Natur+Umwelt 2-2025: 50 Jahre BUND

Page 1


Ratgeber: Weniger Plastik in Kommunen

Aktuell: SandAchse Franken, Vogelschlag vermeiden

Fachvorträge, Workshops und geselliger Austausch im besonderen Ambiente der Burg Lenzen –der Treffpunkt für Haupt- und Ehrenamtliche des Umweltschutzes in Nordostdeutschland inmitten der Flusslandschaft Elbe. Ein abwechslungsreiches Exkursionsprogramm führt zu den BUNDProjekten am Elbestrom.

Anmeldung und Informationen: www.burg-lenzen.de/ veranstaltungen/tagungen

Die Veranstaltung wird durchgeführt vom Trägerverbund Burg Lenzen e.V. und dem BUND Bundesverband.

Inhalt

AKTUELLES

4/5 Aktuelle Meldungen

6 Kommentar

7 Gerettete Landschaft

8 -11 Aktuelles

TITELTHEMA

12 50 Jahre BUND

13 Weitsichtig

14–16 Wichtige Wegmarken

17 Gratulation!

18/19 Unsere Geschichte in Bildern

20–27 Landesverbände im Porträt

AKTION

28 Mitmachaktion Stadtbäume

NATUR IM PORTRÄT

29 Pflanzenporträt Ruprechtskraut

30–33 SandAchse Franken

34 Vogelschlag vermeiden

35 Standpunkt Wolf

36/37 Streuobstwiesen

38/39 Bedroht: Uferschnepfe

URL AUB & FREIZEIT

40 Wanderung Schwebheim

41 Reise Stilfserjoch

BN AKTIV + NAH

42 Serie: BN-Grundstücke

43 Editorial des Vorstands

44 Huber t Weiger im Interview

46–48 Meldungen

49 Umweltbildung

50 Der BUND ist unabhängig

52 Porträt

53-59 Regionalseiten

SERVICE

60 Ratgeber

61 Ökotipp: Frühjahrsputz

62 Leserbriefe

63 Medien und Reisen

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

am 3. Mai haben wir in Deutschland mal wieder restlos jene irdischen Ressourcen verbraucht, mit denen wir eigentlich das ganze Jahr auskommen sollten. Lebten alle Menschen so verschwenderisch, bräuchte es drei Erden. So zu tun, als gebe es diesen Missstand nicht, zeugt kaum von Verantwortungsbewusstsein. Die neue Bundesregierung will uns weismachen, dass sie sich um die natürlichen Lebensgrundlagen nicht besonders zu kümmern braucht. Statt den Naturund Klimaschutz im Koalitionsvertrag angemessen zu berücksichtigen, planen Union und SPD umweltschädliche Subventionen wie die Pendlerpauschale noch zu erhöhen. Dabei heizt sich Europa im Zuge der Klimakrise schneller auf als jeder andere Kontinent.

Das macht deutlich: 50 Jahre nach seiner Gründung wird die Stimme des BUND weiter sehr gebraucht. Aus Anlass des Jubiläums blicken wir in diesem BUNDmagazin auf wichtige Ereignisse und Erfolge unserer Geschichte zurück. Und weil eine Stärke des BUND seine Präsenz in der Fläche ist, stellen sich Ihnen in diesem Rahmen auch alle 16 Landesverbände vor.

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.

66 Ihre Ansprechpartner*innen/ Impressum

Luise Frank Redaktion Natur+Umwelt

Severin Zillich Redaktion BUNDmagazin

Foto: Marianne Watzenberger
Foto: Andreas Niedling

Aktuelles

VIER JAHRESZEITEN

Erneut kürt der BUND eine »Allee des Jahres« – aus den besten Bildern, die Sie uns zuschicken. Wir freuen uns über Ihre Fotos, ob vor der Haustür oder anderswo in Deutschland entstanden. Das diesjährige Motto des Wettbewerbs lautet »Alleen durch die vier Jahreszeiten«

Bitte senden Sie uns bis 16. September maximal vier (digitale) Bilder, die nicht älter als ein Jahr sind. Notieren

Es geht voran: Die neue Bundesgeschäftsstelle des BUND nimmt immer mehr Gestalt an. Inzwischen sind die Regenwasserzisterne und Erdsonden für Heizung und Kühlung eingebaut, sind Keller und Erdgeschoss errichtet. Ab dem ersten Stock geht es an Außenwänden und Decken nun mit Holz weiter. Auch wenn Treppenhäuser, Brandwände und Fahrstuhlschächte aus Beton sein müssen, wird das Holz unser Haus prägen. Mehr dazu: www.bund.net/bundesgeschaeftsstelle

WAHL DES BUNDESVORSTANDS

Vom 7. bis 9. November 2025 tagt in Bad Hersfeld die BUND-Bundesdelegiertenversammlung. Delegierte und Funktionsträger*innen erhalten die Einladung bis Anfang August. Antragsschluss ist der 25.September.

Die Versammlung wählt dieses Jahr turnusgemäß einen neuen Bundesvorstand. Zur Wahl stellen kann sich jedes Mitglied des BUND. Wer für den Bundesvorsitz sowie den stellvertretenden Vorsitz kandidiert, muss die in der BUND-

Satzung (§ 7 Abs. 3) beschriebenen Voraussetzungen erfüllen. Mehr dazu unter: www.bund.net/bdv

Alle Bewerber*innen werden gebeten, einen Bewerbungsbogen auszufüllen, der über die Bundesgeschäftsstelle erhältlich ist. Hierfür und für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an: gremien@bund.net

Sie dazu möglichst den Ort, die Länge der Allee und ihre prägende Baumart. Auch wüssten wir gerne, was Sie mit dieser Allee verbindet. Im Herbst wird eine Jury die Allee des Jahres 2025 küren und öffentlich präsentieren. Für den ersten Platz gibt es neben der Auszeichnung eine Übernachtung auf Burg Lenzen für zwei Personen. Auch den Zweit- und Drittplatzierten winken schöne Preise.

Foto: K. Dujesiefken

Kastanienallee im Frühling.

Mehr zum Thema www.allee-des-jahres.de; Ihre Fotos senden Sie bitte an: katharina.dujesiefken@bund-mv.de

kurz & gut

»Only bad news is good news«

heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit.

Doch positive Neuigkeiten aus dem Naturund Umweltschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.

Megastall verhindert: Der BUND klagt regelmäßig gegen Auswüchse der Massentierhaltung, und das immer wieder mit Erfolg. So auch in der Ostalb, wo der größte Rinderhof Baden-Württembergs geplant war. Der Kobeleshof bei Ellwangen wollte seinen Tierbestand auf 1313 Rinder vergrößern, obwohl die Nitratwerte in dem Wasserschutzgebiet durch Überdüngung schon deutlich erhöht sind. Nach fünf Jahren bestätigte ein Verwaltungsgerichtshof nun endgültig das Verbot der Erweiterung. Der BUND BaWü sieht damit den Schutz des Grundwassers und der biologischen Vielfalt gestärkt.

Immer mehr Strom aus Wind und Sonne und Wasser: Erneuerbare Energien sind die wichtigste Quelle der deutschen Stromerzeugung. 2024 wuchs der Anteil erneut: 59,4 Prozent des Stromes stammten aus Windkraft, Photovoltaik, Biogas und Wasserkraft. In den USA übertraf der Anteil von Wind und Sonne an der Stromversorgung im vergangenen Jahr mit 17 Prozent erstmals den der Kohle (15 Prozent). Dieser Trend wird sich fortsetzen, so alle Prognosen, trotz der fossilen Agenda des neuen Präsidenten. Weltweit wuchs 2024 die Leistung neuer Solaranlagen um fast 600 Gigawatt, auch das ein Rekord.

Wieder Luchs ausgewildert: Am 10. April konnte der BUND im Thüringer Wald ein weiteres Tier auswildern, im Rahmen des Projektes »Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen«. Das drei- bis vierjährige, rund 22 Kilogramm schwere Männchen aus Rumänien wird das kleine Luchsvorkommen in Thüringen stärken. Seit Anfang 2024 haben der BUND und seine Projektpartner hier bereits vier Luchse ausgewildert. Bis 2027 sollen noch mehr Tiere folgen, um eine dauerhafte Population aufzubauen. Sie soll sich mit den Luchsen im Bayerischen Wald und im Harz verbinden. Die wenigen Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Art sind hierzulande stark isoliert.

Ohne Auto mobil im Jasmund: Deutschlands kleinster Nationalpark im Nordosten von Rügen ist nun kostenlos per Bus erreichbar. Gäste mit einer Kurkarte aus Lohme, Glowe oder Juliusruh-Breege können drei Buslinien in den Park nutzen: > www.koenigsstuhl.com/besuch. Der Anfang für eine Mobilität auf Gästekarte ist hier somit gemacht. Unterstützt wird diese Initiative von »Fahrtziel Natur«, einer Kooperation von BUND, NABU und VCD gemeinsam mit der Deutschen Bahn. Die Insel Rügen erreichen Sie übrigens umweltfreundlich mit dem ICE. >www.fahrtziel-natur.de

Skigebiet in der Ukraine gestoppt: Ein umfangreiches Skigebiet in den stellenweise noch sehr naturnahen Karpaten darf nicht gebaut werden. Dies entschied nach jahrelangem Rechtsstreit im Oktober der oberste Gerichtshof der Ukraine (wie unser Verbündeter »Euronatur« meldete). Die Bürgerinitiative »Free Svydovets« hatte gegen das umstrittene Projekt eines Oligarchen im äußersten Westen der Ukraine geklagt – mit Erfolg. Die Natur der Karpaten bleibt jedoch gefährdet. In der Umgebung des Gebirgszugs Svydovets sind weitere Skigebiete geplant.

GERETTETE LANDSCHAFT

Nördlich von Dülmen im Münsterland umgibt ein Naturschutzgebiet den Welter Bach. In seinen von Galloway-Rindern beweideten Auwiesen blühen Sumpfdotterblumen und Orchideen, brüten Brachvögel und Kiebitze. Auf Bauernhöfen ringsum nisten Steinkäuze und Schleiereulen, in den Tümpeln laicht der

Laubfrosch. Der BUND in NRW betreut dieses Schutzgebiet seit 40 Jahren ehrenamtlich und hat hier Grund erworben. Mit aufwendiger Pflege konnte er die einst intensiv genutzten Wiesen wieder in eine artenreiche bäuerliche Kulturlandschaft überführen.

> www.welter-bach.de

Foto: Martin
Groß

Farys

Foto: Jörg

SAGEN AUCH SIE: »KOA GAS!«

Schon über 40 000 Menschen fordern Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger mit ihrer Unterschrift auf, die Projekte zur Erdgas-Förderung zwischen Lech und Ammersee zu stoppen. Helfen auch Sie mit, die für Klima und Natur schädlichen Gasprojekte zu stoppen! Greenpeace, Fridays for Future und der BUND Naturschutz haben bis Redaktionsschluss über 40 000 Unterschriften gesammelt, fast die Hälfte davon ist über die Aktionsseite des BN zusammengekommen. Die Aktion läuft weiter, hier können Sie sich informieren und unterschreiben. Ein Rechtsgutachten der Umweltorganisationen zeigt zudem, dass der Frei-

BEDROHTE LUCHSE

Einer neuen Studie der Universität Freiburg zufolge sind illegale Tötungen die wichtigste Todesursache für Luchse –auch in illegal bejagten Populationen! In Bayern sind die Pinselohren nach wie vor vom Aussterben bedroht.

Analysiert wurden dazu die Telemetriedaten von 681 Luchsen aus ganz Europa. Mithilfe dieser Daten aus 21 Forschungsprojekten konnten die Forschenden Über-

staat – entgegen anderslautender Aussagen des Ministers – Gasbohrungen in Bayern verbieten kann. Bayerns Wirtschaftsministerium hat die Suche nach fossilem Gas in zwei Gebieten zwischen Lech und Ammersee und unter der Gemeinde Holzkirchen erlaubt. Der Bohrplatz liegt direkt neben einem europäischen Schutzgebiet für Tiere und Pflanzen und der einzigen Trinkwasserquelle des Dorfs.

Unsere Petition

Unterzeichnen auch Sie die Petition gegen eine Gasbohrung in Bayern! www.bund-naturschutz.de/kein-gas

lebensraten und Sterblichkeitsursachen der Tiere ermitteln. Dabei fand das Team heraus, dass über 33 Prozent der dokumentierten Todesfälle auf illegale Tötungen zurückgingen.

Bemerkenswert, aber traurig: In bejagten Populationen und in geschützten Populationen war das Risiko, durch Jagd oder illegale Tötungen umzukommen, gleich hoch. Diese Ergebnisse zeigen, dass Bejagung nicht, wie oft behauptet, dazu beiträgt, illegale Tötungen zu verringern. Der BUND Naturschutz setzt sich seit langem dafür ein, illegale Tötungen geschützter Wildtiere strenger zu ahnden und konsequenter zu verfolgen.

RÜCKZUG

AUS FLUGHAFENPROJEKT

Der Protest zeigte Wirkung: Die Stadt München zieht sich aus einem naturzerstörerischen Flughafenbau in Albanien zurück.

Die Stadt beendet ihre indirekte Beteiligung über die Flughafen München GmbH, deren Tochter MAI bislang nach eigenen Aussagen beratend in das umstrittene Vorhaben eingebunden war. Das wurde im April in der Sitzung des Wirtschaftsausschusses berichtet.

Der Rückzug der MAI aus dem umstrittenen Flughafenprojekt Vlora in Albanien ist ein großer Erfolg für BUND Naturschutz, EuroNatur und lokale Umweltschutzorganisationen vor Ort. »Unser langer Atem hat sich am Ende, zumindest was die deutsche Beteiligung angeht, ausgezahlt. Dass München sich nun zurückzieht, zeigt: Öffentliche Verantwortung kann und darf nicht an der Stadtgrenze enden«, erklärt Christian Hierneis, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe München.

Der geplante Flughafen entsteht in der Narta-Lagune (im Bild), einem international geschützten Feuchtgebiet von herausragender Bedeutung für den Vogelzug. Neben der Berner Konvention haben auch das Europäische Parlament und die Europäische Kommission den Bau des Flughafens in einem europäischen Schutzgebiet scharf kritisiert.

Mehr Infos zum Luchs

www.bund-naturschutz.de/tiere-inbayern/luchs/bedrohung

NEUER

BRUTVOGEL­ATLAS FÜR BAYERN

Wo leben welche Vogelarten? Und wie haben sich die Bestände in letzter Zeit entwickelt? Diese Frage soll in den kommenden vier Jahren das deutschlandweite Großprojekt Adebar beantworten. Für Bayern ist unter anderem der BUND Naturschutz Kooperationspartner. Von 2005 bis 2009 wurde bereits ein solcher Brutvogelatlas für Deutschland erstellt. Nun wird das Projekt wiederholt, um zu sehen, wie sich die Bestände der Arten entwickelt haben. Dafür werden viele Ehrenamtliche benötigt, die zugewiesene Abschnitte kontrollieren. Mitmachen kann, wer heimische Vogelarten am Ge-

sang erkennt oder sich dieses Wissen in Kursen aneignen möchte. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, an speziellen Aktionen wie der Zählung von Schwalben oder Mauerseglern teilzunehmen.

Ziel ist es, mit der Neuauflage von Adebar verlässliche Erkenntnisse über das Vorkommen heimischer Vogelarten zu bekommen. Diese Informationen helfen Behörden, bei der Planung von Straßen oder Baugebieten auf das Vorkommen womöglich seltener und geschützter Vögel Rücksicht zu nehmen.

Mehr Infos auf www.bund-naturschutz.de/aktionen/ adebar-brutvogelatlaswww.lfu.bayern. de/natur/brutvogelatlas/index.htm

Ohne ausreichende Bejagung ist der dringend notwendige Waldumbau nur mit riesigem Aufwand möglich.

RECHNUNGSHOF: DEFIZITE BEI JAGD

In seinem aktuellen Jahresbericht widmet sich der Oberste Rechnungshof (ORH) Bayerns auch dem Thema Waldumbau und dem Vollzug der Jagdgesetze. Seine Einschätzung bestätigt die Position des BUND Naturschutz.

Der ORH-Bericht offenbart massive Defizite bei den Jagdbehörden: nicht erfüllte Abschussvorgaben, Zweifel an den angegebenen Abschusszahlen und fehlende Kontrollen bis hin zu Abschussvorgaben durch Untere Jagdbehörden, die die Abschussempfehlungen der Forstlichen Gutachten nicht beachten.

Der BUND Naturschutz sieht sich durch den Bericht bestätigt: »Oft verhindern überhöhte Wildbestände seit Jahren die

notwendige Waldverjüngung. Dass nun auch der ORH ein angepasstes Wildtiermanagement fordert, stützt unsere langjährige Forderung nach einer konsequenteren Jagd«, erklärt der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe. »Wir brauchen keine Abschaffung der behördlichen Abschussquoten, wie sie Aiwanger auch für Jagdreviere mit zu hohem Verbiss plant. Wir brauchen Jagdbehörden mit einem Jagdminister an der Spitze, der bei Defiziten nicht wegschaut, sondern die gesetzlichen Ziele umsetzt! Insofern ist der ORH-Bericht eine schallende Ohrfeige für Jagdminister Hubert Aiwanger und seine geplante Jagdgesetznovelle.«

HANS BIBELRIETHER VERSTORBEN

Der BUND Naturschutz trauert um den ehemaligen Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, Hans Bibelriether. Er prägte den Naturschutz mit seinem Leitsatz: »Natur Natur sein lassen«. »Mit Hans Bibelriether verliert der Naturschutz in Deutschland einen seiner großen Vordenker und Wegbereiter«, erklärte der BN-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger. »Wenn heute in Deutschland zahlreiche Naturwälder ausgewiesen und in Kernzonen von Nationalparken und Biosphärenreservaten das Prinzip ›Natur Natur sein lassen‹ gilt, geht das maßgeblich auf das Wirken von Hans Bibelriether zurück. Der Naturschutz in Bayern und ganz Deutschland verdankt ihm viel – nicht zuletzt, dass durch seinen unermüdlichen Einsatz, oft gegen erhebliche Widerstände,

der Nationalpark Bayerischer Wald ein Leuchtturmprojekt des nationalen Naturschutzes geworden ist.«

1977 wurde Bibelriether vom BUND Naturschutz mit der Bayerischen Naturschutzmedaille geehrt. Im Jahr 2022 zeichnete die BN-Kreisgruppe Passau ihn mit der Ehrennadel in Gold aus.

Foto: Nadia Baumgart
Foto: Hans D. Knapp
Foto: stock.adobe.com –JRG

KOMMENTAR

Angriff auf die Zivilgesellschaft

Intransparente Finanzen und staatsfeindliches Gebaren?

Nicht bei uns, Herr Merz!

Am 24. Februar 2025 – nur einen Tag nach der Bundestagswahl – hat Friedrich Merz und die CDU/CSU Fraktion im Bundestag eine sogenannte »Kleine Anfrage« zur »Politischen Neutralität staatlich geförderter Organisationen« gestellt. Darunter auch zu unserem Bundesverband BUND. Grund für die Anfrage waren offensichtlich die heftigen Proteste gegen Friedrich Merz nach dessen Entschließungsantrag zur Migrationsfrage, für den er die Stimmen der AfD in Kauf genommen hat.

In 551 Fragen greift die Anfrage explizit die Finanzierung und den Gemeinnützigkeitsstatus von vielen Organisationen aus der demokratischen Zivilgesellschaft auf. Dabei ist in höchstem Maße beunruhigend, dass die Anfrage das Verschwörungstheorie-Narrativ eines »deep state« (deutsch: tiefer Staat) aufgreift. Damit wird zum einen suggeriert, dass die Arbeit dieser Organisationen in unzulässiger Weise die politische Willensbildung zum Schaden des Gemeinwohls beeinflusst. Zum anderen wird der falsche Eindruck erweckt, dass diese Organisationen zweckwidrig staatliche Fördermittel dafür einsetzen. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall.

Insbesondere beim BUND und uns als dessen bayerischem Landesverband läuft der Vorwurf des Missbrauchs staatlicher Gelder ins Leere. Der BN hat schon 1972 beschlossen, keine institutionelle Förderung des Staates mehr zu beantragen. Durch den

HUBERT WEIGER

BN-Ehrenvorsitzender

PETER ROTTNER

BN-Landesgeschäftsführer

flächendeckenden Ausbau der Kreisgruppen und den damit verbundenen steigenden Mitgliedsbeiträgen haben wir die finanzielle Unabhängigkeit von Politik und Verwaltung ab 1975 erreicht. Somit ermöglichen Sie mit Ihrem Mitgliedsbeitrag die Unabhängigkeit und Überparteilichkeit des BN.

