Natur+Umwelt 4-2016

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Natur+Umwelt www.bund-naturschutz.de Heft 4-2016  98. Jahr  4. Quartal

MÜLL? Rohstoffe!


WIR SAGE N DAN KE

JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Foto: Christoph Sieradzki, istockphoto.com

DANKE! MIT HERZ UND HAND FÜR NATUR UND UMWELT: SO LÄSST SICH DIE ARBEIT DES BUND NATURSCHUTZ 2016 BESCHREIBEN. Gemeinsam mit Menschen wie Ihnen, die den BUND Naturschutz mit Ihrer Mitgliedschaft, Ihrer Spende und Ihrem ehrenamtlichen Engagement unterstützen, haben wir 2016 viel Gutes bewirkt. Dafür danken wir Ihnen ganz herzlich!

Ein Tipp, wenn Sie noch ein Geschenk suchen: ökologisch sinnvolle Präsente finden Sie im BUND Naturschutz Online-Shop: service.bund-naturschutz.de Die passenden Geschenkanhänger sind hier beigeheftet.

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Natur + Umwelt 4-2016

Inhalt BUND Naturschutz Bayern 4/5 Intern

6 Leserbriefe

7 Porträt

8 Gut leben  Der neue ToxFox

9 Reise

10 – 22 Titelthema

23 Raus in die Natur Oberes Püttlachtal

24 Pflanzenporträt Stechpalme

25 Fotoseite

26/27 Naturschutz  Fünf vor Zwölf für den Luchs 28 – 30 40 Jahre JBN

31 Aktuell  Rettet den Alpenplan!

32/33 BN vor Ort aktiv Ziegenfest in der Oberpfalz 34/35 Ökospot 36 – 43 Nationalparkdebatte und mehr Regionales

44 Bildung

45 Service

Inhalt BUND

B1 Editorial und Inhalt

B2 Magazin Kurznach­ richten

B4 Aktion  Wir haben es satt!

B6 /B7 Natura 2000 B8 – B16 Z ur Zeit  CETA, Klima­ schutz, Bundesverkehrs­ wegeplan und mehr Aktuelles B18/B19 Internationales

Liebe Leser

B20 Persönlich  Alexander Helber

Die Bayerische Staatsregierung hielt es für eine gute Idee, rund 1000 Bürgerinnen und Bürger aus zwei ­kleinen Gemeinden im Allgäu zu befragen, ob die Einhaltung der Alpenkonvention aufgegeben werden soll – zum Nachteil einer sensiblen Natur und des vom Aussterben bedrohten Birkhuhns. Aber: Warum wurden nicht alle Bürger Bayerns dazu befragt? Oder zumindest die Bewohner der Alpen­ region? Würden wir es akzeptieren, wenn die Einwohner Amazoniens für die ganze Menschheit über den Fortbestand des für das Klima so wichtigen Urwaldes bestimmen würden? Sicher nicht, denn Partizipation und Demokratie benötigen die Mitbestimmung aller von der Entscheidung Betroffenen. Ihr Peter Rottner, BN-Landesgeschäftsführer

Müll? Rohstoffe!

Noch heute wird Müll deponiert und in großer Menge ver­ brannt. Ein Kreislauf der Rohstoffe erscheint immer noch fern. Was wir brauchen, ist deutlich mehr Recycling und vor allem Abfallvermeidung. Seiten 10 – 22

40 Jahre JBN

Schon 40 Jahre alt, aber kein bisschen leise: Mit einem großen Fest feierte die Ju­ gendorganisation des BN ihr Jubiläum. Aktive von früher und heute erzählten von erfolgreichen Aktionen und Kampagnen. Seiten 28 – 30

Ein Fest für Ziegen

Die Steilhänge bei Stein in der Oberpfalz werden von Ziegen beweidet. Der BN erhält mit diesem Projekt wertvolle Le­ bensräume, die sonst verbuschen würden. Wenn die Tiere im Herbst in den Stall zurückkehren, wird ein großes »Goißn­ fest« gefeiert. Seiten 32/33

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Trauer um Hans Roth

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Foto: BN

ieses Jahr ist Hans Roth gestor­ ben. Er hat sich im Rahmen ­seiner Tätigkeit in außergewöhnli­ cher Weise um Bayerns Wohl und den Bayerischen Landesverein für Heimatpflege verdient gemacht.

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Liebe Mitglieder

ei einer Festveranstaltung im mittel­ fränkischen Rohr wurde Peter Helm­ stetter mit der Waldmedaille des BN ausgezeichnet. Diese verleiht der Ver­ band an Menschen, die sich besonders um Schutz und naturnahe Bewirtschaf­ tung des ­Waldes verdient gemacht haben. So hat der am Amt für Ernährung, Land­ wirtschaft und Forsten tätige Privatwald­ förster im Landkreis Roth das Projekt »Zukunftswald« initiiert, mit dem Ziel, oft reine Kiefernwälder in stabile Mischwäl­ der umzubauen. Dabei hat er laut Hubert Weiger »in vorbildlicher Weise Wald­

besitzer und Jäger für einen flächigen Waldumbau gewonnen«. Dank der Ein­ bindung dieser und vieler weiterer Betei­ ligter war es möglich, ganz ohne schüt­ zende Zäune über 500 000 Bäume zu pflanzen und 130 Hektar Wald umzu­ bauen. Dies war dringend nötig, der BN appelliert darum an die Staatsregierung, an den Ämtern mehr Fördermittel und Personal bereitzustellen, um auch die restlichen bayerischen Wälder fit für den Klimawandel machen zu können.

Große Chance

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as Jahr 2016 geht mit einer gro­ ßen Hoffnung zu Ende: Der ­Klimaschutzvertrag von Paris ist in Kraft getreten! Seit der Weltklima­ konferenz in der französischen Hauptstadt haben mehr als 55 Län­ der, die zusammen für mehr als 55 Prozent des CO2-Ausstoßes verant­ wortlich sind, das Abkommen rati­ fiziert, unter anderem die EU, China und die USA. Seit 4. November ist das Abkommen in Kraft. Es kann eine echte Zeitenwende sein, wenn die Politikerinnen und Politiker auf der ganzen Welt jetzt den Mut be­ weisen, entsprechende Gesetze zu verabschieden. Die EU hat zugesagt, bis 2030 mindestens vierzig Prozent weniger Treibhausgase auszustoßen als 1990. Wie das gehen soll, steht

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a­ llerdings noch in den Sternen. Mit Sonntagsreden, Straßenbau und Lobbypolitik für die Autohersteller wird dieses Ziel nicht zu erreichen sein. Deshalb wird der BUND Natur­ schutz sich weiterhin für eine de­ zentrale Energiewende und ein Um­ denken in der Verkehrspolitik stark machen. Die Bundesregierung muss den Ausstieg aus der gefährlichen Atomenergie und der dreckigen Kohleverstromung vorantreiben und den Ausbau der Erneuerbaren Energien mit sinnvollen ökologi­ schen Leitplanken fördern. Mit dem derzeitigen EEG ist das nicht zu ­machen. Wir werden uns auch wei­ terhin gegen den Bau gewaltiger Stromtrassen aussprechen, egal, ob über oder unter der Erde, denn sie sind für eine dezentrale Energie­

Foto: privat

Privatwaldförster mit Waldmedaille geehrt

Dieser wirkt mit dem Verband baye­ rischer Geschichtsvereine und dem BUND Naturschutz in Bayern in der Arbeitsgemeinschaft »Der Bayerische Heimattag« zusammen. Hans Roth war also auch beim BN wohl bekannt. Wir werden ihn in guter Erinnerung behalten.

wende schlicht nicht notwendig. Auf ihnen wird keine Windkraft aus Norddeutschland fließen, sondern klimaschädlicher Kohlestrom aus der Lausitz. Die geplanten Freihandels­ abkommen werden große Themen bleiben. Unser Ziel ist nach wie vor ein bayerisches Volksbegehren zu CETA in 2017. Auch in Sachen Bundesverkehrs­ wegeplan wird der BUND Natur­ schutz nicht lockerlassen. Gerade vor dem Hintergrund ehrgeiziger Klimaschutzziele ist Straßenbau nicht die Lösung, sondern das Prob­ lem. Was wir brauchen, ist ein ech­ tes Umdenken: Ausbau des öffent­ lichen Personentransports, Verlage­ rung von Gütern auf die Schiene sowie Kommunen der kurzen Wege mit guter Nahversorgung statt Dis­


Trickkiste Natur

Bundesverdienstkreuz für Heinrich Kattenbeck

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m Mai wurde Heinrich Kattenbeck von Staatsministerin Melanie Huml (links) für sein ehrenamtli­ ches Engagement mit dem Bundes­ verdienstkreuz am Bande geehrt. Seit über 50 Jahren bereichert er das Leben rund um Forchheim, etwa in der örtlichen Kolpingfamilie und Wasserwacht. Bekannt wurde er vor allem als Naturschützer, so war er lange Vorsitzender der BN-Orts­ gruppe Kirchenehrenbach und auch der Kreisgruppe Forchheim. Auch heute ist er zur Stelle, wenn seine Heimat bedroht ist: Als Vorsitzender

der Bürgerinitiative »Wiesenttal ohne Ostspange« veranschaulicht er Planungen, als lokaler Initiator der BUND-Aktion »Wildkatzensprung« hat er den Nachweis im Landkreis ermöglicht. Gleich ob Biotoppflege, Tierschutz oder Demos, bei örtli­ chen BN-Projekten packt er immer selbst mit an. Doch auch auf Lan­ desebene ist er etwa im Beirat tätig. Nicht umsonst wurde er für den Einsatz für den BN schon 2015 mit der Naturschutzmedaille geehrt, Hubert Weiger fasst es treffend zu­ sammen: »Vielen Dank dafür!«

countern auf der grünen Wiese. Wie viel sich in den Köpfen da noch tun muss, zeigt die Tatsache, dass es kaum eine BN-Kreisgruppe gibt, die nicht gegen ein unsinniges Neubauoder Ausbauprojekt kämpft – ob Ge­ werbegebiet ohne Anbindung oder Ortsumfahrung durchs FFH-Gebiet oder gar die unnötige dritte Start­ bahn am Münchner Flughafen. Über diese Herausforderungen werden wir im BN aber sicher nicht unser Herzensanliegen vergessen: den Schutz bedrohter Arten und ihrer Lebensräume. Die zahlreichen Freundinnen und Freunde der Wildkatze werden weiter daran ar­ beiten, dass die scheue Jägerin sich in ihrer ursprünglichen Heimat ­Lebensräume zurückerobern kann. Auch für den Biber wird der Ver­ band sich im neuen Jahr einsetzen.

Die Eröffnung des Bibergeheges im unterfränkischen Wildpark Klaushof war dafür ein schöner Mosaikstein. Hier können die Besucher anschau­ lich erfahren, welch wichtige Leis­ tungen für Artenvielfalt und Hoch­ wasserschutz der »Baumeister am Wasser« vollbringt. Im Bündnis mit anderen Umwelt- und Alpinverbän­ den wird der BUND Naturschutz alle rechtlichen Mittel nutzen, um zu verhindern, dass am Riedberger Horn ein streng geschütztes Gebiet durch Skilifte verbaut wird. Das würde die Zerstörung eines der letz­ ten Lebensräume des Birkhuhns ­bedeuten. Ebenso werden uns das Engagement für einen Nationalpark im Steigerwald und der Einsatz für ein Weltkultur- und Weltnaturerbe an der niederbayerischen Donau ins Jahr 2017 begleiten.

er BN-Taschenführer »Trickkiste Natur« im oekomVerlag wurde ein voller Erfolg und ist in vielen ­Medien auf positive Resonanz gestoßen. Deshalb ist in­ zwischen sogar schon die zweite Auflage auf dem Markt. Wer einen der handlichen Blöcke erwirbt, kann seine Umwelt von ganz neuen, unerwarteten Seiten erleben: Schon einmal Regenwürmer aus dem Boden gelockt, Käfer quietschen oder Kräuter explodieren lassen? ­BN-Umweltpädagogen haben 40 solcher Wunder und Geheimnisse gesammelt, alle lassen sich vorm Haus, im Wald oder auf der Wiese erleben. Für jede Jahreszeit ist etwas dabei, übersichtlich nach Themen sortiert. Dank anschaulicher Zeichnungen, Fotos und Beschreibungen lässt sich alles leicht nachmachen und mancher Familienausflug versüßen. Auch Fernsehmodera­ tor Willi Weitzel ist begeistert und hat mit dem Naturführer einen »gut gelaunten, humorvollen ­Biologen an der Hand, der frech und forsch und genial sein Wissen vermittelt«. Das perfekte Weih­ nachtsgeschenk für große und kleine Naturentdecker! Bestellung für 9,95 Euro plus Ver­ sand bei der BN Service GmbH: www.service.bund-naturschutz. de, Tel. 0 91 23 - 9 99 57 20 KLEINER BN-TASCHENFÜHRER

TRICKKISTE

NATUR= 40 Naturwunder vor deiner Haustür: entdecken – staunen – ausprobieren

Ein Ausflugsbegleiter für Groß und Klein

Um diese große Bandbreite an Themen kann der BUND Natur­ schutz sich kümmern, weil der Ver­ band über viel Fachwissen verfügt – aber vor allem, weil sich der BN stets auf die tatkräftige, unermüdliche Unterstützung seiner Aktiven verlas­ sen kann. Herzlichen Dank dafür! Wir wünschen Ihnen allen ein gutes, erfolgreiches neues Jahr!

Foto: Roggenthin

Foto: Bayerisches Gesundheitsministerium

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Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN Ihre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BN Ihr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN

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Schreiben Sie uns!

Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-JohannMaier-Str. 4, 93049 Regensburg, oder an nu@bundnaturschutz.de Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Frankenschnellweg Weitere Diskussion zu unserer ­Berichterstattung über den Frankenschnellweg: Im letzten Natur+Umwelt-Heft be­ klagt Leserbriefschreiber Stefan Zeitler, dass am Frankenschnellweg innerhalb der Stadt Nürnberg ­seitens der Natur nichts mehr zu schützen sei. Der BUND hätte aus diesem Grund dort keinen Auftrag. Der Auftrag ergibt sich schon aus dem Titel: »Natur und Umwelt«. Die Umwelt wird geschädigt durch den Frankenschnellweg, der hohe Lärm­ belästigung und ständige Über­ schreitung zulässiger Stickstoff­ dioxidgrenzwerte zur Folge hat. Der geplante kreuzungsfreie Ausbau zu einer Abkürzung für die Umge­ hungsautobahn A 3 – A 9 ist eine Einladung für den Transitverkehr, der bisher noch außen rum fährt. Der BUND Naturschutz hat den Auftrag, weiteren Anstieg der Schadstoff- und Umweltbelastung zu verhindern. Deswegen klagt

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Foto: Annette Stefan

Mehr Stadtnatur Zum Titelthema in Natur+Umwelt 3/2016: Welch ein schöner Gedanke, mit lei­ der sehr vielen Schönheitsfehlern! Selbst in der Kurstadt Bad Wöris­ hofen scheut man sich nicht, zu bauen, was das Zeug hält: Luxusbau im Kurpark, Wohnblocks. Bei Neu­ bauten sind Garagen-Stellplätze für Autos Pflicht. Es wäre die drin­ gendste Pflicht, eine Begrünung und eine Bepflanzung in die Wohnbau­ gestaltung mit einzuplanen, anzure­ gen, dass Hausfassaden begrünt werden (bestes Beispiel in Frankreich), dazu den Bau­ trägern finan­zielle Mittel von Seiten der Stadt oder der ­Gemeinden zur Verfügung gestellt werden und den ­Bewohnern für eine schöne Balkon-Bepflanzung Anreiz mittels Unterstützung von Gartenbauämtern geboten wird. Dann werden unsere Städte grüner, das Lebens­ gefühl für Mensch und Tier (Bienen, Schmetterlinge) gesteigert und die Natur hält Einzug. Helga Gräfin Saurma, Bad Wörishofen

der BUND Naturschutz gegen den kreuzungsfreien Ausbau. Wolfgang Janeck, Nürnberg Im BN-Magazin Natur+Umwelt 2/16 berichten Peter Rottner und Tom Konopka unter der Überschrift »Leitsystem statt Transitautobahn«. Dort heißt es: »Derzeit verhandeln Peter Rottner und Richard Mergner mit Bürgermeister Vogel darüber, ob das vorgeschlagene Verkehrsleitsys­ tem umgesetzt werden und damit erreicht werden kann, dass es keine Verkehrszunahme auf einem ausge­ bauten FSW geben wird.« Keine Ver­ kehrszunahme auf einem ausgebau­ ten FSW ist absurd! Nürnbergs BNVorsitzender Otto Heimbucher sagte, dass nach dem Ausbau jedes Navi diese Route als Abkürzung an­ zeige werde. Dann müsse man mit mindestens 130 000 Fahrzeugen rechnen. Propagierte Alternativen bringen lediglich kosmetische Ver­ besserungen und sind keineswegs geeignet, den Durchgangsverkehr im Stadtgebiet Nürnberg zu redu­ zieren. Ein ausgebauter, kreuzungs­ freier Frankenschnellweg wäre eine Einladung für Fern- und Schwerver­ kehr, von den hochbelasteten Um­ gehungsautobahnen A 3 – A 9 auf die autobahngleiche Abkürzung durch Nürnberger Stadtgebiet auszuwei­ chen. Damit würde die Umwelt im Stadtgebiet noch höher belastet. Enno Brouer, Nürnberg

Regionale Lebensmittel Zum Ratgeber in Natur+Umwelt 3/2016: Grundsätzlich ist gegen die sieben Tipps von Autorin Katrin Wenz

nichts einzuwenden. Aber ich würde mir wünschen, dass bei die­ sem wichtigen Thema eine Mit­ arbeiterin des BUND-Referats für ­Agrarpolitik das Bio-Regional für Lebensmittel klar an erster Stelle heraushebt. Erst dann kommt der richtige Ansatz wenigstens auf regi­ onale Erzeugung zu schauen. Leider kenne ich viele regionale Direkt­ vermarkter, welche sich in ihrer Pro­ duktionsweise bezüglich Kunstdün­ ger- und Pestizideinsatz und Tier­ wohlproblematik kaum von einer industriellen Landwirtschaft unter­ scheiden und hier was anderes sug­ gerieren. Es ist Fakt, dass am ehes­ ten eine konsequent kontrollierte Biolandwirtschaft all die hervorra­ gende Arbeit, wie sie der BUND Na­ turschutz seit Jahren leistet, am bes­ ten für Mensch und Natur umsetzt. Simon Steiner, Traunstein

Atomministerin Gleich zweimal lächelt in unserer aktuellen Natur+Umwelt die Um­ weltministerin Ulrike Scharf. Man möge bitte klar machen, dass sie auch Chefin der bayerischen Atom­ aufsicht ist. Und diese gilt als atom­ kraftfreundlich. Als die atomkraft­ nächste in Deutschland. Würde sie streng nach Sicherheitserforder­ nissen arbeiten, müssten die zwei ­Siedewasserreaktoren in Gundrem­ mingen abgeschaltet werden. Denn diese haben nicht die erforderlichen Notkühlreserven. Und auch Isar 2 müsste wegen mangelnder Terrorsi­ cherheit und fehlender Entsorgung schnellstmöglich stillgelegt werden. Raimund Kamm, Energiebeauftragter der BN-Kreisgruppe Augsburg


A

ltweibersommer in Mittelfranken über der Winds­ heimer Bucht, eingerahmt von den Höhenzügen Steigerwald und Frankenhöhe. Es ist eine freundliche Landschaft mit Hecken, Feldern, Rebäckern, Wäldchen und Dörfern – und Heimat von Bruno Täufer, Mitglied im BN seit 38 Jahren. Dass hier einige Natur-Perlen liegen, hat mit dem heute 79-Jährigen zu tun. Der hat hier als engagierter Naturschützer und manchmal streitbarer Geist seine ökologischen Fußstapfen und Landmarken hinterlas­ sen, wie zum Beispiel einige Kopfweiden, die er unweit der kleinen Stadt Bad Windsheim entlang eines Wirt­ schaftweges nachgepflanzt hat.

Mit der Gipsindustrie angelegt Wenn es um den Schutz der Natur geht, legt er sich auch mal mit der lokalen Gipsindustrie an, weil sie die seltenen Gipskarstlandschaften zerstört. Dass sie das bei den »Sieben Buckeln« bei Markt Nordheim nicht machen konnte, ist auch mit sein Verdienst. Über die sieben Erhebungen spannen sich das ganze Jahr über prächtig blühende Halbtrocken- und Trockenrasen. Direkt daneben kann man sehen, was bleibt, wenn der Gipsabbau dort sein aufwühlendes Werk getan hat: ab­ getragener Boden, nackte Erde, Artenarmut. »Wer Arten schützen will, muss Lebensräume be­ wahren«, sagt Bruno Täufer. Dass das nicht immer Wildnis ist, davon zeugen Kulturlandschaften, für de­ ren Erhalt er sich seit Jahren engagiert. Etwa acht ­Kilometer von Windsheim entfernt liegt auf einer An­ höhe ein Hutewald, einst im 19. Jahrhundert gepflanzt, um dort die Schweine zur Mast zu treiben. Eine riesige,

Foto: Margarete Moulin

Quartier für Fledermäuse und andere Gäste Aber an diesem Tag rumpelt der pensionierte Maschi­ nenbaumeister im Auto einen Waldrain entlang. Vor einer Holztüre, die in den Waldhang gebaut ist, hält er an und steigt aus. Auf der Türe prangt das Symbol einer Fledermaus im Flug, darüber ein Spalt. Ein Fleder­ mausquartier. Täufer schließt die Türe auf, knipst seine Taschenlampe an und geht geduckt ins Innere. »Mal sehen, ob hier schon die ersten Fledermäuse ­hängen.« Nein, nur ein Falter schläft in den Ritzen des Mauer­ werks. »Die Fledermäuse kommen noch, aber nicht nur die: Hier überwintern auch Schmetterlinge wie Tag­ pfauenauge, Kleiner Fuchs und Zackeneule«, weiß Täufer. Früher wurde hier Bier gelagert. »Solche Bierkeller gab es zu Hunderten, und Fleder­ mäuse fanden ihn ihnen ein Winterquartier, weil die Gipskeuperlandschaft keine natürlichen Felshöhlen bietet.« Ende der 80er bemerkte Täufer, dass die meis­ ten Keller durch das Sterben der kleinen Brauereien vergessen und verfallen waren. Als Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Bad Windsheim machte er sich an die Rettung dieses kulturgeschichtlichen Erbes und sicher­ te damit raren Rückzugsraum für Fledermäuse. Dafür erhielt er 1990 den Europäischen Umwelt­ preis. Für sein Engagement im Natur- und Artenschutz bekam er zudem 2014 den Ehrenring der Stadt Bad Windsheim.

