CIVIS mit Sonde 2015/1

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Erstmals erstreckt sich die institutionalisierte Zusammenarbeit über regionale Grenzen und die Wirtschaftsblöcke NAFTA und ASEAN hinweg. Mit Japan und den USA als Mitglied der TPP würde ein Markt entstehen, welcher um 40 Prozent größer wäre als der der EU.

Neben ökonomischen Vorteilen soll das TPP-Abkommen vor allem auch ein wirtschaftliches Gegengewicht zur Volksrepublik China schaffen. Der Aufstieg der Chinesen wirkt wie ein Weckruf an die USA wie auch Japan, sich der neuen Konkurrenz und den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu stellen.

Der Abbau von Handelsschranken wird die Exportwirtschaft der TPP-Mitglieder weiter befördern und sie im internationalen Wettbewerb besser positionieren – zu Lasten von EU-Exportländern. Welche Lehren sollte die EU also aus diesen jüngsten Entwicklungen ziehen?

Die Konfliktlinien im Pazifik beschränken sich jedoch nicht ausschließlich auf wirtschaftliche Konkurrenz. Die ansteigende Truppenpräsenz der USA im Pazifik unterstreicht Amerikas Rückbesinnung auf seine Sicherheitsinteressen, die zunehmend von der Volksrepublik China herausgefordert werden. De facto ist bereits die Hälfte der US-Marine im Pazifik stationiert.

Europa, das bisher lediglich in pazifische Kooperationen, wie dem ASEAN Regional Forum, dem Council for Security Cooperation in Asia-Pacific oder den ASEM-Gipfeln eingebunden ist, kann es sich nicht leisten, den Aufstieg Asiens zu unterschätzen. Die dynamischen Entwicklungen im Welthandel bieten die Chance, weiterhin global erfolgreich zu sein. Gerade das Jahr 2015 kann hierfür wegweisend werden. Neben dem dringend gebotenen Abschluss des transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP und dem Inkrafttreten des ausverhandelten CETA-Abkommens zwischen der EU und Kanada müssen die asiatischen Partner stärker in den Fokus der EU rücken.

Diese hohe US-Truppenkonzentration begründet sich einerseits durch die starke Aufrüstung des chinesischen Militärs sowie andererseits durch die zahlreichen Regionalkonflikte, wie der Konflikt um die Senkaku-Inseln zwischen Japan und China, Territorialfragen im Südchinesischen Meer und das nordkoreanische Atomprogramm. Die Interessen Japans und Südkoreas werden dabei durch die USA unterstützt und mit Sicherheitsallianzen untermauert. China versucht, den Einfluss Japans und der USA zurückzudrängen und seine eigene Einflusszone auszuweiten. Im Zuge vieler Konflikte um zahlreiche Inselgruppen im Südchinesischen Meer richten allerdings Staaten wie die Philippinen oder Vietnam verstärkt ihre Aufmerksamkeit auf engere, bi- und multilaterale Beziehungen zu den USA. So ergibt sich ein dichteres Netz amerikanischer Sicherheitspolitik im Pazifik.

Zukünftige Zusammenarbeit sollte sich jedoch nicht nur auf bilaterale Verträge beschränken. Zwar wurde bereits 2011 ein Freihandelsabkommen mit Südkorea ausgehandelt und ein weiteres mit Japan steht vor dem Abschluss, doch reicht das allein nicht aus. Seit 2008 verhandelt die EU auch mit Indien über ein Freihandelsabkommen. Durch die neue indische Regierung bietet sich 2015 die Chance, dieses Abkommen erfolgreich abzuschließen. Asien ist bereits heute für Europa von enormer Wichtigkeit. Die Volksrepublik China ist der zweitwichtigste Handelspartner der EU. Gerade deshalb ist ein multilateraler institutioneller Ausbau der europäisch-asiatischen Partnerschaft wichtig. Auch die Erweiterung der Handelsbeziehungen mit langjährigen, verlässlichen Partnern wie Taiwan oder Australien sollte in den Blickpunkt rücken.

»Globalisierung und Regionalisierung wurden in der Vergangenheit oft als Gegensatzpaar globaler Tendenzen angesehen.« Globalisierung und Regionalisierung wurden in der Vergangenheit oft als Gegensatzpaar globaler Tendenzen angesehen. Im Pazifik zeigen sich derzeit beide Elemente als zwei Seiten der gleichen Medaille.

Eine wesentliche Herausforderung für die trans­ eurasischen Beziehungen ist aber nach wie vor die Legitimation und Reputation der EU.

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