f79 – Jobstarter

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Was ist ein Testimonial?

Ein Magazin wie das f79 herzustellen kostet viel Geld. Es müssen Redakteure und Grafiker bezahlt werden, die die Schülerredaktion betreuen und anleiten, deren Texte redigieren und das f79 layouten. Am Ende muss alles zusammengestellt, gedruckt und verteilt werden. Wenn da keiner etwas dazugeben würde, müsste das Schülermagazin sehr teuer verkauft werden. Für viele Jugendliche wäre es dann zu teuer. Daher suchen wir immer Firmen und Einrichtungen, die das Projekt toll finden und uns finanziell unterstützen. Diese Unterstützer nennt man Kooperationspartner. So eine Partnerschaft beruht immer auf Gegenseitigkeit. f79 bekommt Geld und der Partner erhält dafür ein Logo, eine namentliche Nennung als Unterstützer oder er kann sich ein Redaktionsmodul wünschen. Letzteres nennen wir ein „Testimonial“. Und wie funktioniert das? Schüler aus der Redaktion oder unser eigenes Redaktionsteam besuchen ein Unternehmen und befragen die Azubis nach ihren Aus- und Weiterbildungswegen. Hierbei entstehen Texte im Rahmen der Berufsorientierung für Schüler. Solche Texte sind als Testimonials gekennzeichnet. f79

Unser Jobstarter ist in Zusammenarbeit mit dem „Jugend & Beruf“-Extra der Badischen Zeitung erstellt worden.

KI - ein Booster?

Was ChatGPT am Arbeitsplatz bringt

Künstliche Intelligenz gilt als Game Changer. Auch für den Arrbeitsalltag vieler Menschen. Forschende aus Dänemark wollten das genauer wissen. Sie haben Tausende Daten analysiert zur Fragestellung, wie viel Zeit man mit solchen Tools eigentlich sparen kann am Arbeitsplatz. Das Ergebnis dürfte so manchen überraschen.

Mails verfassen, Texte auswerten, Zusammenfassungen erstellen. ChatGPT und Co. können viel. Und die Ergebnisse sind oftmals verblüffend. Wenn auch natürlich mit Vorsicht zu genießen. Man könnte also meinen, dass sie uns auch in der Arbeitswelt einen Haufen Zeit sparen. Die dänischen Forschenden Anders Humlum und Emilie Vestergaard haben sich das genauer angeschaut. 25.000 Angestellten an mehr als 7000 Arbeitsplätzen haben sie genau auf die Finger geschaut. Wie viel Zeitgewinn gelingt ihnen durch KI?

Das Ergebnis verblüfft: Gerade mal drei Prozent Arbeitszeit konnte mit Hilfe von KI gespart werden. Und: Bei höchstens sieben Prozent der Beschäftigten hat sich der Einsatz von KI positiv aufs Gehalt ausgewirkt. Revolutionär ist das also noch nicht.

Die beiden haben ebenso herausgefunden: Am meisten Effekt hat KI im Büro, wenn Firmen ihre Angestellten darin schulen, sie zu

nutzen. Es gilt also auch hier: Übung macht die Meisterin beziehungsweise den Meister. Und in welchem Beruf ihr das am besten schaffen könnt, das erfahrt ihr auf den folgenden Seiten des Jobstarters. Till Neumann

„Tief berührt“

Warum Papa Doudou Sidibe in der Pflege arbeitet

Seit mehr als elf Jahren ist Papa Doudou Sidibe in der Pflege tätig. 2019 ist er zum Zentrum für Psychiatrie (ZfP) Emmendingen gewechselt. Parallel absolvierte er den Bachelorstudiengang Psychische Gesundheit / Psychiatrische Pflege. Seit 2023 ist er Pflegeexperte der Klinik für Affektive Erkrankungen und Psychosomatische Medizin. Im f79-Interview berichtet er, was an dem Beruf besonders ist.

PAPA DOUDOU, WIE KAM DIE IDEE, EIN FSJ IN DER PFLEGE ZU MACHEN?

2011 habe ich im Senegal einen Waldorfkindergarten pädagogisch unterstützt. Über die Organisation „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiner“ kamen viele deutsche Freiwillige für ein Praktikum oder FSJ in den Senegal. Der Kindergartenleiter schlug mich für den Programmaustausch vor. An einem Sonntag im März kam ich in Freiburg an. Bereits am nächsten Tag begann ich meine Tätigkeit in einer anthroposophischen Einrichtung für Menschen mit seelischen und geistigen Behinderungen.

