zu werden. „Erst einmal war das eine ziemlich ungewöhnliche Vorstellung – aber es war einfach noch Raum dafür in meinem Leben.“ Es ist reine Gutmenschlichkeit, die Kuck dazu verleitet hat. Weder nimmt er Geld für seine Spenden noch bietet er – im Gegensatz zu manchem anderen in entsprechenden Internetforen – die Spende auf die „natürliche Art“, also durch Geschlechtsverkehr, an. „Es gibt viele Männer, die dort einfach nur nach Sex suchen“, bemitleidet der überzeugte Becherspender die Frauen, die auf solche Typen reinfallen. „Es gibt aber auch Frauen, die sich wünschen, dass es persönlicher zugeht“, weiß der Freiburger, „das ist dann einfach für mich, so etwas mach ich nicht.“ Kuck hat seine Prinzipien und seine eigenen Regeln. Und er schenkt nicht jeder seinen Samen. In zwei Fällen habe er bereits abgelehnt. „Eine Frau war weder finanziell noch persönlich auf ein Kind vorbereitet.“ Nachdem Kuck ihr abgesagt hatte, motzte die Mama in spe: „Jetzt war die ganze Fahrerei auch noch umsonst.“ Eine andere Frau hatte bereits im Vorfeld Unterhaltsforderungen gestellt – auch sie bekam nicht das gewünschte kostbare Gut von dem IT-Fachmann. Überhaupt: der Unterhalt. Ein heikles Thema. Zwar erklärt sich der Privatspender in seinem selbst geschriebenen Vertrag grundsätzlich bereit, den künftigen Kindern für ein Treffen zur
Fotos: © Uniklinik Freiburg
menschen in freiburg Samen aus dem Netz
Die zwei von der Kinderwunschberatung: Dr. Stephanie Friebel und ihre Kollegin … Verfügung zu stehen, allerdings tritt er darin auch von allen finanziellen väterlichen Pflichten zurück. Die Gültigkeit eines solchen Schreibens zweifelt Hanjalic-Beck von der Uniklinik stark an: „So viel ich weiß, gibt es keinen Vertrag, der über dem Recht des Kindes steht.“ Ihrer Meinung nach kann Kuck somit im Zweifelsfall unterhaltspflichtig gemacht werden. Bei bislang sieben Kindern, die aus seinem Samen hervorgegangen sind, könnte das für den Programmierer ganz schön teuer werden. Aber auch sonst steht die 36-jährige Mutter zweier Kinder dem privaten Samenspenden eher skeptisch gegenüber: „Für mich wären da zu viele Ungewissheiten. Wenn es die Möglichkeit gibt, so etwas auf dem offiziellen Weg zu machen, war-
… Aida Hanjalic-Beck beraten Paare in punkto Insemination und künstliche Befruchtung.
um sollte ich das dann nicht nutzen?“ So äußert sie auch gesundheitliche Bedenken, woher will man wissen, dass der Mann aus dem Internet gesund ist? An der Uniklinik werden nur Inseminationen mit dem Sperma des Partners gemacht. Hat das nicht die ausreichende Qualität, verweist das Kinderwunschzentrum die Paare an ein Zentrum des Arbeitskreises für donogene Insemination. Das nächste liegt in Karlsruhe, dort wird Fremdsperma in Samenbanken gelagert. „Wenn man diesen Samen verwendet, kann man sich jedenfalls relativ sicher sein, dass man sich keine Krankheit holen kann“, versichert Hanjalic-Beck. Um für größtmögliche Transparenz zu sorgen, hat Kuck seine Seite im Netz eingerichtet. Dort veröffentlicht er neben einem Spermiogramm von 2008 auch seinen Blutspenderausweis und verschiedene ärztliche Zeugnisse, die belegen sollen, dass er kerngesund ist. Zudem kann man sich in einem ausführlichen Lebenslauf ein Bild von der Person Andreas Kuck verschaffen. Er gibt Einblicke in seine Familiengeschichte und seine Hobbys. Und er kündigt an, dass er höchstens zehnmal in seinem Leben anderen Menschen zum Kinderglück verhelfen will. „Wenn später einmal die Kontaktwünsche auftreten, möchte ich diesen auch gerecht werden können“, erklärt der Kinderwunscherfüller, „und ab einer gewissen Zahl kann das ja ganz schön Zeit in Anspruch nehmen.“ Felix Holm MÄRZ 2012 CHILLI 13