Natur+Umwelt 2-2011

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Natur+Umwelt BUNDmagazin in Bayern www.bund-naturschutz.de

AKWs aus, Sonne an!

Heft 2-2011 93. Jahrgang 2. Quartal


JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Die Natur braucht Freunde. Helfen auch Sie mit. Sprechen Sie Ihre Familie, Freunde und Bekannten auf eine Mitgliedschaft im BN an. Und sichern Sie sich attraktive Prämien.

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Bund Naturschutz B in Bayern e.V. Z rale Mitgliede Zent rverwaltung Dr.-Johann-Maier-S D traße 4 93049 Regensbu 9 rg

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Mit rund 175.000 Mitgliedern und Förderern setzen wir uns mit Kopf, Herz und Hand für Ihre Heimat und für eine gesunde Zukunft unserer Kinder und Enkel ein. Je mehr Menschen sich mit uns schützend vor die Schätze und Kleinode unserer Heimat stellen, desto wirkungsvoller können wir unsere gemeinsamen Naturschutzinteressen vertreten. Darum: Werben Sie Mitglieder für die gute Sache. Für jedes neue Mitglied sammeln Sie einen BNFreundschaftspunkt, den Sie in attraktive Prämien eintauschen können. Nähere Infos zu den Prämien bekommen Sie bei Ihrer Kreisgruppe oder im Internet:

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Eine Beitrittskarte finden Sie hier beigeheftet. Vielen Dank.

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Natur + Umwelt 2-2011

Inhalt Bund Naturschutz Bayern 4 Kreisläufe Arbeitskreise spielen im BN eine wichtige Rolle. Wir stellen sie vor und beginnen mit dem AK Abfall und Kreislauf­ wirtschaft. Und mehr »Intern« 6 Leserbriefe 7 Rebell Romuald Schaber, Vor­sitzender der Deutschen Milchviehhalter, wurde vom kreuz­braven Bauern zum leidenschaftlichen Bauernrebell. Portrait 8 Ratgeber 9 Wildnis erwandern Erleben Sie Bergurwälder, Wasserfälle und die Kultur der rumänischen ­Donaukarpaten. Eine BN-Reise. 10 Lebendige Moore Unser Titel­ thema zum Schutz der wertvol­ len Lebensräume. 24 Kein Bock als Gärtner Wenn die aktuellen Untersuchungen zum Donau-Ausbau unabhängig sein sollen, dann dürfen sie nicht von der Rhein-Main-Donau AG be­ stimmt werden. Und mehr »Aktuell« 30 Bezauberndes Rot Der Klatsch­ mohn fasziniert Maler ebenso wie Kinder. 32 31 000 mal Ja Die Unterschriften­ aktion für einen Nationalpark im Steigerwald war ein großartiger Erfolg. Markus Söder bekommt 31000 Argumente für mehr Enga­ gement der Staatsregierung. Und viel mehr »Regional«

Inhalt BUND B1 BUND-Editorial B2 E xtra BUND-Aktionen nach ­Fukushima B4 K ommentar Allianzen für die Energiewende B6 Magazin Kurznachrichten

Moore sind ein stark bedrohter Lebensraum selten gewor­ dener Tiere und Pflanzen. Und Sie sind unverzichtbar für den Stopp des Klimawandels. Bund Naturschutz und BUND engagieren sich für ihren Schutz. Ab Seite 10

B8 Nationalparks Hainich B11 Ratgeber Mobilfunk und ­Gesundheit B12 Zur Zeit Zukunftsfähige ­Kommune B16 Aktiv Neues aus dem BUND B20 Internationales

40 Bildung

B22 Die junge Seite Auch dieses Jahr kürt die BUNDjugend wieder die schönsten Naturtagebü­ cher. Eine besonders erfolgrei­ che junge Autorin im Portrait.

41 Termine, Impressum

B24 Persönlich Jean Schwarz

Liebe Leser

Lebendige Moore

Energiewende und Schutz der Moore – die Brücke zwischen unserer Titelseite und dem Heftschwerpunkt (Seite 10 – 23) ist kürzer als auf den ersten Blick erkennbar. Denn Moorschutz bedeutet CO2-Speicherung und damit Klimaschutz. Und wie dringend der ist, gewann in den aktuellen Debatten um dem Atomausstieg (Seite 24 und B2 – B4) noch einmal an Deutlichkeit. Übrigens ist unser Heftschwerpunkt Moorschutz erstmals in Koproduktion von BUND-Redaktion (Seite 10 – 19) und BN-Redaktion (20 – 23) entstanden. ­Insgesamt bietet diese Ausgabe etwas weniger bayerische Themen als gewohnt, was meiner zweimonatigen Elternzeit geschuldet ist und durch etwas mehr Berichte aus dem gesamten BUND ausgeglichen wird. Die ­gewohnte Struktur der Natur+Umwelt mit zwei Schwerpunktthemen finden Sie wieder ab Ausgabe 3-11 – mit Schwerpunkt Energiewende! Ihr Manfred Gößwald, leitender Redakteur

Öko-Party

Bieten Sie Ihren Gästen ein stilvolles und um­ weltgerechtes Ambiente. Das hebt die Feierlaune, wie unser Ratgeber zeigt. Seite 8

Aussteigen, jetzt!

Nun will die Atom-Lobby mit angeblich extrem steigenden Strompreisen Angst verbreiten. Lassen Sie sich nichts ­vor­machen. Und protestieren Sie mit uns am 28. Mai für den sofortigen Atomausstieg! Seite 24

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Foto: Mergner

Foto: BN

Foto: privat

Mehr zum LAK im Internet Ab dieser Ausgabe stellt Natur+Umwelt je Heft einen Landesarbeitskreis (LAK) des BN vor. Den Start macht unser Interview mit Gernot Hartwig, Sprecher des LAK Abfall und Kreislaufwirtschaft. Das ausführlichere Interview lesen Sie unter www.bundnaturschutz.de/ magazin.

Grüner Engel: BN und FW auf 1. Abfall und Kreis- einer Wellenlänge BN-Aktive geehrt laufwirtschaft er Bund Naturschutz und die hrenamtliches Engagement im Arbeitskreise im BN

Warum liegt Ihnen gerade die Abfallwirtschaft am Herzen? Um es mit Hubert Weinzierl zu sagen: Ich will »Politik fürs Leben«. Der Bereich Abfall liegt mir dabei ebenso am Herzen wie die bedrohte Mehlprimel. Ich landete 1994 eher zufällig bei diesem Thema. Die Lö­ sung unserer Probleme ist seither übrigens gleich geblieben: Wir müs­ sen unseren Lebensstil ändern! Wo brennt es derzeit am meisten? Es gibt nicht »den einen« Brenn­ punkt. Im Moment versagt die ge­ samte Politik. Sie überlässt das Feld dem Zufall, der Wirtschaft oder den Lobbyisten und akzeptiert damit, dass Gewinne privatisiert, Verluste und Lasten aber sozialisiert werden. Was ist die wichtigste Zukunfts­ aufgabe des LAKs? Wir müssen den Zusammenhang zwischen Rohstoffverknappung und Wertstoffvernichtung deutlich ma­ chen und den Kreislaufwirtschafts­ gedanken betonen. Nur wenn wir in Zukunft intelligentere Wirtschafts­ weisen als heute nutzen, kann den Rohstoffproblemen kommender Jahrzehnte begegnet werden. Was war der größte BN-Erfolg? Wir haben zusammen mit der Initi­ ative »Besseres Müllkonzept« ein modernes bayerisches Abfallgesetz entwickelt. Auch der hervorragende Standard der Mülldeponien und der Filtertechnik in bayerischen Müll­ verbrennungsanlagen ist zum ­großen Teil auf unsere beharrliche Arbeit zurückzuführen. Was würden Sie als Umweltminister für einen Tag tun? Mein Amt ernst nehmen! (Interview: ht)

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Freien Wähler (FW) in Bayern liegen bei vielen Umweltthemen auf einer Linie. Das stellten die FWLandtagsabgeordnete Tanja Schwei­ ger und der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner bei einem Treffen Ende Januar in Nürnberg fest. ­Gerade beim brandaktuellen Thema Energiewende sind die Überein­ stimmungen groß. So unterstützt Schweiger die For­ derung des BN, Energieagenturen flächendeckend einzuführen und damit eine unabhängige Energiebe­ ratung bayernweit auszubauen. In dieselbe Richtung zielt die »regiona­ le Energieoffensive« der Freien Wähler, die von Mergner ausdrück­ lich begrüßt wurde. Mit der Veran­ staltungsreihe wollen die FW für eine regenerative, dezentrale Ener­ gieversorgung sensibilisieren und damit auch für eine Unabhängigkeit von Oligopol-Strukturen bei der Energieversorgung werben. Auch bei vielen weiteren Themen fanden Schweiger und Mergner grundsätzliche Übereinstimmun­ gen zwischen BN und FW: keine Grüne Gentechnik, kein Donauaus­ bau, keine dritte Startbahn im Er­ dinger Moos! Als überparteilicher Verband führt der Bund Natur­ schutz regelmäßig Gespräche mit Vertetern aller Fraktionen im baye­ rischen Landtag.

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Naturschutz hat die bayerische Staatsregierung in der Vergangenheit kaum gewürdigt – ganz anders als im Bereich des Sports oder der caritati­ ven Arbeit. Umso mehr freut sich der Bund Naturschutz Landesvorstand, dass Umweltminister Markus Söder eine Anregung des BN aufgegriffen und eine neue Ehrung »Grüner Engel« für aktive Naturschützer ent­ wickelt hat. Bei der erstmaligen Ver­ leihung am 14. März auf der Kaiser­ burg in Nürnberg wurden zahlreiche zum Teil jahrzehntelang im BN akti­ ve Mitglieder ausgezeichnet: Doris Tropper, stellvertretende ­Landesvorsitzende Sebastian Schönauer, stellvertreten­ der Landesvorsitzender Christiane Matern, langjährige ­Vorsitzende der Kreisgruppe (KG) Nürnberger Land Werner Fees, langjähriger Vorsitzen­ der KG Miesbach Alexander Helber, Vorstandsmitglied KG Donau-Ries Heike Heß, Vorstandsmitglied KG ­Coburg Günter Grimm, langjähriges ­Vorstandsmitglied KG Schwabach Franz Peterhans, KG DingolfingLandau Hans-Jochen Iwan, KG Starnberg Thomas Kastenmüller, KG München Otmar Fischer, KG Nürnberg-Land Erich Rößner, KG Schweinfurt Walter Hundhammer, KG Ostallgäu/ Kaufbeuren Alfred Schäflein, KG Würzburg Dietmar Walter, KG Kempten/ Oberallgäu Der BN-Landesvorstand sagt Danke und herzlichen Glückwunsch! Auch Natur+Umwelt gratuliert.


erzlichen Dank, liebe Leserin­ nen und Leser, dass Sie so be­ reitwillig und fundiert an unserer Mitgliederbefragung teilgenommen haben, zu der wir Sie im März einge­ laden hatten. Nur ganz wenige der repräsentativ ausgewählten BN-Mit­ glieder wollten nicht befragt werden – so wenige, dass selbst die für uns tätige Firma ganz überrascht war. Hoch erfreulich sind auch Ihre Aussagen zum Bund Naturschutz und zur Natur+Umwelt. Das BNMagazin wird intensiv gelesen, meist sogar von mehreren Personen je Haushalt (im Schnitt 1,7), von den meisten für spätere Lektüre aufge­ hoben (74 %) und überwiegend mit der Note Gut bewertet (Schnitt 2,2). Das freut die Redaktion sehr, ebenso wie Ihre vielen Anregungen, wie wir uns weiter verbessern können. Wir werden versuchen, Ihren Ideen und Wünschen gerecht zu werden. Eine sehr erfreuliche Bestätigung geben uns auch Ihre Aussagen zu den umweltpolitischen Positionen des BN. Bei allen sieben Themen, zu denen wir um Ihre Meinung baten, konnten Sie uns mit großer Mehr­ heit bestätigen, dass es Ihre Anlie­ gen sind, die wir als BN vertreten. Sie stimmen mit unseren Forderun­ gen überein, ob wir nun für einen Nationalpark im Steigerwald eintre­ ten (Zustimmung 96 %), gegen eine dritte Startbahn am Flughafen Mün­ chen (82 %) oder für ein Tempolimit 120 auf allen Autobahnen (71 %). Ihre Unterstützung gibt uns frischen Mut, für Umwelt und Natur zu kämpfen. Herzlichen Dank! Mehr Ergebnisse der Mitglieder­ befragung lesen Sie in N+U 3-11. Ihr Manfred Gößwald, leitender Redakteur

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er atomare GAU, der größte an­ zunehmende Unfall, ist in Japan eingetreten. In einem Land, das wie kaum ein anderes für technische ­Innovation und Perfektion stand. Die Atomkraft ist unbeherrschbar. Die Leugnung dieser Wahrheit hat wieder einmal für zehntausende Menschen schreckliches Leid ge­ bracht. Boden und Wasser sind auf Jahrzehnte verstrahlt, die radioakti­ ve Wolke bedroht ganze Regionen. Das vermeintlich zu vernach­ lässigende atomare »Restrisiko« ist in ­Fukushima zur töd­ lichen Realität ­geworden. Eine große Region wird über Jahrzehnte verstrahlt und un­ bewohnbar sein. 25 Jahre nach dem katastro­ phalen Atomunfall in Tschernobyl kann für unser Land daraus nur eine ethische Konsequenz gezogen werden: Deutschland muss sofort aus dieser nicht beherrschbaren, unverantwortbaren Technologie aussteigen. Atomare Katastrophen wie in Japan lassen sich auch in Bayern und Deutschland nicht ver­ hindern. Sie treten auf – urplötzlich – und die Wahrscheinlichkeit für die Katastrophe ist nicht Null. Dagegen hilft auch kein dreimonatiges Mora­ torium zu Beruhigung der Bevölke­ rung. Sicherheit entsteht nur durch sofortiges Abschalten der deutschen Atomkraftwerke. Der Bund Natur­ schutz und unser Bundesverband BUND fordern dies seit 1975, lange bevor dies irgendeine Partei poli­ tisch formulierte. Über eine Million Menschen haben im März für eine bessere Energiezukunft demonstriert, seit­ her finden in hunderten bayeri­ schen Gemeinden Montagsde­ monstrationen, Mahnwachen und Veranstaltungen für den Atomaus­ stieg statt. Die Wahlen in BadenWürttemberg und in RheinlandPfalz haben gezeigt, dass Parteien abgewählt werden, wenn sie sich zum Büttel der Gewinninteressen der Atomkonzerne machen. Die

Spitzenvertreter der beiden großen Kirchen haben sich klar für den Atomausstieg positioniert und selbst in der CSU hat auch durch unsere Arbeit wie bei der Agro­ gentechnik ein Umdenken einge­ setzt. Jetzt wird über die Zukunft der Energieerzeugung in Deutsch­ land entschieden. Der Kampf gegen die Energieverschwendung auf allen Ebenen, für konsequente Strom­ einsparung, Effizienz, Kraft-WärmeKopplung sowie eine dezentrale Stromversorgung mit naturverträg­ lichen Erneuerbaren Energien muss endlich in der Bundesregierung und der bayerischen Staatsregierung in allen Ministerien absolute Priorität bekommen. Mit Ihrem persönlichen Engage­ ment für den Atomausstieg, mit Ihrer Unterstützung bei den De­ monstrationen am 28. Mai in Nürn­ berg, München und Landshut, kön­ nen wir die ökologische Energie­ revolution »von unten« schaffen. Zeigen Sie den Atomkonzernen E.ON, RWE, ENBW und Vattenfall die rote Karte, und wechseln sie zu einem Ökostromanbieter oder einem ökologisch orientierten Stadtwerk. Helfen Sie mit, dass Ihre Gemeinde einen Energienutzungsund Klimaschutzfahrplan be­ schließt. Wenn wir als führendes In­ dustrieland den Einstieg in eine ge­ nerationengerechte Energienutzung schaffen, ist dies ein Signal für Län­ der wie Tschechien, Frankreich, Großbritannien und eine Ermuti­ gung für die leidgeprüften Men­ schen in Japan.

Foto: Roggenthin

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Liebe Mitglieder

Foto: Kurhan / Fotolia.com

Ihr Urteil: Gut

Ihr Einsatz für die Energiewende

Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN Ihre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BN Ihr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN

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Zum Titelthema »Der Wolf ist wieder da« in N+U 1-11 Mit der neuen Ausgabe ist Ihnen wieder ein großer Wurf gelungen. Das Thema Wolf, das uns im Land­ kreis Miesbach seit über einem Jahr beschäftigt, ist durch die Autoren sachlich optimal aufbereitet wor­ den. Großes Kompliment! Helmut Drösler, per E-Mail

Schreiben Sie uns! Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-JohannMaier-Str. 4, 93049 Regensburg, Tel. 09 41-2 97 20 22, Fax 2 97 20 31, nu@bundnaturschutz.de Diese und weitere Leserbriefe werden auch im Internet veröffentlicht: www. bund-naturschutz. de/magazin.

Sie behaupten, Schafe seien problemlos zu erlegen, weil sie so gut wie keinen Flucht­ instinkt mehr hätten. Ich verbringe seit mehreren Jahren jedes Wochenende mit Schafen, kenne ver­ schiedene Herden und habe auch ein eigenes Schaf in einer Herde untergebracht. Dabei erlebe ich immer wieder auf’s Neue: Der Fluchtinstinkt ist bei allen Schafen sehr stark ausgeprägt! ­Außerdem stehen nicht alle Schafe unbewacht auf Almen – ich kenne auch Schafhalter, die schon seit ­Jahren Hirten haben! Angela Selmeier, München Wir brauchen im dicht besiedelten Mitteleuropa keine Bären und keine Wölfe. Es wird übersehen, dass die Beutetiere, vor allem unsere Haus­ schafe, Todesängste ausstehen müs­ sen, wenn Wölfe in ihr Gatter ein­ brechen. Herrmann Münst, Lindau

Massentierhaltung bekämpfen

Zum Beitrag »Mehrgleisig aktiv« in N+U 1-11 Ich finde es sehr gut, dass der BUND das Wachstum der industri­ ellen Massentierhaltung auf allen Ebenen bekämpft, zum Wohl der Tiere, für unsere Gesundheit und vor allem auch für den Klimaschutz. Die deutsche Landwirtschaft ver­ ursacht heute so viele CO2-Emissio­ nen wie der Straßenverkehr. Und hier passiert nichts, überhaupt nichts. Im Gegenteil, die quäleri­ sche Massentierhaltung wächst enorm. Die industrielle Landwirt­ schaft ist in die Verantwortung zu nehmen. Für Produkte, die durch Massentierhaltung erzeugt werden, könnten zum Beispiel 19 statt sie­

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ben Prozent Mehrwertsteuer ver­ langt werden. Und wir Verbraucher sollten den Fleischverbrauch kräftig senken. Wenn Wurst oder Fleisch, dann aus der Region oder Bio! Franz Xaver Amann, Hirschaid

Tipps zum Energiesparen

Zum Ratgeber »Die Erneuerbaren und das Geld« in N+U 2-10 Ein aufgeschlossener Fachverkäufer konnte mir Waschmaschinen mit integriertem Warm-Kaltwasser­ anschluss zeigen. Dafür gibt es sogar ein Symbol, das im Bedienfeld der Maschinen aufgedruckt ist. Das Energiesparpotenzial solcher Warm­wasseranschlüsse ist vor allem dann nennenswert, wenn das warme Wasser aus einer Solaranlage stammt. Vielen Betreibern von So­ laranlagen ist dieses Potenzial über­ haupt nicht bewusst, aber erst sol­ che Maßnahmen machen eine ther­ mische Solaranlage wirklich CO2-­ effektiv und auch wirtschaftlich rentabel. Aber auch die Warmwas­ serzirkulation im Rohrsystem muss passen. Ohne Zirkulation ist alles schnell für die Katz, denn bis war­ mes Wasser kommt, ist die Maschi­ ne mit kaltem Wasser gefüllt und elektrische Heizenergie trotzdem in erheblichem Umfang erforderlich. Das Optimum ist hier eine steuer­ bare Zirkulation. Sie wird selten beim Hausbau geplant und wäre ein echter Hit in der Bauvorschrift. Manfred Liebel, per E-Mail Wärmepumpen sind, von Ausnah­ mefällen abgesehen, ökologisch nicht sinnvoll. Zu einer Holzpellet­ heizung sollte man nicht mehr raten, denn das Holz wird bereits knapp, und Anwohner klagen über Geruchsbelästigung und erhebliche Feinstaubemission (circa Faktor 1000 über sauberer Ölheizung!). Ein »hydraulischer Abgleich« der Hei­ zung ist eine Modeempfehlung, je­ denfalls in der Regel überflüssig in Ein- und Zweifamilienhäusern neu­ erer Bauart, da diese ja an die Räume angepasste Heizkörper mit Thermostatregelventilen besitzen. Mehr Informationen dazu gibt es im Internet unter www.horbiradio.de. Bernd Horbaschek, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Ansbach

Neue Bahnstrecken sind nötig

Zum Beitrag »Zeit lassen« in N+U 4-10 Nicht nur der Zeitgewinn, auch die Energieersparnis fordern eine Mo­ dernisierung des Streckennetzes. Diese hat man der Eisenbahn lange Zeit politisch versagt, der Fernstra­ ßenbau hatte mehr als ein halbes Jahrhundert absolute Priorität. Lei­ der hat man auch bei den großen Maßnahmen, wie Elektrifizierung und Modernisierung der Leit- und Sicherungstechnik, nur wenig un­ ternommen. Der Bau zusätzlicher Strecken ist aber auch zur Trennung der schnellen und der langsameren Verkehrsströme notwendig. Das ­bedeutet im Umfeld der Großstädte eigene Gleise für den Nahverkehr und auf den wichtigsten Fernstre­ cken besondere Gleise für den ­Personen- und den Güterverkehr. Ein Plädoyer für das System »Bahn« ist aber dort nicht ange­ bracht, wo Geschäftsfelder unter­ stützt werden, die heute eindeutig vom Straßenverkehr besser bedient werden: die schwach belasteten

­ ebenbahnen. Verkehre, die im N Stundentakt von einem einzigen Omnibus ausreichend bedient wer­ den können, sind für Züge nicht ge­ eignet; der Schienenverkehr ist dort volkswirtschaftlich nicht zu vertre­ ten. Leider wird gerade von Kreisen, die die Bahn fördern wollen, die Beibehaltung solcher Strecken oft vehement gefordert. Wer aber wirk­ lich das System »Bahn« fördern will, muss akzeptieren, dass in den ­wichtigen Relationen grundlegende Verbesserungen notwendig sind und andererseits an den schwächst belasteten Strecken die Bahn nicht zu unvertretbarem Weiterwursteln gezwungen wird. Dr.-Ing. Manfred Weigend, Leitender Bundesbahndirektor a.D.