Die Gelder, die wir vom Staat bekommen, sind lediglich die Mittel, die ausschließlich für bestimmte Projekte verwendet werden dürfen, wie zum Beispiel die Wiedervernässung von Mooren, das Betreiben von Umweltbildungsstationen oder die Rettung von Amphibien vor dem Straßentod. In diesen Projekten hilft der BN dem Staat, seine gesetzlichen Aufgaben zur Erhaltung von Natur und Umwelt (Art. 20a Grundgesetz) zu erfüllen. Dies kommt dem Staat finanziell sogar deutlich günstiger, als wenn er die gesamten Aufgaben selbst durchführen müsste, weil der BN zu jedem Projekt noch eigene Mittel von zehn bis 25 Prozent hinzugibt und viele dieser Arbeiten ehrenamtlich durchgeführt werden.

Somit erfüllt der BN staatliche Ziele und ist umfassend gemeinnützig tätig. 2019 hat der Bundesfinanzhof entschieden, dass gemeinnützige Organisationen politisch aktiv sein dürfen. Die ehrenamtliche und praktische Arbeit der Kreisgruppen braucht einen entsprechenden demokratischen und juristischen Rahmen. Für dessen Erhaltung und Weiterentwicklung setzen wir uns ein, damit praktischer Naturschutz vor Ort weitergehen kann. Wir sind deshalb froh, dass das Bundesfinanzministerium auf die Anfrage der CDU/CSU-Fraktion die zentrale Rolle der Umwelt-Nichtregierungsorganisationen für die Sicherung der Demokratie klargestellt hat.

Foto:ToniMader

DER BUND WIRD

Wer sich in die Geschichte des BUND vertieft, stößt auf viele spannende Ereignisse, pointierte Zitate und große wie kleine Erfolge. Und auf eine Menge weiser Voraussicht.

So sahen sich unsere Bundesdelegierten schon 1990 zu dieser Klarstellung genötigt: »Der BUND wendet sich entschieden gegen die Versuche der Stromwirtschaft, die Atomkraft als Retterin vor dem Klimakollaps hinzustellen.«

Dem ist auch 35 Jahre später rein gar nichts hinzuzufügen.

Weit mehr, als recht gehabt zu haben, liegt den vielen Aktiven des BUND aber daran, dass ihr Einsatz für Natur und Umwelt Früchte trägt. Und das hat er fraglos in den fünf Jahrzehnten, auf die wir heute zurückblicken können. Unser Schwerpunkt schildert in Wort und Bild die wichtigsten Wegmarken unserer Geschichte. Dazu erfahren Sie, was die 16 Landesverbände des BUND bewegt und ihre Arbeit prägt.

Seit mehr als 20 Jahren kümmert sich der BUND erfolgreich um den Schutz der Wildkatze.

50 JAHRE BUND

Weitsichtig

Vor einem halben Jahrhundert wurde der BUND aus der Taufe gehoben. Diesen runden

Geburtstag wollen wir feiern, gerade weil er in eine Zeit fällt, da unsere Lebensgrundlagen bedroht erscheinen wie nie.

»Der BUND setzt sich ein für eine Synthese zwischen Ökonomie und Ökologie, also für eine Überlebenspolitik.« So griffig formulierte es die Gründungsgeneration im Jahr 1977. Das ist heute so gültig wie damals und als Auftrag unverändert aktuell. Unser Einsatz für die biologische Vielfalt, das Klima und einen sozial-ökologisch nachhaltigen Wandel ist in diesem Jubiläumsjahr wichtiger denn je. 22 Personen aus allen Ecken Deutschlands versammelten sich am 19./20. Juli 1975 im fränkischen Marktheidenfeld, um einen Bundesverband zu gründen, der Umwelt- und Naturschutz zusammendachte. Sie alle hatten erlebt, wie ihr Engagement auf Kreis- und Landesebene zunehmend an Grenzen stieß. Sollte man weiter Kröten über die Straßen tragen,

Vom Todesstreifen zur Lebenslinie: 1989 initiierte der BUND an der einstigen innerdeutschen Grenze das Grüne Band – hier mit dem Fluss Delvenau südlich von Lübeck.

ohne gegen die rasante Versiegelung und Zerschneidung ihrer Lebensräume zu kämpfen? Konnte man noch Nistkästen aufhängen, ohne gegen die rücksichtslose Flurbereinigung und gefährliche Agrargifte vorzugehen? Was bleibt von der kräftezehrenden Naturschutzarbeit, wenn eine Bundesregierung dem bedingungslosen Wirtschaftswachstum huldigt und dafür Jahr für Jahr neue Atomkraftwerke baut?

AN DER WURZEL GEPACKT

In Marktheidenfeld wurde man sich rasch einig. Gefragt war ein politisch aktiver Bundesverband, der die Umweltprobleme an der Wurzel packt. Einen solchen Verband gab es damals in Deutschland nicht. Einen, der die offenkundigen Probleme da aufgriff, wo sie verursacht wurden – auf Bundesebene, konkret in Bonn am Sitz der Bundesregierung. Daher eröffnete der neu gegründete BUND hier Anfang 1976 seine Bundesgeschäftsstelle.

Wie weitsichtig es war, einen Verband wie den BUND zu gründen, lässt sich so richtig erst aus dem Abstand der 50 Jahre würdigen, die seitdem vergangen sind. Denn wir haben viel zusammen erreicht in diesen Jahrzehnten.

Der BUND hat sich früh zu einem zentralen Akteur im deutschen Umweltschutz entwickelt. Als Verband zum Mitmachen, der Menschen vereint und dazu bewegt, gemeinsam aktiv zu werden. Dieses Engagement hat seitdem nachhaltige Spuren hinterlassen, ob bei der Gründung vieler Nationalparks, beim Aus für die Atomkraft oder bei der großartigen Vision des Grünen Bandes. Und nicht zuletzt bei den zahllosen Klagen, die der BUND gewinnen konnte, gegen zerstörerische Bauprojekte oder für einen besseren Klimaschutz.

JUBILÄUM ALS AUFTRAG

Was uns 1975 bewegte, treibt uns heute wieder um, in einer neuen, oft komplexen Realität. Der Umwelt- und Naturschutz ist längst auch eine Frage von Gerechtigkeit, von Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Darum begreifen wir unser Jubiläum auch als Auftrag.

50 Jahre BUND bedeuten: Wir wissen, was zivilgesellschaftlicher Druck bewirken kann – und wie dringend er benötigt wird. In einer Zeit, in der die Umweltpolitik gebremst wird und autoritäre Kräfte den gesellschaftlichen Fortschritt bedrohen, sind starke glaubwürdige Stimmen gefragt. Wir werden weiterhin unbequem sein, konstruktiv, streitbar – und immer handlungsbereit. Wir wollen weiter wachsen, als Mitglieder- und Mitmachverband, der seine Wirksamkeit aus hunderttausendfachem Engagement erzielt. Denn der BUND wird gebraucht. Mehr denn je. Olaf Bandt

Foto: Klaus Leidorf
Die Goitzsche bei Bitterfeld war einst von Auwäldern der Mulde geprägt. Dann schuf der Braunkohle-Tagebau hier eine Mondlandschaft. Nach Flächenkäufen des BUND kann sich die Natur wieder weiträumig entfalten.
Foto: Falko Heidecke

GESCHICHTE

50 Jahre BUND –eine kurze Chronik

1975 gründet sich im fränkischen Marktheidenfeld der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Seine Wurzeln liegen im Naturschutz und dem kämpferischen Umweltschutz der Bürgerinitiativen. Wie wurde der BUND zu dem, der er heute ist?

1975

Die Gründung

Am 20. Juli wird in Marktheidenfeld bei Würzburg der BUND gegründet – zunächst noch unter dem Namen »Bund Natur und

Erste Bundesgeschäftsstelle 1976

In Bonn eröffnet der BNUD am 13. Januar seine erste Bundesgeschäftsstelle. Das Kapital dafür stammt vom Landesverband Baden-Württemberg. Zusammen mit dem Deutschen Bund für Vogelschutz und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern organisiert er eine der größten und bis dato erfolgreichsten deutschen Naturschutzkampagnen. Ihr Motto lautet: »Rettet die Vögel – wir brauchen sie.« Der BNUD benennt sich um und heißt nun: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, kurz BUND.

Gerhard Thielcke neuer Vorsitzender 1977

Gerhard Thielcke löst in einer Kampfabstimmung Herbert Gruhl als Vorsitzenden ab. Dieser tritt unter Protest aus dem BUND aus. Thielcke bleibt bis 1983 an der Verbandsspitze. Der BUND hat nun rund 2000 Mitglieder. Die Verbandszeitschrift »Natur und Umwelt« erscheint bundesweit einheitlich als Mantelausgabe mit Nachrichten aus den Landesverbänden.

1978

Preis für Naturschutz

Der BUND vergibt zum ersten Mal einen Naturschutzpreis. Ausgezeichnet werden Ingeborg Haeckel, die seit Jahrzehnten um den Schutz des Murnauer Moos’ kämpft, und Franz Weber, der mit Landkäufen im Engadin den Straßenbau verzögert.

Agrarpolitische Grundsätze 1979

Der BUND veröffentlicht ein Grundsatzprogramm zur Agrarpolitik und erfährt damit viel Aufmerksamkeit.

1981

Friedenspolitik

Die Friedens- und die Umweltbewegung sind in den 70er und 80er Jahren eng verflochten. Der BUND formuliert in diesem Jahr eine Position zu friedenspolitischen Themen.

Über zehntausend

Mitglieder 1982

Der BUND nimmt eine wichtige Hürde und hat nun bundesweit 10148 Mitglieder.

1983

Hubert Weinzierl wird BUND-Vorsitzender

Hubert Weinzierl löst Gerhard Thielcke an der Spitze des Verbands ab. Der langjährige Vorsitzende unseres Landesverbands »Bund Naturschutz in Bayern« (BN) nimmt später auch als Präsident der Deutschen Bundestiftung Umwelt und des Deutschen Naturschutzrings auf höchster Ebene umweltpolitischen Einfluss. BUND und BN organisieren in Bayern die erste Großdemonstration gegen das Waldsterben. Der BUND veröffentlicht das Bodenschutzprogramm »Wir leben von dreißig Zentimetern«.

Gerhard Kneitz, Professor für Zoologie an der Universität Bonn, wird Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats und behält dieses Amt 24 Jahre lang. Der ehrenamtliche Beirat mit seinen Arbeitskreisen führt wissenschaftliche Erkenntnisse zu BUND-Positionen zusammen. Zum Themenspektrum zählen Abfallwirtschaft, Arten- und Biotopschutz, Energie, Gesundheit, Finanzen und Steuern, Forstwirtschaft, Immissionsschutz, Landwirtschaft, Meeres- und Küstenschutz, ökologische Grundlagen und Forschung, Rechtsfragen, Toxikologie, Umwelterziehung, Verkehr sowie Wasserwirtschaft und Wirtschaftsfragen.

Gründung der BUNDjugend 1984

Junge Aktive gründen die BUNDjugend für alle Mitglieder bis 27 Jahre. Der BUND veröffentlicht ein weiteres agrarpolitisches Grundsatzprogramm und fordert den »alternativen Landbau« zu unterstützen.

1985

Luftballons über die Grenze

Die BUNDjugend lässt Luftballons über die innerdeutsche Mauer fliegen. Damit weist sie darauf hin, dass Umweltprobleme keine Grenzen kennen.

Alternative Strahlenkommission 1986

Als Reaktion auf den Super-GAU im Atomkraftwerk Tschernobyl gründet der BUND eine »alternative Strahlenkommission« aus angesehenen Fachleuten. Sie wird rasch als unabhängige Beratungsstelle genutzt, da die Öffentlichkeit den offiziellen Angaben zur radioaktiven Strahlung misstraut.

Die Wurzeln des BUND reichen weit in die Zeit vor 1975. So war der Bund Naturschutz in Bayern die treibende Kraft bei der Ausweisung des ersten deutschen Nationalparks 1970 im Bayerischen Wald. Foto: Lutz Lehmann

Saurer Regen 1987

Die BUNDjugend macht mit einer »International Acid Rain Week« auf das Waldsterben aufmerksam.

Grundsatzprogramm 1988

Der BUND hat sich inzwischen alle wichtigen Themen des Umwelt- und Naturschutzes erschlossen. Besonders seine Arbeitskreise haben fundierte Positionen erarbeitet. Zeit, sie in einem Grundsatzprogramm zusammenzufassen. Es beschreibt umweltpolitische Alternativen zu bestehenden Strukturen und Gesetzen und bietet Arbeitshilfen an.

Grünes Band + Friends of the Earth 1989

Im Dezember entwickelt das erste deutsch-deutsche Naturschutztreffen seit dem Zweiten Weltkrieg die Vision, den Todesstreifen der innerdeutschen Grenze in ein Grünes Band zu verwandeln. Der BUND errichtet im Folgenden auf 1393 Kilometer Länge den größten deutschen Biotopverbund. Während das Grenzregime der DDR die Ausreise von DDR-Bürger*innen verhinderte und sie bei der Flucht verfolgte und ermordete, hat sich im Sperrgebiet eine vielfältige Flora und Fauna angesiedelt. Das Grüne Band verbindet heute Lebens räume von nationaler und internationaler Bedeutung und umfasst Schutzgebiete und Erinnerungsorte. Der BUND tritt dem Netzwerk »Friends of the Earth« bei. In einer globalisierten Welt wird ein internationaler Partner gebraucht, um politisch Einfluss zu nehmen. Der BUND hat nun über 50 000 Mitglieder und verfügt über knapp vier Millionen D-Mark Jahresbudget.

Gründung der OstLandesverbände 1990

Der Vorstand beschließt, BUND-Gruppen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR nur auf Initiative von Ostdeutschen zu gründen –man wolle den neuen Mitbürger*innen kein »Westsystem« überstülpen.

Der BUND hat dieses Jahr in Sachsen-Anhalt 34 Mitglieder, in Brandenburg 44, in Sachsen 49, in Mecklenburg-Vorpommern 101 und in Thüringen 195 Mitglieder.

1991

Verbandsrat geschaffen

Die Etablierung der ostdeutschen Landesverbände führt zu einer strukturellen Neuordnung. Mithilfe einer Satzungsänderung entsteht ein neues Gremium: der Verbandsrat. In ihm sitzen je ein*e Vertreter*in jedes Landesverbands, der BUNDjugend-Leitung und des Bundesvorstands sowie die Geschäftsführer*innen der Landesverbände und des Bundesverbands. Die Aufgabe dieses – nach der Delegiertenversammlung wichtigsten – Gremiums besteht in der Vermittlung zwischen Bundesverband und Landesverbänden. Im gleichen Jahr startet die Kampagne »Rettet die Elbe«. Sie zielt unter anderem darauf, die Wasserqualität zu verbessern, damit der Fluss seine ökologischen Funktionen wiedererlangt, die Biodiversität steigt und der Lachs als Leitart zurückkehren kann. Der BUND beschließt ein Büro in Brüssel zu eröffnen.

Naturschätze in Ostdeutschland 1992

Der BUND fordert in einer umfangreichen Resolution, die Naturschätze Ostdeutschlands für »unberührbar« zu erklären – vor allem Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturschutzgebiete. Verkehrsprojekte in diesen Bereichen sollten rückgängig gemacht werden.

Burg Lenzen 1993

Der Landesverband Niedersachsen bekommt die Burg Lenzen geschenkt, mit dem Auftrag, sie im Sinne des Umwelt- und Naturschutzes zu bewahren und zu nutzen. Er renoviert das historische Ensemble und etabliert inmitten des Biosphärenreservates »Flusslandschaft Elbe« ein Zentrum für Auenökologie, Umweltbildung und Besucherinformation. Bei Lenzen lässt der BUND ab 2002 (bundesweit erstmalig) einen Deich weit von der Elbe abrücken – bis heute die Referenz für einen ökologischen Hochwasserschutz und die Rückgewinnung von Flussauen. Die Mitgliederzeitschrift Natur und Umwelt wird neu konzipiert und erscheint nun bundesweit einheitlich mit einem erweiterten Mantelteil und acht bis zwölf

Kampagne für Bodenschutz 1995

Der BUND beginnt eine Kampagne für den Bodenschutz. Hubert Weinzierl gibt den symbolischen Startschuss, indem er während der Bundesdelegiertenversammlung in Marktheidenfeld eine Linde auf einem bepflasterten Schulhof pflanzt.

1996

Die Burg Lenzen an der Elbe beherbergt unter anderem das BUND-Auenzentrum.

Studie zu Umweltängsten

Die BUNDjugend untersucht in einer Studie Umweltängste von Jugendlichen in den Ost-Bundesländern.

Solidaritätsfonds für Ostdeutschland 1997

Die mitgliederschwachen Landesverbände in Ostdeutschland finanzieren sich vor allem über Drittmittel, Landesmittel und Zuschüsse des BUND. Der BUND reagiert mit einem Solidaritätsfonds.

Das Biosphärenreservat »Flusslandschaft Elbe«, für das sich der BUND seit Beginn der 90er Jahre einsetzt, wird von der UNESCO anerkannt. Es umfasst heute etwa 400 Kilometer des Flusslaufes.

Angelika Zahrnt neue Vorsitzende 1998

Angelika Zahrnt, seit 1990 stellvertretende Vorsitzende, wird zur neuen Bundesvorsitzenden gewählt. In Kooperation mit Misereor und dem »Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie« erarbeitet sie die Studie »Zukunftsfähiges Deutschland – ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung« (1996). Mit ihrer Kritik am Wachstumsdogma zeigen die Autor*innen, was Zukunftsfähigkeit für ein Industrieland wie Deutschland bedeutet und wie eine weltweit nachhaltige Entwicklung aussehen könnte. Das Buch bildet die Grundlage für eine neue Nachhaltigkeitsdebatte und viele lokale Agenda21-Prozesse. Der Spiegel erklärt sie zur »grünen Bibel für das 21. Jahrhundert«. 2008 dann erscheint mit »Brot für die Welt« und dem Wuppertal-Institut die zweite Studie »Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt«.

Der BUND zieht um 2000

Die Bundesgeschäftsstelle wird von Bonn nach Berlin verlegt.

Der Widerstand des BUND und seines Landesverbands Rheinland-Pfalz gegen das Atomkraftwerk MülheimKärlich ist erfolgreich: Der Betreiber RWE gibt auf und legt das AKW endgültig still. 1988 war es nach nur rund einem Betriebsjahr abgeschaltet worden. Erfolg gegen AKW 2001

Foto: Jennifer Guyton

Im Rahmen des Projektes »Lebendige Auen für die Elbe« hat das BUND-Auenzentrum an der Hohen Garbe in Sachsen-Anhalt rund 420 Hektar wertvollen Auwald wieder an die Dynamik der Elbe angeschlossen.

Gentechnikfreie Regionen 2003

Der BUND initiiert die Aktion »Faire Nachbarschaft – Gentechnikfreie Regionen«.

Energiewende retten 2014

Rettungsnetz für Wildkatze 2004

Unsere Landesverbände in Thüringen, Hessen und Bayern gründen gemeinsam ein Rettungsnetz für die Wildkatze. Ihr Ziel: Naturnahe und gut vernetzte Wälder als Lebensräume für die gefährdete und kaum bekannte Art zu schaffen. 2006 entsteht ein erster Wanderkorridor zwischen dem Nationalpark Hainich und dem noch nicht besiedelten Thüringer Wald.

Hubert Weiger neuer Vorsitzender 2007

Angelika Zahrnt tritt nicht mehr für das Amt der Vorsitzenden an. Als ihr Nachfolger wird

Hubert Weiger gewählt. Der Forstwirt ist BUND-Gründungsmitglied (> Seite 44) und seit 2002 Vorsitzender des BUND in Bayern. Er bleibt bis 2019 an der Verbandsspitze.

2009

Wir haben es satt!

Der BUND organisiert die erste »Wir-haben-es-satt!«Demo in Berlin. Träger ist ein Agrarbündnis, das 5000 Menschen mobilisiert.