NACH DEM FSJ GING’S DIREKT IN DIE AUSBILDUNG, WARUM?

Die Erfahrungen im Umgang mit Menschen haben mich tief berührt. Es war klar: Es geht um mehr als Leistung und Geld. Menschen in ihren Lebensprozessen zu begleiten und zu unterstützen, ist ein echtes Geschenk. Außerdem habe ich in dieser Zeit Fähigkeiten und Seiten an mir entdeckt, die ich zuvor gar nicht kannte.

WARUM HAST DU DICH FÜR DEN PSYCHIATRISCHEN BEREICH ENTSCHIEDEN?

In der Psychiatrie begegnet man Menschen auf einer sehr tiefen Ebene: in ihren Gedanken, Gefühlen und in Verhaltensweisen, die Ausdruck seelischer Krisen sein können. Es ist komplex und herausfordernd – gerade das macht die Arbeit so spannend. Man kann psychisches Leid nicht mit einem Stethoskop messen. Deshalb ist die zwischenmenschliche Beziehung das Herzstück unserer Arbeit. Das ZfP Emmendingen bietet mit seinen vielfältigen Fachbereichen die Möglichkeit, Menschen in

ganz unterschiedlichen Lebenslagen individuell zu begleiten. Ich vergleiche unsere Arbeit gern mit einer Reise: Die Patient*innen sind Kapitän*innen ihres eigenen Schiffes – wir begleiten sie dabei, wieder Kurs aufzunehmen.

HATTEST DU VORURTEILE – UND HABEN SIE SICH GEÄNDERT?

Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass es eine große Herausforderung wird, mit den unterschiedlichen und zum Teil atypischen Verhaltensweisen von Patienten geeignet umgehen zu können. Es gibt herausfordernde Situationen. Doch eine Rückmeldung von einem Patienten hat mich sehr geprägt: „Herr Sidibe, Sie geben uns Sicherheit.“ Durch den kontinuierlichen Aufbau einer therapeutischen Atmosphäre schaffen wir ein Umfeld, in dem sich unsere Patient*innen sicher fühlen – das reduziert kritische Vorfälle deutlich.

WAS WÜRDEST DU JEMANDEM RATEN, DER SICH FÜR DIE PSYCHIATRISCHE PFLEGE INTERESSIERT?

Hab keine Scheu davor, in der Psychiatrie zu arbeiten! Wir haben Patient*innen erlebt, die in schweren psychotischen Zuständen oder tiefen Lebenskrisen waren – nach einer fachgerechten Behandlung kamen sie als ganz andere Menschen zurück ins Leben. Teil dieses Wandlungsprozesses zu sein, ist mehr als ein Geschenk!

WAS SOLLTE MAN MITBRINGEN – UND WAS KANN MAN IN DER AUSBILDUNG LERNEN? Empathie und Einfühlungsvermögen sind zentrale Voraussetzungen. In der Ausbildung lernt man alle relevanten Kompetenzen, um mit Menschen aller Altersgruppen und unterschiedlicher Unterstützungsbedarfe professionell und ethisch fundiert zu arbeiten.

INFO

Entdecke das ZFP Emmendingen als Arbeitgeber: https://www.karriere-zfp-emmendingen.de/

Hat seine Berufung gefunden: Papa Doudou Sidibe
Foto // © Zentrum für Psychatrie (ZfP)

Wenn die Wörter stolpern

Selma hat ihre liebe zur Sprache zum Beruf gemacht

Dem Sprechen auf die Sprünge helfen: Ob bei Kindern oder Erwachsenen sind

Logopäden Helfer in der Not und führen genaue Diagnosen und Therapien durch.

Selma Klee ist eine von ihnen. Gut ausgebil dete Logopädinnen wie die 26-Jährige werden händeringend gesucht. Doch eine verhältnismäßig schlechte Bezahlung und die fehlende Anerkennung im Gesundheitssystem machen ihnen zu schaffen. Im Job-Protokoll erzählt Selma, warum sie sich dennoch für den Beruf entschieden hat.