Licht aus, Spot an Bruno Täufer auf der Suche nach den ersten Winter­ gästen im »Felsen­ hotel« für Fleder­ mäuse.

Bruno Täufer

Der Landschaftshüter Alte Fledermauskeller, schattige Hutewälder, Blumenwiesen und Gipshügel – Bruno Täufer, ein fränkisches Urgestein des BUND Naturschutz, bewahrt das wertvolles Naturerbe seiner Heimat

tote Eiche reckt ihre nackten Äste wie eine Skulptur in den Himmel. Immer noch bietet sie Vögeln und In­ sekten Lebensraum. Für nachfolgende Generationen pflanzte Täufer, der Vater zweier Söhne und Großvater von drei Enkeln ist, junge Eichen nach. Als junger Mann ist Bruno Täufer auch in die Welt hinausgereist. Mit 18 hat er auf Frachtschiffen angeheu­ ert. Was ihn damals trieb? »Neugier«, antwortet er ver­ schmitzt. »Ich wollt’ halt mal über den Gartenzaun schauen.« Die Schiffe brachten »jede Menge Baum­ stämme zurück«. Daran erinnert er sich noch gut, und seit 25 Jahren setzt sich Bruno Täufer für den Verzicht auf Tropenholz ein. So lässt sich wohl Täufers Lebens­ motto zusammenfassen: Über den Gartenzaun schau­ en, aber zum Schutz der Natur vor der eigenen Haus­ türe die Ärmel hochkrempeln. Margarete Moulin

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Gescannt, gefragt, getan

Stellen Sie die Giftfrage!

Illustration: Valentin Hoff

Barcode scannen, Schadstoffe erkennen? Der ToxFox-Kosmetikcheck macht es möglich – und ist ein echtes Erfolgsmodell. Nun hat der BUND die App um eine Funktion für Kinder­ produkte erweitert.

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ereits über eine Million Menschen nutzen den Tox­ Fox, um hormonelle Schadstoffe in Körperpflege­ produkten zu meiden. Aber was ist mit all den anderen Produkten? Gerade wenn es um unsere Kinder geht, wollen wir auf Nummer sicher gehen. Laut RAPEX, dem Schnellwarnsystem der EU, steht Spielzeug ganz oben auf der Liste gefährlicher Produkte. Analysen des BUND ergaben, dass Kitas im Schnitt dreimal so hoch mit schädlichen Weichmachern belastet sind wie nor­ male Haushalte. Kein Wunder also, dass diese Giftstoffe im Körper von Kindern besonders konzentriert sind. Fehlbildungen von Sexualorganen, Lern- und Immun­ schwächen oder verfrühte Pubertät können die Folgen sein. Aber wie erkenne ich, ob Gummistiefel, Spiel­ zeugteppich oder Faschingskostüm Schadstoffe ent­ halten? Anders als bei Kosmetika gibt es für Kinderpro­ dukte keine Kennzeichnungspflicht.

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Öfter mal nachhaken Die gute Nachricht: Verbraucherinnen und Verbraucher dürfen beim Hersteller nachfragen – und der muss bin­ nen 45 Tagen antworten. Unsere Frage wirkt doppelt: Belastete Produkte werden zu Laden­hütern. Und Her­ steller begreifen: Kunden wünschen schadstofffreie Pro­ dukte. Bisher nutzen Verbraucher aber viel zu selten die­ ses Recht. Klar: Eine Anfrage zu stellen ist zeitaufwändig. Und die Antworten der Hersteller lassen zu lange auf sich warten, um im Alltag wirklich hilfreich zu sein. Das will der BUND ändern! Deshalb hat die ToxFoxApp eine neue Funktion bekommen – die Giftfrage. Kosmetika überprüfen können Sie weiter wie gehabt. Doch der ToxFox kann jetzt mehr: Kinderprodukt scan­ nen, Giftfrage abschicken, Info erhalten. Die Antwort landet bei Ihnen und in der neuen ToxFox-Datenbank – wo sie für alle Interessenten sofort sichtbar ist. Der ToxFox wird so mit jedem Scan schlauer – und mit ihm seine Nutzerinnen und Nutzer. Auch schwarze Schafe unter den Herstellern entgehen dem ToxFox nicht. Die App merkt sich nämlich Ihre Anfragen. Bleibt die Antwort nach 45 Tagen aus, können Sie das sofort bei uns melden. Der BUND listet die intransparenten Hersteller und macht sie öffentlich. So gehen wir ge­ meinsam vor für mehr Transparenz und bessere Pro­ dukte. So vermeiden Sie Schadstoffe ▶ Laden Sie unsere neue ToxFox-App herunter und haken Sie damit beim Hersteller nach, ob ein Pro­ dukt gefährliche Stoffe enthält. Hinweise zum ver­ antwortlichen Umgang mit Handys finden Sie unter www.bund-naturschutz.de/mobilfunk.html ▶ Kaufen Sie mit allen Sinnen ein: Produkte, die stark riechen, lassen Sie lieber im Laden. ▶ Kaufen Sie weniger, dafür aber qualitativ hochwerti­ ges Spielzeug. Die Gefahr, dass billiges Spielzeug ge­ fährliche Stoffe enthält, ist relativ hoch. ▶ Gerade für Kinderprodukte ist Secondhand eine gute Wahl. Viele Schadstoffe sind bei Gebrauchtem schon ausgewaschen oder ausgelüftet. Außerdem schonen Sie wertvolle Ressourcen und sparen Geld. ▶ Vorsicht bei Kennzeichnungen wie »antimikrobiell« oder »schmutzabweisend«. Dahinter verbergen sich oft Schadstoffe. Auch Weich-PVC-Produkte sollten Sie meiden, weil diese oft schädliche Weichmacher enthalten. ▶ Im Hausstaub und in der Innenraumluft sammeln sich Schadstoffe. Lüften Sie zwei- bis dreimal täglich für fünf bis zehn Minuten. Verzichten Sie auf Frisch­ luftsprays oder Raumerfrischer. Ulrike Kallee Die Autorin Ulrike Kallee hat als BUND-Chemieexper­ tin den ToxFox mit ent­wickelt. Siehe www.bund.net/toxfox mit unserer Studie »Achtung Spielzeug«. Zu F­olgen und Risiken mobiler Kommunikationstech­no­ logien: www.bund.net/emf


Foto: Christian Baumgartner

Ursprünglich Vor einer grandio­ sen Berglandschaft zieht die Vjosa ihre Schleifen.

Neu: große Erlebnisund Wanderstudienreise nach Albanien

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ach Albanien in den Urlaub? Aber ja! Auf der neuen, 19-tägigen Reise durch den kleinen Adria­ staat lernen wir mediterrane Küstenlandschaften und die pulsierende Hauptstadt Tirana kennen. Wir treffen auf lebensfrohe und freiheitsliebende Bewohner. Die Fitness für bis zu vierstündige Wanderungen, Grup­ pengeist und Abenteuerlust sollte jeder neben guten Schuhen und Badesachen im Gepäck haben. Wir star­ ten in München und fahren per Zug und Bus nach Ita­ lien. Die Nachtfähre trägt uns über die Adria. Erste ­Station ist die nordalbanische Stadt Shkodra, am berg­ umstandenen Skutarisee gelegen. Früh morgens gleitet unser Boot aufs stille Wasser hinaus – wir gehen auf ­Vogelschau. Hier verläuft der »adriatic flyway«, eine wichtige Flugachse für Zugvögel, die in den Seerosenund Schilfgürteln rasten. Ein Vogelkundler zeigt uns Kormorane, Taucher- und Reiherarten und Zwerg­ scharben – und mit etwas Glück auch den Dalmatini­ schen Pelikan. Nicht umsonst ist der See Projektgebiet der internationalen Schutzorganisation Euronatur. Nach zwei Tagen in der Region Shkodra bringt uns der Bus in die Berge, mit dem eigenem Boot setzen wir über den Koman-Stausee und machen Mittagspause bei einer Familie, die uns Einblick in ihr tägliches Leben gibt. Bald danach erreichen wir den Valbona-National­ park. Steil ragen die Felsriesen vor uns auf, dazwischen schlängelt sich das türkisblaue Band der Valbona. Wir wandern durch Laub- und Zirbenwald. Gastfreundschaft ist ein hoher Wert in Albanien. Das Land hat sich erst in den vergangenen 30 Jahren dem Tourismus geöffnet. Jahrzehnte lang waren seine Men­ schen durch das kommunistische Regime isoliert. Wirtschaftlich hing es am Tropf der chinesischen Re­ gierung. Immer wieder erinnern uns mitten in der Natur verfallene Bunker an diese Abschottungspolitik. Abstecher nach Mazedonien Wir fahren über die Grenze nach Mazedonien, wo wir durch den hochgelegenen Mavrovo-Nationalpark wan­ dern, dem Lebensraum des rar gewordenen Balkan­ luchses. Das Städtchen Ohrid am riesigen Ohrid-See dient uns für die nächsten drei Tage als Basislager. Am

Entdeckertour an der Adria Osmanische, byzantinische und europäische Einflüsse, UNESCOWeltkulturerbestätten und wildschöne Natur, lebendige Städte, geprägt von mediterranem Flair und neu aufblühendem Leben nach kommunistischen Zeiten – Albanien ist ein spannendes Land. südlichen Seeufer besuchen wir das Kloster Sveti Naum, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Über den Galica-Pass fahren wir zum fisch- und vogelrei­ chen Presba-See, der ins Dreiländereck von Mazedo­ nien, Albanien und Griechenland gebettet ist. Hier könnten wir auch im Mai noch den dalmatinischen ­Pelikan erspähen. In der zweiten Hälfte der Reise wartet ein Highlight auf uns: der erst wild, dann breit dahin mäandernde Strom der Vjosa. Auf einer Flussfahrt spüren wir die Kraft seiner Wassermassen und erfassen die Großartig­ keit dieser Flusslandschaft, die hier von der bis zu 2485 Meter hoch aufragenden Bergkette der Nemërçka be­ grenzt wird. Vorbei geht es an ausgewaschenen Ufern, weißen Kiesbänken, Schafweiden. Die Artenvielfalt hier ist zum Teil noch unerforscht. Die Schutzorganisa­ tionen Euronatur und Riverwatch treten für die Bewah­ rung ein. Nachmittags wärmen wir uns in den Ther­ malquellen von Benca auf. An der Vjosa wird uns klar, dass Albanien eine Art Wasserschloss des Balkan ist, und dass Abwägungen zwischen Umweltschutz und Kraftwerksbau Spannungen erwarten lassen. Danach genießen wir einen Badetag am HimaraStrand an der Adria. Vorher besuchen wir die Welt­ kulturerbestätten Girokastra und das antike Burtrint. Unsere Reise endet in der Kapitale Tirana, einer Stadt voller Energie. Auf den Bürgersteigen tummeln sich junge, modisch gekleidete Menschen. Wir spüren: Al­ banien ist aufgebrochen in eine neue Zukunft, öffnet sich fremden Einflüssen und versucht zugleich, Tradi­ tionen zu bewahren. Lucia Vogel

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Reisetermin 5. – 23. Mai 2017 Infos zu Reisepreis und Anmeldung bei BUND-Reisen, ReiseCenter am Stresemannplatz Stresemannplatz 10 90489 Nürnberg Tel. 09 11- 5 88 88-20 Fax 09 11- 5 88 88 22 www.bund-reisen.de


ZERSE

ca. 500 Jahre

AUER

Foto: schankz/fotolia.com

UNG SD

TZ

MÜLL? Rohstoffe! Klar: Am besten ist der Müll, der erst gar nicht entsteht. Abfall vermeiden – das hat auch aus Sicht des Gesetz­ gebers oberste Priorität. In Deutschland passiert das aber noch viel zu ­selten. Zwar gibt es Mehrwegsysteme, Flohmärkte oder Secondhand­ läden. Doch am besten l­ assen sich ­Abfälle vermeiden, indem man den Konsum verringert – eine Herausforderung, die weit über die Abfallpolitik hinausweist. Mit einem Beitrag zum 10

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Ressourcenschutz runden wir denn auch unseren Abfall-Schwerpunkt ab. Auf den Seiten davor verfolgen wir die spannende Entwicklung von der wilden Müllkippe zur Wertstoff­tonne. Wir fragen, was aus den Altlasten von damals geworden ist. Wir beleuchten die globale Umweltverseuchung durch Plastikmüll. Und wir geben Ihnen Tipps, wie Sie selbst im Alltag Ihre Abfälle bestmöglich entsorgen.


Deutsche Abfallpolitik

Noch nicht nachhaltig

Von der Mülllawine zum Kreislauf der Rohstoffe – in den vergangenen 50 Jahren haben sich die Perspektiven der Abfallpolitik gründlich gewandelt. Und doch liegt in unserem Land bis heute vieles im Argen. So werden Abfälle immer noch zu oft verbrannt statt recycelt.

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n den 1960er-Jahren änderte sich die Zusammenset­ zung des deutschen Hausmülls. Bisher hatten Asche, Küchenabfälle, Papier und Konservendosen dominiert. Nun kamen Einweggläser und Kunststoffe hinzu. Die Einführung von Einwegverpackungen betrachtete man damals vor allem im Handel als kluge Rationalisie­ rungsmaßnahme. Altglas wurde seit den 70er-Jahren in Containern gesammelt, die Gesamtabfallmenge nahm trotzdem weiter zu. Wirtschaft und Politik erschienen hilflos und wenig interessiert, der Mülllawine Einhalt zu gebieten. In vielen Bundesländern suchte man das Heil im Bau von Müllverbrennungsanlagen. Schrittmacher für Veränderungen Mitte der 80er-Jahre gründeten ehrenamtliche Fach­ leute des BUND vor allem in Hessen und Bayern Ar­ beitskreise, um Alternativen zu entwickeln. In seiner Position »Vergraben, verbrennen, vergessen?« forderte der BUND, verwertbare Abfälle wie Biomüll und Alt­

papier systematisch getrennt zu sammeln, die Abfall­ beratung zu verbessern und Müll nicht länger zu ver­ brennen. Der entscheidende neue Gedanke: Die ver­ schiedenen Reststoffe sollten gar nicht erst in eine ­einzige Tonne wandern, sondernschon in den Haus­ halten getrennt gesammelt werden. Erstmals umge­ setzt wurde dieses Konzept in Bayern. 1985 gab es im Landkreis Nürnberger Land getrennte Tonnen für ­Papier, Bio- und Restmüll, nach einem Konzept von ­Experten des BN. In Bayern blieben die Umweltschützer in Sachen Abfallvermeidung besonders aktiv: Einem Programm für »zukunftsfähige Abfallwirtschaft« folgte 1990 das Volksbegehren »Das bessere Müllkonzept«: ein großer Schritt vorwärts. Das vom BUND entwickelte, von vie­ len Bürgerinitiativen und den Grünen unterstützte Konzept fand ein positives Echo. Nach dem erfolgrei­ chen Volksbegehren ging dann aber der Volksentscheid knapp verloren; nicht zuletzt, weil »Das bessere Müll­ konzept« von der Bayerischen Staatsregierung erbittert bekämpft wurde. Viele Vorschläge des Konzepts fanden später trotzdem ihren Weg in die Gesetzestexte. So ging die Zahl geplanter Müllverbrennungsanlagen in Bay­ ern stark zurück, was Fehlinvestitionen in Milliarden­ höhe vermied. Die zunehmend getrennte Sammlung der Wertstoffe führte bundesweit dazu, dass der Restmüll pro Kopf

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UNG SD

ca. 4000 Jahre*

Foto: derProjektor/photocase.de

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ZERSE

* Alle Zeitangaben sind naturgemäß vage – bei Trockenheit und Kälte kann die Zersetzung sehr viel länger dauern. Viele Materialien verrotten im Grunde gar nicht, sie zerfallen nur in immer kleinere Einzelteile.

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von 381 (1990) auf 160 Kilogramm im Jahr 2014 abnahm. Gerade in den Anfangsjahren sank die Müllmenge sehr deutlich, was vor allem dem Engagement des BUND und anderer Umweltgruppen zu verdanken war. Mangel macht musterhaft In der DDR hatte sich das Abfallaufkommen übrigens ganz anders entwickelt. Hier fiel 1989 nur etwa die Hälf­ te des westdeutschen Restmülls an. Das hatte vor allem drei Gründe: Geräte und Kleidung wurden häufiger ­repariert und ausgebessert als im Westen. Getränke wurden fast nur in Mehrwegflaschen abgefüllt. Und sehr viele Wertstoffe – wie Altpapier, Pappe, Altglas und ­Metalle – wurden über das Sero-System gesammelt und sogar vergütet. Nach der Wende und der Einfüh­ rung des dualen Systems für Verpackungsabfälle konn­ te sich Sero nicht mehr behaupten.

Imageschaden Allerdings konnten die gesammelten Plastikverpackungen anfangs nur zum Teil verwertet werden – trotz ­Zusagen der Kunststoffindustrie gab es viel zu wenige Recyclinganlagen. Große Abfallmengen wurden ins Ausland gebracht, zum Teil nach Übersee. Dies hat dem Image des dualen Systems lange geschadet, auch wenn diese Praxis inzwischen abgestellt wurde. Dank besserer Technik sanken die Kosten, die Effektivität stieg. Dann kippte das Bundeskartellamt das Monopol des dualen Systems. Zeitweise versuchte fast ein Dutzend Systembetreiber Kunden zu gewinnen. Nicht alle Ver­ packungen wurden mehr lizenziert, es kam zu Unter­ finanzierung und sinkenden Recyclingmengen. Ver­ packungen wurden vermehrt verbrannt. Erst nach einer Anpassung der Verpackungsverordnung steigen die lizenzierten Mengen seit 2015 wieder an. Rohstoffe im Kreislauf Das novellierte Kreislaufwirtschaftsgesetz schreibt seit 2012 eine fünfstufige Hierarchie fest: von der Abfallver­ meidung über die Wiederverwendung zur stofflichen

Müllverbrennung verschwendet Energie

Müllverbrennung verschwendet Energie

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ecycling bewahrt den größten Teil der Energie, die ein Produkt in sich trägt, sprich: den Heizwert plus die Energiemenge, die zu seiner Herstellung nötig war. Anders die Verbrennung: Hier geht die Energie großteils verloren. Dennoch wird fast die Hälfte der Verpackungen, die in Deutschlands gelben Säcken und Tonnen gesammelt werden, verbrannt statt ­recycelt: 44 Prozent (2014). Diese Müllverbrennung in großem Maßstab ver­ schwendet nicht nur Energie, sondern auch wertvolle Ressourcen wie zum Beispiel seltene Erden. Ferner heizt sie den Klimawandel an. Die deutsche Mindestquote für Kunststoffrecycling liegt derzeit bei nur 36 Prozent, das geplante neue ­Verpackungsgesetz soll sie auf 63 Prozent anheben. Der BUND fordert noch mehr – was technisch prob­ lemlos möglich wäre. Anders als bei Papier-, Glas- und Metallabfällen, die sehr gut wiederverwertet werden, hat die Bundes­ regierung ein erweitertes Sammeln und Recycling von Kunststoffen bisher nicht vorangetrieben.

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Energie in MJ/ kg

Die Autoren Rolf Buschmann ­betreut die Abfall­ politik des BUND, Hartmut Hoffmann ist Sprecher des Arbeitskreises »Ab­ fall & Rohstoffe«

Das duale System Seit den 80er-Jahren begannen auch Teile der Wirt­ schaft nachzudenken, wie Verpackungen gesammelt und verwertet werden könnten. Dies sollte rein privat­ wirtschaftlich passieren. Für den übrigen Abfall blieb die öffentliche Hand zuständig, daher der Name »Dua­ les System Deutschland«, kurz DSD. Es dauerte einige Zeit, bis die Politik per Verpackungs-­ verordnung einen gesetzlichen Rahmen formulierte. In Abstimmung mit den Kommunen wurden gelbe Ton­ nen aufgestellt oder gelbe Säcke verteilt. Die abfüllen­

den und verpackenden Unternehmen trugen jetzt über Lizenzgebühren die Kosten der Verwertung ihrer Ver­ packungen, auch für Papier und Karton. Das zahlte sich aus: Inzwischen wird mehr Altpapier recycelt, als die Politik noch in den 80er Jahren erwartet hatte.

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Kunststoff

Papier

Durchschnittlicher Energiegehalt Energiegewinn durch Verbrennung Energiegewinn durch Recycling


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bis zu mehreren Jahrhunderten

Foto: blickwinkel/M. Henning

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Verwertung (Recycling) und sons­tigen Verwertung bis zur Beseitigung als letzter Option. In diesem Sinne muss seit Anfang 2015 auch der Bio­ abfall flächendeckend getrennt gesammelt werden – nicht alle Kommunen haben dies bislang umgesetzt. Leider wird das Gesetz den Erfordernissen nicht ­ge­recht. So sind die Recyclingquoten zu gering, bei ­ge­planten Verbrennungsanlagen fehlt die Bedarfsprü­ fung, der Ausstoß von Treibhausgasen bleibt unbeach­ tet, auch gibt es keine konkreten Vorgaben zur Abfall­ vermeidung. Hier besteht also weiterhin Handlungsbedarf. Nach wie vor landen zu viele verwertbare Rohstoffe in der Müllverbrennung. Das seit Jahren geplante Wertstoff­ gesetz scheiterte am Streit darüber, wer für die Erfas­ sung von Wert­stoffen zuständig ist. Dabei hätte es die Recycling­quoten deutlich erhöht und es ermöglicht, zusätz­liche Kunststoffe und Metalle (nicht aus Verpa­ ckungen) in einer Wertstofftonne zu sammeln. Wir dür­ fen uns in Deutschland nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen – beim Ressourcenschutz gibt es noch eine Menge zu tun! Rolf Buschmann und Hartmut Hoffmann

Zum Nachlesen Abfälle vermeiden Mehr als die Hälfte der Abfälle in Europa wird de­poniert oder verbrannt. Dabei ent­ stehen giftige und klimaschädliche Emissi­ onen, die Luft, Böden und Gewässer belas­ ten. Wir Europäer vernichten so nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern auch die Chance, Hunderttausende von Arbeitsplät­ zen zu schaffen – im Bereich Reparatur und Wiederverwendung. Nur eine echte Kreislaufwirtschaft wird diese Situation verändern. Recycling allein reicht nicht aus. Ressourcen schützen und respektvoll nutzen Auf den ersten Blick kaum zu erkennen: In den meisten Produkten steckt eine Fülle natürlicher Ressourcen. Ihre Produktion ist weitaus klimaschädlicher als oft vermutet. Unser verschwenderischer Konsum ver­ knappt Mineralien und Metalle, Wasser und Böden. Zudem ist er die Hauptursache dafür, dass die Temperaturen steigen und die ­Artenvielfalt schwindet. Die Broschüre zeigt

a­ nhand von Handy und Rindfleisch, T-Shirts und Individualverkehr: Wie viele natürliche Ressour­ cen verbrauchen wir? Und wie können wir unse­ re kostbaren Lebensgrundlagen besser schonen?