BFD-Zentralstelle

2011

Der BUND wird zur Zentralstelle für den Bundesfreiwilligendienst im Bereich Umweltund Naturschutz. Bis heute haben sich rund 3000 Menschen aller Altersgruppen sechs bis zwölf Monate lang in einer der insgesamt 400 anerkannten Einsatzstellen des BUND engagiert.

2013

Vermüllung der Meere

Der BUND versammelt zur Konferenz »Vermüllung der Meere« die internationale Fachwelt in Berlin.

Der BUND organisiert deutschlandweit mit Verbündeten Demos zum Thema »Energiewende retten – Wind und Sonne statt Kohle, Fracking und Atom«. Über 30 000 Menschen fordern einen schnellen Abschied von atomaren und fossilen Energieträgern.

2015

Mobil gegen TTIP

Der BUND und andere Umweltverbände mobilisieren über 250000 Menschen, die in Berlin gegen das umweltschädliche TTIP-Abkommen demonstrieren. Die transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft für freien Handel zwischen der EU und den USA ist bis heute nicht in Kraft.

2016

Der BUND startet die ToxFox-App. Alltagsdinge wie Kosmetik, Spielzeug und Elektrogeräte können damit gratis auf Schadstoffe überprüft werden. Inzwischen wird sie von 3,5 Millionen Verbraucher*innen genutzt. ToxFox startet

2017

2000 BUND-Gruppen

Der BUND hat nun 2000 lokale Gruppen, die sich für die Umwelt und Natur vor ihrer Haustüre einsetzen.

Gorleben kein Endlager 2020

Das niedersächsische Gorleben wird von der Liste der Endlagerstätten für Atommüll gestrichen – ein großer Erfolg der Anti-AKWBewegung und unserer fachlichen Arbeit. Dafür haben BUNDAktive und Verbündete viele Jahre lang gekämpft.

2021

Grundrecht auf Klimaschutz

2018 reicht der BUND gemeinsam mit dem Solarenergie-Förderverein Deutschland eine Verfassungsbeschwerde für mehr Klimaschutz ein. Im Jahr 2021 urteilt das Bundesverfassungsgericht, dass der Staat die Pflicht habe, das Leben und die Gesundheit der Menschen vor den Gefahren des Klimawandels zu schützen. Damit hat erstmals eine Umweltklage vor diesem Gericht Erfolg, die Regierung muss handeln. Im Sommer 2021 reformiert sie darum das BundesKlimaschutzgesetz.

AKWs vom Netz 2023

Mit der Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke ist der deutsche Atomausstieg besiegelt. Ein großer Erfolg der Anti-AtomBewegung, in der sich der BUND von Anfang an stark engagiert hat.

2024

Welterbe und Grundstein

Auf BUND-Initiative schlägt Deutschland das Grüne Band als UNESCO-Welterbe vor.

Im Juli legt der BUND den Grundstein für seine neue Bundesgeschäftsstelle in Berlin.

Der BUND wird 50 2025

Der BUND feiert sein 50-jähriges Jubiläum mit mehr als 674 000 Unterstützer*innen und über 2000 ehrenamtlichen Gruppen.

Hambacher Wald

2018

Der BUND ist Mitorganisator der Proteste gegen die Abholzung des Hambacher Walds. Der BUND NRW klagt gegen den Hauptbetriebsplan von RWE, um die Rodung des Walds zu stoppen. Im Oktober gibt ihm das Oberverwaltungsgericht recht: Der Wald darf nicht gerodet werden.

2019

Olaf Bandt wird zum Vorsitzenden des BUND gewählt. Sein Engagement beim BUND begann bereits 1992 als Campaigner für Abfallvermeidung.

SCROLLEN SIE

Tauchen Sie ein in die Geschichte des BUND – mit unserem multimedialen Scrollytelling. In fünf Kapiteln zeigen wir anhand von Videos, Fotos und Radiobeiträgen die Meilensteine unserer Geschichte und feiern unsere Erfolge.

www.bund.net/ 50-Jahre-BUND

Gratulation!

Zu seinem runden Geburtstag haben den BUND viele Glückwünsche erreicht. Fünf von ihnen geben wir hier stellvertretend wieder.

KAI NIEBERTH

Präsident des Deutschen Naturschutzrings

Seit einem halben Jahrhundert setzt sich der BUND unermüdlich für den Schutz unserer Natur und Umwelt ein. Ohne das Engagement der zahlreichen Aktiven wären viele Naturschutzrechte nicht erkämpft und verteidigt worden. Und der Erfolg gibt euch recht: Bis heute ist der BUND mit nahezu 500 000 Mitgliedern einer der stärksten Umweltverbände Deutschlands und somit ein unverzichtbarer Streiter für den Naturschutz in Deutschland –auch im Präsidium des DNR! Daher gratuliere ich im Namen unsrer hundert Mitgliedsverbände ganz herzlich zum 50. Jubiläum und freue mich auf viele weitere gemeinsame Erfolge für eine nachhaltige Zukunft.

Herzlichen Glückwunsch zum 50., lieber BUND! Das Bundesamt für Naturschutz blickt auf eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem BUND zurück. Die Liste der erfolgreichen Naturschutzprojekte ist lang: ob Schutzgebiete wie das Grüne Band, erfolgreiche Gewässer- und Auenarbeit an der Elbe oder Artenschutz für Wildkatze und Gartenschläfer – der BUND ist stets ein wichtiger und professioneller Partner. Für Ihr Engagement und den unermüdlichen Einsatz der zahlreichen Ehrenamtlichen möchte ich Ihnen von Herzen danken. Das BfN und ich freuen uns auf weitere Jahre und Jahrzehnte gemeinsamen Einsatzes für den Erhalt der Natur.

SABINE RIEWENHERM

Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz

HEMANTHA WITHANAGE

Vorsitzender der Friends of the Earth International

Im Namen von FoEI gratuliere ich dem BUND ganz herzlich zum 50-jährigen Bestehen – ein Meilenstein, der ein halbes Jahrhundert Umweltengagement markiert. Unter unseren 73 Mitgliedsgruppen ist der BUND eine der ältesten. FoEI ist stolz, dass ihr euch seit 1975 zu einer der größten deutschen Umweltverbände entwickelt habt, breit unterstützt von Mitgliedern und Aktiven. Eure Fähigkeiten wurden in wichtigen Momenten der Klimapolitik deutlich, etwa bei den COPs, wo ihr als Teil unseres Netzwerks an vielen Protesten und Veranstaltungen teilgenommen habt. Und ihr stellt euch weiter den drängenden Herausforderungen der Zukunft. Ich hoffe, dass wir gemeinsam unsere Vision einer friedlichen und nachhaltigen Welt verwirklichen.

Herzlichen Glückwunsch zum 50-jährigen Jubiläum! Seit 2019 arbeiten die IG Metall und der BUND eng zusammen und gestalten den gerechten Übergang in eine ökologisch und sozial nachhaltige Wirtschaft. In Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche und Herausforderungen setzen wir uns für den Schutz der Menschen- und Arbeitsrechte und für die Stärkung des sozialen Zusammenhalts ein. Auf eine weiterhin starke Partnerschaft für Mensch und Umwelt!

Alles Gute zum Geburtstag! Der BUND ist ein starker und geschätzter Partner in unserem Netzwerk. Ihr habt Einfluss, wir sehen das in Europa! So habt ihr kürzlich als erste Umwelt-NGO vor dem Verfassungsgericht für mehr Naturschutz geklagt. Der BUND war auch führend bei der Kampagne gegen TTIP: Ihr habt hier Abertausende Menschen mobilisiert und uns auf die Idee gebracht, ein Trojanisches Pferd als Metapher für das Handelsabkommen zu verwenden. Die Umwelt ist unter Beschuss, die Klimaleugner sind zurück. Noch nie war die Arbeit unseres Netzwerks so wichtig wie heute. Wir müssen uns gegenseitig stärken und widerstandsfähig machen, uns umeinander und unsren Planeten kümmern. Und das auch die nächsten 50 Jahre!

of the Earth Europe

Der BUND in Bildern

1978

Eine der ersten Vorstandssitzungen des BUND im Gründungsjahr. Von links: Bodo Manstein, Herbert Gruhl, Hubert Weinzierl, Bernhard Grzimek und Helmut Steininger 1975

Kampagnen für den Artenschutz wie »Rettet die Vögel« oder später »Rettet die Frösche« tragen ganz wesentlich zur Finanzierung des jungen BUND bei.

1979

In Sasbach am Kaiserstuhl begründet der BUND mit einer Ausstellung zur Sonnenenergie die erste deutsche Umweltmesse – eine Frucht des erfolgreichen Widerstands gegen das unweit geplante Atomkraftwerk bei Wyhl. 1976

Radolfzell: Gerhard Thielcke (rechts im Bild), BUND-Vorsitzender von 1977 bis 1983, und sein Mitarbeiter Wolfgang Friedrich auf dem Weg zum Eisvögel-Füttern.

1984

Unser Ehrenvorsitzender

Bernhard Grzimek entlässt im Spessart eine vom BUND aufgezogene Wildkatze in die Freiheit.

1990

Nach dem Mauerfall entwickelt der BUND an der einstigen innerdeutschen Grenze die Vision eines Grünen Bands. Dieses Foto entsteht bei der ersten Pressefahrt.

Foto: Peter Streck

1994

Seit 1984 gibt es die BUNDjugend für alle Mitglieder des BUND bis 27 Jahre. Hier präsentiert sich das Leitungsteam or der Bonner Geschäftsstelle.

2001

UN-Klimakonferenz in Bonn: Mit einem riesigen selbst gebauten Rettungsboot voller Botschaften aus aller Welt fordern BUND und »Friends of the Earth« mehr Tempo beim Schutz des Weltklimas.

Hubert Weinzierl, BUND-Vorsitzender von 1983 bis 1998, mit der damaligen Bundesumweltministerin Angela Merkel auf dem Seelensteig im Nationalpark Bayerischer Wald. 1997

2015

2007 wird Hubert Weiger zum Vorsitzenden gewählt. Hier spricht er in Berlin auf einer Kundgebung der Demo »Wir haben es satt«.

2008

Angelika Zahrnt, seit 1998 Vorsitzende des BUND, initiiert die wegweisenden Studien »Zukunftsfähiges Deutschland – ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung« (1996) und »Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt« (2008).

Foto: Jörg Farys

2002

Michail Gorbatschow präsentiert seine Aktionärsurkunde am Grünen Band, umrahmt von der BUND-Vorsitzenden Angelika Zahrnt und Hubert Weiger (links) sowie Umweltminister Jürgen Trittin.

Unsere Landesverbände

BADEN ­ WÜR TTEMBERG

Thematische Vielfalt

Bereits 1963 wurde im Hegau die Keimzelle des BUND in Baden-Württemberg gegründet. Zehn Jahre später gab es ihn im ganzen Land. Die 60er Jahre waren geprägt von praktischem Arten- und Biotopschutz. Das änderte sich ab den 70er Jahren schlagartig, angesichts von Müllbergen, Ölkrise und Atomkraft. Man denke nur an die erfolgreiche Besetzung des AKW-Bauplatzes in Wyhl. Seither ist der BUND BW in vielen Themenfeldern aktiv. Er verhinderte den Einsatz der Gentechnik auf landeseigenen Flächen, machte sich für das fortschrittlichste

Ein Teil der Ausstellung zur Lebenswelt des Mindelsees im Naturschutzzentrum Möggingen.

BAYERN

Mit langem Atem

Seit 1913 engagiert sich der BUND Naturschutz für Bayerns Natur. Aus einem staatsnahen Honoratiorenverein wurde in den 70er Jahren eine unabhängige Organisation. Mit 268 000 Mitgliedern ist der heute größte und wirkmächtigste bayerische Umweltverband in jedem der 76 Landkreise mit einer Kreisgruppe vertreten.

Was den BUND Naturschutz ausmacht, ist seine Fähigkeit, mit langem Atem und in breiten Bündnissen zu arbeiten – aus einer tiefen Verankerung in der Gesellschaft heraus. Dem größten Landesver-

band des BUND ist es in der Vergan genheit gelungen, viele Eingriffe in Bayerns Natur zu verhindern, in teils Jahrzehnte währenden Abwehrkämpfen. So trug der BN maßgeblich dazu bei, dass es heute keine Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf gibt, dass Bayern zwei herrliche Nationalparke hat oder der letzte freifließende Abschnitt der Donau im Freistaat davor bewahrt blieb, verbaut und kanalisiert zu werden.

Naturschutzgesetz auf Landesebene stark und bringt die Energiewende voran. Höhepunkt seines Engagements gegen die Atomkraft war 2011 die mit 60 000 Menschen geschlossene Menschenkette von Stuttgart zum AKW Neckarwestheim. Wichtig sind ihm auch Landwirtschaft, Flächenverbrauch und Naturschutz, er setzt sich schon lange erfolgreich für die Wildkatze und den Biotopverbund ein. Ein Herzensprojekt ist der Schutz des Mindelsees. Zu seiner Flora und Fauna bietet das BUND-Naturschutzzentrum Möggingen eine beeindruckende Ausstellung.

Dass die Donau zwischen Straubing und Vilshofen noch so frei dahinfließen kann, ist vor allem dem BUND Naturschutz zu verdanken.

Foto:
Martin
Maier
Foto: Marcus Bosch

Aktive des BUND und seiner Verbündeten übergeben dem Berliner Abgeordnetenhaus 135000 Unterschriften gegen den geplanten Transrapid.

BERLIN

Transrapid verhindert

1998 organisierte der BUND Berlin die erste Volksinitiative im Stadtstaat. 135000 Unterschriften sammelte er mit Verbündeten gegen den geplanten Bau einer Magnetschwebebahn zwischen Berlin und Hamburg. Die Kampagne erreichte ihr Ziel: Anfang 2000 schoben Bundesregierung und Deutsche Bahn den teuren Transrapid aufs Abstellgleis. Seit seiner Gründung im Jahr 1980 macht der BUND Berlin gegen natur- und stadtzerstörerische Großprojekte mobil. Zuweilen mit einem Erfolg auf ganzer Linie – wie beim Stopp des Havelausbaus im Jahr 2009 oder bei der Erhaltung des Tempelhofer Felds 2014. Immerhin ein Teilerfolg war 1985 seiner Klage gegen den Bau der A 111 beschieden: Die Autobahn durch den Tegeler Forst konnte zwar nicht verhindert, aber um zwei Spuren abgespeckt werden. Derzeit stellt sich der BUND Berlin unter anderem schützend vor die Wuhlheide im Südosten der Hauptstadt. Der Senat plant eine Schnellstraße durch dieses Waldgebiet.

viel länger aber, nämlich seit seiner Gründung 1991, engagiert sich der BUND Brandenburg für die vielen Alleen im Land. Sie zu bewahren ist eine Herkulesaufgabe, schließlich setzte die Politik über Jahrzehnte auf breite Straßen für schnelle Autos. 2024 aber beschloss der Landtag auf Basis einer vom BUND mit organisierten Volksinitiative ein Mobilitätsgesetz. Es soll nicht nur den öffentlichen Nahverkehr und den Radverkehr im Flächenland verbessern. Auch soll der Ausbau und Neubau von Straßen in Brandenburg nur noch im Ausnahmefall erlaubt sein. Das wird am Ende auch die eine oder andere Allee retten.

Allee des Jahres in der Uckermark. Der Schutz der vielen Alleen im Land zählt zu den wichtigsten Anliegen des BUND Brandenburg.

Foto: S. Petrich

Kiebitz und Küken im Bremer Blockland: Von 2008 bis 2024 hat sich die Zahl der Brutvögel hier mehr als verdreifacht.

BREMEN

Beispielhafter Vogelschutz

Der BUND Bremen feiert in diesem Jahr seinen 111. Geburtstag. Er ist damit der zweitälteste Landesverband im BUND. Hervorgegangen ist er 1983 aus der »Bremer Naturschutzgesellschaft«. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl der Hansestadt hat er die zweitmeisten Mitglieder aller Landesverbände. Bundesweit beispielhaft ist sein langjähriges Projekt zum Schutz bedrohter Wiesenvögel: Gegen den allgemeinen Trend steigt die Zahl der Brutvögel von

Kiebitz & Co in Bremens Feuchtwiesen wieder deutlich an. Mit einer erfolgreichen Klage gegen die Vertiefung der Weser konnte der BUND zudem verhindern, dass die Flussnatur weiter geschädigt wird.

Seine Veranstaltungen zur Umwelt- und Klimabildung in der Hansestadt erreichen pro Jahr rund 20 000 Kinder und Jugendliche. Bremen ist außerdem Standort des BUND-Meeresschutzbüros. Alle Aktiven engagieren sich eindrucksvoll für den Natur- und Klimaschutz.

HAMBURG

BUNDte Natur

Seit 1981 setzt sich der BUND Hamburg für Natur und Umwelt ein, an Land und im Wasser. In der Hansestadt kämpft er darum, Stadtbäume zu schützen sowie Streuobstwiesen und die urbane Artenvielfalt als Ganzes zu bewahren. Außerdem ist er aktiv für saubere Luft, ein gesundes Stadtklima und die Hamburger Gewässer Elbe und Alster. Möglich macht dies das Engagement vieler Freiwilliger – ob in Arbeitskreisen, Projektund Stadtteilgruppen oder bei Einsätzen in der Natur.

Besondere Erfolge der jüngeren Vergangen heit: 2013 gewann der Landesverband den Volksentscheid zum Rückkauf der Energienetze und Fernwärmeversorgung, 2017 sicherte er vor Gericht die Gemeinnützigkeit politischer Willensbildung. 2021 führte seine Klage zur Stilllegung des Kohlekraftwerks Moorburg. Und 2025? Klagt der BUND Hamburg gegen den Bau der extrem klimaschädlichen

Protestaktion vor dem Hamburger Rathaus gegen den Bau der Autobahn A26 Ost.

A26 Ost. Mit über 365 Veranstaltungen begeistert er im »Haus der BUNDten Natur« zudem Kinder für den Schutz ihrer Zukunft.

Foto:
Jörg
Modrow

MECKLENBURG ­ V ORPOMMERN

Ökolandbau und Ostseeküste

In Mecklenburg-Vorpommern spielt die Landwirtschaft eine zentrale Rolle für den Zustand der Ökosysteme. So ist die Ostsee mit ihren Fischlaichgründen genauso durch Überdüngung geschädigt wie Seen und Wälder. Der BUND-Landesverband, gegründet 1990, wirbt daher seit zwanzig Jahren für den Ökolandbau. Denn der ist ein Schlüssel zur Erhaltung der Artenvielfalt, für gesunde Böden und den Schutz von Gewässern und Grundwasser. Zur »BIO-Landpartie« des BUND öffnen regelmäßig über 60 Höfe ihre Tore,

HESSEN

Erfolge und Widerstand

Den BUND Hessen, gegründet 1976, hat der Kampf gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens geprägt: in den 80er Jahren gegen die Startbahn West, in den Nullerjahren gegen die NordwestLandebahn.

Jahr für Jahr informieren sich Tausende Menschen über eine naturverträgliche Landwirtschaft.

Vom Ökolandbau profitieren auch die Kegelrobben. Einst an der Ostseeküste ausgerottet, gelang den imposanten Tieren ab dem Jahr 2000 die Rückkehr. Seit 2018 ziehen sie sogar wieder Jungtiere auf. Der BUND betreut ein Netzwerk von ehrenamtlichen Helfer*innen, die Strandgästen die Bedürfnisse der Kegelrobben in ihrem angestammten Lebensraum nahebringen.

Protest gegen den Wiederaufbau einer Massentieranlage in Alt Tellin. Hier verbrannten 2021 über 60 000 Schweine.

Mit Klagen, Protesten und Gutachten setzte sich der Landesverband für die vielen Anwohner*innen, für Wälder und Luftqualität ein. Widerstand leistete er auch gegen geplante Autobahnen wie die A44, die A49 oder die Frankfurter Stadtautobahn A66.

Große Erfolge gab es im Naturschutz. Schon 1986 schlug der BUND einen Nationalpark zum Schutz alter Buchenwälder vor – 2004 war es am Kellerwald-Edersee endlich so weit. Und 2023 wurde das hessische Grüne Band zu einem Nationalen

Naturmonument. Dieser Biotopverbund erstreckt sich fast 260 Kilometer entlang der Grenze zu Thüringen.

