Caritas-Magazin Juni 2025

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Mit Kleidern Armut bekämpfen

Liebe Leserin, lieber Leser

«Hilfe,

die Kraft für das Heute schenkt und ein Fundament für das Morgen legt.»

Manchmal reibe ich mir verwundert die Augen und frage mich: Was geschieht gerade in dieser Welt?

Im Handstreich werden die Hilfsleistungen von USAID eingestellt. Die Schweiz kürzt die Gelder für die Stärkung des Globalen Südens. Gaza soll eine «Riviera des Nahen Ostens» werden, während dort hunderttausende Menschen gezwungen sind, in Trümmern zu hausen und gleichzeitig in Israel Familien auf die Rückkehr ihrer entführten Angehörigen warten. Und die Länder Europas überbieten sich mit immer schärferen Asylgesetzen.

Dies ist alles irritierend und sehr deprimierend. Gerade deswegen zeigen wir in diesem Magazin positive Beispiele mitten in dieser schwierigen Weltlage. Veränderung zum Besseren ist möglich!

Ein Beispiel ist Dahani Sakina aus Burkina Faso. Sie musste vor bewaffneten Kämpfen in eine andere Region des Landes fliehen und sich dort eine neue Existenz aufbauen. Die Caritas hat sie finanziell unterstützt und eine Schulung ermöglicht, dank der sie ein kleines Geschäft eröffnen konnte. Mit diesem Einkommen ernährt sie nun selbstständig ihre Familie.

Ich selbst konnte mir in Syrien und im Libanon ein Bild davon machen, wie stark der Krieg das Leben der Zivilbevölkerung prägt. Umso dankbarer sind die Menschen für die Hilfe der Caritas, die wir dort – auch dank Ihrer Unterstützung! – seit fast 14 Jahren leisten. Sie schenkt Kraft für das Heute und legt ein Fundament für das Morgen.

In Katastrophenfällen gelingt es uns, sehr schnell zu agieren. Mit Partnern aus dem Caritas-Netzwerk konnten wir nach dem schlimmen Erdbeben in Myanmar innert weniger Tage die Menschen mit dem Notwendigsten versorgen.

Aber die Caritas ist nicht nur im Ausland aktiv. Auch in der Schweiz ist unser oberstes Ziel, Armut zu überwinden. Die Reportage aus unserer Kleiderzentrale zeigt, wie eine andere Wertschöpfung funktioniert: Wenn aus Gebrauchtem und Ausgemustertem Neues und Brauchbares entsteht. Und wo Menschen, die in unserer Leistungsgesellschaft oft übersehen werden, Grossartiges leisten.

Sie sehen, es gibt trotz der bedrückenden Nachrichten aus aller Welt Geschichten, die Mut und Hoffnung schenken. Vielen Dank, dass Sie unsere Arbeit unterstützen!

Direktor Caritas Schweiz

Die Kleiderzentrale: Mehr als Secondhand

Was andere aussortieren, erhält bei der Caritas ein zweites Leben: Jedes Jahr sammelt die Kleiderzentrale Hunderte Tonnen Textilien und bereitet sie für Menschen in Not auf. Monica Stocker (im Blid) berät die Kundinnen und Kunden. Das Angebot lindert Armut, schont natürliche Ressourcen – und schafft Perspektiven für Menschen, die sonst keine Stelle finden. Seite 6

11 Menschen: Feuer und Flamme

Serhii Doroschyn trotzt dem Krieg in der Ukraine. Er hatte eine zündende Geschäftsidee und Caritas Schweiz unterstützt ihn bei der Umsetzung.

12 Am Puls: Hilfe für Myanmar

Tausende Menschen in Myanmar haben durch das schwere Erdbeben im März 2025 alles verloren. Caritas Schweiz leistet mit ihren Partnern vor Ort Nothilfe.

13 Schweiz: Bildung im Kampf gegen die Armut

Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten haben einen schlechteren Zugang zu Aus- und Weiterbildungen. Die Caritas zeigt auf, wie sich das ändern kann.

IMPRESSUM

Das Magazin von Caritas Schweiz erscheint sechsmal im Jahr.

Herausgeberin ist Caritas Schweiz, Kommunikation und Fundraising, Adligenswilerstr. 15, Postfach, 6002 Luzern, E-Mail: info@caritas.ch, www.caritas.ch, Tel. +41 41 419 22 22

Redaktion: Livia Leykauf (ll); Vérène Morisod (vm); Daniel Galliker (dag); Daria Jenni (dj); Desirée Germann (dg); Fabrice Boulé (fb); Niels Jost (nj); Stefan Gribi (sg); Lena Baumann (lb)

Das Abonnement kostet fünf Franken pro Jahr und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Grafik: Urban Fischer Titelbild: Anette Boutellier Druckerei: Kyburz, Dielsdorf Papier: 100 % Recycling Spendenkonto: IBAN CH69 0900 0000 6000 7000 4

Nachhaltig produziert

Ihre Daten werden bei uns geschützt. Informationen zum Datenschutz der Caritas Schweiz finden Sie unter www.caritas.ch/datenschutz

Filme verändern die Welt

Zum 23. Mal hat im März das internationale Filmfestival und Forum für Menschenrechte (FIFDH) in Genf stattgefunden. Das FIFDH verbindet Filmvorführungen mit Debatten über aktuelle Themen wie Kriege, Konflikte, Migration, Flucht oder globale Gerechtigkeit.

Caritas Schweiz ist seit zwei Jahren eine der Hauptpartnerinnen des Festivals. «Die Partnerschaft unterstreicht das Engagement von Caritas Schweiz für die verletzlichsten Menschen im In- und Ausland», sagt Fabrice Boulé, Verantwortlicher Kommunikation Westschweiz.

