnomusikalisch exakt repräsentiert sind. Entscheidend war für Albéniz schon immer der überzeugende stimmungsvolle Eindruck – im Leben wie in der Kunst. Damit beeinflusste er die spanische Moderne, Granados, de Falla, Turina, aber auch die Franzosen Debussy und Ravel. Konzert-Tipp Fr. 28.5.2010, 19:00 Uhr Staatsbibliothek (Otto-Braun-Saal) Albéniz und die musikalische Erfindung Spaniens – Gesprächskonzert Raquel Rivera (Violine), María Luz Rivera (Klavier) Werke von Albéniz & de Falla

Foto: PD

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ei Franz Liszt hat er nie eine Unterrichtsstunde genommen. Er hat ihn nicht einmal getroffen, 1880 in Budapest, wie er später behauptet hat. Liszt war damals nämlich in Weimar. Mit der Wahrheit nahm es Albéniz, dessen 150. Geburtstag am 29. Mai 2010 gefeiert wird, manchmal nicht so genau. In jenem Sommer 1880 fuhr der frischgebackene Absolvent des Brüsseler Konservatoriums über Köln, Dresden und Prag nach Budapest und tischte später seinen Eltern das Märchen von der Begegnung mit Liszt auf. Schließlich musste er gegenüber dem zahlenden Vater seine „europäische Safari“, wie der Albéniz-Biograph Walter Aaron Clark die Suche nach Liszt nennt, rechtfertigen. Albéniz korrigierte den Fehler in seiner Biographie nie, er nutzte ihn sogar für Marketingzwecke. Letztlich ist sogar ein Funken musikhistorischer Wahrheit an der Sache, denn Albéniz baute auf den Errungenschaften seiner Vorgänger Chopin und Liszt auf. Das Verdienst von Isaac Manuel Francisco Albéniz y Pascual ist es, Elemente spanischer Folklore in die romantische Klaviermusik integriert zu haben, vor allem die exotisch wirkenden Klänge des andalusischen Flamencos. Als Katalane dürfte ihm der zwar ebenso fremd erschienen sein wie einem Hanseaten alpenländisches Jodeln. Doch während der Gastspielreisen


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