Kurz vor der Eröffnung steht das BUNDStadtnaturzentrum in Darmstadt. Es soll ein Ort des Naturerlebens, des Austauschs und Lernens werden, zum Mitgärtnern einladen sowie biologische Vielfalt und Klimaschutz fördern.

Buchenmeer Kellerwald: Schon früh sprach sich der BUND Hessen für einen Nationalpark am Edersee aus.

Foto: Manfred Bauer
Foto: J. Farys

NIEDERSACHSEN

Moor

und Meer

Der BUND Niedersachsen steht seit 1961 für den Umwelt- und Naturschutz zwischen Nordseeküste und Harz. In 15 Nationalparkhäusern und Naturschutzzentren gilt sein Engagement u. a. der Artenvielfalt und dem Schutz von Lebensräumen wie Gewässern, Meeren und Mooren. Gleichzeitig setzt sich der Landesverband dafür ein, umweltschädliche Energie- und Infrastrukturprojekte zu verhindern.

Besonders am Herzen liegt dem BUND Niedersachsen der Schutz der Moore. Schließlich sind hier im Norden drei Viertel aller deutschen Hochmoore zu finden. In vielen Projekten unterstützt er deren Wiedervernässung und trägt so zum Klima- und Naturschutz bei. Politisch setzt der Landesverband mit dem »Niedersächsischen Weg« auf Kooperation statt Konfrontation und arbeitet dabei eng mit Akteur*innen aus Politik und Landwirtschaft zusammen. Bundesweit ist dieser Weg einzigartig und zeigt, wie Arten- und Biotopschutz nachhaltig gefördert werden können.

NORDRHEIN ­ WE STFALEN

Zunehmend politisch

schen BUNDjugend beim Moorschutz in der Bockholter Dose, einem Naturschutzgebiet im Emsland.

In Nordrhein-Westfalen erblickte der BUND 1976 das Licht der Erde. Elf Männer trafen sich an diesem Tag in Düsseldorf und gründeten den »Bund Natur- und Umweltschutz Nordrhein-Westfalen«. Erst fünf Jahre später kam der Verband zu seinem heutigen Namen.

Gehörte zunächst der klassische Natur- und Vogelschutz zu den Kernthemen, wurde der Landesverband bald zunehmend politisch. Neben dem Kampf gegen neue Autobahnen wie die »Sauerlandlinie« rückte der technische Umweltschutz in den Mittelpunkt. Schließlich sollte der Himmel über der Ruhr wieder blau werden. Aber auch der Kampf gegen die Atomenergie und die Braunkohle ist ein Teil der DNA des Landesverbands. Zu den größten Erfolgen zählen die Einrichtung des landesweit ersten Nationalparks in der Eifel, die Verkleinerung der Braunkohlentagebaue Hambach und Garzweiler und die Rettung des wertvollen Hambacher Waldes.

Am Rand des Braunkohlentagebaus Hambach: Optimismus im Widerstand.
Foto:
Hubert Perschke
Foto: Farina Graßmann

Der BUND RLP entstand 1973 als Dachverband von Bürgerinitiativen – als der Wald mit Kahlschlägen bewirtschaftet, das Straßennetz übermäßig ausgebaut und das AKW Mülheim-Kärlich geplant wurde. Von Beginn an war er prak tisch und politisch aktiv.

Ein Preis für engagierte Umwelt berichterstattung, das erste BUND-Waldprogramm und die regelmäßig veröffentlichten Messlisten zur Radioaktivität prägten die 80er Jahre. Ein großer Erfolg war 1988 die Ab schaltung des erwähnten Atom meilers nach lediglich 13 Monaten. Geplante Autobahnen durch den Bien

Wasser und Wald

wald und Giebelwald konnten verhindert werden. Viel Tradition hat das Thema Wasser: Seit den 90ern engagiert sich der Landesverband für Quellen und Bäche. In dem mehrfach fortgeschriebenen »Fahrplan Energiewende« zeigt er seit 2010, wie RLP zur Gänze mit Erneuerbaren versorgt werden kann. Auch der Einsatz für eine naturgemäßere Waldwirtschaft zieht sich wie ein roter Faden durch seine Arbeit. So nutzt der Landesverband mitten im Pfälzerwald ein eigenes Grundstück auf ökologisch vorbildliche Weise.

Treffpunkt für Jung und Alt: Das neue Umweltzentrum des BUND im Saarland.

SAARLAND

Häuser der Umwelt

1971 hat sich in Saarbrücken der »Bund für Umweltschutz« gegründet, der später zum BUND Saar wurde. Seit über 50 Jahren setzt sich der Landesverband damit für eine intakte Umwelt, naturnahe Landschaften und Artenvielfalt ein. Ein echter Meilenstein war der Erwerb des »Hauses der Umwelt« in Saarbrücken. Es beherbergt neben der BUND-Landesgeschäftsstelle auch verbündete Initiativen wie Greenpeace, VCD und ADFC. Das (im nationalen Aktionsplan »Bildung für Nachhaltigkeit« geförderte) »KunterBUNDmobil« bringt als Umweltlabor auf vier Rädern seit 25 Jahren Naturwissen direkt zu Kindern und Jugendlichen. Mit jährlich 120 Veranstaltungen erreicht es über 2000 junge Menschen. Zudem konnte der BUND Saar kürzlich sein historisches »Haus Eckert« eröffnen, als Zentrum für Ökologie, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Hier finden bereits regelmäßig Tagungen und Workshops statt.

Foto: Karin Haas
Foto: Meike
Tatay
Exkursion mit dem AK Wald zum Kleinen Hahnstein, einem Felsen im Waldgrundstück des Verbands.

SCHLESWIG ­ HOLSTEIN

Energiewende zwischen den Meeren

Im Landesverband zwischen Nord- und Ostsee spielt der Meeresschutz traditionell eine große Rolle. 1985 war es der Kampf für den ersten Nationalpark im Wattenmeer, heute ist es der Einsatz für einen Ostsee-Nationalpark.

Im Energiewendeland Schleswig-Holstein sorgt der BUND zudem für einen Interessensausgleich: hier der Ausbau der erneuerbaren Energien, dort der Schutz natürlicher Lebensräume. Der gelingt unter anderem mit Antikollisionssystemen, die Vögel in der Nähe von Windkraftanlagen erkennen, und Solarparks, die die biologische Vielfalt fördern.

In die Gründungszeit des Landesverbands 1980 fällt die Planung neuer Atomkraftwerke und Autobahnen. Leider hat der Widerstand dagegen bis heute nichts an Aktualität verloren. So wird die natur- und klimafressende A 20 weiter vorangetrieben. Und die mittlerweile abgeschalteten AKW dienen als Dauerzwischenlager für den Atommüll. Derzeit kämpft der BUND im Norden gegen die CO2Deponierung unter dem Meeresboden.

Exkursion am Grünen Band an der Grenze zu Hessen, mit einer Gruppe von Freiwilligen in ihrem sozialen Jahr.

THÜRINGEN

Grenzen überwinden

Die Gründung des BUND-Landesverbandes Thüringen im Mai 1990 steht wie keine andere für den – die Grenzen überwindenden – Einsatz für Natur und Umwelt. Denn schon vor der Wende gab es, von der Stasi überwacht, Kontakte zwischen dem BUND, der Umwelt- und Bürgerrechtsbewegung und Naturschutz-Aktiven in der DDR.

In Thüringen gelang es viele Meilensteine für das Grüne Band zu setzen. So bewegte die stetige Überzeugungsarbeit des Landesverbands den Freistaat dazu, Flächen zu übertragen, das Grüne Band als Nationales Naturmonument auszuweisen und seinen Status als »UNESCO-Welterbe« zu unterstützen. Der BUND bringt viele umweltpolitische Forderungen in die Regierungsarbeit ein. Gleichzeitig kümmern sich die Ehrenamtlichen aus den Kreisverbänden mit großem Enthusiasmus um den praktischen Naturschutz. Die Bildungsarbeit am Grünen Band schlägt eine Brücke von der Erinnerung zur aktiven Mitgestaltung unserer Zukunft.

Foto: Karin Kowol
Mit Müllsammel-Aktionen wie hier an der Ostsee bei Kiel helfen Ehrenamtliche des BUND das Meer zu schützen.

IRMELA FISCHER

Die Autorin arbeitet selbstständig als Naturbegleiterin und Umweltpädagogin. Sie bietet auch für den BUND Naturschutz und das NEZ Allgäu Exkursionen und Kräuterwanderungen an.

So klein und unscheinbar mit rosa Blütchen und filigran gefiederten Blättern, so vielseitig in Anpassung, Nutzung und Verwendung, ein wahrer Überlebenskünstler und Insektenfreund und doch so verpönt als Unkraut – am Stinkenden Storchschnabel (Geranium Robertianum) scheiden sich die Geister.

Ob der Standort sonnig, schattig, humusreich oder karg und steinig – dieser kleine Storchschnabel scheint unverwüstlich und bringt ein Leuchten in oft unscheinbare Standorte. Im Schatten sorgen die beweglichen Blattgelenke für die perfekte Ausrichtung zum Licht, in praller Sonne färben Carotinoide und Anthocyane die Pflanze rot zum Schutz. Mit seinen langen reichverzweigten Blattstengeln, die sogar nach dem Absterben erhalten bleiben, wächst das Ruprechtskraut vorwiegend in die Breite und baut sich sein eigenes Stützgerüst als Verankerung. So kann es Bereiche besiedeln, die für andere Pflanzen unzugänglich sind.

Mit der Rückkehr der Störche öffnen sich die ersten Blüten. Sie sind bis Oktober Nektar- und Pollenquelle für Schwebfliegen, Honig-, Wildbienen und Schmetterlinge. Namensgebend sind jedoch die länglichen Fruchtstände, die an den Schnabel eines Storches oder Kranichs

PFLANZENPORTRÄT

Ruprechtskraut

Der Stinkende Storchschnabel, auch Ruprechtskraut genannt, ist ein wahrer Überlebenskünstler und eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten.

(griech. géranos) erinnern. Die Samen platzen explosionsartig auf, werden bis zu sechs Meter weit geschleudert und zusätzlich im Fell vorüberstreifender Tiere verbreitet. Der namensgebende unangenehme Geruch entströmt den borstigen Drüsenhaaren und schützt die Pflanze vor Raupen- und Schneckenfraß, vor Mücken und Krankheiten.

Seit alters her ist das Ruprechtskraut als Heilpflanze bekannt bei allem, was durch Fremdeinwirkung in Körper und Psyche gelangt. Hierzu gehören Insektenbisse ebenso wie Schockerlebnisse, plötzlich auftretende Entzündungen und Wunden. Im Mittelalter war das Ruprechtskraut als »Gottesgnadenkraut« Allheil- und Notfallmittel, heute wird es reinigend und antiviral verwendet. Es soll die Fruchtbarkeit erhöhen sowie bei der

Heilung von Traumata, Burn-Out und Depressionen unterstützend wirken. Hildegard von Bingen und Paracelsus haben den Stinkenden Storchschnabel als Stimmungsaufheller und zur Herzstärkung verordnet. Verwendung findet er als essbares Kraut, Tee, Wein, Tinktur, Pulver, Frischauflage oder frisch gepresster Saft bei Mensch und Tier.

HÄUFIGE EINHEIMISCHE STORCHSCHNABELARTEN

Familie der Storchschnabelgewächse – Geraniaceae

Storchschnäbel sind eng verwandt mit unseren Balkon-Geranien (Pelargonien), bilden allerdings zwei verschiedene Gattungen.

• Ruprechtskraut (Geranium robertianum) mit kleinen rosa Blüten, purpurfarbenen Staubbeuteln und gelben Pollen in offenen Staubbeuteln, ein- bis zweijährig; einzige Ar t, die Verwendung als Heilpflanze findet – Vorsicht vor Überdosierung

(enthält viele Gerbstoffe) und während der Schwangerschaft!

• Purpurstorchschnabel (Geranium purpureum) mit noch kleineren dunkleren Blüten, gelben Staubbeuteln und einem kugelartigen Kelch, einjährig

• Wiesenstorchschnabel (Geranium pratense) mit großen himmelblauen Blüten und

• Waldstorchschnabel (Geranium sylvaticum) mit großen violetten Blüten, beide ausdauernd

Fotos: Irmela Fischer

INTERVIEW

»Besser schützen«

Dr. Werner Nezadal war von 1996 bis 2010 Professor für Botanik und Leiter der AG Geobotanik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und ist einer der besten Kenner der Sandpflanzen in Deutschland. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass das »Ödland auf Sand« nun als spezieller Lebensraum wahrgenommen wird und hunderte Botaniker*innen zu Fachleuten für Sandlebensräume wurden. Mit Werner Nezadal sprach unser Autor Tom Konopka.

Natur+Umwelt: Professor Nezadal, Sie sind noch immer aktiv beim Pflanzen bestimmen?

Nezadal: Selbstverständlich! Trotz Ausscheiden aus Altersgründen aus der universitären Lehre bin ich weiter im Kontakt zur Ackerwildkrautszene, zuletzt als Coautor einer großen Veröffentlichung zu

Ackerwildkräutern (»Synopsis der Pflanzengesellschaften Deutschlands, Heft 14«). Außerdem immer noch ehrenamtlich Kustos des Herbarium Erlangense, des zweitgrößten Herbars Bayerns. Neben der Botanik bin ich seit langem Hobby-Ornithologe mit öffentlichen Vogelexkursionen.

Sie haben 2003 mit einem Verein aus über 200 Aktiven und mit Karl Gatterer die »Flora des Regnitzgebietes« veröffentlicht, das Standardwerk zum Gebiet, in dem auch die SandAchse Franken liegt. Was kann man sich darunter vorstellen?

Im Reichswald zwischen Erlangen und Nürnberg versteckt sich ein besonderes Kleinod: das Naturschutzgebiet Tennenloher Forst, das sowohl Teil des Natura 2000-Netzes als auch des Nationalen Naturerbes ist. Sandmagerrasen, Heiden und lichte Kiefernwälder wechseln sich hier mit Moorbereichen und Kleingewässern ab. Bis 1993 wurde das Gebiet als Truppenübungsplatz genutzt. Mit dem Abzug des Militärs verschwanden

sichtlich Standort, pflanzensoziologischer Einordnung und Rückgangs- oder Ausbreitungstendenzen.

Was wünschen Sie sich für die SandAchse Franken?

Ein zweibändiges Werk von 1058 Seiten mit Verbreitungskarten des aktuellen und historischen Vorkommens sämtlicher 2650 Arten inklusive vieler Unterarten im Gebiet zwischen Lichtenfels und Weißenburg und Bayreuth bis Rothenburg, mit einer Kurzcharakterisierung hin-

Den Flächenverbrauch beenden, den Stickstoff- und Herbizideintrag reduzieren, Flechtenkiefernwälder und Sandäcker besser schützen!

www.regnitzflora.de

WO DIE WILDEN PFERDE WEIDEN

auch die Panzer, die die Sandmagerrasen und Heiden offenhielten. Seit 2003 sorgen Wildpferde aus dem Tiergarten Nürnberg und dem Tierpark Hellabrunn in der »Fränkischen Wüste« auf rund 100 Hektar auf natürliche Weise dafür, dass die Welt der Sandbewohner wie Heidelerche, Sandlaufkäfer und Schlingnatter erhalten bleibt. Durch die Haltung einer Przewalski-Junggesellengruppe wird darüber hinaus ein wichtiger Beitrag zum Erhalt dieser selten gewordenen Tierart geleistet. Nur wenige PrzewalskiPferde überlebten in Zoos und konnten durch gezielte Zucht in Zoos in ihrer ursprünglichen Heimat in Zentralasien wieder ausgewildert werden.

Initiator und Träger des Projekts und der Gebietsbetreuung ist der Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V. Das Projekt wird gemeinsam mit den Naturschutzbehörden, der DBU Naturerbe GmbH und dem Bundesforst durchgeführt. Der Tiergarten Nürnberg und der Tierpark Hellabrunn stellen die Przewalski-Pferde zur Verfügung, übernehmen die Transporte und die medizinische Versorgung der Tiere. Die Gebietsbetreuung wird von der Stiftung Bayerischer Naturschutzfonds gefördert.

Verena Fröhlich, Wibkea Bromisch, Gebietsbetreuung Sandschutzgebiete bei Erlangen

Werner Nezadal zeigt bei einer Exkursion Mäuseschwanz-Federschwingelgras.
Foto: Tom Konopka

ÜBERLEBEN IN DER »FRÄNKISCHEN WÜSTE«

Lebensraum Sand

Von Wald über Heide bis hin zu offenen Sandflächen:

Von den zahlreichen Sandlebensräumen stellen wir Ihnen hier drei besonders faszinierende vor.

OFFENSAND

Auf offenen Sandflächen herrschen extreme Bedingungen: heiß, trocken und nährstoffarm. Sie sind die Sand-Lebensräume mit den lebensfeindlichsten Bedingungen und werden daher auch als »Fränkische Wüste« bezeichnet. Regen versickert hier schnell, Nährstoffe werden rasch ausgewaschen. Der trockene Sandboden erhitzt sich im Sommer auf bis zu 60 Grad. Pflanzen und Tiere brauchen spezielle Überlebensstrategien: Ein dichter Pelz gegen die Sonne, ein Leben in der Nacht oder lange Beine und Stängel, um sich vom heißen Sand abzuheben.

Viele Insekten wie Wildbienen, Grabwespen und Laufkäfer ziehen sogar Nutzen aus dem lockeren Substrat und verwenden es zur Anlage von Nestern und Wohnröhren. Ein typischer Bewohner offener Sandböden ist der Dünen-Sandlaufkäfer.

Früher entstanden offene Sande durch die Dynamik der Flüsse. Heute können Sandgruben eine letzte Zuflucht für Arten der ursprünglichen Wildflusslandschaft sein. Doch die Anpassung macht die Arten abhängig. Verschwindet der Sand, verlieren die Überlebenskünstler ihre Bleibe.

HEIDEN

Unter Heiden versteht man baumfreie, von Zwergsträuchern beherrschte Le-

Mit seinen langen Beinen hebt sich der Sandlaufkäfer vom heißen Sand ab.

Hier sieht man gut die aufeinanderfolgenden Entwicklungsstadien

bensräume. Das sind zum Beispiel Heidelbeere, Preiselbeere und Heidekraut. Sie sind in der SandAchse sehr selten und meist nur kleinflächig an Waldrändern und auf Lichtungen im Kiefernwald zu finden. Die dominierenden Heidekräuter sind zur Blütezeit eine Augenweide, aber auch wichtige Nahrungsgrundlage für eine Reihe seltener Insekten und deren Raupen. Auf dem sauren Boden gedeihen nur wenige Pflanzenarten. Aber die pflanzenfreien Bereiche sind für die Insektenwelt von besonderer Bedeutung. So liebt beispielsweise der Wald-Sandlaufkäfer die offenen, leicht mit Flechten bewachsenen Sandbereiche zwischen den HeidekrautBüschen.

FLECHTENKIEFERNWALD

Dieser an extrem nährstoffarme Böden angepasste Waldtyp ist eine stark bedrohte Lebensgemeinschaft mit vielen gefährdeten Flechten- und Moosarten. Unter einem lichten Schirm von knorrigen Wald-Kiefern bedecken Flechten mindestens 10 Prozent des Bodens. Daneben be stimmen Moose, Heidekraut, wenige Grä ser und Kiefernstreu das Erscheinungs bild.

Durch die traditionelle Streunutzung der »Steggalaswälder« (Steggala: frän kisch Stöckchen) wurde der Boden stark ausgelaugt. Im Projektegebiet kommen

Flechtenkiefernwälder nur noch kleinflächig auf trockenen, nährstoffarmen Rücken vor.

Seit den 1990er Jahren sind rund 90 Prozent der Flechtenkiefernwälder in den meisten Regionen Deutschlands verloren gegangen. Hauptgefährdungsfaktoren sind eine Aufgabe der Streunutzung und hohe Stickstoffeinträge aus der Luft. Letztere fördern konkurrenzstarke Laubmoose, Zwergsträucher und Gräser, die Flechten und kleinwüchsige Moose verdrängen. Auch für den Schutz zahlreicher Tierarten wie den Ziegenmelker sind die lichten und unterwuchsarmen Flechtenkiefernwälder von großer Bedeutung. Zur Erhaltung und Entwicklung müssen diese Wälder dringend geschützt werden.