DER WEG IN DEN BERUF

„Sprache hat mich schon immer interessiert und so machte ich ein Orientierungspraktikum in einer Logopädiepraxis. Es war genau das, was ich mir erhofft hatte. Nach dem Abitur habe ich dann eine logopädische Ausbildung und parallel ein Bachelor-Studium im Fach Logopädie begonnen.

DER BERUFSALLTAG

Stimmlippenschluss oder zu einem guten Stimmeinsatz für den Alltag oder Beruf angewandt.

Ich behandele Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen, myofunktionellen Störungen (motorische und/oder sensorische Auffälligkeiten der Muskelfunktionen im Mund-Gesichts-Bereich), Stottern oder auch Erwachsene mit Stimmstörungen oder neurologischen Erkrankungen. Jede Therapiestunde wird individuell nach dem Störungsbild der Patienten mit Übungssequenzen ausgerichtet. Dafür muss ich die an das Alter und die Fähigkeiten des jeweiligen Patienten angepassten Übungen im Vorfeld nach den Therapieverfahren vorstrukturieren und das entsprechende Material bereitstellen.

Das kann bei einem Vorschulkind mit einer Aussprachestörung wie die Ersetzung von „sch“ durch „s“ so aussehen, dass man das auditive Differenzieren der Laute „sch“ und „s“ trainiert und dann das „sch“ in Übungen festigt, etwa mit Bildkarten. Bei Erwachsenen mit Stimmstörungen werden je nach Störungsschwerpunkt Übungen zu einer physiologischen Atmung, einem glatten

Daneben gibt es viele organisatorische Aufgaben zu erledigen: Terminabsprachen und die Kommunikationmit Patienten, die Prüfung der Verordnungen und Rücksprache mit den Ärzten, das Schreiben von Berichten oder die Verwaltung der Patientendaten. Auch die Therapievorbereitung und deren Nachbereitung gehören zum Berufsalltag.

VERSCHIEDENE SEITEN

Die Arbeit mit den Menschen macht mir großen Spaß. Jeder Tag ist anders. Auch fachlich ist die Arbeit immer wieder herausfordernd, was ich sehr schätze. Die Vielfältigkeit des Berufsalltags und der Patienten motiviert mich. Außerdem erfährt man sehr viel Dankbarkeit der Patienten.

Die unmittelbare Arbeit mit den Menschen kann aber auch sehr energiezehrend sein. Wir erfahren sehr wenig Anerkennung im Gesundheitssystem, und unsere breit gefächerten Fachkompetenzen sowie unsere berufliche Verantwortung stehen leider nicht im Verhältnis zu unserer Bezahlung.

DIE HERAUSFORDERUNGEN

Vor allem die Abhängigkeit von Ärzten stellt eine große Herausforderung dar. Patienten können ausschließlich durch ärztliche Verordnung in unsere Praxis kommen. Oder die Absetzungen eingereichter Verordnungen durch die Krankenkassen.

Auch fehlerhafte Angaben der Ärzte auf den Verordnungen werden uns Logopäden angelastet, sodass sie mit hohen Gebühren erneut eingereicht werden müssen. Nicht selten werden erbrachte logopädische Leistungen deshalb auch nur teilweise oder gar nicht bezahlt.

Auch die Kommunikation mit anderen Fachpersonen im Gesundheitswesen empfinde ich als erschwert. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit wird von den Krankenkassen nicht vergütet, weshalb dafür neben der bezahlten Arbeit häufig keine Zeit bleibt.“ Anke Dankers (dpa)

INFO

Verdienst // Laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit liegt das mittlere Bruttoentgelt für den Beruf bei 3163 Euro im Monat. Viele Logopädinnen und Logopäden arbeiten auch freiberuflich, hier liegen keine repräsentativen Daten vor.

Logopädin Selma Klee behandelt auch Kinder.
Fotos // © Klaus-Dietmar Gabbert (dpa), Africa Studio stock.adobe.com

Glatt gelogen!

Was Personaler misstrauisch macht

Sich im besten Licht darstellen – das versucht im Bewerbungsgespräch jeder. Personaler merken aber, wenn es jemand mit der Wahrheit nicht so genau nimmt – diese Dinge wirken verdächtig.

Authentisch, kompetent und ehrlich – so möchten wir gerne im Vorstellungsgespräch wahrgenommen werden. Wer aber an der ein oder anderen Stelle etwas dick aufträgt, dem stellen sich Fragen wie: Wann erweckt man den Eindruck, im Bewerbungsgespräch Lügen zu erzählen? Bei welchem Verhalten werden

Personaler hellhörig?