Besser (und) weniger Um die globalen Ressourcen nicht überzustrapazieren, müs­ sen wir Deutschen unseren heutigen Verbrauch auf etwa ein Drittel senken. Darin steckt eine Chance: Wir können uns vom Konsumzwang und von Statussymbolen lösen. Und wir können lernen, die verfügbaren Ressourcen gerechter und nachhaltiger zu nutzen. Der Aspekt »Abfall/ Abfallvermeidung« ist hierbei von großer Bedeu­ tung. Bezug der Druckversionen (»Abfälle vermeiden« gibt es nur digital): bundladen@bund.net, Tel. 0 30 - 2 75 86-3 17, online unter: → www.bund.net/ressourcen

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Aus bayerischer Sicht

Das bessere Müllkonzept Obwohl das Volksbegehren 1990 knapp verloren ging, fanden viele Ideen des BUND Naturschutz ihren Weg in die Gesetzestexte. Heute sind getrennte Behälter zum Sammeln von Wertstoffen und Restmüll wie im Bild oben eine Selbstverständlichkeit.

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rei Jahrzehnte ist es her, da türmte sich der Müll noch auf den Müllkippen Bayerns. Die wilde Mi­ schung verschiedenster, oft auch giftiger Materialien sorgte nicht nur für ein abweisendes Landschaftsbild, sondern verwandelte auch einst grüne Wiesen in stin­ kende, unbrauchbare Flächen. Die inzwischen verstorbene Physikerin und damali­ ge Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Nürnberger Land, Erika Wachsmann, ebnete in dieser Zeit dem Recycling den Weg in die Haushalte. Von Gsteinach bei Feucht, einer kleinen Gemeinde im Nürnberger Land, aus, sorgte sie für Wertstofftonnen zur Mülltrennung. Au­ ßerdem überzeugte sie die Lokalpolitik und das bayeri­

Foto: BN-Archiv

Dass stinkende Müllhalden weitestgehend aus bayerischen Landschaften verschwunden sind, Mülltrennung selbstverständlich und Recycling ein Trendwort geworden ist, hat einen langen Weg hinter sich. Durch Bürgerinitiativen, Informationsveranstaltungen, juristische Notbremsungen und jede Menge Engagement hat der BN diese Entwicklung be­ gleitet. In einigen Bereichen wie beispielsweise dem Mehrtonnensystem oder auch dem Recycling haben BN-Aktive Vorreiterrollen eingenommen und den politischen und gesellschaftlichen Prozess maßgeblich beeinflusst.

Fotos: gettyimages/Westend61

Vordenker in Sachen Recycling


sche Umweltministerium davon, dass es in mehrfacher Hinsicht günstiger sei, Abfall von Anfang an zu trennen und nicht in geballter Mischung in den Öfen von Müll­ verbrennungsanlagen verschwinden zu lassen. In manchen Haushalten konnte der Restmüll so auf ein Drittel seiner ursprünglichen Menge reduziert wer­ den. Aus der Idee wurde ein Erfolgskonzept. Weitere Gemeinden übernahmen das Modell. Nach und nach schlossen sich sogar andere Bundesländer an. Für Erika Wachsmann war die Abfallwirtschaft längst ein zentrales Thema. Und anstatt sich auf den Erfolgen des Recyclings und der Mülltrennung auszuruhen, ging sie zum nächsten Schritt über: Der umfassenden Abfall­ vermeidung. Als Abfallreferentin war sie über mehrere Jahre direkter Ansprechpartner beim BUND Natur­ schutz. 2003 erhielt sie für ihren Einsatz das Bundes­ verdienstkreuz. Boom der Müllverbrennung gestoppt Parallel zu Mülltrennung und Recycling erlebte die Müllverbrennung Ende des letzten Jahrhunderts einen regelrechten Boom. Von Teilen der Politik und der Wirtschaft nahezu als Ideallösung gepriesen, wurden Müllverbrennungsanlagen oft ohne Abwägungen ge­ plant und zum Bau freigegeben. Skeptiker fanden sich nicht zuletzt beim BN. So im Fall einer Anlage in Ansbach. Abfallreferent Hartmut Hoffmann und Abfallexperte Hannes Hüttin­ ger von der Kreisgruppe Ansbach rechneten den Ent­ wurf des damaligen Bürgermeisters nach und kamen nach nüchterner Analyse zu dem Ergebnis: Die Anlage sei risikoreich, und im Vergleich zu Mülltrennung und moderner Abfallbehandlung eine schlechte Alternati­ ve, also im Grunde überflüssig. Doch obwohl der BN daraufhin zusammen mit weiteren Bürgergruppen ge­ nügend Unterschriften für einen Bürgerentscheid sam­ meln konnte, wurde der Bau der Anlage veranlasst. Nun half scheinbar nur noch eine Klage vor Gericht. Und tatsächlich war die Rechtslage eindeutig: Der BN erhielt in allen Punkten Recht und erwirkte so den Stopp der Bauarbeiten an der begonnenen Anlage.

Als das Volksbegehren dann mit Unterschriften von 12,8 Prozent der Wähler die Hürde zum Volksentscheid nahm, sorgte es längst für überregionale Schlagzeilen. Die Politik fühlte sich nun zu einem Gegenentwurf ge­ zwungen, in dem auf einmal auch einige Forderungen der Initiative Platz fanden. Viel erstaunlicher war je­ doch das von da an radikale Vorgehen, mit dem die CSU den nun nur noch als »Volksbegehrensentwurf« genannten Vorschlag zu verhindern versuchte. Mit Schauerszenarien über explodierende Kosten, ausufernde Deponien und sechs Mülltonnen in jeder Küche brach sie einen wahren Informationskrieg vom Zaun. Und die Strategie schien aufzugehen: Der Land­ tagsentwurf fand Einzug in die Gesetzgebung. Doch trotz der scheinbaren Niederlage war der Einfluss, den BN und Bürgerinitiativen ausübten, deutlich zu spü­ ren. Die konkreten Pläne von 16 Müllverbrennungs­ anlagen verschwanden wieder aus den Köpfen der ­Politiker. Und mit ihnen tausende Tonnen problema­ tischer Abgase, die sie ausgestoßen hätten. Aber das ist alles Geschichte. Es ist bezeichnend für unsere Zeit, dass wir Recycling haben, dass Mülldepo­ nien in Bayern etwas Exotisches geworden sind. Und auch die Politik hat aus ihren Fehlern gelernt und ak­ zeptiert Müllverbrennung nur noch, wo es eben mo­ mentan wenig Alternativen gibt. Es fällt eben auch mit Recycling Restmüll an. Doch das ist eine zu rosige Sichtweise. Die Müllberge sind nicht verschwunden, sie wurden exportiert und verlagert. Im Ausland häuft sich der Müll, gerade deutscher Elektroschrott türmt sich in rauen Mengen auf den asiatischen Deponien. Und trotz regelmäßiger Überkapazitäten sind in Deutschland dutzende neuer Müllverbrennungsanla­ gen in Planung. Gründe genug also für mehr Aufmerksamkeit. Für ein Lob an alle, die uns so weit gebracht haben und für die Notwendigkeit, in ihre Fußstapfen zu treten.

Foto: BN-Archiv

Volksentscheid: gescheitert, aber trotzdem erfolgreich Noch weitreichendere Folgen aber hatte das von Bür­ gerinitiativen und BN ins Leben gerufene Volksbegeh­ ren »Das bessere Müllkonzept«. Als der Staatsregierung Ende der 1980er Jahre zu den Abfallproblemen in Bay­ ern nichts Besseres einfiel als Müllverbrennungsanla­ gen, startete ein Verbund mehrerer Organisationen, darunter der BN, eine Gesetzesinitiative via Volksent­ scheid. Unter dem Titel »Das bessere Müllkonzept« wurde auf Informationsveranstaltungen und Fachdiskussio­ nen mobilisiert. Gefordert wurde Dezentralisierung, Wiederverwertung, umfassende Mülltrennung sowie Transparenz und Mitsprache. Richard Mergner, heuti­ ger Landesbeauftragter des BN, war eine der zusätz­ lichen Hilfskräfte, die extra für diese Kampagne in die Organisation geholt wurden.

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Kampf gegen die Müllverbrennung Engagierte BNler: (vo. li.) Erika Wachsmann (†), Richard Mergner und Ursula Siebenlist.


Foto: designritter/photocase.de

ca. 400 Jahre

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Plastikmüll

Weniger ist Meer D

Kunststoffe sind extrem ­beständig und belasten die Umwelt jahrhundertelang. Plastik ist heute überall. Besonders bedrohlich ist, dass es alle Lebensräume in winzigen Teilchen durchdringt – die aus der Umwelt nicht mehr zu entfernen sind. Die Politik muss darauf ­dringend reagieren.

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ie kleinsten Plastikteile machen gerade den größ­ ten Wind. Seit drei Jahren aktualisiert der BUND regelmäßig seinen Einkaufsratgeber »Mikroplastik – unsichtbare Gefahr«. Darin sind Kosmetika aufgeführt, die Mikroplastik enthalten. Diese kleinen Partikel sor­ gen für viel Ärger. Immer mehr Studien bestätigen, was der BUND schon lange befürchtet: Mikroplastik – also synthetische Kunststoffteilchen unter fünf Millimeter Größe – findet sich in der Natur überall wieder und richtet immensen Schaden an. Mikroplastik macht krank Ins Meer gelangt Mikroplastik vor allem über lokale Ab­ wässer und Regenwasser. Im Nordseewasser werden im Schnitt drei bis zehn Partikel, im arktischen Meereis gar rund eine Million Partikel pro Kubikmeter ge­zählt. Das bedroht die marinen Ökosysteme. Denn Meeres­ organismen wie Zooplankton, Muscheln, Würmer oder Fische nehmen das Mikroplastik als vermeintlich Ess­ bares auf. Je kleiner die Partikel, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit Nahrung verwechselt oder passiv eingefiltert werden. Die Folgen reichen von physiologischen Störungen über Tumore bis zu erhöh­ ter Sterblichkeit, etwa bei Fischlarven. Das aufgenommene Mikroplastik oder dessen ge­ löste Bestandteile werden in der Nahrungskette weiter­ gegeben. Besonders gefährlich ist, dass Mikroplastik auf Schadstoffe wie ein Magnet wirkt. An ihm haften Schadstoffe bis zu tausendfach höher konzentriert als


Für mehr Sauberkeit im Meer BUND-Aktive in Kiel machten mit beim »Internatio­ nal Ocean Cleanup Day« und zeigen hier ihre Müllfun­ de: Es sind vor allem Kunststoffe.

im Umgebungswasser. Eine Studie mit Kunststofffallen hat dies in der Elbe erst kürzlich bestätigt. Freiwillig gescheitert Wie reagiert das Bundesumweltministerium auf dieses Desaster? Es einigte sich mit der Kosmetikbranche auf eine freiwillige Vereinbarung: Die Hersteller verspra­ chen vor zwei Jahren, Mikroplastik aus ihren Produkten zu verbannen. Getan hat sich seitdem fast nichts, das zeigt der Einkaufsratgeber des BUND. Im Gegenteil: Mit unterschiedlichsten Definitionen von Mikroplastik werden die Kundinnen und Kunden verunsichert. Andere Staaten sind aktiver gewesen. Die USA und Kanada haben »Microbeads« verboten, Großbritanni­ en will 2017 nachziehen. Die Niederlande und Frank­ reich prüfen einen Verbotsantrag auf EU-Ebene. Micro­ beads meint aber nur die (meist noch) sichtbaren Mik­ roplastikkügelchen aus Polyethylen in Peelings etc. Doch das Problem liegt tiefer: Viele Hersteller sind dazu übergegangen, ihre Kosmetika mit hohen Antei­ len quell­barer Kunststofflösung zu strecken. Eine wei­ tere Eskalation der Umweltverschmutzung: Die spätere Entfernung aus dem Abwasser oder Meerwasser ist damit unmöglich. Auch großer Müll macht Probleme Für den BUND heißt das: Alle Kunststoffprodukte, die kleiner sind als fünf Millimeter, müssen sofort verboten werden, und zwar EU-weit. Im Vertrauen auf die Ein­ sicht der Hersteller ist das Problem offenkundig nicht zu lösen. Die Bundesregierung muss nun handeln. Von diesem Verbot unberührt bliebe Mikroplastik, das sekundär anfällt: bei der Verwitterung größerer Plastikteile. Auch dem sichtbaren Plastikmüll müssen wir also den Kampf ansagen. Viele BUND-Gruppen tun dies regelmäßig, speziell an der Nord- und Ostsee. Mit Slogans wie »Plastikfreie St(r)ände« oder »Tasche statt Tüte« werben sie auf Wo­ chenmärkten und in Geschäften dafür, weniger Plastik­

Auch an Land ein Problem

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eit 2015 dürfen Düngemittel nur noch zu einem (statt vorher fünf ) Promille aus Plastikresten be­ stehen. Aus der Welt ist das Problem damit nicht. Im Kompost und in den Gärresten der Biogasanlagen können sich weiterhin sichtbare Kunststoffteile finden – die dann auf Beeten und Feldern großflächig ver­ breitet werden. Ein Promille ist aus Sicht des BUND daher noch immer zu viel. Nicht alle Anlagen schaffen es, Plastik­ reste ausreichend von organischem Abfall zu trennen. Deren Kompost ist dann nicht mehr als solcher ver­ wertbar. Die Auswirkungen der Plastikteilchen auf die Natur sind kaum abzuschätzen. Auch an Land bauen sie sich lange Zeit nicht ab. Sie werden lediglich immer kleiner und reichern Schadstoffe an, wie das Mikro­ plastik im Meer. Schließlich geraten sie in die Nah­

tüten zu benutzen. Oder sie sammeln Müll an der Küste, zum Beispiel auf Norderney, Spiekeroog und Föhr, in Kiel und Zingst. Der »International Coastal Cleanup-Day« im September markiert hier alljährlich einen Höhepunkt. Weltweit reinigen Ehrenamtliche dann die Küsten – eine tolle Möglichkeit, für den Schutz der Meere aktiv zu werden. Nadja Ziebarth → www.bund.net/mikroplastik rungskette, wenn Tiere das Plastik mit Essbarem ver­ wechseln. Plastikreste müssen also im organischen Abfall noch besser abgetrennt werden. Verfahren, mit denen dies schon gut gelingt, sollten zum Standard werden. Zudem müssen Kommunen und Müllentsorger ­besser aufklären: Plastik und andere Fremdstoffe – es landen auch Elektrogeräte und Metalle im Biomüll – gehören nicht in die braune Tonne! Übrigens: Auch »Bioplastik« aus nachwachsenden Rohstoffen ist für den BUND derzeit keine Alternative. Die Herstellung kostet viel Energie und beansprucht Böden, Pestizide und Düngemittel. Und es ist von herkömmlichem Plastik kaum zu unterscheiden. ­Deshalb wird es von den Entsorgern meist nicht kom­ postiert, sondern aussortiert und verbrannt. Um das Gewissen umweltbewusster Verbraucher zu be­ ruhigen, werden so Ressourcen und Energie ver­ schwendet.

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Die Autorin Nadja Ziebarth ist die BUND-Expertin für Meeresschutz.


Interview

Konsequent trennen! Wohin mit dem Müll? Und wie fällt möglichst wenig davon an? Natur+Umwelt sprach mit dem Abfallexperten des BUND, Rolf Buschmann.

Leider ist es beim Kauf oft schwierig, Einweg von Mehr­ weg zu unterscheiden – nicht jede Pfandflasche wird wiederverwendet! Der BUND plädiert für eine eindeu­ tige Kennzeichnung auf der Flasche. Gerade bei Ge­ tränken aus regionaler Herkunft ist die Mehrwegfla­ sche klar die beste Wahl. Bei Milchprodukten können je nach Transportdistanz auch leichte Beutel oder Tetra­ packs ökologisch vorteilhaft sein. Natur+Umwelt: Muss nicht vor allem die Politik Mehrweg fördern? Rolf Buschmann: Richtig. Doch das geplante Verpa­ ckungsgesetz verzichtet auf eine Mehrwegquote. Bis­ her galten 80 Prozent als Mindestanteil. Weil das nie kontrolliert wurde, sank die Quote bis heute auf 40 Pro­ zent. Der neue Gesetzentwurf enthält keinerlei Vorga­ ben und Anreize. Deshalb droht nun ein Ausstieg von Konzernen wie Coca-Cola, die lieber heute als morgen nur noch Einweg liefern wollen. Auf den Umweltkosten bliebe dann die Allgemeinheit sitzen – wir alle.

Natur+Umwelt: Wir Deutschen produzieren besonders viel Plastikmüll. Sind kostenpflichtige Plastiktüten die Lösung? Rolf Buschmann: Tatsächlich sind Plastikabfälle ein Riesenproblem. Wir haben ein Sammelsystem, doch ändert dies nichts daran, dass hierzulande viel zu viel Plastikmüll anfällt. Die Plastiktüte hat einen Symbol­ charakter. Eigentlich ist sie überflüssig, ein klassisches Wegwerfprodukt, nach dem Auspacken braucht man sie nicht mehr. Gut, dass die EU ihre Zahl reduzieren will – bis 2019 auf 90 und bis 2025 auf 40 Tüten pro Kopf und Jahr. Doch das weit größere Problem sind die Vielzahl und Vielfalt der Plastikverpackungen. Im Supermarkt bekommen wir ja kaum ein Produkt mehr ohne.

Natur+Umwelt: Die Deutschen bilden sich viel darauf ein, ihren Müll zu trennen. Ist die maschinelle Müllsortierung nicht längst viel genauer als das Trennen daheim, das ja sehr unterschiedlich gehandhabt wird? Rolf Buschmann: Alle Versuche, den Müll unsortiert in einer »Zebratonne« zu sammeln und erst später profes­ sionell zu trennen, sind gescheitert. Die einzelnen Stoffströme – Papier, Glas, Kunststoffe, Metalle – waren zu stark verschmutzt, um daraus Sekundärrohstoffe zu gewinnen. Abfälle im Haushalt zu trennen, bleibt das oberste Ziel. Um das zu erleichtern, sollten Verpackun­ gen möglichst einfach gestaltet sein; gerade bei Kunst­ stoffen lässt sich die Recyclingquote noch deutlich er­ höhen.

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Foto: Unschuldslamm/photocase.de

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Natur+Umwelt: Getränke werden immer häufiger in Einweg-Behältern angeboten. Sollte man noch gezielt auf Mehrweg achten? Rolf Buschmann: Definitiv. Die Mehrweg-Glasflasche schneidet in allen Ökobilanzen am vorteilhaftesten ab.


Neben den Verpackungen müssen wir auch alle sonstigen Wertstoffe sammeln – damit selbst aus der alten Bratpfanne oder der Barbiepuppe etwas Neues werden kann. Was dann noch übrig bleibt, der echte Restmüll, muss weitestmöglich reduziert werden. Die­ ses Ziel haben sich weltweit die »Zero-Waste«-Initia­ tiven gesetzt. Natur+Umwelt: Und was ist mit organischem Abfall? Der landet ja gerne mitsamt der Mülltüte in der Biotonne … Rolf Buschmann: Zum Glück erfassen wir in Deutsch­ land Bioabfälle getrennt, das wird europaweit zum Standard werden. Plastiktüten in der Biotonne sind aber ein No-Go. Sie stören das Recycling, ihre Einzeltei­ le finden sich später im Kompost wieder. Biomüll sollte in Zeitungspapier gesammelt werden, das nimmt die Feuchtigkeit gut auf. Metalle wie die Klammern der Teebeutel haben im Biomüll ebenfalls nichts zu su­ chen, können aber mit Magneten leichter abgeschie­ den werden. Kompostieren kann man übrigens auch ohne Garten: mit einem geruchfreien Wurmkomposter auf dem Balkon oder gar einem Minikomposter für Kaf­ feesatz. Der so gewonnene Dünger kann das Zimmer­ grün füttern … Natur+Umwelt: Bei alten Elektrogeräten ist die korrekte Entsorgung besonders wichtig. Seit Jahres­ beginn muss der Einzelhandel sie zurücknehmen. Rolf Buschmann: Genau. Bisher musste man damit zum Wertstoffhof, der ja oft nicht in der Nähe liegt. Jetzt können wir die Geräte im Laden zurückgeben. Das er­ leichtert die Entsorgung und sollte dazu führen, dass Elektrogeräte nicht mehr so oft im Restmüll landen – was übrigens verboten ist. Damit die Rücknahme aber besser klappt, muss der Handel stärker kontrolliert werden. Wichtig ist auch, den Versandhandel zur Rück­ nahme zu verpflichten. Das online gekaufte Kleinradio muss, wenn es kaputt ist, kostenfrei an den Absender zurückgeschickt werden können. Wobei es natürlich am besten wäre, es ginge gar nicht erst kaputt und könnte, falls doch, leicht repariert werden.

rer »Plastik fasten«-Aktion haben wir oft gute Alternati­ ven entdeckt. Auch sollten wir uns immer fragen: Was brauche ich überhaupt? Und wie viel davon? Ich muss nicht ein ganzes Netz Zitronen kaufen, wenn ich nur eine haben will und diese einzeln auf dem Markt be­ komme. Dann empfiehlt der BUND, sich bewusst für Mehr­ weg zu entscheiden – und bei Wasser gleich ganz auf Flaschen zu verzichten. Das deutsche Leitungswasser verdient absolut unser Vertrauen. Ganz wichtig bleibt: die Abfälle konsequent trennen! Echter Müll ist ja eigentlich nur der Restmüll. Alles üb­ rige sind Rohstoffe, die wir wieder nutzen können. Natur+Umwelt: Und was lässt sich auf kommunaler Ebene ausrichten? Rolf Buschmann: Kommunen können ihren Bürgern die Mülltrennung gezielt erleichtern: indem sie kleine Sammelbehälter für Biomüll bereitstellen und dafür ­öffentlich werben. Oder indem sie darauf achten, dass Elektroschrott problemlos abgeliefert werden kann. Kommunen können in Schulen über Müllvermeidung informieren und einen Tag der offenen Tür beim örtli­ chen Entsorger organisieren. Oder mit der BN-Gruppe vor Ort ein Konzept entwickeln, wie beim nächsten Stadtfest möglichst wenig Müll anfällt. Das Interview führte Severin Zillich.