Karin Klein­Schmidt

TAGUNG

Am 26./27. Juni 2025 veranstaltet die Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege eine große Tagung zur SandAchse in Nürnberg. Es werden auch Exkursionen in die schönsten Kerngebiete in und um Nürnberg und zu den PrzewalskiPferden führen. Weitere Infos: www.anl.bayern.de/veranstaltungen

vom Offensand über Heideflächen zum Kiefernwald.
Foto: Tom Konopka

VOGELSCHLAG

Fast nie ein Einzelfall

Millionen heimische Vögel sterben jedes Jahr an Glasscheiben. Das sollten wir nicht tatenlos hinnehmen.

CLAUDIA WEGWORTH ist die Expertin für Vogelschlag beim BUND Berlin.

Im Herbst 2023 prallten binnen einer Nacht rund tausend Zugvögel gegen eine Fensterfront in Chicago und verendeten. Diese Nachricht sorgte für erhebliche Erschütterung. Doch der Massentod ist kein Einzelfall. Auch hierzulande stellt der Vogelschlag ein ernstes Problem dar, das nach wie vor viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält.

Vögel können Glas nicht sehen. Seine Transparenz oder die Reflexionen der Umgebung werden ihnen zum Verhängnis. Glaskollisionen liegen zahlenmäßig an der Spitze der menschgemachten Todesursachen bei Vögeln. Laut den deutschen Vogelschutzwarten sterben so jedes Jahr 5 bis 10 Prozent der heimischen Vögel. Nicht nur Brutvögel sind unter den Opfern, sondern auch viele Zugvögel, darunter seltene und gefährdete Arten.

MEIST UNBEMERKT

Die Zahlen sind alarmierend und kaum zu glauben. Müsste man nicht ständig tote Vögel auf der Straße liegen sehen? Fast jede*r hat schon einmal erlebt, wie ein Vogel gegen ein Fenster fliegt. Ein kurzer

dumpfer Knall auf der Terrasse und ein kleiner Vogel liegt am Boden. Manchmal erholt er sich nach einem Moment und fliegt weg. Doch die Überlebenschance solcher Tiere liegt bei gerade einmal 40 Prozent. Häufig verenden sie später qualvoll an inneren Verletzungen.

Wer beobachtet, wie ein Vogel gegen eine Scheibe fliegt, kann sich sicher sein: Fast nie handelt es sich dabei um einen Einzelfall. Denn die meisten der Anflüge ereignen sich früh am Morgen, von uns unbemerkt. Das wissen auch Beutegreifer wie Krähen, Füchse oder Katzen. Die toten Vögel werden schnell aufgesammelt und nie gefunden. Den Rest erledigt bei großen Gebäuden häufig ein Reinigungsteam.

DEZENT NACHGERÜSTET

So wie am neuen Berliner Flughafen BER. An seinen riesigen Glasfassaden verenden schon seit der frühen Bauphase regelmäßig Vögel. 2012 waren es sogar 250 in nur einer Nacht. Trotzdem weigerte sich die Flughafengesellschaft lange, dieses Problem anzugehen. Erst vor wenigen Monaten begann sie auf Druck des BUND Berlin, größere Teilbereiche mit einem Schutzmuster nachzurüsten.

Die Lösung ist so dezent, dass sie kaum auffällt: Ein regelmäßiges Raster aus winzigen silbernen Klebepunkten bedeckt

weniger als ein Prozent der markierten Glasfläche. Doch es wirkt: Vögel erkennen die stark reflektierenden Punkte schon von Weitem und wissen instinktiv, dass sie diese enge Struktur nicht passieren können.

SELBST WAS TUN

Übrigens sind nicht nur großflächige Glasfassaden ein Problem. Auch kleine Fenster können tödlich sein, vor allem wenn sich Büsche oder Bäume darin spiegeln. Fenster zu Gärten hin sind also immer eine Gefahr. Bei 16 Millionen Einfamilienhäusern in Deutschland trägt am Ende jeder einzelne verunglückte Vogel zu der riesigen Zahl der Opfer bei. Vogelschutz beginnt also bei uns zu Hause. Die silberne Schutzmarkierung erhalten Sie im BUND-Shop (s.u. und auf Seite 24). Wer nach einer kostengünstigen Variante sucht, kann außen vorm Fenster einen Schnurvorhang anbringen, aus fünf Millimeter dicken Kordeln im Abstand von zehn Zentimetern. Mit einfachen Mitteln können wir so alle einen wichtigen Beitrag leisten.

Mehr zum Thema

Die dezente Punktmarkierung von SEEN Elements finden Sie unter www.bundladen.de

Diese Kohlmeise fiel einer Fensterscheibe zum Opfer.
Vogelschutz selbst gemacht: mit Schnüren.
Fotos: C. Wegworth (2)

Irrweg vermeiden

Eine Jagdzeit für den Wolf? Warum das keine gute Idee ist, erläutert der BUND in einer neuen Broschüre. Sie soll die Diskussion über Wolf und Weidetiere versachlichen.

THOMAS NORGALL ist Sprecher der AG »Wolf und Weidetiere« im BUND und Autor des neuen Standpunktes.

Keine Tierart löst in Deutschland so viele Emotionen aus wie der Wolf. War die Berichterstattung nach der Wiederbesiedlung 1998 überwiegend positiv, drängen in den letzten Jahren vor allem negative Schlagzeilen in den Vordergrund. Freilebende Wölfe sind für Menschen keine Gefahr. Bundesregierung und Bundesländer stellen das auf ihren Webseiten vielfach klar. Richtig ist, dass Wölfe in großer Zahl Nutztiere reißen. Getötet werden aber ganz überwiegend Schafe und Ziegen, die nicht speziell vor Wölfen geschützt sind. Um dieses Problem zu entschärfen, fordert der BUND seit vielen Jahren einen flächendeckenden Herdenschutz. Dessen – durchaus erhebliche – Kosten muss der Staat vollständig erstatten. Wölfe, die gelernt haben, den Schutz zu überwinden, müssen gezielt geschossen werden.

SCHUTZ ENTSCHEIDET

Doch die neue Bundesregierung will einen anderen Weg einschlagen. Sie plant eine Jagdzeit auf Wölfe einzuführen. »Weniger Wölfe gleich weniger Nutztierrisse« lautet

die These. Sie klingt plausibel – und ist dennoch falsch. Warum lehnt der BUND die Bejagung ab? Weil wissenschaftliche Studien belegen, dass die Qualität des Herdenschutzes und nicht die Zahl der Wölfe darüber entscheidet, wie viele Nutz tiere gerissen werden.

Griechenland, Polen, Rumänien sowie die Slowakei und Spanien könnten nach geltendem EU-Recht Jagdzeiten für den Wolf einführen. Sie haben das unterlassen oder Jagdzeiten in den letzten Jahren sogar wieder abgeschafft. Tatsächlich reißen die meisten Wölfe keine Nutztiere, bestimmte Individuen allerdings sehr regelmäßig. Dass während der Jagdzeit vor allem diese problematischen Wölfe geschossen werden, ist nicht zu erwarten.

NEUE IMPULSE

Viel spricht dafür, dass sich besonders jene Wölfe auf Weidetiere als Nahrung spezialisieren, die sich aus dem Rudel lösen und erstmals eigenständig Beute erlegen müssen. Fehlender Herdenschutz erleichtert ihnen das. Und schafft damit ein Problem, das der generelle Abschuss von Wölfen während einer Jagdzeit nicht lösen kann. Wird die Bejagung alternativ zum Herdenschutz praktiziert, dürften Wölfe immer häufiger auf ungeschützte Weidetiere treffen. Und dann drohen noch mehr Nutztiere gerissen zu werden.

Nationen fordern, Elefanten, Orang-Utans oder Tiger zu bewahren?

Die EU will den Schutzstatus des Wolfs herabstufen, die neue Bundesregierung dies in unser nationales Recht umsetzen. Zudem wollen Union und SPD für eine »rechtssichere Entnahme« sorgen und den Wolf ins Jagdrecht aufnehmen.

Stattdessen braucht es neue Impulse für den Herdenschutz. An einem flächendeckenden Schutz speziell von Schafen und Ziegen führt kein Weg vorbei. Außerdem gehören der Herdenschutz und seine Finanzierung bundesweit vereinheitlicht.

Auch muss systematisch untersucht werden, unter welchen Bedingungen Wölfe Schutzvorrichtungen überwinden. Und schließlich fehlt es immer noch an Wissen, wie Wölfe, die besonders viele Nutztiere reißen, schnell zu erlegen sind.

Mehr zum Thema

Den 6-seitigen BUND-Standpunkt »Wölfe und Weidetiere: Nebeneinander statt Gegeneinander« finden Sie unter: www.bund.net/woelfe-und-weidetiere

WOLF

SCHUTZ FÜR GEFÄHRDETE ARTEN

Blühendes Kulturgut

Streuobstwiesen sind wertvolle Kulturlandschaften. Dass das Wissen um deren Pflege und die alten, regionaltypischen Sorten nicht verloren gehen, darum kümmert sich der BN Lindau.

Im Landkreis Lindau gibt es noch viele Streuobstwiesen. Zwar wurden sie direkt am Bodensee fast gänzlich von modernen Obstplantagen verdrängt, aber in den höheren Lagen sind zahlreiche erhalten geblieben. Seit knapp 25 Jahren kümmern sich die Ehrenamtlichen des BN Lindau darum, diese wertvollen Flächen zu schützen und zu pflegen. 2003 riefen sie ein Streuobst-Apfelsaftprojekt ins Leben. Anfangs gaben 21 Landwirt*innen insgesamt 51 Tonnen Äpfel ab. Inzwischen sind es 128 Bauern und 263 Tonnen Äpfel. Der große Erfolg des Projekts liegt auch am Aufpreismodell: Landwirt*innen, die ihr Obst von Streuobstwiesen zum Pressen abliefern, bekommen dafür einen höheren Preis als konventionell wirtschaftende Bauern. Im Gegenzug ver-

Äpfel von der Streuobstwiese

pflichten sie sich, ihre Streuobstwiese nach Biostandards, also ohne synthetische Dünger und Pestizide, zu bewirtschaften und abgehende Bäume zu ersetzen.

PFANNKUCHENAPFEL

Dass die Landwirt*innen dabei möglichst alte und regionaltypische Sorten verwenden, auch dafür sorgen die Aktiven des BUND Naturschutz in Lindau. Im Landkreis gibt es noch viele dieser über Hunderte von Jahren kunstvoll gezüchteten Spezialitäten mit wunderbaren Namen wie Roter Bellefleur, Horneburger Pfannkuchenapfel oder Köstliche aus Charneaux. Teilweise gibt es allerdings nur noch wenige Exemplare der einzelnen Sorten. Um diese wieder weiter zu verbreiten, fing die BN-Kreisgruppe an, Reiser verschiedener Obstsorten zu schneiden. Eine Baumschule pfropft diese dann auf entsprechende Hochstamm-Unterlagen. Die entstehenden Bäumchen verkauft der BN

den Landwirt*innen der Region – mit großem Er folg: Inzwischen findet alle zwei Jahre eine Sammelbestellung statt und es laufen regelmäßig zwei- bis dreihundert Bestellungen für die besonderen Obstbäumchen ein.

Der Name Streuobst kommt daher, dass die Obstbäume auf Streuobstwiesen in unregelmäßigen, etwa zehn Meter großen Abständen locker über die Fläche »verstreut« stehen. Charakteristisch für Streuobstwiesen sind großkronige Bäume, die etwa acht bis 20 Meter hoch werden. Meist finden sich dort viele verschiedene Sorten von Äpfeln, Birnen, Zwetschgen, Kirschen oder Walnuss.

In einer Obstplantage hingegen stehen die Bäume ganz eng in Reihen und wachsen an einem Spalier entlang. In der Regel wächst dort nur eine Sorte pro Acker. Der Abstand zwischen den Reihen ist gerade so groß, dass ein kleiner Traktor zur Pflege, zum Düngen und vor allem zum Spritzen hindurchfahren kann. Die Bäume im intensiven Anbau werden nur 2,5 bis 3 Meter hoch und der Stamm etwa zehn Zentimeter dick.

Hoch hinaus: Auf Streuobstwiesen werden die Bäume bis zu 20 Meter hoch.
Buntspecht

LEBENSRAUM FÜR VIELE ARTEN

Streuobstwiesen sind Horte der Artenvielfalt: Ein einziger Apfelbaum kann 1000 Käfer, Schmetterlinge und Fliegen beherbergen. Zusammen mit den bunt blühenden Wiesen wurden in diesem Lebensraum über 5000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten gezählt. Am Wurzelbereich der Bäume leben Spitz- und Feldmaus sowie Igel. Am Stamm wachsen Moose und Flechten und in der rissigen Rinde leben Käfer. Ökologisch besonders wertvoll sind alte Obstbäume. An morschen Stellen im Holz findet man selten gewordene, totholzbewohnende Insekten. In Baumhöhlen und großen Astlöchern nisten Singvögel und Spechte. Verlassene Höhlen und Baumspalten dienen Fledermäusen als Quartier. Die Baumkronen bieten vielen Vogelarten Brutplätze, Garten- und Siebenschläfer suchen im Geäst nach Nahrung.

Um einen besonderen und selten gewordenen Bewohner der Streuobstwiesen nimmt sich die Kreisgruppe Lindau im Rahmen eines vierjährigen Streuobstprojektes an: um den Wiedehopf. In Bayern ist er vom Aussterben bedroht. Im Landkreis Lindau wird er aber in den letzten Jahren immer wieder auf dem Durchzug von seinem afrikanischen Winterlebensraum in die europäischen Brutgebiete beobachtet. Weil sich der Lindauer Landkreis sehr für eine Wiederansiedelung des Vogels eignet, wurden im Rahmen des Streuobstprojektes im vergangenen Jahr zehn Nistkästen für den Vogel in verschiedenen Streuobstwiesen aufgestellt. Jetzt heißt es Geduld haben, denn die Rückkehr des Wiedehopfs kann ein paar Jahre dauern, das haben andere Wiederansiedelungsprojekte gezeigt.

INTERVIEW

Ein Pakt, der Früchte trägt

Natur+Umwelt: Warum ist es wichtig, alte Obstsorten zu erhalten?

Isolde Miller ist seit 1996 beim BUND Naturschutz aktiv. Die Streuobstwiesen rund um Lindau liegen der studierten Landespflegerin besonders am Herzen. Wir fragten sie nach alten Obstsorten und dem aktuellen Streuobstprojekt.

Aktionsleitfaden

Streuobst

Der Aktionsleitfaden enthält alles Wissenswerte zu Streuobst und wertvolle Hinweise von der Neuanlage über die Pflege bis hin zu vielfältigen Vermarktungsinitiativen. Erhältlich für 36,50 Euro auf: www.bn-onlineshop.de

Isolde Miller: Alte Sorten haben sich –oft über sehr lange Zeit – an das regionale Klima und die jeweiligen Standortbedingungen angepasst, sodass sie dort besser wachsen und oft robuster sind als neue Sorten. Vorteile gibt es auch, was den Geschmack angeht. Während man im Supermarkt meist nur zwischen den Geschmäckern süß, sauer und süßlich-sauer wählen kann, bieten alte Sor ten ein ganzes Bouquet an Aromen. Darüber hinaus sind alte Obstsorten auch ein Kulturgut. Jahrzehnte und Jahrhunderte an Zuchtarbeit und viel Wissen über die jeweiligen Standorte stecken in jeder alten Obstsorte. Und auch gesundheitlich haben die alten Obstsorten Vorteile: Viele Menschen, die allergisch auf »normale« Äpfel reagieren, können alte Sorten problemlos essen, weil diese weniger Histamin enthalten und dadurch weniger allergen sind.

Der BN Lindau hat 2023 den Zuschlag für ein Streuobstwiesenprojekt bekommen. Worum geht es da? Das vierjährige Projekt wird von der Bayerischen Staatsregierung gefördert. Diese hat sich nach dem Volksbegehren Artenvielfalt im »Bayerischen Streuobst-

pakt« dazu verpflichtet, vorhandene Streuobstwiesen zu erhalten und bis 2035 eine Million zusätzlicher Streuobstbäume zu pflanzen. Wir werden in den kommenden vier Jahren unter anderem jährlich 50 neue Obstbäume pflanzen, die Streuobstwiesen der Region kartieren, die Biodiversität dort dokumentieren und die bestehenden Streuobstwanderwege aktualisieren. Außerdem gibt es Schnittkurse für Interessierte, damit das alte Wissen über die Obstbaumpflege nicht verloren geht.

Auch junge Menschen sollen erfahren, wie wichtig Streuobstwiesen sind … Ja, die Kreisgruppe Lindau bietet schon jetzt Umweltbildungsveranstaltungen an, im Rahmen des Projekts werden es noch mehr. In den »Streuobstschulwochen« lernen Kinder unter anderem, wie sich Streuobstwiesen von Obstbaumplantagen unterscheiden, welche Tiere dort leben und wie man Apfel, Birne und Zwetschge dem Blatt oder der Wuchsform nach unterscheiden kann. Und natürlich gibt es zum Abschluss immer ein Glas »BUNDNaturschutz-Apfelsaft«.

Text und Interview: Heidi Tiefenthaler

um Bremen, wo 2024 wieder über 80 Paare brüten konnten – dank eines ausgefeilten Schutzprogrammes.

Davon profitieren zahlreiche weitere seltene Vögel sowie unter anderem Hunderte von Insektenarten.

Foto: Jan Wegener/BIA

Frühlingsspaziergang bei Schwebheim

GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN

»Kästlastruktur«

erhalten

Wenn der politische Wille da ist, kann eine Flurbereinigung Natur und Landwirtschaft versöhnen, wie ein Beispiel aus Unterfranken zeigt.

Der Mainbogen südlich von Schweinfurt wirkt unspektakulär, birgt aber eine Vielzahl von botanischen Raritäten: von Adonisröschen und Mehlprimel über Trollblumen, Iris-, Enzian- und Orchideenar ten. In den Gemeinden Schwebheim, Gochsheim und Sennfeld gelang eine mustergültige ökologische Flurbereinigung.

Die erste Flurbereinigung SchweinfurtSüd hatte verheerende ökologische Schäden angerichtet: Ihr fielen große Teile der Grettstadter Wiesen zum Opfer. Weit besser gelang eine zweite, diesmal ökologisch ausgerichtete Flurbereinigung in den Jahren 1986 und 1987, die später auf die Nachbargemeinden Gochsheim und Sennfeld erweitert wurde. Zu verdanken ist sie vor allem dem langjährigen Schwebheimer Bürgermeister Fritz Roßteuscher, seinem Nachfolger Hans Fischer und ihren Mitstreitern. Sie rettete nicht nur die wertvollen Pfeifengraswiesen und das Riedholz, sondern sorgt auch in der Feldflur mit ungewöhnlich breiten Heckenstreifen für eine Versöhnung von Natur und Landwirtschaft. »Die allermeisten Heckenstreifen sind zu

schmal«, erläutert Erich Rößner, Gebietsbetreuer und Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Gerolzhofen. »Das führt zu Dauerkonflikten mit den Bauern, weil ihre Maschinen von den überhängenden Ästen beschädigt werden.« Verbreitert man die Streifen, entspannt sich die Lage, weil die Hecken Platz zum Wachsen und die Bauern Platz zum Arbeiten haben. Die Felder sind durch die Gehölzsäume besser vor Austrocknung und Erosion geschützt, was in heißen, windreichen Jahren den Unterschied zwischen Missernte und einem akzeptablen Ertrag ausmachen kann – und den »Flächenverlust« durch die breiteren Gehölzstreifen mehr als ausgleicht.

Vom begrünten Schuttberg östlich der Gemeinde Schwebheim sieht man, was das konkret bedeutet: Während das

Mehr entdecken

Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner: Gerettete Landschaften Wanderführer, Verlag Rother, 14,90 Euro Bestellung: www.bn-onlineshop.de

Frauenschuh

fruchtbare Schweinfurter Becken über weite Strecken eine ausgeräumte Agrarlandschaft ist, sehen wir im Umkreis des Schuttbergs eine »Kästlastruktur«, wie Rößner es nennt: Landwirtschaftsflächen, die von großzügigen Obstbaumund Heckensäumen eingerahmt sind.