Auf eines sollte man laut Joern Kettler, Autor des Buches „Nichts als die Unwahrheit! Der Code hinter der Lüge“, nicht zu viel Wert legen. Und zwar die Körpersprache, die vermeintlich Lügen verrät. „Der Mythos, dass das Verschränken der Arme Abneigung oder Desinteresse anzeigt, ist falsch“, so der Autor. Vielmehr sei das in der Regel ein Zeichen der Abschottung – was darauf hindeuten kann, dass der Gesprächspartner sich intensiver auf das Gespräch konzentriert. „Ein Wunschsignal also.“

AN OHREN UND NASE BERÜHREN -

AUFFÄLLIG ODER GANZ NORMAL?

Auch Selbstberührungsgesten, etwa wenn eine Bewerberin sich an derNase kratzt, ein Kandidat ständig an seinem Bart spielt oder sein Ohr berührt, werden oft als Zeichen für mögliche Lügen genannt. Kettler zufolge ist das ein Gerücht. „In Wirklichkeit deuten diese Gesten lediglich auf Stress hin, was in einem Vorstellungsgespräch normal ist.“ Wichtig: Ein einzelnes Körpersprache-Element sollte niemals als alleiniger Beweis für Unehrlichkeit gewertet werden, rät der Autor.

AUSWENDIG GELERNT – DAS KANN AUF

LÜGEN HINWEISEN

Was hingegen auffällig wirken kann: „Lügner lernen ihre Geschichten in der Regel auswendig“, so Kettler, der auch als Trainer und Berater tätig ist. Heißt: Wer auch auf herausfordernde Nachfragen ohne Wortwiederholungen oder Füllwörter antwortet, macht Recruiter unter Umständen misstrauisch. Es sei ganz normal und ein Zeichen dafür, dass jemand die Wahrheit sagt, wenn Bewerberinnen und Bewerber bei schwierigen Aufgabenstellungen im Gespräch etwa anfangen zu stottern oder Füllwörter verwenden und gestresst wirken. Das könnte laut Kettler wie folgt ablaufen: Der Interviewer lässt den Bewerber seinen Lebenslauf in der von ihm gewünschten Reihenfolge erzählen und stellt zu jedem Punkt im Lebenslauf, den der Bewerber im Gespräch nennt, ein bis zwei tiefgehende Fragen. Dann lässt der Interviewer den Lebenslauf rückwärts erzählen und stellt erneut dieselben Fragen. „Sollte der Bewerber den Lebenslauf ohne Wortwiederholungen und Füllwörter vortragen können, dann ist es eher ein Hinweis darauf, dass es auswendig gelernt ist. Das jedoch tue ich nur, wenn ich mich vorbereite, zu lügen“, so Kettler.

Hilfe beim Durchhänger

Bleiben oder gehen? Was tun, wenn die Motivation flöten geht

Wenn die Ausbildung nicht durchgängig Spaß macht, heißt es entweder durchziehen oder aufhören. Nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) lag die Vertragslösungsquote im Jahr 2022 bei 29,5 Prozent. „Doch das bedeutet nicht automatisch, dass damit auch die Berufsausbildung abgebrochen wird“, erklärt Thomas Bettels von der Handwerkskammer Hamburg.

WAS SIND DIE GRÜNDE?

Zu Beginn der Ausbildung geht es meist um die Berufsentscheidung: „Man stellt fest, dass die Ausbildung doch nicht so gut zu einem passt“, so Bettels. Manchmal trifft die jungen Azubis auch der Praxisschock: Viele erleben eine Konfrontation mit ihren Erwartungen und müssen sich erst in die neue Situation hineinfinden. Neben Zweifeln an der Berufswahl spielen aber oft auch Probleme im Betrieb oder in der Berufsschule eine Rolle. Auch gesundheitliche oder familiäre Motive können hinter dem Ausbildungsabbruch stecken.

WIE KANN EINE ENTSCHEIDUNG GETROFFEN WERDEN?