Foto: iStockphoto /Graham Heywood

Schafe haben Fluchtinstinkt


Romuald Schaber

Wie die Milch wieder weiß wird

Das Heu: Wer sich ein Bild von Romuald Schaber (54) machen will, muss ihm in den Kuhstall folgen. Dort zeigt der Allgäuer Milchbauer nicht ohne Stolz sein ­bodenständiges Braunvieh und hält einem eine Hand voll Heu unter die Nase. Es riecht auch nach dem lan­ gen Winter noch immer würzig und kräftig wie eine satte Sommerwiese. »So würzig ist das Leben auf unse­ rem Schaberhof«, sinniert der Milchbauer, »ein Leben, das nach was schmeckt.« Der Hof: Hier also ist der Kern einer bäuerlichen Exis­ tenz, die sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen lässt und heute an ihre Grenzen stößt. »Niemand hat die Geschichte unserer Familie und ihres Anwesens in Petersthal aufgeschrieben. Dazu hatten wir keine Zeit«, erzählt Schaber, »aber ich weiß, dass wir seit hunderten von Jahren Bauern waren und sind – freie Bauern, stol­ ze Bauern.« Heute aber sei die Situation anders. »Unse­ re Eigenständigkeit und unsere Existenz stehen auf dem Spiel«, mahnt er. Die Familie: Mit seiner Familie bewirtschaftet er im Oberallgäu den 35 Hektar großen Grünlandbetrieb mit über vierzig Kühen und einem guten Dutzend Kälber. »Auf dem Hof«, schwärmt er, »ist noch alles eins: Be­ trieb und Wohnbereich, Leben und Arbeiten, Familie und Beruf.« Hier könnten sich Frauen im Beruf ver­ wirklichen und Männer um ihren Nachwuchs küm­ mern. »Nirgends ist die Arbeitswelt familiengerechter«, weiß der Vater von fünf Kindern, »aber nur, wenn einem die Arbeit nicht über den Kopf wächst.« Die Milch: Längst jedoch sehen sich immer mehr Milch­ bauern in einer ausweglosen Situation. »Milch ist weiß. Frisch, warm, cremig, gesund. Bis sie zum roten Tuch wird.« So steht es in »Blutmilch«, Schabers aufrütteln­ dem Buch, das Auskunft gibt, wie aus dem abstrakten Begriff des »Bauernsterbens« ein ganz konkretes, fürchterliches Phänomen wurde. Der Markt: Es ist ein Teufelskreis, der sich – wie eine Schlinge – um den Bauern schließt: Wenn die Investiti­ onen kontinuierlich steigen, der Milchpreis systema­ tisch sinkt und das wirtschaftliche Überleben trotz aller Anstrengungen nicht mehr gelingt, greifen immer mehr Landwirte zum letzten Mittel. »Tut mir leid, sagt

Foto: Markl-Meider

Naturschutz sei keine Ideologie, so die Süddeutsche Zeitung, sondern »Notwehr gegen Angriffe auf Lebensgrundlagen«. Auch die bäuerliche Landwirtschaft sieht sich in einem existenziellen Abwehrkampf. »Höfe sterben, Arbeitsplätze gehen verloren, die Landschaft droht zu verkommen«, beschreibt Romuald Schaber die schier aussichtslose Lage seines Berufsstandes – und wurde zum Bauernrebell. Von Christoph Markl-Meider

sich der Bauer still und geht in den Stall. Bis ihn die Frau, die Kinder finden. Wer das miterleben muss, den würgt es«, schreibt Schaber. Der Weltmarkt sei schuld, heißt es dann. Die Ohnmacht: »Auch ich«, so gesteht er ein, »hab lange nicht gemerkt, dass es nicht reicht, sich nur um den ei­ genen Hof zu kümmern und dass wir etwas ändern können.« Er wagte es, sich wieder seine eigenen Ge­ danken zu machen. Zum Beispiel über faire Milchprei­ se und Fairness überhaupt. Über gerechte Entlohnung und Gerechtigkeit an sich. Über den freien Markt und unfreie Bauern, abhängig von Prämienzahlungen der EU. Mitte der 90er-Jahre war aus dem kreuzbraven Bauer ein leidenschaftlicher Bauernrebell geworden. Das Aufbegehren: Dass es gerade die Milchbauern sind, die aufstehen, wundert nicht. »Wer weiß, wie Milch, Kuh und Gebären, wie Ernährung und Umweltschutz zusammenhängen, der versteht, warum wir kämpfen«, so Schabers Logik. Aus der wachsenden Unzufrieden­ heit erwuchs eine bäuerliche Bewegung, die sich 1998 in einer neuen Vereinigung neben dem Bauernverband zusammenschloss. »BDM«, die drei Buchstaben stehen für den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter und dieser wiederum für Milchstreiks, Mahnwachen, Traktorblockaden – und vor allem für einen anständi­ gen Milchpreis. Und die Zukunft: Romuald Schaber, der Maurer gelernt hat, aber lieber Bauer geblieben ist, engagiert sich heute an der Spitze des BDM und der entsprechenden europäischen Vereinigung. Souverän und überzeugend trägt er seine Argumente vor. »Wer will uns daran hin­ dern, hochwertige, gesunde und rückverfolgbare Milch zu erzeugen und dabei auf das Wohl von Tier und Um­ welt zu achten?«, fragt er, »und wer, der Arbeit ihren Wert zurückzugeben?« Nicht Mut der Verzweiflung, sondern selbstbewusste Zuversicht treibt ihn an. »Der Bauernaufstand unserer Tage findet nicht mit Mistga­ beln statt. Bauern stehen auf, weil sie dieser Gesell­ schaft etwas zu sagen haben.« Zum Beispiel, wie die Milch wieder weiß wird.

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Ein Bauer begehrt auf Romuald Schaber, Landwirt im Allgäu, streitet für die Zukunft seiner Heimat, seiner Kinder und seines Berufsstandes.

Von Menschen, Milch und Märkten Romuald Schaber: »Blutmilch. Wie die Bauern ums Über­ leben kämpfen«. Bestellen bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23 - 99 95 70, info@service.bundnaturschutz.de

Kontakt Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e. V., Vorsitzender Romuald Schaber, Burgstraße 5, 87466 Petersthal, Tel. 0 83 76 - 14 22, schaber@milchviehhalter.de


Biokost für Ihre Gäste

Illu: Blumenschein

Egal ob Sie selbst einladen oder nur ein kulina­ risches Mitbringsel beisteuern: Vermeiden Sie den Sparreflex. Warum sollten an einem Festtag mit Freunden und Familie geringere Ansprüche gelten? Gesunde Biokost zählt heute zum Ein­ maleins der Gastfreundschaft. Bieten Sie auch genügend fleischlose Gerich­ te und alkoholfreie Getränke an. Und bereiten Sie realistische Mengen zu. Soll Fleisch dabei sein, meiden Sie Billigware aus dem Selbstbe­ dienungsregal der Discounter, die quasi immer aus Massentierhaltung mit Gentechnikfutter kommt. Halb und halb gegrilltes Gemüse und Grillfleisch vom Bioladen oder von regionalen Weidetieren – damit stehen Sie in Sachen Tier­ schutz und Klimaschonung weit besser da. Die Faustregel lautet: Pro Person genügen rund 500 bis 600 Gramm Essen – und zwar alles inklusive, von der Suppe bis zum Dessert. Bleiben trotz­ dem Reste, lassen sich diese meist problemlos einfrieren. Größere Mengen übriger Gerichte können Sie auch an die Obdachlosenhilfe spenden, allerdings nur frisch, am selben Tag.

Feste feiern mit Öko-Anspruch

Party-Stimmung im grünen Bereich

Planen Sie ein größeres Fest? Dann bieten Sie Ihren Gästen ein stilvolles und umweltgerechtes Ambiente.

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s beginnt schon mit der Einladung: Aufwendige Postkarten oder Briefe sollten besonderen Ereignis­ sen vorbehalten bleiben, wie runden Geburtstagen oder Hochzeiten. Das gute alte Telefon, E-Mail oder Face­book genügen ansonsten allemal. Wie klimafreundlich Ihre Gäste anreisen, können Sie nur wenig beeinflussen. Aber der/die Einzige mit dem Überblick über alle Anreisewege sind Sie. Tipps für mögliche Fahrgemeinschaften wird Ihnen also nie­ mand krummnehmen, Ihre Gäste sparen beim Benzin oder als Gruppe beim Ticket. Oft scheitert die umwelt­ freundliche Anreise an dürftigen Nacht-Fahrplänen. Mit einem Gästebett oder Matratzenlager können Sie skeptische Freunde vielleicht doch für Bus oder Bahn gewinnen. Wenn Sie ein Fest mit weit verstreuten Gäs­ ten organisieren – ein Klassentreffen etwa –, sollten Sie den Veranstaltungsort jedenfalls möglichst verkehrs­ günstig legen.

Rat holen, nachlesen

 Für Kindergeburtstage hat der BUNDladen den Titel »Und die Umwelt feiert mit« im Angebot, außerdem passende Accessoires wie Luftballons aus FSC-zerti­ fiziertem Latex, Ökokreide etc.: www.bundladen.de.  Zur Mengenberechnung gibt’s unter www.chefkoch. de Rezepte mit einstellbarer Personenzahl.  Partyguide »Feier dich grün«, herunterzuladen unter www.klima-sucht-schutz.de.

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Porzellan statt Pappe

Ein Muss für die Esskultur sind Porzellangeschirr, Glä­ ser, Metallbesteck und Stoffservietten. Servicefirmen bieten in vielen Städten Mietgeschirr, einschließlich Reinigung. So sparen Sie sich viel Arbeit und Abfälle, was sich besonders am Morgen danach als Segen er­ weist. Leihgeschirr oder zumindest Gläser bekommen Sie zuweilen auch von örtlichen Vereinen oder dem ­Getränkemarkt. Falls Sie draußen feiern: Stellen Sie, wenn es kühl wird, keine künstlichen Wärmequellen auf. Ein Heizpilz auf der Terrasse produziert fast so viel klimaschädliches CO2 wie der Brenner Ihres Heizkes­ sels im tiefsten Winter. Greifen Sie lieber zu Pullis, De­ cken und heißem Tee. Denn wie sagt eine bekannte Liedzeile? Sommer ist, wenn man trotzdem lacht. Tino Schlagintweit

Zehn Tipps für das grüne Fest

 Weisen Sie in der Einladung auf die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln hin.  Verzichten Sie auf üppige Wegwerf-Deko.  Achten Sie bei Schnittblumen auf das FLP-Label.  Drosseln Sie rechtzeitig die Heizung: Zehn Personen wärmen wie ein 1000 Watt-Strahler.  Nutzen Sie statt Einweggeschirr einen Mietservice, oder bieten Sie Fingerfood an.  Kaufen Sie unvermeidliches Einweggeschirr nur mit dem Label »kompostierbar«.  Markieren Sie Gläser individuell mit Permanent-­ Folienschreiber – das erspart vieles Spülen.  Kaufen Sie Getränke möglichst in Mehrwegflaschen.  Werfen Sie Essensreste nicht in die Toilette oder den Restmüll, sondern in den Biomüll.  Kennzeichnen Sie Abfallbehälter zur Mülltrennung deutlich.


Wandern in der Wildnis der Donaukarpaten

Wasser, Felsen, weite Wälder

Die Augustsonne lastet auf dem dichten Kronendach der Buchen. Dort, wo ihre Strahlen durchdringen, malen sie Kringel auf den Waldboden.

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wischen den Bäumen ist es angenehm kühl, die Luft ist erfüllt von grüngoldenem Licht. Ein Specht trommelt. Unser Pfad weicht einem umgefallenen Baum aus, über einen anderen klettern wir hinweg. Flechten hängen wie Bärte von seinen Zweigen. »Bei Urwald denken die meisten an die Tropen«, sagt Reise­ leiter Dietmar Gross. »Aber auch in Osteuropa gibt es noch Urwälder.« Der wieder in Siebenbürgen lebende bayrische Forstdirektor führt uns in die am dünnsten besiedelten Gegenden Rumäniens, dahin, wo es noch unberührte Bergmischwälder gibt. Wohl hat der Mensch hier seinen Fuß hineingesetzt, aber nicht eingegriffen. Keine Säge hat hier je ge­ kreischt, keine Forststraße hat den Wald erschlossen, kein umgestürzter Baum wurde abtransportiert. Die Natur allein bestimmt den Kreislauf von Wachstum und Verfall. Das Ergebnis: Imposante jahrhundertealte dunkle Tannen und himmelstrebende Buchen, dazwi­ schen Ulmen und Ahornbäume. Schon am ersten Tag unserer Reise bringen uns Kleinfahrzeuge direkt in diese Wildnis.

Marktreiben und Stromschnellen

Es ist Markttag in Caransebes. An den Ständen der Bau­ ern und Kleinhändler locken Wasser- und Zuckermelo­ nen, Weintrauben und Pfirsiche, Gemüse und Käse. »Die Märkte sind die wichtigste Versorgungsquelle für die Menschen hier«, erklärt Dietmar Gross. Wer italie­ nisch oder eine andere romanische Sprache spricht, wird ein paar Brocken des Rumänischen aufschnap­ pen, »Prunˇa« für Pflaume oder »Pâine« für Brot. Wir wa­ schen unser Obst am Marktbrunnen und beobachten eine Weile das Treiben. So mit Proviant versorgt, laufen wir am Nachmittag im Nationalpark Domogled durch die Felsenklamm, die der Lauf der Tesna gegraben hat, und rasten dann bei einer einfachen Schäferei.

Die ungeheure Kraft des Wassers zeigt uns die Donau am fünften Reisetag. Unser Boot pflügt fluss­ aufwärts durch das »Eiserne Tor«, den letzten großen Durchbruch der Donau. An dieser Stelle hat der im Schwarzwald geborene, insgesamt 2850 Kilometer lange Strom zu den Wassern anderer Flüsse noch jene von Drau, Theiß und Save aufgenommen. Nun strömt er an links und rechts steil aufragenden Kalkfelswän­ den vorüber, Kurs nehmend aufs Schwarze Meer.

Cooler Pool Die Beusnita ergießt sich mitten in wildem Regenwald-Szenario in eine Gumpe.

Das Auge des Bei

Im Nationalpark Neraklamm, in dem alpin-karpatine und submediterrane Pflanzen nebeneinander gedei­ hen, wartet ein Juwel der Natur auf uns, das »Auge des Bei«: Mitten im Wald liegt es türkisblau und klar als kleiner See, der in Wirklichkeit eine Quelle ist. Der Quellmund liegt am Teichboden, Bläschen bildend steigt das Wasser an die Oberfläche auf. Ein Ort von ­poetischer Schönheit. Rieseln und Plätschern kündet schon von weitem die Beusnita-Fälle an. Hier hat das kalkreiche Wasser in Jahrtausende währender Arbeit überhängende Kalktuff- und Sinterfelsen angelegt, über die das Wasser tropft und rinnt. Ihr Moosbehang gibt ihnen eine Anmutung von Märchenwelt. Den Abschluss unserer Reise bildet ein Besuch in Te­ mesvar, das wegen seiner Bauten auch Klein-Wien ge­ nannt wird. Doch vorher tauchen wir noch einmal in die Banater Urwälder ein. Einen Tag lang wandern wir durch den riesigen Buchenwald im Semenic-Gebirge, ohne auf menschliche Behausungen oder Spuren zu treffen. Wer die Wildnis Rumäniens betritt, wandelt seine Vorstellungen davon, was Natur ist. Beim Durch­ messen der Wälder mit den Füßen offenbaren sich un­ bekannte Dimensionen und ein neues Zeitgefühl. Margarete Moulin

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Fotos: Gross

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Steiniger Pfad Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind bei der Wanderung durch die Nera-Klamm ein Muss.

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blickwinkel/McPHOTO

TITELTH EMA

Morgenstimmung im Murnauer Moos, dem größten geschlossenen Moorkomplex Mitteleuropas; vorne Sibirische Schwertlilien.

Lebendige Moore Ein Meter Torf in tausend Jahren: Was ein Moor werden will, muss Weile haben. Lange blieben unsere Moore unangetastet, konnten sich ausdehnen, Schicht um Schicht zulegen. Doch dann war es vorbei mit der Ruhe. In rascher Folge fielen die Moore dem Land- und Torfhunger einer stetig wachsenden Bevölkerung zum Opfer. Die letzten Reste der einst so weiten Moorlandschaften sollten uns heute in mehrfacher Hinsicht teuer sein. Der BUND kämpft für ihren Schutz – und dafür, dass geschundene Moore zu neuem Leben erweckt werden.

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Natur + Umwelt[2-11] BN-Magazin [2-11] BUNDmagazin


Moore – einst und heute Früher prägten Moore in Deutschland große Landstriche. Kaum etwas ist von ihnen übrig geblieben. Doch ihre Bedeutung für die biologische Vielfalt, den Hochwasserschutz und das Klima ist immens. Wir müssen deshalb den bis heute andauernden Raubbau beenden und alle Restmoore schützen.

W

erfen wir einen Blick in die Vergangenheit: Vor 300 Jahren noch dehnten sich vor allem in Norddeutschland und am Alpenrand im südlichen Bayern riesige Moore aus. Seit der letzten Eiszeit waren sie gewachsen, bis zu 12 000 Jahre lang. Hatten Pflanzenreste angelagert, Millimeter um Millimeter, bis mächtige Torfkörper entstanden. Ihr hoher Wasserstand machte die Moore schwer zugänglich. Länger als alle heimischen Ökosysteme wurden sie daher gemieden, blieben unangetastet und von rauer Wildnis. Märchen und Sagen umkreisten sie, als Schauplatz von Unglücksfällen und Verbrechen. »Oh schaurig ist’s übers Moor zu gehen«, beginnt Annette von Droste-Hülshoffs Ballade »Der Knabe im Moor«; und gegen Ende heißt es: »Wär’n nicht Schutzengel in seiner Näh', seine bleichenden Knöchelchen fände spät ein Gräber im Moorgeschwehle.« 1842 war das, und obwohl die Gräber – die Torfstecher – schon in die Moore vorgedrungen waren, hatten diese noch nichts von ihrem Schrecken verloren.

15 Prozent – regierten Torfmoose und andere Moorbildner. Doch seit dem 18. Jahrhundert entzog der Mensch 99 Prozent dieser Moore planvoll das Wasser und zerstörte sie dadurch, mal mehr, mal weniger. Schon eine leichte Absenkung des Wasserspiegels genügt, um die Mannigfaltigkeit unberührter Hochmoore endgültig zu vernichten. Ihre Vegetation dominieren verschiedene Torfmoose, Wollgräser und Binsen. Dazu kommen – als stetige Begleiter – etwa zehn Gefäßpflanzen, vom Sonnentau über die Moosbeere bis zur Besen-, Rosmarin- und Glockenheide. Vor allem in den Randbereichen besiedeln mitunter auch niedrige Birken und Kiefern den Moorboden.

Spezialisten unter sich Als größte baumfreie Inseln im weithin bewaldeten Mitteleuropa bildeten die Hochmoore einst eine Welt für sich. Vergleichsweise wenige Arten konnten diesen Lebensraum erobern. Zur spezialisierten Tier- und Pflanzenwelt der Hochmoore gehören besonders viele Arten, die heute stark bedroht sind. Kein Wunder, ist ihr stilles Reich doch fast völlig verschwunden. Einst dehnten sich die deutschen Moore über eineinhalb Millionen Hektar aus. Auf etwa fünf Prozent der Landesfläche – in Norddeutschland teilweise über

Im Murnauer Moos wächst auch das Hellgelbe Knabenkraut; die stark gefährdete Orchidee wird bis zu einen Meter hoch.

Hoch- und Niedermoore

blickwinkel/J. Flohe

Wo Niederschläge und Grundwasser zu einem ständigen Wasserüberschuss führen, entstehen Moore. Abgestorbene Pflanzenreste können im Wasser nicht abgebaut werden und lagern sich als Torf ab. Dabei unterscheidet man hauptsächlich zwei Moortypen: Hochmoore werden ausschließlich von Regenwasser gespeist. Ihre Entstehung vollzieht sich, indem Torfmoose in großen Polstern über das Grundwasser emporwachsen. Intakte Hochmoore werden zu ihrem Zentrum hin immer nasser. Charakteristisch ist ein kleinräumiges Mosaik von Bulten und Schlenken, von trockeneren und nassen Bereichen. Hochmoore sind sehr sauer, extrem nährstoffarm und wachsen durchschnittlich 1 mm pro Jahr in die Höhe. Niedermoore dagegen entstehen, wo Seen verlanden, Senken versumpfen, Auen periodisch überflutet werden oder Quellen auftreten. Sie sind häufig nährstoffreich und teils mit Schilfröhricht und Großseggen, teils mit Bruchwald bewachsen. Von Nieder- zu Hochmooren gibt es vielfältige Übergänge; diese »Zwischenmoore« werden oft von Kleinseggen besiedelt.