Von den einzigartigen Grettstadter Wiesen waren leider nur noch Restbestände zu retten. Doch das angrenzende Riedholz ist heute Naturwaldreservat, die östlich angrenzende Pfeifengraswiese (»Riedwiese«) ist Naturschutzgebiet. Stolz war Fritz Roßteuscher auch darauf, dass der Unkenbach, der das Gemeindegebiet durchquert, fast auf der ganzen Länge bepflanzt ist. Denn die Verschattung kleiner Gewässer macht es vielen Arten überhaupt erst möglich, Trockenzeiten zu überleben.

Sowohl das Riedholz als auch die Pfeifengraswiese kann man trotz ihres strengen Schutzstatus’ auch wandernd und fotografierend erkunden. Zwar herrscht ein strenges Wegegebot, um die empfindliche Vegetation zu schützen, doch durch das Riedholz führt ein sehr empfehlenswerter Lehrpfad, und auf der Pfeifengraswiese findet man sich dank der markierten Wege gut zurecht.

Ulrike Rohm­Berner, Winfried Berner

INFOS ZUR WANDERUNG

• Ausgangspunkt: Parkplatz Riedholz (oder Kirchplatz Schwebheim)

• Länge: Rundweg Riedholz /Pfeifengraswiese 2 bis 3 Kilometer, ab Kirchplatz Schwebheim 8 bis 10 Kilometer

• Hinweis: Im gesamten Naturschutzgebiet Wegegebot sowie Leinenpflicht für Hunde

• Einkehr: Schwebheim

Fotos: Winfried Berner

UMWELTFREUNDLICH REISEN

Gipfel und Schluchten

Klare Bergluft, tosende Wasser, knorrige Zirbenwälder – im Martelltal in Südtirol kann man eine Kombination aus Genuss, Wandern und Naturbeobachtung erleben.

Fast geschafft! Da, wo Himmelsblau und Felsengrau sich treffen, muss der Gipfel sein. Das Herz klopft. Noch ein paar Minuten Steigen – und wir sind da. Wir stehen auf dem Pederköpfl, fast 2600 Meter über dem Meer. Jetzt tief durchatmen und schauen: Ein Panoramablick eröffnet sich über das Herz des Nationalparks Stilfserjoch.

Mächtige Dreitausender erheben sich ringsum, und über allem thront der Monte Cevedale auf seinem weiten Gletscherfeld. Tief unten liegt das Martelltal, eingerahmt von altem Bergwald, der die Hänge hinaufzieht. Im Herbst flammen zwischen immergrünen Zirben und Tannen die Lärchen hervor, gelb wie Honigkerzen. Wanderführer Johann weist mit der Hand zum Himmel: »Schaut auch mal nach oben!« Zwei längliche Flecken kreisen dort, sinken tiefer. Bartgeier! Wir erkennen die rötliche Färbung ihres Brustgefieders. Ferngläser und Fotoapparate werden ans Auge gehoben. Begleitet von

REISETERMIN

5. – 11. Oktober 2025

Infos zu Reisepreis und Anmeldung

BUND-Reisen

ReiseCenter am Stresemannplatz

Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg

Tel. 09 11/5 88 88-20 www.bund-reisen.de

Johann Oberdörfer, ehemaliger Förster und 17 Jahre lang Ranger im Nationalpark Stilfserjoch, entdecken wir eine abwechslungsreiche, ursprüngliche Landschaft. Ein Athlet muss niemand sein, doch trittsicher auf Wandersteigen und mit guter Kondition ausgestattet.

Eine unserer Touren führt durch die Plimaschlucht am Fuße des Cevedale. Hier hat sich der Gebirgsbach tief ins Gestein gesägt. Ein Schluchtenweg führt über eine Hängebrücke. Unter uns tost das Wasser zwischen blank geschliffenen Felsen. Im Winter erstarren die Wasserfälle hier zu blau schimmernden Säulen, berichtet Johannes. Oben, auf der Zufallhütte, kehren wir ein.

Unser Ausgangspunkt und Rückzugsort ist die urige Lyfi-Alm auf 2200 Metern zwischen Zirben und Lärchen. Hier empfängt uns der Hüttenwirt und Koch Gerhard Rieder mit authentischer Südtiroler Küche. Gerhard kocht vorzüglich und hat früher auf Schloss Juval (Messner Mountain Museum) ein Restaurant betrieben. In den frühen Morgen- und späten Abend-

stunden führt uns Gerhard zu Plätzen, an denen wir das Schauspiel der Hirschbrunft erleben. Das kehlige Röhren hören wir schon von weitem. Schweigend und behutsam bewegen wir uns durch die Dämmerung – wir Menschen sind in diesem Moment nur Zaungäste.

Es bleibt auch Zeit, die Umgebung eigenständig zu erkunden. Unweit der LyfiAlm stehen riesige, rund 600 Jahre alte Urlärchen, sie sind ehrfurchtgebietend.

Ein weiterer Ort zum Verweilen ist die Peder-Stieralm. Wenn unten ins Martelltal schon die Schatten fließen, lässt es sich hier nachmittags auf einer Bank in der Herbstsonne gut aushalten, das Ortlermassiv im Blick und den warmen, beruhigenden Geruch der Zirben in der Nase. Lucia Vogel

3000er-Kulisse im Nationalpark Stilfserjoch und Wandern im Lärchen- und Zirbenwald
Fotos: Verkehrsamt Latsch

Schönbär

BN aktiv + nah

KÖNIGLICHER

AUSBLICK

Es gibt so viele wunderbare Naturschätze in Bayern – doch oft sind sie bedroht: durch Bebauung, durch immer intensivere Landwirtschaft, durch Straßen, die Lebensräume zerschneiden. Der BUND Naturschutz bemüht sich seit vielen Jahren darum, Flächen anzukaufen, um sie zu schützen und zu bewahren, oft mit Erfolg: Derzeit besitzt der BN rund 2750 Hektar Flächen in ganz Bayern. Wir stellen Ihnen in jedem Heft ein solches Naturjuwel vor.

Die sogenannten Rothwiesen liegen direkt unterhalb von Schloss Neuschwanstein mit einem herrlichen Blick auf das berühmte Märchenschloss. Auf der Ostseite begrenzt sie der Wildbach Pöllat, der die bekannte Klamm bildet, über der die Marienbrücke hin nach Neuschwanstein führt. Die Wiesen waren im Besitz der Familie Roth, die dem BUND Naturschutz

Die BUNDjugend Bayern und Regionalreferent Thomas Frey packten bei Pflegemaßnahmen auf den Rothwiesen kräftig mit an.

Schwangau aufgrund guten persönlichen Kontakts ein Vorkaufsrecht für die Flächen eingeräumt hatte. 2022 hat der BN davon Gebrauch gemacht und die etwa 1,5 Hektar großen Wiesen gekauft, um sie als Naturschutzflächen weiterzuentwickeln.

Die Wiesen teilen sich auf in zwei unterschiedliche Bereiche. Ein Teil ist hügelig, der andere ist eben und grenzt im Westen an den »Gipsmühlenweg«. Dort sind

IM GESPRÄCH MIT

Hubert Weiger

Am 19. und 20. Juli 1975 fand in Marktheidenfeld die Gründungsversammlung des BUND statt. Als jüngster Teilnehmer war unser Ehrenvorsitzender mit dabei.

Herr Weiger, 21 Männer und eine Frau trafen sich vor 50 Jahren in Unterfranken, um den BUND zu gründen. Erinnern Sie sich noch an diese zwei Tage?

Ja, sogar lebhaft. Es herrschte eine große Aufbruchstimmung. Auch wenn sich viele in Marktheidenfeld zum ersten Mal sahen, hat man sich in kürzester Zeit inhaltlich hervorragend verstanden. Da traf sich eine Wertegemeinschaft, die der wachsenden Umweltzerstörung nicht länger tatenlos zuschauen wollte.

Was gab den Anstoß zu diesem Treffen? Hier muss ich kurz ausholen: 1970 beauftragte das Bundesinnenministerium den Bund Naturschutz in Bayern (BN), das Europäische Naturschutzjahr auszurichten. Mehr als 2000 Menschen nahmen im Deutschen Museum an der ersten großen Naturschutzversammlung seit dem 2.Weltkrieg teil. In der Folge entstand in Bayern das bundesweit erste Umweltministerium. Uns im BN wurde damals deutlich: Wir benötigen eine wirkungsvolle Vertretung des Naturschutzes auf nationaler Ebene. Denn in Bayern vollzog man ja vielfach nur, was in Bonn beschlossen wurde – agrar-,

energie- und verkehrspolitisch. Vor allem Hubert Weinzierl, unser Vorsitzender seit 1969, und der BN-Geschäftsführer Helmut Steininger ergriffen dann die Initiative.

Dabei gab es doch einen Dachverband, den Deutschen Naturschutzring?

Richtig, er unterstützte unser Anliegen, war selbst aber dadurch lahmgelegt, dass er auch die Jäger und Fischer zu vertreten hatte. Und die waren in wichtigen Fragen ganz anderer Auffassung. Auf unserer Seite hatten wir außerdem die »Gruppe Ökologie« mit Bernhard Grzimek, Konrad Lorenz, Horst Stern und anderen.

Waren sich in Marktheidenfeld alle einig über die Ziele des neuen Verbands? Einig waren wir uns, dass sich der Naturschutz auf nationaler Ebene dringend fortentwickeln und viel ganzheitlicher agieren muss. Dazu gehörte ganz zentral, Umweltaspekte wie die Energiepolitik zu integrieren. Auch wollten wir öffentlich sichtbar und wirksam sein und zugleich für einen guten fachlichen Background sorgen. Schon in der ersten Sitzung haben wir daher einen Fachbeirat mit kritischen

Wissenschaftlern etabliert, den Vorsitz übernahm Enoch zu Guttenberg.

Wie kamen Sie damals dazu? Und warum gerade Marktheidenfeld?

Ich stieß im Jahr 1971 als erster Zivildienstleistender zum BN und wurde 1973 zum Beauftragten für Nordbayern. Als Mitglied unseres Vorstandes konnte ich die Gründungsversammlung mit vorbereiten. Dass wir uns in Marktheidenfeld trafen, ist dem BN-Kreisvorsitzenden von MainSpessart, Fritz Lechner, zu verdanken. Er wies uns im Vorfeld auf einen schönen Gasthof am Main hin, dessen Wirtsleute ihre Räumlichkeiten gratis bereitstellten. Da dieser Gasthof unweit von Frankfurt und damit halbwegs zentral gelegen war, kamen wir dort zusammen.

Waren Sie sich der historischen Tragweite dieser Versammlung bewusst? Immerhin fehlten etliche Prominente, die bald eine große Rolle spielen sollten, wie Bernhard Grzimek oder Herbert Gruhl. Richtig, diese Persönlichkeiten standen hinter uns, haben aber mühsame Details wie die Finanzierung des neuen Verbandes oder Satzungsfragen gerne anderen überlassen. Die Tragweite dieser Gründungsversammlung habe ich damals noch nicht abgesehen. Ich war einfach fest überzeugt, dass ein Verband wie der BUND dringend gebraucht wird. sz

Foto: J. Farys

HILFE FÜR FROSCH, KRÖTE & CO

Es ist die größte Artenschutzaktion Bayerns: Jedes Jahr bauen Ehrenamtliche des BUND Naturschutz entlang von Straßen Amphibienzäune auf und bringen die Tiere sicher auf die andere Seite.

In diesem Jahr haben die Aktiven erneut überwiegend rückläufige Zahlen von Fröschen, Kröten und Molchen festgestellt.

»Wir merken die Auswirkungen des Klimawandels und des zunehmenden Verlustes von Lebensräumen jedes Jahr an den Amphibienschutzzäunen«, erklärt der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe. »Da der BN seit Jahrzehnten flächendeckend in ganz Bayern Amphibien rettet, können wir das gut anhand unserer eigenen Daten belegen«.

Der BN unternimmt, was in seinen Möglichkeiten steht, um den Tieren weiterzuhelfen, doch letztlich müssen sich die Landschaften und Rahmenbedingungen ändern: Wenn wir Grasfrosch und Co erhalten wollen, brauchen wir bayernweit mehr intakte Feuchtgebiete, Flussauen und Gewässervielfalt in der Landschaft, weniger Entwässerung, weniger Flächen verbrauch und weniger Straßenbau.

Bestimmungshilfe

Wer hüpft denn da? Die kleine Bestimmungshilfe für Amphibien kann für 0,75 Euro bestellt werden auf: www.bn-onlineshop.de

EHRUNG FÜR JAPANISCHE AKTIVISTIN

Der BUND Naturschutz hat die japanische Atomkraft-Gegnerin Ruiko Muto mit dem Bayerischen Naturschutzpreis geehrt. Mit der Verleihung des Bayerischen Naturschutzpreises an die japanische Atomkraftgegnerin Ruiko Muto würdigte der BN kurz vor dem 14. Jahrestag des GAUs von Fukushima ihre großen Verdienste für

den Widerstand gegen die Atomkraft und die Bewältigung der Folgen der Reaktorkatastrophe von Fukushima. Ruiko Muto ist die Leiterin der »Beschwerdegruppe für die strafrechtliche Verfolgung der Atomkatastrophe von Fukushima«, die den einzigen Prozess führt, in dem der Atomkraftwerksbetreiber TEPCO strafrechtlich für den Unfall vom 11. März 2011 verantwortlich gemacht wird. Bei einer feierlichen Preisverleihung hat der BN die online aus Japan zugeschaltete Preisträgerin mit seiner höchsten Auszeichnung gewürdigt. Der BN-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger betonte in seiner Laudatio: »Ihre Arbeit verdeutlicht, dass im Falle eines GAUs selbst in demokratischen Ländern wie Japan der eigenen Bevölkerung nicht die Wahrheit gesagt und ihre Gesundheit preisgegeben wird.«

NEUE REGIONALREFERENTIN

Seit Jahresbeginn ist Lena Maly-Wischhof die neue BN-Regionalreferentin für den Regierungsbezirk Niederbayern und damit Ansprechpartnerin für die neun niederbayerischen Kreisgruppen. Die Regionalreferate sind im BUND Naturschutz eine wichtige Schnittstelle zwischen Kreisgruppen und Landesverband. Lena Maly-Wischhof bringt dafür ideale Voraussetzungen mit, weil sie die Kreisgruppenarbeit aus eigener Erfahrung kennt: Die 49-Jährige führt seit über zehn Jahren die Geschäftsstelle der Kreisgruppe Ingolstadt und setzt diese Tätigkeit mir reduzierter Stundenzahl fort. Vor ihrem Umzug nach Bayern hat die gebürtige Niedersächsin in Lüneburg Umweltwissenschaften studiert und danach in Berlin für den Dachverband der Schutzgebiete

gearbeitet. Den BN hat sie beim Donaufest in Niederalteich kennengelernt.

Die Bäume in Städten und Kommunen liegen Lena Maly-Wischhof besonders am Herzen, deshalb kümmert sie sich ehrenamtlich um die Kontrolle von Baumfällungen und Nachpflanzungen. In ihrer neuen Tätigkeit möchte sie die Kreisgruppen bestmöglich vernetzen und die ehrenamtliche Arbeit vor Ort unterstützen.

Foto: Alexander Kaya
Foto:
Eriko
Yano
Foto:
Martina Gehret

BN­VORSTAND IN UNTERFRANKEN

Bei einem Besuch in Unterfranken informierte sich der Landesvorstand des BUND Naturschutz über aktuelle Projekte und Brennpunkte in der Region. Bestürzt zeigten sich Vorstandsmitglieder in Würzburg: Die Ausweitung des Wasserschutzgebiets der Stadt lässt weiter auf sich warten. Gleichzeitig gefährdet das geplante Gipsbergwerk der Firma Knauf das Trinkwasser für 78 000 Menschen! Der BN fordert eine rasche Entscheidung für den Trinkwasserschutz und ein Verbot für den Bergbau (siehe Seite 53).

Im Spessart erfuhr der Landesvorstand, dass sich schon 54 Kommunen für eine Biosphärenregion im Spessart ausgesprochen haben – fast drei Viertel. Sie repräsentieren knapp 332 000 Einwohner und damit rund 86 Prozent der Bevölkerung. Die Landkreise Aschaffenburg, MainSpessart und Miltenberg sowie die Stadt Aschaf-

fenburg prüfen seit 2022 die Chancen dafür. Bisher scheiterte eine Einigung an der Blockadehaltung von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.

Die Reise führte auch nach Höchberg im Landkreis Würzburg. Die Gemeinde will rund 54 Hektar Fläche überbauen.

Mindestens 20 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Gemeinde würde entfallen. Vor allem ein rund 23 Hektar großes Gewerbegebiet auf besten Böden stößt bei BN und Bayerischem Bauernverband auf heftige Kritik.

NATUR UND LANDWIRTSCHAFT

Im »Herrschinger Grundkurs« bilden sich junge Menschen aus der Landwirtschaft fort. Das beliebte, jährliche Angebot des Bayerischen Bauernverbandes beinhaltet auch einen Einblick in Ziele und Arbeitsweisen des Naturschutzes. Deshalb kommen die Kursteilnehmer*innen aus ganz Bayern seit Jahren auch zu

einem Austausch zum BUND Naturschutz. In diesem Jahr waren die rund 50 jungen Frauen und Männer im BN-Bildungs- und Jugendzentrum in Wartaweil zu Gast. Julian Fürholzer von der BUNDjugend Bayern und die BN-Agrarreferentin Rita Rott stellten den BUND Naturschutz und seine Schwerpunkte im Bereich Landwirtschaft vor. Christina Beckler von den Maschinenringen erläuterte Einkommensmöglichkeiten für bäuerliche Betriebe durch Naturschutz-Maßnahmen.

Bei einem guten Austausch zeigten sich die Teilnehmer*innen aufgeschlossen und interessiert an Natur- und Umweltschutzthemen.

ERICH WALDHERR VERSTORBEN

Der BUND Naturschutz trauert um Erich Waldherr, langjähriges Mitglied des Landesarbeitskreises Energie und Klimaschutz. Bereits im Januar ist Erich Waldherr unerwartet im Alter von 72 Jahren gestorben. Seit 1994 engagierte er sich im Arbeitskreis Energie und trug maßgeblich zu zahlreichen Positionsfindungen des Verbandes bei, insbesondere im Bereich Stromnetzentwicklung. Auch vor Ort brachte er sein Wissen ein und unterstützte jahrzehntelang die Kreisgruppe Schweinfurt in Umwelt- und Energiefragen.

AKTIV AUF INSTAGRAM

Ob Hummelhaus bauen oder bienenfreundlich gärtnern: Mit unseren Tipps hilfst du der Natur vor deiner Haustür.

Foto: Christoph Bosch
Illustration: Janine Sommer

WORKSHOPS

VORTRÄGE EXKURSIONEN

Bildung

Beide Projekte werden gefördert von:

HILFE FÜR STADTBÄUME

Bäume in Städten und Gemeinden stehen im Mittelpunkt des neuen Bildungsprojektes. Sie sind Schattenspender an heißen Sommertagen, Staubfilter und Luftbefeuchter in einem. Viele alte Bäume sind zudem Orte der Identifikation und Erinnerung und prägen mit ihren Kronen den Übergang zwischen Ortsrand und freier Landschaft. Leider schwindet das Wissen um die vielfältigen Wohlfahrtswirkungen von Bäumen. Angesichts steigender Temperaturen wird aber die Frage nach Stadtbegrünung immer wichtiger. In der Konkurrenz zwischen Baugebiet und Parkplatz sind Bäume oft die Verlierer.

Bäume sind es wert, dass wir uns mit ihnen beschäftigen. Auch deswegen, weil die Klimakrise auch Stadtbäumen das Leben schwermacht. Diesen Fragen rund um den Baum widmet sich das Stadtbaumprojekt des Bildungswerks. Dazu gibt es neue Bildungsmaterialien, Multiplikatorenschulungen und eine Online-Vortragsreihe im Herbst (siehe auch Seite 28).

TERMINE

UMWELTKINO

Für alle Kino- und Filmfreund*innen gibt es wieder die Möglichkeit, in Kooperation mit dem Landesmediendienst neue Filme zu zeigen und vor Ort eine öffentliche Veranstaltung zu planen, diesmal zum Thema Reisen und Tourismus in Zeiten des Klimawandels. Wie immer gibt es dazu einen Zuschuss und ein einführendes Projektseminar am 7. Juni in Nürnberg. Anmeldung: umweltfilmprojekt@ mediendienste.info

Informationen zum Projekt auf: mediendienste.info/Projekte/Umwelt

NATUR ERFORSCHEN

Informationen

www.bund-naturschutz.de/ umweltbildung/projekt-stadtbaeume Ansprechpartnerin: Melanie Hahn; melanie.hahn@bund-naturschutz.de

KLIMASCHONEND ESSEN

Klimaschutz, Artensterben und unsere Handlungsmöglichkeiten bilden das Dreigespann, das die Kreisgruppe MainSpessart in ihrem aktuellen Bildungsprojekt bearbeitet.