Natur+Umwelt: Kaffee ist das deutsche Lieblings­ getränk – und immer umweltschädlicher: Papp­ becher und Kapseln boomen. Wie sehr belastet das die Umwelt? Rolf Buschmann: Bereits die Herstellung von Kaffee ist sehr energieaufwendig. Wir sollten seine Bilanz nicht durch unnötige Verpackung noch verschlechtern. Der kompostierbare Kaffeefilter ist den teuren Alukapseln unbedingt vorzuziehen. Und wer unterwegs Kaffee trinken mag, sollte sich einen eigenen (Mehrweg-)Be­ cher befüllen lassen. Gerade Einwegbecher sind prak­ tisch nicht zu recyceln. Natur+Umwelt: Wie lässt sich der eigene Müllberg am besten verkleinern? Rolf Buschmann: Schon beim Kauf können wir auf­ wendig verpackte Produkte meiden. Im Rahmen unse­

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Altlasten

Sichern, sanieren – recyceln?

Heute wächst über die meisten deutschen Deponien Gras. Doch was ist mit den ­Altlasten aus all den wilden Müllkippen, die in den 70er-Jahren die Gemüter so stark erregt haben?

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Hässlich, stinkend, giftig Müllhalden wie diese gab es bis in die 70er-Jahre in großer Zahl.

eit Beginn der Industrialisierung sind große Mengen gefährlicher Abfälle unkontrolliert in der Umwelt gelandet. Auch in Deutschland wurden umwelt- und gesundheitsschädliche Stoffe bis in die jüngere Ver­ gangenheit sorglos auf Müllhalden abgeladen, Produk­ tionsabfälle im Meer verklappt. Erst seit 1972 regelt ein bundesweites Abfallgesetz das Ablagern von Müll. Bis dahin galt die Devise: aus den Augen, aus dem Sinn! Das Ergebnis: rund 50 000 Halden voll mit Haus­ müll, Abfällen aus der Chemieindustrie und großen Mengen Bauschutt, Aschen und Schlacken. Hier wurde – vom Giftfass bis zum Autoreifen – alles abgeladen, was nicht mehr gebraucht wurde. Als Müllkippen dien­ ten Kies-, Sand- und Tongruben, die ohne Basisabdich­ tung aufgefüllt wurden. Auch Steinbrüche, Talein­ schnitte und Sumpfgebiete füllte man mit Müll auf.

Landschaftsbauwerke mit Windrädern, Solaranlagen oder Spazierwegen bestückt. Doch ihr hochgiftiges Sickerwasser muss oft über viele Jahrzehnte aufgefangen und entsorgt werden. Er­ weisen sich Deponien als undicht und belastet ihr ­Sickerwasser Boden und Gewässer, müssen sie nach­ träglich aufwendig gesichert werden. Auch noch be­ triebene Deponien sind zuweilen gefährlich. Lasche Genehmigungen, mangelhafte Betriebsführung oder schlechte Überwachung können zu erheblichen Emis­ sionen und Langzeitschäden führen. Eine vom BUND derzeit besonders kritisch beurteilte Deponie ist der »Eyller Berg« in Nordrhein-Westfalen.

Über Jahrzehnte gefährlich Früh wiesen die Fachleute des BUND und viele Kreisund Ortsgruppen auf die Folgen dieser Praxis hin. Mitt­ lerweile ist zwar Gras über die Müllkippen gewachsen. Doch sie können noch heute das Grundwasser mit Schwermetallen, organischen Schadstoffen und Sulfat belasten – und Mensch und Umwelt durch den Austritt von Methan und Spurengasen gefährden. Altlasten müssen daher überwacht und saniert wer­ den. Wer im Bereich von Altablagerungen bauen will, Der Autor muss für eine Sicherung und Sanierung der Altlasten Ingo Valentin ist sorgen. Die Bodenschutzbehörden der Gemeinden Sprecher des Bundwissen, ob das nötig ist, sie sollten vor jedem Grund­ Arbeitskreises stückskauf kontaktiert werden. Bodenschutz/ Schon 1983 forderte der BUND in seinem Boden­ Altlasten. schutzprogramm, Abfälle zu verwerten, zu separieren und sicher zu deponieren. Mit dem Abfallgesetz von 1986 stieg man in die Verwertung ein. Seit 2005 dürfen keine Abfälle mehr ohne Vorbehandlung deponiert werden. Deponien müssen heute gut abgedichtet und später rekultiviert werden. Häufig sind sie als grüne

Deponien als Rohstoffquelle? Können Rohstoffe aus alten Deponien nicht im Nach­ hinein wiederverwertet werden? Bisher werden Altde­ ponien nur geöffnet, wenn sie das Grundwasser gefähr­ den oder einer Neuplanung weichen müssen. Die Ab­ fallfraktionen werden dann mechanisch getrennt und Verwertbares wie Metalle recycelt. Doch Kunststoffe und Restmüll können oft nur verbrannt werden. Und der Rückbau selbst schädigt die Umwelt: Gase und gif­ tige Stäube werden frei, Schadstoffe im Grundwasser mobilisiert – nicht zu vergessen Tausende Lkw-Fahr­ ten, um die Abfälle abzutransportieren. Ein Rückbau, primär um Ressourcen zu gewinnen, ist bisher noch nie in großem Maßstab passiert. Auch weil meist detaillierte Daten fehlen: Welche Abfälle wurden deponiert? Welches Potenzial haben die Wert­ stoffe? Und können sie regional verwertet und beseitigt werden? Nur wenn diese Fragen im Vorfeld zu klären sind und die Umweltrisiken minimiert werden, kann ein systematisches Recycling von Deponien sinnvoll sein. Ingo Valentin

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ie Leselampe ist schon abmontiert und auf dem Weg in die Wertstofftonne, als ein Freund uns er­ mutigt: »Die lässt sich doch noch reparieren!« Und tat­ sächlich: In wenigen Minuten sind die Kabel gekürzt und wieder verschraubt – und die Lampe strahlt später wieder am alten Platz. Der Kauf einer neuen hätte mehr Zeit und Geld gekostet und mehr Material beansprucht. Selber machen und reparieren, teilen, tauschen und leihen – das liegt im Trend. Über 500 Reparatur-Ini­tia­tiven gibt es bundesweit, mehr als doppelt so viele wie vor einem Jahr. Auch der BN ist dabei, mit RepairCafés in Karlstadt, in Lohr oder Marktheidenfeld. (→ www.reparatur-initiativen.de). Auch Onlineportale und Leihläden, die das Ausborgen von Rasenmäher, Bohr­ maschine oder Küchenmixer ermöglichen, haben Kon­ junktur. An der Plattform www.pumpipumpe.ch sind europaweit allein 18 000 Haushalte beteiligt – mit Din­ gen, die im Alltag nur sporadisch benötigt werden. Die Politik ist gefragt Eine Entwicklung, die Mut macht. Doch auch die Poli­ tik muss aktiv werden: damit die Initiativen mehr Ver­ breitung finden – und Produktion und Konsum grund­ sätzlich nachhaltig werden. Um Produkte langlebiger zu machen, fordert der BUND, längere Garantiezeiten und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen gesetzlich zu si­ chern sowie Reparaturdienstleistungen niedriger zu besteuern: www.runder-tisch-reparatur.de Darüber hinaus und vor allem setzen wir uns für eine sozial-ökologische Steuerreform und den Abbau umweltschädlicher Subventionen ein. Diese umfassen für Energie, Verkehr, Bauen und Wohnen sowie die Landwirtschaft jährlich über 52 Milliarden (!) Euro.

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Leben von der Substanz Tatsächlich ist die Herausforderung immens. Die für dieses Jahr nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde waren bereits Anfang August verbraucht. Seitdem lebt die Menschheit von der Substanz. Wie also bewahren wir unsere Lebensgrundlagen, wie stoppen wir Klima­ wandel und Artenschwund, damit unsere Enkel und

Ressourcenschutz

Nicht auf Kosten anderer Damit wir Menschen in den Industrieländern verant­ wortungsvoller mit den globalen Ressourcen umgehen können, muss die Politik mehr Möglichkeiten schaffen und viele Weichen neu stellen. Urenkel noch eine lebenswerte Umwelt vorfinden? Si­ cher ist: Wir müssen uns unverzüglich von der Kohle verabschieden, den Flächenfraß beenden und spürbar weniger Material verbrauchen. Mehr Effizienz und technische Lösungen allein werden die Wachstums­ spirale nicht durchbrechen. Um wirklich weniger zu konsumieren, ist die Suffizienz (von lateinisch suffice­ re: ausreichen, genügen) ein unverzichtbarer Baustein nachhaltiger Entwicklung. Und das nicht primär als Teil einer persönlichen Entscheidung. Maßgeblich ist, dass die Politik die richtigen Rahmenbedingungen und Anreize für ein »ressourcenleichtes« Leben setzt. Mehr Lebensqualität Vor Ort wirkt sich mehr Suffizienz unmittelbar aus und liefert ein spürbares Plus an Lebensqualität: weniger Lärm und bessere Luft in der Stadt, bezahlbarer und gut vernetzter öffentlicher Nahverkehr in Stadt und Land, regionale und gesunde Ernährung, eine intakte Natur … Einige Kommunen schreiten da voran: wie ­Kopenhagen mit seiner Fahrradstrategie, Hamburg mit einem Leitfaden für die Verwaltung, der strenge Öko­ standards für den Einkauf definiert oder Grenoble, das alle öffentlichen Flächen von Werbung befreit hat. Für mehr als neun von zehn Deutschen ist es wich­ tig, sich mit der Umwelt im Reinen zu fühlen. Das hat eine Studie des Umweltbundesamtes ergeben. Da soll­ te es uns doch künftig besser gelingen, nachhaltig zu leben. Nicht auf Kosten anderer leben zu müssen – auf Kosten kommender Generationen und des globalen Südens – ist unser gutes Recht. Christine Wenzl

Foto: mikepaschos/fotolia.com

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Die Autorin Christine Wenzl betreut die The­ men Nachhaltig­ keit und Suffizienz in der Bundes­ geschäftsstelle. → bund.net/stadt­ landglück


Beitrag zur Müllvermeidung

schen aktiv gegen die Müllflut. So gewähren manche Cafés Rabatt, wenn man für den Kaffee einen eigenen Becher mitbringt. Es gibt übrigens keine Vorschrift, die das Abfüllen in den eigenen Becher verbieten würde. Immer mehr Anbieter, die bisher lieber keine mitge­ brachten Behälter akzeptierten, erkennen den Mei­ nungsumschwung und erlauben inzwischen ebenfalls wiederverwertbare Becher.

Schluss mit den Wegwerfbechern! Die Zahl ist so aberwitzig, dass man sie nicht glauben mag: Rund 320 000 Coffeeto-go-Becher werden in Deutschland verbraucht – pro Stunde! Da hilft nur eins: der Müllpappe den Kampf ansagen und den eigenen, wiederverwendbaren Kaffeebecher in die Tasche packen.

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affee ist das liebste Heißgetränk der Deutschen. Vielleicht funktioniert die Coffee-to-go-Idee des­ halb so gut. Bei einer Umfrage gaben 56 Prozent der Bundesbürger an, gelegentlich unterwegs einen Kaffee zu kaufen, 14 Prozent tun es sogar häufig. Den Becher aus Pappe und Plastik gibt’s gratis dazu. Ganze 15 Mi­ nuten sind die Becher durchschnittlich im Einsatz, bevor sie im Müll landen – oder im schlechteren Fall auf der Straße oder in einer öffentlichen Grünanlage. Die Becher sind zum Symbol für unsere gedankenlose Wegwerfgesellschaft geworden. In manchen Städten werden Bürgerinnen und Bür­ ger – oft im Schulterschluss mit Gastronomen – inzwi­

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Da kommt das neue Angebot des BN-Shops gerade recht: Der schicke Becher für viel Kaffeegenuss, nicht nur einmal! Die Becher bestehen zu 100 Prozent aus ­natürlichen Rohstoffen (kein Erdöl). Der verwendete Baumsaft ist ein Nebenprodukt aus der heimischen ­Papierherstellung. Dadurch ist der Becher besonders ressourcenschonend. Hergestellt wird das Produkt in Deutschland und ausschließlich aus PEFC-zertifizier­ ten Rohstoffen, die biologisch abbaubar sind. Der Be­ cher leuchtet in BN-Grün, die Farben des Deckels und der Filzmanschette können aus einer ganzen Reihe von Farben frei ausgewählt werden. Und spülmaschinen­ fest ist das gute Stück natürlich auch. Das perfekte Weihnachtsgeschenk und ein aktiver Beitrag zur Müll­ vermeidung! Bestellungen für 9,50 Euro pro Stück plus Versandkosten unter: www.service.bund-naturschutz.de Tel. 0 91 23-9 99 57-20


Gerettete Landschaften entdecken

Eine Insel der Ruhe

Foto: Winfried Berner

Wer an die Fränkische Schweiz denkt, denkt an tief eingeschnittene Karsttäler und an eine karge Hochfläche. Das obere Püttlachtal ist anders: Ein weites, offenes Becken mit einer Vielfalt von ganz unterschiedlichen Biotopen. Eine Insel der Ruhe in der vom Ausflugstourismus gebeutelten Fränkischen Schweiz. Und einer der großen Erfolge der BNKreisgruppe Bayreuth.

Mosaik von Biotopen Im idyllischen oberen Püttlachtal sollte ein riesiger Staudamm gebaut werden.

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er das kleine Dörfchen Püttlach sieht, dem fährt nachträglich der Schrecken in die Glieder, wenn er sich einen zwanzig Meter hohen Staudamm direkt hinter den letzten Häusern vorstellt. Auch die Püttla­ cher selbst waren nicht amüsiert von der Perspektive, direkt unter einem überdimensionierten Hochwasser­ rückhaltebecken zu leben, das zwischen 45 Hektar (normal) und 62 Hektar (Hochwasser) groß und zwei Kilometer lang werden sollte. Sie wehrten sich heftig, weil sie nicht auf den launischen Ausflugstourismus setzten, sondern auf treue Feriengäste, die Ruhe und Abgeschiedenheit suchen. Drei Anläufe machte man zwischen 1971 und 1988, zuletzt unter der Führung von Landrat Dr. Klaus-Gün­ ther Dietel (CSU), um die Püttlacher mit einem Stausee zu »beglücken«. Doch der Widerstand nahm stetig zu, auch durch die engagierte Einmischung der BN-Kreis­ gruppe unter ihrem langjährigen Vorsitzenden Helmut Korn. Denn immer klarer war inzwischen geworden, wie wertvoll dieses Gebiet ist. Die Höhere Naturschutz­ behörde in Bayreuth stellte 1987 in einem geobotani­ schen Gutachten dessen besondere Schutzwürdigkeit fest und empfahl es für ein Naturschutzgebiet von Pot­ tenstein bis zur Herrenmühle. Weite Teile sind heute FFH-Gebiet. Artenreiche Wiesen Wer dort spazieren geht, sollte nicht nach spektaku­ lären Postkartenmotiven Ausschau halten wie ein paar Kilometer talabwärts in Pottenstein, sondern auf die kleinteiligen Felder und Wiesen achten. Man kann dazu direkt von Püttlach auf der wenig befahrenen Teerstraße nach Norden gehen, in Richtung Hedel­ mühle, bis in deren Nähe der Stau gereicht hätte. Der

erste größere Feldweg nach links lohnt einen Abstecher in blühende Hangwiesen. Zurück auf der Straße kön­ nen wir bei trockenem Wetter kurz nach einem Stich­ weg nach rechts über die Wiese zum großen, von Bäu­ men halb verdeckten Egloffsteiner Weiher abzweigen. Eine Brücke führt uns über die junge Püttlach. (Alter­ nativ kann man auf der Straße weitergehen bis kurz vor die Hedelmühle und dann scharf rechts in die Straße nach Bodendorf einbiegen.) Am südlichen Rand des Weihers geht ein Steig zur anderen Talseite, durch eine feuchte Senke, nach der wir auf einen Waldweg stoßen. Der trifft bald auf die Straße nach Bodendorf, der wir etwa 200 Meter folgen. Doch bevor wir den Ort errei­ chen, biegen wir scharf nach rechts in einen Weg, der erst hinunter und dann halblinks zu einem Wald hoch­ führt. Dort rechts auf einen Wanderweg (Blauer Ring), der uns nach etwa einem Kilometer zurück nach ­Püttlach führt. Dort lohnt es sich, am Feuerwehrhaus vorbei ein Stück den alten Kirchweg in das Buchtal zu gehen. Wo der Weg das Tal quert, liegen linker Hand die prächti­ gen und artenreichen Schmittwiesen, die der Kreis­ gruppe Bayreuth gehören und von ihr gepflegt werden. Es lockt, den idyllischen Weg noch ein Stück weiterzu­ gehen, bevor wir nach Püttlach zurückkehren. Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner Ausgangspunkt: Püttlach, Gemeinde Pottenstein Länge: circa 6 Kilometer (Fritsch-Karte Fränkische Schweiz Süd) Höhenunterschied: im Talbecken gering Wegcharakter: Teerstraße, Wald- und Feldwege, Steige Einkehr: Püttlach

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Die Autoren Winfried Berner, Mitglied des Lan­ desvorstandes, hat mit seiner Frau ­Ulrike Rohm-Ber­ ner den Wander­ führer »Gerettete Landschaften« ­verfasst. 14,90 Euro, im Buchhan­ del oder bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23- 9 99 57 20


Porträt

Mit dunkelgrün glänzenden Blättern und leuchtend korallenroten Früchten bringt die Stechpalme (Ilex aquifolium) einen Hauch von Exotik in manchen Winterwald. Der Strauch oder Baum gehört zu den wenigen immergrünen Laubgehölzarten der Heimatnatur.

Foto: privat

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Die Autorin Dr. Gertrud Scherf hat mehrere ­P flanzenbücher verfasst.

on September bis März trägt er erbsengroße Stein­ früchte (»Beeren«) – willkommenes Nahrungsan­ gebot für Vögel in früchtearmer Zeit. Die Pflanze, die bis 300 Jahre alt und im Freistand 10 Meter hoch wer­ den kann, gedeiht als Unterwuchs vor allem in Laub-, insbesondere Rotbuchenwäldern in luftfeuchten, win­ termilden Regionen des südlichen, westlichen und nordwestlichen Mitteleuropa. Die ledrigen Blätter sind stachelig gezähnt, an den oberen Zweigen oft ganzrandig und stachellos. Im Frühsommer erscheinen die kleinen, cremeweißen Blüten. Die Stechpalme ist meist zweihäusig: Ein Indi­ viduum trägt entweder nur weibliche oder nur männ­ liche Blüten. Blätter und Früchte sind durch Saponine und ande­ re Stoffe für den Menschen (und manche Tiere) stark giftig. Dennoch hat man in Notzeiten die getrockneten, gerösteten und gemahlenen Samen als Kaffee-Ersatz verwendet. Die Blätter wurden gegen Fieber und rheumatische Beschwerden eingesetzt. Aus dem für Drechslerarbeiten geeigneten Holz hat man Werkzeugstiele oder Spazierstöcke gefertigt.

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Bereits die Kelten sollen die Stechpalme kultischmagisch verwendet haben. Besonders in Gebirgsge­ genden gilt sie als Abwehrmittel gegen böse Geister, worauf der Volksname »Schradel« oder »Schradellaub« hinweist. Der Schrat, ursprünglich ein Waldgeist, wurde im Lauf der kulturgeschichtlichen Entwicklung zum koboldartigen Geist, der Schlafende bedrängt. Die Stechpalme spielt auch im Palmsonntags-Brauchtum eine Rolle: In den Palmbuschen werden neben Zwei­ gen anderer heimischer Bäume und Sträucher häufig Stechpalmenzweige gebunden. Goethe hat diese Verwendung der Stechpalme in seinem Gedicht »Symbole« gewürdigt. In den angel­ sächsischen Ländern sind die immergrünen Zweige von holly (Hollywood bedeutet Stechpalmenwald) ­unverzichtbarer Weihnachtsschmuck, mancherorts ge­ hört auch in Mitteleuropa, insbesondere im aleman­ nischen Raum, die Stechpalme traditionell zum ­Weihnachtsgrün. Auch auf Friedhöfen symbolisiert sie Hoffnung, Auferstehung und ewiges Leben. Beliebt als Weihnachtsgrün Im Garten ist die Stechpalme Zierpflanze, Sichtschutz, Bienenweide und bietet Vögeln Nahrung und Brutplät­ ze. Achtung! Die Giftpflanze kann insbesondere Kinder und Haustiere gefährden. Die Stechpalme ist die einzige heimische Vertreterin der Familie der Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae). Vor allem deshalb ist sie nach der Bundesartenschutz­ verordnung besonders geschützt. Sie ist in Deutsch­ land nicht gefährdet, erscheint aber in den Roten Listen einiger Bundesländer – in Bayern unter Kategorie 3 (gefährdet). Die früher verbreitete (und für den Wald meist schädliche) Waldweide soll die Entstehung von Stechpalmenbeständen gefördert haben, die Beliebt­ heit als Weihnachtsgrün eine Ursache für den regio­ nalen Rückgang gewesen sein. Gegenwärtig profitiert die frostempfindliche Pflanze vom Klimawandel: Sie konnte ihr Verbreitungsgebiet nach Norden erweitern. Zu den Gefährdungsursachen für die langsam wachsende und konkurrenzschwache Stechpalme gehören ausgedehnte Nadelholzauffors­ tungen oder zu inten­sive forstliche Nutzung. Der BUND Naturschutz weist auf die Bedeutung naturnaher ­Wälder wie alter Rot­buchenbestände hin und setzt sich für deren Schutz ein.

Zeichnung: Claus Caspari; aus »Der BLV Pflanzenführer für unterwegs«, BLV Buchverlag

Stechpalme


Gerettete Landschaften

Foto: Wolfgang Ewert

Dieser Uferstreifen des Sacrow-Paretzer Kanals bei Potsdam sollte einer geplanten Verbreiterung weichen. Der BUND klagte erfolgreich dagegen. So wurde der Kanal nur vertieft und nicht verbreitert. Dies rettete wertvolle Feuchtgebiete und viele Bäume – Lebensraum bedrohter Tiere wie Elbebiber und Turteltaube.