Das Festival bringt die Filmwelt mit der Arbeit von NGOs zusammen und verleiht so wichtigen menschenrechtlichen Anliegen grössere Sichtbarkeit. Dieses Jahr konnte Dina Hajjar, Länderverantwortliche Libanon von Caritas Schweiz, am FIFDH aufzeigen, wie die aktuelle Lage im Libanon ist – passend zum Film «To Close your Eyes and See Fire», der sich demselben Thema widmet. (fb)

Medienecho

SRF | Nach Streichungen bei USAID: Droht jetzt der globale Zusammenbruch der humanitären Nothilfe? | 16.2.2025 «Es ist wirklich ein Schock, dass so viel Geld von einem auf den nächsten Tag eingefroren ist und man nicht weiss, ob das noch ausgezahlt wird oder nicht. (…) Hunderttausende Menschen können aktuell nur überleben, weil sie dank der internationalen Hilfe medizinische Versorgung haben, in Flüchtlingscamps Schutz finden, wo sie Unterkunft und Nahrung bekommen, – also, diese Menschen sind akut gefährdet!»

Weitere Informationen: caritas.ch/fifdh

Warum erhalte ich mein Magazin in einer Kunststoff-Folie?

Die Caritas nimmt ihre ökologische Verantwortung sehr ernst. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr verschiedene Verpackungsarten für das Magazin getestet und festgestellt, dass die Polyethylen-Folie (PE) für die Umwelt am besten verträglich ist.

Die PE-Folie verbraucht in der Herstellung bis zu viermal weniger Energie als eine Papierverpackung und kann schadstofffrei verbrannt werden. Unsere PE-Folie enthält ausserdem einen Anteil an RecyclingKunststoff.

Sie dient als Adressierungsträger, schützt das Magazin vor Nässe und Beschädigungen. Zudem hilft sie uns, zusätzlich Porto zu sparen, da offen versandte Broschüren von der Post mit einem Aufschlag belastet werden.

Die PE-Folie lässt sich ganz einfach mit dem Hauskehricht entsorgen. Sollte doch einmal ein foliertes Magazin in die Papiersammlung gelangen, so kann die Folie vom Papierhersteller beim Recyclen problemlos aussortiert werden. (dag)

Kath.ch | Caritas zur Konzernverantwortungsinitiative | 7. 1. 2025 «Wir unterstützen die Lancierung der neuen Konzernverantwortungsinitiative aus einem einfachen Grund: Konzernverantwortung leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die weltweite Armut einzudämmen.»

Blick | «Ich bin immer wieder erschüttert, wie wenig die Bevölkerung über Armut weiss» | Interview mit Peter Lack | 23.12.2024 «Wir haben aktuell das Paradox, dass die soziale Ungerechtigkeit – die Armut – sowohl in der Schweiz als auch global steigt. Gleichzeitig nehmen der politische Wille sowie Zahlungen der öffentlichen Hand und von Privaten ab. (…) Auch hierzulande gibt es Armutsbetroffene in unwürdigen Zuständen. Das kann nicht im Interesse der Schweiz sein.»

Radio SRF3 | Caritas-Programmdirektorin Melanie Höchner über ein CaritasProjekt in Bolivien | 12.12.2024 «Es geht darum, dass die Kinder aus dem Teufelskreis herauskommen, wieder Fuss fassen und in ein eigenständiges Leben zurückfinden können. Sie brauchen einen sicheren Ort, an dem sie Kind sein können und psychologische Betreuung erhalten.»

Dina Hajjar von Caritas Schweiz (ganz rechts) auf dem Podium des Filmfestivals FIFDH in Genf.

«Die Hoffnung trägt die syrische Bevölkerung durch den Alltag»

Zahlreiche Krisen in den vergangenen Monaten und Jahren haben die Lebensbedingungen der Menschen in Syrien dramatisch verschlechtert. Im Februar reiste Caritas-Direktor Peter Lack in die Region. Mit Daria Jenni aus dem Kommunikationsteam spricht er über die erschütternden, aber auch hoffnungsvollen Einblicke in die Lebensrealität vor Ort.

Du hast unsere Projekte in Syrien und Libanon besucht. Was ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?

Was ich in Homs gesehen habe, beschäftigt mich bis heute: Fast 70 Prozent der Häuser sind zerstört, die Gegend gleicht einem Trümmerfeld. Die Menschen leben unter widrigsten Bedingungen, viele haben weder fliessendes Wasser noch Strom oder eine Heizung. Als ich im Februar dort war, war es bitterkalt und feucht. In ihrer Not verbrannten die Familien Abfälle, um zu heizen. Darunter war oft auch

Plastik, was man auf der Strasse und teilweise auch in den Wohnungen riechen konnte. Trotz grosser Verzweiflung, psychischer Belastung und anderer Herausforderungen erlebte ich vor Ort auch Momente der Hoffnung.

Wie zeigte sich diese Zuversicht während Deines Besuchs?

Die Hoffnung trägt die Bevölkerung buchstäblich durch den Alltag. Ich spürte sie im Gespräch mit Personen, die mit unserer Bargeldhilfe ihre dringendsten Bedürf-

nisse decken, oder durch längerfristige Projekte neue Perspektiven gewinnen konnten. Aber auch die Tatkraft der Caritas-Mitarbeitenden vor Ort und unserer Partnerorganisationen hat mich beeindruckt. Obwohl sie selbst von den Krisen betroffen sind, leisten sie unglaublich viel. Sie begegnen den Menschen in Not mit grosser Empathie und sorgen dafür, dass unsere Hilfe ankommt.

«Was ich in Homs gesehen habe, beschäftigt mich bis heute.»

