CIVIS mit Sonde 2016/1

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dafür auch etwas machen. Das war ein wesent­ licher Punkt, warum ich dem Ring Christlich-­ Demokratischer Studenten (RCDS) beigetreten bin. Im Gegensatz zu den Linken quengelt der RCDS nicht und bemängelt nur Probleme, er packt sie an und behebt sie. Er arbeitet für seine Ziele. Das imponierte mir schon zu Studienbeginn 2012.

Seit Monaten beschäftigt sich die deutsche Bevölkerung mit dem Flüchtlinsgthema. Auch mich beschäftigt das Wohl der Flüchtlinge sehr. Meine Eltern flohen Mitte der 80er Jahre vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka. Sie verließen ihr Land, ihre Familie, ihre Freunde und ihre Heimat. Sie ließen alles zurück, was ihnen bekannt war, und machten sich auf den Weg in ein neues Leben. Sie kamen nach Deutschland. Die Sprache, die Kultur und die Regeln waren ihnen fremd. Neulich fragte ich meinen Vater, ob er Angst hatte. Angst vor einer ungewissen Zukunft. Er antwortete: „Wer ständig Angst und Sorge hat, kommt nicht voran im Leben.“

»Flüchtlingen darf der Hochschulzugang nicht erleichtert werden.«

Zunächst war er in Berlin untergebracht. Dort erlebte er ein Stück deutscher Geschichte – den Berliner Mauerfall. Bis heute zeigt er mir stolz ein Stück, das er in jener Nacht aus der Mauer gepickt hat. Meine Mutter war in einem Flüchtlingsheim in Nürnberg. Dort brachte sie mich 1991 zur Welt. Kurz darauf zogen meine Eltern mit mir nach Regensburg. Dort wohnten wir im Haus eines älteren Ehepaars, Familie Weiß. Bis heute nenne ich die beiden Oma und Opa Weiß. Sie sind zwar nicht meine leiblichen Großeltern, dennoch empfinde ich sie als meine Großeltern. Oma Weiß las mir regelmäßig aus Büchern vor und sprach mit mir Deutsch. Beide unterstützten meine Eltern, wo es nur ging. Ich bin froh, dass sich auch heute viele Menschen wie meine Großeltern um Flüchtlinge kümmern. Nur mit ihrem ehrenamtlichen Engagement schaffen wir es, Flüchtlinge zu integrieren.

Inzwischen sind mehr als drei Jahre vergangen. Seit Oktober vergangenen Jahres bin ich Bundesvorsitzender des RCDS. Das Thema Flüchtlinge beschäftigt den Verband, weil es viele der Flüchtlinge an die Hochschulen ziehen wird. Vorläufige Berechnungen gehen von 50.000 allein in diesem Jahr aus. Ich freue mich darüber, dass so viele junge Menschen aus anderen Ländern an unsere Hochschulen möchten. Die Hochschulen sind ein wichtiger Ort der Integration, denn Bildung integriert Menschen in die Gesellschaft. An Hochschulen kommen verschiedenste Leute zusammen, um zu lernen und sich auszutauschen. Dabei spielt die Hautfarbe, die Religion oder die Herkunft keine Rolle. Es zählt nur die Leistung. Auf der Flucht haben viele nicht nur ihre Familien und Freunde zurückgelassen, sondern auch ihre Papiere und Zeugnisse. Zeugnisse, die ihren Bildungsstand nachweisen. Wer in Deutschland an einer Hochschule studieren will, der muss seine Qualifikation belegen. Das gilt für deutsche sowie internationale Studenten. Das muss auch für Flüchtlinge gelten.

Ein Musterschüler war ich nicht. Nach der Grundschule kam ich auf die Hauptschule. Erst später raffte ich mich auf, wechselte zum Gymnasium und machte das Abitur. Ich begann, Politikwissenschaft in Frankfurt am Main zu studieren. Während dieser Stationen hatte ich häufig Schwierigkeiten. Zum Beispiel mit der Sprache oder dem Verständnis von Texten. Meine Eltern konnten mir nicht helfen. Weder bei der Sachtextanalyse noch der Kurvendiskussion. Meine Mutter ging nach der neunten Klasse ohne Abschluss ab. Mein Vater hat nie eine Schule besucht.

Beim Thema Flüchtlinge geben sich viele Menschen betroffen und wollen helfen. Nun fordern einige, Flüchtlinge sollten erleichtert an Hochschulen studieren können. Dabei schießen sie über das Ziel hinaus. Den Flüchtlingen ist damit nicht geholfen, im Gegenteil. Eltern, Abiturienten und Studenten werden sich fragen, warum für sie der Zugang nicht erleichtert wird. So etwas schafft Unverständnis und Neid. Deshalb warne ich vor einem erleichterten Zugang von Flüchtlingen zum Studium.

Politisch Linksgerichtete würden jetzt sagen, ich sei strukturell benachteiligt gewesen. So habe ich mich zu keinem Zeitpunkt gefühlt. Auf so etwas kann man sich auch nicht ausruhen. Ich habe mich hingesetzt und für meine Ziele noch inten­­ siver gelernt. Wer etwas erreichen will, der muss

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