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Gerd Kriewald (2)

TITELTH EMA

Vom Aussterben bedroht: Sumpfohreule (rechts) und streitende Uferschnepfen.

Fotex Justus de Cuveland

Immerhin über hundert wirbellose Tiere sind in ihrem Vorkommen auf Hochmoore beschränkt. Dazu zählen Käfer wie der Hochmoor-Laufkäfer, Schmetterlinge wie Hochmoorgelbling und -bläuling, Libellen wie die Hochmoor-Mosaikjungfer oder spezialisierte Wolfsspinnen. Zu den typischen Brutvögeln zähl(t)en Birkhuhn, Sumpfohreule, Großer Brachvogel und Goldregenpfeifer – vier Arten, die heute in Deutschland allesamt vom Aussterben bedroht sind. Niedermoore stellen vergleichsweise weniger »extreme« Lebensräume dar. Anders als Hochmoore wölben sie sich nicht über ihre Umgebung empor und werden deshalb auch Flachmoore genannt. Meist nährstoffreich und immer von Grundwasser genährt, prägen Schilfröhrichte, Seggenriede oder Bruchwälder ihr dichtes Pflanzenkleid. Niedermoore sind weit artenreicher als Hochmoore und werden von weniger spezialisierten Tieren und Pflanzen besiedelt. Doch ob Hoch- oder Niedermoor – kleinräumig veränderte geologische und klimatische Parameter können in großen Moorkomplexen zu einer hohen Vielfalt auf engstem Raum führen. Torfmoos – der Stoff, aus dem die Moore sind.

Wie die Moore verschwanden Um den Wasserstand zu senken, hoben die ersten Moorkolonisten ein dichtes Netz von Gräben und Kanälen aus. Es diente zur Fortbewegung, solange Wege im Morast keinen Halt fanden. Und es diente zum Abtransport des Torfes, der als Brennstoff in die Städte und Fabriken geliefert wurde. Wo größere Ansiedlun-

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gen fehlten, lohnte der Torfabbau nicht. Man beließ es bei einer geringen Entwässerung, brannte das Moor oberflächlich ab und lebte mehr schlecht als recht von dem, was die Torfasche hergab, Buchweizen oder anspruchslose Feldfrüchte. Erst mithilfe von Kalk und Mineraldünger lieferte die Bewirtschaftung der Hochmoore ab Mitte des 19. Jahrhunderts mehr Ertrag. Mit dem Einsatz großer Landmaschinen beschleunigte sich die Zerstörung von Hoch- wie Niedermooren im 20. Jahrhundert rapide. Die Not nach dem Zweiten Weltkrieg führte dazu, dass auch den letzten intakten Mooren das Wasser abgegraben wurde. Durch die Trockenlegung aber sackt der Moorboden, Sauerstoff dringt in den Torfkörper, die organische Substanz wird zersetzt, der Torf »verbrennt«. Übrig bleibt nach Jahren des Raubbaus ein oft stark verdichteter, ausgelaugter Boden, der kaum noch Wasser und Nährstoffe aufnehmen kann. Aus Ackerland werden Brachen, kümmerliches Grasland oder Aufforstungen. Neben der verbreiteten land- und forstwirtschaftlichen Nutzung wird in deutschen Mooren bis heute Torf gewonnen. So sind in Niedersachsen derzeit noch 300 Quadratkilometer einstige Hochmoore in Händen der Torfindustrie. Schichtweise werden die dicken Torflagen hier abgebaut. Doch statt den Abbau so bald wie möglich zu stoppen, soll er in den nächsten Jahren noch ausgeweitet werden. 90 zusätzliche Quadratkilometer – derzeit Weideland – plant die Landesregierung für den Torfabbau freizugeben. Der Wasserstand müsste dafür weiter gesenkt werden, ein Problem vor allem für unser Klima.

Dramatischer Klimaeffekt Über 60 Prozent unserer Moore gelten heute als stark entwässert, 35 Prozent als mäßig und weniger als drei Prozent als schwach entwässert. Der nach der Entwässerung verbrennende Torf setzt große Mengen des Klimagases Kohlendioxid frei. Über Jahrtausende gespeicherter Kohlenstoff gelangt so binnen Kurzem in die Atmosphäre zurück. Die industrielle Landnutzung der Moore setzt anfangs bis zu 25 Tonnen CO2 pro Hek-


Moore schützen Wo immer also in Deutschland Moorrelikte die Zeit überdauert haben, verdienen sie bestmöglichen Schutz. Einmal aus Verantwortung für unser Klima. Und dann aus Verantwortung für die hochspezialisierten Pflanzen und Tiere, die ausschließlich in Mooren zu finden sind. Ihr Überleben hängt davon ab, ob wir den Mooren eine Zukunft bieten. Verantwortungslos ist es daher, das eine Prozent, das von unseren Mooren übrig geblieben ist, teilweise noch immer für den Torfabbau zu entwässern. Dabei wäre diese Bedrohung vergleichsweise einfach und kurzfristig aus der Welt zu schaffen. Weit schwieriger ist es, zwei anderer Probleme Herr zu werden. So sind besonders die von Natur aus extrem nährstoffarmen Hochmoore durch Nährstoffe von außen bedroht. Jeder Regen hat hier einen ungewollten Düngungseffekt, da die Luft – verunreinigt von Landwirtschaft und Verkehr – heute um ein Vielfaches nährstoffreicher ist als noch vor wenigen Jahrzehnten. Auch von direkt angrenzenden Feldern und Äckern können Nährstoffe in die Moore sickern. Mit ihnen dringen konkurrenzstarke Allerweltsarten ein und verdrängen die Moorspezialisten aus ihrem Refugium.

Diese schleichende Überformung ist auf Dauer nur durch eine Agrarwende, eine großflächig nachhaltigere Landnutzung zu stoppen. Und durch eine deutliche Senkung der Verkehrsemissionen. Nicht minder betroffen sind die Moore vom Klimawandel. Wo die Temperaturen steigen und die Trockenperioden länger werden, steigt auch der Konkurrenzdruck für die Moorspezialisten – verschärft meist noch dadurch, dass ihr Lebensraum bereits fragmentiert und anderweitig beeinträchtigt ist. Der BUND setzt sich auf allen Ebenen für die Rettung der Moore ein: ob durch gezielten Naturschutz, um Moorflächen zu bewahren und wiederzubeleben, durch Verbrauchertipps (Torf !) oder durch internationale Kampagnen für den Schutz des Klimas und der biologischen Vielfalt. Lesen Sie mehr zu diesem Engagement auf den nächsten Seiten. Severin Zillich

Besiedelt Moorgewässer und -wiesen: das Sumpfblutauge.

Sabine Hauer

tar und Jahr frei, außerdem große Mengen Lachgas, das besonders klimaschädlich ist. Dieser ungewollte, durch falsche Nutzung verschuldete Schwund der Moorböden dauert bis heute an. Im Verhältnis zu seiner Moorfläche ist Deutschland der größte europäische Emittent von Treibhausgasen aus zerstörten Mooren. Mit welchen Folgen, erläutert Michael Succow von der Uni Greifswald: »Wachsende Moore sind die wichtigste Kohlenstoffsenke auf dem Festland. Ihr Verlust verstärkt die globale Klimaerwärmung dramatisch. Jährlich entweichen aus drainierten Mooren weltweit etwa drei Milliarden Tonnen CO2. Aktuelle Klimabilanzen berücksichtigen das kaum.«

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BUND aktiv

Moore schützen Der Schutz und die Renaturierung von Mooren spielen für viele BUND-Gruppen eine wichtige Rolle. Gerade in den moorreichen Bundesländern gibt es eine Fülle von Initiativen. Besonders aktiv sind die Moorschützer des BUND in Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen.

… in Niedersachsen

wässerungsgräben zu verschließen, um den Wasserhaushalt zu stabiliDer niedersächsische Moorsieren. Seit 2006 entsteht (gefördert schutz hat eine fast 40-jährige Gevom Bundesamt für Naturschutz, schichte. Ab Mitte der 70er Jahre BfN) ein umfangreiches Konzept zur wurden in der Diepholzer Moornielangfristigen Sicherung des Moorderung südlich von Bremen Pflegekomplexes. Seine Umsetzung steht einsätze organisiert: BUND-Aktive jedoch in den Sternen. stauten Wasser auf und entfernten Auf Druck des BUND bekannte Gehölze, um die Lebenswelt des sich das BfN trotz hoher Kosten zur Hochmoores zu sichern und vor Finanzierung. Seine Bedingung: Der allem der Verbuschung entgegenumliegende agrarische Randbereich zuwirken. Mit Moorschnucken (in Privateigentum) müsste ins Konwurde die traditionelle Beweidung zept einbezogen werden – nur so sei wiederbelebt. ein weiterer Nährstoffeintrag in die 1983 bündelte der BUND seine Moorgeest zu verhindern. Aktivitäten in einem Projekt und Doch Umweltminister Sander professionalisierte damit die Land- Die Diepholzer Moorniederung – 2004 schlägt die Förderung des BfN aus schaftspflege (www.bund-dhm.de). Motiv dieses BUND-Plakats. und hält wie immer zur Agrarlobby. Über 6 500 Hektar Hochmoor wurDer BUND fordert das Land auf, »im den seitdem renaturiert, die TorfBoot zu bleiben«. Denn für Klimaschicht wächst wieder. Kraniche haben die Niederung schutz und biologische Vielfalt ist die baldige Renatunicht nur als Brutgebiet schätzen gelernt: Bis zu 80 000 rierung der 1 900 Hektar Hochmoor unverzichtbar. Vögel rasten hier gleichzeitig. Auch in der »Hannoverschen Moorgeest« gehen die www.bund-niedersachsen.de/themen/moorschutz Aktivitäten für den Moorschutz inzwischen ins vierte Jahrzehnt. Hier kümmert sich der BUND vor allem um kleinere Hochmoore, die der bäuerliche Handtorfstich … in Baden-Württemberg in Mitleidenschaft gezogen hat. Wieder gilt es aufwachDer BUND Baden-Württemberg betreut etwa 270 sende Kiefern und Birken zurückzudrängen und EntHektar Moore. Ein wichtiges Projekt ist die Wiedervernässung von 100 Hektar im Schwenninger Moos, das mit Schafen beweidet wird. Zudem überwacht der Etwa 200 Moorschnucken halten im Schwenninger Moos die aufwachsenden Gehölze kurz. BUND im Landkreis Konstanz das Fischerweihermoor (54 Hektar) sowie einige Dutzend weitere Moorflächen in den FFH-Gebieten Mindelsee und Bodanrück. Wieder liegt der Schwerpunkt darin, die Moore offenzuhalten. Gezielte Eingriffe fördern gefährdete Tiere und Pflanzen, dazu kommen die Gebietskontrolle, Öffentlichkeitsarbeit und Begleitung wissenschaftlicher Untersuchungen. Der BUND Markdorf hat sechs Hektar einer Pfeifengras-Streuwiese auf Niedermoor wiederhergestellt, gemeinsam mit dem Bodenseekreis im Rahmen eines Interreg-Projekts der EU. Gleichzeitig betreut die BUND-Gruppe das gesamte Ried-Schutzgebiet, das über 100 Hektar umfasst. Eine Reihe weiterer BUND-Gruppen pflegt zudem kleinere Flächen und ist an der Wiedervernässung von Mooren und Torfstichen beteiligt.

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In Bayern engagiert sich der BUND in mindestens 50 größeren Moorschutzprojekten. Schon der erste Ankauf des Bund Naturschutz (BN) im Jahr 1933 galt einer Moorfläche: Das heutige Naturschutzgebiet »Gfällach im Erdinger Moos« wird inzwischen wiedervernässt. Auch andere Ankäufe und Aktivitäten des BN in Mooren entwickelten sich zu Großprojekten. So besitzt der BN im 32 Quadratkilometer umfassenden Murnauer Moos über 70 Hektar. In den Kendlmühlfilzen bei Traunstein, auch dies eines der größten bayerischen Hochmoore, hat der BN bereits 1973 die Ausweisung eines Naturschutzgebietes beantragt. Besonders im Alpenvorland mit seiner deutschlandweit einzigartigen Moorvielfalt ist der BN schon seit den 70er Jahren aktiv. Im Rahmen von etwa 23 größeren Schutzprojekten wurden bisher über 180 Hektar weitgehend eigene Moorflächen renaturiert, auf 120 Hektar wächst der Torf wieder. Um den Wasserstand im Moor anzuheben, mussten unzählige Dämme in die alten Entwässerungsgräben gezogen werden, teils in mühevoller Handarbeit, teils mit großen Baggern.

M. Drobny

… in Bayern

Rasenmäher mit Biosiegel – Weiderinder im Freisinger Moos.

Moorpflege mit Mensch und Tier Auf weiteren 200 Hektar führt der Bund Naturschutz Pflegemaßnahmen durch. Wo Bäume und Sträucher nach dem Anstau nicht von selbst absterben oder noch kein Anstau möglich ist, wird entbuscht. Im Umfeld der Moore mäht der BN wertvolle Streuwiesen. Als Belohnung wachsen schon bald die Torfmoose wieder, andere moortypische Pflanzen und Tiere kehren zurück. So ist ins Werdensteiner Moos, das der BN seit 30 Jahren betreut, das komplette moortypische Spektrum von Schmetterlingen und Libellen zurückgekehrt, darunter die vom Aussterben bedrohte Große Moosjungfer und die stark gefährdete Arktische Smaragdlibelle. In den Allgäuer Mooren werben drei Gebietsbetreuer des BN für mehr Moorschutz, gefördert vom Naturschutzfonds und dem Europäischen Sozialfonds. Die Moorprojekte des Bund Naturschutz im Alpenraum waren der Internationalen Alpenschutzkommission 2008 eine Auszeichnung mit 20 000 Euro Preisgeld wert.

Rettung für den Riedteufel Ein zweiter Schwerpunkt der BUND-Aktivitäten liegt in den großen Niedermooren Südbayerns. Hier steht neben der Wiedervernässung die Sicherung extensiv genutzter Wiesen im Vordergrund. So grasen im Freisinger Moos Weiderinder, ein Projekt des BN mit einem Biolandwirt. Das qualitativ hochwertige und klimaund naturverträglich produzierte Fleisch erfreut sich steigender Nachfrage. Und in der Mertinger Höll bei Donauwörth – ein einmalig kleinteilig strukturiertes Gebiet, das besonders für Wiesenbrüter wertvoll ist – besitzt der BN über 120 Hektar. Sie werden von 20 Landwirten extensiv genutzt. Gezielte Pflege und die Anlage feuchter Senken werten das letzte große Wie-

Arbeit in einem Hochmoor bei Weilheim – auch Kinder legen bei der Renaturierung Hand an.

sengebiet im Donauried auf. Das Moorveilchen, der Riedteufel (ein stark bedrohter Augenfalter) und das Braunkehlchen werden seitdem wieder häufiger. Seit 2008 ist der Moorschutz in Bayern zumindest finanziell und personell gestärkt: Die Landesregierung stellte im Rahmen eines Klimaschutzprogramms etwa acht Millionen Euro für die Moore bereit. Auch der Bund Naturschutz konnte dadurch neue Projekte starten, so im Dattenhauser Ried (Kreis Dillingen) oder im Deininger Moor bei München. Dieses Programm muss, da es dieses Jahr ausläuft, dringend fortgeführt werden.

Die Autorinnen: Heidrun Heidecke koordiniert den Naturschutz des BUND, Christine Margraf betreut den Artenschutz in Südbayern.

Mehr zu den bayerischen Aktivitäten www.bund-naturschutz.de/moore

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Ruth Sanders

TITELTH EMA

Entwässerungsgräben im Bremer »Blockland« – die Moorböden werden hier seit Jahrhunderten als Grünland genutzt.

Moorschutz

Der BUND fordert Was der BUND und andere Naturschutzverbände praktisch für die Erhaltung und Wiederbelebung unserer Moore leisten, darf Behörden nicht als Alibi dazu dienen, die Hände in den Schoß zu legen. Zum Schutz der Moore fordert der BUND von der Politik im Einzelnen:

1

Ein Nationales Moorschutzprogramm in Höhe von jährlich 50 Millionen Euro im Rahmen des von der Bundesregierung angekündigten Programms »Biologische Vielfalt«. Damit sollen jedes Jahr zusätzlich 25 000 Hektar Moorflächen bis zum Ende der Legislaturperiode 2013 renaturiert werden, gemeinsam mit den Bundesländern und anderen Akteuren.

2

Den Zustand aller noch vorhandenen Moore zu erfassen – um daraus abzuleiten, welche Moore schnell in natürliche Prozesse zurückgeführt werden können; und wo, wenn das schwierig ist, ihre Nutzung zumindest extensiviert werden kann.

3

Zügig eine Strategie zum Ersatz von Torfsubstraten im Garten- und Landschaftsbau zu entwickeln; zudem müssen die Möglichkeiten und Grenzen neuer, angepasster Moornutzungen praxisorientiert erforscht werden (wie Paludikulturen und Wasserwälder).

4

Ein Verbot des Torfeinsatzes: im privaten Bereich mit sofortiger Wirkung, da es hier genug Alternativen gibt; und im Erwerbsgartenbau binnen drei Jahren (als Zeitraum zur Umstellung). Ausnahmen gelten für Medizin und Industrie bei der Herstellung von Spezialfiltern.

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Von den Bundesländern ausreichend finanzierte landesweite Entwicklungskonzepte und Schutzprogramme für Moore (soweit noch nicht vorhanden).

6

Von den Bundesländern, vorrangig Managementpläne für die Moore zu erstellen und umzusetzen, die als Natura 2000-Gebiete ausgewiesen sind und deren »günstiger Erhaltungszustand« bewahrt und wiederhergestellt werden muss.

7

Moore auch durch Hochwasserschutz und eine angepasste Landwirtschaft zu erhalten: Alle Fachbehörden des Bundes und der Länder müssen Moorschutz bei ihren Maßnahmen, Projekten, Förderungen und Beratungen umsetzen.

8

Attraktive und unbürokratische Förderprogramme sowie eine bessere behördliche Unterstützung für den aktiven Moorschutz der weitgehend ehrenamtlich tätigen Naturschutzverbände. Kai Frobel … ist Sprecher des BUND-Arbeitskreises Naturschutz. Mehr zur BUND-Position im »Standpunkt Moorschutz« unter www.bund.net/moore


Moorlibellen

Verlierer und Gewinner Libellen sind aufgrund ihrer Lebensweise – die fertigen Insekten leben auf dem Land, die Larven im Wasser – oft besonders eng an ihren Lebensraum gebunden. Auch in Mooren finden wir eine ganz eigene Libellenfauna.

Z

u den Libellen der Moore gehören Torf- und Hochmoor-Mosaikjungfer, Kleine und Nordische Moosjungfer, Speer-Azurjungfer, Schwarze Heidelibelle, Arktische Smaragd- und Zwerglibelle. Einige weitere Arten kommen hier, aber auch in anderen Lebensräumen vor. Ihre Bindung an das Moor hat unterschiedliche Gründe. So vertragen einige Arten sehr gut das saure Milieu der Moorgewässer oder kommen mit den starken Temperaturschwankungen im Moor gut zurecht. Oder sie nutzen die Torfmoose als Substrat für die Eiablage. Vor allem aber profitieren sie davon, dass sie hier vor ihren Fressfeinden – speziell Fischen – sowie anderen, konkurrenzstärkeren Libellenarten sicher sind.

Günter J. Loos

Moore hat man als »Unland« von alters her urbar zu machen versucht. Ob trockengelegte Hochmoore aufgeforstet oder Niedermoore in Grünland oder Acker umgewandelt wurden – immer verschwanden dabei auch alle Gewässer mit ihren typischen Libellenarten. Die Torfgewinnung in kleinem Rahmen – etwa als bäuerlicher Handtorfstich – kann für Libellen durchaus positiv wirken, da neue Moortümpel entstehen. Doch der industrielle Torfabbau führt großflächig zum Totalverlust der ursprünglichen Lebensgemeinschaften. Besonders empfindlich reagieren die von Natur aus nährstoffarmen Moore auf Nährstoffe, die von außen einsickern (wie Gülle) und über die Luft eingetragen werden (vor allem Stickstoff ). All diese Faktoren führen dazu, dass Moorbiotope verändert werden oder ganz verloren gehen – und damit eben auch die typischen Moorlibellen zu Verlierern werden. In den letzten Jahren gewinnt ein weiterer Gefährdungsfaktor an Bedeutung: der Klimawandel. Höhere Temperaturen, extreme Trockenperioden und gewandelte Niederschläge führen zu einer deutlichen Veränderung der Moore. Einer der Effekte: Zunehmend wandern mediterrane Arten nach Deutschland ein, die sich dann auch in Mooren ansiedeln. Ein Beispiel ist die Feuerlibelle, deren aktuelle Verbreitung im Rahmen der BUND-Aktion »Feuermelder« untersucht werden soll.

J. Ott (2)

Wodurch bedroht?

Die Kleine Moosjungfer (großes Bild) ist regional merklich seltener geworden. Wie die Torfmoos-Mosaikjungfer (links) gilt sie als gefährdet. Die Feuerlibelle (rechts) dringt dagegen seit einigen Jahren auch in Moorlebensräume vor.

stauen und damit renaturieren. Hilfe für unsere Moorlibellen ist also möglich – und nötig, als Ausgleich für die Zerstörung fast all ihrer einstigen Lebensräume. Jürgen Ott

Hilfe mšglich?

… ist Autor und Koautor einiger Roter Listen der Libellen (Rheinland-Pfalz, Deutschland, Europa).