Natürlich gibt es die bewährten Bildungsbausteine für Schulen und Kindergärten; dazu aber für Familien und alle, die regional und klimaschonend essen wollen, auch Hofbesuche bei Biobetrieben und solidarisch wirtschaftenden

Gärtnereien, kombiniert mit einem Klima picknick.

können über die Kreisgruppe Main-Spes sart gebucht werden.

Spuren lesen, mehr über unsere Tierund Pflanzenwelt lernen, zusammen mit anderen Kindern und Jugendlichen erforschen, wie Artenvielfalt entsteht: Das nächste BioDiv-Camp für Entdecker*innen von zehn bis 18 Jahren findet vom 10. bis 13. Juni in Vestenbergsgreuth bei Erlangen statt. Anmeldung auf: www.bundjugendbayern.de/termine/biodiv-campnordbayern-2025

FERIENPROGRAMM

Das Naturerlebniszrentum Allgäu (NEZ) hat im August zwei spannende Ferienangebote für junge Leute. Teenies von 13 bis 16 können an einem Wildniscamp teilnehmen (11. bis 15. August). Bei der »Einfach-Leben-Radtour« sind junge Leute von 15 bis 25 willkommen. Auf dem Radl geht es durchs Allgäu –mit minimaler Ausstattung und viel Abenteuerlust. Infos und Anmeldung auf www.nez-allgaeu.de

Foto: stoc k adobe com

DEN BN FRAG

Was muss ich für eine Balkonsolaranlage tun?

Wer ist für den Amphibienschutz an Straßen zuständig?

UNSER KOSTENLOSER SERVICE

Was blüht denn da?

Sie haben Fragen zu den Themen Artenschutz, Naturschutz, Erneuerbare Energien, Energie sparen oder brauchen Hilfe bei der Bestimmung einer Art?

Ihr Weg in den Bund Naturschutz begann damit, dass sie sich nichts vorschreiben ließ. Bereits als Jugendliche war sie in der Ortsgruppe Veitsbronn aktiv, in der ihr Großvater Gründungsmitglied war. Schon damals mochte sie die idyllischen Flecken, die die Ehrenamtlichen pflegten. »Aber als 16-Jährige bin ich erstmal mit anderen Jugendlichen aus der Gruppe rausgeflogen. Wir haben damals geraucht, damit waren wir den BNlern nicht ökologisch genug«, sagt sie und lacht vergnügt bei der Erinnerung. 1989 trat sie doch bei – und wurde gleich belohnt: »Ich war zufällig das 750. Mitglied in Fürth. Da gab es für mich zum Willkommen einen Einkaufsgutschein für 50 Mark im Bioladen. Als Studentin hat mich das natürlich gefreut.« Seit 26 Jahren leitet sie nun eine große Kreisgruppe, die 13 Ortsgruppen umfasst, mit dem Schwerpunkt auf Biotoppflege. Rund 50 bis 60 ehrenamtlich Aktive kümmern sich um vielfältige Biotope – von artenreichen Magerrasen über Feuchtbiotope mit Tümpeln und kleinen Gräben bis hin zu Streuobstwiesen und naturbelassenen Hecken, in denen seltene und schützenswerte Pflanzen, Amphibien, Insekten und

Großes Herz für die Natur

Sabine Lindner leitet die BN-Kreisgruppe Fürth Land und engagiert sich schon seit ihrer Jugend für den Naturschutz.

Vögel heimisch sind. »Auf unseren Flächen gedeihen viele Wildkräuter, Fransenenzian und Orchideen, und wir erhalten Lebensraum für viele gefährdete Brutvögel wie Steinkauz oder den Wendehals«, erklärt Lindner.

VIEL ARBEIT MIT

BEHÖRDLICHEN

AUFLAGEN

Die Gruppe steht aber auch vor Herausforderungen. So floss vor zwei Jahren stickstoffreiches Abwasser in einen Bereich mit Gelbbauchunken und später in eine vom BN gepflegte Magerwiese. Zwar wurde der Verursacher bestraft, doch »die Strafe war lächerlich gering, vor allem aber hat dieser Unfall das Ergebnis von 30 Jahren Ausmagerung der Wiese zunichte gemacht.« Auch behördliche Auflagen sorgen für Aufwand. Aktuell geht es um den Schutz der Ehrenamtlichen, die im Frühjahr bei der Amphibienrettung entlang der Straßen helfen. »Schilder, die auf die Krötenwanderung verweisen, dürfen wir kostenfrei aufstellen. Aber Schilder für ein Tempolimit oder Ampeln, um unsere Helfer zu schützen, müssten wir als Kreisgruppe selbst bezahlen – da kämen wir aber auf 15 000 Euro«, sagt Lindner.

Kraft schöpft Lindner aus ihrer Verbundenheit mit der Heimat. »Ich habe mit meinen Eltern und Geschwistern viele Stunden beim Blaubeeren- oder Pilzesammeln im Wald verbracht. Ich liebe das Zenntal, wenn der Nebel über Wald und Wiesen hängt oder die Sonne durch die Bäume scheint.« In ihrem Tun bezieht sie den christlichen Schöpfungsgedanken mit ein: »Wir sind ein Teil dieser Natur, die wir geschenkt bekommen haben, und wir haben den Auftrag, sie für unsere Nachkommen zu bewahren.«

UNTERRICHT IM BIOTOP

Sabine Lindner ist Lehrerin an einer Mittelschule. Für einen praxisnahen Unterricht nimmt sie ihre Klasse gelegentlich mit auf die BN-Flächen – ein Angebot, das bei den Kindern großen Anklang findet. »Vor allem, wenn sie auf dem Traktor mitfahren oder nach dem Zusammenrechen von Heuhaufen darin herumspringen dürfen. Dann heißt es danach immer: ›Frau Lindner, wann gehen wir wieder ins Biotop?‹«

Margarete Moulin

Zahlreiche Menschen protestierten Anfang März vor dem Würzburger Rathaus gegen den geplanten Gipsabbau nahe der »Zeller Quellen«.

KREISGRUPPE WÜRZBURG

Wasserschutz geht vor

Über mindestens 60 Jahre möchte die Firma Knauf in der Altertheimer Mulde Gips gewinnen – bis zu eine Million Tonnen jährlich. Der Abbau gefährdet die Trinkwasserversorgung von 60 000 Menschen in Würzburg.

Der BUND Naturschutz (BN) erhebt massive Einwände gegen das Vorhaben. Geplant ist der Gipsabbau in der Erweiterungszone des Trinkwasserschutzgebietes »Zeller Quellstollen« der Stadt. Abgebaut werden soll bergmännisch unter Tage – neun Meter unter dem Grundwasserleiter, aus dem Trinkwasser für die Hälfte der Stadtbevölkerung gewonnen wird. Zudem liegen dort auch die Wasserschutzgebiete der Gemeinden Altertheim und Waldbrunn. Während ein Gutachten der Firma Knauf keine Gefahr für das Trinkwasser sieht, geht der BN davon aus, dass ein Risiko nicht auszuschließen ist: Auch die Planunterlagen bestätigen, dass Wassereintritte in das Bergwerk möglich sind, und schließen auch nicht aus, dass die Stollen nach Betriebsende volllaufen könnten.

Aufgrund der Klimakrise, die schon zu einer Zunahme von Trockenperioden in der Region geführt hat, wird Trinkwasserschutz immer wichtiger. Besonders prekär ist im Fall Würzburg, dass es dem städtischen Wasserversorger TVW zufolge auch keine Alternative für das Trinkwasser aus dem betroffenen Gebiet gibt. Noch läuft das bergrechtliche Verfahren beim Bergamt Nordbayern. In seiner umfassenden Stellungnahme dazu hat der BN bereits zahlreiche Mängel und Widersprüche in den Planunterlagen aufzeigt. Er wird sich im laufenden Verfahren weiterhin mit aller Kraft für den Trinkwasserschutz einsetzen. Steffen Jodl (as)

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

NACHTFALTER: Die ge heimnisvolle Welt der Nachtfalter kann man jetzt bei vielen Umwelt bildungs-Angeboten der Kreisgruppe Bad Kissingen kennenlernen. Dabei können Interessierte die nachtaktiven Falterarten auf Exkursionen kennenlernen oder sich über Gefährdungen wie Flächenfraß und Lichtverschmutzung informieren. Infos unter: www.bad-kissingen. bund-naturschutz.de/umweltbildung

Weitere Informationen www.wasser-in-gefahr.de

AUFTAKT: Um die Anerkennung des Spessarts als Biosphärenregion voranzutreiben, hat der BN im Januar das »Spessartbüro« ins Leben gerufen. Es soll die Aktivitäten der drei Spessart-Kreisgruppen Aschaffenburg, Miltenberg und MainSpessart des BN bündeln, organisatorische Strukturen schaffen und die Beteiligten besser vernetzen. Die Leitung hat der Biologe Dr. Christoph Parsch übernommen; am 25. März nahm das bei der Kreisgruppe Mil tenberg angesiedelte

Büro offiziell seine Arbeit auf. Der Spessart ist eines der größten zusammenhängenden

Waldgebiete in Bayern und zeichnet sich besonders durch alte Buchen- und Eichenwälder aus. Mehrere Artenhilfsprogramme –beispielsweise für Wildkatze, Feuersalamander oder Gartenschläfer – haben hier schon einen Schwerpunkt. Artenfachleute tragen seit Jahren gezielt Daten zur Biodiversität der Region zusammen. Und nicht nur der BN, sondern auch drei Viertel der dortigen Kommunen sind für eine Biosphärenregion Spessart.

IHR ANSPRECHPARTNER

Unterfranken: Steffen Jodl Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bund-naturschutz.de

Foto: MarcusB
Foto: priva

Schon von weitem sieht man das Zementwerk Burglengenfeld. Das Gebiet im Vordergrund wäre von der Erweiterung des Steinbruchs betroffen.

KREISGRUPPE SCHWANDORF

Klimakiller Kalkabbau

In Burglengenfeld soll der Kalksteinbruch für das dor tige Zementwerk drastisch ausgebaut werden. Dabei reichen die Rohstoff-Vorräte noch bis zum Jahr 2040.

Die Betreiberfirma Heidelberg Materials will das Abbaugebiet um 45 Hektar erweitern; das entspricht etwa 64 Fußballfeldern. In seiner Stellungnahme bezog der BUND Naturschutz dazu Ende Januar Position.

Die Kreisgruppe Schwandorf und die Ortsgruppe Städtedreieck Burglengenfeld –Teublitz – Maxhütte-Haidhof des BN haben massive Bedenken, nicht nur wegen der Größe der Abbaufläche, sondern auch, weil diese gleich 15 Jahre im Voraus beantragt wird.

Das Vorhaben widerspricht nach Ansicht des BN den Klimazielen der EU, Deutschlands und Bayerns: Einem Bericht des Umweltverbands WWF aus dem Jahr 2023 zufolge zählt das Zementwerk Burglengenfeld schon heute zu den 30 klimaschädlichsten Industrieanlagen Deutschlands.

Durch den geplanten Abbau von 42 Millionen Tonnen Kalkstein würden über 15 Millionen zusätzliche Tonnen Kohlendioxid freigesetzt. Dies entspricht dem Ausstoß der Stadt Regensburg über 15 Jahre hinweg. Obwohl ein direkter Zusammenhang zwischen Kalksteinabbau und CO2Emission besteht, zeigt die Betreiberfirma in ihrem Antrag nicht auf, wie sie die gesetzlichen Vorgaben zur CO2-Neutralität einhalten will.

Die BN-Ortsgruppe kämpft gemeinsam mit der Bürgerinitiative »Heimat schützen – Steinbruch stoppen« gegen den Abbau. Nach einer gemeinsamen Ortsbegehung im vergangenen Oktober wurde eine entsprechende Petition gestartet. Ende Februar übergab die Initiative diese mit 2100 Unterschriften an den Schwandorfer Landrat Thomas Ebeling.

Reinhard Scheuerlein (as)

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

ABGEWENDET: Die geplante Rodung eines Waldstücks in Roding im Landkreis Cham (siehe Bild) ist vom Tisch. Damit hat die dortige BN-Ortsgruppe nur ein Jahr nach ihrer Gründung bereits einen beachtlichen Erfolg erzielt. Ende Februar beschloss der Stadtrat einstimmig, das Verfahren zur Bebauung eines zwölf Hektar großen Waldgebiets im Stadtteil Oberkreith einzustellen. Der Bürgerentscheid für den Erhalt des Waldes, den der BN mit rund 1600 Unterschriften erwirkt hatte, wird damit überflüssig. Für die geplante Bebauung hätte die Fläche aus dem Landschafts schutzgebiet herausgenommen werden müssen, was auch das zuständige Landratsamt Cham abgelehnt hatte.

NACHRUF: Im Alter von 87 Jahren ist Dietmar Willomitzer Mitte Dezember 2024 verstorben. Der Förster und Naturfreund gehörte 1984 zu den Gründungsmitgliedern der BN-Ortsgruppe Tännesberg, die er bis 1999 leitete, und war einige Jahre auch stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Neustadt a. d. Waldnaab-Weiden. 1997 wurde Willomitzer mit der Naturschutzmedaille des BN ausgezeichnet. Er engagierte sich unter anderem gegen die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und für den Erhalt des Pfreimdtals, das in den 1980er Jahren vom Weiterbau der Autobahn A 6 bedroht war. Der BN wird Dietmar Willomitzer ein ehrendes Andenken bewahren.

IHR ANSPRECHPARTNER

Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de

Foto: Harald Söll
Foto:Fa

Um Natur und Landschaft zu schützen, sollten Windräder nach Ansicht des BN vorrangig entlang überörtlicher Straßen erbaut werden.

So geht Windkraft

Aktuell werden bundesweit Gebiete für Windenergie ausgewiesen. In Schwaben lassen sich die Flächenziele erreichen, ohne wertvolle Schutzgebiete zu gefährden.

Bis 2032 sollen nach den Vorgaben der Bundesregierung 1,8 Prozent der bayerischen Landesfläche als Vorranggebiete für Windenergie bestimmt werden. Der BUND Naturschutz unterstützt dieses klimapolitische Ziel. In Schwaben haben die drei regionalen Planungsverbände Donau-Iller, Augsburg und Allgäu schon vor Jahren mit der Planung begonnen. Dabei werden die am besten geeigneten Flächen in einem mehrstufigen Verfahren ausgewählt. In diesem Rahmen konnte der BN bereits zweimal Stellung nehmen.

So hatte er unter anderem angemahnt, dass europäische FFH-Schutzgebiete, Wiesenbrütergebiete und Moore aus der Gebietsliste ausgeschlossen sein sollten. Bei der Detailplanung der Standorte sollen wertvolle Waldstrukturen geschont werden. Dort, wo es möglich ist, sollen

Windkraftanlagen an Autobahnen oder großen Bundesstraßen entstehen. All diese Anregungen wurden in die Planung aufgenommen. Verbesserungsbedarf gibt es bei den Abstandsregeln: Während in der Region Donau-Iller Windräder 100 Meter Abstand zu Autobahnen einhalten müssen, sollen es in den Regionen Augsburg und Allgäu mindestens 200 Meter Distanz zu überörtlichen Straßen sein, was die Gebietsauswahl unnötig einschränkt.

Der BN setzt sich dafür ein, die Vorranggebiete für Windkraft zügig zu beschließen – auch um eine unkontrollierte »Verspargelung« der Landschaft zu verhindern. Denn werden die Flächenziele nicht erreicht, gilt wieder die Privilegierung im Außenbereich; eine gezielte Steuerung der Standorte wäre dann ausgeschlossen.

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

DENKMALE: »Bäume sind die schönste Verbindung zwischen Himmel und Erde.« Dieser Satz des Lyrikers Hermann Lahm trifft mit Sicherheit auf die wunderschöne Linde zu, die auf der Wittelsbacher Höhe in der Gemeinde Ofterschwang steht. Auf Initiative der Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu des BN wurden der markante Laubbaum sowie eine Baumgruppe im Sulzberger Ortsteil Moosbach Anfang des Jahres als neue Naturdenkmale ausgewiesen. Dies sind unter Naturschutz stehende einzelne Landschaftselemente. Mit der Ausweisung der neuen Bäume übernimmt nun die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises die Verantwortung für deren Erhalt und Pflege.

GERETTET: In Monheim im Landkreis Donau-Ries stimmte bei einem Bürgerentscheid im Januar 2025 eine knappe Mehrheit der Wahlberechtigten für den Erhalt ihres Stadtwalds. Der Stadtrat wollte siebeneinhalb Hektar des Waldes für eine neue Deponie roden lassen. Dabei läuft dort seit einigen Jahren das Projekt »Zukunftswald Monheim«, bei dem die bayerische Forstverwaltung und die Stadt in einem Themenpfad über einen klimaresilienten Waldumbau informieren. Die BN-Ortsgruppe Monheim und eine Bürgerinitiative hatten sich für den Gemeindewald eingesetzt und den am Ende erfolgreichen Bürgerentscheid initiiert.

IHR ANSPRECHPARTNER

Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89/54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de

Foto: Florian Hintermeyer

Eiszeitrelikt: Ein Toteiskessel bei Wang im Landkreis Mühldorf.

KREISGRUPPEN TRAUNSTEIN, ROSENHEIM, MÜHLDORF

Eiszeitrelikte in Gefahr

TOTEISKESSEL entstanden beim Rückzug von Gletschern am Ende der letzten Eiszeit. Große Eisblöcke lösten sich von der Hauptzunge des Gletschers ab und wurden von Sediment bedeckt. Über Jahrhunderte schmolz dieses Toteis langsam ab; es bildeten sich die für die Landschaft Oberbayerns charakteristischen, wassergefüllten Kessel.

Der Klimawandel bedroht Oberbayerns markante Toteiskessel. Zu diesem Ergebnis kommt eine zu Anfang des Jahres veröffentlichte Studie des BUND Naturschutz.

In seiner Abschlussarbeit untersuchte der Landschaftsplaner Tobias Mahr von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf 71 Toteiskessel und Weiher in den Landkreisen Traunstein, Rosenheim und Mühldorf. Die Resultate sind alarmierend.

Die vom Bayerischen Naturschutzfonds mit Mitteln der Glückspirale geförderte Studie ergab, dass die wertvollen Biotope massiv bedroht sind. Im Vergleich zur letzten Erhebung 1988 waren bereits 18 Prozent der Gewässer verschwunden. Bei den noch bestehenden Kesseln hat sich die Wassertiefe seitdem im Durch-

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

VIELFALT SICHERN: Austrocknung und Verlandung durch die Klimakrise bedrohen auch die Lebensräume von Amphibien; Tümpel und Weiher sind daher auf regelmäßige Pflege angewiesen. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen hat die BN-Kreisgruppe in den letzten sechs Monaten gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband rund 80 Gewässer entlandet und so als Lebensraum für Frösche, Kröten, Unken und Molche reaktiviert. Einen Großteil der Gewässer hatte der BN vor Jahren angelegt. Die untere Naturschutzbehörde unterstützt die Maßnahmen, die auch der restlichen Gewässerfauna zugutekommen.

schnitt um über 60 Prozent verringert. Durch den Klimawandel sinkt die Wasserbilanz, was zur Austrocknung und Verlandung der Gewässer führt. Die Einschwemmung von Dünger verstärkt diesen Prozess. Aufkommende Gehölze verschärfen durch Verdunstung den Wasserverlust, und ihre Beschattung beeinflusst Flora und Fauna negativ.

Um die einzigartigen Lebensräume der eiszeitlichen Toteiskessel zu schützen, sind Renaturierungen, weniger Nährstoffeintrag und die Förderung von Unterwasservegetation dringend nötig. Letztlich aber hängt ihr Erhalt davon ab, ob es gelingt, die Klimakrise zu begrenzen.