Gehen oder bleiben? Diese Frage ist oft nicht so leicht zu beantworten. Nicht nur fürs Bleiben, auch fürs Gehen kann es gute Gründe geben, etwa wenn der Betrieb seine Lehrlinge nicht gut ausbildet oder es persönliche Differenzen mit den Vorgesetzten gibt. Bettels empfiehlt Auszubildenden, sich möglichst frühzeitig Unterstützung zu holen. Man bekommt sie in den Ausbildungsberatungen der Handwerkskammern und IHKs. Wie es dann konkret weitergeht, hängt vom Einzelfall ab. „Wir haben einen ganzen Instrumentenkasten an Unterstützungsmöglichkeiten“, sagt Bettels.

Dazu gehört unter anderem die Kooperation mit der Initiative Verbesserung von Ausbildungserfolgen „VerA“, an die sich Ratsuchende auch direkt wenden können. 12.500 sogenannte „Senior-Experten“ gehören zum Netzwerk der Initiative. „In der Regel können wir kurzfristig

einen Tandempartner vermitteln“, sagt Leiterin Astrid Kloos.

Azubi und Mentor treffen sich dann regelmäßig. „Die Mentoren sind anders als die Eltern nicht persönlich beteiligt und können deshalb ganz anders zuhören und unterstützen“, so Kloos. Ziel sei nicht, die Ausbildung um jeden Preis fortzusetzen, sondern einen Weg zu einem beruflichen Abschluss zu finden, der den Stärken des Jugendlichen entspricht.

Und bei der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit kann besprochen werden, ob eine sogenannte Assistierte Ausbildung (AsA) infrage kommt, bei der dem Azubi etwa ein persönlicher Ansprechpartner zur Seite gestellt wird.

UND WENN DAS AUSBILDUNGSVERHÄLTNIS

BEENDET WIRD?

In der Probezeit, die bis zu vier Monate dauern darf, können sowohl der Betrieb als auch der Azubi jederzeit fristlos ohne Angabe von Gründen kündigen. „Wenn man feststellt, dass man sich doch für den falschen Beruf entschieden hat, ist das ein gutes Instrument, um zu wechseln“, sagt Fachmann Bettels.

Fällt die Entscheidung nach der Probezeit, können Azubis mit einer Frist von vier Wochen kündigen – wenn sie in einen anderen Ausbildungsberuf wechseln oder die Ausbildung ganz aufgeben wollen. Wer dieselbe Ausbildung in einem anderen, neuen Betrieb

fortsetzen möchte, muss sich hingegen mit dem alten Ausbildungsbetrieb auf einen Aufhebungsvertrag einigen.

WIE SIEHT’S MIT ARBEITSLOSENGELD AUS? Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben Azubis dann, wenn sie innerhalb der vergangenen zwei Jahre mindestens ein Jahr lang in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben. Doch Vorsicht: Geht das vorzeitige Ende der Ausbildung vom Lehrling aus, kann die Arbeitsagentur eine Sperre von drei Monaten aussprechen. Am besten informiert man sich vorab über finanzielle Konsequenzen.

WIE GEHT’S DANN BERUFLICH WEITER?

Der Ausbildungsabbruch muss nicht das Ende, sondern kann ein Neustart sein. Am besten gelingt das, wenn man bereits einen Plan B hat. Das schon Geleistete wird zudem oft anerkannt, nicht nur, wenn man denselben Beruf in einem anderen Betrieb weiterlernt. Auch wer in einer ähnlichen Branche bleibt, etwa vom Bäcker zum Konditorenhandwerk wechselt, kann sich Gelerntes anrechnen lassen. Das muss dann im Einzelfall vereinbart werden. Und auch wenn es schmerzhaft ist: Es lohnt sich zu reflektieren, warum der erste Versuch nicht geklappt hat. Denn das eröffnet die Möglichkeit, gezielt nach einem Unternehmen zu suchen, in dem die Bedingungen besser passen. Eva Dignös (dpa)

Ausbildungs-

Azubis geben Tipps zum Berufseinstieg

Folge 37: Mein Weg zur Volksbank

Foto // © Volksb ank Freiburg

Name // Lukas Klingenmeier

Alter // 27 Jahre

Beruf // Auszubildender zum Finanzassistenten

Betrieb // Volksbank Freiburg

Mein Lebensweg hat mich nicht gradlinig in die Volksbank Freiburg geführt. Nach meinem Abitur entschied ich mich für ein Lehramtsstudium. Obwohl mein Studium reibungslos verlief, beschäftigte ich mich in meiner Freizeit lieber mit Aktien und Immobilien und las oft bis spät abends Berichte über Unternehmen und Finanzprodukte.