Trotz vielfältiger Bedrohungen ist Moorlibellen durchaus zu helfen. Zunächst einmal durch den Verzicht auf Torf im Garten, um die weitere Moorzerstörung aufzuhalten. Die behutsame Öffnung von zugewachsenen Mooren kann Raum für kleine Moortümpel schaffen, die meist rasch von Libellen wiederbesiedelt werden. Vor allem Niedermoore lassen sich gut auf-

Mehr über die »Juwelen der Lüfte« und unsere Aktion »Feuermelder« unter www.bund.net/libellen. BUND-Aktiven bietet das Freiwilligenreferat ein Materialpaket »Libellenschutz« – mit Fachinfos sowie Unterlagen für die Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung: Tel. (0 30) 2 75 86-4 55, www.bund-intern.net

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Torfverbrauch

TITELTH EMA

Raubbau beenden Um unser Klima und die biologische Vielfalt dauerhaft zu schützen, dürfen wir nicht länger gedankenlos hochwertigen Torf verschwenden. Im industriellen Erwerbsgartenbau sind rasch Alternativen gefragt. Für die Landschaftspflege und den Hobbybereich gibt es sie schon.

W. Wichtmann

Für deutsche Beete und Topfblumen werden in Osteuropa – im Bild: Weißrussland – riesige Moore abgetorft, auch von deutschen Großbetrieben.

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in größerer Kontrast ist nicht vorstellbar: hier helle Glashäuser mit der farbigsten Blumenpracht, dort schwarze, tote Torfabbauflächen bis zum Horizont. Auf der einen Seite eine urbanisierte Hochzivilisation, auf der anderen Seite eine Torfwirtschaft, die als der letzte Jäger und Sammler des Planeten von einem erschöpften Moor zum nächsten zieht. Es ist die Massenhaltung von Menschen, die wir Städte nennen, die diese Kontraste nährt. Menschenmengen mit hohen Ansprüchen an immer verfügbare Nahrungsmittel und Schmuckgrün fordern eine Industrie, die – ebenso auf kleinstem Raum – eine beständige Massenproduktion von frischem Gemüse und Topfpflanzen verwirklicht. Die Pflanzen werden in einer derart industrialisierten »Land«-Wirtschaft in künstlichen Substraten gezogen, weil natürlicher Boden nicht verlässlich genug ist.

Schäden ausgeblendet Momentan ist Hochmoortorf in Deutschland der bedeutendste Rohstoff für solche Substrate. Nichts eignet sich besser, denn Hochmoortorf ist eigentlich nichts. Feine Leerräume, zusammengehalten von schwer abbaubarem organischem Material, schaffen eine Porenstruktur, die die gleichzeitige Anwesenheit von Wasser und Luft im Wurzelraum garantiert. So können die Pflanzen weder vertrocknen noch ertrinken. Die fast inerte, reaktionsträge Substanz erlaubt es für jede Pflanzenkultur optimale Bedingungen zu schaffen. Gutes (Nährstoffe, Kalk …) kann in der richti-

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Natur + Umwelt[2-11] BN-Magazin [2-11] BUNDmagazin

gen Menge zugefügt werden, ohne Schlechtes (zu viele Nährstoffe, Giftstoffe …) mit viel Aufwand entfernen zu müssen. Hochmoortorf ist einheitlich, standardisierbar, leicht zu verarbeiten, reichlich vorhanden und billig. Zu reichlich vorhanden, zu billig. Und darum werden Klimaschäden, die Endlichkeit des Torfs und die Naturvernichtung bei seinem Abbau ignoriert und ausgeblendet. Es gibt kaum Antrieb, nach einer hochwertigen Alternative zu suchen. Vereinzelt gibt es zwar Möglichkeiten, den Torf zu ersetzen. Doch die Mengen sind für die Industrie zu gering, oder die Alternativen haben ihre eigenen betriebs- und umwelttechnischen oder ökonomischen Nachteile. Die Nachfrage nach Torf jedenfalls hält an. Denn die Menschen ernähren sich und dekorieren ihre Wohnungen mit Grün, ohne sich bewusst zu sein, dass an fast jedem Gemüse, fast jeder Zimmerpflanze Torf klebt.

Strategie für den Ausstieg Eine industrielle Pflanzenproduktion erfordert hochwertige Substrate. Somit kann der Torfschleier, der wie eine Sucht durch unsere Gesellschaft gewoben ist, nicht von einem Moment auf den anderen entfernt werden. Wir brauchen eine Strategie für den Ausstieg, die letztlich die Verwendung von Torf beendet. Eine beschleunigte Entwicklung von Alternativen für den Erwerbsgartenbau – wie Torfmoos-Biomasse oder hochwertiger Kompost. Eine Beschränkung der Torfverwendung auf das Allernötigste. Und eine Begrenzung der Torfgewinnung auf schon stark vorgeschädigte Flächen. Bereits abgetorfte Flächen müssen wiedervernässt und restauriert werden. Und wir müssen sofort damit aufhören, hochwertigen Torf für minderwertige Zwecke zu verschwenden. In der Landschafts- und Gartenpflege sowie bei unseren Zimmerpflanzen können wir völlig auf Torf verzichten. Es gibt dort gute Alternativen. Ansonsten sollten wir unsere Ansprüche niedriger schrauben. Jeder Sack torfhaltige Blumenerde, jeder Laster Torf, auf den in Deutschland verzichtet wird, trägt dazu bei, dass Hochmoore im Baltikum und sonstwo in der Welt wieder mehr Zukunft haben. Hans Joosten É leitet als Professor die Arbeitsgruppe Moorkunde und Paläoškologie an der Universität Greifswald.


Aktiv werden

Torffrei gärtnern Wem der Schutz der Moore am Herzen liegt, der sollte auf torfhaltige Erden verzichten. Seit Jahren engagieren sich der BUND und viele seiner Gruppen dafür, mit öffentlicher Aufklärung und politischer Einflussnahme den Verbrauch von Torf zu reduzieren.

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edes Jahr verschlingt der deutsche Gartenbau acht Millionen Kubikmeter Torf. Ein Fünftel davon verbrauchen HobbygärtnerInnen, meist in Form von Gartenerde. Ein anderes Konsumverhalten könnte also erheblich zum Schutz der Moore beitragen. Im Frühjahr 2010 sorgte eine Anfrage des BUND bei Baumärkten und dem Industrieverband Garten für Aufregung: Wer hatte torffreie Produkte im Angebot? Das Ergebnis war ernüchternd. Der BUND beschloss, eine offensive Kampagne gegen den Torf im Hobbygartenbau zu starten. Unter dem Motto »Torf tötet« machte der BUND online mobil, um auf die Moorzerstörung durch torfhaltige Blumenerde hinzuweisen. Neben dem Einsatz von E-Mail-Newslettern, Twitter und Facebook wurden diverse Blogs, Portale, Magazine und andere Internetseiten aufgefordert, die Aktion zu unterstützen. Dank großer Resonanz gelang es die Problematik auch außerhalb des BUND bekannt zu machen.

Noch Entwicklungsland Der BUND präsentierte das Thema Moorschutz und torffreie Erden auch auf Landesgartenschauen und vielen lokalen Veranstaltungen. Eine Broschüre über torffreies Gärtnern konnte zehntausend Mal verteilt werden. Unsere Aktivitäten führten zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Herstellern der Erden und ihrem Lobbyverband, dem Industrieverband Garten. Nach einem Jahr intensiver Arbeit gibt es erste kleine Erfolge. Hatten zu Saisonbeginn 2010 nur fünf Baumarktketten torffreie Erden im Angebot, so sind es inzwischen doppelt so viele. Eine erste Handelskette denkt darüber nach, torffreie Topfpflanzen anzubieten. Trotzdem ist Deutschland noch Entwicklungsland, was torffreies Gärtnern betrifft. So gibt es in Österreich seit drei Jahren eine torffreie Gartenschau. Und in Großbritannien sind die Königlichen Botanischen Gärten in Kew bei London seit 1992 torffrei, dazu unterstützen prominente Gärtner Kampagnen gegen Torf im Garten. Auch liegt in britischen Gartencentern der Anteil torffreier Produkte bei 30 bis 55 Prozent, ein Vielfaches von dem in Deutschland.

Wird torffreie Erde abgelehnt? Im Rahmen der Bundesgartenschau in Koblenz wird der BUND – und das Gemüsesortenprojekt »Rheinland (+) Pfalz« – mit Gästen der Buga 5 000 junge Tomatenpflanzen setzen: in kompostierbare Töpfchen mit torffreier Erde. Auch unterstützen wir eine Initiative der Lokalen Agendagruppe in Gießen für die erste torffreie hessische Landesgartenschau 2014. Gleichzeitig untersuchen Studenten der Fachhochschule Eberswalde in Kooperation mit dem BUND die Akzeptanz torffreier Erde. Ist es wahr, was die Hersteller von Gartenerde und ihr Industrieverband behaupten? Lehnen die VerbraucherInnen torffreie Erde wirklich ab? Der BUND geht davon aus, dass es lediglich an offensiver Aufklärung fehlt. Befragungen sollen dies nun klären und dem BUND weitere Argumente für ein Angebot torffreier Erde liefern.

Nicht mehr zeitgemäß Ein weiterer Erfolg ist, dass der Einsatz von Torf nun auch im Fernsehen mehrfach thematisiert wurde. Markus Phlippen, Gartenexperte und Moderator des ARD-Ratgebers Heim + Garten, bekennt sich zum torffreien Gärtnern: »Der hohe Torfverbrauch durch die Hobbygärtnerei ist nicht mehr zeitgemäß und ökologisch vertretbar. Inzwischen gibt es torffreie Erden, mit denen sich ebenso gute Ergebnisse erzielen lassen. Ich rate allen Hobbygärtnern, torffreie Erde auszuprobieren. Das schont die Moore und ist ein Beitrag zum Klimaschutz!« Heidrun Heidecke

Mehr zur BUND-Torfkampagne Folgendes Infomaterial kšnnen Sie unter www.bund.net /torf herunterladen: ¥ Gartentipps fŸr BlŸtenpracht auch ohne Torf ¥ EinkaufsfŸhrer zu Anbietern torffreier Gartenerde ¥ Unser Faltblatt ÈTorffrei gŠrtnernÇ Das Faltblatt gibt’s auch gedruckt (und gratis) beim Infoservice, Tel. (0 30) 2 75 86-4 69, info@bund.net

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Foto: Köck

In den Rosenheimer Stammbeckenmooren

Moorschutz ist Klimaschutz

Bayern muss sein Potenzial nutzen!

Bayern gehört zu den moorreichsten Bundes­ ländern Deutschlands. Damit hat es auch eine besondere Verantwortung. Denn Moore sind nicht nur wichtig für den Arten- und den Hochwasserschutz: Auch weil wir das Klima schützen und schnell aus der Atomenergie aussteigen wollen, führt an einem besseren Moorschutz kein Weg vorbei.

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Foto: Köck

Foto: Stephan

Moosbeere

und 220 000 Hektar Moore bedecken den Freistaat. Intakt sind davon allerdings nur noch fünf Prozent. Wie in den anderen Bundesländern auch, haben Ent­ wässerung, Torfabbau und andere Nutzungsformen den bayerischen Mooren arg zugesetzt. Ein wirkungs­ voller Schutz für die verbliebenen Flächen und größere Anstrengungen bei der Renaturierung sind nicht nur praktizierter Arten- und Hochwasserschutz: Bayern verfügt mit den verbliebenen Flächen über ein Riesen­ potenzial für einen kostengünstigen Klimaschutz (siehe Beitrag Seite 11–13). Gestörte Moore hingegen können die Treibhausgasbilanz eines Landes empfind­ lich belasten. Einmal entwässert, setzen die einstigen CO2-Speicher nämlich große Mengen an Klimagasen frei. So stammen in Bayern bis zu sechs Prozent aller Treibhausgasemissionen aus Mooren.

Zwar gehört der Freistaat zu den aktivsten Bundes­ ländern im Moorschutz und verfügt seit 2003 auch über ein sogenanntes Moorentwicklungsprogramm. Seit 2008 – leider befristet bis 2011 – zweigt das bayeri­ sche Umweltministerium außerdem jährlich zwei Mil­ lionen Euro aus seinem Klimaschutzprogramm (KLIP) für den Moorschutz ab. Trotzdem bleiben viele Ziele auch hier nichts weiter als Papiertiger. Moore werden weiterhin durch Eingriffe in den Wasserhaushalt, Bau­ maßnahmen, land- oder forstwirtschaftliche Nutzung und Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft beein­ trächtigt oder zerstört. Bayern kann es sich nicht leisten, vorhandenes Po­ tenzial im Klimaschutz zu verschenken. Bisher hat der Freistaat seinen CO2-Pro-Kopf-Ausstoß auch über die fünf bayerischen Atommeiler relativ niedrig gehalten. Doch nicht erst seit der Atom-Katastrophe im japani­ schen Fukushima ist klar, dass Klimaschutz via Atom­ risiko nicht zu verantworten ist. Umso mehr müssen jetzt alle Möglichkeiten zur CO2-Vermeidung und -Speicherung genutzt werden. Im Gegensatz zu auf­ wendigen und wenig erforschten Technologien, wie der unterirdischen Speicherung von CO2 (CCS), bietet der Moorschutz eine hervorragende und kostengünsti­ ge Möglichkeit, Treibhausgase zu vermeiden und zu speichern. Wo der Freistaat hier nachbessern kann, hat der BN in seinen Forderungen für den Moorschutz zu­ sammengestellt: Finanzielle Unterstützung ausweiten: Moorschutz ist eine Langzeitaufgabe, deshalb muss die bayerische Staatsregierung die Finanzierung des Moorschutzes über das KLIP-Programm über 2011 hinaus fortführen und aufstocken. Das haben Anfang April auch die ver­ sammelten Experten einer großen Moortagung der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Land­ schaftspflege (ANL) gefordert. Der Moorschutz muss auf eine wesentlich größere Fläche ausgedehnt wer­ den. Hier sind alle Grundeigentümer, der Bauernver­ band und die zuständigen Fachbehörden gefragt. Es ist wichtig, Verbundachsen, Randzonen und Pufferflä­ chen zu entwickeln. Zudem müssen auch die großen bayerischen Niedermoore – die deutlich klimarelevan­ ter als Hochmoore sind – in das Programm einbezogen werden. Förderprogramme verbessern: Die Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik 2013 bietet sehr gute Chancen, den Moorschutz besser im Fördersystem zu verankern. Hier muss das bayerische Landwirtschaftsministerium seinen Einfluss geltend machen. Die Agrarpolitik soll künftig nach dem Motto »öffentliche Gelder nur für ­öffentliche Güter« gestaltet werden. Moore erbringen gleich mehrere solcher »öffentlicher Güter«: für Klima-, Natur- und Hochwasserschutz. Bürokratische Hürden abbauen: Naturschutzverbän­ de sind als Träger vieler Maßnahmen zentrale Partner beim Moorschutz (siehe Beitrag Seite 14/15). Kompli­ zierte Antrags- und Abrechnungsverfahren machen es


Fotos: Stephan, Hirscher

Mach’s doch selbst! Nach dem Motto »Schaufeln statt Schwafeln« tun sich jedes Jahr junge Leute zusammen und packen ein Wochenende lang beim Moorschutz richtig an. Was dabei nicht fehlen darf: die tägliche Torfschlacht.

Damit der Spaß nicht zu kurz kommt!

Selbst anpacken: Das ist das Erfolgsrezept der »Much & Moor«-Wochenenden. Jedes Jahr ziehen junge Leute mit ­allerhand Werkzeug bewaffnet los. Ihre Mission: Moore ­renaturieren – und nebenbei eine Menge Spaß haben.

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ie sind zwischen 16 und 30 Jahre alt und kommen aus ganz Bayern. 2009 packten sogar Umweltschüt­ zer aus dem russischen Wladimir mit an – ein bunt ge­ mischter Haufen also. Was besonders freut: Es sind immer wieder neue Gesichter dabei. Im Gepäck haben sie hehre Ziele: die Artenvielfalt fördern, etwas Konkre­ tes für den Hochwasser- und für den Klimaschutz tun. Seit 2003 organisiert der Arbeitskreis Alpen der Jugend­ organisation Bund Naturschutz (JBN) seine »Much & Moor«-Wochenenden. Die meisten Teilnehmer treibt der sofort sichtbare Erfolg: die neu gebauten Staudäm­ me, das Wasser, das sich dahinter sammelt. Eine einge­ sparte Kilowattstunde Strom ist wichtig – aber man kann sie weder sehen noch herzeigen. In vier Jahren konnte die JBN genug Dämme erstellen, um das 6,5 Hektar große Kematsrieder Moos wieder zu vernässen. Eingriffe, die mit einem Bagger niemals so schonend und präzise hätten erfolgen können. Am Freitagabend geht’s gemeinsam zu einer rusti­ kalen Hütte, wo gekocht und viel »g’ratscht« wird. Am Samstag heißt es dann: auf zum Arbeitseinsatz! Mittags führt Alfred Karle-Fendt, seit Jahren aktiv im BN-Pro­ jekt Felmer Moos, die Gruppe fachkundig durch’s Moor: »Damit ihr wissts, warum ihr das macht!« Bei

dieser Gelegenheit werden auch die Erfolge der geta­ nen Arbeit sichtbar. Das Torfmooswachstum setzt be­ reits im Folgejahr der Vernässung wieder ein. Für viele Teilnehmer das Highlight der Wochenen­ den: Kein Tag im Moor geht ohne die obligatorische Torfschlacht zu Ende. Und die Hüttenromantik kommt an den Abenden auch nie zu kurz. Wer teilnehmen möchte: Das nächste Moorwochenende findet vom 28. bis 30. Oktober 2011 statt. Information und Anmeldung unter www.alpen.jbn.de/main. php Simon Hirscher (ht)

vor allem den Ehrenamtlichen schwer; Aktive aus dem BN wissen ein Lied davon zu singen. Hier muss das bayrische Umweltministerium dafür sorgen, dass die Abläufe deutlich vereinfacht werden. Alle Behörden beteiligen: Die Moorrenaturierung ist nicht nur eine Sache des Naturschutzes. Die Staatsre­ gierung muss die Wasserwirtschafts-, Landwirtschaftsund andere Fachämter dazu verpflichten, bei der Bera­ tung und allen Maßnahmen den Moorschutz voranzu­ bringen und Synergien zu nutzen. Wiesen besser schützen: Beim Schutz von »Grünland« hinkt Bayern – auch aufgrund der Blockadepolitik des Bauernverbandes – im bundesweiten Vergleich hinter­

her. Gerade in Niedermooren wurden viele Wiesen und Weiden für die Biogasproduktion in Äcker verwandelt. Das Umweltministerium muss dafür sorgen, dass Bay­ ern endlich das Wiesenumbruchsverbot des Bundes­ naturschutzgesetzes in Länderrecht umsetzt. Zerstörung stoppen: Nicht zuletzt muss der Moor­ schutz in Bayern glaubwürdig werden. Solange die Staatsregierung eine dritte Start- und Landebahn für den Flughafen München plant, sind alle Bekenntnisse zum Moorschutz Lippenbekenntnisse. Das nördliche Erdinger Moos würde durch die Baumaßnahme end­ gültig zerstört. Dr. Christine Margraf (ht)

Faszinierende Moore erleben

Der Autor Simon Hirscher ist Mitglied der JBN und im Projekt ­»Felmer Moos« aktiv. Seit 2003 leitet er die »Much & Moor«-Wochen­ enden im Allgäu.

Viele BN-Gruppen bieten Veranstaltungen oder Führungen in Mooren an. Im Projekt »Wildnis!Moor« der BN-Kreisgruppe Weilheim-Schongau zum Beispiel legen Kinder nach einer Mooswanderung ein eigenes Moorbuch an (www.weilheim-schongau.bund-naturschutz.de, Link Umweltbildung). In den Allgäuer Mooren werben drei BN-Gebietsbetreuerinnen für mehr Moorschutz, gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds und Europäischen ­Sozialfonds (www.kempten.bund-naturschutz.de, www.lindau.bundnaturschutz.de, www.ostallgaeu-kaufbeuren.bund-naturschutz.de).

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Moore, Spiegel der Naturschutz- geschichte

Moore galten lange Zeit als nutzlos oder gefährlich. Als man realisierte, welche wichtigen Funk­ tionen sie erfüllen, war bereits ein Großteil geoder zerstört. Ein Wettlauf mit der Zeit begann. 1933 kaufte der Bund Naturschutz seine erste Schutzfläche – ein Moor. Bis heute ist ihm der Erhalt dieses Lebensraums ein zentrales Anliegen.

Fotos: Bildarchiv Schlossmuseum Murnau

BN engagiert sich seit acht Jahrzehnten

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Foto: privat

as Wort »Sumpf« erweckt immer noch negative ­Assoziationen. Die Trockenlegung von Sümpfen hingegen stand in der Moderne als Bild für die Aufklä­ rung. Die Moorkultivierung im großen Stil begann auch tatsächlich in diesem Zeitalter. Mit dem aufkom­ menden volkswirtschaftlichen Denken im 18. Jahrhundert kümmerte sich der Staat zunehmend um die Ausweitung seiner Flä­ che. Er definierte sich nicht mehr so sehr als Personenverband, sondern als Territorial­ staat: Die Fläche mit den ober- und unter­ irdischen Bodenschätzen war sein Vermö­ gen. Der einzelne Bauer konnte es sich gar nicht leisten, Arbeitskraft und Kapital in Flächen zu investieren, die erst nach Jahren etwas ein­ Der Autor Reinhard Falter brachten. Bayerisches Beispiel für die nun folgende Ära ist Historiker, Philo- ist die Trockenlegung des größten bayerischen Nieder­ soph und Buch­ moors, des Altbayerischen Donaumooses. Seine Ur­ autor (zuletzt barmachung ab 1796 stellte die größte Neulandgewin­ »Natur prägt Kultur: der Einfluss von nung in Bayern seit dem Mittelalter dar. Landschaft und Klima auf den Menschen«, Telesma, 2006). Von 1989 bis 1994 war er Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Fließgewässer in Bayern und setzte sich erfolgreich für die Renaturierung der Isar ein. Er ist Mitbegründer und Vorsitzender des Instituts für Naturphilosophische Praxis (INAP).