Wie nimmst Du die Arbeit der Caritas und ihren lokalen Partnern wahr? Speziell aufgefallen ist mir die Vielfalt der Projekte, die wir mit unseren lokalen Partnern umsetzen: eine Kombination aus kurzfristiger Nothilfe und Unterstützung mit nachhaltiger Wirkung. Die Begegnungen mit Menschen, die durch unser Projekt «LIFE» ein Geschäft gründen konnten und ihren Lebensunterhalt wieder selbstständig sichern können, haben mir gezeigt, wie es vorwärts gehen kann. Ein Beispiel: Der syrische Kleinunternehmer Fawad hat 2015 bei seiner Flucht vor dem Bürgerkrieg alles verloren. Seit seiner Rückkehr aus dem Libanon nach Syrien vor einem Jahr konnte er dank der Caritas einen Kurs in betriebswirtschaftlichen Grundlagen abschliessen. Mit einem kleinen Startkapital baute der Geschäftsmann erneut seinen Kiosk auf, sodass er heute wieder auf eigenen Beinen steht.

Welche Perspektiven haben die Syrerinnen und Syrer für die Zukunft? Die aktuelle Situation ist für die syrische Bevölkerung von Ambivalenz geprägt. Einerseits herrscht Erleichterung über den Sturz des Assad-Regimes. Andererseits bleibt die Zukunft auch mit der neuen Regierung ungewiss. Die instabile Sicherheitslage stellt eine zusätzliche Belastung dar. In Solidarität mit den Menschen in Syrien hoffen wir, dass sich die Situation bald stabilisiert. (dj)

Caritas-Direktor Peter Lack unterwegs im Krisengebiet in Homs.

Eine zweite Chance für Kleidung – und für Menschen

Text: Niels Jost

Bilder: Annette Boutellier

«Herren-T-Shirts sind immer begehrt»: Monica Stocker kennt die Wünsche ihrer Kundinnen und Kunden –sowie ihre Lebensgeschichten.

Dinesha Murugavel im Sortierwerk: Trotz der grossen Mengen kontrolliert sie jedes einzelne Stück und verpackt die Kleider in Kisten zur Zwischenlagerung.

In der Caritas-Kleiderzentrale werden jährlich Tausende gespendete Hosen, Blusen, T-Shirts und andere Textilien gesammelt, sortiert und zur Wiederverwendung aufbereitet. Die Kleider kommen Menschen zugute, die wenig Geld zum Leben haben. Doch die Kleiderzentrale ist noch vieles mehr.

Emina Nikolić* läuft zielstrebig durch die Regale. Die rüstige Frau weiss genau, wo sie fündig wird. «Hinten links», sagt sie, «sind die besten Kleidungsstücke.»

« Wenn unsere Kundinnen und Kunden ein modisches
Secondhandteil finden, verleiht das Würde . »

Nikolić ist Stammkundin in der Caritas-Kleiderzentrale in Waldibrücke bei Luzern. Die 47-Jährige schätzt die grosse Auswahl an Kleidung, Schuhen und Bettwäsche – und vor allem die tiefen Preise. Da ihr Lohn als Reinigungskraft klein ist, achtet sie genau darauf, wo sie

einkauft, um ihr knappes Budget nicht zu strapazieren.

Damit ist Emina Nikolić nicht allein: Vom vergünstigten Angebot dürfen Menschen profitieren, die unter oder knapp über dem Existenzminimum leben, Sozial hilfe oder Ergänzungsleistungen beziehen sowie asylsuchende und geflüchtete Personen. Möglich machen es die Spendenbereitschaft der Bevölkerung, eine ausgeklügelte Logistik und viel Herzblut. Doch von vorne.

Jeden Tag kommen Berge an Kleidern an Es ist noch frühmorgens, als Bestoon Bzaini seinen Lieferwagen zur Kleiderzentrale manövriert. Rückwärts fährt er punktgenau zur Rampe und beginnt, den Wagen zu entladen. Dieser ist bis zur Decke gefüllt mit Säcken voller Hosen,

Pullover, T-Shirts oder Schuhe. Bzaini und die anderen Chauffeure holen die Textilien mehrmals in der Woche bei rund 50 Sammelcontainern der Caritas in der Zentralschweiz und in Zürich ab.

Die Kleider lädt der 48-Jährige in grosse Karren um. «Manche Leute werfen nasse Sachen oder sogar Müll in den Sammelcontainer», sagt er und schüttelt den Kopf. «Das müssen wir dann entsorgen.» Der Grossteil sei aber einwandfrei, erklärt er, während er einen vollen Karren ins Innere bugsiert.

Bestoon Bzaini kennt das verwinkelte Gebäude in- und auswendig. Als junger Mann floh er vom Irak in die Schweiz und sammelte als Asylsuchender in der Kleiderzentrale erste Arbeitserfahrung. Schon in den 1970er-Jahren bot die Caritas hier ein Beschäftigungsprogramm für Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Stelle finden. Heute sind es im Durchschnitt zirka acht Personen, die so für ein paar Wochen oder Monate in Waldibrücke arbeiten und die 20 Festangestellten und weiteren Freiwilligen unterstützen.

Chauffeur Bestoon Bzaini liefert beinahe täglich neue Textilien an –dennoch mangelt es an Herrenund Kinderkleidung.

Bzaini hat die Chance gepackt und eine dauerhafte Anstellung erhalten. «Es war nicht leicht», blickt er zurück. «Alles war neu. Doch ich erhielt einen Lohn und konnte eigenständig werden. Das bedeutet mir viel.» Bzaini ist dem Unternehmen seither treu geblieben. Mehr noch: In der Kleiderzentrale hat er seine Frau kennengelernt. «Ein glücklicher Zufall.»