Dies führte mich zu der Frage, ob ich lieber in die Finanzbranche wechseln sollte. Trotz meiner Bedenken führte ich mein Lehramtsstudium fort, da ich die investierte Zeit nicht „wegwerfen“ wollte. Während meines Referendariats merkte ich schnell, dass ich in diesem Beruf nicht glücklich werde. Im Gegensatz zu meinen Kolleg*innen brannte ich weniger für bildungspolitische Themen und las stattdessen Berichte über die Finanzwelt. Schließlich entschied ich mich für den Wechsel in die Finanzbranche. Der Schritt musste jedoch gut durchdacht sein, da ich mein sechsjähriges Studium, meine sichere Anstellung als Beamter sowie alle damit verbundenen Vorteile aufgeben würde. Gespräche mit Bankern aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis bestärkten mich in meiner Entscheidung, ein Duales Studium „BWL-Finanzdienstleistungen“ bei einer Regionalbank zu machen. An der Volksbank Freiburg gefällt mir besonders, dass es eine große Regionalbank ist, die Einblicke in diverse Abteilungen bietet und genossenschaftliche Werte vertritt. Hier kann ich meine Karriere ideal gestalten. Eine Bank, die nicht auf Gewinnmaximierung, sondern auf die Interessen ihrer Mitglieder ausgerichtet ist - damit kann ich mich sehr gut identifizieren. Nun bin ich ein halbes Jahr bei der Volksbank Freiburg und habe meine Entscheidung keine Sekunde bereut. Jeden Morgen gehe ich gut gelaunt und mit einem Lächeln auf die Arbeit. Mit meiner Geschichte möchte ich euch ermutigen, neue Wege zu erkunden, wenn ihr merkt, dass euer aktueller Berufswunsch euch nicht glücklich macht. f79

Die KI-Flüsterer

Unterwegs in digitalen Räumen

Sie sind Experten, wenn es um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) geht, und sehr gefragt: Prompt Editoren. Doch so schnell wie die Technologie könnte sich auch das Berufsbild verändern.

Sie bezeichnen sich als „AI Prompt Editor“ oder „AI Prompt Engineer“ und sind Experten, wenn es um KI geht. Ob auf technischer oder kommunikativer Ebene, KI Prompter setzen sich mit der Frage auseinander, wie und wo KI-Tools unseren Alltag erleichtern können. Damit sind sie auf dem Arbeitsmarkt besonders gefragt und Vorreiter eines neuen Berufsbildes. Karoline von dem Bussche ist KI-Prompt-Editor bei der Kommunikationsagentur Palmer Hargreaves. Im Job-Protokoll erzählt die 49-Jährige von ihremTraumjob – selbst wenn das Berufsbild vermutlich keine Zukunft hat:

DER WEG IN DEN BERUF

„Ich komme nicht aus der Programmierung, sondern aus dem Bereich der Kommunikation. Schon während meines Studiums habe ich begonnen, meinen Kommilitonen Lerninhalte bildhaft zu erklären, ich merkte, dass ich das gut konnte. Über verschiedene Praktika habe ich mich dem Thema genähert, habe Texte und Konzepte für Museen oder Ausstellungsbereiche von Unternehmen entwickelt. Dabei haben wir zunehmend digitale Medien verwendet.

Ich fand den digitalen Raum so spannend, weil er sich ständig verändert, und habe mich dann auf die digitale Kommunikation konzentriert. Als Redakteurin bei unserer Agentur habe ich auf die KI-Tools geguckt und versucht, diese zu erklären. Zusätzlich zur technischen Seite brauchten wir jemanden, der kommunikativ auf die Möglichkeiten der KI schaut und probiert und testet, was diese Tools für unsere tägliche Arbeit bedeuten. Ich habe prompten gelernt, also Aufforderungen an KI-Tools zu formulieren. Heute arbeite ich als AI Prompt Editor und schaue, wie sich Künstliche Intelligenz in ganz unterschiedlichen Bereichen unserer Agenturtätigkeit sinnvoll nutzen lässt.