BN kauft erste Flächen

Das Trockenlegen von Mooren bezeichnete man als »Melioration«, also als eine Verbesserung des Bodens. Der Mensch glaubte, die Natur verbessern zu können. Gegen dieses Denken anzugehen, fiel dem Naturschutz lange Zeit schwer. Besonders in Kriegs- und Notzeiten erschienen die Moore vielen als Reserve an Nutzland. Außerdem holte man mittels großer Trockenlegungs­ aktionen die Arbeitslosen von der Straße. Bereits da­ mals wurden die Zerstörungen von früher als Argu­ ment für neue Eingriffe in Moore herangezogen. Gerade weil der Staat beim Moorschutz so zögerlich war, wurde der verbandliche Naturschutz besonders wichtig. So war die erste Ankaufsfläche des Bundes Na­ turschutz ein Moor. 1933 kaufte er ein etwa 6,5 Hektar großes Areal an der Gfällach im Erdinger Moos. Vor

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Zerstörerische Nutzung Der Torfstich im Murnauer Moos (linkes Bild, 1960) ist heute Vergangenheit. 1988 stoppte die bayerische Regierung den Torfabbau im Freistaat. Für den Moosberg (rechtes Bild) im Murnauer Moos kam ein Abbaustopp zu spät. Heute erinnert nur noch ein »Restlochsee« an ihn.

allem aus heutiger Sicht eine hervorragende Investi­ tion: »Moorschutz ist Klima-, Hochwasser- und Arten­ schutz in einem Guss und deshalb von zentraler Be­ deutung für uns alle!«, erklärt der BN-Vorsitzende ­Hubert Weiger. Die gesamte Fläche wurde noch im gleichen Jahr Naturschutzgebiet – das erste Bayerns. Heute ist es Natura-2000-Gebiet und eines der letzten Refugien für die Arten des ehemals größten südbayeri­ schen Niedermoores.

Mooren einen Wert geben

In Bayern war es vor allem Otto Kraus, der erste amtli­ che Naturschützer Bayerns, der das Thema wieder auf­ griff. Er leitete von 1949 bis 1967 die Bayerische Lan­ desstelle für Naturschutz. Bereits vorher hatte er eh­ renamtlich ein Kataster der schutzwürdigen Moore Bayerns mit konzeptionellen Vorschlägen für ihre Si­ cherung erstellt. Das spätere Ehrenmitglied des Bun­ des Naturschutz suchte stets die Verbindung zu wirt­ schaftlichen Überlegungen. Angesichts der Hochwas­ ser von 1954 kritisierte er erstmals die Vernichtung wichtiger Wasserrückhalteräume, wie Auen und Moore. Kraus wusste nur zu gut, dass sich für die Artenvielfalt nur eine kleine sensible Minderheit interessierte. Der Versuch, über die drohende Versteppung und den Hochwasserschutz die Brücke zum ökonomischen Nutzen von Mooren zu schlagen, war aber nicht nach­ haltig erfolgreich.

Oft ein zäher Kampf

Bis heute ist der Moorschutz ein zäher Kampf gegen verschiedene Nutzungsformen geblieben – immer wie­ der belohnt durch wichtige Erfolge. Ein Beispiel hierfür ist das Traunsteiner Ödmoos. Das Hochmoor hatte durch Entwässerung und Aufforstung seinen Charak­ ter fast vollständig verloren. Mit Unterstützung der Bayerischen Staatsforsten renaturierte die BN-Kreis­


Auch gut für’s Klima

Dass Moorschutz praktizierter Klimaschutz ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Trotzdem wird der viel beschworene Kampf gegen die Erderwärmung vor

Foto: Bildarchiv Schlossmuseum Murnau

gruppe Traunstein ab 1985 etwa 16 Hektar Moorfläche. Inzwischen hat sich wieder ein typisches Latschen­ hochmoor entwickelt, und als FFH-Gebiet steht es heute unter dem Schutz der EU. Eine weitere Erfolgsgeschichte: das Murnauer Moos. Das etwa 4200 Hektar große Gebiet ist der größte ge­ schlossene Moorkomplex Mitteleuropas. Im 19. und 20. Jahrhundert setzten ihm industrieller Torf- und Ge­ steinsabbau sowie Entwässerung stark zu. Gemeinsam mit dem Zoologen und Mundartdichter Max Dingler nahm die Botanikerin und BN-Aktivistin Ingeborg Haeckel Ende der 1930er-Jahre den Kampf gegen die­ sen Raubbau auf. Auf ihre Initiative geht der Flächen­ kauf im Moos und die Ausweisung als Naturschutzge­ biet zurück. Heute ist rund die Hälfte des Gebietes im Besitz von Naturschutzverbänden und der öffentlichen Hand. In der Kendlmühlfilzen, einem Hochmoor im Land­ kreis Traunstein, ging der BN in den 1970er-Jahren ­juristisch gegen die industrielle Abtorfung vor. 1988 wurde der Abbau schließlich eingestellt, und das lange Bemühen um ein Naturschutzgebiet hatte Erfolg. Einen Schritt weiter in Richtung Verursacherbe­ kämpfung ging man ab 1970, als das Wissen der Bevöl­ kerung über die Umweltprobleme zunahm. Vor allem der heutige BN-Vorsitzende Hubert Weiger rief damals Gartenbesitzer dazu auf, Torfdüngung zu vermeiden. Ein Landtagsbeschluss von 1988 stoppte schließlich den Abbau in Bayern weitgehend. Heute wird ein Groß­ teil des Torfes aus Russland importiert. Um weltweit die Zerstörung von Mooren für Gartenerde zu stoppen, hat der BUND die Aktion »Torffrei gärtnern« gestartet und einen entsprechenden Einkaufsführer erstellt (siehe Beitrag Seite 19).

allem da betrieben, wo er profita­ bel ist. Klimasünden im Zusam­ menhang mit dem Flugverkehr werden dagegen billigend in Kauf genommen. So zum Beispiel bei der Grundwasserabsenkung für den Flughafen München im Er­ dinger Moos: Dass dadurch ein Teil des Moorbodens schlicht verpufft ist, davon reden nur we­ nige. Jetzt soll auch noch der Rest des Mooses einer dritten Start­ bahn zum Opfer fallen. Nach An­ sicht der Flughafenplaner sollen optimierte Flächen im Freisinger Moos diese Zerstörung »ausglei­ chen«, die Brachvögel einfach »umziehen«. Aber: »Verbesserun­ gen in einem Moor können die Zerstörung eines anderen nicht ausgleichen«, widerspricht BNArtenschutzreferentin Christine Margraf. Die Diskus­ sion um die dritte Startbahn zeige, dass der Glaube an technische Machbarkeit nach wie vor weit verbreitet sei. Die Natur bleibe dabei aber immer auf der Strecke, denn Fläche sei nicht vermehrbar. Reinhard Falter

Buchtipp: Erinnerungen an die »Mooshex«

Die Botanikerin Ingeborg Haeckel (1903 – 1994, im Bild bei einer ihrer Moorführungen) kämpfte hartnäckig für den Erhalt des Murnauer Mooses. Es war vor allem ihr Erfolg, dass es auch heute noch ein naturnaher Lebensraum ist. Ihr Engagement brachte der Enkelin des bekannten Biologen Ernst Haeckel bei den Behörden bald den Spitznamen »Mooshex« ein. Karla Bauer, selbst BN-Aktivistin und Weggefährtin von Haeckel, hat Erinnerungsstücke an die Wissenschaftlerin, Lehrerin und Wandergefährtin zusammengetragen. Entstanden ist das respekt- und liebevolle Bild einer couragierten Frau. Karla Bauer (Hrsg.): Persönliche Erinnerungen an Dr. Ingeborg Haeckel. St. Ottilien, 2010, Euro 14,– (zzgl. Porto). Bezug: Historischer Verein Murnau e. V., Schloßhof 10, 82418 Murnau am Staffelsee, info@historischer-vereinmurnau.de

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Foto: Wraneschitz

Fukushima mahnt zum sofortigen Atomausstieg

Nötig, machbar und nicht zu teuer

Foto: Allianz pro Schiene

Foto: Gößwald

Selbst eine rein wirtschaftliche Analyse der Atomenergie lässt nur einen Schluss zu: Aus­ steigen sofort, das heißt ohne schuldhaftes ­Zögern, so schnell wie irgend möglich! Und das ist sehr schnell, denn Erneuerbare Energien ­können gemeinsam mit Effizienztechnik und einem Ende der Energieverschwendung alle ­deutschen AKW in kürzester Zeit ersetzen.

Die Autoren Dr. Herbert Barthel ist BN-Referent für Energie und Klimaschutz. Richard Mergner ist BNLandesbeauf­trager

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m naturwissenschaftlichen Tatbestand der Ge­ fährlichkeit der Atomenergie hat sich auch nach Fukushima nichts geändert: Die »Null-Wahrschein­ lichkeit« eines Unfalls beziehungsweise eine 100-pro­ zentige Sicherheit der Atomenergie hat es nie gegeben und wird es nie geben. Deshalb kann auch nicht an­ hand der Sicherheit von Anlagen über ihren Betrieb entschieden werden, sondern nur anhand der poten­ ziellen Schäden beim größten anzunehmenden Unfall (GAU). Bisher wurden Zwischenfälle in AKW gerne auf menschliches Versagen zurückgeführt. Harrisburg 1979: unzureichende Qualifikation des US-Bedienper­ sonals! Tschernobyl 1986: sowjetische Schlamperei! Und nun die nukleare Katastrophe in Japan – in einem Land also, das für seinen Perfektionismus bekannt ist. Die Reaktorblöcke in Fukushima wurden so ausge­ legt, dass sie ein Erdbeben der Stärke 8,2 der Richter­ skala überstehen konnten. Das war der höchste Wert, der in Japan in den letzten 100 Jahren gemessen wurde. Am 11. März 2011 bebte die Erde jedoch mit einer Stär­

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Wind für die Wende Zur Energiewende kann die Windkraft einen bedeutenden Beitrag leisten, nicht nur vor den Küsten, auch in Bayern. So wie hier in Wilhermsdorf im Landkreis Fürth, wo über 200 ortsnahe Investoren zusammensteuern, können die Bürger die Energieerzeugung der Zukunft selbst in die Hand nehmen. Die insgesamt sechs Wilhermsdorfer Windmühlen werden den Strombedarf von 6000 Familien decken.

ke von neun. Versagt hat daraufhin nicht die Sofort­ abschaltung der Reaktoren. Versagt hat – ganz unspek­ takulär – die Kühlung. Die Stromleitungen wurden zer­ stört und die Notstromaggregate sprangen nicht an. Dies kann aus verschiedenen Ursachen in jedem AKW passieren. Eine rationale Analyse kann deshalb nur lauten: sofortiger Ausstieg aus der Atomenergie! Der Gewinn für die stromproduzierenden Unternehmen steht in keiner Relation zum möglichen volkswirt­ schaftlichen Schaden eines Atomunfalls – ganz zu schweigen vom unermesslichen menschlichen Leid.

Der Fahrplan für den Ausstieg

Laut Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundes­ amtes, exportiert Deutschland Strom entsprechend einer Kraftwerksleistung von 15 Gigawatt. Das heißt, neun AKW könnten sofort abgeschaltet werden, ohne dass die Verbraucher dies spürten. Das wäre mehr als die Hälfte der deutschen Atomanlagen. Laut Bundes­ umweltminister Norbert Röttgen sind die deutschen AKW verzichtbar, sobald die Erneuerbaren Energien mehr als 40 Prozent des Strombedarfs liefern. Nach den Prognosen des Bundesverbandes der Erneuerba­ ren Energien (BEE) kommen im Jahr 2020 bereits 47 Prozent unseres Stroms aus Erneuerbaren Energien. Die deutschen Atomanlagen könnten also in kürzester Zeit abgeschaltet werden, ohne Atomstrom aus Nach­ barländern zu beziehen. Hierzu ist die Energieversor­ gung zu dezentralisieren. Als Übergang ist die gleich­


Die Erneuerbaren fördern

Nur die Erneuerbaren Energien sind in der Lage, lang­ fristig bezahlbaren und sicheren Strom zu liefern. Bay­ ern muss deshalb die Erneuerbaren generell und die Windenergie im Besonderen deutlich ausbauen: Bis­ her liefert letztere nur ein Prozent des Stroms in Bayern (2010), obwohl sie pro Hektar Fläche etwa zehnmal so­ viel Stromertrag bringt wie die Fotovoltaik und sogar einhundertmal soviel wie Biogas. Ohne Windenergie werden wir den Ausstieg aus der fossilen Energiepro­ duktion nicht schaffen. Es gibt auch in Bayern viele ­geeignete, naturverträgliche Standorte für Windräder.

Foto: JBN

zeitige Erzeugung von Strom und Wärme in dezentra­ len Heizkraftwerken zu forcieren. Den Netzbetreibern und Energieversorgern ist der Bezug von Atomstrom von außerhalb Deutschlands zu untersagen. Die Stromkonzerne verfügen schon jetzt aufgrund der falsch gesetzten politischen Rahmenbedingungen über ungerechtfertigte Gewinne in Milliardenhöhe. Dennoch blockieren sie den nötigen Umbau des Ener­ giesystems in Richtung sparsame und effiziente Ener­ gienutzung, und sie blockieren die technisch mögliche Erzeugung des Stroms zu 100 Prozent aus regenerativer Energie. Der wichtigste Schritt in diese Richtung heißt Energiesparen in allen Bereichen: Strom, Wärme und Verkehr! Sparen muss durch Verzicht erfolgen, wo Energie unsinnig verprasst wird und durch intelligente Technik, wo immer dies möglich ist. Energiesparen rentiert sich auch finanziell, lenkt Investitionen sinn­ voll und schafft dezentrale Arbeitsplätze. Das Wuppertal Institut für Umwelt, Klima und Ener­ gie schätzt, dass wir kurz- bis mittelfristig etwa 20 Pro­ zent unseres Stromverbrauchs einsparen können – schon das entspricht in etwa der Produktion aller deut­ schen AKW. Langfristig sind laut einer Studie des Um­ weltbundesamtes etwa 24 Prozent machbar. Und der Bund Naturschutz hat sogar ein Potenzial von mehr als 50 Prozent errechnet, wenn nur heutige Technologien konsequent genutzt werden – ohne Verlust an Lebens­ qualität. Beispiele für den privaten Haushalt sind der Einsatz von geregelten Heiz- und Umwälzpumpen und stromsparenden Geräten. Entscheidend ist auch eine bessere Wärmedäm­ mung von Gebäuden. Ein Fünftel der in Deutschland verbrauchten Energie geht allein auf das Konto des Heizens privater Haushalte! Hier geschieht viel zu wenig. So liegt im Altbestand der Heizbedarf zehnmal höher als bei energieeffizienten Neubauten. Die Rate der energetischen Sanierung muss hier kurzfristig von heute ein auf über drei Prozent steigen. Außerdem braucht Bayern ein Netz unabhängiger Energiespezia­ listen, die am Objekt beraten und Fördertipps geben. Weiter muss Energieeffizienz gesetzlich vorge­ schrieben werden. Ein Viertel des bundesdeutschen Primärenergieverbrauchs wird als Verlust bei der Stromerzeugung verschleudert. Strom sollte nur noch mit Kraftwärmekopplung hergestellt werden. Die Ab­ wärme muss als Nah- oder Fernwärme für Heizung und Warmwasser genutzt werden.

28. Mai: Anti-AKW-Aktionstag

Jetzt Druck machen!

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tell’ Dir vor, die AKW sind vom Netz, und keiner merkt’s … Tatsächlich sind zurzeit acht deutsche AKW abgeschaltet – und es treten keinerlei Probleme auf. Wir sagen: weiter so! Denn als Reaktion auf Fuku­ shima reicht es keinesfalls, nur die ältesten Atoman­ lagen abzuschalten. Deutschland will ganz raus aus der Kernenergie – sofort und unumkehrbar! Das haben die großen Demos der letzten Wochen gezeigt: Am 26. März ging eine viertel Million Menschen in der gesamten Republik auf die Straße. Allein in Mün­ chen waren es 30 000. Die Chancen, den endgültigen Ausstieg durchzusetzen, standen lange nicht mehr so günstig. Bis zum 15. Juni bleiben acht Anlagen abge­ schaltet. Sorgen wir dafür, dass sie nie wieder ans Netz gehen! Jetzt verhandelt die Bundesregierung über ein neues Atomgesetz. Jetzt ist es wichtig, den öffentlichen Druck zu erhöhen! Mitmachen! Statt der angekündigten Großveran­ staltung am 4. Juni am AKW Isar 1 bei Landshut (siehe N+U 1-11) wird nun bereits am 28. Mai überall in Deutschland demonstriert. In Bayern gehen die ­Menschen in München, im Großraum Nürnberg und in Landshut für eine atomkraftfreie Zukunft auf die Straße. Aktuelle Infos zu den Demos finden Sie unter www. bund-naturschutz.de/projekte/anti-atom-protest.

Hier muss ein neuer Landesentwicklungsplan Bayern die Regionalplanung und die Kommunen durch klare Vorgaben unterstützen. Bayern benötigt zwei Prozent der Fläche als Vorrang für den Windstrom. Die Energiezukunft Bayerns muss eine dezentrale und kommunale Versorgung in der Hand der Bürger sein! Richard Mergner und Dr. Herbert Barthel

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Amphibiensaison 2011: erfolgreich beendet

Foto: Schaal

Rund 6000 Helfer sicherten ab Mitte März einen Monat lang Kröten, Fröschen und Molchen ihren Weg über die Straßen. ­Ulrike Geise, Amphibienspe­ zialistin beim BN, schätzt, dass so weit über 500 000 Tiere si­ cher in ihren Laichgewässern ankamen. Vielerorts hatten die Amphibienschützer dieses Jahr mehr zu tun als sonst, denn es waren besonders viele Erd­ kröten unterwegs. Da diese vor allem im Alter von drei bis vier Jahren erstmals zum Laichge­ wässer wandern, ist dies auch als Erfolg der Schutzmaßnah­

men der vergangenen Jahre zu sehen. Bayernweit sind derzeit nur etwa ein Drittel der 1333 Amphibienwanderwege mit dauerhaften Leitsystemen aus­ gestattet. An rund 40 der wich­ tigsten Strecken werden gerade Tunnelanlagen gebaut, die das aufwendige jährliche Zaunauf­ stellen endlich überflüssig ma­ chen sollen.

Bayerischer Wolf: zwischen Amtsmühlen und Almbauern Ist der Wolf im Mangfallgebirge noch da (siehe N+U 1-11)? Seit 5. Januar 2011 gab es bis Mitte April (Redaktionsschluss dieser Ausgabe) keinen sicheren Nach­ weis mehr. Wurde er illegal ge­ schossen, ist er weitergewan­ dert, hinterlässt er bald wieder Spuren in Bayern? So oder so: Maßnahmen zum Schutz von Weidetieren sind in jedem Fall sinnvoll. Der Wolf wird früher oder später Bestandteil der bay­ erischen Artenvielfalt sein. Wie vom BN gefordert, unterstützt der Staat hier inzwischen die Almbauern. Umweltminister Söder startete Ende Januar 2011 mit seinem »Alm-Aktionsplan

Wolf«. Er ernannte eine Wolfs­ beauftragte und stellte Mittel für den Schadensausgleich sowie Soforthilfen für den Her­ denschutz von über 60 000 Euro zur Verfügung. Vorerst sollen 15 bis 20 Betriebe Zuschüsse bekommen – das scheint eine überschaubare Aufgabe zu sein. Trotzdem kommt der Prozess nur quälend langsam in Gang. Die EU muss die geplanten Zahlungen erst genehmigen, und die Hilfsmaßnahmen gera­ ten in ein Kompetenzgerangel zwischen Umwelt- und Land­ wirtschaftsministerium. Der BN fordert die Ministerien dazu auf, den Wolfs- und den Her­

denschutz als gemeinsame Auf­ gabe zu sehen. »Der Freistaat hat beim Bär Bruno internatio­ nales Kopfschütteln ausgelöst.

Das darf sich beim Wolf nicht wiederholen – eine Blamage reicht!«, betont Kai Frobel, BNReferent für Arten- und Biotop­ schutz. Möchten Sie wissen, wie das ­Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf gut funktionieren kann? Unser neuer Flyer »Wolfs-Begegnungen« gibt Auskunft. Und das Titelthema Wolf der N+U 1-11 ist als ebenfalls kostenloser Sonderdruck e­rschienen. Bestellen bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 239 99 57-0, Fax -99, info@service. bund-naturschutz.de, www. service.bund-naturschutz.de.

Erfolg: Saatgut bleibt gentechnikfrei

Foto: BN

Die Saatgutreinheit wird in Deutschland nicht aufgeweicht. Auch dank der massi­ ven Proteste des baye­ rischen Bündnisses für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft mit dem BN wurde im März ein entsprechender ­Antrag vom Bundesrat

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abgelehnt. Der bayeri­ sche Vertreter im Aus­ schuss hatte sich der Stimme enthalten. Die von Niedersachsen, ­Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein vorgeschlagene »prak­ tikable technische Lö­ sung« sollte eine Verun­ reinigung bis zu 0,1

Prozent ermöglichen. Inzwischen hat der BN die bayerische Staats­ regierung aufgefordert, dem Beispiel von Thü­ ringen und NordrheinWest­falen zu folgen und endlich dem euro­ päischen Netzwerk gentechnikfreier Regio­ nen beizutreten. »Bay­

ern kann sich ange­ sichts der vielfachen Ankündigungen für einen gentechnikfreien Freistaat nicht länger hinter der FDP verste­ cken«, so der BN-Lan­ desbeauftragte Richard Mergner.


JBN: gemeinsam für den Ausstieg!