Drei Viertel der Textilien bleiben in der Schweiz

Nach kurzer Lagerung kommen die angelieferten Textilien ins Sortierwerk. Hier ist alles Handarbeit: Säcke bereitlegen, aufschneiden, Kleidungsstück begutachten, nach festgelegten Kriterien entschei-

Dinesha Murugavel hat eine ähnliche Lebensgeschichte wie Bestoon Bzaini: Als junge Frau flüchtete sie von Sri Lanka in die Schweiz und fand via Beschäftigungsprogramm zur Kleiderzentrale. Mittlerweile arbeitet die 39-Jährige über

« In der Kleiderzentrale erhielt ich einen Lohn und konnte eigenständig werden. Das bedeutet mir viel. »

zwei Jahrzehnte in Waldibrücke – ihre Sorgfalt hat dabei aber nie nachgelassen. Immer wieder findet sie Ausweise, Schmuck oder Bargeld, sei es in Hosentaschen, Schuhen oder versteckt in einem Seitenfach. Kann die Besitzerin oder der Besitzer ausfindig gemacht werden, wird die Ware zurückgegeben. Sonst wird der Fund als Spende verbucht.

den, ob es verwendet werden kann oder geflickt werden muss, zuordnen – Hosen zu Hosen, Hemden zu Hemden, Hoodies zu Hoodies. Und das im Sekundentakt. «Ein geübtes Auge und Ausdauer sind wichtig», sagt Sortiererin Dinesha Murugavel. «Wir müssen achtsam sein, denn die Qualität nimmt tendenziell ab.» Früher bestanden die Kleider aus 100 Prozent Baumwolle, heute enthalten sie oft minderwertige Materialien. Daher kontrolliert Murugavel jedes Stück genau – trotz der grossen Menge. Das ist letztlich auch für die Umwelt gut: «Was wir hier retten, muss nicht neu produziert werden», sagt sie und nimmt die nächste Jacke unter die Lupe.

Pro Jahr verarbeiten Dinesha Murugavel und ihre Kolleginnen und Kollegen mehrere hundert Tonnen Textilien, 2024 waren es 874 Tonnen. Knapp drei Viertel werden in der Schweiz wiederverwendet, etwa von Kundinnen und Kunden der Kleiderzentrale und der Secondhandläden «carla by Caritas», von Asylsuchenden, welche die Caritas im Auftrag des Kantons Luzern einkleidet, sowie von der Winterhilfe. Nur was hierzulande keinen Absatz findet, wird nach Polen und in den Irak exportiert oder zu Putzlappen verarbeitet.

Neue Kleidung stärkt das Selbstwertgefühl

Dass der Grossteil der Kleidung in der Schweiz bleibt, ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch bitter nötig. Jedes Jahr kaufen in der Kleiderzentrale über 15 000 Personen ein, die zu wenig Geld zum Leben haben – Tendenz steigend. Viele von ihnen kennt Monica Stocker. Sie ist zuständig für den Verkauf, das Lager und die Beratung im Laden. «Wir haben eine grosse Stammkundschaft», sagt sie. «Manche stöbern lieber allein, andere schätzen meine Unterstützung.»

Damit meint Stocker nicht nur die StilBeratung. Viele Kundinnen und Kunden vertrauen der 63-Jährigen ihre Sorgen an, erzählen von Schicksalsschlägen, Flucht, prekären Arbeitsverhältnissen oder ständigem Verzicht. «Diese Geschichten berühren mich noch immer – auch nach 35 Jahren Tätigkeit in der Kleiderzentrale», sagt Stocker.

Was sie motiviert, sind Momente, wenn eine neue Hose oder Bluse etwas in den Menschen auslöst. Sie ist überzeugt: «Wer ein modisches, hochwertiges Secondhandteil findet, bekommt mehr als nur Kleidung – es ist ein Stück Normalität. Es verleiht Würde und stärkt das Selbstwertgefühl.»

Eine Herausforderung sei es, ein Sortiment zusammenzustellen, das allen Bedürfnissen entspricht. So wird etwa verhältnismässig wenig Herren- und Kinderkleidung gespendet. «Männer kaufen womöglich weniger Kleider als Frauen und tragen sie länger, wodurch sie sich nicht zur Wiederverwertung eignen», mutmasst Monica Stocker.

Gerade deshalb ist sie froh um jedes gespendete Stück. Jede und jeder Einzelne könne einen Beitrag leisten: «Die Kleidersammlung gibt der Bevölkerung die Möglichkeit, andere Menschen auf niederschwellige Art und Weise direkt

Die Kleiderzentrale ist nicht nur ein Ort, um günstig einzukaufen, sondern auch für soziale Kontakte und Austausch.

zu unterstützen», bringt es Stocker auf den Punkt. Sie ist überzeugt: «Armutsbekämpfung beginnt im Kleinen.»

Was dieses Kleine bewirken kann, zeigt das Beispiel von Emina Nikolić, der Stammkundin in der Kleiderzentrale. Sie selbst verzichtet wegen ihres tiefen Einkommens auf vieles. Ihren drei Kindern aber möchte sie ein normales Leben bieten. Und tatsächlich, an diesem Vormit-

tag ist sie fündig geworden: ein Pullover für ihren jüngeren Sohn und ein Bikini für ihre Tochter. «Das wünschen sie sich schon lange. Sie werden sich freuen.»

*Name geändert

Weitere Informationen: caritas.ch/kleiderzentrale

Wo aus alten Skiern ein neuer Stuhl entsteht

Die Kleiderzentrale ist längst nicht das einzige Caritas-Projekt im Bereich Secondhand und Arbeitsintegration. 12 der 16 regionalen Caritas-Organisationen führen eigene Läden oder Brockis. Ein besonderes Konzept verfolgt Caritas Genf mit der «Recyclerie». An sieben Standorten gibt es Kleidung, Sportartikel, Möbel, Geschirr und sogar Haushalts- sowie Elektrogeräte. Die Läden stehen allen Personen offen – unabhängig ihres Einkommens. «Das ist uns ein grosses Anliegen», sagt Verkaufslei-

terin Camille Kunz. «Bei uns sollen sich alle wohl und dazugehörig fühlen.» Damit leistet die «Recyclerie» einen Beitrag zur sozialen Inklusion.