DIE AUSBILDUNG

Inzwischen gibt es ganz viele Kurse zum Thema Künstliche Intelligenz. Das ist ein guter erster Schritt, um sich mit den Tools vertraut zu machen. Dann muss man natürlich üben, üben, üben. Und auf jeden Fall sollte man seine Nische entdecken. Natürlich sind mit technischen Entwicklungen immer auch Sicherheitsfragen verbunden, aber für meine tägliche Arbeit habe ich die Fortschritte immer als Verbesserung und Erleichterung empfunden.

BERUFSALLTAG

Es gibt drei Themenfelder, die ich erarbeite. Zum einen verfolge ich, wie sich die Tools gerade verändern und welche Entwicklungen für unsere

Chancen

Agentur und Kunden relevant sind. Diese Informationen gebe ich weiter, sodass die Teams sie in ihrer Arbeit nutzen können.

Meine zweite Aufgabe sind Masterclasses, intern und extern. Ich führe meine Kolleginnen, Kollegen und Kundinnen und Kunden an Tools heran und zeige ihnen, wie man damit arbeitet. Außerdem unterstütze ich beratend. Ich schaue, wie wir als Kommunikationsagentur die KI in unserem Alltag und der Arbeit für unsere Kunden nutzen können und welche Aufforderungen dafür nötig sind.

SCHÖNE UND ANDERE SEITEN

Das Schönste an meiner Arbeit sind die regelmäßigen Aha-Erlebnisse bei der Arbeit mit den Tools. JedeWoche denke ich mindestens einmal: Wow, unglaublich, was heutzutage möglich ist. Ich liebe es, mich mit anderen Menschen dazu auszutauschen. Wenn ich auch ihnen diese Aha-Erlebnisse vermitteln kann, ist das für mich ein tolles Gefühl. Unschöne Seiten finde ich kaum, für mich ist es ein Traumjob. Manchmal wünschte ich jedoch,

mal eine Woche Pause von Updates und neuen Funktionen zu haben. Es sind ermüdend viele Informationen, mit denen ich mich beschäftige, um herauszufinden, welche Neuerungen für uns relevant sind. Ich fände es gut, wenn die Unternehmen erst mal mehr an der Basis arbeiten würden, statt ständig neue Features zu ergänzen, die nicht immer einen großen Mehrwert bieten.

DIE BERUFSAUSSICHTEN

Der Beruf Prompt Editor ist, glaube ich, eine temporäre Erscheinung. Es geht ja darum, Aufforderungen für Tools zu schreiben, die man im Alltag benutzt. Künftig wird es in den seltensten Fällen Menschen geben, die Aufforderungen für andere schreiben, damit diese die Tools benutzen können. Stattdessen wird es so sein, dass die Menschen lernen, die Tools selbst zu benutzen – irgendwann wird das jeden betreffen. Deshalb ist Prompt Editor kein Beruf, auf den man in Zukunft zuarbeiten kann.“

Anke Dankers (dpa)

Aha-Erlebnisse mit anderen teilen – das schätzt Karoline an ihrem Job

INFO

Zugang zur Tätigkeit: Laut Berufenet der Agentur für Arbeit erwarten Arbeitgeber häufig ein Studiumin Computerlinguistik, Medienwissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Psychologie oder Informationstechnik. Auch der Ausbildungsberuf Redakteur gilt als Zugangsberuf. Grundsätzlich ist der Markt zudem offen für Quereinsteiger. Kenntnisse in Programmiersprachen und Erfahrungen mit KIs und Sprachmodellen werden ebenso – wie die bereits erwähnten Kurse – erwartet.

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Foto // © Henning-Kaiser (dpa

Chatbot, mach mal!

Wie KI die Arbeitswelt verändert

Frei zugängliche KI-Tools wie etwa ChatGPT sind populär und könnten helfen, zum Beispiel eine Mail zu verfassen, für die man ewig brauchen würde. Aber dürfen Beschäftigte das?

ChatGPT kann Personalern beim Sichten von Bewerbungsunterlagen helfen, in kürzester Zeit ein Gerichtsgutachten erstellen, Fehler im Programmcode finden oder auch Mails vorformulieren: ChatGPT kann in der Arbeitswelt bei vielen Tätigkeiten unterstützen. Grundsätzlich spricht auch nichts gegen eine Nutzung: Beschäftigte dürfen für Arbeitsaufgaben alle Hilfsmittel nutzen, die ihnen im Betrieb zur Verfügung stehen, wie der Bund-Verlag auf seiner Website informiert.

