business im Breisgau

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Handel

Kampagne fürs Shopping vor Ort: „Kauf lokal!“ von z’Friburg in der Stadt

Aus dem Jammertal

Wie kleine Einzelhändler den Online-Riesen die Stirn bieten

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Foto: © z´Friburg in der Stadt e.V.

ie Corona-Krise hat den Einzelhandel schwer getroffen. Einige Händler haben die Lage genutzt, um ihr Geschäft attraktiver zu machen und kreative Strategien gegen die Konkurrenz von Amazon & Co. entwickelt. Schützenhilfe bekommen sie dabei von unerwarteter Seite.

Wenn es nach den nackten Zahlen geht, kann von einer Krise des Einzelhandels keine Rede sein. Im CoronaJahr 2020 haben die Händler in Baden-Württemberg 2,1 Prozent mehr Umsatz erwirtschaftet als noch im Jahr zuvor. Warum in einigen Läden das „Geschlossen“-Schild trotzdem dauerhaft bleibt, zeigt ein Blick auf die einzelnen Branchen. Denn während im Online-Handel sowie bei Möbel- und Baumärkten die Kasse geklingelt hat, ist etwa der Textilhandel um knapp ein Viertel eingebrochen. Kauf- und Warenhäuser mussten immerhin noch ein Minus von sechs Prozent hinnehmen. Nun sind die Läden wieder geöffnet, die Innenstädte voll. Manche Bereiche

wie der Modehandel durften sich im Juni über einen Nachholeffekt freuen – mit einem Umsatz über Vorkrisenniveau. Und doch herrscht nicht bei allen stationären Einzelhändlern gute Stimmung. „Bei einigen wird es in den kommenden Monaten zu der Entscheidung kommen, ob sich das Geschäft noch trägt oder nicht“, weiß Peter Spindler, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Südbaden. Wo es möglich ist, würden Händler beginnen, Flächen zu reduzieren. Denn nicht nur die Pandemie macht ihnen zu schaffen. Die Probleme gehen tiefer.

Leere Innenstädte In vielen Innenstädten werden die Besucher seit Jahren weniger, sagt Spindler und spricht von einem „teils extremen Rückgang“. Die Verlagerung ins Online-Geschäft dürfte daran nicht unschuldig sein. Einige Experten fordern daher von stationären Einzelhändlern, ihr Geschäft hybrid aufzustellen – Ladengeschäft und Online-Shop aus einer Hand. Spindler sieht das skeptisch:

10 | chilli | business im Breisgau | 07.2021

„Für kleine Einzelhändler ist es schwierig, online neben den Großen zu bestehen“, sagt er, „wenn sie einen Shop unter ihrem eigenen Namen aufbauen, findet sie zunächst ja nur der eigene Kundenkreis.“ Das spiegeln auch die aktuellen Zahlen wider: Während der Anteil von Amazon am gesamten Einzelhandelsumsatz mit 6,7 Prozent im Jahr 2020 noch überschaubar war, vereinte der Gigant im Online-Handel mehr als die Hälfte der Umsätze auf sich. Warum also nicht den Versandriesen mit seinen eigenen Waffen schlagen? Warum schließen sich lokale oder regionale Händler nicht auf einer Plattform zusammen, die für den Käufer so unkompliziert funktioniert wie Amazon? Spindler winkt angesichts dieser Idee nur ab: „Das würde unglaublich viel Geld kosten und letztendlich nicht funktionieren, weil die Händler nicht die gleiche Tiefe abbilden können wie Amazon.“ Für kleine Einzelhändler wäre der Aufwand zudem nicht zu stemmen, den es darstellt, solch eine Plattform laufend zu bestücken. „Die meisten solcher Regional-Anbieter scheitern“, weiß Spindler.


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