Die Nachfrage in Genf ist gross: Jeden Tag werden rund 1000 Artikel verkauft. Die Waren stammen von der Bevölkerung, die sie entweder direkt abgibt oder durch Caritas-Mitarbeitende abholen lässt.

Herzstück der «Recyclerie» ist die «Upcyclerie». Hier entsteht Neues aus Gebrauchtem, das sonst entsorgt

würde: aus alten Skiern wird ein Stuhl, aus Vorhängen schicke Handtaschen oder aus Lastwagenplanen stylische Schlüsselanhänger. «Wir wollen zeigen, dass eine Kreislaufwirtschaft möglich ist», sagt Camille Kunz. Mehr noch: In der «Upcyclerie» arbeiten Personen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Stelle finden. Kunz: «Wir sind rundum nachhaltig – im sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Sinn.» (nj/fb)

Caritas Schweiz unterstützt vertriebene Familien und Gastgemeinschaften und stärkt ihre Lebensgrundlagen nachhaltig.

Ein Neuanfang nach der traumatisierenden Flucht

Terroranschläge, Klimawandel und Konflikte zwischen den Gemeinschaften wegen fehlender Ressourcen: Burkina Faso sieht sich zahlreichen Krisen gegenüber, die starke Fluchtbewegungen zur Folge haben. Besonders betroffen ist der Osten des Landes. Dort ist Caritas Schweiz mit Projekten präsent.

«Aufgrund der Sicherheitslage mussten meine Familie und ich aus unserem Dorf flüchten», berichtet Dahani Sakina, 39 Jahre alt, Mutter von fünf Kindern. «Zunächst flohen wir nach Namounou und landeten schliesslich in Fada N’Gourma.»

«Ich konnte meine Einnahmequellen durch Schulungen und Coaching diversifizieren.»

Wie Tausende andere Personen suchten sie vor den Angriffen bewaffneter Gruppen Schutz in der Hauptstadt der Ostregion (im Bild oben links).

Der Osten Burkina Fasos ist eine der ärmsten Regionen des Landes und stark von der aktuellen humanitären Krise betroffen. Allein 2024 strömten über 132 000 Personen dorthin. Insgesamt zählt das Land nun über drei Millionen intern Vertriebene (IDPs). Das ist jede siebte Person.

Schulungen und Coaching

«Wir haben versucht, uns unser Leben wieder aufzubauen», erzählt Dahani Sakina, «aber das war sehr schwer. Als Vertriebene besass ich keine Mittel, um für meine Familie zu sorgen.» Doch die fünfache Mutter verfügt über zahlreiche Fähigkeiten und backt köstliche Kuchen. «Mir fehlten nur die Mittel, um mein Geschäft zu starten.»

Caritas Schweiz unterstützt betroffene Bevölkerungsgruppen mit konkreten Initiativen. Auch Dahani Sakina erhielt Hilfe und konnte von einer strukturierten, persönlichen Betreuung profitieren: «Ich bekam die notwendige Ausrüstung und Backwaren, um meine Kuchen zu produzieren und zu verkaufen. So konnte ich durch die Schulungen und das Coaching meine Einnahmequellen diversifizieren.»

Grösserer sozialer Zusammenhalt Die sozioökonomische Wiedereingliederung von Dahani Sakina war dank eines Programms möglich, das zum einen dem

akuten Unterstützungsbedarf gerecht wird und gleichzeitig langfristige Lösungen bietet. Es wird von Caritas Schweiz im Auftrag der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) umgesetzt. Bis heute wurden bereits 18 000 Personen gefördert.

Die Aktivitäten tragen zu einer grösseren Stabilität in der Region bei. Fabrizio de Georgio Ferrari Trecate, Leiter des Büros von Caritas Schweiz in Burkina Faso, unterstreicht dies: «Wir stabilisieren jene Haushalte von Vertriebenen und von Gastgemeinschaften, die besonders unter Armut leiden. Dadurch tragen wir dazu bei, dass Lebensgrundlagen nachhaltig gestärkt werden. Das verringert die sozialen Spannungen im Wettbewerb um die begrenzten Ressourcen.»

Dahani Sakina fühlt sich heute tatsächlich viel stärker. Sie ist stolz auf das, was sie erreicht hat: «Trotz der vielen Hindernisse bin ich heute in der Lage, für meine Familie zu sorgen.» (vm)

Burkina Faso gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, die politische und wirtschaftliche Lage ist äusserst instabil.

Serhii Doroschyns Feueranzünder sind in verschiedenen Formen und Grössen erhältlich.

Flammen der Hoffnung

Serhii Doroschyn ist Feuer und Flamme für seine Idee. Doch um mit seinen ökologischen Anzündern durchzustarten, braucht der 62-jährige Ukrainer finanzielle Unterstützung. Caritas Schweiz fördert sein Projekt und hilft so niederschwellig, Arbeitsplätze in der vom Krieg gezeichneten Region zu schaffen.