Prespa - Ohrid - Region

Uralte Seen und unentdeckte Gebirge am Grünen Band Balkan Gabriel Schwaderer & Annette Spangenberg

Naturschätze Europas

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gemeinsamen Resolution »Fuku­ shima mahnt die Welt: Atomaus­ stieg jetzt!« forderte die JVV eine konsequente Energiewende. Bei der gemeinsam besuchten Groß­ demonstration in München zeigte der JBN als größter Jugendumwelt­ verband Bayerns Präsenz und fiel mit Fahnen und kreativen Protest­ schildern auf. Resolution unter www.bundjugend.de/bundjugendaktuell-zu-japan

Foto: Kreidenweis

Die junge Anti-Atom-Bewegung in Deutschland ist jetzt noch b ­ esser vernetzt. Die J­ ugendorganisation Bund Naturschutz (JBN) hat Ende März bei ihrer Jugend-Voll-Ver­ sammlung (JVV) in Reimlingen den Arbeitskreis »AK AKW K.O.« ge­ gründet. Er soll sich mit landeswei­ ten Aktionen für einen sofortigen Atomausstieg starkmachen. Rund 50 Delegierte von JBN-Gruppen aus ganz Bayern tauschten sich über ihre Aktivitäten seit der Atom-Kata­ strophe von Fukushima aus. In der

Reisetipp: Naturjuwel auf dem südlichen Balkan Sollte es im dicht besiedel­ ten Europa tatsächlich noch vergessene Ecken geben? Hohe Gebirge und häufige Stammesfehden erschwerten schon immer das Reisen in die PrespaOhrid-Region auf dem südlichen Balkan. Bis in

die 1990er-Jahre hinein war es dann der Eiserne Vorhang, der das Gebiet zwischen Mazedonien, Al­ banien und Griechenland vom Rest der Welt isolierte. Nach dem politischen Wandel hat die Stiftung Euronatur in diesem ein­

maligen Naturraum ein grenzüberschreitendes Großschutzgebiet aufge­ baut. Mit dem Naturreise­ führer »Prespa-Ohrid-Regi­ on – Uralte Seen und un­ entdeckte Gebirge am Grü­ nen Band Balkan« entfüh­ ren die Euronatur-Projekt­

mitarbeiter Gabriel Schwa­ derer und Annette Span­ genberg den Leser in diese einzigartige Region. Bezug: www.euronaturshop.com oder Euronatur Service GmbH, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, 24,80 Euro (zzgl. Versand) Anzeige

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Rettet die Donau

Donau-Ausbau: RMD von Entscheidung ausschließen!

Foto: Willner

Der geplante Donau-Ausbau wird derzeit nochmals ­untersucht, vorgeblich »unabhängig«. Federführend ist dabei ausgerechnet die Rhein-Main-Donau-Gesellschaft (RMD), die an einem Staustufenausbau das größte ­Interesse hat. Der Bund Naturschutz fordert deshalb, der RMD ihre maßgebliche Rolle bei den Untersuchungen zu entziehen.

Foto: Roggenthin

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Der Autor Hubert Weiger ist Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern (BN) und des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

und 33 Millionen Euro Steuergelder – jeweils zur Hälfte von der EU und Deutschland finanziert – kostet die neuerliche Untersuchung, die eine neutrale Grundlage für die Entscheidung bilden soll, wie die Donau ausgebaut wird: mit Kanalisierung und Staustu­ fen oder auf Natur schonende Weise. Damit, dass die RMD entscheidend mitwirkt bei der Ausschreibung der einzelnen Untersuchungsteile und bei den Aufträgen selbst, wird der Bock zum Gärtner gemacht. Denn mit einer Staustufen-Kanalisierung würde die Mutterge­ sellschaft der RMD, die Eon AG, wesentlich mehr ein­ nehmen als mit einem sanften Ausbau. Noch dazu ver­ fügt die RMD über die Konzession zur Stromgewin­ nung mit Donau-Staustufen. RMD-Vertreter beziehen deshalb seit jeher eindeutig für den vollständigen Stau­ stufenausbau des Flusses Position. Dementsprechend verlief die Untersuchung bisher: Schon das Untersu­ chungsprogramm wurde festgelegt, ohne dass die Mit­ glieder der begleitenden Monitoring-Gruppe, die aus Vertretern von Wirtschaft, Bürgerinitiativen und Um­ weltverbänden – darunter der Bund Naturschutz – be­ steht, darauf hätten Einfluss nehmen können. Aufgabe der Monitoring-Gruppe ist es aber, die gesamte Untersuchung zu begleiten und mit Stellungnahmen und Vorschlägen dar­ auf einzuwirken. Laut einer Auflage der EU müssen wirtschaftliche Interessenkonflik­ te bei der Untersuchung ausgeschlossen werden, da sie eine unparteiische und ob­ jektive Untersuchung beeinträchtigen kön­ nen. Dass die RMD die Schlüsselrolle bei der Untersuchung besetzt, verstößt eindeutig gegen diese Auflage. Die in ­der Monitoring-Gruppe vertrete­ nen Umweltverbände haben deshalb wiederholt bei der EU den sofortigen Ausschluss der RMD aus allen Untersuchungen gefordert – leider bis heute ohne Er­ gebnis.

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Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]

Die Kanallobby indes intensiviert nun ihre Lobby­ arbeit auf europäischer Ebene. Deshalb hat der BN auch mit EU-Parlamentariern gesprochen und nach­ drücklich für den Schutz der frei fließenden Donau ge­ worben. Die Europaabgeordneten werden sich nach Einschätzung des BN dieses Themas künftig verstärkt annehmen und damit die Position der Flussschützer unterstützen.

Lichter für die Donau

Unterdessen setzten Ende Januar wieder Hunderte Menschen mit Fackeln in den Händen ein Zeichen für den Erhalt des frei fließenden Flusses. In Niederalteich stellten sich rund 500 Donaufreunde schützend vor ihren Fluss. Am Mettener Donauufer waren es rund 80 Flussschützer, in Straubing zogen die Menschen vom Stadtplatz an die Donau, und auch in Bad Abbach, Vils­ hofen und Jochenstein entzündeten Bürger Fackeln. Im vergangenen Winter erwies sich der RMD-Kanal indes ein weiteres Mal als wahrer Engpass für die Schifffahrt: Wegen der Staustufen des Kanals fließt das Wasser langsamer und friert schneller zu. Deshalb wurde der Kanal im Dezember und Januar wegen Ver­ eisung gesperrt, gleichzeitig blieb die Schifffahrt auf der frei fließenden Strecke völlig unbehindert. Auch in den letzten Jahren war der RMD-Kanal wegen des Eises für jeweils etwa einen Monat komplett unpassierbar. Dagegen musste die Schifffahrt auf der freien Donau in den letzten Jahrzehnten an keinem einzigen Tag wegen Niedrigwassers eingestellt werden.

Kommen Sie zum großen Donaufest!

Beim Donaufest feiern alle Donaufreunde ihren Fluss. Infostände, Führungen in die Auwälder, Kinder-Aktionen, Essen, Trinken und Musik sorgen für ein buntes Programm. Am Nachmittag gibt es außerdem eine Großdemonstration für die frei fließende Donau. Je mehr Menschen an der Demo teilnehmen, umso deutlicher das Signal an die Regierung: Stoppt den Kanal, rettet die Donau! Machen auch Sie mit, kommen Sie zum Donaufest! Niederalteich bei Deggendorf, 2. Juni 2011



Der Klatschmohn Beliebt bei Malern wie bei Kindern: Die Mohnblume fasziniert mit ihrem herrlichen Rot.

Foto: privat

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Die Autorin Dr. Gertrud Scherf hat mehrere ­Pflanzenbücher verfasst.

er Frühsommer ist da, wenn in Getreidefel­ dern und Brachflächen, an Rainen und Wegrändern die großen, scharlachroten Blü­ ten des Klatschmohns (Papaver rhoeas) leuchten. Auf ­häufig bearbeitetem und ge­ störtem Boden kann sich die ­»Pio­nierpflanze« gegenüber Kon­kurrenten strategisch be­ haupten. Dies zeigte sich ein­ drucksvoll im 1. Weltkrieg: Manche Schlachtfelder waren im Folgejahr mit solchen Mengen an Mohn­ blumen überzogen, dass die Soldaten raunten, diese seien aus dem Blut der Gefallenen entsprossen. Auf dem aufgewühlten Boden konnte sich der Klatsch­ mohn dank seiner großer Samenmengen – bis 3000 Samen pro Fruchtkapsel, bis 20 000 pro Pflanze – so stark entfalten. Das Wildkraut, das in der Jungsteinzeit zusammen mit dem Ackerbau aus dem östlichen Mittelmeergebiet zu uns gekommen ist, hat seinen Lebenslauf auf die Entwicklung des Getreides abgestimmt: Gleichzeitig mit diesem reifen die Samen und werden vor der Ernte ausgestreut. Ein Teil gelangt ins Saatgut und damit wie­ der auf den Acker. Der Mensch nimmt gegenüber dem Klatschmohn eine zwiespältige Haltung ein. Die attraktive Pflanze wurde von Malern wie Raffael oder Claude Monet sowie Dichtern wie Georg Trakl gewürdigt. Seit jeher

Buchtipp: Wildpflanzen

Mit »Wildpflanzen neu entdecken« hat unsere Autorin im blv-Verlag einen ganz besonderen Naturführer ­veröffentlicht. 150 Arten stellt sie dort nicht nur mit ihren Merkmalen, sondern vor allem mit ihrer Bedeutung für den Menschen vor. ISBN 978-3-8354-0062-7, Euro 7,95. Bestellen unter Tel. 0 91 23 - 99 95 70, info@service.bund-naturschutz.de

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Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]

Klatschmohn-»Tinte«

Das Rot der Mohnblüten schreit geradezu danach, es zum Schreiben zu verwenden. Und so entsteht die Tinte:  voll entfaltete Blütenblätter dicht in ein Schraub­ deckelglas packen  Essigessenz im Verhältnis 1:4 mit Wasser verdünnen und das Glas bis unter den Rand auffüllen  Glas verschließen und einige Tage an sonnigem Platz stehen lassen, zwischendurch leicht schütteln  Flüssigkeit durch ein feines Sieb abseihen Achtung! Verwenden Sie nur Gänsekiel-, Stahl- oder Glasfeder. Die Säure würde andere Schreibinstrumente, insbesondere Füller, angreifen. Bringen Sie Essig­ essenz und »Tinte« nicht mit Haut oder Schleim­ häuten in Berührung.

Zeichnung: Claus Caspari; BLV Buchverlag

Wildpflanzen im Portrait

lieben die Kinder die roten Blüten. Sie fertig­ ten aus ihnen Püppchen, stellten rote »Tinte« her (siehe Kasten), befragten mit ihrer Hilfe das Orakel. Auch der Name entstand durch Kinderspiel, wie Leonhard Fuchs in seinem Kräuterbuch von 1543 anmerkt: »Die kinder haben jre kurtzweil mit diesen blumen/ dan sie mit den blettern schnallen in der handt oder stirn machen/ daher würdt diß kraut Klapperroß/ oder Hirnschnall genent.« Aus den Blütenblättern bereitete man früher Sirup gegen Schlafstörungen oder Husten, heute »schönen« sie noch ohne Anspruch auf Wirksamkeit Heiltees. Die reifen Samen sind ungiftig und können ähnlich den Schlafmohnsamen als Ge­ bäckbestreuung dienen. Unreife Samen, Milchsaft und übrige Pflanzenteile sind dage­ gen giftig. Das vom Schlafmohn bekannte Mor­ phin ist im Klatschmohn nicht enthalten. Als Getreideunkraut schätzen Bauern den Klatschmohn seit jeher wenig und sind ihm wie auch den anderen Ackerwildkräutern mecha­ nisch zu Leibe gerückt. Einen deutlichen Rück­ gang der Ackerbegleitflora haben allerdings erst in jüngerer Zeit intensive Bodenbearbeitung sowie der Einsatz chemischer Dünge- und Unkrautver­ nichtungsmittel bewirkt. Während der Klatschmohn zu den noch verbreitet vorkommenden Vertretern ge­ hört, sind andere Arten wie Kornblume (regional ge­ fährdet), Feldrittersporn (gefährdet) oder Kornrade (vom Aussterben bedroht) selten geworden. Dabei haben Ackerwildkräuter wichtige ökologische Funktio­ nen: Sie können den Boden vor Auswaschung und Ab­ tragung schützen, liefern Humus und fördern manche als Schädlingsvertilger nützliche Insekten. Die Samen vieler Ackerwildkräuter sind unverzichtbare Nahrung für heimische Vogelarten wie das Rebhuhn. Der Bund Naturschutz wirbt seit langem bei Land­ wirten und Verbrauchern für eine ökologische Land­ wirtschaft, in der die unbestreitbar nötige Regulierung des Unkrautbestandes so erfolgt, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt.


Foto: Oliver Richter

Wesen des

Zu den gefährdeten Wesen des Moors gehört die SpeerAzurjungfer; hier bilden das blau-schwarze Männchen und das grün-schwarze Weibchen ihr »Paarungsrad«. Und zum Wesen des Moors gehört der Torf. Deshalb: Kein Torfabbau für Gartenerde! Schützt die Moore und ihre Bewohner! www.bund.net/moore www.bund-naturschutz.de/moore


Foto: Lieber

Emma trifft Söder Buche Emma appellierte an Umweltminister Markus Söder (2.v. r.): »Wir alten Buchenwälder sind stärker bedroht als der tropische Regenwald. Bitte schützen Sie meinen Steigerwald durch einen Nationalpark!« Nachdruck verliehen dieser Forderung Richard Mergner (BN), Christoph Heinrich (WWF), Ludwig Sothmann (LBV) und BN-Vorsitzender Hubert Weiger (v. l. n. r.).

31 000 Unterschriften für den Steigerwald

Söder zeigt Sympathie für Nationalpark

Großartiger Erfolg für die Aktion »Ja zum Nationalpark Steigerwald«: Rund 31 000 Menschen haben mit ihrer Unterschrift »Ja« gesagt. Mitte Februar übergaben der BN und seine Partner die Unterschriften an Bayerns Umweltminister Dr. Markus Söder.

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öder konnte zu dieser Zeit zwar keine Zusage für den National­ park geben, erklärte aber, er habe große Sympathien für das Anliegen und werde sich für die weitere ­Diskussion einsetzen. Der Umwelt­ minister betonte bei der Unter­ schriftenübergabe im Umweltmi­ nisterium, ein Nationalpark könne ein Erfolg sein, wenn die Bevölke­ rung vor Ort dahinter stehe. Auf der Steigerwald oberfränkischen Seite des Steiger­ erwandern waldes gebe es bereits mehrheitlich Neu: Der BN-WanZustimmung. Zudem unterstützt derführer für den Steigerwald. Neun der Umweltminister einen ersten Touren bringen Sie sehr wichtigen Schritt in die richtige zu uralten BaumRichtung: ein Buchenwaldzentrum riesen, wildromanim Herzen des Steigerwaldes. tischen Schluchten, Der Landkreis Bamberg erwägt Wiesentälern, darüber hinaus, ein 4100 Hektar Burg­ruinen und Weinlokalen. Mit großes Naturschutzgebiet im Stei­ vielen Infos zu gerwald auszuweisen (vgl. N+U Natur und Kultur. 1-11). Und auch die Gemeinde Für fünf Euro plus Ebrach will Waldschutzgebiete ein­ 1,50 Euro Versand jetzt bestellen beim richten, um so die Voraussetzungen für eine Bewerbung des Steiger­ BN Service, Tel. waldes als Weltnaturerbe zu ermög­ 0 91 23-99 95 70, info@service.bund- lichen. Die Naturschutzgebiete und naturschutz.de. das Buchenwaldzentrum werden die positiven Effekte großer Schutz­ gebiete und ihrer Einrichtungen in

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Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]

der Region verdeutlichen. Die Na­ tionalpark-Idee im Steigerwald hat daher weiterhin gute Chancen.

Große Unterstützung in Franken

Bei der Aktion unter www.ja-zumnationalpark-steigerwald.de hatten rund 31 000 Menschen aus ganz Bayern, vor allem aus Franken, für die Gründung eines Nationalparks unterschrieben – ein großartiger Er­ folg. Durch die große Zustimmung sehen sich der Bund Naturschutz, der Landesbund für Vogelschutz, der WWF und weitere Naturschutz­ verbände in ihrer Forderung nach dem Nationalpark bekräftigt. »Wir freuen uns über die Zustimmung so vieler Menschen. Es gibt eine wach­ sende Zahl von Unterstützern für einen Nationalpark Steigerwald, be­ sonders in Franken«, erklärte der BN-Vorsitzende Hubert Weiger bei der Unterschriftenübergabe. Die bayerische Staatsregierung müsse sich endlich vor Ort einbrin­ gen, appellierte Weiger an Umwelt­ minister Söder: »Eine Machbar­ keitsstudie zum Nationalpark und ein von der Staatsregierung mode­ rierter Dialog in der Region sind

notwendig. Naturschutz ist schließ­ lich Staatsaufgabe.« Auch der LBVVorsitzende Ludwig Sothmann und Christoph Heinrich, Geschäftsleiter Naturschutz des WWF Deutschland, bekräftigten die Notwendigkeit des Nationalparks.

Weltweite ­Verantwortung

Auch die alten Buchen des fränki­ schen Steigerwaldes haben die Ini­ tiative ergriffen: Ein über 300 Jahre alter Baum namens Emma hatte sich auf den Weg nach München ge­ macht, um den Umweltminister zu treffen (Foto). »Buche Emma« be­ richtete Söder von ihren Sorgen um die alten Bäume im Steigerwald und bat den Umweltminister um Unter­ stützung bei ihrem Anliegen eines Nationalparks. Deutschland und insbesondere das Flächenland Bayern tragen weltweite Verantwortung für das Ökosystem Buchenwald. Heute sind nur noch wenige Reste naturnaher, alter Buchenwälder übrig, ein be­ sonders wertvoller im Steigerwald. Nur ein Nationalpark könnte dieses deutsche Waldnaturerbe dauerhaft bewahren. Die BN-Internetaktion war Ende 2009 unter www.ja-zum-national­ park-steigerwald.de gestartet. Das erste Ziel von 11 000 Unterschriften für 11 000 Hektar Nationalparkwald war bereits nach einem halben Jahr erreicht worden. Herzlichen Dank an alle, vor allem auch die tausenden Natur+ Umwelt-Leser, die sich mit ihrer Unterschrift für einen Nationalpark Steigerwald eingesetzt haben! Der Bund Naturschutz ist zuversichtlich, dass der Nationalpark ­Realität werden wird. N+U bleibt dran. Holger Lieber, Ralf Straußberger


Kreisgruppe Passau

Energiespeicher bedroht Schutzgebiete an der Donau

Dabei informiert Wanderführer Thomas Zipp über die historische und aktuelle Waldentwicklung am Dreisessel und erklärt, warum die derzeitigen Sturmwurfflächen und großen Totholzbereiche aufgrund von Borkenkäferbefall keine Katas­ trophe sind. Im vergangenen Jahr waren die Führungen der Renner der Saison im Programm der Kreisgruppe. Weitere Infos: www.freyung-grafenau.bund-naturschutz.de Einsatz für die Jugend: ­Marianne Watzenberger, die Vorsitzende der BNOrtsgruppe Unterer Inn und Leiterin der BN-Ge­

Lebensraum für seltene Tiere Die Donauleiten bei Jochenstein sind einer der ganz wenigen Orte in Bayern, wo die Äskulapnatter und die noch seltenere Smaragdeidechse (Foto) vorkommen. Bau und Betrieb des Kraftwerks würden die Tiere stark beeinträchtigen, weshalb sich der BN gegen den ­Pumpspeicher einsetzt.

Foto: KG Passau

len. Auch die Oberöster­reichische Umweltanwaltschaft hat das Vorha­ ben in der vorliegenden Form klar abgelehnt. Weitere Informationen: www.bn-passau.de, www.speicherriedl.de. Kurt Schmid (jtw)

schäftsstelle Rottal-Inn, bekam im Februar die Ehrenmedaille des bayerischen Umweltministeriums verliehen. Im Auftrag von Umwelt­ minister Markus Söder überreichte ihr die Landrätin Bruni Mayer die Medaille für ihren beispielhaf­ ten Einsatz im Natur- und Land­ schaftsschutz sowie in der Kinderund Jugendarbeit. Ehrung fürs Ehrenamt: Im vergan­ genen Jahr haben Paul Riederer (links), der stellvertretende Kreis­ gruppenvorsitzende in Landshut, und Johannes Selmannsberger, der Vorsitzende der BN-Ortsgruppe »Kleines Vilstal«, das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsiden­

ten erhalten. Die beiden BN-­ Aktiven wurden damit für ihr jahr­ zehntelanges ehrenamtliches En­ gagement im Umwelt-, Natur- und Artenschutz in der Stadt und im Landkreis Landshut geehrt.