Annemarie Räder (as)

NÄCHSTE RUNDE: Der Rechtsstreit um die Seilbahn an der Kampenwand in Aschau geht weiter. Die Kapazität der Bahn soll auf mehr als das Dreifache erweitert werden; für die breitere Trasse müsste geschützter Naturwald weichen. Nachdem eine Klage des BN Ende 2023 erfolgreich war, hatte die Betreiberfirma Berufung eingelegt. Dieser gab der Bayerische Verwaltungsgerichtshof nun Mitte Februar statt. Dass die Berufung zugelassen wurde, könnte nach Ansicht des BN an einer Maßnahme des bayerischen Umweltministeriums liegen. Dieses hatte die geschützte Waldfläche, die »Naturwaldkulisse«, so verändert, dass die neue Trassenführung formal nicht mehr als Eingriff in den Naturwald gilt. Der BN kündigte weiteren Widerstand an.

ANSPRECHPARTNERINNEN

Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 01 70/4 04 27 97

annemarie.raeder@bund-naturschutz.de

Julika Schreiber (Region München) Tel. 01 70/3 58 18 70 julika.schreiber@bund-naturschutz.de

Foto: Andreas Zahn
Foto:

KREISGRUPPE KRONACH

Einfach mal die Welt retten

Erstmals machte das »Main Flussfilmfest« dieses Jahr in Kronach Station. Die Kreisgruppe des BUND Naturschutz beteiligte sich mit einem Marionettenspiel und einem Fotowettbewerb.

Die Veranstaltungen fanden, anlässlich des für März ausgerufenen »Wassermonats« am Main, im Rahmender von der Volkshochschule Kronach organisierten »Wasserwoche« statt. Deren Abschluss machte am 23. März das Puppenspiel »Benni, Bine und die Flussnixe«. Das Stück des Marionettentheaters »Muggnpfiffer« bringt Gewässerverschmutzung und mögliches Handeln kindgerecht auf den Punkt: Die Flussnixe Plitsch ist verzweifelt, weil ihr Fluss durch giftige Industrieabwässer so belastet wird, dass den Flussmuscheln »schon der Bauch weh« tut. Da begegnet sie den Kindern Benni und Bine, die Müll am Flussufer sammeln und beinahe enttäuscht aufgeben wollen. Sie verspricht ihnen, dass sie die Umwelt retten können, wenn sie bis Sonnenuntergang drei gute Taten vollbringen.

Im Verlauf des Stücks retten die beiden Kinder eine Flößerin aus dem Fluss, einen Zirkusbären aus dem Müll und einen Raben aus der Giftbrühe und montieren einen Filter an das Abwasserrohr. Die Nixe hält Wort – und bringt Benni und Bine zu der Erkenntnis, dass sie ihre Mitmenschen überzeugen können, Gutes zu tun, solange sie die Hoffnung nicht aufgeben und den Mut nicht verlieren.

Mit ihrem Stück wollen die fünf Puppenspielerinnen von der Gruppe »Muggnpfiffer« (fränkisch für Fliegenpilze) Kinder zum Nachdenken und Handeln anregen. Dafür wurden sie bereits mit dem Kronacher Umweltpreis ausgezeichnet. Neben dem Marionettentheater präsentierte die BN-Kreisgruppe Mitte März in der Kronacher Filmburg die Gewinnerbilder des Fotowettbewerbs »Unsere Bäche und Flüsse im Winter«. Christine Neubauer (as)

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

SCHILDBÜRGERSTREICH: Am 18. Januar protestierte die BN-Kreisgruppe Lichtenfels gegen die geplante NordostSpange in Bad Staffelstein. Laut Bundesverkehrswegeplan soll die Umgehungsstraße ab 2030 parallel zur Autobahn A 73 entstehen. Dabei erfüllt diese bereits die Funktion einer Umgehung und ihr Lärmschutzwall schützt die anliegenden Wohngebiete. Für den BN ist unverständlich, wie eine weitere Straße hier Entlastung bringen soll: Prognosen rechnen stattdessen mit zusätzlich 5400 Fahrzeugen pro Tag – ohne Lärmschutz. Hinzu kommen Abgase, Flächenversiegelung und die Kosten für die 1300 Meter lange Trasse.

SCHADE: Das neue Gewerbegebiet im Weidenberger Ortsteil Lehen wird gebaut – auf einer Fläche knapp dreimal größer als der Ort. In einem Bürgerentscheid im Februar stimmte eine knappe Mehrheit der Wahlberechtigten für die Fortführung des Projekts. Die BN-Kreisgruppe Bayreuth und eine Bürgerinitiative hatten sich dagegengestellt, da das 13,5 Hektar große Areal weitab vom Hauptort liegt und an drei Seiten von einem FFH-Gebiet umschlossen wird. Auf einem Info-Abend hatten BN und Bürgerinitiative über die Planung informiert. Dieses Engagement honorierten beim Bürgerentscheid immerhin 48 Prozent der Abstimmenden.

IHR ANSPRECHPARTNER

Oberfranken: Jörg Hacker Tel. 01 60/7 92 02 67 joerg.hacker@bund-naturschutz.de

Große Party am geretteten Fluss: Das Marionettentheater für Kinder im Kronacher Jugendtreff Struwwelpeter war ein voller Erfolg.
Foto: Anton Reinhard
Foto: Christine Neubauer

FRÜHJAHRSPUTZ

Weniger ist mehr

Milliarden Euro geben wir Deutschen jedes Jahr für Hausputzmittel aus. Dabei verwenden wir oft mehr als nötig. Der BUND rät sparsam zu dosieren und zu natürlichen Alternativen. Viel Putzmittel schäumt und duftet zwar. Doch sauberer macht es nicht, im Gegenteil. Sammelt es sich an der Oberfläche des Spülwassers, löst es das Fett schlechter. Geben Sie das Mittel erst am Ende zu und dosieren Sie wie vom Hersteller empfohlen – oft reichen zwei bis drei Tropfen.

SPEZIALREINIGER MEIDEN

Die in Reinigungsmitteln enthaltenen Chemikalien belasten unsere Umwelt und

Gesundheit. In Desinfektionsmitteln sind oft Stoffe, die Allergien auslösen und die Haut reizen; Biozide können sogar zur Antibiotikaresistenz führen. Generell gilt: Je spezieller sein Anwendungsbereich, desto schädlicher ist ein Produkt. Dabei reichen ein Allzweckreiniger ohne Duftund Konservierungsstoffe und ein Essigoder Zitronenreiniger meist völlig aus.

Zum Scheuern empfiehlt sich Haushaltssoda. Mechanische Hilfen (Drahtschwamm, Bürste, Saugglocke …) ersparen viel Chemie. Putztücher senken den Verbrauch von Reinigungsmitteln zusätzlich. Und feste Produkte wie Pulver und Tabs enthalten meist weniger Konservierungsstoffe und sind flüssigen vorzuziehen.

ZU HOCH DOSIERT?

Wird Geschirr in der Maschine gespült, fehlt die mechanische Reinigungskraft der Hände. Daher sind Spülmaschinenreiniger ganz besonders aggressiv. Sollten Sie daheim eine kleine Spülmaschine haben, achten Sie darauf, dass die verwendeten Tabs nicht zu hoch dosiert sind.

Bakterien im Haushalt sind übrigens fast immer harmlos. Auf antibakterielle Mittel können Sie also, sofern im Haus alle gesund sind, verzichten.

Mehr zum Thema www.bund.net/chemie; mehr Ökotipps finden Sie hier: www.bund.net/oekotipps

Seit 25 Jahren erzeugen und liefern wir Ökoenergie höchster Qualität. Und mit jeder Kilowattstunde Ökostrom und Ökogas von naturstrom fließt ein hoher Förderbeitrag in den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland.

Wechseln Sie jetzt zu Energie mit Zukunft und sichern Sie sich 30 € Zukunftsbonus: www.naturstrom.de/energie25

Annabelle,

naturstrom-Kundin

„Klimaschutz beginnt bei uns!“

MEDIEN

DAS PARLAMENT

DER NATUR

Was uns Farne, Finken und ihre Verwandten zu sagen haben

Sarah Darwin und Johannes Vogel im Gespräch mit Boris Herrmann 2025, 240 Seiten, 36 €, Propyläen

Die Welt retten

Die Ururenkelin Charles Darwins und der Direktor des Berliner Naturkundemuseums haben beide in Botanik promoviert, sind privat ein Paar und werben leidenschaftlich dafür, die Natur und damit die Welt zu retten. Der Journalist Boris Herrmann hat Sarah Darwin und Johannes Vogel ausführlich zu ihrer Mission befragt. Sein üppig bebildertes Buch lädt uns zu einer Entdeckungsreise ein. Warum ist nichts politischer als die Natur? Warum ist eine auf Wissenschaft gegründete und gut informierte Gesellschaft so wichtig für die Demokratie und damit unsere Lebensgrundlagen? Und was hat es mit dem Buchtitel auf sich? Lesen Sie selbst!

STADTRAUM FAIRTEILEN

Mehr Lebensqualität durch weniger Autos: Wie wir Parkraum umnutzen können

Bezug: Die 12-seitige Broschüre können Sie gratis herunterladen: www.bund.net/parkraum

Mehr urbane Lebensqualität

Wie lässt sich der öffentliche Raum in der Stadt so aufteilen, dass alle Menschen sich hier lieber aufhalten, Radfahrerinnen und Fußgänger sicherer vorwärtskommen und mehr Grün entstehen kann? Indem wir vor allem den Parkraum anders nutzen. Bis heute sind rund 80 Prozent der öffentlichen Straßenfläche in Städten für fahrende und parkende Autos reserviert. Doch die Straße gehört uns allen – also auch jenen, die zu Fuß gehen, mit dem Rad fahren oder Busse und Bahnen benutzen. Mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen gute Beispiele und konkrete Maßnahmen an die Hand geben, wie es anders geht. Wie lässt sich in unseren Städten mehr Platz für Lebensqualität geschaffen?

Nehmen Sie die Inhalte dieser Broschüre mit in politische Gespräche und Verhandlungen, mit zu Verwaltungsterminen oder in Ihre Nachbarschaft, sprich: wo auch immer Sie sich für eine zukunftsfähige Mobilität und lebenswer te Städte einsetzen.

BUND­REISEN

PYRENÄEN

UND ANDORRA

20. – 29. September 2025, Spanien

Pyrenäen – hier gibt es schroffes Hochgebirge, sanfte Bergwiesen, stille Seen und rauschende Wildbäche. Die Wanderungen führen in die katalanischen Pyrenäen nördlich des Hochtals der Cerdanya, ganz nahe an Frankreich und Andorra und dem Tor zur Route der verborgenen Seen. Unterkunft in einem EcoResor t und während der Tour in Berghütten.

MÜRITZNATIONALPARK

14. – 21. September 2025, Deutschland

Eine Reise voller Aktivitäten und Höhepunkte. Tagsüber wird zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf dem Wasser der Nationalpark erkundet, abends kommen die Reisenden Kranich und Rothirsch ganz nah. An zwei Tagen steht außerdem aktive Mit-

STEIGERWALD

7. – 13. September 2025, Deutschland

arbeit für den Naturschutz im Vordergrund: Gemeinsam wird ein Trockenrasen bearbeitet und ein Abfallplatz ausgeräumt, um wertvolle Habitate zu bewahren.

Majestätisch wie eine grüne Decke breiten sich die alten Buchen über dem nördlichen Steigerwald aus. Vor allem in den Herbstmonaten, wenn die Natur ihr Farbenkleid wechselt, ist das ein ganz besonderer Ort. Außerdem haben die Reisenden Gelegenheit, der Weltkulturerbestadt Bamberg einen Besuch abzustatten.

Weitere Informationen Tel. 09 11/588 88 20· www.bund-reisen.de

Foto: D. Falk
Foto: F. Leienbach
Foto: Thomas Stephan

·

Stuhl ohne Armlehnen Nr. 22 559 199,00 €

Sitzbank Nr. 22 557 569,00 €

Tisch rund, Ø 110 cm Nr. 22 563 439,00 €

Bingenheimer Saatgut Bauerngarten

Nr. 22 261 3,25 €

Essbare Blüten

Nr. 22 210 3,25 € Nützlingsparadies

Nr. 22 208 2,90 €

Tisch (ohne Abb.)

Stuhl mit Armlehnen

Nr. 22 558 245,00 €

120 × 80 cm Nr. 22 560 399,00 €

Bestelltelefon +49 30 27586-480

Vogelschutz-Markierung • Ein hochwirksamer Schutz gegen Vogelschlag: Die reflektierenden Aufkleber-Punkte auf dem Fensterglas werden von Vögeln erkannt. 25 m Lauflänge für ca. 2,5 qm, 50 m Lauflänge für ca. 5 qm Fenster fläche.

25 Meter Nr. 22 400 54,00 €

50 Meter Nr. 22 401 74,00 €

Pflanztisch • Pflanztisch zur Schonung des Rückens.Aus FSC-zertifiziertem Kiefernholz mit verzinkter Arbeitsfläche.

Maße: L 84 x B 38 x H 90 cm.

Nr. 22531 89,90 €

Gartenmöbel Maja

Unsere klappbare Serie in Gastro- Qualität versprüht nostalgischen Charme. Alle Metallteile sind rostfrei vollverzinkt, aus FSC ®Robinienholz.

Bokashi Komposter Sensei Küchenabfälle hygienisch und geruchsneutral sammeln und gleichzeitig Flüssigdünger herstellen. Für den Fermentationsprozess Granulat zugeben. Nutzinhalt: ca. 11 Liter, Ø 27 cm, H 57 cm

Nr. 27 386 79,90 €

Aktivkohlefilter – 2 Stück

Nr. 27 388 11,90 €

Bokashi Komposter Granulat (ohne Abb.)

Nr. 27 387 17,90 €

Wildbienenhaus CeraNatur ® • Aus dauerhafter, wärmeausgleichender Keramik, spechtsichere Niströhren mit unterschiedlichem Durchmesser.

H 18 x B 11,5 x L 5 cm, 1,8 kg.

Nr. 22 292

39,90 €

Hummelburg • Der bemalte Eingang lockt die fleißigen Gartenhelfer an. Aus Keramik, mit Nistwolle und Anleitung. Ø 27 cm, H 16 cm, 5,5 kg. CeraNatur Nr. 22

Vogeltränke Granicium® • Diese Vogeltränke bietet eine sichere und stabile Wasserstelle für Vögel und Insekten. Frostfest und witterungsbeständig

Nr. 66 045

Ständer für die Vogeltränke (ohne Abb.)

99,90 €

Nr. 66 049 89,00 €

3er-Set Häuser für Ohrwürmer • Ohrwürmer ernähren sich von Blattläusen und Spinnmilben und sind nachtaktiv. Sie bewohnen die Häuser von April bis Oktober, keine Reinigung nötig. Ø 3 cm, H 12 cm. Nr. 66 046 19,90 €

Gartenbank Cansa 3-Sitzer Aus robustem FSC ® -Robinienholz, Metallteile rostfrei. Einfach setzen und genießen.

Nr. 83 038 699,00 €

2-Sitzer (ohne Abb.)

Nr. 83 074 579,00 €

Guppyfriend Waschbeutel • Verhindert, dass Mikroplastikfasern aus unserer Kleidung in Flüsse und Meere gelangen. Ausführliche Anleitung im Shop. 50 x 74 cm.

Nr. 22 639 29,75 €

Gießspitze aus Ton – 4 Stück • Fahren Sie beruhigt in die Ferien – eine gefüllte Flasche in der Gießspitze hält die Erde feucht. groß H 22 cm Nr. 22 653 14,95 € klein H 13 cm Nr. 22 654 13,95 €

Forest Stewardship Council ® (FSC ®) Achten Sie auf unsere FSC-zertifizierten Produkte aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft.

Hundenäpfe • Wählen Sie den Napf passend zur Größe Ihres Hundes aus. Aus frostsicherer Keramik in Deutschland hergestellt. Für Spülmaschinen und Mikrowellen geeignet. Deckel und Anti-Schling-Einsatz im Shop erhältlich. Hundenapf S Nr.

Klimahandtuch • Zeigt die Jahresdurchschnittstemperaturen von 1850 bis heute. Ein Teil der Erlöse kommt Klimaschutz-Projekten zugute. Aus 100 %-zertifizierter GOTS Bio-Baumwolle, hergestellt in Portugal. 180 x 100 cm. Nr. 80 053 55,00 €

Kastenbrotbäcker • Krosse Kruste und saftige Krume wie aus dem Holzbackofen dank der integrierten Wasserrinne. 36,5 x 18,5 cm. Nr. 87 029 69,90 €

Beerensträucher aus ökologischem Anbau – je 3 Stück Himbeer-Sorten Nr. 86 040 54,90 €

Nr. 86 041 59,90 € Johannisbeer-Sorten Nr. 86 042 54,90 € Besuchen Sie unseren Webshop!

Anzeige

ANSPRECHPARTNER*INNEN

FRAGEN UND ANREGUNGEN

Tel. 0 91 23/7 02 76 10 frag-den-bn@bund-naturschutz.de Mo.–Do. 10–14.30 Uhr, Di. u. Do. 16–19 Uhr

MITGLIEDSCHAFT/ADRESSÄNDERUNG

Tel. 09 41/2 97 20-65 mitglied@bund-naturschutz.de

SPENDENBESCHEINIGUNGEN

Tel. 09 41/2 97 20-66 spenderservice@bund-naturschutz.de

REDAKTION NATUR+UMWELT

Luise Frank

Tel. 0 89/5 14 69 76 12 natur-umwelt@bund-naturschutz.de

HAUS­ UND STRASSENSAMMLUNG

EHRENAMTLICH AKTIV WERDEN

Christine Stefan-Iberl

Tel. 09 41/2 97 20-11 christine.stefan@bund-naturschutz.de

BN ­ BILDUNGSWERK

Ulli Sacher-Ley

Tel. 09 41/2 97 20-23 ulrike.sacher-ley@bund-naturschutz.de

BERATUNG ZU VERMÄCHTNISSEN, SCHENKUNGEN & STIFTUNGSWESEN

Birgit Quiel

Tel. 09 41/2 97 20-69 birgit.quiel@bund-naturschutz-stiftung.de

Sommer IM BN-ONLINESHOP

Kescher 13 x 15 cm; feinmaschiges Netz

4,00 €

14,95 €

2-Wege-Becherlupe 4-fache Vergrößerung; stoßfester Kunststoff

5,50 €

Set Becherlupe & -buch Set für Entdecker

IMPRESSUM

Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landesgeschäftsführer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de

Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 0 89/5 14 69 76 12, natur-umwelt@bund-naturschutz.de

Redaktion: Andrea Siebert (as)

Mitglieder-Service: Tel. 09 41/2 97 20-65

Gestaltung: Janda + Roscher, die WerbeBotschafter, www.janda-roscher.de (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelbild 2/25 (29. Jahrgang): J&R

Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin, Tel. 0 30/27 58 64-57, Fax -40

24,00 €

Wawra’s Naturbuch wunderschön illustriertes Sachbuch

2,70 €

Baumwolltasche »Bienchen und Blümchen« mit kurzem Henkel

20,00 €

BLV Tier- & Pflanzenführer für unterwegs mit 900 Tier- & Pflanzenarten

BUND Naturschutz Service GmbH Service-Partner des BUND Naturschutz in Bayern e.V. versand@bn-service.de

Alle Preise inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten. Lieferung solange Vorrat reicht, Druckfehler und Preisanpassung vorbehalten.

Anzeigenverwaltung: Evelyn Alter, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, Tel. 0 30/2 80 18-149, Fax -400, alter@runze-casper.de. Es gelten die Mediadaten Nr. 33.

Verlag: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23/9 99 57-20, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de

Druckauflage 1-2025: 151 000

Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im Beitrag enthalten, für Nichtmitglieder Versandgebühr, ISSN 0721-6807

BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft München, IBAN DE27 7002 0500 0008 8440 00, BIC: BFSWDE33MUE

Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder Nachdruck nur mit Genehmigung des BN. Für unverlangt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100% Recyclingpapier gedruckt.

Oder nutzen Sie unser Onlineformular unter: www.bund-naturschutz.de/bayerns-moore-retten Ihre Spende hilft bei:  Flächenankäufen  Wiedervernässung und Pflege  Aufklärung SPENDENKONTO BUND NATURSCHUTZ IBAN: DE65 7002

Bitte geben Sie auf dem Überweisungsträger Ihre Mitgliedsnummer mit an. Dies hilft uns Verwaltungskosten zu sparen. Bei Spenden über 300 Euro erhalten Sie eine Spendenquittung. Für Zuwendungen bis 300 Euro gilt der Bankbeleg für das Finanzamt.

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.