Durch den Krieg ist der Arbeitsmarkt besonders angespannt

Von Bekannten hörte er, dass die Caritas in verschiedenen Städten der Ukraine kleinere Unternehmen finanziell unterstützt, damit sie auch in der höchst prekären Situation Einkommen erwirtschaften können. Das Caritas-Projekt richtet sich hauptsächlich an Binnenvertriebene, also Personen, die aus besonders umkämpften oder besetzten Gebieten fliehen, sich anderswo im Land ansiedeln und von vorne anfangen müssen. Sie haben es oft besonders schwer, am neuen Ort Arbeit zu finden. Daneben achtet das Projekt aber darauf, dass nicht nur intern Geflüchtete unterstützt werden, sondern auch die ansässige Gemeinschaft. Serhii ist einer von ihnen. Er hat sich mit seiner Geschäftsidee bei Caritas Poltawa beworben und einen Vertrag unterzeichnet. Zuerst lernte er in einem Kurs einen tragfähigen Businessplan zu erstellen. Dann plante er mit den Mitarbeitenden der Caritas die nächsten Schritte. Zweifel kennt der Kleinstunternehmer nicht – Probleme sind dazu da, gelöst zu werden.

Umweltfreundlich und vielfach einsetzbar

Zweifel kennt der Kleinstunternehmer nicht –Probleme sind dazu da, gelöst zu werden.

Serhii, ein rüstiger Mittsechziger aus Poltawa in der Ostukraine, ist voller Tatendrang. Er will sich vom Krieg nicht unterkriegen lassen. Im Gegenteil, er treibt seinen Einmannbetrieb voran und plant, im bescheidenen Rahmen zu expandieren.

Vor etwa zehn Jahren hatte Serhii Doroschyn eine Idee: Er wollte aus pflanzlichen Abfällen biologische Feueranzünder herstellen. Erst tüftelte er nur

für sich selbst herum, häckselte getrocknete Sonnenblumenstiele und probierte verschiedene Materialzusammensetzungen aus. Irgendwann hatte er die perfekte Mischung aus Pflanzenresten und Wachs, 100 Prozent ökologisch und wiederverwertet. Er meldete seine Idee zum Patent an. Seither bietet er das Produkt in verschiedene Formen gepresst und verpackt an Tankstellen der Region, auf Märkten und in einer Supermarktkette an. Zudem verkauft er seine Anzünder online.

Der Kriegsausbruch in der Ukraine bestärkt ihn in seiner Idee. «Bei uns fällt immer wieder der Strom aus. Da ist es wichtig, dass man gutes Material zum Anzünden bei allen Witterungsbedingungen hat», erläutert Serhii Doroschyn.

Einzig, allein schafft er Produktion und Vertrieb nicht. Daher hat er zwei Männer eingestellt, beide schon über 50 und mit einer körperlichen Beeinträchtigung. «Sie wären sonst ohne Job und Einkommen geblieben», sagt Serhii. Die Lohnkosten für die ersten Monate übernimmt die Caritas. Sie bezahlt auch einen neuen, kleinen Häcksler.

Serhii Doroschyn schaut bereits nach neuen Absatzmärkten. Er ist überzeugt von seinem Produkt, «weil es vielfach eingesetzt werden kann, umweltfreundlich ist und Abfälle recycelt». Das gibt ihm in diesen kriegswirren Zeiten Hoffnung und Energie. (ll)

Erschüttert vom Bürgerkrieg und einem verheerenden Erdbeben

Myanmar leidet seit Jahrzehnten unter einem brutalen Bürgerkrieg. Er bringt Tod und Vertreibung mit sich. Am 28. März 2025 hat auch noch ein starkes Erdbeben das Land erschüttert. Caritas Schweiz leistet Nothilfe in den am schlimmsten betroffenen Regionen.

Naturkatastrophen sind verstörend. In wenigen Sekunden stürzt zusammen, was als sicher geglaubt war. Gebäude, die gerade noch Familien Schutz gegeben haben, liegen in Trümmern, begraben Menschen und ihr Hab und Gut unter sich. Strassen brechen auf und werden unpassierbar. Strommasten knicken wie Halme. Zurück bleiben Angst und Hilflosigkeit – so auch in Myanmar.

«Alles ist kaputt. Ich bin immer noch schockiert.»

Nur die Erinnerungen bleiben Schon vor dem Beben vom 28. März 2025 waren viele Menschen in Myanmar auf Hilfe angewiesen. Die Bevölkerung leidet unter einem Jahrzehnte dauernden Bürgerkrieg, der Vertreibung und Armut über das Land bringt. Jetzt haben viele durch die jüngste Naturkata strophe noch das Wenige verloren, das sie besassen.

Eine von ihnen ist Daw Khins*. Ihr Zuhause ist unbewohnbar. Erschüttert schildert sie: «Alles ist kaputt. Ich bin immer noch schockiert und sehr traurig.» Ihr bleiben nur ihre Erinnerungen. «Die Wohnung war klein, aber bezahlbar», erzählt sie. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie mit Gelegenheitsarbeiten. Die Einkünfte aus dem Verkauf von Gemüse und Früchten reichten knapp, um sich über Wasser zu halten. Nun lebt Daw Khins mittellos in einer Notunterkunft in Mandalay.

Wie Zehntausende, ist sie angewiesen auf humanitäre Hilfe, von Trinkwasser über Regenplanen, Küchenutensilien, Kleidung bis hin zu Medikamenten. «Eigentlich versuchen wir, den Menschen in Katastrophenregionen bevorzugt Bargeld zu geben. So können sie selbstbestimmt kaufen, was sie am dringendsten brauchen», erklärt Sarah Buss, Leiterin Kata strophenhilfe bei der Caritas. «Das war aber erst sinnvoll, als Geschäfte und Märkte wieder geöffnet waren. Wir passen die Hilfsleistungen je nach Situation an.»

Bessere sanitäre Bedingungen vor Ort Caritas Schweiz realisiert ihre Projekte mit mehreren Partnern vor Ort, etwa der Caritas Myanmar. Die lokalen Organisationen kennen die Situation sehr gut. Sie können abschätzen, wo welche Hilfe nötig ist und wie sie unter den schwierigen Gegebenheiten implementiert werden kann. Dabei sind gleichermassen Planungsgeschick und Anpassungsfähigkeit gefragt.