[2-11] Natur + Umwelt BN-Magazin

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NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

Dreisessel: Ab dem 15. Mai bietet die BN-Kreisgruppe Freyung-Gra­ fenau wieder die Führungen durch das Naturschutzgebiet »Hochwald am Dreisessel« an. Die Wanderun­ gen im Dreiländerberg zwischen Niederbayern, Oberösterreich und Südböhmen gibt es wie im vergan­ genen Jahr jeden zweiten Sonntag.

hinzuweisen. Im Rahmen des derzeit laufenden Raumordnungsverfahrens hat der BN eine umfangrei­ che Stellungnahme abgege­ ben. Bereits die jetzt vorlie­ genden Unterlagen zeigen, dass das Vorhaben nicht nur das Natur­ schutz- und FFH-Gebiet Donau­ leiten, sondern vor allem das FFHGebiet Donau unterhalb Jochen­ stein in erheblicher und nicht aus­ gleichbarer Weise beeinträchtigen würde. Durch die ständigen hefti­ gen Wasserschwalle beim Kraft­ werkbetrieb wären insbesondere für die wertvolle Fischfauna massi­ ve negative Auswirkungen vorpro­ grammiert. Um dies zu vermeiden, hätte man zumindest eine Alterna­ tive mit Unterbecken, ohne direktes Einleiten des Fallwassers in die Donau und somit ohne direkte Be­ einträchtigung des Flusses prüfen müssen. Am jetzigen Standort und in der konzipierten Form ist das Projekt jedenfalls nicht raum- und naturverträglich. Der BN hat daher gefordert, das Verfahren einzustel­

Foto: Stöttner

ie Donaukraftwerk Jochenstein AG plant östlich von Passau die Errichtung eines riesigen Pump­ speicherkraftwerks. Durch in den Fels der Donauleiten gebohrte Rohre wollen die Betreiber 80 000 Liter Wasser pro Sekunde aus der Donau auf die Hochfläche bei der Ortschaft Riedl in einen künstlichen Speichersee mit 24 Hektar Seefläche pumpen. Zur Spitzenstromerzeu­ gung würde das Wasser durch einen ebenfalls in den Berg gesprengten unterirdischen Hohlraum mit Tur­ binen geleitet und dann wieder di­ rekt in den Fluss strömen – 100 000 Liter pro Sekunde. Laut Betreiber soll das Projekt als Ausgleich für Schwankungen bei der Strom­ erzeugung aus regenerativen Ener­ giequellen dienen. Seitdem das Vorhaben im März 2010 bekannt wurde, haben die ­BN-Kreisgruppe Passau und die In­ teressengemeinschaft RIGOJO zahl­ reiche Aktionen organisiert, um auf die Folgewirkungen des Vorhabens, auch für die direkt betroffenen Orte Riedl, Gottsdorf und Jochenstein,

Foto: Bastian

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Foto: Ritt

Der Bund Naturschutz lehnt das zwischen Riedl und Jochenstein geplante Pumpspeicherkraftwerk ab, weil es einen der wertvollsten Naturräume Bayerns massiv schädigen würde. Zudem gab es keine ernsthafte Prüfung von Alternativen.


Kreisgruppen Nürnberg-Stadt, Nürnberger Land, Erlangen, Schwabach und Roth

Hoffnung für den Reichswald?

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Ehrung: Bruno Täufer, Vorsitzender der BNOrtsgruppe Bad Winds­ heim, ist für sein lang­ jähriges ehrenamtliches Engagement für den Naturschutz ausgezeichnet worden. Der baye­ rische Umweltminister Markus Söder überreichte ihm am 9. Feb­ ruar in Neustadt a. d. Aisch die Dankurkunde für Verdienste um Umwelt und Gesundheit. Täufer ist seit Ende der 70er-Jahre aktives BN-Mitglied. Jubiläum: Der »Naturnahe Schau­ garten« der BN-Kreisgruppe Fürth-Stadt feiert sein 20-jähriges Bestehen. Die öffentlich zugäng­

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gebiet Bayerns. Aktuelle Bauvor­ haben lassen erhebliche Eingriffe in diesen wichtigen Naturraum be­ fürchten. So plant die Staats­re­ gierung auf dem Gebiet des Reichs­ waldes den Straßenbau der »Nordspange« als Zubringer zum Flughafen Nürnberg, eine Südum­

Foto: Scheuerlein

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

ünf Bürgerinitiativen und der BN ließen es sich am 21. März nicht nehmen, den Minister per­ sönlich auf die aktuelle Bedrohung des Reichswaldes hinzuweisen. Der Wald ist überwiegend als sogenann­ ter Bannwald streng geschützt und beherbergt das größte Vogelschutz­

liche Grünanlage ist ein Anschau­ ungsbeispiel für ökologisch ver­ trägliches Gärtnern. Im Jubiläums­ jahr will die Kreisgruppe eine neue Infotafel aufstellen und den Gar­ ten mit einer Exkursion bei den diesjährigen »Nürnberg-Fürther Stadt(ver)führungen« vorstellen. Rote Karte: Das Schotter- und Steinwerk Weißenburg (SSW) hat damit begonnen, 30 Hektar Wald im Naturpark Altmühltal abzuhol­ zen, um einen umstrittenen Stein­

Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]

bruch für Plattenkalke anzulegen (s. N+U 2-10 und 4-10). Ende Feb­ ruar zeigten BN-Mitglieder dem Unternehmen hierfür die rote Karte (Bild). Sie befürchten eine Gefährdung der Trinkwasserquelle von Suffersheim und haben bereits eine Klage eingereicht, über die noch nicht entschieden wurde. Trotzdem bekam SSW vom Verwal­ tungsgerichtshof die Genehmi­ gung sofort zu roden.

Foto: Renner

Einsatz für den Bannwald Waldfreunde aus der Region Nürnberg-Erlangen begrüßten den Forstminister Helmut Brunner (2. v. li.) im Reichswald. Ihre Bitte: keine zerstörerischen Baumaßnahmen in diesem wertvollen Naturraum!

Foto: Rupprecht

Bei einem Besuch in Erlangen-Tennenlohe hat der bayerische Forst­minister Helmut Brunner das Internationale Jahr der Wälder in Bayern eröffnet. Waldfreunde aus der ganzen Region begrüßten ihn mit Transparenten und Wünschen zum Schutz des Nürnberger Reichswaldes.

fahrung bei Buckenhof-UttenreuthWeiher, den Ausbau der A6 und der A73 sowie eine Rastanlage an der A6 bei Moosbach. Außerdem wollen die Stadt Nürnberg und der Markt Feucht Gewerbegebiete im Eibacher Forst beziehungsweise am Leim­ bühl ausweisen. Die BN-Aktiven als Vertreter der Waldbesitzer des Reichswaldes – also der Bürger Bayerns – forderten Minister Helmut Brunner auf, deren Willen zum Walderhalt umsetzen. Er sei verantwortlich, wenn Staats­ forst für die genannten Vorhaben veräußert oder verpachtet werde und habe für eine korrekte Umset­ zung des bayerischen Waldgesetzes und die Einhaltung der Vorgaben im Vogelschutzgebiet zu sorgen. Die Delegation der Bürgerinitiativen und des BN appellierte mit Leiden­ schaft an Brunner, den Reichswald nicht noch weiter anzutasten. »Wir haben mit dem Wald in Bayern einen Schatz zur Verfügung«, ant­ wortete Brunner. »Ich bin draußen sehr freundlich empfangen worden. Dort habe ich erfahren, dass Bann­ wald in nicht unerheblichem Um­ fang für Infrastruktur weichen soll. Ich werde das in meinem Ministe­ rium überprüfen lassen.« Tom Konopka (ht)

Gifteinsatz: Der bayerische Innen­ minister Joachim Herrmann hat sich in der Frage des umstrittenen Insektizides Dimilin für nicht zu­ ständig erklärt. Das Gift wird von der Autobahndirektion Nordbay­ ern in großen Mengen gegen den Eichenprozessionsspinner ein­ gesetzt. Dadurch sind schützens­ werte Schmetterlinge wie die Oliv­ grüne Eicheneule gefährdet. Der BN bat Innenminister Herrmann schriftlich um seine Mit­ hilfe bezüglich eines Ver­ botes des Mittels. In sei­ ner Antwort vom Dezem­ ber 2010 verwies dieser darauf, für »Fachrecht« nicht zuständig zu sein.


Kreisgruppe Weilheim-Schongau

ernried wird auch als das »Baumdorf« bezeichnet. Die Parklandschaften und Altbaumbe­ stände rund um den Ort sind für ganz Oberbayern einmalig. Mit der dort noch existierenden Käferviel­ falt bietet das Projektgebiet »Bern­ rieder Vorsprung« auch seltenen In­ sekten einen besonderen Lebens­ raum. Mehrere dieser Totholzkäfer­ arten sind vom Aussterben bedroht, da sie als sogenannte Urwaldre­ liktarten und Starkholzspezialisten auf sehr alte Bäume und stabile Le­ bensbedingungen angewiesen sind. Vielfach werden alte Bäume aber aus Sicherheitsgründen gefällt oder zu stark beschnitten. Um das zu verhindern, haben die BN-Kreis­ gruppe, die Gemeinde Bernried, der

Foto: Stephan

Ortsumfahrung: Im Februar hat der BN die Klage vor dem Verwal­ tungsgericht München gegen die Ortsumfahrung Wessling im Land­ kreis Starnberg verloren. Obwohl die Verbesserungen für den Ver­ kehr sehr begrenzt sind, hat das Gericht zugelassen, dass die neue Straße quer durch die Lebensräu­ me von Hirschkäfer (Bild), Spring­

Landkreis Weilheim-Schongau, die Wilhelmina-Busch-Woods-Stiftung und die Firma TGM das Projekt »Baumriesen, Naturerbe und Arten­ vielfalt am Starnberger See« ins Leben gerufen. Vier Jahre lang för­ dert der bayerische Naturschutz­ fonds nun 85 Prozent der Projekt­ kosten. Die Kreisgruppe setzt sich schon seit vielen Jahrzehnten für die ur­ alten Baumriesen und die Artenviel­ falt am Starnberger See ein. Vor 25 Jahren bewirkten BN-Mitglieder durch eine Petition im bayerischen Landtag die Erstellung eines Park­ pflegekonzeptes für den Bernrieder Stiftungspark. Für Veronika Bi­

frosch und vielen anderen selte­ nen Arten führen wird. Zwar konn­ te der BN Ausgleichsmaßnahmen wie Querungshilfen für Amphibien erreichen, er hätte die Zerschnei­ dung der Landschaft aber gerne ganz verhindert. Lebensraum gerettet: Die BNKreisgruppe Dachau hat gleich zweifachen Grund zur Freude: Ende 2010 hat die Bevölkerung in einem Bürgerentscheid das ge­ plante Gewerbegebiet im Grün­ gürtel zwischen Dachau und Karlsfeld gestoppt. Zudem hat die Regierung die Nordostumfahrung von Dachau im neuen Entwurf des Staatsstraßenausbauplanes mit

schoff, die Ortsvorsitzende des BN Bernried, ist der Baumschutz zu einem Herzensanliegen geworden: »Wir wollen unseren Kindern und Enkeln diese kostbare Natur verer­ ben, damit auch sie den Stamm einer Eiche umarmen, dem Klopfen eines Schwarzspechtes lauschen und auf ihren Streifzügen Knaben­ kräuter und Urwaldkäfer entdecken können.« Nach Ansicht der Kreis­ gruppe könnte das Projekt »Baum­ riesen, Naturerbe und Artenvielfalt am Starnberger See« eine Vorbild­ funktion für eine ökologisch orien­ tierte Baumpflege auch in anderen Regionen Bayerns einnehmen. Christine Margraf (jtw)

Foto: Willner

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Mitte März hat Staatssekretärin Melanie Huml den Förderbescheid für das neue Artenschutzprojekt »Baumriesen, Naturerbe und Artenvielfalt am ­Starnberger See« übergeben. Damit stehen neue Wege offen, die alten Bäume in Bernried mit ihrer Vielfalt an Käfern, Fledermäusen und Pilzen zu ­erhalten und zu fördern.

einem sehr hohen Umweltrisiko und als nicht sehr dringlich ein­ gestuft. Die BN-Kreisgruppe hatte die Umfahrung vehement abge­ lehnt. Beide Projekte würden Le­ bensräume der Helm-Azurjungfer (Bild), einer gefährdeten und euro­ paweit geschützten Libellenart, zerstören. Der BN drängt jetzt ver­ stärkt auf einen endgültigen Ver­ zicht auf die Planungen.

Erhabene Riesen Die uralten Bäume des »Baumdorfs« Bernried am Ufer des Starnberger Sees sind eine Rarität in Bayern.

Moorschutz: Die oberbay­ erischen Kreisgruppen sind besonders aktiv im Moorschutz. In den ver­ gangenen Wintermona­ ten haben sie Gräben an­ gestaut, wertvolle offene Moorflächen von Bü­ schen, Gras und anderen Pflanzen befreit und neue Moorgrundstü­ cke angekauft, um diese zu renatu­ rieren. Die Kreisgruppe München setzt sich dafür ein, die Moorflä­ chen im Deininger Moos zu erhal­ ten und beschädigte Bereiche wie­ derherzustellen. Eine Übersicht wichtiger Moorschutz-Aktivitäten findet sich unter www.bundnaturschutz.de/moore.

[2-11] Natur + Umwelt BN-Magazin

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NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

Foto: Voormann

Schutz für die Bernrieder Baumriesen


Foto: fotolia.com / fotoflash

Klimaschutz geht alle an!

Schon lange vor der Katastrophe in Japan hat die BN-Kreisgruppe Bad Kissingen den Klimaschutz zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit ­gemacht. Dass das Thema alle angeht und jeder aktiv werden kann, demonstrierte sie eindrucksvoll auf ihrer Klimaschutztagung im ­vergangen November.

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uasi als Zugpferd der Veran­ staltung wirkte der internatio­ nal renommierte Klimaforscher Prof. Dr. Hartmut Grassl mit seinen ebenso fundierten wie allgemein verständlichen Ausführungen zu den Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels. Auf der Veran­ staltung in Bad Kissingen lieferte er den Zuhörern eine ganzen Reihe von praxisgerechten Aktionsvor­ schlägen – angefangen bei der R­enaturierung von Feuchtgebieten über den Bezug von Ökostrom

Zähne zeigen: Das Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft war an allen vier Adventstagen auf Weihnachtsmärkten präsent. Am eigenen Infostand mit offenem Rednerpult und musikalischen Darbietungen gab es verschiedene Aktionen beispielsweise unter dem Motto »Lieber heißer Tee als AKW« oder »Nikolaus mag keine Atom­ energie«. Besonders begehrt waren die eigens kreierten Lebkuchen

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bis hin zum Kauf langlebiger Ge­ brauchsgüter. Eine Regionalisierung der Strom­ versorgung mahnte Wolfgang Böhm, Geschäftsführer der Energie­ agentur Oberfranken in Kulmbach, an. Seine zentrale Aussage: »Deutschland kauft für Milliarden Euro Öl und Gas im Ausland statt im eigenen Land Wärme und Strom aus alternativen Energiequellen zu schöpfen.« Bei einer dezentralen ­Eigenversorgung dagegen bliebe das Geld im Land. Unter großem

mit Anti-AKW-Symbol (Bild). Sie boten den Besuchern die einma­ lige Gelegenheit, der Atomkraft so richtig die Zähne zu zeigen. Ökomarkt ausgezeichnet: Die ­Landesvereinigung für den ökolo­ gischen Landbau in Bayern (LVÖ) hat den Ökomarkt der BN-Kreis­ gruppe Miltenberg auf der Messe »Biofach« in Nürnberg prämiert. Er erhielt am 16. Februar im Rah­ men des Wettbewerbs »Schönste Veranstaltung der Öko-Erlebnis­ tage 2010« den Sonderpreis für die schönste regionale Veranstaltung. Eine verdiente Würdigung für ein attraktives Angebot, das über die letzten 20 Jahre insgesamt mehr

Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]

Beifall der Tagungsteilnehmer rief er Politiker und Bürger dazu auf, diese Tatsache als Chance zu verste­ hen und ausreichend regionale Strukturen zu schaffen. Fazit der Veranstaltung: Es ist höchste Zeit, Natur- und Klima­ schutz nicht länger an die Politiker zu delegieren, sondern als verant­ wortlich handelnder Bürger selbst aktiv zu werden – Möglichkeiten dazu gibt es für jeden. Die Kreisgruppe Bad Kissingen engagiert sich deshalb neben dem klassischen Artenschutz verstärkt beim Klimaschutz und dabei vor allem für Energieeinsparung und Wärmedämmung. Unter anderem bietet sie seit einigen Jahren priva­ ten Hausbesitzern preisgünstige Aufnahmen ihres­­Eigenheimes mit einer Wärmebildkamera an (Bild). Diese sollen damit motiviert wer­ den, in die Dämmung ihres Hauses zu investieren. Helmut Schultheiß (ht)

als 100 000 Besucher aus dem ­ganzen Untermaingebiet ange­ lockt hat. Bewährtes Team bestätigt: Bei den Vorstandswahlen der BN-Kreis­ gruppe Haßberge am 4. Februar ist Klaus Mandery aus Ebern als ers­ ter Vorsitzender im Amt bestätigt worden. Zu seinem Stellvertreter wurde Ludwig Rehm aus Haßfurt gewählt. Endlich geschützt: Quasi als Weih­ nachtsgeschenk hat Regierungs­ präsident Dr. Paul Beinhofer das Naturschutzgebiet »Ehemaliger Standortübungsplatz und Alten­ bachgrund« – in der Region be­

Foto: Kreuzer

Foto: von Dobschütz/Mainpost

Kreisgruppe Bad Kissingen

Foto: Waldherr

NATURNOTIZEN AUS UNTERRANKEN

Tipps für den Alltag Auf Ökostrom ­umsteigen, das ­Eigenheim besser dämmen, lang­ lebige Gebrauchsgüter kaufen: Dass es viele Wege gibt, das Klima zu schützen, machten (v. li.) der stellvertretende BN-Kreisgruppenvorsitzende Franz Zang, Prof. Dr. Hartmut Grassl und Wolfgang Böhm, Geschäftsführer der Energieagentur Oberfranken, auf der BN-Tagung in Bad Kissingen klar.

kannt als »EXE« – offiziell ausge­ wiesen (Bild). Am 21. Dezember letzten Jahres übergab er der Stadt Aschaffenburg die entsprechende Verordnung im Rahmen einer ­Feierstunde. Die BN-Kreisgruppe freut sich darüber umso mehr, als sie sich über viele Jahre mit gro­ ßem Engagement für die Unter­ schutzstellung des knapp 300 Hek­ tar großen Areals eingesetzt hat. Der BN kann nun in diesem stadt­ nahen Schutzgebiet Naturschutz und Umweltbildung bestens mit­ einander verknüpfen.


Foto: Hildenbrand (dpa)

Der Allgäu Airport möchte die Passagierzahlen verdreifachen und deshalb das Flughafengelände ausbauen und die Betriebszeiten verlängern. Da der Regionalflughafen das Klima in Schwaben wie keine andere Einrichtung belastet, fordert die BN-Kreisgruppe den sofortigen Stopp dieser Pläne.

B

isher ist das Planfeststellungs­ verfahren der Betreibergesell­ schaft zum Ausbau des Memminger Flughafens zwar noch nicht eröff­ net, der Verfahrensbeginn steht aber kurz bevor. Aus diesem Grund sieht die BN-Kreisgruppe großen Hand­ lungsbedarf, etwas gegen den Aus­ bau des Klimakillers Nummer 1 in Schwaben zu unternehmen. Geplant sind neue Hallen, die Verbreiterung der Start- und Lande­

Foto: Ortsgruppe Erkheim

Bachmuschel: Lebte die Bachmu­ schel – auch Flussmuschel ge­ nannt – bis vor einigen Jahrzehn­ ten noch in vielen Bächen Bay­ erns, ist sie heute vom Aussterben bedroht. Aufgrund schlechter ­Wasserqualität und starker Ver­ schlammung in vielen Bächen ­finden Fische wie Döbel, Elritze, Rotfeder oder Flussbarsch, die als Zwischenwirte für die Bachmu­ schel dienen, keinen geeigneten

bahn und eine Verlängerung der ­Betriebszeit bis 23:30 Uhr. Als Ziel­ marke nennt die Flughafengesell­ schaft 2,8 Millionen Fluggäste pro Jahr, die dann in Memmingen star­ ten und landen würden. Massive nächtliche Lärmbeeinträchtigungen und eine Zunahme der klimaschäd­ lichen Flugverkehrsemissionen wären die Folge. Dabei ist der Flug­ hafen von seinen ursprünglichen Plänen abgewichen, vor allem

Lebensraum mehr. Um die Le­ bensbedingungen der Bachmu­ schel wieder zu verbessern, hat die BN-Kreisgruppe Unterallgäu im Herbst 2010 ein von der schwä­ bischen Regierung gefördertes Schutzprojekt gestartet. Zusätzlich erarbeiten die Projektbeteiligten eine Vernetzungsstrategie der iso­ lierten Bestände, um noch existie­ rende Populationen in den Bächen des Günztals im Unterallgäu zu schützen. Flächenverbrauch: Im Januar hat die Kreisgruppe Lindau Klage gegen den geplanten Bau eines Su­ permarkts und eines Autohauses auf noch unbebauten Flächen im

Außenbereich der Gemeinde Wei­ ßensberg im Landkreis Lindau ein­ gereicht. »Dies scheint die einzige Möglichkeit zu sein, dem immer weiter ansteigenden Flächenver­ brauch Einhalt zu gebieten«, er­ klärt der Lindauer BN-Kreisgrup­ penvorsitzende Erich Jörg den ge­ richtlichen Weg. Die Gemeinde hat ihre Siedlungs- und Verkehrsfläche in den letzten 30 Jahren mehr als verdreifacht. Sie gehört damit zu den bayerischen Spitzenreitern im Flächenverbrauch. Ausgezeichnet: Seit 23 Jahren pflegt die BN-Ortsgruppe Markt­ oberdorf eine Streuwiese im Bur­ ker Moos. Dafür hat sie im Januar

Belastetes Klimabudget Mit dem Ausbau des Allgäu Airports in Memmingen und der Verlängerung der Betriebszeiten würden die Klimalasten in Schwaben erheblich ansteigen.

den ersten Preis des Allgäuer Streuwiesenwettbewerbes erhal­ ten. Die über zwei Hektar große Wiese im Landkreis Ostallgäu ist vor allem wegen ihres großartigen Bestandes an Blauer Iris eine ­Augenweide. Den Preis hatten die Landschaftspflegeverbände der vier Allgäuer Landkreise gemein­ sam ausgeschrieben.