Fotos: Ralph Frank

Fünf vor Zwölf für den Luchs

Vor vier Jahren erschien an dieser Stelle auch ein Beitrag zum Luchs. Tenor: Er lebt wieder in Bayern, aber der Population geht es nicht gut. Heute ist die Lage noch ernster. Wenn wir nicht entschlossen handeln, werden die bayerischen Luchse abermals aussterben. Der BUND Naturschutz fordert deshalb, aktiv Tiere im Freistaat anzusiedeln und so den Grundstock für eine ­vitale, europaweite Population zu schaffen.

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chon vor vier Jahren zeigten sich die Experten besorgt, weil die Luchspopulation im Bayerischen Wald stagnierte. Immer wieder wur­ den illegale Tötungen bekannt und die Dunkelziffer lag vermutlich noch viel höher. Heute ist die baye­ rische Population mit knapp 30 Tie­ ren immer noch winzig und lang­ fristig nicht überlebensfähig. Die BN-Experten sind sich sicher: Wenn die illegale Bejagung wie bisher wei­ tergeht, wird der Luchs ein zweites Mal aus Bayern verschwinden. Dabei hatte man lange Zeit Hoff­ nung. Hoffnung, dass Luchse aus benachbarten Ländern zuwandern und sich die Tierart weiter in Bayern und Deutschland ausbreitet. Doch in einem erst kürzlich vom interna­

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tional anerkannten Luchsexperten Ulrich Wotschikowsky (siehe Interview) für den BN erstellten Lage­ bericht heißt es klar und deutlich: »Dem Luchs wird es auch weiterhin nicht gelingen, aus eigener Kraft neue Lebensräume in Bayern zu ­besiedeln.« Der Grund: Alle europä­ ischen Populationen, aus denen ­theoretisch Tiere zuwandern könn­ ten, stagnieren selbst oder sind zu weit entfernt. Außerdem sind mögliche ­Wanderkorridore viel zu oft durch ­Straßen und waldfreie Gebiete ­zerschnitten. Derzeit hat deshalb keines der mitteleuropäischen Vor­ kommen eine Verbindung zu einer anderen Population. Gerade das wäre aber immens wichtig, denn nur wenn der Genpool groß genug ist, gilt eine Population als langfris­ tig überlebensfähig. So spricht die EU in ihrer Fauna-Flora-HabitatRichtlinie (FFH) erst bei mindestens 1000 erwachsenen Luchsen von einem »günstigen Erhaltungszu­ stand«. BN-Artenschutzreferent Kai ­Frobel sagt: »Wenn wir den Luchs wieder dauerhaft in unseren Wäl­

dern haben wollen, müssen wir ihm aktiv helfen.« Der BN fordert des­ halb zweierlei: Geld- und Haftstra­ fen für die illegale Verfolgung von streng geschützten Arten müssen drastisch erhöht und Spezialisten zur Aufklärung eingesetzt werden. Um diese Forderung zu unterstrei­ chen, hat der BN der bayerischen Umweltministerin Ulrike Scharf im Juli 30 000 Unterschriften gegen den Wildfrevel übergeben. Zweitens will der BN gemeinsam mit möglichst vielen anderen Verbänden und Ins­ titutionen erreichen, dass Luchse in Bayern ausgesetzt werden. Sie sol­ len helfen, eine Landesgrenzen überschreitende mitteleuropäische Luchspopulation zu begründen.

Europäisch vernetzt denken und handeln Aus fachlicher Sicht spricht nichts dagegen, das macht Ulrich Wotschi­ kowsky in seinem Memorandum klar. Der bayerische Alpenraum und seine Mittelgebirge sind als Lebens­ raum für den Luchs bestens geeig­ net. Doch es gilt, politische Hürden zu überwinden. So sieht der der­ zeitige bayerische Luchsplan keine


aktive Wiederansiedelung von Luchsen vor. Hier braucht es Über­ zeugungsarbeit. Denn Fakt ist: Ohne diese Methode gäbe es heute über­ haupt keine Luchse in Mitteleuropa. Alle Pinselohren, die zurzeit hier leben, stammen aus Wiederansied­ lungsaktionen. Diese fanden ab 1970 an vielen Orten in Mitteleuropa statt. Damals fehlten oft die Unter­ stützung von Behörden, Personal und Fachwissen. So war man ­beispielsweise davon überzeugt,

dass etwa 50 Tiere für eine überle­ bensfähige Population reichen, was einem ­Lebensraumbedarf von etwa 5000 Quadratkilometern entspricht. Heute geht man von dem Zwanzig­ fachen an Tieren und Fläche aus. Lebensräume in dieser Größe kann aber kein mitteleuropäisches Land alleine zur Verfügung stellen. Der BN wirbt deshalb dafür, über Gren­ zen hinweg und europaweit zu den­ ken und zu handeln. »Es geht nicht darum, dass Staaten oder gar Bun­

desländer ›eigene‹ Populationen ­ egründen. Es geht darum, einen b ersten wichtigen Schritt zu einer überlebensfähigen europäischen Population zu gehen«, erklärt Kai Frobel die Vision des BN.

»Wir brauchen viele Verbündete«

Der Luchs braucht grenzübergreifendes Denken und Handeln. Ist eine euro­ päische Luchsstrategie in Sicht? Nein, leider hat man den Luchs ein biss­ chen vergessen. Man könnte fast sagen, er ist ein Opfer der raschen Ausbreitung der Wölfe geworden. Das Interesse hat sich zuletzt sehr stark darauf konzentriert. Und in Deutschland? Artenschutz ist ja Ländersache. Heißt das, nicht einmal bundesweit gibt es ein koordiniertes ­Vorgehen? Genauso ist es. Die Wiederbesiedelung Deutschlands durch den Luchs stagniert sozusagen auch auf bürokratischer Ebene. Zwar sind die Bundesländer ver­ pflichtet, Beobachtungsdaten einzusam­ meln und diese an das Bundesamt für ­Naturschutz zu liefern, damit die Bundes­

Foto: Scherzinger

Ulrich Wotschikowsky war im Nationalpark Bayerischer Wald für das Wildtiermanagement zuständig. Heute ist er Mitglied der Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE), einer inter­ nationalen Expertengruppe für große Beutegreifer. Er hat für den BN eine langfristige Strategie für den Luchs erstellt.

regierung an die EU berichten kann. Wenn man dabei feststellt, dass die Luch­ se nicht vorankommen, hat das aber keine Konsequenzen. Man sieht zu, wie der Luchs wieder verschwindet. Ist es denn überhaupt vorstellbar, dass eines Tages europäisch gedacht wird in puncto Luchs? Ich glaube schon. Wir sind auf einem guten Weg, auch wenn es entsetzlich lange dauert und so scheint, als ginge nichts voran. Das sieht nur so aus. Die EU, und damit ein europäisches Engage­ ment im Artenschutz, gibt es ja erst seit ­wenigen Jahrzehnten. Nicht ohne Grund waren die großen Beutegreifer vor etwa 70 Jahren in einem bedrohlichen Popu­ lationstief. Jetzt geht es – der Wolf ist hier­ für das beste ­Beispiel – wieder aufwärts. Dasselbe gilt für die Bären. Und der Luchs wird von die­ ser Entwicklung wahrschein­ lich auch profi­tieren. Was uns allerdings im Wege steht, ist das föderalis­ tische Denken und das ­Bestreben der Länder oder auch der Staaten, alles für sich alleine zu machen und nicht über die Grenzen hinweg zu denken.

Braucht es eine europäische Behörde, die eine Luchsstrategie koordiniert? Die Energie für solche Aktionen wird meistens aus NGOs und weniger aus ­Behörden kommen. Behörden haben eher die Tendenz, im Status Quo zu ver­ harren als etwas voranzubringen. Bei ihnen hoffen wir vielmehr auf offene Ohren und dass sie die bürokratischen Hürden so klein wie möglich halten. Was sind die nächsten Schritte, um eine Luchsauswilderung in Bayern zu ­ermöglichen? Erst einmal braucht es möglichst viele Verbündete mit politischem Gewicht. Dann folgen Gespräche mit den zustän­ digen Ministerien und Behörden, von denen wir mindestens »grüngelbes« Licht für die Auswilderung brauchen. Anschlie­ ßend müssen wir die fachlichen Voraus­ setzungen schaffen. Wenn zum Beispiel in Rheinland-Pfalz ein gutes Konzept ­vorangedacht wurde, ist es sinnvoll, diese Gedankenarbeit zu nutzen. Dann heißt es, die richtigen Tiere finden. Und ganz wichtig: Die Zustimmung vor Ort. Selbst wenn uns das Ministerium erlaubt, ­Luchse auszusetzen, geht das nicht, ohne mit den Menschen vor Ort zu reden. Interview und Text: Heidi Tiefenthaler

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David gegen Goliath

Fotos: Helge Bendl

40 Jahre JBN

40 Jahre alt, aber kein bisschen leise: Mit einem Sommerfest feierte die Jugendorganisation des BUND Naturschutz (JBN) ihr Jubiläum. Aktive von früher und heute erzählten von erfolgreichen Aktionen und Kampagnen. www.jbn

Wenn die »Freunde der Erde« fei-

ern, spielt Mutter Natur natürlich mit. Heute schickt sie Sonnenstrahlen ins Labertal – dorthin, wo Bayern sehr ländlich ist und auf die Städter wirkt wie eine Oase. Und sie lässt als Gruß einen Weißstorch über die Uferwiesen der Schwarzen Laber staksen. Schließlich wird auf der anderen Uferseite ein runder Geburtstag begangen. Freunde aus nah und fern sind gekommen. Riesige Seifenblasen, schillernd in allen Regenbogenfarben, schweben zur Begrüßung durch den Garten der Gallhofener Mühle. Unter knorrigen Obstbäumen freuen sich alte Bekannte über ein Wiedersehen nach langer Zeit. Auch neue Freundschaften werden hier im Laufe des Abends geknüpft. Doch erst mal geht es da­rum, längst vergessene Kinderspiele neu zu entdecken. Die einen zeigen ihre Fingerfertigkeit bei Fadenspielen, andere ihre Muskelkraft beim Seilspringen. T-Shirts werden mit Textilfarben bedruckt, Blumen und Gräser zu Haarkränzen geflochten.

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Ein Kind der 70er  Das Küchenteam werkelt schon seit Stunden, nun brutzeln Gemüsespieße auf dem Grill. Nebenan in der Scheune stimmen sich die Bands auf eine lange Nacht ein. Ein Gästebuch, das so bunt werden soll wie die Jugendorganisation selbst, füllt sich mit Erinnerungen und Wünschen für die Zukunft. Es gibt was zu feiern: Mit einem Sommerfest begeht die JBN ihren 40. Geburtstag. Der Bundesverband, die BUND­ jugend, folgte dann etwas später, nämlich 1984. Schon Mitte der 70er Jahre entstanden in Bayern erste Kinder- und Jugendgruppen. Offi­ ziell ging die Jugendorganisation in Bayern dann 1976 an den Start, um etwa 25 Jugendgruppen unter einem Dach zu vereinen. Kreativ und oft unkonventionell  »1976 war für uns ein wichtiges Jahr«, erinnert sich Hubert Weiger, der neben dem Bundesverband auch dem BUND in Bayern vorsteht. Umweltskandale wie der Chemieunfall in Seveso schreckten die

Leute auf. Die Bundesregierung setzte unverdrossen auf den Ausbau der Atomkraft. Projekte wie der Rhein-Main-Donau-Kanal brachten Umweltschützer auf die Barrikaden. Die JBN unterstützte die Initiativen der Mutterorganisation, setzte aber von Beginn an auch eigene Akzente. »David gegen Goliath, Phantasie gegen Geld: Mit kreativen und oft unkonventionellen Aktionen ist die JBN seit 40 Jahren präsent«, so Hubert Weiger in seiner Festrede. Und ja, die rebellische Jugend habe bisweilen auch dem BN zugesetzt: »Ihr habt den Verband oft angetrieben – und schützt ihn weiter davor, schwerfällig zu werden.« Aktive von früher tauschen sich in einer Gesprächsrunde über gemeinsame Aktionen aus, und wie diese Zeit sie bis heute prägt. »Wir haben uns für die frei fließende Donau engagiert und ein Schiff gekauft. Die ›Takatuka‹ war als umweltpädagogisches Projekt getarnt. Doch eigentlich ging es uns darum, Widerstand zu leisten gegen Staustufen und Flussbegradigungen«,


Grüne Bienen  Schon mit elf ging Felix Heller zur JBN. Heute ist er ihr mit 30 offiziell entwachsen. Doch bei Demos läuft er weiter unter dem grünen Banner mit: »Die Probleme werden nicht kleiner. Es lohnt immer, sich zu engagieren. Manches führt dann doch zum Ziel – siehe der Atomausstieg seit Fukushima.«

Worauf warten?

Auch junge Stimmen melden sich an diesem Abend. Einen Goldenen Eisbären erhält »be(e) green« aus Landau an der Isar – als aktivste Gruppe des Jahres. »Wir sind wie ein Bienenvolk. Eine Biene allein schafft nur wenig – doch viele ­Bienen schaffen Großes«, meint Julia Fritzsche. »Wir sind grün und wollen andere anregen, auch grüner zu leben.« Bis zu 20 Landauer Jugendliche kappten Weiden und säten eine Blumenwiese aus. Sie sammelten Unterschriften gegen das Handelsabkommen TTIP, organisierten einen Upcycling-Work­shop und nähten Jutebeutel mit Geflüchteten. Nun sind die Gründungsmitglieder mit der Schule fertig und übergeben an die nächste Gene­ra­tion. Dass es weitergeht, ist ­Ehrensache – die nächsten Aktionen sind schon geplant. Helge Bendl (Text und Fotos)

Warum geht unser Lebensstil zulasten der Umwelt? Wieso müssen Menschen in anderen Teilen der Welt die Folgen unseres Konsums ausbaden? Was hat unser Wirtschaftssystem mit Ressourcenknappheit und globalen Strukturen der Ungleichheit zu tun? In unserem neuen Pixi-Heft gehen wir diesen Fragen auf den Grund. Und wir zeigen, welche gelebten Alternativen es gibt. Mit unseren Beispielen kannst du jetzt schon anfangen, deinen Konsum so zu verändern, dass sich die ­negativen Auswirkungen minimieren. Die kleine Broschüre gibt es für eine Versandkostenpauschale unter ▶ bundjugend.de/shop

Transformations-Akademie

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Vom 10. bis 12. Februar 2017 lädt die BUNDjugend gemeinsam mit der Naturfreundejugend erneut zur Transformations-Akademie nach Hannover ein. Die Akademie rund um den sozialökologischen Wandel hat diesmal den Schwerpunkt Globale Gerechtigkeit – und ist das Treffen für junge Menschen, die Lust haben, ihr Wissen zu erweitern: spannende Referenten, vielseitige Workshops, D ­ iskussionen & Austausch, Inspiration & Information: ein Wochenende für bis zu hundert junge Aktive und Neueinsteiger! Infos und Anmeldung unter ▶ www.bundjugend.de/akademie

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DIE INFOSP ALTE DER BUNDJUGEND

erzählt Franziska Schmuck. Die ­Takatuka bringt Kinder und Jugendliche immer noch an die schönsten Stellen der Donau. Sicher ist sicher – wer weiß, ob die alten Ausbau­ pläne nicht doch wieder aus der Schublade geholt werden. Damals wie heute beliebt sind die Feriencamps. Deren Organisa­ tion hat Fortschritte gemacht. »Unsere Zeltlager waren oft verregnet – einmal mussten wir unsere Wäsche zum Trocknen sogar über Telefon­ leitungen hängen«, weiß Christoph van Kempen. Er schaut gerne zurück: »Was ich über den Umgang mit Menschen gelernt habe, habe ich in der JBN gelernt.« Robert Grassinger, ebenfalls schon früh dabei, ergänzt: »Dass es wichtig ist, für etwas zu kämpfen, und auch gegen Widerstände für seine Überzeugungen einzustehen: Solche Werte prägen einen das ganze Leben.«


Drei Generationen JBN Toni Hofreiter (Mitte) war bei der JBN aktiv und ist heute Bundestags­ abgeordneter der Grünen, Martin Geilhufe vertrat die JBN im Landesvor­ stand und arbeitet heute hauptamtlich für den BN. Ruth Heeren ist derzeit die Vertreterin der JBN im Landesvorstand.

Zum Jubiläum 40 Jahre JBN

»Man kann erstaunlich viel erreichen« Dr. Anton Hofreiter – oder in Bayern eher Toni Hofreiter – ist seit 2005 Bundestagsabgeordneter der Grünen und seit 2013 Vorsitzender der Bundestagsfraktion. Früher war er in der JBN sehr engagiert. Zum Jubiläum haben wir nachgefragt, wie ihn diese Zeit geprägt hat. Natur+Umwelt: Herr Hofreiter, Sie haben sich früher in der JBN ­engagiert. Was genau haben Sie ­gemacht? Toni Hofreiter: Als Biologiestudent habe ich viele Exkursionen, Wan­ derungen und Zeltlager für Kinder und Jugendliche betreut. Ein Schwerpunkt waren auch Schlauch­ boottouren auf der Donau für 13bis 14-Jährige. Das war damals der Kampf um den letzten frei fließen­ den Abschnitt der Donau. Ganz klassische Umweltbildung also. Natur+Umwelt: Was waren überhaupt Ihre Beweggründe, sich für den Natur- und Umweltschutz stark zu machen? Toni Hofreiter: Schon 1985 bin ich noch als Schüler Mitglied der ­Grünen geworden. Gründe dafür waren die Auseinandersetzungen Das Interview führum das Waldsterben, aber auch te Luise Frank. Die Fragen kamen groß- die Atomkraft. 1986 war der SuperGAU in Tschernobyl. Sehr prägend teils von der JBN.

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war der Protest gegen die WAA in Wackersdorf. Natur+Umwelt: Im Rückblick betrachtet: Wie hat Sie Ihre Zeit als ehrenamtlich Aktiver geprägt? Toni Hofreiter: Vor allem hat mich die Erfahrung geprägt, dass man er­ staunlich viel erreichen kann, wenn man sich zusammentut. Das Wald­ sterben hat heute kaum noch je­ mand auf dem Schirm, auch die Schaumberge auf den Flüssen gehö­ ren der Vergangenheit an. Und ich habe festgestellt, dass dieses Enga­ gement auch sehr viel Spaß macht – sogar dann, wenn’s auf einer Schlauchboottour schüttet. Natur+Umwelt: Sehen Sie Unterschiede im politischen oder gesellschaftlichen Engagement junger Menschen heute im Vergleich zu früher? Toni Hofreiter: Der Hauptunter­ schied ist, dass es heute möglich ist,

über die digitalen Medien viel schneller an Informationen zu kom­ men. Beim ehrenamtlichen Enga­ gement hat sich aber gar nicht so viel geändert: Erst denkt man sich vielleicht: Wollen die mich? Brau­ chen die mich? Aber dann, wenn die ersten Schritte getan sind, ist man schneller irgendwo drin, als man meint! Ich habe allgemein nicht den Eindruck, dass junge Leute unpolitischer sind als früher, wenn ich mir die Proteste gegen CETA anschaue, das Engagement in der Flüchtlingshilfe oder die »Wir haben es satt«-Demos. Natur+Umwelt: Was wird für die jetzige junge Generation die größte umweltpolitische Herausforderung werden? Toni Hofreiter: Ein zentrales Thema wird sein: Wie können wir alle ­Menschen ernähren, ohne unsere Lebensgrundlagen zu zerstören? Und es wird eine gewaltige Heraus­ forderung werden, die Klimakrise in den Griff zu bekommen. Was nicht so im öffentlichen Bewusstsein ist, aber uns auch massiv bedroht, ist das Artensterben. Das droht in die sechste große Artensterbekatastro­ phe zu münden. Dadurch können ganze Ökosysteme instabil werden. Natur+Umwelt: Was wünschen Sie den jungen Leuten von der JBN und allen jungen Menschen für die Zukunft? Toni Hofreiter: Dass es uns gelingt, diese großen Herausforderungen zu bewältigen! Die jungen Leute geht das am meisten an. Aber ich bin eher optimistisch, denn wir haben heute gute technologische Möglich­ keiten und viel Wissen. Und wir konnten schon tolle Erfolge feiern: beim Waldsterben, bei der Reinheit der Gewässer, beim gesellschaftli­ chen Konsens zum Atomausstieg. Jetzt geht es darum, die richtigen Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Natur+Umwelt: Danke für dieses Gespräch!

www.jbn


Foto: Sammlung Gesellschaft für ökologische Forschung, Oswald Baumeister

Riedberger Horn

Wanderer wollen keine Skischaukel Es wäre der Anfang vom Ende des Alpenplans: Am Riedberger Horn sollen zwei Skigebiete verbunden werden – in Schutzzone C, die für Baumaßnahmen tabu ist. Damit würde Bayern gegen internationales Umweltrecht verstoßen. Der BUND Naturschutz wird mit allen rechtlichen Mitteln versuchen, dies zu verhindern.

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m September ließ die Bayerische Staatsregierung­ die Bevölkerung von Obermaiselstein und Balder­ schwang über den Skigebietszusammenschluss am Riedberger Horn abstimmen. Viele der Stimmberech­ tigten würden von dem Projekt direkt wirtschaftlich profitieren. Kein Wunder also, dass sich die Mehrheit für das Projekt ausgesprochen hat. Insgeasmt gab es bei der Wahl eine Zustimmung von 72 Prozent zum Projekt. Nicht überwältigend vor dem Hintergrund, dass immer geäußert wurde, die Gemein­ debürger würden geschlossen das Projekt befürworten. »Das Ergebnis zeigt, dass weniger Bürger hinter dem Liftprojekt stehen, als behauptet wurde«, kommentiert der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger. »Aus diesem Ergebnis kann die Staatsregierung keine Rechtferti­ gung ableiten, den Alpenplan zu ändern. Auch deshalb, weil der Alpenplan deutlich mehr Menschen betrifft als die wenigen abstimmungsberechtigten Bürger.«

Alternative: naturverträglicher Tourismus Ziel des Alpenplans, der einen Skigebietszusammen­ schluss derzeit verhindert, ist es, attraktive Wandergip­ fel vor lokalwirtschaftlichen Erschließungsinteressen zu bewahren. Insofern sind die Abstimmungen in Bal­ derschwang und Obermaiselstein ohnehin absurd. Der BN hat deshalb gemeinsam mit anderen Alpin- und Umweltverbänden eine Befragung der Wanderer rund um das Riedberger Horn durchgeführt. Hier zeigt sich ein ganz anderes Bild: Knapp 80 Prozent der Wanderer am Riedberger Horn sprechen sich gegen einen Skige­ bietszusammenschluss aus. Selbst bei den Wanderern, die im Winter Ski fahren, findet sich eine Mehrheit von 75 Prozent gegen den Zusammenschluss. Die Gäste kommen vor allem wegen des Natur- und Landschafts­ erlebnisses und wegen der Ruhe in die Allgäuer Berge.