Das grösste Projekt von Caritas Schweiz wird von der Glückskette mitfinanziert. Neben der Bargeldhilfe werden Trinkwasserkanister und Hygienepakete mit Windeln, Seife sowie Zahnbürsten verteilt. Darüber hinaus bauen die Projektpartner Wassertanks und Latrinen auf, um die sanitären Bedingungen zu verbessern. Zudem schafft die Caritas Schutzräume, in denen Kinder ihre traumatischen Erlebnisse psychologisch betreut aufarbeiten können. «Die Not in Myanmar ist vielfältig. Mit breitgefächerten Hilfsleistungen können wir bestmöglich auf die Bedürfnisse der Zivilbevölkerung antworten», erläutert Sarah Buss. «Das ist unter den Gegebenheiten eine Herausforderung. Aber unsere Partner leisten grossartige Arbeit.» (ll) *Name geändert

Die Zerstörung nach dem Beben vom 28. März 2025 ist besonders in der Region rund um Mandalay verheerend.
Durch die Katastrophe hat Daw Khins ihre Wohnung sowie ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Sie ist auf Hilfe angewiesen.

Mit dem Caritas-Projekt «Digitale Unterstützung» erhalten Personen Hilfe im Umgang mit digitalen Geräten.

Wie Bildung gezielt gegen Armut wirken kann

Bildung spielt in der heutigen Wissensgesellschaft eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Armut. Doch gerade Menschen mit geringem Budget bleibt dieser Zugang versperrt. Caritas Schweiz zeigt auf, wie diese Hürden abgebaut werden können.

Adèle Villiger ist Mitglied des Reinigungskollektivs Flexifeen in Basel. Da Adèle Villiger Weiterbildung als sehr wichtig erachtet, absolviert sie zurzeit ein Bachelorstudium. Am Caritas-Forum in Bern

«Betroffene können sich die Zeit für Kurse nicht nehmen, weil sie dann kein Einkommen erzielen.»

gab sie im Januar gegenüber der Tagesschau von Fernsehen SRF über ihre Erfahrungen Auskunft: «Die Ausbildung finanziere ich leider aus meiner eigenen Tasche, obwohl ich bei der Sozialhilfe bin.» Sie muss dafür einen Teil des Geldes opfern, das eigentlich für das Essen reserviert ist.

Bildungschancen sind ungleich verteilt

Nicht nur bei Medien, auch bei den über 200 Teilnehmenden der Tagung stiess die Diskussion darüber, ob Weiterbildung tatsächlich eine Chance zur Überwindung der Armut sei oder doch eher eine Illusion, auf grosses Interesse. Paradoxerweise bleibt Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten der Zugang zu Aus- und Weiterbildungen häufig verwehrt, obwohl sie besonders darauf angewiesen wären. «Betroffene können sich die Zeit für Kurse und Lehrgänge nicht nehmen, weil sie dann kein Einkommen erzielen oder die Betreuung der Kinder nicht finanzierbar ist. Dies verfestigt die Prekarität», sagt Aline Masé, Leiterin der Fachstelle Sozialpolitik bei Caritas Schweiz.

Sechs Forderungen für mehr Chancengleichheit bei der Bildung Damit diesem Missstand entgegengewirkt werden kann, sind gezielte Massnahmen erforderlich. Caritas stellt in ihrem aktuellen Positionspapier «Bildungschancen verbessern, Armutsrisiken verringern» sechs konkrete Forderungen an Politik und Wirtschaft. Die Ungleichheit der Bildungschancen beginnt bereits vor dem Kindergarten. Kinder, deren Eltern über eine geringere oder weniger anerkannte Bildung verfügen, sind benachteiligt. Mit früherer Einschulung und späterer Einteilung in schulische Leistungsniveaus könnte das Bildungssystem chancengerecht reformiert werden.

Zudem benötigen Erwachsene mit knappem Budget während Aus- und Weiterbildungen existenzsichernde Stipendien, die nicht nur Kurskosten, Lehrmittel und Prüfungsgebühren decken, sondern auch den Erwerbsausfall kompensieren. Wichtig ist auch der Ausbau von Verfahren zur Anerkennung von ausländischen Diplomen oder von langjähriger Berufserfahrung für möglichst viele Berufe. Weiter braucht es Bildungsangebote, die sich an der Lebensrealität von Erwachsenen in prekären Verhältnissen orientieren. Die Arbeitgeber haben die Aufgabe, das Klima und die Rahmenbedingungen für Aus- und Weiterbildungen zu schaffen. Nicht zuletzt braucht es eine kostengünstige Kinderbetreuung, damit auch Eltern mit tiefen Einkommen und insbesondere Alleinerziehende ihre Bildungspläne realisieren können. (sg)

Auch der Sozialalmanach 2025 der Caritas ist dem Thema gewidmet: «Stabil prekär. Mit (Weiter-) Bildung aus der Armut?»

Weitere Informationen und Bestellung: www.caritas.ch/ sozialalmanach-2025

Positionspapier: caritas.ch/bildungschancen

Freiwillige gesucht:

Einsatz in den Bergen

Jeden Sommer helfen mehr als 850 Menschen den Bergbauernfamilien von Caritas-Bergeinsatz. Die Familien befinden sich in Not oder einer belastenden Situation. Der Einsatz der Freiwilligen bedeutet für sie eine dringend benötigte

Unterstützung oder eine Verschnaufpause inmitten der vielfältigen Aufgaben. Lukas K. hat seinen Freiwilligeneinsatz bei einer Familie im Kanton Graubünden gemacht und tatkräftig mit angepackt. Über seine Zeit dort sagt er: «Die Arbeit war zwar körperlich anstrengend, aber ich habe mich nach einer Woche Ferien selten so erholt und zufrieden gefühlt.»

