SPORT FINANZEN
MIT KOMPENSATION, CROWDFUNDING UND QUARANTÄNE SO SIND FREIBURGS VEREINE BISHER DURCH DIE KRISE GEKOMMEN
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otstift reichte nicht. Ohne staatliche Hilfe hätten viele Freiburger Bundesligisten die Pandemie gar nicht überstanden. Ihre Manager·innen berichten von leeren Hallen, halbierten Etats und geplatzten Transfers. Und von den Problemen, halbwegs verlässliche Etats für die kommende Saison aufzustellen. Philip Thomas
Basketball
Eisvögel-Manager Uwe Stasch musste den Etat halbieren „Vor Corona waren wir weiter, den siebten Platz nehmen wir hin“, sagt Uwe Stasch, Manager der USC Eisvögel, über die abgelaufene Saison des Basketball- Bundesligisten. Das jüngste Team der Liga blieb zwar von Corona-Infektionen verschont, finanziell hat das Virus den Verein aber fest im Griff. In der Clubkasse fehlen laut Stasch 100.000 bis 150.000 Euro. Der Etat habe praktisch halbiert
Bis vor zwei Jahren spielte eine Pandemie in den Plänen des EHC Freiburg keine Rolle. Umso zufriedener ist Vorstandsmitglied Marc Esslinger mit dem Krisenmanagement des Eishockey-Zweitligisten. „Alle Investitionen, die nicht Priorität eins hatten, haben wir eingefroren. Die Saison 2020/2021 wird sicherlich als die Saison „Alle versuchen, die Mannschaft zusammenzuhalten“: SC-Sportdirektor Klemens Hartenbach
Fußball
„Das Saisonfazit? Gut. Wir haben über dieses wirklich sehr lange Jahr hinweg gute Spiele gezeigt und viele Tore geschossen. Das ist nicht selbstverständlich. Ich bin extrem zufrieden mit der Entwicklung der einzelnen Spieler und freue mich einfach, dass wir so eine gute Mannschaft beisammenhaben“, sagt SC-Cheftrainer Christian Streich. 18 CHILLI JUNI 2021
Stasch bemerkt, dass der Breitensport in der Stadt wieder Fahrt aufnimmt. Der Profibereich sei wichtig, letztendlich lebe Freiburg aber vom Amateursport. „Die beschissene Pandemie hat uns den genommen“, sagt er. Die sinkenden Infektionszahlen machten sich beim Universitätssportklub bereits bemerkbar: „Uns laufen sie die Bude ein. Da hat sich einiges angestaut.“
des Sparens in unsere Vereinsgeschichte eingehen“, sagt er. Staatliche Fördergelder haben den Verein über Wasser gehalten: „Ohne diese Hilfen hätte der EHC – wie so viele andere Vereine – diese Saison finanziell nicht überstehen können.“ Wölfe-Präsident Michael Müller berichtete dem chilli vergangenes Jahr, die abgebrochene Saison 19/20 habe den Verein sechsstellig gekostet. Heute sagt Esslinger: „Wir können sagen, dass wir mit einem blauen Auge davongekommen sind, werden
aber in der kommenden Saison – wie alle anderen auch – etwas kleinere Brötchen backen müssen.“ Mit knapp 100 Sponsoren sei der Verein derzeit im Austausch. „Unsere Ausgaben werden wir definitiv etwas kürzen müssen. Wir gehen jedoch davon aus, dass wir in dieser Hinsicht nicht allein sind“, so Esslinger. Nach dem Abgang von Erfolgscoach Peter Russell soll nun Ex-EHC-Profi Robert Hoffmann Impulse setzen. „Uns ist vor der Saison 2021/2022 keinesfalls bange.“
Geht es nach Sportdirektor Klemens Hartenbach, soll dieses Team auch in der kommenden Saison zusammen Fußball spielen: „Es wird keinen Umbruch geben, das ist auch mal schön. Um den Konkurrenzkampf hochzuhalten, wollen wir schauen, ob sich personell auf ein oder zwei Positionen etwas realisieren lässt. Noch ruht der Markt aber. Alle versuchen erst mal, die eigene Mannschaft zusammenzuhalten.“ Über das dazu nötige Kleingeld spricht man beim SC Freiburg nur ungern. Der Deutschen Fußball-Liga (DFL) meldete
der Bundesligist aber erfreuliche Zahlen für das noch bis zum 30. Juni laufende Geschäftsjahr 2020. Zwar sanken die Umsätze darin im Vergleich zum Vorjahr um knapp sieben Millionen Euro, unterm Strich steht beim Sport-Club aber ein Plus von 95.000 Euro. Und: In diesen Zahlen fehlen noch die Abgänge von Ale xander Schwolow (Hertha Berlin), Luca Waldschmidt (Benfica Lissabon) sowie Robin Koch (Leeds United). Alle drei zusammen dürften auf dem Transfermarkt mindestens 25 Millionen Euro eingespielt haben.
Fotos: © USC Eisvögel Freiburg; BZ Medien; SC Freiburg; HSG Red Sparrows Freiburg; FT Freiburg
Eishockey
Plant die Quadratur des Eises: 2. EHC-Vorstand Marc Esslinger
werden müssen. „Eine Katastrophe“, kommentiert der 43-Jährige. Die außergewöhnliche Situation erforder te eine außergewöhnliche Maßnahme: In ihrer 20. Bundesligasaison starteten die Eisvögel eine Crowdfunding-Kampagne. 5000 Euro hatte sich der Verein gewünscht, gespendet wurden schließlich 12.000 Euro. „Das war sensationell“, sagt Stasch, der betont, dass es sich dabei nicht um eine Notfall-Aktion handelte. Das Geld solle vor allem in die Jugend fließen: „Wir planen eine Academy.“