Einen Rüffel für die Pläne gab es auch aus Berlin: Um­ weltministerin Barbara Hendricks warnte die bayeri­ sche Regierung davor, am Riedberger Horn interna­ tionale Verträge zu brechen. Sogar der CSU-Umwelt­ arbeitskreis sprach sich gegen eine Änderung des Alpen­plans aus. Sollte die Staatsregierung versuchen, den Alpenplan zu ändern, wird der BUND Naturschutz gemeinsam mit anderen Naturschutzverbänden klagen. Wegen der la­ bilen Hänge, der geplanten Bergwaldrodung und den Eingriffen in die Natur wird der Skigebietszusammen­ schluss als nicht genehmigungsfähig angesehen. »Die beiden Gemeinden sind gut beraten, das Angebot der Umweltverbände anzunehmen, gemeinsam einen na­ turverträglichen Tourismus zu entwickeln«, so BN-Vor­ sitzender Hubert Weiger. Beate Rutkowski, Mitglied im BN-Landesvorstand und Vorsitzende der Kreisgruppe Traunstein, befürchtet einen Präzendenzfall: »Dann würden auch andere Skilift-Projekte wieder aus der Schublade geholt werden, zum Beispiel die Skischaukel Winklmoos­alm-Heutal. Das muss verhindert werden.« Thomas Frey

Droht der Ausverkauf? Wenn die Skige­ bietsverbindung am Riedberger Horn tatsächlich kommt, ist zu be­ fürchten, dass viele weitere Bauprojek­ te in den letzten Schutzzonen der Alpen beantragt werden.

Wie sehen die befragten Wanderer die geplante Skigebietsverbindung? Fände ich gut 7% (26) 14% (51)

79% (294)

Ist mir egal/Neutral

Der Autor Thomas Frey ist der Regionalreferent für Schwaben des BUND Naturschutz.

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Ehrenamt im BUND Naturschutz

Schaulaufen mit Ziege

Foto: Susanne Kimmerl

Goißnfest Einmal im Jahr sind die BN-Ziegen noch schöner als sonst.

Jedes Jahr im Herbst feiert der BUND Naturschutz in dem kleinen Ort Stein im Landkreis Schwandorf das »Goißnfest«, komplett ehrenamtlich organisiert und bei der Bevölkerung sehr beliebt. Die BN-Ziegen werden mit Musik und Blumenschmuck von den Sommerweiden geholt. Unsere Autorin Heidi Tiefenthaler war dieses Jahr mit dabei. Sie durfte eine der schönen Thüringer Wald­ziegen ins Tal begleiten und wieder einmal außer­ gewöhnliche M ­ enschen im Umfeld des BN kennenlernen.

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ea ist eine brave Ziege. Während die anderen an den Stricken zerren und ab und zu einer vorbei­ trappelnden Kollegin eins mit den Hörnern mitgeben, steht sie ruhig auf allen Vieren und schaut. Wenn ich mich hinknie, legt sie das pelzige Schnäuzchen an mei­ nen Hals und bläst mir warmen Ziegenduft in den ­Nacken. – Das ist die Stall-Mea. Doch jetzt, jenseits des Gatters, regiert die Straßen-Mea. Und die hat es plötz­ lich unglaublich eilig. Sie zieht und zerrt vorwärts und das Letzte was ich höre ist Luk Rauchs Rat: »Seil kurz nehmen – und im Notfall loslassen!« Ein Waisenkind namens Mecki Luk ist ein stiller Mann, einer, den die Ziegen mögen, weil er sich langsam bewegt und mit leiser Stimme spricht. Seine Kindheit auf dem Bauernhof hat ihm si­

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cher geholfen, als er vor acht Jahren die Pflege der BNZiegen übernahm. Aber er hat sich auch reingelesen, wie er sagt, und viel im Internet recherchiert. Denn das Leben mit Tieren verläuft eben selten nach Plan. So hatten die Rauchs gleich zu Anfang ein verwaistes Zie­ genbaby zu versorgen. Ziemlich ratlos nahmen sie das winzige Tier mit in die Wohnung, wo es in einem »Schafferl mit Decke gut Platz hatte«, wie Petra Rauch erzählt. Sie unterstützt ihren Mann wo sie kann bei den Ziegen. »Dann ist uns aufgefallen, dass das Zicklein immer nur auf die Decke pinkelt und da kam uns die Idee mit dem Katzenklo.« Und siehe da, »Mecki« war quasi von Geburt an stubenrein und konnte so fürs Erste im Wohnzimmer bleiben. »Erst nach ein paar Wo­ chen musste sie ausziehen, weil sie überall hochge­ sprungen ist, auf die Couch, auf den Tisch…«, erzählt Petra Rauch. »Also – wenn ich nicht da war«, schickt sie hinterher und sieht Luk an, der still Richtung Boden ­lächelt. Heute, fast acht Jahre später, rennt Mecki ihrem Ziehvater hinterher wie ein Hund. Mit ihr war er schon im Kindergarten und im Altersheim, denn die Ziegen sind mittlerweile bekannt in der Region und nehmen neben den ökologischen, auch soziale Aufgaben wahr. Die Geiß sei mittlerweile regelrecht süchtig nach Publi­ city, erzählt Luk. »Wenn Prominenz da ist und sich fürs


Foto: Bernd Kropf

Foto: Kurt F. Stangl

Ziegenzug mit »Ziach« Mit Musik geht’s in Richtung Lauf­ steg, ganz rechts Projektinitiator ­Arnold Kimmerl, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe ­P freimd; in der Mitte die stell­ vertretende BNVorsitzende Doris Tropper.

Foto aufstellt, kommt Mecki und legt sich davor. Und als das Fernsehen da war, wollte sie sich sogar das Mik­ rofon schnappen.« Mit diesen seltenen öffentlichen und ganz vielen ­alltäglichen Einsätzen sammeln Luk und Petra etwa 800 ehrenamtliche Arbeitsstunden pro Jahr an, das ist fast ein Halbtagsjob. Füttern, Misten, Zäunen, Klauen schneiden – Ziegenhaltung ist eben kein Selbstläufer. Doch wenn man Luk und Petra mit den Tieren sieht, weiß man, dass der Gewinn beidseitig ist. Vom BN gerettet Unsere kleine Prozession ist mittlerweile am ersten Haltepunkt angekommen. An der Straße warten Petra und Margit Hohl. Margit hilft öfter im Stall aus und gilt als begabte Ziegen-Hypnotiseurin, sehr hilfreich beim Klauenschneiden! Die beiden Frauen legen den Tieren schöne Blumenkränze um, die wir quasi im Laufen ­entgegennehmen, denn meine Ziege bricht mal rechts, mal links Richtung Zuschauer aus. Ich nuschle »T’schul­ digung« und »Sorry« und hänge mein ganzes Gewicht

Auf der Seite »BN aktiv« berichten wir über unsere Aktiven und ihre vielseitigen Naturschutzaktionen in ganz Bayern.

ins Seil. Langsam wird mir die Sache peinlich. Und dabei sind wir noch nicht einmal am Steilhang ange­ kommen, wo das richtige Schaulaufen erst beginnt. In den 90er-Jahren erkannten die aktiven BNler Gottfried Blank und Arnold Kimmerl, letzterer ist heute Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Pfreimd, das ökologi­ sche Potenzial dieser Steilhänge. Schnell war klar: Es müssen wieder Ziegen her. Nach jahrhundertelanger Beweidung hatte die lokale Bevölkerung deren Haltung in den 1960er-Jahren aufgegeben. Büsche und Bäume kehrten zurück und mit der Verbuschung verschwan­ den wärmeliebende Blumen, Schmetterlinge, Heu­

schrecken, Ameisen und Bienen. Arnold Kimmerl trommelte also Freiwillige zusammen, um die Hänge zu roden. Eine schwere und langwierige Arbeit, wie mir Dietmar Willomitzer erzählt, ein inzwischen berenteter Förster, der damals auch geholfen hat. Und dann holte Kimmerl die Thüringer Waldziege nach Stein. Eine große, schöne Geiß, robust und mit schlauen Augen. Ein optimaler Landschaftspfleger für dieses Gelände. Die Tiere fühlten sich auf den Steiner Hängen wohl, fra­ ßen fleißig und die typischen Bewohner der Silikat-­ Magerrasen kehrten tatsächlich zurück. Wenn Gott­ fried Blank heute, 25 Jahre später, mit anderen BN-Akti­ ven die beweideten Flächen kartiert, wimmelt es dort nur so vor Rote-Liste-Arten. Stille im Stall Wir sind jetzt am höchsten Punkt angekommen. Einer nach dem anderen taucht in den schmalen Weg ein, der sich steil und rutschig bergab zieht. Showtime! Unten warten die Besucher des BN-Goißnfestes mit der Kamera im Anschlag auf die festlich geschmückten Zie­ gen. Oder auf die Ziegenführer, die jedes Jahr so lustig hinterherstolpern, wer weiß das schon. Meine Schuh­ wahl erweist sich als Katastrophe und bald schon habe ich ein erstes Mal Bodenkontakt. Mea auszulassen ist keine Option, weil sich der Strick mittlerweile schmerz­ haft um meine Hand festgezogen hat. Doch was soll ich sagen – irgendwie erreichen wir den Hangfuß: zu zweit, stolz und unverletzt. Noch einmal müssen wir die Men­ schenmenge queren, dann haben die Ziegen den auf­ regendsten Teil des Tages überstanden. Zirka zwei Stunden lassen sie sich noch geduldig von den Kindern füttern und streicheln, dann atmen Luk, Petra und Margit hörbar aus. Sie nehmen die Festkränze ab, die Mecki, Mea und Co mit großem Appetit verspeisen. Bald wird wieder Ruhe einkehren im Ziegenstall und dann kommt der Moment, den Petra so mag. Wenn sie still im Stall sitzt und ihren Gedanken freien Lauf lässt, die Ziegen friedlich um sie herum verteilt. Dann wird sie ganz ruhig. Und die Ziegen? Die Ziegen lächeln, wie immer.

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Der Ziegenflüsterer Luk Rauch mit der kleinen Mecki.


Foto: Wolfgang Willner

Bayerischer Heimattag informierte über Welterbeinitiative

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itte September trafen sich der Verband bayerischer Geschichtsvereine, der Bayerische Landesverein für Heimatpfle­ ge und der BUND Naturschutz in Metten zum Bayerischen Heimattag. Der Tagungsort war nicht zufällig gewählt: Die niederbayerische Donauregion ist eines der am frühesten be­ siedelten Gebiete Europas mit einzigartigen Kulturdenkmälern. Zudem ist die Region eine wahre Schatz­ kiste ökologischer Vielfalt: An der frei fließen­ den Donau zwischen Straubing und Vilshofen hat sich eine einzigartige Tier‐ und Pflanzen­

Unwetter 2016 – Zeichen des Klimawandels

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Foto: Georg Kestel

m Frühsommer 2016 trafen Bayern heftige Gewitter und Niederschläge mit subtropischer Stärke und katastrophalen Auswirkungen. Waren das Folgen des Klimawandels und stehen uns solche Unwetter künftig häufiger bevor? Der Anstieg der globalen Temperatur bedingt durch die steigende Konzentra­ tion von Kohlendioxid ist wissenschaftlich anerkannt. Zwar geben die Klima­ simulationen noch keine lokale Voraussage von Gewittern her. Wenn jedoch die Wassertemperaturen im Mittelmeer und im Atlantik vor Europa steigen, müssen wir damit rechnen, dass uns auch in Bayern Wolken mit immer mehr Wasser erreichen. Der Freistaat ist stark besiedelt und dicht bebaut mit Stra­ ßen und Brücken über Gräben und Bäche. Solche Bauwerke wurden bislang maximal für ein Hochwasser ausgelegt, wie es früheren Erfah­ rungen zufolge nur alle 200 Jahre vorkommt. Der menschenge­ machte Klimawandel könnte diese Erfahrungswerte hinfällig machen. Deshalb brauchen wir eine an die heutigen Verhältnisse angepasste Bauplanung – und die dezentrale Energiewende.

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welt erhalten, wie sie sonst in ganz Europa kaum noch zu finden ist. Für viele Vogel‐, Fisch‐ und Muschelarten ist das Gebiet letzter Rückzugsraum. Aufgrund dessen und wegen der vielen kulturell bedeutenden Orte, Klöster und Kirchen machten sich die drei Verbände für die Auszeichnung der Region als UNESCOWelterbe stark. Mit Erfolg: Der Vorschlag ­erfährt mehr und mehr Zuspruch. Elf Donau­ anlieger‐Kommunen der Landkreise Strau­ bing‐Bogen, Deggendorf und Passau unter­ stützen bereits die Welterbeinitiative des Bay­ erischen Heimattages.

Regierungserklärung ist Angriff auf Klimaschutz

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n seiner Regierungserklärung vom 28. Septem­ ber propagierte Ministerpräsident Horst Seeho­ fer das Autoland Bayern und bekannte sich zum Bau einer dritten Startbahn am Flughafen Mün­ chen. Er brachte dabei einen erneuten Bürger­ entscheid in der Landeshauptstadt München ins Spiel, obwohl die Kapazitäten der beiden beste­ henden Start- und Landebahnen noch lange nicht ausgeschöpft sind und es keine Trendwende gibt. Den Ausbau des größten Klimakillers in Bayern anzukündigen, wenige Tage, nachdem der deut­ sche Bundestag beschlossen hatte, dem Klima­ schutzabkommen von Paris beizutreten, ist ein herber Rückschlag für den internationalen Klima­ schutz. So wird der Ministerpräsident den tatsäch­ lichen Herausforderungen der kommenden Jahre nicht gerecht. Der BUND Naturschutz ist aller­ dings zuversichtlich, auch eine erneute Abstim­ mung über die dritte Startbahn zu gewinnen, denn schon 2012 hatten sich die Münchner bei einem Bürgerentscheid klar dagegen ausgespro­ chen.


85 000 Unterschriften für Volksbegehren gegen CETA er Widerstand gegen die Freihandelsabkommen TTIP, CETA und TiSA schreibt europäische Protest­ geschichte: Mitte September gingen 320 000 Menschen auf die Straße, um gegen die Abkommen zu demon­ strieren. Im Juli unterschrieben an nur einem Tag 50 000 Menschen für ein bayerisches Volksbegehren gegen CETA – ein einmaliger Erfolg. Letztlich kamen sogar 85 000 Unterschriften für das Volksbegehren zu­ sammen – 60 000 mehr, als nötig gewesen wären. Allen Unterzeichnern und Organisatoren sei herzlich ge­ dankt! Damit hat das Volksbegehren die erste Hürde genommen. Im Oktober beantragten der BN und seine Partner deshalb beim bayerischen Innenministerium die Zulassung des Volksbegehrens. Die Entscheidung des Innenministeriums wurde bei Redaktionsschluss für Ende November erwartet. Sollte es anschließend zum Volksentscheid kommen, müssten sich innerhalb eines noch festzulegenden 14-tägigen Zeitraums zehn Prozent der Wahlberechtigten in Bayern eintragen. Rückenwind für den Protest gegen CETA gab es auch durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom

Foto: Hase Fotografie

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13. Oktober: Zwar darf Deutschland demnach der vor­ läufigen Anwendung von CETA zustimmen. Doch die Richter machten der Bundesregierung klare Auflagen. So darf es keine vorläufige Anwendung für CETA-Teile geben, die in der Zuständigkeit Deutschlands liegen. Dazu gehören unter anderem die heftig kritisierten Sonderklagerechte für internationale Konzerne. Und es muss sichergestellt sein, dass Deutschland eine vorläu­ fige Anwendung einseitig zurücknehmen kann.

Donau: Einsatz für den ökologisch optimierten Ausbau

Foto: Gosch/Fotolia.com

D Neue Planung für Stromautobahnen ist nur Politshow

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ie neuen Planungen für die Stromtrassen »Südost« von Nordostbayern bis Landshut und »Südlink« in Unterfranken bis Schweinfurt liegen seit Oktober vor. Sie bieten leider nur ein Verschieben bekannter Trassen. Ihre wirklichen Hausaufgaben haben weder das bayerische noch das deut­ sche Wirtschaftsministerium gemacht. Die vom BN geforderte Alterna­ tivenprüfung für das Energiekonzept Deutschland fehlt weiterhin. Doch eine erfolgreiche Energiewende lässt sich nur mit dezentralen Strukturen umsetzen – nicht mit Strom­autobahnen, die die zentralen Strukturen stüt­ zen. Die Energiewende ­benötigt Anreize für Bürgerenergiegesellschaften und die Kommunen mit ihren Stadtwerken. Stattdessen blockiert die Staatsregierung mit ihrer 10-H-Abstandsregelung für Windräder und die Bundesregierung mit Deckelungen und Ausschreibungen im ErneuerbareEnergien-Gesetz 2017 die Energiewende. Die Präsentationen der TrassenPlanungen im Bürgerdialog sind deshalb nur Politshow.

ie Bemühungen zur ökologische Optimierung des geplanten Donauausbaus konzentrieren sich aktuell auf die Strecke von Deggendorf bis Vilshofen, die demnächst in das Genehmigungs­ verfahren gehen soll. Ein naturnaher Fluss ist da­ durch gekennzeichnet, dass er ständig Sohle und Ufer umgestaltet sowie Flach- und Tiefstellen, Uferbänke, Totholz und vielgestaltige Strukturen aufweist. Diese Dynamik soll der Fluss auch als Wasserstraße soweit wie möglich behalten. Der BUND Naturschutz plädiert daher dafür, Regulierungsbauwerke möglichst nicht »starr« aus Wasserbausteinen zu errichten, sondern zum Bei­ spiel künstliche Inseln aus Flusskies aufzuschütten und vorhandene Uferversteinungen zurückzubau­ en. Wenn dadurch im Fluss mehr Kies und Sand in Bewegung kommt, gleicht das auch das Defizit an Geschiebe aus, das die Staustufen oberhalb verur­ sachen. Für die ökologischen Vorteile sollten auch etwas größere Mengen bei den Pflegebaggerungen für die Fahrrinne in Kauf genommen werden. Im­ merhin zeichnet sich für die Isar eine mögliche Er­ höhung der Kieszuführung ab. Damit kann man auf das umstrittene lange Leitwerk direkt an der Isarmündung verzichten.

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Foto: Thomas Stephan

Schützenswert Der BN wird sich dafür einsetzen, dass die wertvollen Buchenwälder im Steigerwald nicht aus der National­ parkdebatte ausgeklammert werden.

Nationalpark-Debatte:

Steigerwald nicht einfach ausschließen! Erst wird ein Waldnaturschutzgebiet für null und nichtig erklärt, dann soll plötzlich ein dritter Nationalpark her, nur bitteschön nicht im Steigerwald. Das sind die Botschaften, die die Bayerische Staatsregierung derzeit aussendet. Waldnaturschutz sieht anders aus.

Foto:Toni Mader

D Der Autor Ralf Straußberger ist der Waldrefe­ rent des BUND ­Naturschutz.

er BUND Naturschutz hatte mit einer Klage für den Erhalt des geschützten Landschaftsbestand­ teils »Hoher Buchener Wald bei Ebrach« im Steigerwald gekämpft. Doch der Bayerische Verwaltungs­ gerichtshof (VGH) hielt die Aufhe­ bung des Waldschutzgebietes für rechtmäßig. Der BN bedauert das sehr. Denn damit hat die Staatsre­ gierung leider ihr Ziel erreicht, dass auch im ehemaligen Schutzgebiet der Holznutzung ein klarer Vorrang vor dem Schutz des Waldes einge­ räumt wird. Der BN hatte zusam­ men mit dem LBV gegen den Frei­ staat Bayern geklagt. Dieser hatte in einem sehr umstrittenen Verfahren 2015 das Schutzgebiet aufheben las­ sen, damit die Staatsforsten dort im Zentrum der diskutierten National­ parkkulisse weiterhin Holz einschla­ gen können. Der Freistaat weigert sich, selbst auf kleiner Fläche im Hohen Buchenen Wald, die nur 0,1 Prozent der Staatswaldfläche aus­

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macht, eine flächige Naturwaldent­ wicklung zuzulassen. Der BN hatte hier auf einer Teilfläche des Schutz­ gebiets über 6000 Starkbäume kar­ tiert. Den meisten davon droht nun langfristig die Fällung.

Schutzgebiet: BN legt Revision ein Ein Erfolg ist aber, dass der VGH die Revision zugelassen hat, damit die strittigen Rechtsfragen am Bundes­ verwaltungsgericht geklärt werden können. Der BN will diese Chance ergreifen und Revision einlegen. Der Ausgang des Verfahrens ist somit weiter offen. Gleichzeitig for­ dert der BN von den Bayerischen Staatsforsten und vom Forstministe­ rium, auf Abholzungen im Schutz­ gebiet weiterhin zu verzichten, bis das Revisionsverfahren abgeschlos­ sen ist. Dieses Urteil ist für den BN auch ein Ansporn, sich weiter und noch intensiver für einen National­ park Steigerwald einzusetzen. Ein

Erfolg zumindest in Richtung mehr Dialog und Transparenz sind die ersten Ergebnisse des regionalen Dialogprozesses im Steigerwald. Danach soll ergebnissoffen auch die Option »Nationalpark« auf der Basis von Fakten und vertiefender Unter­ suchungen diskutiert werden. Der BN wird die Umsetzung der Ergeb­ nisse einfordern. Der BUND Naturschutz begrüßt grundsätzlich die überraschende Meldung aus der Staatsregierung, im Staatswald einen weiteren Natio­ nalpark einzurichten. Damit gibt Bayern auch die strikte Blockade­ haltung gegenüber den Naturwald­ zielen aus der Nationalen Biodiver­ sitätsstrategie auf, was der BN auch als großen Erfolg seines langjähri­ gen Engagements für mehr Natur­ wälder, speziell im Steigerwald, wer­ tet. Denn mit dieser Kehrtwende wird auch der hohe naturschutz­ fachliche Wert von Naturwäldern in Bayern anerkannt. Es kann aber nicht sein, wie von der Staatsregie­ rung angekündigt, den Steigerwald dabei von vornherein auszugren­ zen. Der BN fordert deshalb einen sachorientierten, transparenten Na­ tionalpark-Suchprozess und hält an seiner Forderung fest, dass der Stei­ gerwald vorrangig als Nationalpark geschützt werden muss. Bayern hat neben dem Steigerwald das land­ schaftliche Potenzial für mindestens zwei weitere Nationalparke im ­Spessart und im Ammergebirge. Die Potenziale für weitere großflächige Schutzgebiete in der Rhön, den Donau- und Isarauen und den Truppenübungsplätzen Hohenfels und Grafenwöhr sind anhand ­naturschutzfachlicher Kriterien zu prüfen. Aus Sicht des BN sollen diese Großschutzgebiete durch viele mittlere und kleine Naturwaldge­ biete vernetzt werden und in eine naturnahe Waldwirtschaft auf den übrigen Waldflächen eingebettet sein. Ralf Straußberger


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Im Wildpark Klaushof bei Bad Kissingen können künftig Biber aus nächster Nähe beobachtet werden. Am 18. September weihte Dr. Christian Barth, Amtschef des bayerischen Umweltministeriums, das größte Biberfreigehege Deutschlands ein. Es ist Teil des vom BUND Naturschutz realisierten Informationsprojektes »Die Welt des Bibers beobachten und erleben«.

