Natur+Umwelt 4-2016

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Gerettete Landschaften entdecken

Eine Insel der Ruhe

Foto: Winfried Berner

Wer an die Fränkische Schweiz denkt, denkt an tief eingeschnittene Karsttäler und an eine karge Hochfläche. Das obere Püttlachtal ist anders: Ein weites, offenes Becken mit einer Vielfalt von ganz unterschiedlichen Biotopen. Eine Insel der Ruhe in der vom Ausflugstourismus gebeutelten Fränkischen Schweiz. Und einer der großen Erfolge der BNKreisgruppe Bayreuth.

Mosaik von Biotopen Im idyllischen oberen Püttlachtal sollte ein riesiger Staudamm gebaut werden.

W

er das kleine Dörfchen Püttlach sieht, dem fährt nachträglich der Schrecken in die Glieder, wenn er sich einen zwanzig Meter hohen Staudamm direkt hinter den letzten Häusern vorstellt. Auch die Püttla­ cher selbst waren nicht amüsiert von der Perspektive, direkt unter einem überdimensionierten Hochwasser­ rückhaltebecken zu leben, das zwischen 45 Hektar (normal) und 62 Hektar (Hochwasser) groß und zwei Kilometer lang werden sollte. Sie wehrten sich heftig, weil sie nicht auf den launischen Ausflugstourismus setzten, sondern auf treue Feriengäste, die Ruhe und Abgeschiedenheit suchen. Drei Anläufe machte man zwischen 1971 und 1988, zuletzt unter der Führung von Landrat Dr. Klaus-Gün­ ther Dietel (CSU), um die Püttlacher mit einem Stausee zu »beglücken«. Doch der Widerstand nahm stetig zu, auch durch die engagierte Einmischung der BN-Kreis­ gruppe unter ihrem langjährigen Vorsitzenden Helmut Korn. Denn immer klarer war inzwischen geworden, wie wertvoll dieses Gebiet ist. Die Höhere Naturschutz­ behörde in Bayreuth stellte 1987 in einem geobotani­ schen Gutachten dessen besondere Schutzwürdigkeit fest und empfahl es für ein Naturschutzgebiet von Pot­ tenstein bis zur Herrenmühle. Weite Teile sind heute FFH-Gebiet. Artenreiche Wiesen Wer dort spazieren geht, sollte nicht nach spektaku­ lären Postkartenmotiven Ausschau halten wie ein paar Kilometer talabwärts in Pottenstein, sondern auf die kleinteiligen Felder und Wiesen achten. Man kann dazu direkt von Püttlach auf der wenig befahrenen Teerstraße nach Norden gehen, in Richtung Hedel­ mühle, bis in deren Nähe der Stau gereicht hätte. Der

erste größere Feldweg nach links lohnt einen Abstecher in blühende Hangwiesen. Zurück auf der Straße kön­ nen wir bei trockenem Wetter kurz nach einem Stich­ weg nach rechts über die Wiese zum großen, von Bäu­ men halb verdeckten Egloffsteiner Weiher abzweigen. Eine Brücke führt uns über die junge Püttlach. (Alter­ nativ kann man auf der Straße weitergehen bis kurz vor die Hedelmühle und dann scharf rechts in die Straße nach Bodendorf einbiegen.) Am südlichen Rand des Weihers geht ein Steig zur anderen Talseite, durch eine feuchte Senke, nach der wir auf einen Waldweg stoßen. Der trifft bald auf die Straße nach Bodendorf, der wir etwa 200 Meter folgen. Doch bevor wir den Ort errei­ chen, biegen wir scharf nach rechts in einen Weg, der erst hinunter und dann halblinks zu einem Wald hoch­ führt. Dort rechts auf einen Wanderweg (Blauer Ring), der uns nach etwa einem Kilometer zurück nach ­Püttlach führt. Dort lohnt es sich, am Feuerwehrhaus vorbei ein Stück den alten Kirchweg in das Buchtal zu gehen. Wo der Weg das Tal quert, liegen linker Hand die prächti­ gen und artenreichen Schmittwiesen, die der Kreis­ gruppe Bayreuth gehören und von ihr gepflegt werden. Es lockt, den idyllischen Weg noch ein Stück weiterzu­ gehen, bevor wir nach Püttlach zurückkehren. Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner Ausgangspunkt: Püttlach, Gemeinde Pottenstein Länge: circa 6 Kilometer (Fritsch-Karte Fränkische Schweiz Süd) Höhenunterschied: im Talbecken gering Wegcharakter: Teerstraße, Wald- und Feldwege, Steige Einkehr: Püttlach

[4-16] Natur + Umwelt BN-Magazin

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Die Autoren Winfried Berner, Mitglied des Lan­ desvorstandes, hat mit seiner Frau ­Ulrike Rohm-Ber­ ner den Wander­ führer »Gerettete Landschaften« ­verfasst. 14,90 Euro, im Buchhan­ del oder bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23- 9 99 57 20


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