Nachhaltigkeit
Take away ohne Müll
Erste Gastronomen setzen auf Mehrweg, Rathaus mischt mit
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Etwas ändern möchte auch Chattaya Narmsara. Er betreibt drei Chada-Thai-Restaurants in Freiburg und Malterdingen. Seit 2019 hat er ein eigenes Mehrwegsystem etabliert. Für seine roten Mitnehm-Boxen verlangt er drei Euro Pfand. Der Nachteil daran: „Das ist eine Insellösung und die ist nicht optimal“, sagt der 44-Jährige. Die Boxen können nur bei ihm zurück gegeben werden. Im vergangenen Jahr kam der Mehrweganbieter Vytal auf ihn zu. Ein App-basiertes System aus Köln mit dem Slogan „EsWer beim Café Atlantik telefonisch Essen bestellt, be- sen mitnehmen. Ohne Müll.“ Narmsara nutzt Vytal seitdem in kommt die Idee angeboten: Kunden können ihr eigenes seinem Nudelsuppe-Laden an der Rempartstraße. Da seien die Gefäß mitbringen. Dort werden beispielsweise Nudeln runden Boxen nützlich. Für seine zwei großen Restaurants passen sie weniger gut. Da bevorzugt er die reingefüllt. So fällt nicht mal Pfand eigenen eckigen Behälter. Zudem sei das an. „Das wird super angenommen“, Einscannen mit der Vyta-App bei Großsagt Atlantik-Chef Stefan Kremer. bestellungen „zu stressig“. Etwa jeder zweite Kunde nutze das. 30 bis 40 Prozent seiner Kunden nutzen Entstanden ist die Idee im April, als die Mehrwegsysteme bereits, sagt Take-away gefragt war wie selten. Narmsara. Die übrigen bekommen bei Die Hygiene sei kein Problem, sagt ihm biologisch abbaubare Boxen aus ZuKremer. „Wir fassen das Gefäß nicht an, ckerrohr. Das sei viel besser als die Alubefüllen es nur.“ Zur Küche getragen schalen, die er früher im Einsatz hatte. wird es offen auf einem Tablett, den DeAuch das Rathaus möchte mehr ckel machen die Kunden selbst drauf. Mehrweg nach Freiburg bringen. Bei Eine Erlaubnis hat er sich für die Idee zwei Online-Events haben die Abfallnicht eingeholt. Das Atlantik ist einfach Verzichtet auf Verpackungen: wirtschaft und Stadtreinigung (ASF) zur Tat geschritten. „Umweltschutz darf Sattaya Narmsara von Chada Thai sowie das Umweltschutzamt im August nicht unter Corona leiden“, sagt Kremer. Plastikhalme hat er schon länger aus dem Programm genom- Gastronomen sechs Mehrweg-Anbieter vorgestellt. Einer damen. Jetzt möchte er verstärkt Verpackungsmüll vermeiden – von soll Ende November als neues System verkündet werden. Welcher das ist, möchte ASF-Sprecher Peter Krause noch auch wenn es einen Mehraufwand mit sich bringt. Das Problem dahinter ist riesig: Schon 2017 sind in Deutsch- nicht verraten. Wichtig sei, dass sich ein einziges System etabland rund 280.000 Tonnen Müll angefallen – durch Einweg- liert: „Pfandsysteme funktionieren am besten, wenn möglichst geschirr und Verpackungen für Mitnehmspeisen oder den viele mitmachen“, sagt Krause. Das sieht auch Chattaya Sofortverzehr. Das zeigt eine NABU-Studie. Knapp 50.000 Narmsara so. Er wäre sofort bereit, seine eigenen Boxen aufzugeben für etwas, das flächendeckend funktioniert. tln Tonnen sind allein Pizzakartons.
Fotos: © unsplash.com, Till Neumann
ie Corona-Krise hat Take-away-Essen boomen lassen. Die Müllberge wachsen damit g ewaltig. Es sei denn, Gastronomiebetriebe bieten Mehrwegverpackungen an. Diese sind in Freiburg aktuell auf dem Vormarsch. Zwei Gastronomen zeigen, wie sich Abfall deutlich reduzieren lässt. Auch das Rathaus schaltet sich ein: Es möchte ein flächendeckendes einheitliches System in Freiburg etablieren.
20 | chilli | business im Breisgau | 11.2021