Trägergemeinschaft aus dem Verein »Freunde des Wildparks Klaushof«, Landkreis Bad Kissingen und BN, die engagierte Mitwirkung zahlrei­ cher Fachbehörden und die Förde­ rung des Bayerischen Naturschutz­ fonds hat nach zweijähriger Projekt­ zeit die Realisierung ermöglicht.

zwischen Schweinfurt und Kitzin­ gen. Sie wäre ein kleiner, dafür aber umso symbolträchtigerer Baustein für die überfällige Ver­ kehrswende im Rahmen der drin­ gend gebotenen Energiewende. Zusammen mit den Kreisgruppen Schweinfurt und Kitzingen hat deshalb der Landesverband die Kommunen entlang der Strecke ebenso wie die Bayerische Staats­ regierung aufgefordert, sich für diese Reaktivierung einzusetzen. Bachrenaturierung: Höchst erfolg­

Verkehrswende: Der BN begrüßt

ausdrücklich die Initiative des För­ dervereins Steigerwald-Express zur Reaktivierung der Bahnstrecke

reich war die 2013 gestartete ge­ meinsame Initiative der Gemeinde Zellingen und der Trinkwasser­ versorgung Würzburg zur Renatu­

Aussichtsplattform und begehbare Biberburg Biber hautnah erleben – das ist das Ziel des neuen attraktiven Freigeheges im Wildpark Klaushof.

rierung des Gspringsbaches (siehe Bild) und des Riedbaches. Auch vom BN und vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) wurde dieses LEADER-Projekt tatkräftig unter­ stützt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Etliche seltene Vogel- und Libellenarten sind dort im Sommer 2016 wieder nachge­ wiesen worden!

Mehr Sicherheit: Mehr­ fach schon haben der Landesverband und die Kreisgruppe Schweinfurt die Abschaltung des AKW Grafenrheinfeld ­begrüßt. Zwingend not­ wendig sind jedoch noch eine grundlegende Ver­ besserung der Sicherheit des dort verbleibenden Atommülllagers und die Durchführung eines offizi­ ellen Genehmigungsverfahrens dafür. Über 99 Prozent der Radio­ aktivität des ehemaligen AKWStandortes werden dort wirksam bleiben – voraussichtlich bis weit in die zweite Hälfte dieses Jahr­ hunderts hinein.

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NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

des Briefmarkensammlervereins Meiningen und des BN hat die Deutsche Post Anfang September eine Rhönschafbriefmarke (70 Cent) herausgegeben. Bei der offi­ ziellen Präsentation im September in Meiningen vertrat der langjäh­ rige Vorsitzende der Kreisgruppe Würzburg, Professor Gerhard Kneitz, den BN. Schon vor gut 30 Jahren hat der Zoologe wesentlich dazu beigetragen, diese Schafrasse vor dem Aussterben zu retten.

Aug’ in Aug’ mit dem Biber

Foto: Nadine Jäger

Briefmarkenmotiv: Auf Initiative

Kreisgruppe Bad Kissingen

Foto: Toni Mader

it diesem Projekt ist für uns der große Wunsch in Erfül­ lung gegangen, über den Ökobau­ meister Biber anschaulich zu infor­ mieren«, freute sich BN-Vorsitzen­ der Hubert Weiger. In dem natur­ nahen Freigehege mit begehbarer Biberburg können sich die Besucher auf spannende Weise mit den Be­ sonderheiten des Bibers vertraut machen. Begleitet wird dies durch ein attraktiv aufbereitetes Informa­ tionsangebot, das Studierende des Lehrstuhls Didaktik der Biologie an der Universität Würzburg zusam­ men mit dem BN entwickelt haben. Eine derartige Kombination aus Be­ obachtung im Freiland und aktiven Erlebnismöglichkeiten für Besucher jeden Alters zu einer der »Schlüssel­ arten« im Naturschutz ist bisher einmalig in Bayern. Der Biber ist unser wichtigster Verbündeter, um dem weiteren Ver­ lust von Tier- und Pflanzenarten entgegenzuwirken. So sind vom Biber angelegte Feuchtgebiete viel artenreicher und noch dazu kosten­ günstiger als jedes vom Menschen angelegte Biotop. Außerdem sorgt er mit seinem Wirken in der Natur für natürlichen Hochwasserschutz – unverzichtbar für uns in Zeiten der Klimaveränderung. Das neue Biberfreigehege im Wildpark Klaushof ist kombiniert mit einer Beobachtungsplattform und einem Lehrpfad mitten in einem wildnishaften Biberrevier im Sinntal bei Bad Brückenau. Eine


Kreisgruppe Landshut

Blumen, Insekten und Bachmuscheln Trotz des schlechten Wetters war es ein toller Tag in der Natur, darüber waren sich die Teilnehmer einig: Am diesjährigen »GEO-Tag der Artenvielfalt« beteiligte sich die Ortsgruppe Altdorf des BUND Naturschutz mit vier Experten und einer Schulklasse.

Foto: Helmut Preisinger

Die Natur als ­Klassenzimmer Mit dem Experten Alfons Schandl lernten die Kinder verschiedene Pflanzen kennen und erfuhren Inter­ essantes über deren Biologie.

Aufgeblüht: Die Aktion »Rottal-

Inn blüht auf« will Gemeinden er­ muntern, auf öffentlichen Grünflä­ chen mehr heimische Wildpflan­ zen anzusiedeln. Initiiert wurde sie Anfang des Jahres von Dr. Jür­ gen Riedler, stellvertretender Vor­ sitzender der BN-Kreisgruppe Rot­ tal-Inn. Zu den Unterstützern zäh­

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lich genutzten Wiese ein artenrei­ cher Halbtrockenrasen entwickelt. Mit den Pflanzenexperten Dieter Nuhn und Alfons Schandl fanden die Kinder eine Vielfalt an Arten mit lustigen Namen wie »Zottiger Klap­ pertopf« oder »Kälberkropf«. Über Funde wie die seltene »Ebensträu­ ßige Wucherblume« und die »Kna­ ckelbeere« waren auch die Experten sehr erfreut. Dazu kamen noch Ent­

len die Stadt Eggenfelden als Pilot­ kommune für den Landkreis, die Sparkassenstiftung als Sponsor und die ebenfalls teilnehmenden Gemeinden Bad Birnbach, Arn­ storf und Massing. Nach der An­ saat im Mai standen die bislang in Eggenfelden geschaffenen Biotope im Sommer schon in voller Blüte. Das Ergebnis überzeugte die Initiatoren der Aktion beim ersten Besichti­ gungstermin im August. Der Blütenreichtum ist nicht nur hübsch anzu­ sehen, sondern trägt zur Artenvielfalt bei und ist für Bienen und Schmet­ terlinge eine wichtige Foto: Wolfgang Hascher

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

ie Ortsgruppe nahm den GEOTag am 18. Juni zum Anlass, den Bestand an Pflanzenarten auf ihrem Pflegegrundstück am Bucher Gra­ ben zu erfassen und dabei 20 Mäd­ chen und Jungen der Grundschule Altdorf dieses schöne Stück Natur näher zu bringen. Durch den Ver­ zicht auf Gülledüngung und nur eine jährliche Mahd hat sich dort in 13 Jahren aus einer landwirtschaft­

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Nektarquelle. Den Erläuterungen des verantwortlichen Biologen Dr. Reinhard Witt folgten Kreisfach­ berater Bernd Hofbauer, Carmen Lefeber vom Vorstand des Vereins Naturgarten e. V., Eggenfeldens Bürgermeister Wolfgang Grub­ winkler sowie Edmund Schäffler und Dr. Jürgen Riedler von der BNKreisgruppe. Weitere Informatio­ nen: www.rottal-inn.bund-natur­ schutz.de/rottal-inn-blueht-auf Ausgetauscht: Fünf Jahre ist es her,

dass die BN-Ortsgruppe Landau das Trafo-Häuschen an der Kreis­ straße DGF 3 zum »Vogelhotel Mohnblume« umgebaut hat. Nun stand die erste Renovierung an. Im

Foto: Franz Dick

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deckungen, wie beispielsweise, dass Brennnesseln nicht brennen, wenn man sie von unten nach oben streicht. Insgesamt konnten die beiden Fachleute eine Liste von 122 Pflanzen erstellen – ein tolles ­Ergebnis! Wildbienenspezialist Erwin Scheuchl sollte mit den Kindern vor allem Insekten bestimmen. Leider war am Aktionstag nicht gerade Flugwetter. Trotzdem machten die Kinder verschiedene Entdeckungen und lernten unter anderem den Vierpunktkäfer kennen, der seine Eier in Ameisenhaufen ablegt. Die später geschlüpften Larven ernäh­ ren sich von Ameiseneiern. Roland Meyer, freiberuflicher Biologe und Muschelexperte, zeigte den Kindern die Bachmuscheln im FFH-Schutzgebiet Bucher Graben. Dabei war es für die meisten Kinder eine Über­raschung, dass es in Bä­ chen überhaupt Muscheln gibt und dass diese sich fortbewegen kön­ nen. Sandra Haller (as)

September wagten sich Vorstand Franz Meindl und Erich Klendauer in die Höhe und tauschten sieben defekte Brutkästen gegen neue aus. Das »Hotel« wird von den ver­ schiedensten Vogelarten zur Brut genutzt. Auch in diesem Jahr hat­ ten die Turmfalken dort wieder vier Jungvögel aufgezogen. In den frühen Nachtstunden sind auch zahlreiche Federmäuse bei ihren Ausflügen zu beobachten und auf den Steinblöcken sieht man ­Eidechsen beim Sonnen.


Kreisgruppe Tirschenreuth

Vorbild für BioRegionalentwicklung

Artenvielfalt: Deutschlands erste

Biodiversitätsgemeinde Tännes­ berg (Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab) war Schauplatz der ­Tagung »Biodiversität in Kommu­ nen im ländlichen Raum«. Kon­ krete Beispiele wie eine angepass­ te Grünflächenpflege und die ­Erzeugung regionaler Produkte boten den Teilnehmern Anregun­ gen für mehr Artenvielfalt. Zusam­ men mit Projektpartnern erarbei­ tet der BUND Naturschutz dafür nun einen Handlungsleitfaden für Städte und Gemeinden. Umweltbildung: »Etwas einmal

selbst erleben ist besser als hun­ dert Mal davon zu hören«. Unter

Bio-Burger-Produktion Ökolandwirt Josef Schmidt mit Rindern der vom Aussterben bedrohten Rasse Rotes Höhenvieh.

pulse liefern. Dies sei im Steinwald bisher sehr gut gelungen, so Hubert Weiger. Seit 2014 ist dort die Anzahl der Biobetriebe und der ökologisch bewirtschafteten Flächen deutlich gestiegen. Daneben gelangen inter­ essante Neuentwicklungen: Ein vor Ort hergestelltes Biomohnöl erhielt dieses Jahr den Innovationspreis unter Bayerns besten Ökoprodukten und das Rote Höhenvieh, eine vom

diesem Motto stand der Familien­ tag zum Jubiläum »10 Jahre Quali­ tätssiegel Umweltbildung.Bayern« im Freilandmuseum Neusath-­ Perschen bei Nabburg. 13 Umwelt­ bildungseinrichtungen aus der Oberpfalz boten den Besuchern Nachhaltigkeit zum Anfassen. ­Darunter auch der BN mit dem ­Insektenkarussell der Kreisgruppe Amberg-Sulzbach und Lichtexpe­ rimenten des BN-Bildungswerks. Bezug einer Broschüre zu den wichtigsten Oberpfälzer Umweltbildungsangeboten unter Tel. 09 41-2 97 20-42 oder bildungswerk@bund-naturschutz.de.

Aussterben bedrohte Rinderrasse, kann den relativ geringen Aufwuchs artenreicher Wiesen gut in Fleisch umsetzen. Mithilfe einer zertifizier­ ten Metzgerei entstehen daraus »Bio-Burger« aus dem Steinwald als regionale Spezialität. Und so freute sich auch Josef ­Siller, Vorsitzender der BN-Kreis­ gruppe Tirschenreuth, über diese gelungene Entwicklung, die die Er­ zeugung gesunder Lebensmittel aus der Region mit der Bewahrung der attraktiven Landschaft im Naturpark Steinwald verbindet. Reinhard Scheuerlein (ht)

Foto: Stefan Schäffer

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ei einer Tagung in Erbendorf (Landkreis Tirschenreuth) ­bekräftigte Vorsitzender Hubert Weiger die Unterstützung des BUND Naturschutz für das Pro­ gramm »BioRegio Bayern 2020« der Bayerischen Staatsregierung: »Vor dem Ökolandbau muss man das Trinkwasser nicht schützen, weil dabei keine Pestizide Verwendung finden und keine Düngeüberschüs­ se auftreten. Außerdem hilft der Biolandbau der Artenvielfalt auf den Feldern.« Ziel des Programms ist es, den Anteil der Ökolandwirtschaft in Bayern bis 2020 zu verdoppeln und die Nachfrage nach Biolebensmit­ teln stärker aus regionaler Produk­ tion zu decken. Dafür sollen die Öko-Modellregionen wichtige Im­

Der Bio-Einkaufsführer der Öko-­ Modellregion Steinwald ist abrufbar unter www.steinwald-allianz.de.

Vogelparadies: Die

Energiefahrrad: Ergänzend zu den

vielen kulinarischen Bio-Angebo­ ten beim Herbstfest des DemeterBauernhofs Hutzelhof in Weißen­ berg lenkte die BN-Kreisgruppe Amberg-Sulzbach dieses Jahr den Blick auf den bewussten Umgang mit Energie. Auf reges Interesse stieß das Energiefahrrad (siehe Bild). So mancher Besucher zeigte sich überrascht, wie viel Muskel­ kraft es kostet, sich den Strom für eine Tasse Tee zu erstrampeln.

Schlämmteiche einer ehemaligen Zucker­ fabrik in Regensburg haben sich zu einem wichtigen Biotop ent­ wickelt. Zwischen 2008 und 2013 wurden hier 103 teils streng ge­ schützte Vogelarten (u. a. Blau­ kehlchen) beobachtet. Nun soll in diesem »Arten-Hotspot« ein ­Gewerbegebiet entstehen. Nach Protesten von BN-Aktiven sagte Regensburgs Oberbürgermeister einen »ergebnisoffenen Dialog« zu. Eine Online-Petition erbrachte in einem halben Jahr 2100 Unter­ schriften für die Erhaltung des ­gefährdeten Vogelparadieses.

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NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Foto: Marion Ruppaner

16 Kommunen aus dem Steinwald in der nördlichen Oberpfalz bilden eine von zwölf ­bayerischen »Öko-Modellregionen«. Darin engagieren sich örtliche Akteure verstärkt dafür, mehr Bioprodukte zu erzeugen, vor Ort zu verarbeiten und auf kurzen Wegen regional ­an­zubieten.


Fotos: Jürgen Schittenhelm

Streitfall Zaun Der Elektrozaun um den Oettinger Forst muss weg, entschied das Verwaltungs­ gericht Augsburg. In einem weiteren Ver­ fahren geht es darum, ob auch der Ma­ schendrahtzaun abgebaut werden muss.

Kreisgruppe Donau-Ries

Keine Zäune um Bayerns Wälder! Jürgen Schittenhelm von der Ortsgruppe Oettingen des BUND Naturschutz hat erfolgreich gegen die Einzäunung des Oettinger Forstes geklagt. Das Gericht bestätigte damit das in der bayerischen Verfassung garantierte freie Betretungsrecht der Natur.

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

eil die Wildschweine im Oet­ tinger Forst für die Jagd jahre­ lang gefüttert wurden, ist ihr Be­ stand seit Langem zu hoch. Zuneh­ mend verursachten die Tiere Schä­ den in den angrenzenden Feldern und Äckern. Doch statt den Bestand wirksam zu verringern, ließ Besitzer Albrecht Fürst zu Oettingen-Spiel­ berg 2008 den Forst einzäunen: zu­ nächst mit Maschendrahtzaun, ge­ folgt von 22 Kilometern Elektrozaun. Zwar hat der insgesamt 36 Kilome­

Mehr Sicherheit: Das atomare Zwi­ schenlager in Gundremmingen muss gegen Flugzeugabstürze und terroristische Angriffe abgesichert werden. Dies forderten die Kreis­ gruppen Günzburg und Dillingen des BUND Naturschutz gemein­ sam mit Energiereferent Herbert Barthel Ende Juli auf einer Presse­ konferenz in Günzburg. Anlass war der Bericht der Endlagersuch­ kommission des Deutschen Bun­ destages. Nach Ansicht des BN ist das bis zum Jahr 2046 genehmigte Zwischenlager, in dem Castor­ behälter mit radioaktivem Material oberirdisch gelagert werden, der­ zeit nicht ausreichend gesichert. Wände und Decken sind baulich

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ter lange Zaun etliche Durchlässe für Spaziergänger und Wanderer, doch abseits der befestigten Wege verhindert er das Betreten des Wal­ des und bildet eine Barriere für viele Tierarten. Zudem kann sich bei hohem Wildbestand der Wald nicht natürlich entwickeln. Sollte dieses Beispiel Schule ma­ chen, wären viele Wälder Bayerns bald eingezäunt, fürchtet der BUND Naturschutz. Doch mit seinem Pro­ test gegen die Einzäunung fand er

nicht auf den Absturz eines Groß­ flugzeugs oder bunkerbrechende Waffen ausgelegt. Da noch immer ein Endlager-Standort gesucht wird, rechnet der BN damit, dass in Gundremmingen bis Ende des Jahrhunderts Atomabfälle gelagert werden. Er fordert ein neues ­Genehmigungsverfahren, das die Risikobewertung von Terrorismus und Katastrophen einschließt. Weiter soll das Verfahren zusätzli­ che Sicherheitseinrichtungen prü­ fen wie sogenannte »heiße Zellen«, in denen schadhafte Castoren vor Ort repariert werden können. Mehr Schutz: Rund um den Korb­ see (siehe Bild) bei Marktoberdorf

Natur + Umwelt BN-Magazin [4-16]

im Landkreis Ostallgäu plant die Regierung von Schwaben das neue Naturschutzgebiet »Filzmoos mit Korbsee und Dachssee«. Die viel­ fältige Moorlandschaft mit ihren angrenzenden Feuchtwiesen ­gehört zu den herausragenden ­Naturschätzen im Regierungs­ bezirk Schwaben. 41 bedrohte oder gefährdete Arten wurden hier

Foto: Frank Stolzer

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weder beim zuständigen Landratsamt Donau-Ries noch beim Fürst­ lichen Haus Gehör. Im benachbar­ ten Ansbach dagegen war der frän­ kische Teil des Zauns bereits 2012 auf Anordnung des Landratsamtes entfernt worden. Daher beantragte Dr. Jürgen Schittenhelm von der BN-Ortsgruppe Oettingen vor zwei Jahren den Abbau des Zauns auch im Landkreis Donau-Ries. Nach ­Abweisung durch das Landratsamt erhob Schittenhelm, unterstützt von Aktiven der Kreisgruppe DonauRies, privat Klage beim Verwal­ tungsgericht Augsburg. Im August bekam er in erster Instanz Recht: Der Elektrozaun um den Oettinger Forst muss abgebaut werden. Da das fürstliche Haus Antrag auf Beru­ fung gestellt hat, ist das Urteil aller­ dings noch nicht rechtskräftig. Thomas Frey (as) nachgewiesen, auch Naturjuwele wie das »Moorauge« liegen im künftigen Schutzgebiet. Trotz des Widerstands von Grundstücksbe­ sitzern hofft der BN auf einen posi­ tiven Ausgang des Verfahrens. Die Kreisgruppe Ostallgäu-Kaufbeuren unterstützt das Vorhaben und wird eigene Grundstücke in das Natur­ schutzgebiet einbringen.


Kreisgruppe Kulmbach

Totgeglaubte leben länger Die Ortsumfahrung von Stadtsteinach und Zaubach (B 303) im Landkreis Kulmbach wird schon seit Jahrzehnten immer wieder geplant, scheiterte aber stets am nötigen Geld. Nun gibt es neue Entwürfe, die nicht nur elf Hektar landwirtschaftlich genutzten Boden, sondern auch Lebensräume von Eisvogel, Luchs und Bachneunauge vernichten würden.

Widerstand: Gemeinsam mit der

Mainfischereigemeinschaft und dem Bayerischen Kanu-Verband erwägt die BN-Kreisgruppe Lich­ tenfels rechtliche Schritte gegen eine am Main geplante Kleinwas­ serkraftanlage. Die Anlage würde inmitten eines Flora-Fauna-Habi­ tats (FFH-Gebiet) liegen. Nach einer Ortsbegehung im Umfeld des alten Wehres (siehe Bild) sagte Sebastian Schönauer, stellvertre­ tender BN-Landesvorsitzender, 4024 Kleinwasserkraftanlagen pro­ duzierten lediglich 1,5 Prozent des bayerischen Stromes. Schönauer: »Diese Anlagen werden unverhält­ nismäßig hoch durch das EEG ge­ fördert, sonst wären sie für Inves­

dadurch höhere ­Belastungen. Die dortige Umfahrung würde dann ver­ mutlich im sogenannten Lücken­ schlussverfahren durchgesetzt werden. BI und Ortsgruppe haben deshalb bereits 500 Unterschriften gegen das Projekt ­gesammelt. Tom Konopka (ht)

toren nicht lukrativ. Das Fatale ist aber, dass jede einzelne Anlage die Durch­ gängigkeit für die Fischfauna und die Dynamik unserer Flüsse verschlechtert. Die EEGFörderung für diese Kraftwerkska­ tegorien ist deshalb zu beenden.« Irritationen: Der Hauptakteur für

den Neubau eines Flughafens bei Coburg, der Milliardär Michael Stoschek (Firma Brose), »reitet« nun wider das Luftamt Nordbay­ ern. Dessen Sachbearbeiter behin­ derten das Verfahren, so Stoschek. Das Amt hatte zwingende Aus­

schlussgründe wie den im Abflug­ bereich liegenden Bergrücken des Callenberger Forstes angeführt, die Regierung auch noch die mög­ liche Ertüchtigung des bestehen­ den Verkehrslandeplatzes Bran­ densteinsebene ausdrücklich er­ wähnt. Dass die Regierung damit ein zentrales Argument des BN gegen den Neubau bestätigte, führte bei Stoschek offenbar zu heftigen Irritationen.

