WIRTSCHAFT freiburg
„Mehr als Amazon“ Konstantin Klingberg über seinen neue Buchladen
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anche mögen Konstantin Klingberg unternehmerisches Genie nachsagen – andere ihn für etwas verrückt erklären. Klingberg eröffnete jetzt seine gleichnamige Buchhandlung in der Hildastraße 2a. Dafür muss man das nötige Selbstvertrauen haben, wenn selbst Literaturmagnaten wie Thalia (wie wir im März berichteten) wirtschaftlich in Schieflage geraten. chilli-Autor Ingo Heckwolf hat sich bei der Eröffnung am 27. Oktober mit dem charismatischen Kunst- und Literaturliebhaber unterhalten. chilli: Wie kamen Sie auf die Idee, in diesen Zeiten eine Buchhandlung aufzumachen? Klingberg: Ich bin, als Buchhändler aus Leidenschaft, im Vorbeigehen auf das sehr schöne Ladenlokal gestoßen. Nach der Aufgabe meines Kinderbuchladens in Emmendingen und einer Anstellung in einer internationalen Kunstbuchhandlung war ich auf der Suche nach einer neuen Berufung. Dass es so schnell ging, überraschte mich selber … chilli: Warum steht bei Ihnen Kinder- und Jugendliteratur im Fokus? Klingberg: Weil sie etwas Wunderbares ist. Ich arbeite seit 15 Jahren für den Buchmarkt, die Kinder- und Jugendliteratur hat mich stets inspiriert. Gerade heute, wo die Großen floppen, aussortieren und austauschen, ist es wichtig, einen Buchhändler seines Vertrauens zu haben. Einen, der weiß,
wovon er spricht, der nicht nur stapelweise gängige Titel abverkauft. Es ist immens wichtig, Alternativen aufzeigen zu können und weiterführend zu beraten. Ich habe aber nicht nur Kinderbücher, sondern auch Bücher über zeitgenössische Kunst, Fotografie und Design. chilli: Was sagen Sie zum Trend E-Book? Klingberg: Dem stehe ich etwas skeptisch gegenüber. Mit so einem Gerät muss man ganz anders arbeiten. Ich denke, dass es zukünftig eine spannende Entwicklung geben wird. Aber es ist nichts für mich. Das hat nichts mit dem gedruckten, bibliophilen Buch zu tun. chilli: Haben Sie keine Bedenken, dass Ihnen die großen Buchläden und das Internet die Kunden weglocken? Klingberg: Jeder Buchhändler kann viel mehr als Amazon. Ich sehe mich nicht als Mitbewerber unpersönlicher, virtueller Shops. Ich bin eine Wohnbuchhandlung und suche den Kontakt zu meinen Kunden. Auf meiner Buchhandlung steht schließlich mein Name. chilli: Was dürfen Kunden neben Büchern erwarten? Klingberg: Veranstaltungen und Workshops für Kinder und Jugendliche, Kunstausstellungen und Künstlergespräche. Vielleicht ergibt sich ein literarischer Salon. Es sind Vorträge über Fotografie und Afrika in Planung, und auf die Veranstaltung mit der Künstlerin und Lyrikerin Heidi Jahnke am 29. November kann man gespannt sein.
Foto: © fho
Konstantin Klingberg (re.) : Fasziniert von Kinder- und Jugendliteratur.
gute NACHRICHTEN 60 Jahre Wochenbericht Ein stolzes Datum: Der Freiburger Wochenbericht (fwb) feiert in diesem Jahr schon sein 60-jähriges Bestehen und hat damit in einem traditionell unruhigen Markt bis heute jede Klippe umschifft. Seit Juli liegt die Auflage bei nunmehr 114.500 Exemplaren. „Der Freiburger Wochenbericht will jeden Einwohner unserer Stadt erreichen, gleichgültig, welche wirtschaftlichen oder ideellen Interessen er vertritt.“ Dieser Satz stand im Vorwort der ersten Ausgabe im März 1952. Und das, so Geschäftsführer Martin Zenke, gelte bis heute. 2007 hat der fwb auf Anhieb unter mehr als 1000 Wettbewerbern den zweiten „Durchblick-Preis für Bürger- und Verbrauchernähe“ des Bundesverbands deutscher Anzeigenblätter gewonnen. Micronas stabil Der Freiburger Chiphersteller Micronas hat in den ersten neun Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum den Umsatz um 13 Prozent auf 108 Millionen Euro erhöht. Der Gewinn liege bei knapp 14 Millionen Euro. Micronas ist einer der größten privaten Arbeitgeber in Freiburg. Oikocredit auf der Messe Grünes Geld Am 10. November dreht sich im Historischen Kaufhaus wieder alles rund ums grüne Geld. Unter den Ausstellern ist auch Oikocredit. Die Stuttgarter haben unlängst die 500-Millionen-Euro-Grenze übersprungen, weil mittlerweile 45.000 Menschen in deren Investitionsprojekte investiert haben. 6000 Anleger stammen aus Baden-Württemberg, rund 300 aus dem Raum Freiburg. Die 1975 gegründete ökumenische Entwicklungsgenossenschaft gibt tatkräftigen Menschen aus armen Ländern Geld, die ansonsten keinen Zugang zu Darlehen hätten. Unlängst finanzierte Oikocredit 1,5 Millionen Euro für die von sieben Frauen aus der Elfenbeinküste gegründete Marktgenossenschaft Cocovico – eines von fast 900 Partnern, Sozialunternehmen und Mikrofinanzinstitutionen, in 70 Länbar dern. NOVEMBER 2012 CHILLI 29