Die Freiwilligen kommen bei einem Einsatz ins Schwitzen, sie lernen eine neue Welt kennen und tun etwas Gutes. Freiwillig engagieren können sich alle, die zwischen 18 und 70 Jahre alt, mental und körperlich fit und motiviert sind. (dg)

Agenda

Online-Infoanlass für Einsätze im Berggebiet 24. Juni, 12.00–12.45 Uhr Die Anmeldung erfolgt online über www.bergeinsatz.ch

«Selbstbestimmt im Alter»

Kostenlose Informationsveranstaltungen von Caritas Schweiz zu Vorsorge und Testament: Donnerstag, 4. und Freitag, 5. September 2025 Thomaskirche, 4055 Basel. Anmeldungen unter 041 419 24 19 oder event@caritas.ch

Informationsanlass

Pflegeeltern werden 15. September, 19.00 Uhr (online) Anmeldung via caritas.ch/pflegeeltern-werden

Einen Einsatz buchen Sie über die Webseite: bergeinsatz.ch

Espresso diplomatique: kurze und kräftige Dosis Aussenpolitik

Sie sind interessiert an aussenpolitischen Hintergründen, die über die übliche Berichterstattung in den Medien hinausgehen? Sie möchten aber keine ellenlangen Analysen durchackern? Dafür gibt es eine Lösung: Der Newsletter «Espresso

diplomatique» ist eine Kooperation des Forums für Aussenpolitik (foraus), der Schweizerischen Gesellschaft für Aussenpolitik (SGA) und von Caritas Schweiz. Er bringt jede zweite Woche eine kurze und kräftige Dosis an aussenpolitischen Kurzanalysen. Caritas beteiligt sich seit zwei Jahren. Wir tun dies aus der Überzeugung, dass Entwicklungspolitik und humanitäres Engagement tragende Elemente der Aussenpolitik sind. Interessiert? (sg)

Hier geht es zur Anmeldung: www.caritas.ch/espresso-diplomatique

Veranstaltungen der regionalen Caritas-Organisationen finden Sie Veranstaltungen in Ihrer Nähe: caritas-regio.ch/agenda

Weitere Informationen zu den Positionen von Caritas Schweiz finden Sie hier: caritas.ch/unsere-positionen

youngCaritas bringt soziale Themen ins Klassenzimmer

Wie können junge Menschen für soziale Gerechtigkeit sensibilisiert werden? Wie lassen sich aktuelle gesellschaftliche Themen spannend und interaktiv im Unterricht vermitteln? Viele Lehrpersonen stellen sich genau diesen Fragen. Hier setzt youngCaritas mit ihren Bildungsangeboten an.

Seit vielen Jahren engagiert sich youngCaritas im Bildungsbereich mit dem Ziel, junge Menschen für die Kernthemen der Caritas zu sensibilisieren und Lehrpersonen bei der Wissensvermittlung zu unterstützen.

Workshops zu Armutshemen

Ab der Sekundarstufe besuchen wir Schulklassen und führen Workshops zu den Themen Armut in der Schweiz, Migration und Flucht, Internationale Zusammenarbeit sowie Jugendverschuldung durch. Im Sinne der «Bildung für Nachhaltige Entwicklung» vermitteln wir die Themen mit interaktiven Methoden, fördern den Austausch, regen zum Nachdenken an und zeigen Handlungsmöglichkeiten

auf. Dabei orientieren wir uns stark an den schulischen Lehrplänen und passen die Inhalte an Alter und Vorwissen der Jugendlichen an.

Bildungsmaterialien für den Unterricht

Zusätzlich stellen wir verschiedene Bildungsmaterialien zur Verfügung. Für Jugendliche bieten wir Infohefte, in denen die komplexen Themen in einfacher Sprache erklärt werden. Zudem stehen wir für Interviewgespräche im Rahmen von Vorträgen oder Projektarbeiten zur Verfügung. Speziell für Lehrpersonen erarbeiten wir Unterrichtsdossiers, die sich einfach in den Schulalltag integrieren lassen. Darin greifen wir aktuelle Ge-

Spannende Inputs zu Migrationsthemen

Vom 18. bis 21. September findet zum 12. Mal das MigrAction-Weekend in Oberarth (SZ) statt. Es wird von youngCaritas Schweiz in Zusammenarbeit mit youngCaritas Zürich organisiert. Das MigrAction-Weekend ist ein kostenloses Weiterbildungswochenende rund um die Themen Migration, Flucht und Asyl. Das Weekend richtet sich an junge Personen zwischen 16 und 30 Jahren und bietet fundierte Inputs von Fachpersonen, Workshops und Diskussionsrunden. Zum zweiten Mal werden auch engagierte Freiwillige aus unserem europäischen Partnernetzwerk teilnehmen, wodurch sich Vernetzungsmöglichkeiten eröffnen.

Infos und Anmeldung: youngcaritas.ch/migraction

schehnisse auf, liefern wertvolle Hintergrundinformationen, Anregungen für den Unterricht und praktische Umsetzungsideen. Sämtliche Materialien bieten wir kostenlos zum Download an. Wir entwickeln unser Angebot laufend weiter – mit neuen Materialien und innovativen Ansätzen, um junge Menschen für eine gerechtere Welt zu begeistern. (lb)

Alle Informationen zu unseren Bildungsangeboten: youngcaritas.ch/schule

Angeregte Diskussionen am youngCaritas-Schulbesuch.

Heu dir den Kopf frei!

Online Bergeinsatz buchen:

Heuen, misten, Tiere füttern oder kochen: Wir suchen Freiwillige, die Bergbauernfamilien in Not unterstützen. www.bergeinsatz.ch

Foto: Franca Pedrazzetti

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