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NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

Landesgartenschau: Der BN-Lan­ desvorstand besuchte im August die Landesgartenschau in Bay­ reuth. Am Pavillon der örtlichen Kreisgruppe zeigte sich der Lan­ desvorsitzende Hubert Weiger be­ eindruckt: »Wir sind stolz darauf, was die Kreisgruppe unter der ­Leitung von Reinhard Birkner und Professor Stefan Peiffer hier ge­ meinsam mit dem Geschäftsführer Peter Ille und vielen Helfern auf die Beine gestellt hat. Die Rot­ mainsafari ist ein exzellentes Bei­ spiel für Umweltbildung zu Fluss­ renaturierungen und wie sie unsere Kulturlandschaft berei­ chern können.«

Zaubach vom Flächenverbrauch für die Trasse existenziell betroffen wäre, will die Behörde das Verfah­ ren nun in zwei Teile trennen. Die Umfahrung von Stadtsteinach soll zuerst angegangen, die Umfahrung von Zaubach aber verschoben ­werden. BI und BUND Naturschutz befürchten, dass die dem Bau insge­ samt kritisch gegenüber­stehende Bevölkerung in Zaubach damit nur beruhigt werden soll. Sollte die Stadtsteinacher Umfahrung dann tatsächlich gebaut werden, erwarten Zaubach aber mehr Verkehr und

Foto: Anton Reinhardt

nfang Juni führte die Regierung Oberfranken überraschend einen Erörterungstermin zur »totge­ glaubten« Umfahrung durch. Weil die Bevölkerung im Einzugsbereich der beiden Orte deutlich sinkt, ist aber auch mit abnehmender Ver­ kehrsbelastung zu rechnen und das Bauvorhaben damit überflüssig. ­Aktive der BUND-Naturschutz-Orts­ gruppe Stadtsteinach und der Bür­ gerinitiative (BI) Pro Stadtsteinach demonstrierten deshalb vor der dortigen Stadthalle und forderten die Einstellung der Planungen. Diese sahen ursprünglich vor, auf einer sechs Kilometer langen Trasse Stadtsteinach östlich, in giganti­ schen, elf Meter tiefen Einschnitten, und den Ortsteil Zaubach – ähnlich zerstörend – westlich zu umfahren. Weil ein engagierter Landwirt aus

Foto: Tom Konopka

A

Umfahrung? Stadtsteinach gilt als das Tor zum Frankenwald. Die geplante Trasse verliefe am Hang hinter dem Sied­ lungsrand.


Kreisgruppe Traunstein

K.o. für Kiebitz und Co

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Ausgezeichnet: »Dass Erbsen nicht aus der Dose kommen, Gurken nicht immer gerade wachsen und es tausend Sorten Tomaten gibt, das und mehr lernen Schüler im Tölza Garten.« So begann der Be­ werbungstext, den die BN-Kreis­

Foto: Rose-Marie Beyer

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

it einer Klage vor dem Ver­ waltungsgericht München wollte der BUND Naturschutz ver­ hindern, dass der Textilmaschinen­ hersteller Brückner auf eine acht Hektar große Fläche an der B 20 bei Abtenham umzieht. Weil mit Kiebitz und Feldlerche dort streng geschützte Wiesenbrüterarten ­an­sässig sind, hatte der BN unter Berufung auf europäisches Arten­ schutzrecht beim Verwaltungsge­ richt München Klage eingereicht und bemängelt, dass die Bauleitpla­ nung nicht auf Umweltverträglich­ keit geprüft worden sei. Die Erfolgsaussichten galten als so gut, dass die Firma ihr Bauvorha­ ben zunächst auf Eis legte. Die böse Überraschung kam Anfang August:

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Foto: Ilse Englmaier

Die Klage des BUND Naturschutz gegen das neue Betriebsgelände der Firma Brückner in Tittmoning ist aus formalrechtlichen Gründen gescheitert. Für Kiebitz und Feldlerche ist dort kein Platz mehr. Weil die Bundesregierung die ent­ sprechende internationale Aarhus­ konvention noch nicht in deutsches Recht umgesetzt hat, so die Richter, sei die Klage aus formalen Gründen nicht zulässig. Der BN musste sie daraufhin zurückziehen. Noch in diesem Winter will Brückner mit den Bauarbeiten auf dem Gelände beginnen. Acht Hekt­ ar Lebensraum und Brutgebiet für Kiebitze werden so zerstört. »Der Verlust ist umso schmerzlicher, als es mit einem Neubau in ausgewie­ senen Gewerbegebieten wie in Kal­ tenbrunn naturschonende Alterna­ tiven gegeben hätte«, so Beate Rut­ kowski, die Vorsitzende der BNKreisgruppe Traunstein. Selbst die Regierung von Oberbayern hatte

gruppe Bad Tölz-Wolfratshausen zum diesjährigen Wettbewerb »HelferHerzen« der Drogerie­ marktkette dm eingereicht hatte. Im August kam Post aus Berlin: Unter 10 000 eingegangenen An­ meldungen hatte die Jury für Bay­ ern den »TölzaGarten« ausgewählt, neben zwölf weiteren Preisträgern aus den anderen Bundesländern. Am 9. September ging es zum ­Bürgerfest des Bundespräsidenten nach Berlin, wo Bundespräsident Joachim Gauck das ehrenamtliche Engagement der Initiative würdig­ te. Die mit 1000 Euro Preisgeld verbundene Auszeichnung nahm Rose-Marie Beyer, die Sprecherin des »Tölza Gartens« entgegen

Natur + Umwelt BN-Magazin [4-16]

Zerstörung im Salzachtal Die Erdarbeiten für den Neubau began­ nen im September. Unersetzbare Le­ bensräume von Kiebitz und Feldlerche sind ­vernichtet – ein Verlust, der durch die unzureichenden Ausgleichsmaß­ nahmen nicht kompensiert wird.

den gewählten Standort und seine fehlende Anbindung zunächst als problematisch bezeichnet, ihn dann aber per Ausnahmeregelung als Sondergebiet genehmigt. Der Fall Brückner gibt einen Vorgeschmack darauf, wie sich die geplante Locke­ rung des »Anbindegebots« auf die Natur auswirken dürfte. Kurt Schmid (as)

(siehe Foto). Das 3000 Quadratme­ ter große Areal hat die Kreisgruppe mit Unterstützung der Stadt Bad Tölz vor gut zwei Jahren angelegt. Es ist »Grünes Klassenzimmer« und öffentlicher Gemeinschafts­ garten in einem. Zehn Ehrenamt­ liche kümmern sich um Kräuter, Gemüse- und Obstpflanzen, be­ treuen Schulklassen beim Garten­ bau-Unterricht und veranstalten Workshops. Weitere Informatio­ nen: www.datoelzagarten.de Aufgegeben: In Freising gelang es

der BN-Kreisgruppe im Bündnis mit der Bürgerinitiative »Trans­ gourNEE« die Ansiedlung des Großlogistikers Transgourmet zu

verhindern. Kurz vor dem Bürger­ entscheid am 9. Oktober zog die Spedition ihre Pläne zurück. Dass der Entscheid dann knapp ver­ loren wurde, können die Gegner verschmerzen, denn ihr Ziel haben sie erreicht: Keine Ansied­ lung von Transgourmet. Mit 280 mal 90 Metern wäre das Gebäude das flächenmäßig größte im Stadt­ gebiet geworden, der Verkehr hätte massiv zugenommen. »Ich werde jetzt nicht losziehen und einen Großlogistiker suchen«, sagte Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher angesichts des engen Resultats. Der BN und »TransgourNEE« werden wach­ sam bleiben.


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Kreisgruppe Roth

ach fast drei Jahrzehnten an der Spitze der BN-Kreisgruppe war Michael Stöhr dieses Jahr nicht mehr zur Wahl angetreten. Seine Nachfolgerin, Dr. Beate Grüner, wurde von den 70 anwesenden BNMitgliedern mit einer Enthaltung gewählt. Die Lehrerin engagiert sich bereits seit Jahren in der Ortsgruppe Hilpoltstein und war dort lange Jahre stellvertretende Ortsvorsitzen­ de. Alle anderen Vorstandsmitglie­ der stellten sich zur Wiederwahl und wurden im Amt bestätigt. Bei der festlichen Verabschie­ dung zeichnete Hubert Weiger den bisherigen Kreisgruppenvorsitzen­ den Michael Stöhr für seine Ver­ dienste mit der Goldenen Ehrenna­ del des Verbands aus. In seiner Rede ließ er zahlreiche seiner Ideen und Impulse Revue passieren, wie zum Beispiel die Biopause, die mittler­ weile bundesweit Nachahmer ge­ funden hat. Peter Zogg von der Ortsgruppe Thalmässing berichtete von der »ersten Stunde« und zeigte Bilder – natürlich auch vom Biber­ fang, den der »Bibermann« Stöhr mit einer großen Wanne und einem Wahlplakat meisterte. Andrea Dor­ nisch, die Sprecherin des Bürger­ bündnisses »Zivilcourage«, war froh, bei vielen Demonstration ­Michael Stöhr an ihrer Seite gehabt

Amt in neue Hände übergeben

Foto: Kreisgruppe Roth

Dr. Beate Grüner aus Hilpoltstein ist die neue Vorsitzende der BUND-Naturschutz-Kreisgruppe Roth. Sie wird damit Nachfolgerin von Michael Stöhr, der die Kreisgruppe fast 30 Jahre lang leitete. Dessen Weggefährten bereiteten ihm einen großen Abschied.

Der BN fordert von der Staatsregierung, die zustän­ digen Behörden personell besser auszustatten, damit sie die Umsetzung von Aus­ gleichsmaßnahmen auch überprüfen können.

Nachgeschaut: 2011 konnte der BN

den von der Firma Stein- und Schotterwerke Weißenburg (SSW) beantragten Steinbruch bei Ro­ thenstein und Suffersheim gericht­ lich nicht stoppen. Der Steinbruch ist mittlerweile schon tief ausge­ schachtet (siehe Bild). Die Kreis­ gruppe Weißenburg-Gunzenhau­ sen stellte nun Mitte Juni fest, dass die Ausgleichs- und Ersatzmaß­ nahmen nicht umgesetzt wurden.

Versucht: Nach dem Erfolg beim Bürgerentscheid gegen die Orts­ umfahrung von Cadolzburg (N+U 3/2016) wandte sich der BN-Lan­ desbeauftragte Richard Mergner Mitte Juni an den Regierungspräsi­ denten von Mittelfranken, Dr. Thomas Bauer, um auch den Aus­ bau der Staatsstraße von Cadolz­ burg nach Weinzierlein (N+U 1/2013) zu verhindern. Dieser ist

sitzender des Landesbundes für­ ­Vogelschutz (LBV), war für die ein­ zigartige Zusammenarbeit dankbar. Die Aktiven in Heideck hatten kurz nach Stöhrs Amtsantritt eine ge­ meinsame Ortsgruppe von BN und LBV gegründet, die bis heute blüht und gedeiht. Richard Radle (ht)

seit 2014 genehmigt, wurde aber wegen des Bürgerentscheides zum anschließenden Abschnitt zurück­ gestellt. Der Regierungspräsident verwies jedoch auf die angeblich nötige Verbesserung der Verkehrs­ sicherheit und die Notwendigkeit zum »regelkonformen Ausbau«. Die Belange des Natur- und Land­ schaftsschutzes seien im Planfest­ stellungsverfahren gewürdigt wor­ den. Mit dem Ausbau ist also zu rechnen, wenn der Widerstand nicht noch zunimmt. Geehrt: Beim 44. Reichswaldfest wurden im Juli Dr. Rainer Klar aus Buckenhof und Esther Schuck aus Uttenreuth von der Bürgerinitiati­

ve »Umweltfreundliche Mobilität im Schwabachtal« mit der Reichs­ waldmedaille für ihre großen Ver­ dienste um die Verhinderung der Südumfahrung Buckenhof, Utten­ reuth und Weiher durch den Se­ balder Reichswald und ihren jahr­ zehntelangen Kampf für die um­ weltfreundliche Stadt-UmlandBahn geehrt. Der BN-Landesvor­ sitzende Hubert Weiger forderte, die Reingewinne der Bayerischen Staatsforsten für naturnahe Misch­ wälder in Bayern zu reinvestieren. Dem Vorstandsvorsitzenden der Bayerischen Staatsforsten, Rein­ hardt Neft, wurden 3000 Unter­ schriften für eine umweltfreund­ lichere Waldnutzung übergeben.

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NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

Foto: BN-Archiv

zu haben und Landrat Herbert Eck­ stein nannte den BN-Aktiven einen Vorkämpfer. Er habe mit seiner Be­ reitschaft zum Gespräch viele Kont­ roversen aus dem Weg schaffen können. Ruppert Zeiner, Kreisvor­

Staffelübergabe BN-Vorsitzender Hubert Weiger (re.) mit Michael Stöhr und dessen Nach­ folgerin, Dr. Beate Grüner.


Foto: Kreisgruppe Nürnberg

Ökologischer Fußabdruck iele Dinge, die zu unserem Leben gehören, haben keinen Preis, den wir in Euro messen. Dass den­ noch alles seinen Preis hat, lässt sich durch den öko­ logischen Fußabdruck sehr gut darstellen. Denn die Ressourcen unserer Erde sind endlich. Wie groß unsere »Fußabdrücke« sind und wie wir sie verkleinern kön­ nen, erfahren Schüler der dritten und vierten Klassen im neuen Bildungsangebot des Allgäuer Naturerlebniszentrums. Ein Spiel zum Einstieg zeigt den indivi­du­ellen Fußabdruck und gibt Hinweise, mit welcher »Schuhgröße« die Teilnehmer im Moment unterwegs sind. Je nach Lehrplan und Kenntnisstand können die Schüler dann wählen, ob sie auf kleinem Fuß essen oder einkaufen wollen oder ob sie auf kleinem Fuß zu Hause und unterwegs sein wollen. Da steht der Wo­ chenspeiseplan genauso zur Debatte wie der Schulweg oder der Ressourcenverbrauch für ein T-Shirt. Alle Module sind so aufgebaut, dass sich Lernstationen mit Experimenten, Quizfra­ gen und Spielen abwechseln. Das Angebot für Grund- und weiterführende Schulen führen Mitarbeiter des Naturerlebnis­ zentrum Allgäu vor Ort an Allgäuer Schulen durch. ▶ Kontakt: Natur­erlebniszentrum Allgäu (NEZ), Christine Hanser, Tel. 0 83 23 - 99 88 - 7 60, info@NEZ-Allgaeu.de

Medizin aus Bäumen

Bäume spielen in der Pflanzenheilkunde eine große Rolle. Blüten, Früchte und Blätter, aber auch Rinde und Harz sind oft wirksame Arzneimittel. ­Johannes Gottfried Mayer, Leiter der Forschergruppe Kloster-

Foto: Fotolia /Maren Winter

BAUM & FLUSS

Foto: Fotolia/crevis

V

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medizin am Institut für Geschichte der Universität Würzburg, stellt die wichtigsten Arzneipflanzen unter den Bäumen vor – von der Birke über Kastanie und Kiefer bis zu den Balsambäumen, die Weihrauch und Myrrhe liefern. ▶ Würzburg, 24. Januar 2017, Anmeldung bis zum 23. Januar 2017 erforderlich Kontakt: Kreisgruppe Würzburg, Tel. 09 31 - 4 39 72, info@bn-wuerzburg.de

Natur + Umwelt BN-Magazin [4-16]

Heilpflanzen quer durch die Kulturen

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n jeder Kultur ist die heilende Wirkung verschiedener Pflanzen bekannt. Mitteleuropäer denken an Salbei, Kamille oder Lindenblüten. In den heißen Ländern ­Afrikas oder im östlichen Mittelmeerraum sind diese Pflanzen unbekannt, dafür spielen andere Gewächse eine Rolle. Der Arbeitskreis BN-Interkulturell der Kreis­ gruppe Nürnberg greift dieses Wissen auf, um erste Kontakte herzustellen zu geflüchteten Menschen. Da kommt es sehr gelegen, dass mit dem Heilkräuter­ garten am Hallertor ein Platz zum Kennenlernen der Pflanzen zur Verfügung steht. Die Herstellung von Kräutertees und grünen Smoothies aus verschiedenen Heilpflanzen bietet Gesprächsstoff über ihre heilenden Wirkungen und Verwendungsmöglichkeiten. Unter­ stützt werden die Treffen von der Islamischen Gemein­ de Nürnberg. So konnten Besucher und Gäste heuer schon das dritte Interkulturelle Heilkräutergartenfest zusammen feiern. Der Nürnberger Heilkräutergarten, den die Garten­ gruppe seit vielen Jahren pflegt, ist ein Kleinod und eine der wenigen Stellen in der Stadt, an der man etwas über Heilkräuter lernen kann. ▶ Informationen zu diesem Projekt: Kreisgruppe Nürnberg; info@bund-naturschutz-nbg.de, Tel. 09 11 -  45 76 06; AG Interkulturell Kazumi Nakayama E-Mail: kazumi_nk@hotmail.com

Internationaler Donaukongress

Ein Vierteljahrhundert – so lange währt der Kampf um den Schutz der letzten Refugien an der Donau. In Bezug auf den geplanten Ausbau der Wasserstraße ist ein Hauptanliegen, eine ökologische Optimierung zu erreichen. Renaturierungspotenziale sollen genutzt werden, etwa an der Isarmündung. Infos und Diskussionen dazu beim 25. Donaukongress. ▶ Niederaltaich, 3./4. Dezember 2016 Kontakt: Kreisgruppe Deggendorf, Tel. 09 91 - 3 25 55, deggendorf@bund-naturschutz.de

Beteiligung in Planungsverfahren

Wer Stellungnahmen für seine Kreis- oder Ortsgruppe schreibt und wissen möchte, bei welchen Planungsverfahren der BN gefragt und beteiligt werden muss, ist bei diesem Fortbildungstag genau richtig. Referenten sind Peter Rottner, Christine Margraf und Thomas Frey. ▶ Landshut, 3. Februar 2017 Kontakt: Bildungswerk Regensburg, Tel. 09 41 - 2 97 20 42, bildungswerk@bund-naturschutz.de


Ihre Ansprechpartner beim BN

BN-Studienreisen, Tel. 09 115 88 88 20, www.bund-reisen.de

Mitgliederservice (allgemeine Fragen zur Mitgliedschaft, Adressänderung) Tel. 09 41-2 97 20-65 mitglied@bund-naturschutz.de

Skilanglauf im Böhmerwald Auf Langlaufskiern gleiten die Rei­ senden durch die verschneiten und wunderschönen Landschaf­ ten des Nationalparks Šumava/ Böhmerwald. Sie bekommen auf beschauliche Art Einblick in eine landschaftlich und kulturell faszi­ nierende Region. • Tschechien, 18. – 25. Februar 2017

Spendenbescheinigungen Tel. 09 41-2 97 20-66 spenderservice@bund-naturschutz.de Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Redaktion Natur+Umwelt Referentin: Luise Frank Tel. 09 41-2 97 20-22 natur+umwelt@bund-naturschutz.de Beratung zu Spenden, Anlassspenden und Vermächtnissen Claudia Ciecior-­Bordonaro Tel. 09 41-2 97 20-34 claudia.ciecior@bund-naturschutz.de

Winterreise mit der Transsibirischen Eisenbahn Eine ganz besondere Winterreise: Im sibirischen Winter mit der Transsibirischen Eisenbahn zum Baikalsee. Die einmalige Stim­ mung des scheinbar unendlichen Eises des Sees, die klare Luft, die trockene Kälte, die Weite und die Wintersonne Sibiriens sind faszinierend und tief beeindruckend. • Russland, 26. Februar – 16. März 2017

Haus- und Straßensammlung Ehrenamtlich aktiv werden Christine Stefan-­Iberl Tel. 09 41-2 97 20-11 christine.stefan@bund-naturschutz.de BN-Bildungswerk Referentin: Ulli Sacher-Ley Tel. 09 41-2 97 20-42 ulrike.sacher-ley@bund-naturschutz.de

IMPRESSUM

BN-Stiftung Christian Hierneis Tel. 09 41-2 97 20-35 christian.hierneis@bund-naturschutz.de

Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes­ geschäfts­führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, natur+umwelt@ bund-naturschutz.de Redaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as) Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-65 Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelfotos: Fotolia.com/mekcar, maho, nmann77 (2), M. Schuppich, Zerbor, Gina Sanders, maerz­ kind, coffeekai Titelgestaltung: Gorbach GmbH Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40 Druck und Versand: Brühlsche Universitäts­ druckerei Gießen

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Schneeschuhwandern in Südtirol Auf unserer bewährten und beliebten Reise ins ursprüngliche ­Ultental erleben die Reisenden Natur, Kultur und Kulinarik. Tags­ über erkunden sie auf Schneeschuh- und Winterwanderungen das Tal, die Hochebenen und die Berge. Abends können sie in der Sauna entspannen und den Tag beim leckeren Abendessen aus­ klingen lassen. • Italien, 26. März – 2. April 2017 Winterreise auf den Spuren der Walser Meist auf Schneeschuhen stapfen die Teilnehmer durch die herr­ liche Schneelandschaft der Allgäuer Hochalpen und lernen dabei eines der artenreichsten und vielfältigsten Gebirge der Alpen kennen. Neben beeindruckender Natur erlebt man eine Region, die durch die frühe Besiedlung der Walser kulturell geprägt ist. • Deutschland, 26. – 31. März 2017 Wandern im Bregenzerwald Wer die Faszination einzigartiger Bergnatur erleben möchte, ist hier richtig. Auf dem Programm stehen naturkundliche und ­kulturgeschichtliche Besonderheiten auf wunderschönen Wan­ derungen. Die Teilnehmer wohnen in einer kleinen, aber wun­ derbar gemütlichen und feinen Pension in Hittisau. • Österreich, 30. April – 4. Mai 2017

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• Flächenfraß stoppen

BUND Naturschutz in Bayern e. V. Landesgeschäftsstelle Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, info@bund-naturschutz.de

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