Wer beispielsweise Texte, Unterlagen oder Präsentationen erstellen muss, darf den Informationen zufolge auf Handbücher, Infos aus Datenbanken oder eben auch Chatbots zurückgreifen.

Als Einschränkung gilt allerdings: Die Hilfsmittel sollten aktuelle und zutreffende

Ergebnisse liefern, bei der Nutzung dürfen keine vertraulichen Informationen übertragen werden. Und: Wer mithilfe von Algorithmen Arbeitsleistungen erstellt, sei für die Ergebnisse eigenständig verantwortlich, heißt es in dem Beitrag weiter.

Unternehmen haben aber auch die Möglichkeit, den Zugriff auf ChatGPT zu sperren oder zu begrenzen. In einem solchen Fall müssten Beschäftigte davon ausgehen, dass die Nutzung unzulässig ist.

Wer dann stattdessen private Geräte für den Zugang zu den im Unternehmen gesperrten KI-Tools nutzt, müsse unter Umständen mit Sanktionen rechnen, so der Bund-Verlag. Beispielsweise dann, wenn vertrauliche Informationen „aus der betrieblichen Sphäre in die private Sphäre“ überführt werden. tmn/BZ

Foto // © freepik.com

Abitur an der Paula Fürst Schule

An der dreijährigen Oberstufe zur allgemeinen Hochschulreife / Brückenklasse der Jahrgangsstufe 11

Die dreijährige Oberstufe der Gemeinschaftsschule in Freiburg führt Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichsten Schullaufbahnen zur allgemeinen Hochschulreife.

Aufgenommen werden:

• Schülerinnen und Schüler mit mittlerem Bildungsabschluss, 10. Klasse der Real- oder Gemeinschaftsschule

• Schülerinnen und Schüler mit Versetzungszeugnis in Klasse 10 (G8) oder Klasse 11 (G8 und G9)

• Quereinsteigerinnen und -einsteiger aus der Oberstufe anderer G8- und G9-Gymnasien

• Schülerinnen und Schüler von freien Schulen und Waldorfschulen

• Wiedereinsteigerinnen und -einsteiger nach einer Schulunterbrechung

Die Schülerinnen und Schüler kommen mit unterschiedlichen Voraussetzungen in die dreijährige Oberstufe. Daher werden in der

Brückenklasse der Jahrgangsstufe 11 die Unterrichtsinhalte und Methoden gezielt vertieft und wiederholt. So findet eine optimale Vorbereitung auf die Anforderungen in der Kursstufe statt.

Die Kurse in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch werden in Klasse 11 geteilt und in Lerngruppen von maximal 15 Schülerinnen und Schülern unterrichtet. Als weitere Besonderheit wird in Mathematik wöchentlich eine zusätzliche Stunde (Mathe-Plus) angeboten, um Grundlagen aufzuarbeiten und Gelerntes zu vertiefen.

In der Kursstufe kommen Leistungskurse und Basisfächer bereits für Lerngruppen ab fünf Teilnehmenden zustande, was individuelle Förderung und Beratung ermöglicht.

Schülerinnen und Schüler, die besonderen Förderbedarf in den Fächern Mathematik, Deutsch oder Englisch haben, können ein individuelles Nachhilfeangebot von Studierenden an der Paula Fürst Schule wahrnehmen.

Neben dem Erlernen von schulischen Inhalten werden die Persönlichkeitsbildung sowie die Teamfähigkeit und soziale Entwicklung der Schülerinnen und Schüler gleichermaßen gefördert. Ein Team aus einer Sozialpädagogin und einem Sozialpädagogen unterstützt die Schülerinnen und Schüler bei persönlichen Belangen, Leistungskrisen oder Konflikten.

Die Paula Fürst Schule ist Lern- und Lebensraum. Die Jugendlichen können Computerräume, iPads, zwei Schülerküchen und verschiedene Aufenthalts- und Arbeitsbereiche nutzen.

Anmeldungen und Beratungstermine für die Gymnasiale Oberstufe der Paula Fürst Schule, Basler Straße 61, 1. OG, sind jederzeit möglich. Weitere Infos: Tel.: 0761 / 888 57 05 0 E-Mail: info@paula-fuerst-schule.de

https://paula-fuerst-schule.de

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