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NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

Klimakiller: Allgäu Airport plant Ausbau

­ rlauber ins Allgäu zu bringen und U Flüge für Geschäftsreisende anzu­ bieten. Er hat die innerdeutschen Flüge nach Hamburg, Berlin, Köln und Bremen inzwischen eingestellt. Übrig geblieben sind vor allem Flüge in Urlaubsgebiete. Doch ein Flug von Memmingen nach Palma de Mallorca und zurück verursacht etwa ein Drittel des jedem Bundes­ bürger nach dem Prinzip der CO2Gerechtigkeit zustehenden Klima­ budgets. Insgesamt werden die ­Klimalasten des deutschen Flugver­ kehrs bis Mitte dieses Jahrzehnts die des gesamten deutschen Pkw-Ver­ kehrs übersteigen, hat eine Studie des Wuppertal Instituts im Auftrag des BN ergeben. Nachdem der All­ gäu Airport bereits in zweistelliger Millionenhöhe durch den Freistaat Bayern sowie mehrere Allgäuer Landkreise und Städte subventio­ niert wurde, dürfen jetzt keine wei­ teren öffentlichen Gelder mehr ­fließen. Zusammen mit der Bürger­ initiative gegen Fluglärm bringt der BN Stellungnahmen in das Planfest­ stellungsverfahren ein. Sollten sie nicht berücksichtigt werden, erwägt der BN auch eine Klage. Thomas Frey (jtw)

Foto: Willner

Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu


Kreisgruppe Tirschenreuth

Keine Straßenbauorgie am Hessenreuther Berg!

Seit 30 Jahren wird über den Ausbau der Bundesstraße 299 ­dis­kutiert. Eine Variante wurde bereits 1991 von der höheren Naturschutzbehörde abgelehnt. In wenigen Wochen soll nun ein ab­ gespeckter, aber immer noch überdimensionierter Vorschlag in das Planfeststellungsverfahren gehen. Die Kreisgruppe Tirschenreuth kämpft weiter für einen Ausbau mit Augenmaß.

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Lebensraum schützen Im Hessenreuther Wald findet der Schwarzstorch noch eine Heimat. Auch ihm zuliebe plädieren (v. li.) Werner Schubert, Jürgen Holl und Ernst Grünbauer vom BN für einen maßvollen Ausbau der Bundesstraße 299.

Ausgezeichnet: Für ihre Untersu­ chungen zur Bedeutsamkeit von Kulturlandschaften ist die Staat­ liche Berufsschule Neumarkt von der Europäischen Umweltstiftung »Foundation for Environmental Education« (FEE) geehrt worden. Der bayerische Umweltminister Markus Söder verlieh der Einrich­ tung Ende November 2010 das Prädikat »Umweltschule in Euro­ pa«. Trauer um Olga Aichinger: Die BNKreisgruppe Neustadt a. d. Wald­ naab trauert um ihre langjährige Schriftführerin Olga Aichinger. Sie verstarb am 26. November 2010 im Alter von 93 Jahren. Olga Aichinger

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eht es nach den Plänen des Staatlichen Bauamtes in Am­ berg-Sulzbach, wird zwischen Pres­ sath und Erbendorf eine wahre Stra­ ßenbauorgie stattfinden: Am soge­ nannten Abspann, dem Scheitel­ punkt des Hessenreuther Berges, soll eine 16 Meter tiefe, 75 Meter breite und 600 Meter lange Straßen­ schneise entstehen. Östlich von die­ sem Einschnitt sind bis zu zehn Meter hohe Dämme geplant. Angesichts der engen Kurven, starken Steigungen und der gerin­ gen Breite der jetzigen Straße plä­ diert auch der BN für eine maßvolle Trassenverbreiterung, eine Erweite­ rung beziehungsweise Entschärfung zu enger Kurven und die Umleitung des Lkw-Verkehrs über Kemnath. Damit ließe sich die Verkehrssicher­ heit entscheidend verbessern, und gleichzeitig würde den Landschafts­ schutz-Belangen und der Erho­ lungsfunktion des umliegenden Waldgebietes Rechnung getragen. Die geplanten massiven Eingriffe in

engagierte sich von der Gründung im Jahr 1975 bis hinein in die 90erJahre für die Kreisgruppe. Sie hat sich vor allem während der großen Flurbereinigungsverfahren für den Schutz wertvoller Biotopflächen eingesetzt. Der BN ist ihr für die­ sen jahrzehntelangen Einsatz sehr dankbar. Doppeljubiläum: Die BN-Orts­ gruppe Alteglofsheim im Land­ kreis R ­ egensburg feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum. Beacht­ lich gewachsen ist nicht nur die Zahl der Mitglieder von anfangs 42 auf heute 331, auch die Wohn­ stätten für Schleiereulen, Mauer­ segler und Turmfalken wurden

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das ökologische Gefüge der Berg­ kuppe und in das großräumige Wald- und Erholungsgebiet des Hessenreuther Waldes mit seinem seltenen Artenbestand – unter an­ derem Schwarzstorch, Fischadler und Bechsteinfledermaus – lehnt der Verband jedoch ab. Sie sind auch aufgrund des geringen Ver­ kehrsaufkommens von etwa 1500 Kraftfahrzeugen pro Tag nicht zu rechtfertigen. Die BN-Kreisgruppe Tirschen­ reuth kämpft seit fast 30 Jahren gegen den geplanten Vollausbau am Hessenreuther Berg. Mittlerweile besteht mit Waldbesitzern, dem Bayerischen Bauernverband und dem Verein »Unser Hessenreuther Wald« ein breites Bündnis für eine abgespeckte Ausbauvariante. BNKreisgeschäftsführer Karl Paulus fordert das Staatliche Bauamt nun auf, ein moderates Konzept vor­zu­legen. (ht)

mehr. Ein engagiertes Team von Ehrenamtlichen pflanzte Hecken und legte Streuobstwiesen an. ­Untrennbar verbunden mit der Ortsgruppe ist der Name Tina ­Dorner (im Bild rechts). Sie legte Ende 2010 nach fast 20 Jahren ihr Amt als Vorsitzende wegen eines Umzugs nieder. Ihr hat der Ort nicht nur einen Schmetterlings­

Foto: BN Alteglofsheim

Foto: Willner

Foto: Paulus

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garten und einen naturnah umge­ stalteten Schulhof zu verdanken. Sie hat auch dafür gesorgt, dass die ehemals kleine Tauschbörse am Wertstoffhof mittlerweile auch noch Gartentage, einen Bücherba­ zar und einen Reparaturservice für Fahrräder bietet. Als Gruppenlei­ terin hat sie viele Kinder – und ­da­rüber auch deren Eltern – für den BN gewonnen. Ihre Nachfolgerin Christina Murrmann (Bild Mitte) wurde im November letzten Jahres ins Amt gewählt. Raimund Schoberer, Vorsitzender der Kreisgruppe Re­ gensburg, gratulierte.


Schlaglochangeln 1: Anfang März wies der Bund Naturschutz auf Fehlplanungen beim Straßenbau im Landkreis Hof hin. Während das Geld für den Unterhalt und die Sanierung des bestehenden Stra­ ßennetzes fehle, erklärte die Kreis­ gruppe Hof, plane das staatliche Bauamt Bayreuth eine Ortsumge­ hung bei Oberkotzau. Um auf den schlechten Straßenzustand auf­ merksam zu machen, angelten BN-Mitglieder am Ortseingang

Rekordleistung Das hat bisher noch kaum einer geschafft: Fast drei Jahrzehnte war Helmut Korn (im Bild links) Vorsitzender der Kreisgruppe Bayreuth. Der BN-Vor­ sitzende Hubert Weiger ehrte seinen unermüd­ lichen Einsatz.

Kreisgruppe Bayreuth

Helmut Korn: ein »Macher« für den Naturschutz

Helmut Korn ist nach 28 Jahren als dienstältester BN-Kreisvorsitzender aus dem Amt geschieden. Der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger ehrte das »Urgestein des Naturschutzes« und gratulierte gleichzeitig der Kreisgruppe Bayreuth zu ihrem 90-jährigen Bestehen. Helmut Korn ist ein »Macher«: Allein 2010 – im Alter von 74 Jahren – brachte er es auf 55 Pflegeeinsätze. Er motivierte viele zum Mitmachen und konnte so die Biotoppflege ­im Landkreis deutlich ausweiten. ­Außerdem lag dem Pädagogen die Vermittlung eines verantwortungs­ vollen Umgangs mit der Natur an Kinder und Jugendliche am Herzen.

von Döbra symbolisch in einem wassergefüllten Schlagloch nach Fischen (Bild). Mit einer Verkehrs­ zählung konnte die BN-Ortsgrup­ pe Ebensfeld zudem nachweisen, dass nur etwa ein Drittel des Durchgangsverkehrs auf die Um­ fahrung umgeleitet werden könn­ te. Damit sei keine spürbare Ent­ lastung der Anwohner zu erwarten und der gravierende Eingriff in die Landschaft nicht zu rechtfertigen. Schlaglochangeln 2: Auch im Landkreis Lichtenfels werden neue Straßen geplant, statt erst die alten zu sanieren. Hier »angelte« die ­BN-Kreisgruppe Mitte März auf den baufälligen Straßen, um auf

Dass Helmut Korn 2005 für sein Engagement das Bundesverdienst­ kreuz erhielt, ist nur folgerichtig. Er hat der Gesellschaft gedient, er hat sie vor Fehlentwicklungen bewahrt und die Diskussion über eine nach­ haltig umweltgerechte Zukunft in und um Bayreuth geprägt. Tom Konopka (ht)

diesen Missstand aufmerksam und gleichzeitig gegen die geplan­ te Ortsumfahrung bei Weismain mobil zu machen. Neues Angebot: In diesem Jahr bringt die Jugendorganisation Bund Naturschutz in der Kreis­ gruppe Coburg zusammen mit der Kommunalen Jugendarbeit der Stadt erstmalig den Coburger »Kinder Umwelt Kom(m)Pass« ­heraus. Das Angebot richtet sich nicht mehr wie der Vorgänger, der »Kinder Umwelt(S)pass«, an ein­ zelne Familien, sondern direkt an die verschiedenen Einrichtungen zur Nachmittagsbetreuung. Diese können ab den Pfingstferien die

entsprechenden Nachmittagsak­ tionen, Projekttage und Ferienan­ gebote für ihre Gruppen buchen. Hähnchenmastanlage wird gebaut: Das Landratsamt Lichtenfels hat Anfang des Jahres den Bau einer Hühnermastanlage im oberfrän­ kischen Messendorf für knapp 40 000 Tiere genehmigt. Der BNKreisgruppenvorstand in Lichten­ fels bedauerte dies auf seiner ­Sitzung im Januar einhellig. »Lei­ der gibt die bestehende Rechtslage kaum eine erfolgversprechende Handhabe dafür her, diese Mas­ sentierhaltung zu verhindern«, stellte Kreisvorsitzender Anton Reinhardt fest.

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NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

Foto: Schuberth-Roth

enn der Naturschutz in einem Landkreis mit einer Person unmittelbar in Verbindung gebracht wird, so gilt dies in beson­ derem Maße für Helmut Korn«, ­betonte Hubert Weiger am 11. Feb­ ruar bei der Jahreshauptversamm­ lung der Kreisgruppe Bayreuth. Die 200 Anwesenden verabschiedeten Helmut Korn feierlich und mit to­ sendem Applaus. »Ich bin nur einer von vielen«, zeigte sich Korn be­ scheiden und übergab sein Amt an Reinhard Birkner. Schon der Eintritt Helmut Korns in den BN vor fast 38 Jahren war von einem »Kampfprojekt« begleitet: dem geplanten Rotmainspeicher, der auch gestoppt werden konnte. Eine Wiederauflage des Vorhabens vor wenigen Jahren verhinderte Korn ebenfalls. »Das Rotmaintal hat ihm viel zu verdanken«, resümierte Weiger. Zu Helmut Korns größten Erfolgen zählt aber, dass er gemein­ sam mit Bürgerinitiativen und den BN-Kreisgruppen Wunsiedel und Hof den Bau einer Autobahn durch das Fichtelgebirge abwenden konn­ te. Seither kämpft er weiter gegen einen vierspurigen Ausbau der B 303. Zudem engagierte er sich gegen die Wiederaufarbeitungsan­ lage in Wackersdorf und für eine bäuerliche und ökologische Land­ wirtschaft ohne Gentechnik.

Foto: Buchwald / Nordbayerischer Kurier

W


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leingärten erleben derzeit eine Renaissance: Gar­ tenzeitschriften füllen Regale, in den Städten wachsen inter­ kulturelle Gärten, die Lust auf Land­ leben nimmt zu, die Zahl der ­Hobbygärtner und -köche, die ihr Gemüse selbst ziehen, steigt. Ist das nur ein Modetrend oder eine lang­ fristige Entwicklung zu mehr Regio­ nalität, gesunder Ernährung, Selbst­ bestimmtheit und Bodenständig­ keit? Jahr der Wälder Diese Fragen und die Umgestal­ 2011 ist das internationale Jahr der tung eines Regensburger Stadtvier­ Wälder. Unser Tipp: tels mit vielen neuen Kleingärten Internationaler zur »Grünen Mitte« nimmt das BNWaldpädagogikBildungswerk zum Anlass für eine Kongress in Freising, Veranstaltungsreihe rund um Gär­ 24. – 27. Juli 2011. Mehr Info: www.fo- ten in der Stadt. Ab Mitte Mai gibt restpedagogics.eu. es philosophische Gartengespräche,

Tipps für die Dachbegrünung, den Schmetterlingsgarten und für die Garteneigentümer in der »Grünen Mitte« Regensburgs und aus ganz Bayern. Treffpunkt ist die Natur­ gartenparzelle der BN-Kreisgruppe Regensburg mitten in der Stadt. Als Referenten und Ansprechpartner kommen Gärtner und Floristen, Kräuterpädagogen und Schreiner, Landwirte und Pädagogen.  Regensburg, 12. Mai – Oktober 2011 Kontakt: Das komplette Programm gibt es beim BN-Bildungswerk, Tel. 09 41 - 2 97 20 42, bildungswerk@ bund-naturschutz.de

Radeln mit dem BN

Foto: Composer/fotolia.com

Zukunftsfähiges Lechtal

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leich in der ersten Woche der Sommerferien heißt es wieder »Aufsitzen und losradeln«. Die BNÖkostation Schwaben nimmt zum dritten Mal Anlauf: Nach Bodensee

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Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]

und Iller steht heuer der Lech im Mittelpunkt. Die Strecke folgt dem Wildfluss aus seiner alpinen Umge­ bung über die voralpine Kulturland­ schaft und endet schließlich im städtisch und industriell geprägten Augsburg. Unterwegs lernen die Teilnehmer Initiativen, Firmen und Kommunen ebenso kennen wie Projekte zum Schutz der Biodiversi­ tät und für regenerative Energien und die Regionalentwicklung eines sanften Tourismus. Die Tour bietet anregende Tage für Kopf und Beine, weite Ausblicke ins schwäbische ­Alpenvorland und interessante Be­ gegnungen.  Tirol / Bayern, 1. – 5. August 2011 Kontakt: BN-Ökostation Schwaben, Tel. 08 31 - 1 51 11, www.oekostationschwaben.de

Verborgene Schätze

Wanderung im Nationalpark Bayerischer Wald

Alte Baumriesen bestaunen, Geschichten lauschen, Stille und angenehme Kühle zwischen Farnen und Moosen genießen: Auf dem Urwalderlebnispfad geht es über Hochberg und Schwellhäusl zum Hans-Watzlik-Hain und weiter nach Ludwigsthal. Gemeinsame Anreise per Bahn ab Passau.  Passau/Bayerischer Wald, 5. Juni 2011 Kontakt: BN-Ökostation Nieder­bayern, Tel. 08 51 - 9 66 96 30, info@stelzlhof.de

Foto: Swadzba /fotolia.com

Foto: KG Regensburg

Wo das Gemüse wächst – und das Miteinander

AUF ENTDECKUNGSTOUR

Kleingärten in der Stadt

Kostbarkeiten im Buchenwald

Die Laubwälder um Würzburg ­warten mit verborgenen Besonderheiten aus Flora und Fauna auf. Da gilt es Rosenkäfer (Foto), Waldlilien und Elsbeeren, Eremiten und majestätische Altbuchen aus fürstbischöf­lichen Zeiten zu entdecken. Zu Fuß geht es »querwaldein«, ­abseits der Forstwege.  Güntersleben/Rimpar, 3. Juli 2011 Kontakt: Ökohaus Würzburg, Tel. 09 31 - 4 39 72, info@bn-wuerzburg.de

Weinschwärmer

Weinschwärmer sind dämmerungsaktive Genießer und fliegen im Schwirrflug Blüten zum Nektarsaugen an. Bei der Nachtfalter­ exkursion lernen die Teilnehmer die Weinschwärmer und andere hei­mische Nachtfalter kennen – inklusive Rotweinverkostung.  Passau, 23. Juli 2011 Kontakt: BN-Ökostation Nieder­bayern, Tel. 08 51 - 9 66 96 30, info@stelzlhof.de


BN-VERANSTALTUNGEN UND WEITERE TERMINE

Kalchreuther Kirschkärwa

Bei dem Streuobst-Informationstag dreht sich alles um die Kirsche: Von der Kirschsortenausstellung über Kirschkuchen und »Kirsch-Secco« bis zum Kirschkern-Weitspucken ist für jeden etwas dabei.  Kalchreuth bei Erlangen, 3. Juli 2011 Kontakt: BN-Kreisgruppe Erlangen, Kinder-Klima-Camp Tel. 0 91 31 - 2 36 68, erlangen@ Klima schützen – ja, aber wie? Beim bund-naturschutz.de zweiten Klimacamp am Ammersee wird das Thema Kindern von zehn Reichswaldfest bis 14 Jahren kindgerecht vermit­ Traditionsreiches Wald- und Fami­ telt. Die Kinder können experimen­ lienfest in Nürnbergs grüner Lunge. tieren und Ideen entwickeln. Mit Exkursionen und Bio-Essen.

Foto: Kestel

Auch in Bayern gibt es an mehreren Orten Demos für die Ener­ giewende. Die genauen Zeiten und Orte erfahren Sie unter www.bund-naturschutz.de. Oder Newsletter abonnieren: www. bund-naturschutz.de/newsletter  Bundesweit, 28. Mai 2011 Kontakt: BN-Energiereferat, Tel. 09 11 - 8 18 78 26, anette.jung@ bund-naturschutz.de

 Wartaweil, 6. – 9. Juni 2011 Kontakt: Naturschutzzentrum ­Wartaweil, Tel. 0 81 52 - 96 77 08, wartaweil@bund-naturschutz.de

Foto: BN

Bundesweiter AntiAKW-Aktionstag

 Nürnberg, 16./17. Juli 2011 Kontakt: BN-Landesfachgeschäftsstelle, Tel. 09 11 - 81 87 80, lfg@bund-naturschutz.de

Donau-Schifffahrt

Auf der frei fließenden Donau geht es an den großen Auwäldern ent­ lang von Deggendorf nach Vils­ hofen und zurück. Mit Infos und Unterhaltungsprogramm.  Deggendorf, 31. Juli 2011 Kontakt: BN-Kreisgruppe Deggen-

dorf, Tel. 09 91 - 3 25 55, bund-naturschutz@degnet.de

Bio erleben

»Bio erleben« bietet Markt und Bio-Genuss, Wellness und Kosme­ tik, Modenschau, Kochshows, Kunst, Musik, Talk, Kabarett und Kinderspaß. Nahezu 100 Aussteller.  Nürnberg, 22./23. Juli 2011 Kontakt: BN-Landwirtschaftsreferat, Tel. 09 11 - 8 18 78 21, ursula.erlwein-blassl@bund-naturschutz.de

BN-STUDIENREISEN | TEL. 0 91 23-9 99 57 10

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Sonderzug zur Bundesgartenschau

Foto: BNS Archiv

Mit dem Nostalgie-Sonderzug geht es aus dem Großraum Nürnberg zur Bundesgartenschau nach Kob­ lenz.  Deutschland, 2. Juni 2011

» traditionell bayerisch » Original Flaschengärung

Foto: BNS Archiv

echten Urwäldern, verzweigten Flüssen und Seen.  Polen / Litauen, 14. – 25. Juni 2011

» 100% Bioland-Malz und Hopfen » Bio-Hefe aus eigener Reinzucht

Transsilvanien

Die prächtigen Laubmischwälder sind gewaltig in ihrer Größe und unvergesslich in ihrer Natürlich­ keit und Ruhe. Ebenso wie die nahe Stadt Lemberg tragen sie den Titel eines UNESCO-Welterbes.  Ukraine, 10. – 19. Juli 2011

Nationalparke Polens und Litauens

Fünf Nationalparke, fünf Naturpa­ radiese mit riesigen Wanderdünen, Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes­geschäfts­führer, Dr.-Johann-MaierStr. 4, 93049 Regensburg, www.bundnaturschutz.de Leitender Redakteur (verantw.): Manfred Gößwald (göß) Redaktion: Holger Lieber (hl), Christoph Markl-Meider (cm), Heidi Tiefenthaler (ht),

Das »Land jenseits der Wälder« wartet mit stolzen Wehrkirchen und mittelalterlichen Stadtperlen ebenso auf wie mit den wilden Wäldern des Karpatenbogens.  Rumänien, 15. – 25. Juni 2011

Rumänische Waldkarpaten

Zwischen sanften Hügelketten lie­ gen Dörfer mit weltberühmten Holzkirchen. Wanderungen führen durch bunte Blumenwiesen und stille Wälder.  Rumänien, 30. Juni – 9. Juli 2011

Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, nu@bundnaturschutz.de Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-29 und -20 Titelentwurf: Agentur Vasata Schröder Florenz Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40

Riedenburger Brauhaus, D-93339 Riedenburg, Germany, Tel. +49-9442-9916-0, www.riedenburger.de

Druck und Versand: Brühlsche Universitätsdruckerei Gießen Verlag und Anzeigen: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23-9 99 57-30, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de Auflage: 103. 000

Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im ­Beitrag ­ent­­halten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807 BN-Konto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 885 000, BLZ 700 205 00 BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 844 000, BLZ 700 205 00

Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Geneh­ migung des BN. Für unverlangt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % ­Recycling­­papier gedruckt.

IMPRESSUM

Transkarpatien – Urwälder der Ukraine


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